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Veröffentlicht am 20.02.2018

Das Ende?

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Von vielen sehnlichst erwartet, liegt nun der vierte und letzte Teil der „Neapel-Saga“ vor.
Aus den beiden kleinen Mädchen Lenù und Lila, die in dem neapolitanischen Arbeiterviertel Rione aufwuchsen, ...


Von vielen sehnlichst erwartet, liegt nun der vierte und letzte Teil der „Neapel-Saga“ vor.
Aus den beiden kleinen Mädchen Lenù und Lila, die in dem neapolitanischen Arbeiterviertel Rione aufwuchsen, sind nun selbstbewusste Frauen und Mütter geworden, die sich im Berufsleben durchsetzen und als recht erfolgreich erweisen. Elena Ferrante erzählt aus der Sicht ihres Alter Ego Lenù von wichtigen Ereignissen und dramatischen Situationen aus weiteren dreißig Lebensjahren der Freundinnen, deren Verhältnis zueinander sehr schwierig und widersprüchlich ist.
Damit bringt Elena zu einem Abschluss, was sie im ersten Teil ihrer Tetralogie bereits angekündigt hat: sie will die Geschichte ihrer komplizierten Freundschaft mit Raffaela, genannt Lila, für die Nachwelt festhalten. Lila, die angekündigt hatte, sie wolle „sich in Luft auflösen … nichts von ihr sollte mehr zu finden sein“, ist im Alter von 60 Jahren tatsächlich spurlos verschwunden - genauso, wie viele Jahre zuvor ihre kleine Tochter Tina. Was ist mit Tina passiert? Wird jetzt vielleicht das Geheimnis um Lilas Verschwinden gelüftet?
In ihrem bildhaften, leicht lesbaren Stil thematisiert Ferrante den Prozess des Sich-Lösens ihrer Protagonistinnen von einem traditionellen, aber überkommenen Frauenbild. Sehr realistisch und intensiv schildert sie ihre Emanzipationsbestrebungen und die damit verbundenen Probleme.
Während jedoch in den ersten Teilen der „Neapel-Saga“ die historischen Gegebenheiten und politischen Bedingungen einen hohen Anteil in Ferrantes Roman ausmachen, wird der geschichtliche Hintergrund in diesem letzten Band leider etwas vernachlässigt. Hier nimmt Lenùs persönliches Schicksal, verbunden mit dem ihrer Freundin Lila, den größten Raum ein. Auch die südlich-turbulente Atmosphäre Neapels wirkte meines Erachtens in den ersten Büchern der Serie viel lebendiger und unmittelbarer. Dennoch: mit der „Geschichte des verlorenen Kindes“ ist Ferrante wiederum ein sehr unterhaltsames und interessantes Buch gelungen.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Kennwort "Walhalla"

Walhalla-Code
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Mord oder Selbstmord? Ein Toter auf der Parkbank gibt Rätsel auf. Doch diesmal ist es für Kommissar Tom Sydow kein „normaler“ Fall; denn das Opfer ist ein hoher Beamter der Gestapo, ein Vertrauter Reinhard ...

Mord oder Selbstmord? Ein Toter auf der Parkbank gibt Rätsel auf. Doch diesmal ist es für Kommissar Tom Sydow kein „normaler“ Fall; denn das Opfer ist ein hoher Beamter der Gestapo, ein Vertrauter Reinhard Heydrichs. Schon bald fühlen sich Sydow und sein Assistent Kalinke selbst verfolgt. Doch nicht nur die Gestapo-Schergen, sondern auch der englische und der russische Geheimdienst haben Interesse an den Umständen des Mordes. In dem letzten Telefongespräch zwischen Heydrich und dem Toten, das abgehört worden ist, fiel der Codename „Walhalla“. Welches Geheimnis verbirgt sich dahinter?
Klausner verlegt seinen Kriminalfall in das Ambiente der Vierziger Jahre und verbindet ihn mit Ereignissen aus dem Zweiten Weltkrieg. Stimmungsvoll schildert er den zeitgeschichtlichen Hintergrund, das Leben im Berlin jener Zeit, die Angst vor dem Bombenkrieg, die Bespitzelung, die Verfolgung von Juden und Andersdenkenden. Der Roman ist gut recherchiert, spannend und flott geschrieben; dennoch fehlt mir das „I-Tüpfelchen“. Die Charaktere erscheinen mir nur skizziert, oberflächlich. Auch die Handlung empfinde ich als zu überladen und viel zu rasch ablaufend. Obwohl er für meinen Geschmack zu viel „Action“ und zu wenig Tiefe bietet, ist der Krimi trotzdem recht unterhaltsam und sorgt für angenehme Lesestunden.

Veröffentlicht am 15.04.2020

Unterhaltend, aber wenig Tiefgang

Whisper
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Die sechzehnjährige Noa hat mit etlichen Problemen zu kämpfen, die ihr Teenagerleben belasten. Da ist ihre extrovertierte Mutter, die es versteht, stets im Mittelpunkt zu stehen; außerdem hat sie eine ...

Die sechzehnjährige Noa hat mit etlichen Problemen zu kämpfen, die ihr Teenagerleben belasten. Da ist ihre extrovertierte Mutter, die es versteht, stets im Mittelpunkt zu stehen; außerdem hat sie eine Enttäuschung mit ihrer ersten Liebe hinter sich. Jetzt in ihrem gemeinsamen Sommerurlaub scheint alles gemächlicher zu werden: Ferien in einem kleinen Ort im Westerwald versprechen zunächst einmal nur Abgeschiedenheit und Ruhe. Doch hinter der dörflichen gelassenen Fassade lauert ein düsteres Geheimnis…
In flottem Stil erzählt Isabel Abedi aus Noas Sicht von Ferienwochen, die überraschend aufregend werden. Um das Zentralmotiv, eine Geisterbeschwörung und das Mysterium eines lange zurückliegenden Vermisstenfalls, gruppiert die Autorin eine ganze Reihe anderer Themen, die sie miteinander verquickt: Mutter-Tochter-Konflikte, unterschiedliche Positionen in einer dörflichen Gemeinschaft, eine scheue junge Liebe. Allerdings werden viele Themen nur angeschnitten, die meisten nicht weiter ausgeführt, viele Fragen, die sich der Leser stellt, bleiben unbeantwortet. Einige vertiefende Gedanken hätte ich mir da schon gewünscht, ebenso wie eine plastischere Gestaltung der Charaktere. Insofern wirkt der Jugendroman - zwar kurzweilig und spannend geschrieben - etwas oberflächlich, verfügt aber über einen gewissen Unterhaltungswert.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Klischee

Zara und Zoë - Rache in Marseille
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Wer käme auf die Idee, dass die zarte Europol-Profilerin Zara die Zwillingsschwester einer skrupellosen Auftragmörderin der Drogenmafia ist? Die charakterlich so gegensätzlichen Schwestern Zara und Zoë ...

Wer käme auf die Idee, dass die zarte Europol-Profilerin Zara die Zwillingsschwester einer skrupellosen Auftragmörderin der Drogenmafia ist? Die charakterlich so gegensätzlichen Schwestern Zara und Zoë sind sich seit vielen Jahren aus dem Weg gegangen, genauer gesagt, seitdem ihre Mutter den kleinkriminellen Vater verlassen hat. Doch bei ihre Ermittlungen zu einem schrecklichen Mord an einem jungen Mädchen in den Calanques von Marseille braucht Zara dringend Hilfe, und es gelingt ihr, Zoë dafür zu gewinnen, für kurze Zeit die Rollen zu tauschen.
Zwar ist der Thriller in einem flotten, temporeichen Schreibstil verfasst, doch die Wortwahl ist oft vulgär und brutal. Sicher ist es Absicht des Autors, mit unterschiedlicher Ausdrucksweise den diversen Personen mehr Authentizität zu verleihen, auf mich wirkt es allerdings sehr klischeehaft. Auch die Charaktere bleiben mir zu blass und oberflächlich. Positiv zu bewerten ist das aktuelle Thema, das Oetker in den Mittelpunkt seines Romans stellt, und die damit zusammenhängenden Probleme vor allem der Banlieues von Großstädten: Armut, Terror, Korruption und Drogen. Dennoch möchte ich das Buch nur bedingt weiter empfeheln.

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Veröffentlicht am 28.08.2019

Nicht lustig

Betreutes Trinken
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Doris Kindermann, Ende dreißig und Sozialarbeiterin, lässt sich und ihr Leben so dahin treiben. Halt findet sie bei ihrer besten Freundin Katja und in ihrer Stammkneipe „Dead Horst“ - bis eines Tages ...

Doris Kindermann, Ende dreißig und Sozialarbeiterin, lässt sich und ihr Leben so dahin treiben. Halt findet sie bei ihrer besten Freundin Katja und in ihrer Stammkneipe „Dead Horst“ - bis eines Tages ihre Exliebe Gunnar auftaucht. Gleichzeitig muss Kneipenwirt Raffi ins Krankenhaus, und Doris versucht mit einigen der Stammgäste, ihre zweite Heimat zu retten. Natürlich klappt das nicht ohne Probleme, und nach einem Unfall denkt Doris doch intensiver über ihr Leben nach.
Die Schreibweise soll locker und unkonventionell erscheinen, dem Typ der Protagonistin angepasst, macht jedoch eher einen oberflächlichen Eindruck. Die Formulierungen sind zwar zeitgemäß und sollen witzig oder ironisch sein, wirken jedoch für mein Empfinden sehr aufgesetzt. Die traurige Wirklichkeit in Doris´ Leben, die sie versucht mit Alkohol und kessen Sprüchen zu überdecken, könnte sicher effektiver herausgearbeitet werden. Mir erscheint es zu wenig - nach 300 vorhergehenden Seiten - auf den letzten ca. 20 Seiten Hintergründe zu Doris´ Vorleben zu erfahren und ansatzweise ihre „Entwicklung“ mitzuerleben.