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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2021

Mitreißend

Schatten der Welt
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Die drei Freunde Carl, Artur und Isi mögen charakterlich verschieden sein, doch eint sie, dass sie der ärmeren Schicht entstammen und alle aus unterschiedlichen Gründen ohne Familienrückhalt sind. Mit ...

Die drei Freunde Carl, Artur und Isi mögen charakterlich verschieden sein, doch eint sie, dass sie der ärmeren Schicht entstammen und alle aus unterschiedlichen Gründen ohne Familienrückhalt sind. Mit dem Wunsch, diesem Leben zu entfliehen, kombinieren sie ihre Eigenschaften, werden kreativ, geschäftstüchtig und bewegen sich an den Grenzen der Legalität oder darüber hinaus.
Durch den Beginn des ersten Weltkrieges wird ihre bis dahin beschauliche kleine Welt auf den Kopf gestellt und ihre Wege trennen sich zwangsweise, obwohl sie im Herzen verbunden bleiben, aneinander denken und (vielleicht nur) so überleben.
Ist das Buch zu Beginn noch aus der Ich-Sicht Carls geschrieben, werden nun die Vorfälle um Artur und Isi aus allwissender Erzählersicht dargestellt, was mich ihnen weniger nah sein lässt als Carl.

Der Krieg nimmt somit auch den Großteil des Buches ein. Teilweise recht detailliert und bildreich werden die Grausamkeiten dem Leser vor Augen geführt. Haben die Drei im Kindesalter noch unbedarft und oft mit mehr Glück als Verstand Situationen getrotzt, müssen sie sich nun auf mitunter dramatische Weise den Umständen stellen und an ihnen wachsen - jeder weiterhin auf seine ganze eigene Art; mit kühlem Verstand, mit frecher List oder mit harten Fäusten.
An einigen Stellen kommen dabei allerdings zu häufig Zufälle ins Spiel. Gleiches gilt für Querverbindungen, die zwischen ihnen immer wieder geschaffen werden, um die Geschichte zusammenzuhalten.

Die damalige Zeit (im Buch 1910-1918), Örtlichkeiten und Vorfälle wurden vom Autor gut recherchiert, und die historische Darstellung ist gelungen. Etwas mehr Grautöne wären dennoch wünschenswert gewesen, denn Viele(s) ist/sind nur schwarz-weiß. Er hat die Stimmung der damaligen Zeit gut eingefangen, und als Leser wird man trotz der ruhigen Erzählweise hineingezogen. Die Höhen und Tiefen dieser Jahre lassen sich hautnah miterleben. Es ist ein Hoffen und Bangen, ein Mitleiden mit den Heranwachsenden, das sich im Laufe der Handlung zuspitzt, weil der Autor den Dreien (zu) viel zumutet. Manchmal sind es nur wenige Worte, ein kurzer Satz - und Peng! Nicht nur dem Protagonisten wird der Boden unter den Füßen weggerissen, auch dem Leser, und Gänsehaut stellt sich ein.

Abschnitte oder Kapitel enden ohnehin oft mit einen Teaser, was die Spannung hochhält und das flüssige zu lesende Buch weiter in der Hand halten lässt.
Das Ende hat mich dann jedoch etwas überrascht, denn mit einem Cliffhanger und offenen Strängen hatte ich bei einem derartigen Wälzer nicht gerechnet.

Veröffentlicht am 28.06.2021

Bewegend

In Zeiten des Tulpenwahns
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Die Handlung ist in den Jahren 1620 bis 1641 angesiedelt, wobei sich der Großteil im Jahre 1637 abspielt. Dabei entspinnt sich die Geschichte nur langsam, was in dem Fall aber passend ist, um die Charaktere ...

Die Handlung ist in den Jahren 1620 bis 1641 angesiedelt, wobei sich der Großteil im Jahre 1637 abspielt. Dabei entspinnt sich die Geschichte nur langsam, was in dem Fall aber passend ist, um die Charaktere detailliert vorzustellen und auszuarbeiten.
So gibt es mit Nicolaes den stillen, fürsorglichen alleinerziehenden Vater, der seine Tochter Griet vor dem Schlechten der Welt schützen möchte. Neben der Liebe zu seiner Tochter wird auch seine intensive Beziehung zu den Tulpen sehr bildreich beschrieben, welche im späteren Handlungsverlauf noch mehr in den Vordergrund rücken.
Zudem rückt später auch Griet in den Vordergrund, als sich die zarte Knospe der Liebe für sie öffnet. Und damit beginnen die Probleme, die weitere Nebencharaktere auf den Plan ruft, und zu einem mutigen Ende führen.
Bei einigen Nebendarstellern hätte ich mir mehr Hintergrund und Entwicklung gewünscht, um sie und ihre Taten besser einordnen zu können. Zudem findet auch einiges an Handlung zwischen den Absätzen oder Kapiteln statt und steht so nicht geschrieben, was schade ist.
Im Austausch mit der Autorin im Rahmen einer Leserunde offenbart sich nämlich, dass noch viel mehr wohl überlegte Gedanken dahinter stecken als die, die zu Papier gebracht sind. Das mag darin begründet liegen, dass der Roman ursprünglich als Drehbuch geplant war, und sich Dinge dann visuell hätten vermitteln lassen. In einem reinen Roman hingegen wären weitere verbale Äußerungen hilfreich gewesen, da jeder Leser die Worte anders interpretiert oder ausschmückt und Dinge vermisst.
An den Schreibstil muss man sich zunächst gewöhnen, ist aber schnell von ihm gefangen. Er ist nicht nur der damaligen Zeit angemessen, sondern auch sonst eher gehoben, feinsinnig und malerisch. Oft werden Szenen wie Gemälde beschrieben mit Farbgebung oder Pinselführung. Das ist für mich neuartig und interessant, aber manchmal auch hemmend für den Lesefluss. Man muss sich Zeit nehmen, um alles zu erfassen, was da geschrieben steht.
Mit ruhigen und stillen Worten gelingt es der Autorin, Spannung aufzubauen und den Leser auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle zu schicken. Lange habe ich kein Buch mehr gelesen, das nach der letzten Seite so nachwirkt.

Veröffentlicht am 11.05.2021

Nichts für Zartbesaitete

Die Magnatin. Mein Leben am Hof der Blutgräfin Elisabeth Báthory
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Dieses Buch ist überwiegend aus der Ich-Perspektive Susannas geschrieben, die in ihrer Jugend an den Hof der Gräfin Báthory-Nádasdy gebracht wird, um dort das höfische Leben kennenzulernen.
Doch damit ...

Dieses Buch ist überwiegend aus der Ich-Perspektive Susannas geschrieben, die in ihrer Jugend an den Hof der Gräfin Báthory-Nádasdy gebracht wird, um dort das höfische Leben kennenzulernen.
Doch damit beginnt für sie ein jahrelanger Alptraum.
In jungen Jahren noch ziemlich naiv und gutgläubig will sie trotz genügender Hinweise und Warnungen nicht sehen, welch gespaltene Persönlichkeit die Gräfin und zu welchen Gräueltaten sie und ihre Gefolgschaft fähig ist. Trotz aller Intrigen, Verrat und Machtmissbrauch scheint sie in den Bann der Gräfin gezogen zu sein, ebenso wie der Leser.
Die Personen, Örtlichkeiten und Begebenheiten (tatsächlich vorgefallen) sind durch gründliche Recherche sehr detailliert beschrieben. Dass man sich dadurch die Grausamkeiten bildlich vorstellen kann, mag für manchen Leser zu viel sein, stellt jedoch kein Grund für Punktabzug dar. So abschreckend und widerlich die Szenen beschrieben sind, man will doch einfach immer weiterlesen und erfahren, wie die Twists um die Handelnden und ihre persönliche Entwicklung verläuft.
Dabei lassen sich die der Epoche angemessene Sprache, die langen Sätze und Kapitel dennoch sehr flüssig lesen. Auch die Spannung und Hoffnung auf ein doch gutes Ende wollen einfach nicht weichen.
Zum Finale hin hat das Buch zwar etwas verloren, ist aber immer noch 4,5* wert.
Ein besonderer historischer Roman, der wohl kaum jemanden kalt lässt.

Veröffentlicht am 31.12.2020

Die Geheimnisse werden gelüftet

Wiedersehen im Land der Weihnachtssterne (Die Weihnachtsstern-Saga 2)
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Dieser zweite Band von Lea Thannbach um die Entdeckung des Weihnachtssterns setzt nahtlos am Vorgänger an. Es gibt zwar eine gut in den Text eingearbeitete grobe Zusammenfassung der Geschehnisse aus Band ...

Dieser zweite Band von Lea Thannbach um die Entdeckung des Weihnachtssterns setzt nahtlos am Vorgänger an. Es gibt zwar eine gut in den Text eingearbeitete grobe Zusammenfassung der Geschehnisse aus Band 1, doch würde ich fürs Lesevergnügen jedem beide Bände ans Herz legen.

Dieser Teil umfasst nunmehr drei Erzählstränge. Während in 2005/2006 Stella weiterhin versucht, die Familiengeheimnisse zu lüften, begleitet man vorrangig Felis Tochter Lizzy in den 1940er Jahren, wie sie versucht, erwachsen zu werden und ihren Platz im Leben zu finden. Zudem erfährt man in den 1960er Jahren einige Details über das Leben von Inge, Stellas Mutter.

Neben dieser Dreiteilung werden in den einzelnen Dekaden die Geschehnisse aus den verschiedenen Betrachtungswinkeln der Protagonisten geschildert. Denn die persönlichen Verwicklungen um alle Beteiligten und die Hintergründe der Familiengeschichten stehen diesmal im Vordergrund; die Weihnachtssterne bekommen nur noch eine Nebenrolle. Dadurch hat dieses Buch etwas Episodencharakter und liest sich nicht mehr ganz so flüssig wie Band 1.

Dennoch erfährt man durch die detailreichen Schilderungen wieder viel vom Leben der damaligen Zeit, z.B. welchen Einfluss der Krieg auf die Familien hat, wie gesellschaftliche Denkweisen das Leben beeinflussen. Mithoffen, mitbangen, mitleiden, mitfreuen - der gefühlvolle Schreibstil zieht einen wieder in seinen Bann. Ebenso sorgen die Landschaftsbeschreibungen abermals für schönes Kopfkino und Sehnsucht nach Kalifornien.

Die Charaktere sind weiterhin authentisch und nehmen einen mit. Man will einfach erfahren, welche Geheimnisse sich um sie ranken und wie es für sie ausgeht. So fesselt auch dieses Buch wieder, dass man es gar nicht mehr weglegen möchte, wenngleich Teil 1 runder ist. So nur 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.12.2020

Ein echter Wohlfühlkrimi

Josefine und der Sommermörder
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Das sommerhimmelblaue Cover dieses Buches weist eindeutig auf einen Krimi hin, doch streng genommen handelt es sich um Cosy Crime. Diesem Genre wird das Buch durchaus gerecht, denn im Zentrum der Handlung ...

Das sommerhimmelblaue Cover dieses Buches weist eindeutig auf einen Krimi hin, doch streng genommen handelt es sich um Cosy Crime. Diesem Genre wird das Buch durchaus gerecht, denn im Zentrum der Handlung steht die „Ermittlerin“ Josefine, weniger der eigentliche Fall.

Wer die „Sommerfabel“ von Lenny Löwenstern gelesen hat, der kennt Josefine bereits, die Hutmacherin aus Bernburg. Man erkennt sie und ihre besondere Art in diesem Buch direkt wieder, wenn sie vor sich hin träumt oder mit Gegenständen spricht, wenngleich es diesmal etwas realistischer daherkommt.
Dieses ihr ganz eigene Wesen, das eben nicht Mainstream ist, macht es auch amüsant zu lesen, wenn sie auf eigene Faust im Mord am Bankdirektor ermittelt. Sie lässt dabei zwar kein Fettnäpfchen aus, doch macht sie das mit Charme und Witz wieder wett. Man kann ihr einfach nicht böse sein.

Der Autor bleibt seinem Schreibstil treu, der humoristisch, manchmal auch poetisch ist und die Seiten nur so fliegen lässt. Es wird zwar nicht so mit Worten gespielt wie in der „Sommerfabel“, doch bleiben Sätze wie „Sterne sind gefrorene Tränen, weil auch der Himmel manchmal traurig ist“ einfach haften.

Ein echter Wohlfühlkrimi mit einer liebenswerten Ermittlerin und netten Nachbarschaft, deren Zusammenhalt gerade beim packenden Finale zeigt, wie wichtig ein jener ist.