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Veröffentlicht am 16.01.2021

Mutmachend

Der unsichtbare Garten
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Vincent, 35 Jahre jung, erfolgreicher Tennistrainer, in glücklicher Beziehung mit Émelie, ist Protagonist des Roman's "Der unsichtbare Garten", der belgischen Autorin Karine Lambert. Ein Besuch beim Augenspezialisten ...

Vincent, 35 Jahre jung, erfolgreicher Tennistrainer, in glücklicher Beziehung mit Émelie, ist Protagonist des Roman's "Der unsichtbare Garten", der belgischen Autorin Karine Lambert. Ein Besuch beim Augenspezialisten zieht ihm den Boden unter den Füßen weg und beendet sein bisher geführtes Leben schlagartig. Er erhält nämlich die schreckliche Diagnose, dass er an einer seltenen Augenkrankheit leidet, die in wenigen Wochen zur Erblindung führen wird.

Das Buch erzählt jetzt in der Folge, wie Vincent mit diesem Schicksalsschlag umgeht. Auch die Sprache scheint hier für die Autorin ein Stilmittel zu sein. Schnörkellos, in kurzen abgehackten Sätzen spiegelt sie Vincent's Gemütsverfassung. Erst glaubt er an eine falsche Diagnose , ist dann zutiefst verzweifelt und traurig. Im Verlauf des Roman's mit zunehmender Akzeptanz seiner Erkrankung hatte ich als Leserin das Gefühl, dass die Hektik aus der Sprache wieder ein Stück weit verschwindet und die Sätze wieder länger, der Ton wieder ruhiger wird.

Zwischen die Kapitel streut Lambert handschriftliche Notizen, auf denen Vincent zunächst Dinge notiert, die er schnell noch in der Zeit als Sehender erledigen will, wahnwitzige Ideen, wie schnell noch Schlittschuhlaufen zu lernen oder mit dem Vater den Mont Blanc zu besteigen. Dann sind es nach und nach eher seine Gedanken, die ihm im Zusammenhang mit seinem Schicksal durch den Kopf gehen. So wie sein Sehvermögen abnimmt, nimmt die Schriftgröße seiner Notizen zu. Eine schöne Idee von Karine Lambert, wie ich fand.

Vincent zieht sich zurück aufs Land, wo noch das inzwischen etwas heruntergekommene Haus seines verstorbenen Großvaters steht. Schöne Kindheitserinnerungen geben ihm Trost und ganz langsam lernt er sich zurechtzufinden und dem Leben auch wieder schöne Seiten abzugewinnen.

Die Autorin schafft es in diesem Buch, dass man sich gut einfühlen kann in ihren Protagonisten, auch wenn er oft alles andere als sympathisch ist. Wie würde man selber in so einer Lebenssituation reagieren? Einfachste Handhabungen sind plötzlich nicht mehr möglich. Wie kann man sich behelfen, damit ein selbstständiges Leben weiterhin möglich ist? Doch so verzweifelt die Situation auch ist, sie ist zu stemmen. Das zeigt uns Vincent's Geschichte, und das macht Mut.

Mir hat das Buch gut gefallen, Für ein absolutes Highlight hat mir aber gefehlt, dass ich zu Vincent gefühlsmäßig keine richtige Verbindung aufbauen konnte, was dann wohl auch an dem Schreibstil gelegen hat.

Das Cover sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, denn das fand ich klasse. Ich wüsste auch nicht was besser passen könnte : Ein milchig-weißer durchscheinender Schutzumschlag, durch den blass Pflanzenteile schimmern. Nimmt man den Umschlag dann ab, sieht man Blätter und Blumen in kräftigen leuchtenden Farben.

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Veröffentlicht am 20.12.2020

Große Gefühle

Wohin der Himmel uns führt
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Bewertet mit 4 Sternen

"Wohin der Himmel uns führt" ist für mich der 1. Roman von Dani Atkins, die bekannt ist für ihre Familiendramen, die den Leser mitnehmen sollen auf eine Achterbahn der Gefühle. ...

Bewertet mit 4 Sternen

"Wohin der Himmel uns führt" ist für mich der 1. Roman von Dani Atkins, die bekannt ist für ihre Familiendramen, die den Leser mitnehmen sollen auf eine Achterbahn der Gefühle. Ich habe mir also Taschentücher bereitgelegt und bin eingetaucht in die Geschichte 2er Frauen, deren Lebenswege sich durch einen unglücklichen Zufall miteinander verquicken, 2 Frauen, die unter anderen Umständen vielleicht sogar Freundinnen hätten werden können.

Die Autorin lässt beide Frauen in der Ich-Perspektive erzählen, was sie dem Leser sehr nahe bringt. Wir lernen zunächst Beth kennen, die das Glück hat, ihre große Liebe mit Tim gefunden zu haben und das Pech ihn nach wenigen Jahren glücklicher Ehe an den Krebs viel zu früh wieder zu verlieren. Schon vor seiner Behandlung hat sich das Paar entschlossen Embryonen einfrieren zu lassen, um sich zu einem späteren Zeitpunkt noch den Kinderwunsch erfüllen zu können. Nach 2 Fehlversuchen ist jetzt nach dem Tod von Tim noch ein Embryo übrig und Beth ist fest entschlossen eine Mutterschaft auch alleine zu schaffen.
Izzy, die 2. Protagonistin könnte sich glücklich schätzen, hat sie doch eine kleine Familie. Ihr Sohn Noah ist ihr Ein und Alles, doch die Ehe mit ihrem Mann Pete bröckelt. Izzy ist schon etwas überfürsorglich, macht sich ständig Sorgen um den Gesundheitszustand ihres 8Jährigen. Das hat das gemeinsame Zusammenleben mit Pete so erschwert, dass dieser zunächst einmal ausgezogen ist, auch wenn er sich weiter sehr um Noah kümmert.

Als ein Anruf aus der Kinderwunschklinik kommt, verbindet dieser auf schicksalhafte Weise die Leben von Beth und Izzy und stürzt die eine wie die andere in Gewissenskonflikte.
In beide Figuren kann man sich nur allzugut hineinversetzen. Deshalb kann man auch keine der Frauen für ihre Ansichten oder ihr Handeln verurteilen.
Ich will an dieser Stelle gar nicht so viel verraten. Es geht in diesem Buch natürlich um Liebe und Verlust und Trauer, aber auch um Mutterschaft und Kindeswohl.

Das schafft die Autorin ohne ins Kitschige abzurutschen, was mir wirklich gut gefällt. Auch die Figurenzeichnung ist authentisch. Allerdings ist das Thema wohl nicht so ganz meins gewesen. Ich musste beim Lesen an die Bücher von Jodi Picoult denken, die sich in ihren Romanen ebenfalls gerne mit kritischen Themen und Tabus auseinandersetzt. Auf jeden Fall werde ich noch mehr von Dani Atkins lesen. Mir gefällt ihre berührende Art zu schreiben und wie sie den Fokus auf die Dinge legt, die im Leben wirklich zählen.

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Veröffentlicht am 05.12.2020

Ein sehr persönlicher Fall

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
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Endlich ist sie da, die Fortsetzung der beliebten Thrillerreihe von Bestsellerautor Marc Raabe rund um sein Ermittlerteam Tom Babylon und der Psychologin Sita Johanns. Um auch diesen neuen Fall genießen ...

Endlich ist sie da, die Fortsetzung der beliebten Thrillerreihe von Bestsellerautor Marc Raabe rund um sein Ermittlerteam Tom Babylon und der Psychologin Sita Johanns. Um auch diesen neuen Fall genießen zu können sollte man allerdings die Vorgängerbände kennen, ansonsten verliert man sich leicht in der Geschichte.

Der Rockstar Brad Galloway, eben noch aufgetreten vor 22000 Fans auf der Berliner Waldbühne, wird verstümmelt und verblutet aufgefunden. Schnell wird klar, dass Tom Babylon persönlich involviert ist. Sein familieres Umfeld hat irgendwie mit diesem grausamen Mord zu tun und die Spur führt weit zurück in die Vergangenheit. Den Erzählstrang der rückblickend weitere Erkenntnisse über Tom's Kindheit in der DDR bringt, fand ich besonders spannend. Mit einer heimtückischen Kindesentführung scheint die Geschichte ihren Anfang zu nehmen. Die Stimmung im Land, das Gefühl ständig bespitzelt zu werden, konnte man gut nachfühlen. Schon im letzten Band war das Verschwinden seiner Schwester Vi in Tom's Kindheit ein Thema, dass ihn immer wieder belastete und ihn quasi Gespräche mit einem Geist führen ließ. Jetzt wird die Figur Tom Babylon fortgeschrieben und man erfährt als Leser die näheren Umstände dieses Traumas. Sehr berührend!

Marc Raabe schreibt gewohnt fesselnd und atmosphärisch. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist ihm gut gelungen. Ein paar Längen haben sich allerdings eingeschlichen. Tom wird schnell vom Jäger zum Gejagten und nur Sita und sein Unterweltsfreund Bene Czech scheinen ihm noch zu glauben, dass ihm Beweismittel untergeschoben wurden. Das Ende entwickelt sich zu einem Showdown und der Leser erfährt auch endlich wer" die Hornisse" ist.

Ein überraschender Cliffhanger im Epilog deutet darauf hin, dass die Leser sich auf eine Forsetzung freuen dürfen. Mich konnte dieser temporeiche Thriller auf jeden Fall wieder begeistern.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Ansprechender Debütauftakt

Mord auf Vlieland
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"Mord auf Vlieland" ist der Auftakt einer neuen regionalen Krimiserie, die zur Abwechslung mal in unserem sympathischen Nachbarland Holland spielt. Dass auch der Autor Jan Jacobs sich dort gerne aufhält, ...

"Mord auf Vlieland" ist der Auftakt einer neuen regionalen Krimiserie, die zur Abwechslung mal in unserem sympathischen Nachbarland Holland spielt. Dass auch der Autor Jan Jacobs sich dort gerne aufhält, merkt man sofort. Mit viel Liebe zum Detail entwickelt er die Geschichte rund um Griet Gerritsen und ihr Ermittlerteam.

Griet Gerritsen ist mit ganzem Herzen Polizistin, was sie zuletzt ihre Karriere gekostet hat, denn bei ihrem Alleingang, wo es darum ging einen Schleuserring auszuheben, hat sie nicht auf Verstärkung gewartet und ist unter Beschuss geraten. Zwar konnten die Menschen, die in einem Container versteckt waren gerettet werden, aber der Kollege, der ihr zur Hilfe eilte, wurde tötlich verletzt.

Bei der Disrictrecherche Fryslân bekommt Griet noch eine Chance und darf zusammen mit einem kleinen Ermittlungsteam die Ermittlungen zu dem Todesfall auf der Insel Vlieland leiten. Ihr werden die Kollegen Pieter de Vries und Noemi Bogaard zur Unterstützung an die Seite gestellt. Pieter ist eher der gemütliche Typ, Noemi das etwas sehr forsche Küken. In der Kombination könnte viel Konfliktpotenzial sein, das Team wächst aber recht konfliktfrei schnell zusammen. Es handelt sich wirklich um einen Feel-good Krimi.

So richtig zu trauern scheint auf der Insel keiner, der vom Tod des bekannten Hoteliers Vincent Bakker erfährt. Kein Wunder, denn so nach und nach erfährt der Leser immer mehr über dessen Persönlichkeit und damit steigt auch die Anzahl der Verdächtigen. Das Miträtseln hat richtig Spaß gemacht. So manches Mal hatte ich den richtigen Riecher, aber der Autor hat trotzdem genug falsche Fährten gelegt, und mich als Leser noch überrascht. Der Schreibstil war flott und angenehm. Die holländische Sprache ist immer wieder eingeschnipselt und trägt zum Holland-Feeling bei. Auch die Landschaftsbeschreibungen und die Idee, die Protagonistin auf einem Plattbodenschiff wohnen zu lassen wecken die Sehnsucht nach einem Hollandurlaub. Der Anteil an Privatem, was über die Protagonisten verraten wurde, hätte für meinen Geschmack ruhig noch etwas größer sein dürfen, aber da es noch Nachfolgebände gibt, wird man dort sicher nach und nach noch mehr erfahren.

Mir hat der 1. Hollandkrimi von Jan Jacobs gut gefallen und ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Griet in Band 2.

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Veröffentlicht am 13.11.2020

Neue Geschmackserfahrungen

Zufällig vegan – International
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Ein bisschen skeptisch (als Fleischesser!) und sehr gespannt ,habe ich dieses tolle Kochbuch in den Händen gehalten, dass sich zunehmend mit Post its gefüllt hat, bei Gerichten , die ich unbedingt alle ...

Ein bisschen skeptisch (als Fleischesser!) und sehr gespannt ,habe ich dieses tolle Kochbuch in den Händen gehalten, dass sich zunehmend mit Post its gefüllt hat, bei Gerichten , die ich unbedingt alle noch ausprobieren wollte. Was soll ich sagen: Die Rezepte, die ich bisher nachgekocht und nachgebacken habe, waren allesamt sehr schmackhaft und werden es sicher in meine Alltagsküche schaffen. Ich fremdel lediglich mit den Maßeinheiten, die ganz amerikanisch in Cups angegeben sind. Wenn man sich die entsprechenden Meßlöffel anschaffen möchte, macht das sie Sache auf jeden Fall einfacher. Ich habe sie bisher nicht im Haus und habe die Umrechnung für ml auf S35 genutzt und für eine Umrechnung in Gramm noch das Internet bemüht.

Das ist aber schon mein einziger Kritikpunkt. Die polnische Köchin Marta Dymek hat wunderbare internationale, vegane Rezepte zusammengetragen, die mich wirklich überzeugen. Nachdem ich mein Gewürzregal erst einmal ergänzt hatte, warteten ganz neue, spannende Geschmackserlebnisse auf mich, und auch die eher skeptische Familie war begeistert, z.B von der wunderbar scharfen spanischen Kichererbsensuppe oder dem schokoladigen Zucchinikuchen.

Nach der Einleitung folgt das Kapitel Frühstück mit verschiedenen Brotaufstrichen aber auch internationalen Alternativen zum klassischen Müsli, wie z.B das Rote Bete Granola oder ein dänischer Haferbrei mit Datteln und Erdnussbutter.

Es gibt die Rubriken Kleiner Hunger und Großer Hunger, Suppen, Nachtisch, Getränke und Grundrezepte. Das sind so viele Rezepte, dass ich bisher wirklich nur einen Bruchteil testen konnte. Ergänzt wird dieses tolle Kochbuch mit schönen Bildern, die Lust aufs Nachkochen machen.

"International zufällig vegan" wird mein Kochbuchregal auf jeden Fall bereichern, auch wenn ich sicherlich kein Vollzeitveganer werde.

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