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Veröffentlicht am 22.01.2021

Wo ist Vati?

Vati
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Nachdem sie in "Die Bagage" bereits die Geschichte ihrer Familie mütterlicherseits aufgearbeitet hat, widmet sich Monika Helfer nun ihrem Vater. Dieser, vom Krieg versehrt, leitet ein Kriegserholungsheim ...

Nachdem sie in "Die Bagage" bereits die Geschichte ihrer Familie mütterlicherseits aufgearbeitet hat, widmet sich Monika Helfer nun ihrem Vater. Dieser, vom Krieg versehrt, leitet ein Kriegserholungsheim in den Bergen, in welchem er auch mit seiner Familie lebt. Nach und nach erzählt Helfer vom Zusammenleben mit ihrem "Vati", wie er stets genannt werden will, und seinen Eigenheiten. Er ist ein stiller Mann, sehr in sich zurückgezogen, seine Bücher und die kleine Bibliothek des Erholungsheimes bedeuten ihm viel.

Darüber hinaus fällt es mir schwer, etwas über ihn zu sagen, denn während der ganzen Kindheit Helfers bleibt "Vati" vor allem eines - merkwürdig abwesend, stets irgendwie woanders. Die nüchterne Erzählweise und die betonte Neutralität darin, die anfangs noch mein Interesse weckten, bewirkten auf Dauer, dass mir alle Figuren seltsam fremd blieben, ich habe mich beim Lesen wie ein unbeteiligter Aussenstehender gefühlt, der zufällig kurze Episoden aus dem Leben Helfers und ihres Vaters beobachtet hat.

Keine der Figuren hat wirklich meine Sympathie geweckt, zu groß war die Distanz, die hier über die sprachliche Ebene aufgebaut wurde. Auch die junge Monika erscheint eher als stumme Beobachterin anstatt als Tochter dessen, von dem das Buch handeln soll. Sie enthält sich nahezu jeglicher Wertung über das Verhalten ihrer Eltern und deren Geschwister, bis auf einige Ausnahmen erfährt man als Leser kaum etwas darüber, wie sie empfindet; ein wenig fühlt es sich an, als würde man einen Stummfilm schauen. Besonders aber "Vati" selbst ist eher passiv, obwohl im Mittelpunkt stehend, irgendwie abwesend - gerade die zweite Hälfte des Buches handelt weniger von ihm als vielmehr von seiner Abwesenheit. Und wie schreibt man ein Buch über jemanden, der nicht da ist?

Die Geschichte tröpfelt von Seite zu Seite, ohne einen wirklichen Sog zu entwickeln, obwohl das Potential dahinter spürbar ist. Es gibt einige schöne Beschreibungen, einige Figuren wurden in groben Zügen durchaus interessant skizziert - mich störten die stets aufrechterhaltene Distanz und Sachlichkeit aber zu sehr.

Veröffentlicht am 31.12.2020

Gute YA/NA-Geschichte für zwischendrin

One Last Song
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Riley möchte sich endlich ihren Traum erfüllen und Musicaldarstellerin werden. Zwei Jahre Zeit gibt ihr Vater ihr dazu. Zwei Jahre in der Metropole New York, die sich langsam dem Ende zuneigen, und noch ...

Riley möchte sich endlich ihren Traum erfüllen und Musicaldarstellerin werden. Zwei Jahre Zeit gibt ihr Vater ihr dazu. Zwei Jahre in der Metropole New York, die sich langsam dem Ende zuneigen, und noch immer konnte Riley trotz zahlreicher Castings keine besonders attraktive Rolle ergattern. Durch Zufall kommt sie an einen Job als Kellnerin im Bistro einer angesehen Musikschule, und begegnet dort Julian, der gerade mit seiner Band in der Stadt ist. Die beiden entwickeln Gefühle füreinander, doch bald schon droht Julians Vergangenheit, ihn einzuholen, und auch Riley läuft die Zeit davon...

Im Großen und Ganzen fand ich das Buch okay, es lässt sich angenehm leicht lesen. Die Protagonistin ist gut gestaltet und war mir sympathisch, wenn sie auch etwas naiv ist, die Geschichte selbst verläuft insgesamt mehr oder weniger genauso wie es zu erwarten war. An für sich ist es alles nichts Neues, diverse Klischees werden erfüllt, es ist von Anfang an klar, dass die beiden Protagonisten sich ineinander verlieben werden usw. Ich habe ein bisschen die Tiefe vermisst, immer wenn man gerade dachte, es könnte ein bisschen in die Richtung gehen, wurde im letzten Moment doch nochmal ein Bogen darum geschlagen. Trotzdem lässt sich das Buch wie gesagt ganz nett für zwischendurch einschieben, wenn man nichts allzu Tiefgründiges haben und einfach mal nur entspannt lesen möchte!

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Ein Fluch aus der Vergangenheit

Wenn die Nebel flüstern, erwacht mein Herz
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Fünf Jahre ist es her, dass Jessas ältere Schwester Alice verschwunden ist. Seit dem Tod ihrer Eltern leben die Mädchen im Heim, eine tiefe Verbundenheit zeichnet die beiden aus. Doch dann kommt Alice ...

Fünf Jahre ist es her, dass Jessas ältere Schwester Alice verschwunden ist. Seit dem Tod ihrer Eltern leben die Mädchen im Heim, eine tiefe Verbundenheit zeichnet die beiden aus. Doch dann kommt Alice von einem Rechercheausflug nicht zurück und wird wenig später für tot erklärt - verschollen im Moor rund um High Moor Grange. Jahre später findet eine Bibliothekarin Alice´s Ausgabe von "Sturmhöhe" im Regal der Bibliothek. Weshalb hat Alice es dort zurückgelassen? Jessa macht sich auf die Suche, denn auch nach all der Zeit kann sie sich nicht damit abfinden, dass ihre Schwester einfach so spurlos verschwunden sein soll. Als sie in High Moor Grange ankommt, wird bald klar, dass dort nichts so ist wie es scheint. Warum sieht Jessa in der alten, verfallenen Ruine plötzlich das Bild eines vollkommen intakten Herrenhauses vor sich? Warum wollen Christopher und Adrian, die auf dem Grundstück zu leben scheinen, mit allen Mitteln verhindern, dass Jessa weiter dort herumschnüffelt? Und warum verbirgt Adrian stets sein Gesicht vor ihr?

Jessas Misstrauen ist geweckt, und so schlittert sie mitten hinein in den Bann eines uralten Fluches...


Das Buch lässt sich angenehm und leicht lesen. Mit der Protagonistin bin ich leider eine ganze Weile nicht wirklich warmgeworden, sie war mir insgesamt zu sehr darauf bedacht, sich gegen alle möglichen Regeln aufzulehnen. Gerade zu Anfang des Buches empfand ich das als störend, mit der Zeit wurde es aber besser. Oft hatte ich das Gefühl, dass sie hauptsächlich aus Trotz handelt, auch wenn sie mit ihrer Schlagfertigkeit punkten kann. Ein langweiliger Charakter ist sie definitiv nicht, und auch die Zwillinge Adrian und Christopher sind wunderbar geheimnisvoll und lassen Jessa und den Leser lange über ihre Vergangenheit im Dunkeln, sodass man sehr gut miträtseln kann. Im Mittelteil stagnierte die Handlung für meinen Geschmack etwas zu lange, über weite Strecken gibt es nicht wirklich einen Fortschritt. Sind diese Längen aber ersteinmal überstanden, wird es richtig spannend und man will das Buch wirklich kaum mehr aus der Hand legen. Die ein oder andere unerwartete Wendung überrascht gegen Ende und lässt einen richtig mit den Protagonisten mitfiebern.


Das Buch konnte mich nicht zu 100% überzeugen, trotzdem hatte ich viel Spaß beim Lesen und einige spannende Lesestunden!

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Veröffentlicht am 05.11.2020

Gut, aber mit viel Luft nach oben

Splitter aus Silber und Eis
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Seit Jahrhunderten schon müssen die Menschen aus Aurum, dem Reich des Ewigen Frühlings, jährlich dem Prinzen des Winters das hübscheste Mädchen ihres Landes entsenden. Nevan, der Winterprinz, ist ein Fae ...

Seit Jahrhunderten schon müssen die Menschen aus Aurum, dem Reich des Ewigen Frühlings, jährlich dem Prinzen des Winters das hübscheste Mädchen ihres Landes entsenden. Nevan, der Winterprinz, ist ein Fae und herrscht über das von endlosen Schneelandschaften bedeckte Rhîgos. Er ist im Reich der Menschen für seine Grausamkeit bekannt, und so werden die potenziellen nächsten Sakrale schon früh auf ihre spätere Aufgabe vorbereitet. Denn ihr Ziel soll es sein, das uralte Abkommen, dass zu ihren Ungunsten geschlossen wurde, zu brechen - und das erfordert den Tod des Prinzen. Die besten Aussichten auf Erfolg haben dabei die Verfluchten, also jene Mädchen, die mit der seltenen Fähigkeit geboren werden, mit ihrem Kuss zu töten. Einmal in zehn Jahren wird ein solches Mädchen geboren, und in dem Jahr, in dem sie zwanzig wird, begibt sie sich an der Stelle des hübschesten Mädchens ins Winterreich, um den Prinzen zu töten. Bisher jedoch ist keine der jungen Frauen jemals zurückgekehrt, und der Prinz herrscht mit unverminderter Macht.

Dieses Jahr nun fällt die Wahl auf Prinzessin Veris als Sakral. Tatsächlich gelingt es ihr auch, dem Prinzen nicht sofort zu unterliegen, sondern sich gewisse Rechte zu erkämpfen. Nach und nach stellt sie fest, dass sich einige Dinge ganz anders verhalten, als die Menschen glauben. Und dann scheinen sich erste zarte Gefühle zwischen Veris und Nevan zu entwickeln, dabei besteht ihre Aufgabe doch darin, ihn zu ermorden und Aurum von seiner Last zu befreien...


Veris ist eine recht sympathische Protagonistin; sie ist nicht das typisch-naive, verzogene kleine Mädchen, sondern überrascht mit einigen unerwarteten Fähigkeiten. Auszeichnend für sie ist wohl, dass sie kaum einmal um eine Antwort verlegen ist und wirklich jedem Widerworte bieten kann, was stellenweise wirklich sehr unterhaltsam ist. Und sie ist auch dazu in der Lage, den Leser zu überraschen, wenn man eigentlich längst ein festes Bild von ihr hat - dafür gibt es definitiv Pluspunkte. Die Nebencharaktere blieben mir dafür - größtenteils, hier gibt es Ausnahmen - zu blass; wo Veris durch Wortgewandheit glänzt, verhalten sich die meisten anderen Figuren in ihrem Umfeld zu oft so, wie man es erwartet und entwickeln kaum eine eigene Persönlichkeit. Abgesehen von Sif, einer Fae, die Veris als Zofe zur Seite gestellt wird und die im Laufe des Buches von einer unterwürfigen, leicht aus der Fassung zu bringenden Frau zu einer starken, tapferen Kämpferin wird, die Veris als Freundin zur Seite steht, machen sie kaum eine wirkliche Entwicklung durch.

Die erste Spannung zu Beginn des Buches, die durch die neue Welt und die Ausgangssituation ersteinmal aufkommt, flaut recht schnell ab; der folgende Teil hat sich für mich etwas in die Länge gezogen, ab der Hälfte nimmt das Buch aber nochmal ordentlich an Fahrt auf und gegen Ende wird es auch wirklich spannend. Die Plottwists haben mich weitestgehend wenig überraschen können, da die meisten von ihnen einigermaßen vorhersehbar waren.

Die Welt, in der Veris sich jenseits der magischen Grenze zwischen Aurum und Rhîgos wiederfindet, bietet viel Potenzial, das aber nicht vollkommen ausgeschöpft wurde; man erfährt ein wenig zur Geschichte, zur Landschaft, zu anderen Völkern, die dort neben den Fae leben - aber eben nur ein wenig. Da hätte ich persönlich mir noch deutlich mehr Details gewünscht, gerade was die anderen Lebewesen und ihre Kulturen betrifft.

Die Liebesgeschichte Nevans und Veris´ ist relativ ungewöhnlich - denn Veris hat die unmissverständliche Aufgabe, Nevan zu töten, und behält dieses Ziel stets im Auge. Nevan wiederum ist aus verschiedenen Gründen schlichtweg gar nicht erst dazu in der Lage, freundschaftliche Gefühle für jemanden zu empfinden - oder sonst etwas Positives. Es ist aber wohl keine große Überraschung, dass sich auch hier Mittel und Wege finden lassen...


Die Idee hinter dem Buch gefällt mir, die Umsetzung hat mich aber nicht vollkommen überzeugt. Da wäre noch deutlich mehr Luft nach oben gewesen, was den Detailreichtum in der Beschreibung des Landes und seiner Völker angeht; die - übrigens sehr gelungene - Karte im Einband zeugt von interessanten Landschaften und vielen Orten, die entweder gar nicht angesprochen oder nur ganz am Rande erwähnt wurden; auch zu den Fae selbst hätte sicher noch mehr gesagt werden können. Die Geschichte ist gut und stimmig und es macht zweifellos Spaß sie zu lesen, durch eine etwas komplexere Welt und ausgereiftere Nebencharaktere wäre sie aber noch deutlich besser gewesen. Ich bin insgesamt zufrieden und vergebe in der Hoffung auf eine Steigerung in einem möglichen zweiten Band 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Da wäre mehr drin gewesen - hat mich erst gegen Ende überzeugt

Die letzte Dichterin
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Minna Fabelreich ist eine der letzten Dichterinnen Phantopiens. Einst war das ganze Land durchzogen von Magie, doch nun beschränkt sich diese auf die Stadt Fernab, in der die Königin lebt und zu der nur ...

Minna Fabelreich ist eine der letzten Dichterinnen Phantopiens. Einst war das ganze Land durchzogen von Magie, doch nun beschränkt sich diese auf die Stadt Fernab, in der die Königin lebt und zu der nur ausgewählten Gästen Einlass gewährt wird. Mit der Magie schwand nach und nach auch das Ansehen der Künste in Phantopien, sodass Minna hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten muss. Umso überwältigter ist sie, als sie eines Tages eine Einladung für Fernab erhält. Und mehr noch - sie darf an einem Dichterwettstreit teilnehmen, dessen Gewinner die Anerkennung und Wertschätzung seines Talents winkt. Das ist mehr, als Minna sich je zu erträumen gewagt hatte. Gemeinsam mit Finn Minengräber, der als Schatzsucher seinen Vater übertrumpfen muss, um einer alten Tradition gerechtwerden zu können, macht Minna sich auf den Weg. Doch die beiden ahnen nicht, dass hinter der Einladung der Königin viel mehr steckt als nur der Wunsch danach, längst vergessenen Künsten Respekt zu zollen...

In der ersten Hälfte des Buches plätschert die Geschichte eher gemächlich vor sich hin. Danach, und insbesondere auf den letzten etwa hundert Seiten, kommt dann aber doch deutliche Spannung auf und das ist auch der Grund, warum ich gerade so doch noch drei Sterne vergebe. Bis dahin konnte mich die Geschichte wenig überzeugen - eine interessante Idee steckt dahinter, aber die Umsetzung hatte mich doch etwas enttäuscht. Der erste Teil der Reise Minnas und Finns wurde noch relativ ausführlich beschrieben, der zweite Teil hingegen nur in wenigen Sätzen zusammengefasst. Zwar verstehe ich, dass der Fokus der Geschichte auf den späteren Ereignissen liegen soll, dennoch hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin sich hier mehr Zeit gelassen hätte - auch für Beschreibungen der Umgebung, denn die kommen mir im ganzen Buch zu kurz, sodass ich beim Lesen kaum ein Bild von den Landschaften und den späteren Handlungsorten in Fernab hatte. Vielleicht hätte sich so auch die Möglichkeit geboten, die Charaktere etwas besser kennenzulernen, denn wir erfahren als Leser zwar alles über ihre aktuelle Lebenssituation und einiges zu ihrer Vergangenheit, trotzdem ist es mir nicht gelungen, eine emotionale Nähe zu den Protagonisten aufzubauen. Sie waren mir schlichtweg zu "glatt", zu wenig individuell, zu flach. Die einzige Figur, die ich wirklich spannend fand, war die der Königin, die mit widerstreitenden Gefühlen und Absichten zu kämpfen hat und tatsächlich deutlich mehr Tiefe besitzt als Minna oder Finn.

Wie gesagt haben es für mich allein die letzen hundert Seiten des Buches herumgerissen, weil ich dort zum ersten Mal mit den Protagonisten mitfiebern konnte. Dennoch ist mir dann das Ende wiederum zu sehr "Happy End", aber das ist wohl Geschmackssache.

Insgesamt ein Buch, dass meine Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte, dennoch aber auch nicht "schlecht" ist. Ich hatte mir einfach etwas mehr erhofft und denke, dass hier noch deutlich mehr hätte herausgeholt werden können!

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