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Hannicake

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2020

Schöne emotionale Fortsetzung über wichtige aktuelle Themen - Wiedersehen mit vorherigen Protagonisten

Vergissmeinnicht
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Lizzie und Toby sind schon seit Kindheitstagen Freunde und verbringen, nicht zuletzt dadurch, dass sie in übereinander gelegenen Wohnungen wohnen, sehr viel Zeit miteinander. Sie sind ein Herz und eine ...

Lizzie und Toby sind schon seit Kindheitstagen Freunde und verbringen, nicht zuletzt dadurch, dass sie in übereinander gelegenen Wohnungen wohnen, sehr viel Zeit miteinander. Sie sind ein Herz und eine Seele. Doch die Hochzeit von Toby´s Bruder Jamie verändert alles zwischen ihnen. Schaffen es die beiden, wieder zueinanderzufinden und vielleicht mehr als bloß Freunde zu sein?

Die 16-jährige Ich-Erzählerin Lizzie ist durch und durch in einem Strudel aus ihren Gefühlen gefangen. Diese Gefühle bekommt der Leser hautnah und auf authentische Weise vermittelt. Man erfährt viel über sie, ihr Leben und ihre Gedanken und hat somit des Öfteren das Gefühl, direkt an ihrer Seite zu stehen und ihre Welt und ihr Leben, aber auch ihre Probleme direkt aus ihren Augen zu sehen.
Die Charaktere sind zumeist sehr liebenswert und man fiebert und leidet mit ihnen mit. Insbesondere Lizzie´s Kindheitsfreund Toby, aber auch ihr jüngerer Bruder Eddy und die Zeit, die die beiden gemeinsam verbringen sowie ihr Freund Maddox sind einem beim Lesen ans Herz gewachsen. Jeder hat seine eigene Geschichte und seine eigenen Charakterzüge, was die Geschichte spannend, abwechslungsreich und vielschichtig gestaltet. Es wäre an einigen Stellen schön gewesen, noch ein bisschen mehr über Toby zu erfahren, aber es ist nachvollziehbar, dass der Fokus hier auf Lizzie liegt – alles andere würde vermutlich den Rahmen sprengen und der Tiefe von Lizzie´s Darstellung nicht gerecht werden.

Die Charaktere mögen zwar jugendlich sein und durch ihr Leben in der „Oberschicht“ New Yorks keine Geldprobleme haben, aber es wird schnell deutlich, dass sie mit vielen Problemen zu kämpfen haben, von denen auch viele Erwachsene betroffen sind. Es werden so viele wichtige Themen wie Selbstfindung und Selbstbewusstsein angesprochen, aber auch der Appell ausgesprochen, dass jeder seinen eigenen Weg gehen muss und sich nicht von den Meinungen anderer Menschen formen lassen darf. Zudem werden aktuelle Aspekte und Probleme thematisiert, die unter anderem mit der Nutzung von sozialen Netzwerken und Erwartungshaltungen anderer einhergehen.

Der Schreibstil ist sehr gut zu lesen und gemeinsam mit der Handlung zieht er den Leser in den Bann und sorgt dafür, dass man einfach weiterlesen muss, um zu erfahren, wie es weitergeht und ob die Charaktere endlich ihr Happy End bekommen, das sie so sehr verdienen.

Das schöne an dieser Reihe ist, dass die Charaktere nicht nach einem Band wieder verschwinden, sondern ihre Geschichte stets weitererzählt wird. So erfährt der Leser hier wieder etwas über Lilian und Jamie sowie über Cami und Ash. Wenn sich der Leser nicht mehr so genau an die Charaktere erinnern kann, stellt dies jedoch kein Hindernis dar, da immer wieder Hinweise auf die Figurenkonstellationen und auf vergangene Geschehnisse gegeben werden. Es ist jedoch ebenfalls kein Problem, wenn die vorherigen Bände nicht gelesen wurde, da jede Geschichte in sich abgeschlossen ist, aber so kann es passieren, dass manche Hinweise nicht eingeordnet werden und die Geschichte nicht noch mehr ganz genossen werden kann, als dieser Band es ohnehin schon verspricht – es lohnt sich auf jeden Fall, auch die vorhergehenden Bücher zu lesen, da sie einfach allesamt auf ihre eigene Art und Weise sehr schön und berührend sind.

Die Geschichte nimmt keinen gradlinigen Verlauf, sondern zwischen Lizzie und Toby stehen viele ungeklärte Dinge. Die zeitweise räumliche aber auch emotionale Distanz machen dies nicht besser. Insgesamt begleitet der Leser die beiden knapp ein Jahr lang – nicht nur bei Höhen, sondern auch bei Tiefen, die gar nicht so leicht zu überwinden scheinen und fiebert mit ihnen mit, denkt aber auch über die Geschichte hinaus näher über die angesprochenen Aspekte nach.

Der Titel der Reihe How to be happy erhält hier ein ganz neue Bedeutung, denn es geht hier vor allem über das Glücklichsein aber auch über Selbstakzeptanz. Dies ist gut in die Geschichte integriert und durch viele emotionalen Szenen noch viel schöner zu lesen.

Insgesamt ist dieses Buch aufgrund der liebenswerten Charaktere, den wichtigen aktuellen Themen sowie der rübergebrachten Emotionen sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Ergreifend, zerreißend - einfach nur emotional !

Wie die Ruhe vor dem Sturm
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Die 16-jährige Eleanor durchlebt eine emotional schwere Zeit. Ablenkung und Trost spendet ihr in dieser Zeit Greyson. Über die Jahre hinweg verlieren sie sich jedoch aus den Augen. Als sie sich 16 Jahr ...

Die 16-jährige Eleanor durchlebt eine emotional schwere Zeit. Ablenkung und Trost spendet ihr in dieser Zeit Greyson. Über die Jahre hinweg verlieren sie sich jedoch aus den Augen. Als sie sich 16 Jahr später wiedersehen, als Eleanor als Nanny auf seine beiden Töchter aufpassen soll, stockt ihr der Atem, denn Greyson ist keineswegs mehr so lebensfroh wie sie ihn in Erinnerung hat. Seine harte und abweisende Art ist geprägt von großer Trauer. Schritt für Schritt versucht Eleanor deshalb, seine Welt wieder ein bisschen bunter zu machen und ihm neue Hoffnung und Lebensfreude zu schenken, so wie er es damals für sie gemacht hat.

Die Situation, in der sich die Charaktere befinden, ist überschattet von Trauer, jedoch ist diese immer wieder überlagert von glücklichen Momenten, Hoffnung und Zuversicht. Dieses Buch schafft es, dem Leser sehr viele emotionale Momente zu bescheren, die von einen auf den anderen Moment umschlagen können. Es ist ein breites Spektrum von Gefühlen, die den Leser genauso oft Tränen in die Augen wie auch ein Grinsen ins Gesicht treibt.

Der Leser kann mit den beiden Ich-Erzählern Eleanor und Greyson mitfühlen. Dadurch, dass die Geschichte aus beiden Perspektiven erzählt wird, werden viele Hintergründe und Gefühle offenbart, die sie dem jeweils anderen nicht offen zeigen. Das fördert das Verständnis und bringt dem Leser die Protagonisten noch näher. Zudem wirken sie dadurch authentischer und menschlicher. Es wäre jedoch schön gewesen, im ersten Teil mehr Kapitel aus der Sicht von Greyson zu lesen, da diese ein bisschen wenig waren.
Der Leser kann die Charakterentwicklung von Eleanor und Greyson miterleben, da der erste Teil der Geschichte die Beziehung zwischen den beiden während deren Jugend abdeckt, wohingegen der die Geschichte überwiegende zweite Teil sechzehn Jahre später spielt. Während die Entwicklung von Eleanor den Leser größtenteils glücklich stimmt, ist die Entwicklung von Greyson umso trauriger, denn er scheint sich zu dem Mann entwickelt zu haben, der dem seines Vaters ähnelt und der er unter keinen Umständen werden wollte. Von diesem Wandel ist der Leser mindestens genauso geschockt und ergriffen wie Eleanor, die ihren Greyson von damals kaum wiedererkennt und der sich so gut wie allen Menschen gegenüber kühl und distanziert verhält und für sich im Stillen leidet und deswegen in seine Arbeit flüchtet.
Auch die anderen Charaktere, vor allem die beiden Töchter von Greyson, haben ihre eigene Persönlichkeit und spielen eine entscheidende Rolle für den Fortgang der Handlung. Sie sorgen zudem für viele emotionale Szenen und machen auch durch ihre eigenen Probleme die Geschichte vielschichtiger.

Der Schreibstil ist sehr bildreich und gut zu lesen und durch teilweise in den Text integrierte E-Mails abwechslungsreich gestaltet. Durch die kurzen Kapitel fliegen die Seiten nur so dahin und der Leser kann sich nur schwer von der Geschichte trennen.

Auch wenn es zunächst ziemlich offensichtlich scheint, wie sich die weitere Handlung entwickelt, bietet diese Geschichte noch einige kleine überraschende Wendungen und Offenbarungen. Zudem sorgen Erinnerungsfetzen für ein besseres Verständnis und Details, die der Leser so nicht erwartet hätte.
Es gab Momente, in denen die Geschichte nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte, jedoch konnte sie im Gesamten aufgrund der dargestellten Figurenbeziehungen, der Charakterentwicklungen und dem insgesamt runden Aufbau überzeugen.

Die Geschichte ist sehr tiefgründig durch die vielen eingearbeiteten wichtigen Themen. Die Triggerwarnung am Ende des Buches ist ernstzunehmen, denn die dort beschriebenen Aspekte nehmen einen großen Teil ein, jedoch muss man sich bewusst werden, dass diese Warnung Spoiler enthält, sodass es sich zu empfehlen lohnt, diese nur zu lesen, wenn auf bestimmte Aspekte sensibel reagiert wird.

Insgesamt kann dieses Buch jedem empfohlen werden, der sich auf eine emotionale Reise mit liebenswerten Charakteren begeben möchte und auch vor traurigen Szenen und Szenen voller Erschöpfung und Ermüdung nicht zurückschreckt.

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Vorhersehbare, aber emotionale Geschichte mit liebenswerten Protagonisten

Ascheblüte
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Ashton Parker hat sein erstes Buch veröffentlicht – ein voller Erfolg. Nun soll die angehende Lektorin Camille Dubois ihn von einem neuen Manuskript überzeugen, um eine feste Stelle in dem Verlagshaus, ...

Ashton Parker hat sein erstes Buch veröffentlicht – ein voller Erfolg. Nun soll die angehende Lektorin Camille Dubois ihn von einem neuen Manuskript überzeugen, um eine feste Stelle in dem Verlagshaus, in dem sie als Praktikantin tätig ist, zu erhalten. Dies gestaltet sich als eine schwierige Aufgabe, da sich Ashton, kurz Ash genannt, in einer Schreibkrise befindet und nur Geschichten über wahre Ereignisse bzw. eigene Erlebnisse schreiben kann. Als Ash in den nächsten Flieger nach Irland steigt, um nicht mehr von dem Verlagshaus genervt zu werden, fasst Camille am Flughafen spontan den Entschluss, ihm zu folgen, um sich die Anstellung als Lektorin zu sichern. Zudem kommt ihr diese Gelegenheit gerade Recht, um vor der angespannten Situation bei ihr zuhause zu fliehen.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Camille und Ash, die jeweils in der Ich-Perspektive ihre Erlebnisse und Gefühle schildern. Die konkrete Zuordnung wird dem Leser durch einen Hinweis in Form des Namens des Erzählers zu Beginn eines jeden Kapitels ermöglicht.

Der Leser ist direkt in der Geschichte drin, was auch an den beide Protagonisten liegt, die liebenswerte und interessante Charaktere sind, die beide eine nicht einfache und alles andere als komplikationslose Vergangenheit haben. Manchmal möchte der Leser sie jedoch nur durchschütteln und sie dazu bewegen, sich vernünftiger zu verhalten oder zu erkennen, was andere wirklich für sie empfinden. Auf jeden Fall kann der Leser gut mit den Protagonisten mitfühlen und mitfiebern. Meistens können die Beweggründe für die Handlungen jedoch nachvollzogen werden. Während Camille eine neue Protagonistin ist, kennt der Leser Ash bereits aus dem vorherigen Band der Reihe, jedoch ist es auch kein Problem, den Vorgänger nicht zu kennen, da dies ein in sich abgeschlossener Band ist und für das Verständnis wichtige Szenen in Form von Erinnerungen aufgearbeitet werden.

Ein Großteil der Handlung spielt in Irland, wo die beiden Protagonisten eine spannende Reise erleben, nur mit Zelt, einem Schlafsack und ein bisschen Kleidung von Ash ausgestattet. Das Abenteuer, das die beiden erleben, und das die beiden schneller zusammenschweißt, als diese sich je erträumt hätten, löst bei dem Leser eine angenehme Stimmung aus und versetzt ihn in Urlaubsstimmung.

Der Schreibstil ist gut und lässt sich auch dank der kurzen Kapitel flüssig zu lesen. Er beschreibt die Situation und Charaktere sehr gut und ermöglicht den Leser, sich gut in die Handlung und die Protagonisten hineinzuversetzen. Bei jedem Ortswechsel beginnt das Kapitel mit einem schönen Zitat, das häufig einen direkten Bezug zu dem kommenden Inhalt hat.

Es gibt viele emotionale Szenen, in denen auch oft ein Knistern in der Luft liegt. Schnell merkt der Leser, dass sowohl Camille als auch Ash sich aneinander gewöhnt haben und den jeweils anderen mehr mögen, als sie zugeben wollen. Der Schwerpunkt dieser Geschichte liegt nicht auf der Handlung – diese ist, bis auf eine kleine unerwartete Wendung zum Schluss, sehr vorhersehbar – sondern auf den Gefühlen der Protagonisten und zwischenmenschlichen Beziehungen.

Neben humorvollen Szenen, werden verschiedene ernste und wichtige Themen thematisiert. Diese sind gut in die Handlung integriert, sodass trotz allem eine positive und angenehme Geschichte erzählt wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Buch jedem empfohlen werden kann, der eine emotionale Geschichte sucht, bei der der Fokus nicht auf der Handlung liegt.

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Veröffentlicht am 23.07.2020

Sehr emotional - wahre Gänsehautmomente

Dream Again
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Jude hat versucht, ihren Traumberuf als Schauspielerin in LA zu verwirklichen. Doch verschiedene Ereignisse führen dazu, dass daraus nichts wird, sodass sie erfolglos und dem Ruin nahe zu ihrem Bruder ...

Jude hat versucht, ihren Traumberuf als Schauspielerin in LA zu verwirklichen. Doch verschiedene Ereignisse führen dazu, dass daraus nichts wird, sodass sie erfolglos und dem Ruin nahe zu ihrem Bruder Ezra nach Woodshill zieht. Doch der wohnt in einer WG mit Blake – ihrem Ex-Freund. Als dieser Jude sieht, schließt er die Tür direkt vor ihrer Nase. Jude ist verzweifelt und sie erkennt den Blake nicht mehr wieder, in den sie sich damals verliebt und für den sie immer noch Gefühle hat. Blake scheint es diesbezüglich nicht anders zu gehen und die Luft ist von Spannung und Knistern erfüllt. Doch können sie sich ihre Fehler, die sie in der Vergangenheit begangen haben, verzeihen und ihren Gefühlen erneut eine Chance geben?

Es erfolgt ein Wiedersehen mit Everly, Scott und vielen anderen Charakteren, doch in diesem Buch liegt der Fokus auf Blake und Jude und auch über Ezra erfährt der Leser einige Details.

Zu Beginn wirken die Geschichte und das Ende vorhersehbar, aber mit fortschreitender Handlung wird es viel tiefgründiger als erwartet und es werden ernste Themen mit eingeflochten. Zentrale Aspekte sind unter anderem Vertrauen, persönliche Ängste und Träume mit der klaren Message, an sich und seine Träume zu glauben, und auch an ihnen festzuhalten, wenn es mal nicht gut für deren Verwirklichung aussieht. Lange wird der Leser hingehalten und Spannung aufgebaut, bis er endlich erfährt, was Jude in LA erfahren ist und warum sie so unsicher und selbstzweifelnd aus dieser Zeit hervorgeht.

In diesem Buch erfährt der Leser, was es mit Blake´s Traurigkeit auf sich hat und wer ihn damals so verletzt hat, dass er sich auf niemanden mehr ernsthaft einlassen kann und stets verstreut wirkt. Erst an dieser Stelle wird richtig deutlich, wie verletzlich und zerbrechlich Blake wirklich ist. Hinter seiner stets fröhlichen Fassade steckt eine tiefe Trauer. Nicht immer ist sein Verhalten lobenswert und akzeptabel, häufig schlägt er mit Worten um sich und gibt schon aus geringen Anlässen das auf, was er bereits erreicht hat. Dass er durch seine schwere Knieverletzung seinen Traum vom Basketballspielen zumindest vorübergehend aufgeben muss, sorgt nicht für eine Verbesserung seiner Laune.

Der Schreibstil ist wie gewohnt leicht, angenehm und flüssig zu lesen. Die Geschichte ist in der Ich-Form aus der Perspektive von Jude erzählt. Durch die vielen Beschreibungen und Details kann sich der Leser in die Welt von den Protagonisten hineinversetzen. Dies wird verstärkt dadurch, dass der Leser durch die vorangegangenen Bände schon viel über das Leben der Charaktere in Woodshill weiß. Zahlreiche Rückblicke lockern den Schreibstil auf und verdeutlichen, wie die Beziehung zwischen Jude und Blake einst ausgestaltet war und welche tiefe und lange Verbundenheit die beiden miteinander teilen, sodass der Leser über das aktuelle Geschehen hinaus Einblicke in das Leben und die Beziehung von Jude, Blake und auch Ezra erhält.
An zahlreichen Stellen wird dem Leser verdeutlicht, dass auch Ezra ein ganz anderer Charakter ist, als es in dem vorherigen Band erschien. Er ist nicht kalt und gleichgültig, sondern vielmehr von Emotionen geleitet und hat mit seinen eigenen Problemen und Charaktereigenschaften zu kämpfen. Trotz dieser Einblicke wäre es schön gewesen, noch mehr über ihn und seine Gefühle zu erfahren, sodass er und sein Leben noch greifbarer wären. Da dieser Band aber Jude und Blake gewidmet ist, ist dies kein großes Problem und darüber kann hinweggesehen werden.

Dieses Buch ist der letzte Band einer fünfteiligen Reihe. Prinzipiell ist es in sich abgeschlossen und kann als Einzelband gelesen werden, allerdings versteht man dann nicht alle Witze und angesprochenen Situationen, die sich in vorherigen Büchern ereignet haben. Dennoch ist dieser Band, auch ohne die Vorgänger zu kennen, sehr gut und von zahlreichen Emotionen überflutet, die auf den Leser überspringen.

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Veröffentlicht am 20.06.2020

"Begangene Straftat: Ich bin ein Mädchen."

Eva
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Die 16-jährige Eva lebt auf einer Insel, die sich vor sehr langer Zeit von dem Festland abgeschottet hat. Frauen sind auf der Insel das benachteiligte Geschlecht und haben sich wie eine perfekte Inselfrau ...

Die 16-jährige Eva lebt auf einer Insel, die sich vor sehr langer Zeit von dem Festland abgeschottet hat. Frauen sind auf der Insel das benachteiligte Geschlecht und haben sich wie eine perfekte Inselfrau zu verhalten, die Zuhause sitzt und nichts mit Regierungsangelegenheiten zu tun haben. Sie leben nicht, um Wissen zu erlangen, sondern um Kinder zu gebären und so den Fortbestand der Insel zu sichern. Mit dazu gehört auch, dass sie sich ab ihrem 16. Lebensjahr auf dem Heiratsmarkt vorstellen, um dort mit einem zumeist wesentlich älteren Mann verheiratet zu werden.
Irgendwann beginnen Frauen, wie auch Männer, gegen die Zustände aufzubegehren und die Insel raus aus dem mittelalterlichen Zuständen zu bringen, um eine Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu erreichen. Werden sie es schaffen? Und wenn ja, welche Risiken und Gefahren müssen dafür in Kauf genommen werden?

EVA ist eine Geschichte, in der nicht die Handlung im Vordergrund steht, sondern vor allem zwischenmenschliche Beziehungen. Der Leser erhält einen guten Einblick in die Gefühle und in den Gewissenskonflikt von der Ich-Erzählerin Eva. Ihr Leben ist keineswegs so einfach und unkompliziert, wie es zunächst auf den ersten Blick scheint. Sie hat unter ihrer Erziehung und den Rollenbildern der Insel zu leiden und droht das ein oder andere Mal, daran zu zerbrechen.
Insbesondere als die Geschichte ihren Lauf nimmt, und Eva unter erniedrigenden Bedingungen leiden muss, nagen an ihr Selbstzweifel und Zweifel an das System. Diese Szenen, die diese Zeit beschreiben, sind jedoch nichts für schwache Nerven, da dort Szenen voller Gewalt und Erniedrigung beschrieben werden. An diesen Stellen ist der Leser fassungslos und leidet besonders mit Eva und den anderen Frauen mit und bekommt noch einmal einen ganz neuen Blick auf das System der Insel.

Neben Eva gibt es noch einige weitere Protagonisten, die eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Geschichte bilden. Dazu gehören vor allem Eva´s Bruder Aaron und dessen Freund Chamuel, dessen grüne Augen Eva auch durch die dunklen Zeiten ihres Lebens begleiten. Der Fokus liegt jedoch auf das Leben, der Gefühlswelt und der persönlichen Entwicklung von Eva.

Hilfreich für die Orientierung während der Geschichte ist auch das Personenverzeichnis am Ende des Buches. Dort wird zudem deutlich, dass die Namen der Charaktere eine besondere tiefergehende Bedeutungen haben, als es zunächst scheint.

Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen. Er ist sehr bildhaft und voll von Metaphern und anderen sprachlichen Bildern. Zugleich werden sehr viele Emotionen übertragen. Im einen Moment freut sich der Leser für Eva und hat ein Lächeln auf dem Gesicht, im anderen schleichen sich Tränen dazu. Es ist eine Achterbahn der Gefühle kann und kann den Leser sehr fesseln. Der Leser möchte wissen, wie es weitergeht, auch wenn die Handlung grundsätzlich in den Hintergrund rückt.

Der Aufbau des Buches weist eine gute Struktur auf. Der Prolog weckt die Neugier des Lesers. Danach wird das Geschehen, das vor dem des Prologs spielt, thematisiert. Dies ist besonders hilfreich, um einen Einblick in die Inselgesellschaft und dessen Rollenbilder zu erhalten. Erst später erfährt der Leser, zu welcher Zeit der Prolog spielt, was Eva widerfahren ist und warum sie so verschreckt und ängstlich wirkt.

Dieser erste Teil bietet bereits viel Potential für den folgenden zweiten Band. Es wurden viele Türen für Entwicklungen der Charaktere oder der Handlungen offengehalten, sodass den Leser auch dort sicherlich viel Spannung erwartet. Dieser erste Teil ist jedoch an sich auch eigenständig lesbar, da Eva´s Geschichte prinzipiell fast zu Ende erzählt wurde. Trotzdem kann der Leser neugierig bleiben, wie es mit ihr und den anderen Protagonisten weitergeht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Buch sehr empfehlenswert ist, da der Schreibstil absolut genial ist und viele wichtige Themen wie Selbstfindung, Rollenbilder, und Erwartungen sowie Gewalt gegen Unschuldige thematisiert werden.

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