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Veröffentlicht am 17.01.2021

Lebensreise eines schmalen Mannes in einem Jackett mit gepolsterten Schultern

Vati
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Monika Helfer schildert das Leben ihres Vaters und ihre eigene Kindheit und Jugend. Sie erzählt von dem, was sie weiß, und was sie weiß, ist mehr wahr als erfunden. Ihr Vati, unterschenkelamputiert, hat ...

Monika Helfer schildert das Leben ihres Vaters und ihre eigene Kindheit und Jugend. Sie erzählt von dem, was sie weiß, und was sie weiß, ist mehr wahr als erfunden. Ihr Vati, unterschenkelamputiert, hat ihre Mutter im Lazarett kennengelernt. Sie liebten sich, ihre Beziehung war sehr intensiv, die Kinder blieben mehr außen vor. Er hatte eine weitere große Leidenschaft: Bücher. Er versank in ihnen, kaufte sie, schaffte sie beiseite, rettete sie, hortete sie und versteckte sie. In dem Kriegsopfererholungsheim auf der Tschengla, dessen Verwalter er war, stand ihm sogar eine ganze Bibliothek zur Verfügung. Eine feine Bibliothek, „denn nicht jeder Dreck, den man lesen kann, ist hintereinander gereiht schon eine Bibliothek“. Für die Kinder war das Kriegsopfererholungsheim in den Bergen ein Paradies mit viel Platz mitten in der Natur.
Mit dem Tod der Mutter ändert sich das Leben der ganzen Familie und es war aus mit dem Paradies. Als sie starb, war Josef, der Vati, völlig verloren. Er war ohne Halt und nicht mehr fähig, sein Leben zu meistern. Auch seine Kinder waren ihm nicht wichtig. Er will nichts mehr vom Leben außer essen, schlafen und – natürlich lesen. Die Bagage lässt die ihren nicht im Stich, hält zusammen und sorgt für die Kinder. Auch für Josef wird eine Lösung gefunden. Für mich fast nicht vorstellbar, und doch ist es so gewesen.
Monika Helfer hat mich in ihr Familienleben hineingezogen und ich bin den Personen sehr nahe gekommen. Diese Familiengeschichte hat mich im emotionalen Sinn sehr gefesselt. In unserer Familie gab es auch den "Vati". Beinprothese, Beamter, Pensionär. Ein Buch, das mich noch eine Weile beschäftigen wird.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Beängstigend

Der Mädchenwald
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Der Mädchenwald hat mit seinem atemberaubendem Cover und seinem faszinierenden Klappentext sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Ich hatte sofort das Gefühl, dass Der Mädchenwald etwas Besonderes sein wird. ...

Der Mädchenwald hat mit seinem atemberaubendem Cover und seinem faszinierenden Klappentext sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Ich hatte sofort das Gefühl, dass Der Mädchenwald etwas Besonderes sein wird. Meine Erwartungen waren hoch und ich wurde nicht enttäuscht.
Elijah lebt mit seiner Familie im Game Keeper's Cottage auf dem Gelände der Rufus Hall in der Nähe des Mädchenwaldes. Elijahs Leben ist ruhig. Er geht nicht zur Schule, aber er liebt Worte und denkt gerne, dass er klüger ist als der durchschnittliche 12-Jährige. Eines Tages entdeckt Elijah in einem zerfallenden Häuschen im Wald die dreizehnjährige Elissa. Elissa ist an den Boden gekettet und will unbedingt fliehen. Sie bittet Elijah, ihr zu helfen. Aber Elijah weiß, dass er nicht helfen kann. Er kann nicht wirklich verstehen, warum sie so verzweifelt versucht wegzulaufen. Immerhin haben sie sich gerade erst kennengelernt. Er sieht in Elissa eine Freundin, eine Vertraute und jemand, mit dem er seine Zeit verbringen kann. Er ist verzaubert von ihr. Aber Elissa ist nicht das erste Mädchen, das Elijah unter der Hütte angekettet entdeckt hat. Und Elijah weiß, was mit den anderen Kindern passiert ist, als sie sich geweigert haben, nach den Regeln ihres Entführers zu spielen.
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt; Elijah, Elissa und die Ermittlerin, die für die Suche nach Elissa verantwortlich ist, Detektive Superintendent Mairead MacCullagh. Elissa, die auf dem Weg zu einem Schachtturnier entführte 13-jährige, ist eine unglaubliche Figur. Über ihre Jahre hinaus weise mit einer passenden klugen Intelligenz. Ich fand es toll, wie emotional stark sie angesichts von Widrigkeiten war. Wie jedes Ereignis im Detail von ihr betrachtet wurde und wie entschlossen sie war, den Fängen ihres Entführers zu entkommen. Elissa weiß, dass sie Elijah nicht vertrauen kann. Sie erkennt jedoch, dass sie ruhig bleiben muss, um alle Informationen zu erhalten, die sie zum Überleben braucht. Sobald andere anfangen, sich irrational zu verhalten, muss sie blitzschnell reagieren können. Bei Elijah war ich mir nicht immer sicher, auf welcher Seite er steht. Er blieb undurchschaubar, einmal so voller Jugend und Unschuld und dann wieder mit einer weitaus dunkleren Seele. Die Handlung schreitet stetig voran und ich war gespannt, wie die Geschichte von Elijah und Elissa enden würde. Es ist wie bei einem Katz- und Mausspiel und doch ist es viel detaillierter und komplizierter. Eben wie bei einem Schachspiel.
Der Mädchenwald von Sam Lloyd ist nicht eine der üblichen Entführungsgeschichten. Die Charaktere sind beängstigend. Sehr beängstigend. Böswillig und beängstigend. Geistig instabil und beängstigend. Sie werden ihre Spuren hinterlassen, sei es auf eine gute oder nicht so gute Weise. Sogar die Umgebung ist beängstigend. Ein Wald, in dem die Bäume zur Erinnerung an Menschen geschmückt sind und für die niemals Gräber gefunden werden. Ein See mit dem makabren Namen Knöchelchensee. Diese Geschichte wird schwer zu vergessen sein. Genau wie die drei Worte „hast du verstanden?“. Bei diesen drei Worten werde ich für immer eine Gänsehaut bekommen. Sam Lloyd hat wundervolle Arbeit geleistet und mich zu diesen seltsamen Menschen, die im Wald leben, mitgenommen.
Das Hörbuch wird von drei Sprechern gesprochen. Dadurch werden die Personen klar definiert und der jeweilige Part wirkt sehr authentisch, was mir sehr gut gefallen hat.
Ich habe den Mädchenwald sehr genossen. Es war alles, was ich mir erhofft hatte und vielleicht sogar ein bisschen mehr! Würde ich dieses Buch empfehlen? Ja, ich würde.

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Auf gegnerischen Seiten

Eine Liebe zwischen den Fronten
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Es ist Sommer 1870. Der junge deutsche Arzt Paul von Gerlau und die Französin Madeleine Tellier wollen ihre Verlobung feiern. Aber das Schicksal hat andere Pläne. Zwischen Preußen und dem Französischen ...

Es ist Sommer 1870. Der junge deutsche Arzt Paul von Gerlau und die Französin Madeleine Tellier wollen ihre Verlobung feiern. Aber das Schicksal hat andere Pläne. Zwischen Preußen und dem Französischen Kaiserreich bricht der Krieg aus. Mit der Einberufung von Paul tut sich ein Graben auf, der auch eine Kluft zwischen Paul und Madeleine reißt. Paul muss als Stabsarzt zu seinem Regiment nach Coblenz und Madeleine reist mit ihrem Vater zurück in ihre Heimatstadt Metz. Auch Madeleines Bruder Clément kommt in sein Elternhaus nach Metz zurück. Dort trifft er die stille und sanftmütige Djamila, eines der Dienstmädchen der Familie Tellier. Sie stammt aus dem von den Franzosen besetzten Algerien. Sie hat durch die Besatzungsmacht bereits ihre Eltern verloren und sehnt sich wie ihr Bruder Karim nach ihrer Heimat.
Als Leser begleitet man diese Menschen hautnah und erhält tiefe Einblicke in ihre Gefühle und ihre Gedankenwelt. Paul kommt in Situationen, die sein Leben bedrohen und Madeleine pflegt ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit Verwundete und Kranke. Paul und Madeleine kämpfen nur um eines, um ihre Liebe.
Auch Karim kann dem Krieg nichts abgewinnen und muss gegen seinen Willen für die Franzosen in die Schlacht ziehen. Der Beistand seiner Schwester Djamila und ein Liebesbrief aus der Heimat gibt ihm die Kraft, die er dringend braucht, um zu überleben.
Ein Krieg bringt Tod, Schmerz und Verlust. Und doch sind nicht alle dagegen, in den Kampf zu ziehen. Metz wird von den Deutschen eingeschlossen, die Schlacht bei Sedan ist verloren und Napoleon wird gefangen genommen. Clément ist voller Hass, auf die Preußen, auf die unterlegene französische Armee, auf den französischen Geldadel und auf die Kirche. Er schließt sich den Revolutionären an. Zur Durchsetzung ihrer Ziele schrecken die Kommunarden auch nicht vor Waffengewalt zurück. Unter dem Einfluss seiner Geliebten Margot wird er immer mehr zum Fanatiker.
"Eine Liebe zwischen den Fronten" hat mich auf eine Zeitreise zu den vielen Schauplätzen des Deutsch-Französischen Krieges mitgenommen. Schon nach wenigen Zeilen habe ich Sympathien und Antipathien für die verschiedenen Charaktere empfunden. Ich habe diese Menschen begleitet und tiefe Einblicke in ihre Gefühle und Gedankenwelt erhalten. Ich konnte mich durch die Lektüre des Romans weiterbilden und einiges über den Deutsch-Französischen Krieg lernen. Und das ganz ohne Mühe, sondern mit viel Faszination und Begeisterung. Die Erläuterungen zu den einzelnen Armeen, die speziellen Begriffe und Titel sind gut erklärt. Das Personenverzeichnis ist eine sehr gute Hilfe und die Liste der Historischen Persönlichkeiten hat mich den ein oder anderen googeln lassen. Doch damit nicht genug. Die Reise- und Stöbertipps runden die Lektüre einfach perfekt ab. Maria W. Peter hat einen fesselnden Schreibstil, recherchiert akribisch und weiß, worüber sie schreibt. Ich habe „Eine Liebe zwischen den Fronten“ gerne gelesen und empfehle den Roman ebenso gerne weiter.

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Veröffentlicht am 11.05.2020

Schwester Isabella ermittelt wieder

Kloster, Mord und Dolce Vita - Folge 02
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Der alte Landstreicher Gaetano und sein treuer Hund Caesar sind gern gesehene Gäste in Santa Caterina. Sie kommen wie immer in einem alten Bauwagen am Fluss unter. Bürgermeister Lenzi möchte aus dem Grundstück, ...

Der alte Landstreicher Gaetano und sein treuer Hund Caesar sind gern gesehene Gäste in Santa Caterina. Sie kommen wie immer in einem alten Bauwagen am Fluss unter. Bürgermeister Lenzi möchte aus dem Grundstück, auf dem der Bauwagen steht, einen Busparkplatz machen. Er schickt Matteo zu Gaetano, um den Bauwagen räumen zu lassen. Dort macht Matteo eine schreckliche Entdeckung: Gaetano wurde kaltblütig erschlagen und Caesar ist verschwunden. Wer konnte dem liebenswürdigen alten Mann so etwas antun und warum?
Auch Schwester Isabella ist tief betroffen, als sie von dem Mord hört. Gaetanos treuer Hund Caesar hat die Bluttat überlebt und taucht als stummer Zeuge wieder auf. Schwester Isabella nimmt sich seiner an. Die Abstimmung über die Aufnahme von Caesar in die Klostergemeinschaft wird für den Zuhörer zu einer echten Freude, da die Äbtissin sich geschlagen geben muss.
In diesem schweren Fall ist Matteo mehr denn je auf die Hilfe von Isabella angewiesen. Er schätzt ihre Hilfe, weil sie „um die Ecke herum“ denken kann . Gemeinsam mit Matteo geht sie den Spuren nach. Eine alte Fotografie gibt Rätsel auf und enthüllt, dass Gaetano nicht der war, der er zu sein vorgab.
Ich mochte den alten Landstreicher und seinen Hund Caesar. Er wurde in seiner verblichenen Leinenhose und seinem stets sauberen Hemd so gut beschrieben, dass man ihn sich richtig vorstellen konnte. Matteo und Isabella sind so sympathisch und bei ihren Ermittlungen das perfekte (Ermittler-)Paar. Schön fand ich auch, dass einige der älteren Nonnen ganz und gar nicht weltfremd im Kloster leben, sondern sich mit Vespas, Kleintieren und Computern auskennen. Überhaupt sind die Beschreibungen so lebendig, dass man sich in die Toskana versetzt fühlt.
Kloster, Mord & Dolce Vita ist kein blutiger Thriller, sondern gehört in das Schema „Cosy Crime“. Viel zum Hörvergnügen beigetragen hat die Sprecherin Chris Nonnast, die die Geschichte in unterschiedlichen Stimmlagen erzählt. Ein rundum gelungenes Hörvergnügen, das ich empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 11.05.2020

Dem Willen einer Ordensschwester kann man sich nicht widersetzen

Kloster, Mord und Dolce Vita - Folge 01
2

Durch den ersten Fall „Tod zur Mittagsstunde“, der sich innerhalb der Klostermauern zuträgt, wird man gleich mit dem Klosterleben von Santa Caterina bekannt gemacht. Als die Glocken nicht rechtzeitig zur ...

Durch den ersten Fall „Tod zur Mittagsstunde“, der sich innerhalb der Klostermauern zuträgt, wird man gleich mit dem Klosterleben von Santa Caterina bekannt gemacht. Als die Glocken nicht rechtzeitig zur Mittagsstunde läuten, findet Isabella Schwester Raffaela leblos im Hof des Klosters. War ihr Sturz vom Glockenturm wirklich ein Unfall, wie es die Äbtissin behauptet? Schwester Isabella kann es nicht glauben, und möchte den Tod der lebenslustigen Schwester Raffaela aufklären.

Die neugierige Kloster-Schwester Isabella ist mir gleich ans Herz gewachsen. Sie lebt, arbeitet und betet im Kloster und hat doch den Bezug zu den Menschen außerhalb der Klostermauern nicht verloren.
Der junge Carabiniere Matteo ist der einzige Polizist in Santa Caterina und hat alle Hände voll zu tun. Hauptsächlich muss er sich um die mehr oder weniger wichtigen Anliegen des Bürgermeisters kümmern, die eher ihm als der kleinen Gemeinde zugutekommen.
Es gelingt Isabella durch glückliche Fügungen Matteo bei der Aufklärung des Falles zu helfen. Die Protagonisten sind sehr wirklichkeitsnah und lebendig beschrieben. Doch nicht nur die liebenswerten Protagonisten begeistern, auch die bildhaften Beschreibungen lassen die Toskana vor den eigenen Augen Gestalt annehmen. Besonders gefallen hat mir der Markt von Santa Caterina. Ich konnte fast den Lavendel riechen und die bunten Farben sehen. Das ganze Marktgeschehen war so gut beschrieben, dass ich mir gewünscht habe, über den Markt schlendern zu können und bei Schwester Isabella einzukaufen. Der Grappa dürfte auf keinen Fall fehlen.
Kloster, Mord & Dolce Vita ist kein blutiger Thriller, sondern gehört in das Schema „Cosy Crime“. Das macht es ganz einfach, der Geschichte zu lauschen und auch bei einer kleinen Unaufmerksamkeit nichts zu verpassen. Viel zum Hörvergnügen beigetragen hat die Sprecherin Chris Nonnast. Mir gefällt die Stimme von Chris Nonnast sehr gut. Sie erzählt die Geschichte in unterschiedlichen Stimmlagen, damit gelang es ihr, meine Fantasie anzuregen und die einzelnen Protagonisten vor mir zu sehen.
Isabella und Matteo sind ein außergewöhnliches Ermittlerpaar, von dem ich gerne mehr hören möchte. Ich freue mich auf „Der Tote am Fluss“.

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