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Veröffentlicht am 08.08.2021

Anstrengender Schreibstil und nur wenig Spannung

Die Seherin von Troja
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Vielen lieben Dank an den Goldmann-Verlag und das Penguin Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Also, ...

Vielen lieben Dank an den Goldmann-Verlag und das Penguin Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Also, es gibt zugegebenermaßen schönere Cover, aber ich finde trotzdem, dass es gut zum Inhalt passt und trotz der Person darauf nicht zu aufdringlich ist. Es ist auf Anhieb als historischer Roman erkennbar, und der Lorbeerkranz aus Metall, den die Person als Kopfschmuck trägt, erinnert einen sofort an das antike Rom und man weiß, in welche Epoche man das Buch einordnen muss.
„Die Seherin von Troja“ ist zwar kein besonders einfallsreicher Titel (da finde ich den Originaltitel „Black Ships“ ein bisschen spannender), aber er passt ebenfalls gut zum Inhalt und man weiß, was einen erwartet.

Meine Meinung:
Ich kann leider schon von Anfang an sagen, dass ich für den Inhalt leider ähnlich wenig Begeisterung aufbringe. Das finde ich ganz besonders ärgerlich, da ich eigentlich ein großer Fan griechischer Mythologie und auch von Erzählungen rund um den trojanischen Krieg bin. Die Idee, Vergils Aeneis hier aus Pythias Sicht zu erzählen, finde ich spitze und dementsprechend habe ich mich auf das Buch gefreut.

Direkt im ersten Kapitel habe ich dann aber schon gemerkt, dass das Buch meinen Erwartungen nicht gerecht werden kann. Das liegt hauptsächlich am Schreibstil, der wirklich sehr anstrengend zu lesen ist. Ich würde von mir behaupten, dass ich angesichts der Tatsache, dass ich einige historische Romane lese und auch viel High Fantasy, die beide ja eher für komplexere Schreibstile bekannt sind, mich in der Regel gut auf anspruchsvollere Schreibstile und auch solche, die eher „altertümlich“ anmuten sollen, einlassen kann.
Die Umsetzung Grahams fand ich hier allerdings recht unelegant. Zwar bedient sie sich durchaus „antiker“ Sprache (wenn man mal von der Verwendung von dem Wort „Baby“ absieht), aber auf mich wirkte das sehr gezwungen, so als wollte sie unbedingt, dass ihr Buch „alt“ klingt, ohne dass ihr das auf natürliche Weise gelingen will. Dadurch liest sich das Buch sehr stockend und man kann sich gar nicht gut auf die Geschichte einlassen. Manche Passagen musste ich sogar mehrfach lesen, damit ich sie verstehen konnte. Da lässt sich das lateinische Original der Aeneis tatsächlich leichter lesen!

Dass ich einige Abschnitte daraus im Lateinunterricht in der Schule übersetzt habe, hat mir hier beim Lesen sehr geholfen. So wusste ich ungefähr, was ich zu erwarten habe, und konnte mich auch hier darauf einstellen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass jemand, der die Aeneis nicht kennt, große Schwierigkeiten haben wird, der Handlung zu folgen, eben wegen des komplizierten Schreibstils.


Wenig hilfreich ist dabei auch, dass vor allem in der ersten Hälfte überhaupt keine Spannung aufkommt. Zwar passiert den Protagonisten hier bereits einiges, aber das Ganze liest sich eher wie ein trockener Bericht, in dem man von einem Geschehen zum anderen kommt. Man kann sich nicht in die Szenen hineinversetzen und muss sich teilweise überwinden, weiterzulesen, weil man so wenig gefesselt ist.
Erst ab der Hälfte des Buches wird es zwischendurch durchaus mal spannender und das Lesen macht wieder ein bisschen Spaß (wenn man den Schreibstil außer Acht lässt).


Ebenso wenig konnte ich mit Möwe/ Pythia und auch den anderen Figuren anfangen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es wirklich an fehlender Charakterisierung liegt, oder ob mir auch in diesem Aspekt der Schreibstil das Leben schwergemacht hat, aber tatsächlich war für mich keine der Figuren auch nur ansatzweise greifbar, geschweige denn sympathisch. Ich hatte stets eine gewisse Distanz zur Protagonistin und zu allen, denen sie begegnet. Das hat dann vermutlich auch noch dazu beigetragen, dass „Die Seherin von Troja“ mich nicht so sehr fesseln konnte.


Fazit:
„Die Seherin von Troja“ hätte wirklich interessant werden können! In der Schule hatte ich bei der Übersetzung einzelner Passagen der Aeneis viel Spaß, dementsprechend habe ich mich natürlich sehr gefreut, Aeneas´ Reisen einmal aus Pythias Sicht zu lesen.
Während die erste Hälfte des Buches allerdings noch sehr langweilig ist, kommt in der zweiten Hälfte dann aber durchaus Spannung auf. Leider konnte auch das meine anfängliche Begeisterung für das Buch nicht wieder zurückbringen, da Jo Grahams Schreibstil wirklich anstrengend ist – ein anderes Wort gibt es dafür gar nicht. Obwohl ich das Original kenne, konnte ich der Handlung aufgrund des Schreibstils nur sehr schwer folgen, manche Textstellen musste ich sogar mehrfach lesen, um sie zu verstehen. Auch die Distanz zu den Figuren konnte ich dadurch nicht überbrücken.
Wegen der tollen Idee, die durchaus hätte interessant werden können, und der paar mitreißenden Stellen in der zweiten Hälfte des Buches kann ich also der „Seherin von Troja“ noch 2,5/5 Lesehasen geben, aber ein großes Lesevergnügen war es vor allem wegen des Schreibstils insgesamt nicht.

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Logikfehler und Cringe-Alarm statt honigsüßer "Aww"-Momente

Sweet like you
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Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Kyss hat sich mit dem Coverdesign wieder ...

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Kyss hat sich mit dem Coverdesign wieder einmal selbst übertroffen! Ich liebe die Schlichtheit und die kleinen Details wie die Honigbiene im Titel. Außerdem fühlt sich das Buch so „papierig“ an, das finde ich ja richtig toll! :D
In den Klappen ist vorne zudem das Rezept für Erdnussbutter-Honig-Cookies und hinten für ein Lippenpeeling mit Honig. Die Idee finde ich super, man bekommt direkt Lust, beides nachzumachen!
Wie es in diesem Genre allerdings so üblich ist, hat der Verlag der deutschen Übersetzung einen neuen englischen Titel verpasst: Im Original heißt das Buch Her Purrfect Match, bei uns Sweet like you. Ich will nicht sagen, dass ich den Titel schlecht finde, im Gegenteil: Ehrlicherweise finde ich ihn sogar schöner als den Originaltitel. :D
Allerdings verstehe ich einfach nicht, wieso sich ein neuer englischer Titel ausgedacht wird, anstatt den Originaltitel einfach zu übernehmen, wenn es denn unbedingt etwas Englisches sein muss. Oder man übersetzt ihn einfach oder denkt sich etwas Deutsches aus. Na ja.

Meine Meinung:
Diese Rezension ist definitiv keine, die sich leicht tippen ließ. Ich hatte eigentlich relativ hohe Erwartungen an das Buch, da mich der Kyss-Verlag bisher immer begeistern konnte und Sweet like you auch wie eine zuckersüße (honigsüße, haha) Liebesgeschichte klingt, die gerne auch klischeebehaftet ist und einen beim Lesen schmachten lässt.
In einigen Momenten war das Buch auch genau das, meistens ca. in der Mitte der Handlung. Der Einstieg, aber vor allem das letzte Drittel konnten mich allerdings weniger überzeugen.

An der Protagonistin liegt das allerdings nicht unbedingt. Sie war mir die meiste Zeit über sehr sympathisch, auch wenn sie sehr oft so blind für das Offensichtlichste ist, dass man sich fragt, ob sie überhaupt Augen im Kopf hat. Vieles wäre tatsächlich vermeidbar gewesen, wenn sie diese mal eingesetzt hätte, und dadurch trifft sie einige Entscheidungen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Allerdings hat mich das gar nicht mal so stark gestört.
Nick, ihr Love Interest, fand ich – bis zu einem gewissen Punkt am Ende – super sympathisch, zuckersüß, einfach zum Anbeißen! Zwar reagiert er gerade zu Beginn auf einiges sehr übertrieben, und auch ihm hätte es da nicht geschadet, mal ein paar Meter weiter zu denken, aber die meiste Zeit ist er sehr fürsorglich, entgegenkommend und ein toller Bookboyfriend.
Mit den beiden Hauptfiguren konnte ich also gut leben.

Ganz stark an meinen Nerven gezerrt haben allerdings die beiden Nebenfiguren Madison und vor allem Bea.
Madison ist nicht ganz so schlimm wie Bea, trotzdem verhält sie sich zwischendurch echt kindisch und unerträglich. An einem Punkt ist sie sogar bereit, Cassie aus der Stadt zu ekeln! Ich habe oft wirklich daran gezweifelt, ob sie tatsächlich erwachsen ist oder nicht doch noch im Teenageralter steckt. Zwischendurch fängt Madison sich dann und wird wieder umgänglich, aber allzu sehr entwickelt sie sich nicht weiter. Da sie mir hier schon unsympathisch war, werde ich, denke ich, auch nicht lesen.
Bea allerdings reagiert permanent über, ist bei dem kleinsten Fehler seitens Cassie tagelang eingeschnappt und verhält sich in mehr als nur einer Situation sogar noch kindischer als Madison. Sie ist tatsächlich sogar der Hauptgrund dafür, weshalb ich die meiste Zeit leider eher genervt von Sweet like you war.
Obwohl beide hier „nur“ Nebenrollen spielen, nehmen sie dennoch so viel Raum in der Handlung ein, dass es beim Lesen durchaus störend ist.

Der Plot an sich hätte durchaus Potenzial gehabt, und ich hätte auch mit ein wenig Vorhersehbarkeit leben können – das ist ja immerhin kaum vermeidbar, bei solchen Romance-Geschichten. Allerdings ist bereits bei der Testamentseröffnung am Anfang offensichtlich, worauf die ganze Sache hinauslaufen wird; das hätten auch die Protagonisten erkennen können, wenn sie, wie gesagt, nicht so blind gewesen wären.
Im Mittelteil ist die Handlung, wenn auch vorhersehbar, durchaus unterhaltsam. Vor allem der Subplot mit der Katze Belle hat mir sehr gut gefallen; zwar cheesy aber trotzdem eine witzige, süße Idee (auf die sich auch der Originaltitel bezieht).
Das Ende hat das Ruder dann allerdings wieder herumgerissen, leider in eine negative Richtung. Nicht nur, dass einige Fragen offenbleiben (Spoiler!!  Wieso kann Cassie plötzlich problemlos in Honey Springs bleiben, wenn sie doch die ganzen drei Wochen über hin- und hergerissen war?), diese eine bestimmte Szene am Ende war mir etwas zu sehr over-the-top, leider gar nicht zuckersüß, sondern einfach nur cringe.
Das mag daran liegen, dass mich Neeleys Schreibstil vor allem in den romantischen Szenen gar nicht abholen konnte. Mir fehlte es einfach an Emotion, sodass ich Schwierigkeiten hatte, mich in Cassie und Nick hineinzuversetzen. Dadurch war dann auch diese bestimmte Endszene eher nicht zum Freudig-Quietschen, sondern leider sehr unangenehm für mich.

Was ich zudem überhaupt nicht verstehen konnte, war die ganze Sache mit dem Bürgermeisteramt.
Okay, im Klappentext wird bereits darauf hingewiesen, dass Cassie das Amt ihrer Tante übernehmen soll. Trotzdem habe ich irgendeine Art Wahl erwartet? Jedenfalls zum Ende?
Allerdings fehlt das völlig und Cassie wird einfach zur Interimsbürgermeisterin (Spoiler!!!  und hinterher auch zur regulären Bürgermeisterin) ernannt, ganz ohne Wahl und dementsprechend auch überhaupt nicht demokratisch legitimiert. Wie kann das sein in einem demokratischen Staat wie der USA? Das hat sich mir nicht entschlossen.
Ich weiß nicht, ob das daran liegt, dass ich Jura studiere und mich daher ein regelrechtes Ignorieren demokratischer Grundsätze triggert, aber dieser Logikfehler hat leider auch wesentlich dazu beigetragen, weshalb ich Sweet like you mit gemischten Gefühlen betrachte.


Fazit:
Sweet like you hätte so gut und süß sein können, aber leider konnte es meine Erwartungen nicht erfüllen.
Zwar konnte mich die Handlung vor allem im Mittelteil durchaus mitreißen, insbesondere die Sache mit der Katze Belle fand ich bezaubernd. Auch haben mir die beiden Protagonisten Cassie und Nick, obwohl sie sehr oft sehr blind für das Wesentliche waren, die meiste Zeit gut gefallen.
Allerdings fehlte es mir an den wichtigen, romantischen Stellen an Emotionalität, was letztlich dazu führte, dass die große Endszene für mich einfach nur unangenehm zu lesen war. Am meisten haben mich jedoch Madison und Bea gestört, beide (vor allem Bea) verhalten sich unreif und nerven.
Hinzu kommt der nicht unwesentliche Logikfehler, dass Cassie so ganz ohne Wahl i. e. ohne demokratische Legitimation Bürgermeisterin in einer Kleinstadt in einem demokratischen Staat werden kann, was für mich überhaupt nicht nachvollziehbar war.
Deshalb erhält diese kleine Geschichte trotz ihres Potenzials leider nur 2,5/5 Lesehasen von mir.

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Gute Idee, falsche Schwerpunktsetzung

Wild Flower - Die Gesetzlose
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Vielen lieben Dank an den Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wieder.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir sehr ...

Vielen lieben Dank an den Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wieder.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir sehr gut – um den Titel herum sieht man drei schwarze Blumen, der Boden scheint trocken und unfruchtbar zu sein.
Die Blumen könnten dabei für Aster und Clementine stehen, der Boden ist stellvertretend für den Grind, den sie und ihre Begleiterinnen durchqueren müssen. Das Cover stellt so auf subtile Weise einen Zusammenhang zum Inhalt her, was ich gut gelungen finde.
Der Titel ist ebenso mehrdeutig – wenn man den Inhalt kennt, weiß man, wieso gerade Wild Flower ausgesucht wurde.

Meine Meinung:
Es fällt mir leider nicht ganz so leicht, das Buch zu beurteilen, was wohl letztlich auch der Grund dafür ist, weshalb ich so lange für das Buch gebraucht habe und die Rezension erst jetzt kommt.

Die Idee, die hinter Wild Flower steckt, ist wirklich sehr gut; der Klappentext verspricht eine feministische Geschichte, die gleichzeitig zwar auf subtile, aber dennoch sehr deutliche Weise auf Rassismus vor allem gegenüber schwarzen Frauen aufmerksam macht, in einer Welt, die zunächst ganz anders ist als unsere, zu der sich aber dennoch einige Parallelen ziehen lassen.
Aus diesen Gründen war Wild Flower lange vor Erscheinen schon auf meiner Wunschliste und ich habe mich sehr gefreut, als es dann endlich angekommen ist.

Kaum angefangen, haben meine hohen Erwartungen allerdings direkt einen kleinen Dämpfer bekommen. Ich will nicht sagen, dass Wild Flower ein schlechtes Buch war – das ist es definitiv nicht! –, es hat mich eben leider auch nicht umgehauen. Dabei kann ich gar nicht so genau sagen, was der Grund dafür ist, dass der Funke einfach nicht überspringen konnte.

Vielleicht liegt es an der eher verschobenen Schwerpunktsetzung?
Das Buch spricht viele Aspekte an, die wirklich spannend und interessant sein könnten, wie bspw. die Tatsache, dass manche Menschen in Arketta offensichtlich keinen Schatten haben – Wie kann das sein? Woher kommt das? –, die Magie hinter den Kokarden der Mädchen, der ganze Spuk (Wortspiel, haha) um die Rächer und die anderen Geister.
Aber genau da liegt das Problem: Das Buch spricht diese Themen eben nur an. Sie werden dahingestellt und es wird nicht weiter darauf eingegangen. Ich hätte aber schon gerne mehr darüber erfahren, nur leider musste ich die ganzen 424 Seiten damit leben, dass ich in der Hinsicht nie Antworten auf meine Fragen bekommen werde.

Stattdessen konzentriert sich die Autorin hauptsächlich auf die Flucht der Mädchen. Das ist angesichts des Plots zwar nicht sonderlich überraschend, denn genau darum geht es ja. Aber in Kombination mit dem, was ich vorher gesagt habe, wird aus einem feministischen, rassismuskritischen Fantasyroman ein weiterer Abenteuerroman durch eine Welt, die aufgebaut ist wie der Wilde Westen.
Natürlich sehen sich Aster, Clem und ihre Freunde immer wieder Gefahren ausgesetzt, und zwar auch Vielen, die gerade durch die Besonderheiten des Grinds ausgelöst werden (die Rächer, die Raubvögel, …), wodurch sich Wild Flower zwar durchaus ein klein wenig von anderen Wildwestgeschichten absetzt, aber all dies wurde in meinen Augen immer viel zu leicht und daher vorhersehbar gelöst. Ich konnte ab einem gewissen Punkt immer schon vorher sagen, welche Handlungen der Mädchen zu welchen Problemen führen und wie dieses Problem ausgehen wird, und hatte immer Recht damit.
Das ist wirklich sehr schade, denn Wild Flower hätte so viel mehr sein können als das.

Aster, die Protagonistin, macht es einem da leider nicht leichter. Ich jedenfalls konnte die ganze Zeit über nicht so richtig mit ihr warmwerden. Sie war mir durchweg zu impulsiv und hat gleichzeitig ihre Handlungen nicht zuende gedacht, was ich, angesichts dessen, dass sie ja ihre Schwester und die anderen Mädchen beschützen wollte, nicht wirklich nachvollziehen konnte. Hinzu kommt, dass sie abgesehen von ihrer Schwester wirklich niemandem traut, was zwar im Hinblick darauf, was sie alles schon erleben musste, durchaus verständlich ist, aber auf Dauer auch sehr anstrengend wird, vor allem, wenn sie auch diejenigen, die ihnen offensichtlich helfen wollt, fast schon vergrault.
Clem dagegen ist das genaue Gegenteil von Aster: Sie ist fast schon übertrieben naiv und gutherzig, schließt mit jedem schnell Freundschaft und scheint nirgendwo Böses zu vermuten. Auch mit ihr konnte ich nicht besonders warmwerden; der Kontrast zwischen den beiden Schwestern war mir einfach zu stark. Vielleicht hätte da jeweils ein Mittelmaß gutgetan?

Mallow und Tamsy, die Freundinnen von Clem, kann ich bis heute leider nicht auseinanderhalten. Sie sind immer zusammen, was auch gar nicht so ein großes Problem wäre, wenn man denn ein wenig mehr über sie erfahren und sie nicht nur als Einheitsbrei wahrnehmen würde. Das fand ich sehr schade, denn außer, dass sie auf der Reise mitlaufen und hier und da mal helfen, scheinen sie in meinen Augen keine wesentliche Aufgabe in Wild Flower zu übernehmen.

Einzig interessant fand ich da noch Violet, da sie, anders als die anderen, mehrere Facetten von sich zeigt und man sie zunächst gar nicht einschätzen kann. Es scheint mir, dass sie die einzige Figur ist, die nicht nur einen Charakterzug hat und daher als einzige nicht so vorhersehbar handelt.

Abschließend kann ich noch sagen, dass auch der Schreibstil eher gewöhnungsbedürftig ist.
Davis schreibt aus Asters Sicht, allerdings personal und fast sogar schon auktorial. Sie ist sehr distanziert zu ihren Figuren, was dann vielleicht auch der Grund dafür ist, dass ich mit keinem so wirklich warmwerden konnte. Hinzu kommt, dass sie eher „altertümlich“ schreibt, falls man das so nennen kann. Jedenfalls schreibt sie und sprechen ihre Charaktere eher in gehobener Sprache, was das Lesen ein wenig erschwert.


Fazit:
Hinter Wild Flower steckt eine wirklich gute Idee, die viel für Diversität und Feminismus in der Fantasyliteratur hätte tun können. Die Umsetzung konnte mich dafür allerdings nicht überzeugen. Das Buch ist an sich nicht schlecht, aber gerade der Umstand, dass Vieles, was mich interessiert hätte – die Kokarden, die fehlenden Schatten, die Rächer, die Raubvögel – nur dahingestellt und wenig bis gar nicht erklärt wird, dafür aber der Weg der Mädchen durch den Grind inklusive der Gefahren sehr detailliert beschrieben wird, hat mich enttäuscht. Das Besondere des Buches gerät so eher in den Hintergrund und zurück bleibt eine vorhersehbare Geschichte, die vieles mit anderen Wildwestgeschichten gemein hat.
Hinzu kommt, dass die Protagonisten, insbesondere Aster zum Leser eher auf Distanz bleiben, was wohl an dem gewöhnungsbedürftigen Schreibstil liegt.
Ich hatte hohe Erwartungen an Wild Flower, wurde jedoch leider enttäuscht. Dennoch kann ich nicht behaupten, dass das Buch schlecht war, es war vielmehr einfach okay. Kein außerordentliches Leseerlebnis in jeder Hinsicht.
Daher gibt es 2,5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Wichtiger Inhalt, aber mangelhafte Umsetzung

Im Kernschatten des Mondes - Die unbekannten Heldinnen der NASA
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Aufmachung:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Man sieht die Silhouette einer Frau im klassischen 50er-Jahre-Dress, die Winkel einzeichnet und mit mathematischen Gleichungen beschäftigt ist – genau diese ...

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Man sieht die Silhouette einer Frau im klassischen 50er-Jahre-Dress, die Winkel einzeichnet und mit mathematischen Gleichungen beschäftigt ist – genau diese Tätigkeit machte Dorothy Vaughan, Mary Jackson, Katherine Johnson und Christine Darden zu so bedeutenden historischen Figuren. Dabei kann die Silhouette für jede der vier Frauen stehen, genauso gut allerdings für alle anderen unbenannten Frauen des NACA, die letztlich zur Mondlandung beigetragen haben. Der Rest des Covers ist sehr schlicht gehalten.
Im Kernschatten des Mondes: Die unbekannten Heldinnen der NASA ist ein ebenso gelungener Titel (wenngleich sehr lang). Ich finde tatsächlich sogar, dass er besser passt als der Originaltitel Hidden Figures, der, wie die Autorin auch in ihrem Nachwort schreibt, es eher so darstellen lässt, als seien die Frauen versteckt worden anstatt einfach nur nicht gebührend beachtet.
Mit der Aufmachung bin ich also sehr zufrieden! 😊

Meine Meinung:
Vorweg: Ich finde es sehr schwierig, eine Rezension über dieses Buch zu schreiben. Man ist hier als Leser gezwungen, das Buch aus zwei verschiedenen Blickwinkeln zu bewerten: einmal in Bezug auf den Inhalt und einmal die Umsetzung der Autorin.
Wenn ich nur den Inhalt bewerten müsste, würde Im Kernschatten des Mondes von mir zweifellos die volle Punktzahl bekommen. Es würde es wahrscheinlich sogar zum Monatshighlight schaffen, wenn nicht sogar zu einem meiner Jahreshighlights!

Denn die Informationen, die das Buch bereithält, sind – gerade in der heutigen Zeit zu BLM, aber auch in der Feminismus-Debatte – unfassbar wichtig und gut. Im Kernschatten des Mondes zeigt nicht nur die wesentliche Arbeit der vier o. g. Frauen beim NACA bzw. später bei der NASA und ihren Beitrag zum Fortschritt in der Flugtechnik und zur Mondlandung auf.
Es beleuchtet auch das ganze „Drumherum“, mit dem sich Schwarze, insbesondere schwarze Frauen während der 40er- bis 70er-Jahre herumschlagen mussten. Man bekommt einen Einblick in die Arbeitswelt und die soziale Situation der schwarzen Frauen zu der Zeit und erhält so eine winzige Vorstellung davon, wie es gewesen sein muss, für die Position, die einem eigentlich zustehen sollte und die (vor allem weiße) Männer wie selbstverständlich bekamen, zu kämpfen, und vor allem auch dafür zu kämpfen, in dieser Position zu bleiben.

Gleichzeitig umschreibt das Buch die Segregation und die Bürgerrechtsbewegung in allen möglichen gesellschaftlichen Situationen. Natürlich schneidet man als Schüler dieses Thema im Englischunterricht an. Aber bevor ich dieses Buch gelesen hatte, war mir gar nicht bewusst, wie riesig meine Wissenslücke in diesem Thema immer noch ist! Es wird nicht ansatzweise alles besprochen und eine richtige Vorstellung, wie weitgreifend die Rassentrennung gewesen ist, kann eigentlich keine weiße Person haben, glaube ich.
So werden beispielsweise die traditionellen Seifenkistenrennen für Kinder angesprochen. Jeder von uns hat das, denke ich, schonmal in amerikanischen Serien oder Filmen mitbekommen. Dass es für schwarze Jungen allerdings praktisch unmöglich gewesen ist, an diesen Rennen teilzunehmen, wird natürlich nicht kommuniziert. Ähnliches gilt für die Bildung. Ich schätze, jeder von uns weiß im Prinzip, dass Segregation auch bedeutete, dass schwarze Kinder nicht dieselbe Schule besuchen durften wie Weiße. Dass der Bildungsweg allerdings nicht bloß beschränkt war, sondern aktiv kurzgehalten wurde, wird in der Schule ebenfalls nicht diskutiert.

Weiterhin beleuchtet das Buch auch gut die Ambivalenz des US-Amerikanischen Verhaltens im Krieg gegen die Achsenmächte und später auch im Kalten Krieg gegen die UdSSR: Wie kann ein Land für sich beanspruchen, die Demokratie und Gleichberechtigung zu bewahren, wenn es Teile seiner eigenen Bevölkerung wie Menschen zweiter Klasse behandelt? Eine Frage, die offensichtlich ist, auf die ich aber weder im Englisch- noch im Geschichtsunterricht aufmerksam gemacht wurde und über die ich ehrlicherweise auch nie nachgedacht habe. Das ist dann wohl ein weiterer Aspekt meiner White Privileges.

Zusammengefasst zeigt Im Kernschatten des Mondes also sehr gut, was es bedeutete Schwarz und insbesondere eine Schwarze Frau in einem von Weißen dominierten und reglementierten Land zu sein.
Vieles davon ist auch aus heutiger Perspektive noch relevant. Nicht selten habe ich darüber nachgedacht, was sich im Vergleich zu damals alles geändert hat, und eigentlich immer bin ich zu dem Schluss gekommen: Nicht wirklich viel. Die Frage, die ich oben schon gestellt habe, kann man immer noch stellen, und zwar nicht nur in Bezug auf die USA!
Im Kernschatten des Mondes ist also unwahrscheinlich wertvoll in der eigenen Auseinandersetzung mit Rassismus, insbesondere im Hinblick darauf, wie fundiert Margot Lee Shetterlys Arbeit ist: Man merkt, dass sie sich mit Zeitzeugen und Angehörigen sowie einer Menge Fachliteratur auseinandergesetzt hat. All ihre Quellen sind übrigens auch im Anhang verzeichnet.

Aber leider bin ich ja immer noch hier, um das Buch als solches zu beurteilen und nicht nur seinen Inhalt. Heißt also, dass ich in meiner Bewertung auch die Umsetzung der Autorin berücksichtigen muss. Da kann man leider nur sagen: Im Kernschatten des Mondes ist schlicht nicht gut geschrieben.
Früh fällt auf, dass man für die gut 350 Seiten (ohne Anhang) länger braucht als für ein gewöhnliches Buch. Das ist in erster Linie nicht verwunderlich, denn es ist ja immer noch ein Sachbuch. Dennoch finde ich, dass auch ein Sachbuch für sich beanspruchen sollte, flüssig lesbar zu sein. Das kann dieses Buch nicht, was zunächst daran liegt, dass es sehr viele Details in Bezug auf Aeronautik und Physik enthält, was den Lesefluss gerade eines physikalischen Laien doch erheblich mindert.
Das ist natürlich einfach der Thematik geschuldet, allerdings geht es hier ja primär um die Arbeit und das Leben der vier Frauen – wie bestimmte Flugzeugmodelle aufgebaut sind und was die Schwierigkeiten des transsonischen Bereichs sind, sind meines Erachtens nicht so relevant, dass dies gleich auf mehreren Seiten beschrieben werden muss.

Ähnlich verhält es sich mit den „Anekdoten“ oder Erläuterungen der Autorin zum Umfeld der Protagonistinnen, die sie nahezu immer in die eigentliche Erzählung dazwischenschiebt. Natürlich ist es wichtig zu wissen, was auch außerhalb der Arbeit im NACA um die Frauen herum passiert, insofern ist es nachvollziehbar, dass diese Einschübe ihren Platz im Buch haben.
Allerdings sind sie dermaßen mit Details gespickt, die nicht immer relevant sind und das Buch daher nicht bereichern, dass es das Lesen zunehmend schwieriger macht. Es fiel mir oft schwer, den Faden beizubehalten, sodass ich teilweise nach zwei oder drei Absätzen eines solchen Einschubs schon nicht mehr wusste, was das eigentliche Thema war und worauf die Autorin hinauswollte. Sie driftet unheimlich schnell in ihren Erzählungen ab und verliert dadurch unterwegs den Leser.

Dies führt zum einen leider dazu, dass man nicht lange am Stück in Im Kernschatten des Mondes lesen kann und gezwungen ist, das Buch zwischendurch auf Seite zu legen.
Gleichzeitig hat ihre sehr sachliche, aber dadurch auch emotions- und farblose Darstellung und die Liebe zu vielen Details zur Folge, dass Dorothy Vaughan, Mary Jackson, Katherine Johnson und Christine Darden kein Leben eingehaucht wird. Ich hatte echt meine Schwierigkeiten, die vier Frauen auseinanderzuhalten, wobei ich jetzt im Nachhinein zu Dorothy Vaughan und Katherine Johnson immerhin ein bisschen was sagen könnte; über Mary Jackson und Christine Darden habe ich leider nichts behalten. Das ist wirklich schade, da sie alle sicherlich sehr beeindruckende Persönlichkeiten sind!

Fazit:
Im Kernschatten des Mondes ist ein wahnsinnig wichtiger Wissensfundus, der den Leser über das Leben Schwarzer, insbesondere schwarzer Frauen in den 40er- bis 70er-Jahren und ihren Beitrag zu (amerikanischen) Geschichte aufklärt. Gleichzeitig bewegt es einen dazu, Rückschlüsse auf die Gegenwart zu schließen und es fällt auf, dass sich leider sehr wenig geändert hat.
Man fragt sich nicht nur, wie – auch heutzutage und nicht nur in den USA – eine vermeintlich zivilisierte Gesellschaft von sich behaupten kann, Demokratie und Gleichberechtigung zu schützen und zu leben, während zur selben Zeit Teile dieser Gesellschaft wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden und diese Werte nicht zu spüren bekommt.
Außerdem fragt man sich auch die ganze Zeit, wieso einem die Informationen, die Im Kernschatten des Mondes bereithält, nicht in den Köpfen der Allgemeinheit ebenso bekannt ist, wie die Tatsache, dass Neil Armstrong der erste Mensch auf dem Mond war. Die Antwort ist klar: Weil wir in einer von Weißen, primär Männern, dominierten und reglementierten Welt leben. Das dürfte auch die Antwort auf die andere Frage sein.
In der Hinsicht ist das Buch von unschätzbaren Wert auch für die eigene Auseinandersetzung mit Rassismus.
Leider muss man auch erkennen, dass Margot Lee Shetterly hier keine schriftstellerische Glanzleistung hingelegt hat. Ihren Erzählungen ist durch seitenlange Erläuterungen, viele Einwürfe und teils unnötige Details gerade im Hinblick auf die physikalischen Aspekte nur sehr schwer zu folgen. Zudem fehlt es der Darstellung von Dorothy Vaughan, Mary Jackson, Katherine Johnson und Christine Darden an Emotionalität und Farbe, sodass sie kaum auseinanderzuhalten sind.
Dadurch kann man von dem eigentlichen Wert des Buches nicht mehr viel mitnehmen.
Deshalb kann ich Im Kernschatten des Mondes: Die unbekannten Heldinnen der NASA auch nur 2,5/5 Lesehasen geben, obwohl es allein für den Inhalt 5/5 Lesehasen verdient hätte.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Was ist passiert?

A is for Abstinence
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Aufmachung:
Das Cover ist wieder einmal absolut gelungen. Wie bei V is for Virgin ist der Titel wieder sehr schlicht gehalten, diesmal steht das A im Vordergrund. Da es hier um Kyle geht, der an der Abstinenz-Challenge ...

Aufmachung:
Das Cover ist wieder einmal absolut gelungen. Wie bei V is for Virgin ist der Titel wieder sehr schlicht gehalten, diesmal steht das A im Vordergrund. Da es hier um Kyle geht, der an der Abstinenz-Challenge teilnimmt, passen sowohl Cover als auch Titel wunderbar zum Inhalt.
An der Farbgebung gefällt mir gut, dass sie gleichzeitig super mit den Rosatönen von V is for Virgin har-moniert, aber durch das Dunkle auch einen starken Kontrast bildet. Das zeigt die unterschiedlichen Cha-raktere von Valerie und Kyle.

Meine Meinung:
Nachdem mir V is for Virgin (Rezension) so unfassbar gut gefallen hat, war ich natürlich sehr gespannt auf Kyles Geschichte. Insbesondere, weil er in Band 1 eher unsympathisch wirkte, habe ich mir von dem Folgeband erhofft, ihn besser verstehen zu können.

Gut hat mir deshalb gefallen, dass das Buch vier Jahre nach V is for Virgin einsteigt. Man erfährt so näm-lich direkt ein bisschen über Kyles Leben und lernt ihn gleich ein bisschen besser kennen.
So kann der Leser direkt eine Beziehung zu ihm aufbauen – während man in Band 1 nicht so viel über ihn wusste, fällt es einem hier leichter, ihn zu verstehen. Er wird tatsächlich relativ schnell sympathisch, weil man ihn kennen- und verstehen lernt.
Es fällt aber auch direkt auf, dass er nicht derselbe wie vor vier Jahren ist: Er hat selbst einiges erlebt und ist dadurch erwachsener und reifer geworden. Das zu beobachten ist wirklich interessant; der An-fang des Buches ist also vielversprechend.

All das gerät leicht in den Hintergrund, sobald Val auftaucht. Als Leser verspürt man sofort eine Distanz ihr gegenüber, die nicht bloß daher kommt, dass A is for Abstinence nicht aus ihrer sondern aus Kyles Sicht geschrieben ist. Vielmehr liegt es wohl hauptsächlich daran, dass auch Val sich verändert hat. An-gesichts dessen, dass vier Jahre ins Land gegangen sind, ist das nicht weiter verwunderlich. Allerdings hat es mich schon sehr gestört, dass man hier nicht mehr viel von ihrem Biss und ihrer Coolness, die sie in Band 1 auszeichnen, mitbekommt. Sie wirkt vielmehr farblos im Vergleich dazu.
Beim Lesen hofft man natürlich, dass das alles auf den Zeitsprung zurückzuführen ist und sich das mit ein paar Kapiteln legt. Valerie ist hier jedoch eine völlig andere Person und die Distanz bleibt.

Ähnliches gilt auch für andere Charaktere, die man aus V is for Virgin bereits kennt, wie Robin, Shane oder Cara. Sie alle sind zwar ganz nett, aber wirken ebenfalls völlig verändert. Als Leser hat man zu sei-nen Lieblingen dadurch keinen Bezug mehr.

All dies war zwar bereits enttäuschend, allerdings hätte ich darüber noch hinwegsehen können, wenn der Rest gestimmt hätte – immerhin sind vier Jahre eine lange Zeit, in der einiges passieren kann.
Allerdings werden spätestens gegen Ende alle Zweifel diesbezüglich bereinigt, wenn alles, was Band 1 und vor allem Valerie ausmacht, quasi über Bord geworfen werden.
Das, was passiert, passiert viel zu schnell, wirkt, als wollte Oram unbedingt etwas erzwingen, was aber überhaupt nicht zu dem passt, was sie vorher geschrieben hat und was ihre Charaktere gemacht haben. Das Ende ist dadurch leider völlig unpassend und nicht authentisch. Es relativiert die ganze Message, die V is for Virgin so besonders macht und vermittelt den Eindruck, sie sei doch nicht so wichtig und so ernstgemeint, wie Band 1 suggeriert.

Lediglich der Schreibstil hat mir wieder wirklich gut gefallen. Auch wenn man enttäuscht wird, liest sich das Buch dadurch sehr gut. Meine Empfehlung wäre einfach, V is for Virgin und A is for Abstinence als zwei voneinander unabhängige Bücher zu betrachten.


Fazit:
Der Anfang ist noch vielversprechend, aber sobald man wieder auf Val trifft, merkt man, das vieles völ-lig anders ist. Sie selbst ist eine ganz andere Person, farblos im Vergleich zu der Val aus V is for Virgin. Am enttäuschendsten dabei ist, dass am Ende alles revidiert wird, was in Band 1 wichtig ist. Das Buch wirkt nicht wie eine Fortsetzung sondern eher wie ein Paralleluniversum.
Wer V is for Virgin geliebt hat, sollte A is for Abstinence nur dann lesen, wenn man neugierig ist, was mit Kyle passiert. Ansonsten sollte man von der Fortsetzung Abstand nehmen.
2,5/5 Lesehasen.

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