Platzhalter für Profilbild

Nilchen

Lesejury Star
offline

Nilchen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nilchen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2021

Eine Abrechnung oder eine Aufarbeitung?

Wut
0

Harald Martenstein, den ich bisher sehr schätzen gelernt habe in seiner wöchentlichen ZEIT-Kolumne, die immer mit viel Witz und Charme die groteskesten Alltäglichkeiten zerlegt und in seinem Kosmos einordnet, ...

Harald Martenstein, den ich bisher sehr schätzen gelernt habe in seiner wöchentlichen ZEIT-Kolumne, die immer mit viel Witz und Charme die groteskesten Alltäglichkeiten zerlegt und in seinem Kosmos einordnet, ist nun mit diesem Roman „Wut“ in seine Kindheit eingetaucht und nimmt uns auf eine schmerzhafte Zeitreise mit. Ein sehr persönliches Buch, auch wenn der Protagonist ein fiktiver Charakter ist: Frank und das Buch in Gänze eine ausgedachte Geschichte ist.
Dieser Roman schmerzt sehr beim Lesen, zeichnet es eine brutale und grausame Kindheit. Wirklich nichts für zarte Gemüter. Frank muss immer wieder als Dampfablasser für seine Mutter Maria herhalten, die ihren Stress am Kind auslässt in dem sie ihn immer und immer wieder prügelt. Nicht nur die physische Gewalt setzt dem Kind massiv zu auch die verbalen Verunglimpfungen tun höllisch weh und bauen diese große und allumfassende Wut auf.
Fast ist es erstaunlich wie der Autor der Mutterfigur nicht nur Schlechtes zuschreibt, ihr gar positive Eigenschaften gibt und versucht im Ansatz zu verstehen wie man das eigene Kind so schlecht behandeln kann. Klar, auch die Mutter hatte kein schönes Leben und ist am Ende, aber kein Grund ihr Kind zu misshandeln. Sie wurde von der eigenen Mutter zurükgelassen bei der Tante, die ein Bordell betrieb. Hier musste sie ran und zugleich auf ein katholisches Gymnasium gehen.
Irgendwann kippt die Geschichte um Frank und Martenstein driftet vom Erzählen ab und fabuliert mehr. Was nun noch wahr und erdacht ist, Traum oder Wirklichkeit vermag man ohne ein Gespräch mit dem Autor nicht konstruieren. Mit diesem Bruch enden auch die Erfahrungen des Autors die in diesen Roman einflossen.
Fazit: Harter Tobak - Aufarbeitende Abrechnung mit der eigenen Mutter, aber auch ein kaputtes fiktives Männerleben, dass droht auseinander zu fallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.03.2021

Ein Mädchen wächst an seinen Aufgaben

Hüterin des Waldes 1: Hannas Geheimnis
0

Hanna zieht mit ihren Eltern aufs Land in das Haus der Großmutter, die kürzlich verstarb. Das Haus liegt am Waldrand und ihre Oma war, wie Hanna alleine herausfindet, die Hüterin des Waldes. Nun trägt ...

Hanna zieht mit ihren Eltern aufs Land in das Haus der Großmutter, die kürzlich verstarb. Das Haus liegt am Waldrand und ihre Oma war, wie Hanna alleine herausfindet, die Hüterin des Waldes. Nun trägt sie das Amt und muss es aber als Geheimnis hüten und darf niemandem davon erzählen. Es gibt ein sprechendes Wiesel, Flitz, dass sie in die ihr neues Amt einweiht und ihr stets zur Seite steht. Ihre erste Aufgabe bekommt sie sehr schnell, denn es gibt einen Vogel zu retten, der sich leider den Flügel brach. Im Laufe der Geschichte freundet Hanna sich auch mit einem Jungen aus dem Dorf an, Felix. Er liebt die Natur, wie auch sie es tut. Kann sie den Vogel retten?
Es ist der Auftakt zu einer neuen Reihe, Band 2 ist auch bereits erschienen („Häschen in Not“), geschrieben von Mona Larch.
Viel Natur- und Tierliebe steckt in diesem Erstleserbuch und auch ein wenig Magie mit dem sprechenden Wiesel und dem dicken Buch der „Zauber“.
Es gibt zwar wenige Illustrationen, aber die Textmenge pro Seite und der große Zeilenabstand machen es ideal für Erstleser:innen.
Übrigens, wer sich für das klassische Buch in Papierform entscheidet, bekommt ein schönes Cover, denn es glänzt wunderbar je nach Lichteinfall!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.12.2020

Wem gehört die Idee?

Charlie – Ein Schulbus hebt ab
0

Was auffällig ist bei diesem Buch ist die frappierend ähnliche Idee wie bei einer Netflix-Serie aus Nordamerika „The Magic School Bus“ – Der Zauberschulbus ist wieder unterwegs. Da komme ich in der Tat ...

Was auffällig ist bei diesem Buch ist die frappierend ähnliche Idee wie bei einer Netflix-Serie aus Nordamerika „The Magic School Bus“ – Der Zauberschulbus ist wieder unterwegs. Da komme ich in der Tat ins Grübeln wessen ureigenste Idee dieses Buch eigentlich ist, weil die Idee sehr ähnlich ist. Man nehme einen Schulbus, lade Kinder ein und wie von Zauberhand reist man mit dem Bus an andere Orte, andere Zeiten usw…
Hier bei Irene Zimmermann und ihrem „Charlie – ein Schulbus hebt ab“ ist es der Bus der selbst aktiv wird (Charlie) und mit den Kindern die zufällig aufgesprungen sind (Luke, Frank, Maisie und Will) Abenteuer erlebt. Dieser Band wirkt auch wie ein Auftakt in einer Reihe.
Zum Inhalt des Romans für junge Leser muss ich sagen, dass es gut geschrieben und einfach zu lesen ist. Wunderbar für die Grundschulkinder, die schon etwas besser lesen können, ab der 3. Klasse. Auch sind einige Illustrationen von Tine Schulz enthalten, aber nur dezent und bei weitem nicht auf jeder Seite. Eine klare Entwicklung hin zum „nur-Text“-Roman. Für den Text und Umfang daher gelungen.
Leider muss ich erneut meinen Unmut kundtun, denn ich verstehe es leider nicht, dass deutsche Autor*innen ihren Charakteren oft englische Namen geben und es woanders verorten. In manchen Büchern unabdingbar und sinnvoll, aber hier hätte es auch ein Internat im deutschsprachigen Raum sein dürfen, ach das gibt es und auch mit Bussen…
Fazit: Wenn man Mal von meinen Idee-Bedenken und die Namens-Kritik absieht, dann ist es ein netter Roman den Grundschüler sicherlich mögen werden! Alles drin, vom Witz, zur Spannung und natürlich die Freundschaften!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.08.2020

Stillleben der Spießigkeit

Jesolo
0

Jesolo, ein piefiger Familienurlaubsort, der in die Jahre gekommen ist. Szenerie und Stimmung ist von der ersten Seite an klar gesetzt. Der Titel gibt den ersten Klang im Text: Jesolo - nicht mehr nicht ...

Jesolo, ein piefiger Familienurlaubsort, der in die Jahre gekommen ist. Szenerie und Stimmung ist von der ersten Seite an klar gesetzt. Der Titel gibt den ersten Klang im Text: Jesolo - nicht mehr nicht weniger.

Die Protagonistin Andrea, 35 Jahre alt, ist von der eigenen Lebenswelt und vor allem vom Lebensgefährten maßlos gelangweilt und vermisst die große weite Welt in vielen Hinsichten. Sie empfindet Familie als einzwängendes Korsett und möchte dem alltäglichen entrinnen.

Sie wird schwanger und es wird die Geschichte ihrer Schwangerschaft erzählt - und es ist keine Gute. Nebenbei arbeitet sie ihre eigene schwierige Kindheit auf.

Wer dieses Buch gelesen hat wird entweder depressiv oder will weder Kinder noch in einem Dorf leben.



Hinzu kommt die ermüdende Erzählform, denn der Text ist aus ihrer Sicht an ihren Partner gerichtet.



In einer Beziehung erlebt man im besten Fall Geborgenheit, einen Partner mit dem die eigenen Wünsche in Erfüllung gehen, dem man grenzenlos Vertrauen schenken kann, viel Freude miteinander teilt und das Leben genießen kann.

Was tut man aber, wenn die erste Verliebtheit abflaut oder gar die ersten Jahre ins Land gegangen sind und man selbst merkt, dass die Vorstellung über die Zukunft des Partners nicht die eigenen sind?

Wie weit darf die Zuneigung aus Verbundenheit den eigenen Wünschen und Lebensvorstellungen im Widerspruch stehen? Und was tun wenn man in ein Leben hingeratene ist, was man so gar nicht wollte?



Dies ist das Grundgedankenspiel des Romans von Tanja Raich.

Aus der Ich-Perspektive beschreibt sie die rationalen wie irrationalen Handlungen und Gedanken, die mit diesem inneren Krieg und der Krise der Leidenden zusammenhängt.

Sicher fragte ich mich des Öfteren warum sie den Kerl nicht verlässt und sich neue Perspektiven eröffnet, aber genau das ist ja das Schwere. Der Sprung ins Unbekannte - es gibt viel zu gewinnen, aber eben doch auch viel zu verlieren. Ich finde ihre passive Haltung anstrengend und wenig selbstbestimmt.



Ach, und nicht zu viel Italien erwarten trotz Titel und Auftakt. Kann falsche Erwartungen wecken. Wobei Erwartungen sehr wohl ein zentrales Thema des Romans darstellt.


Fazit: Der Roman trifft den Kern der Misere, es ist nur die Frage, ob man das Ganze mitdurchleben möchte in Buchform.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.08.2020

Ich brauch eine große Tiefkühltruhe!

Meal Prep für Mamis
0

Nach dem ersten Stöbern in diesem netten Buch ‚ Meal Prep für Mamis‘, dachte ich: Ich brauch eine größere Tiefkühltruhe! Wobei die schon recht groß ist….also eher ein viel strukturierter Umgang mit der ...

Nach dem ersten Stöbern in diesem netten Buch ‚ Meal Prep für Mamis‘, dachte ich: Ich brauch eine größere Tiefkühltruhe! Wobei die schon recht groß ist….also eher ein viel strukturierter Umgang mit der Kapazität der Tiefkühltruhe und des Kühlschranks. Denn eigentlich ist das Prinzip Meal-Prep simple, aber genau deshalb doch so gut umzusetzen. Das Buch hilft beim Strukturieren in der eigenen Küche für dieses Prinzip.

Das Buch ist pragmatisch und ohne Zeigefinger, daher aus meiner Sicht sehr angenehm. Das haben die beiden gut umgesetzt: Laura Osswald & Lena Merz. Es gibt vielen eigentlich offensichtlichen Themen wie Tipps zu Behältern, Portionierung, Planung pro Tag. Aber manchmal ist es gut, wirklich an die Hand genommen zu werden. Schön finde ich auch den Fokus auf der Nachhaltigkeit damit weniger Müll produziert und weniger Essen verschwendet wird.

Der größte Teil des Buches sind einfache, leckere Rezeptideen! Und auch hier wieder ein pragmatischer Hinweis, wer etwas nicht mag nimmt anderes Gemüse usw. Uns als Familie haben besonders die Frühstücksrezepte überzeugt.


Fazit: Super Buch für gestresste Neulinge in der eigenen Küche, die es gesund angehen wollen – mit und ohne Kinder aus meiner Sicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere