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Veröffentlicht am 17.02.2021

Spannend, aufwühlend, überraschend

Der Mädchenwald
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Darum geht‘s:
Die 13-jährige Elissa ist leidenschaftliche Schachspielerin. Im Rahmen eines Jugendturniers wird sie entführt und in einen dunklen und kalten Keller gesperrt. Ihre Affinität zu Schach hilft ...

Darum geht‘s:
Die 13-jährige Elissa ist leidenschaftliche Schachspielerin. Im Rahmen eines Jugendturniers wird sie entführt und in einen dunklen und kalten Keller gesperrt. Ihre Affinität zu Schach hilft ihr, ihre Gedanken zu ordnen und nicht den Verstand zu verlieren. Ihre Hoffnung auf Flucht liegt auf dem Jungen Elijah, der sie regelmäßig in ihrem Verlies besucht.

Elijah ist ein schüchterner und seltsamer Einzelgänger, der mit seinen Eltern abgeschieden von der modernen Gesellschaft in einer Waldhütte lebt. Handys und Internet kennt er nicht. Er scheint in einer eigenen Welt zu leben. In Elissa erhofft er sich eine Freundin zu finden. Dennoch hat er zu viel Angst, dass seine kleine Welt auf den Kopf gestellt wird, wenn er dem Mädchen zur Flucht verhilft. Was hat er aber mit Guhl, Elissas Peiniger, zu tun?

So fand ich‘s:
Es dauerte nur ein paar Zeilen und schon war ich drin in der Geschichte. Zu Beginn fiel mir auf, dass der Autor die Szenen gerne sehr bildlich und mit vielen Details darstellt. Es werden zahlreiche Kleinigkeiten erwähnt. Und dennoch war mir keine Sekunde langweilig. Durch die Spannung, die schon auf den ersten Seiten aufgebaut wird, hatte ich als Leser die große Sorge, möglicherweise ein wichtiges Detail zu verpassen. Daher sog ich einfach alle Einzelheiten auf und tauchte so in Elijahs Welt ein.

Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt: Elissa und Elijah und auch aus der Sicht von der Polizistin, welche die Suche nach dem Mädchen leitet. Diese Figur war mir zwar sympathisch und gerade ihr persönliches Schicksal ging mir sehr nahe. Dennoch empfand ich diese Abschnitte ein bisschen zu weit weg von der eigentlichen Geschichte.

Die einzelnen Kapitel sind mit Tagesangaben versehen. Meine Schwierigkeit war jedoch, dass gerade im ersten Teil des Buches die Geschichte nicht chronologisch erzählt wird. Das hat mich anfangs sehr verwirrt und ich musste das eine und andere Mal zurückblättern. Je weiter ich gelesen habe, umso klarer wurde der Ablauf und ich erkannte, wie geschickt der Autor seinen Plot aufgebaut hat.

Es gibt Szenen, die mir als Leser recht viel abverlangt haben, gerade auch hinsichtlich der Tatsache, dass das Entführungsopfer ein 13-jähriges Mädchen ist. Es gibt Momente, in denen es mir Mühe bereitete, weiterzulesen. Dennoch konnte ich das Buch nicht beiseitelegen. Es war manchmal wie bei einem schrecklichen Unfall: man will nicht hinschauen, kann aber nicht anders. Trotzdem empfinde ich dieses Buch nicht als zu blutig oder zu brutal. Wenn ich das jetzt so schreibe, wird mir bewusst, dass das widersprüchlich klingt. Aber so fühlte ich mich auch beim Lesen und der Lese Sog wurde dadurch noch verstärkt.

Umso näher ich dem Ende und somit der Auflösung kam, umso mehr zeigte sich Sam Lloyds Erzähltalent. Die Wendungen und Aha-Erlebnisse, die mir das Buch beschert haben, sind genau solche Elemente, die ich bei Thrillern sehr mag. Bis zum Schluss gelang es dem Autor mich zu überraschen und auch immer wieder aufzuwühlen.

Es ist ein Buch, das man nicht einfach so liest und dann beiseitelegt. Es ist eine Geschichte, die nachklingt und mich auch im Nachhinein noch beschäftigt. Kurz zusammengefasst ist für „Der Mädchenwald“ hochspannend, erschreckend, aufwühlend, überraschend und enthält alles, was einen lesenswerten Thriller ausmacht.

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle

Between Your Words
1

Darum geht‘s:
Nach einem tragischen Verkehrsunfall, bei dem ihre Eltern ums Leben kommen, leidet Thea an einer sehr tragischen Form der Amnesie. Alle fünf Minuten wird ihr Kurzzeitgedächtnis gelöscht und ...

Darum geht‘s:
Nach einem tragischen Verkehrsunfall, bei dem ihre Eltern ums Leben kommen, leidet Thea an einer sehr tragischen Form der Amnesie. Alle fünf Minuten wird ihr Kurzzeitgedächtnis gelöscht und quasi neu gestartet. Ihre Schwester sieht keine andere Möglichkeit, als sie in einer Klinik unterzubringen.

Als einziger sieht der neu angestellte, in sich gekehrte Hilfspfleger Jim in Thea keinen hoffnungslosen Fall. Er schafft es, eine Verbindung zu ihr aufzubauen und ist überzeugt davon, dass Theas Zeichnungen und vor allem die Wortketten, die sie in ihre Skizzen mit einbaut, Hilferufe von ihr sind. Seine Gefühle für Thea werden immer tiefer und er würde alles dafür tun, um sie aus ihrem „Gefängnis“ zu befreien.

Als eine Ärztin es wagt, eine noch wenig erforschte Behandlungsmöglichkeit bei Thea anzuwenden, schöpft Jim Hoffnung, dass es doch eine Zukunft für ihn und Thea geben könnte. Aber wird Thea ihn überhaupt wiedererkennen?

So fand ich‘s:
Theas Schicksal ist sehr schwer vorstellbar. Ich mag mir nicht ausmalen, dass einer meiner Lieben oder ich selbst so betroffen wären. Emma Scott erzählt diese außergewöhnliche Geschichte aus zwei Perspektiven: aus Theas Sicht und Jims, dem Hilfspfleger. Und meiner Meinung nach hat sie es geschafft, diese unvorstellbare Situation mit ihrem einfühlsamen Erzählstil anhand der beiden unterschiedlichen Sichtweisen auf eindrückliche Art darzustellen. Selbst die sich wiederholenden Dialoge, die Theas „Neustart“ ihres Kurzzeitgedächtnisses alle fünf Minuten mit sich bringen, werden beim Lesen nie langweilig.

Der gefühlvolle Schreibstil und die wunderschönen Vergleiche, die einen in die Geschichte versinken lassen, sind für mich die große Stärke dieses Buches. Immer wenn ich das Buch in der Hand hielt, konnte ich um mich herum alles vergessen und es gab nur noch Thea, Jim und mich – ok, die anderen Figuren spielten ab und an auch eine mehr oder weniger wichtige Rolle.

Während dem Lesen war ich immer ganz gefangen von der Geschichte und von vielen Formulierungen richtiggehend verzaubert. Mit etwas Abstand fielen mir jedoch hie und da unrealistische Entwicklungen auf. Es ist mir schon bewusst, dass es sich um Fiktion handelt und auch die entsprechenden Anmerkungen der Autorin am Schluss des Buches relativieren einige Punkte. Dennoch war manches für meinen Geschmack ein bisschen zu „drüber“ und der Plot hat dadurch an Stärke verloren. Auch das Ende war mir persönlich zu sehr im Detail auserzählt.

„Between Your Words“ ist in erster Linie eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, welche die Herzen von Romantikern höherschlagen lässt. Denn eines kann die Autorin perfekt: sie schafft es Gefühle intensiv und eindrucksvoll zu transportieren. Als Leser spürt man die tiefen Sehnsüchte und den Hunger nach Leben der Figuren und leidet und hofft mit ihnen mit.

Wer bereit ist, über die Ungereimtheiten und die eine oder andere unlogische Entwicklung drüber hinweg zu sehen, kann sich hier zusammen mit den Figuren auf eine Achterbahn der Gefühle freuen.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 07.01.2021

Mystisch und schnörkellos

Das Erbe der Vogelmenschen
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In meinen frühen Lesejahren habe ich Federica de Cescos Jugendbücher verschlungen. Schon damals umgaben ihre spannenden Geschichten oftmals einen Hauch von Esoterik. Gerade diese Mischung aus realistischem ...

In meinen frühen Lesejahren habe ich Federica de Cescos Jugendbücher verschlungen. Schon damals umgaben ihre spannenden Geschichten oftmals einen Hauch von Esoterik. Gerade diese Mischung aus realistischem Plot mit einer Würze Mystik haben mich immer schon fasziniert. Später, als Federica de Cesco begann Erwachsenenbücher zu schreiben, vermochten mich diese leider weniger in ihren Bann zu ziehen. Woran das lag, kann ich mir heute nicht erklären. Möglicherweise war ich zu dem Zeitpunkt noch etwas zu jung für diese Art von Büchern. Als ich jedoch dieses neue Buch von ihr entdeckte, hat mich erst das Titelbild und dann auch die Kurzbeschreibung magisch angezogen.

Die Lektüre entpuppte sich dann als gar nicht so leichte Kost. Die Sprache ist durchdacht und ausgefeilt und Federica de Cesco zeigt hier ihr großes Erzähltalent. Inhaltlich ist der Plot reichhaltiger als das die doch geringe Seitenzahl von 264 vermuten lässt. Immer wieder werden die großen Fragen des Lebens aufgegriffen. Einerseits zog mich die Geschichte so in ihren Bann, gleichzeitig wirkt das Buch stellenweise recht schwer. Jedenfalls würde man dieser Geschichte nicht gerecht werden, wenn man sie einfach so weg lesen würde.

Die Protagonistin Leo wirkt auf andere recht schwierig. Auf den ersten Blick kommt sie als Kumpeltyp rüber. Ab dem zweiten Blick kommt jedoch ihre unnahbare Seite zum Vorschein und wird so für die anderen nicht mehr greifbar. So wirkt sie auch durchwegs auf mich als Leserin. Emotional bleibt sie bis zum Schluss auf Distanz, was ich mir ab und an gefühlsbetonter gewünscht hätte. Das ist jedoch Geschmacksache und tut der Intensität dieses Büchleins keinen Abbruch.

Besonders im letzten Drittel wird die Geschichte richtig spannend und neben dem historischen Hintergrund sind aktuelle Themen allgegenwärtig. Die Verbindungen von Historie mit der Gegenwart sowie der Sachlichkeit mit dem Mystischen sind der Autorin wirklich gut gelungen.

Trotz der esoterischen Elemente erzählt Federica de Cesco die Geschichte realitätsnah und schnörkellos und trotzdem sehr intensiv mit ihrer ganz eigenen Erzählstimme. Ich bin jedenfalls froh, dass ich mit diesem Buch gewagt habe, meine übliche Lese-Komfortzone zu verlassen.

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Veröffentlicht am 30.12.2020

Mystisch und berührend

Aqua Mystica
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Darum geht‘s:
Vicky war immer schon ein bisschen anders als die anderen. Auch als Teenager sind es nicht nur ihr Aussehen, die häufig tränenden Augen oder der schwankende Gang, die sie zur Außenseiterin ...

Darum geht‘s:
Vicky war immer schon ein bisschen anders als die anderen. Auch als Teenager sind es nicht nur ihr Aussehen, die häufig tränenden Augen oder der schwankende Gang, die sie zur Außenseiterin machen. Auch ihr Wesen ist stiller, in sich gekehrter und sehnsuchtsvoller als das von ihren Schulkameraden. So hängt sie auch viel lieber mit ihrem Onkel Til und seiner Freundin Sandra ab.

Ein großer Traum geht für sie in Erfüllung, als Til sie und Sandra mit nach Mexico auf eine Expedition zu einer Unterwasserhöhle, einer sogenannten Cenote, mit nimmt. Als Til von einem unbekannten Wasserwesen verletzt wird, wird ihr verboten ins Wasser zu gehen. Sie widersetzt sich jedoch und unternimmt einen heimlichen Tauchgang, der nicht ohne Konsequenzen bleibt und sie kommt dem Geheimnis ihrer Herkunft immer näher.

So fand ich‘s:
Es war schon zu Beginn der Lektüre klar, worauf die Geschichte hinauslaufen würde und ich hatte mich auf eine Art Abenteuergeschichte mit mysteriösen Wasserwesen eingestellt. Doch die Intensität und die berührenden Momente, die mir dieses Buch geschenkt haben, habe ich so tatsächlich nicht erwartet. Doch der Reihe nach…
Der Erzählstil ist leicht, flüssig und absolut altersgerecht. Die Geschichte wird aus Vickys Sicht in der Ich-Form erzählt. Ich bin nicht der größte Fan von Ich-Erzählungen – aber in diesem Buch hätte alles andere nicht wirklich gepasst. Die Ereignisse aus Vickys Perspektive mitzuerleben, haben die Gefühle und die Bilder im Kopf noch intensiver werden lassen.

Die Beschreibungen des Cenotes in Mexiko sind sehr lebendig und farbenfroh, so dass man sich alles wunderbar vorstellen kann, als wäre man selbst dabei. Allein in der Unterwasserwelt hätte ich gerne noch länger verweilt und ich hätte noch viel mehr Details darüber erfahren wollen. Dieser Teil kommt in der Geschichte für meinen Geschmack ein wenig zu kurz.

Dennoch war ich beim Lesen immer wieder hin und weg und ich fühlte mich zusammen mit Vicky richtiggehend zum Cenote hingezogen. Vicky Sehnsucht ist für gefühlvolle Leser förmlich spürbar und man begreift die Zerbrechlichkeit der Unterwasserwelt, die durch die Menschen bedroht wird. Die Autorin hat es geschafft auf einfühlsame Weise die Themen von Selbstfindung beim Erwachsen werden, Umweltschutz und Familie zu vereinen, ohne die Moralkeule zu schwingen.

Wie schon zu Beginn erwähnt, hat mir dieses Buch einige sehr berührende Augenblicke geschenkt und ich habe auch zwischendurch immer wieder innegehalten, um das Gelesene auf mich wirken zu lassen. Ich hatte eine spannende Geschichte erwartet, die dann viel ruhiger verlief als gedacht. Es gibt durchaus spannende Momente, die jedoch für mich nicht mehr so wichtig waren. Es ist ein ruhiges, unaufgeregtes Buch mit einer wohltuenden Prise Philosophie. Und wer weiß… die Unterwasserwelt ist ja noch lange nicht komplett erforscht… 😉

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Veröffentlicht am 02.12.2020

Ein wahrer Pageturner

Raum der Angst
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Darum geht's:
Sieben freiwillige Probanden treffen sich, um an einem geheimen Experiment eines bekannten Professors teilzunehmen. Da sie zusammen den Weg aus einem Escape-Room finden sollen, nehmen sie ...

Darum geht's:
Sieben freiwillige Probanden treffen sich, um an einem geheimen Experiment eines bekannten Professors teilzunehmen. Da sie zusammen den Weg aus einem Escape-Room finden sollen, nehmen sie an, dass ihre Teamfähigkeit getestet wird. Das Experiment beginnt recht vielversprechend und die sieben unterschiedlichen Charaktere müssen sich zwar zusammen raufen, scheinen sich aber auch zu ergänzen. Bis dann Furchtbares geschieht und sie erkennen müssen, dass sie in einem perfiden Spiel gefangen sind.

Gleichzeitig wacht Hannah in einem dunklen Raum auf und sie kann sich nicht erinnern, wie sie da hingekommen ist. Auch sie versucht einen Weg nach draußen zu finden und trifft dabei auf die Probanden des Experiments. Die Aufgaben in den verschiedenen Räumen haben es in sich und fordern so manches Opfer. Wird da überhaupt jemand lebendig rauskommen?


So fand ich's:
Ein Escape-Room als Schauplatz für einen Thriller klang für mich sehr vielversprechend. Es ist schon bei einem „normalen“ Spiel ein bisschen beklemmend so eingesperrt zu sein. Wie müssen sich die Probanden des Experiments wohl gefühlt haben. Es ist eine schaurige Vorstellung, die es einem kalt den Rücken runter laufen lässt – und das schon bevor ich überhaupt angefangen habe zu lesen. Das konnte was werden…

Und es wurde tatsächlich was! Der Beginn erforderte zwar ein bisschen Konzentration bis ich mich mit den verschiedenen Figuren und Erzählsträngen vertraut gemacht hatte. Aber dann war ich von der Geschichte wie hypnotisiert und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen.

Durchatmen konnte ich bei den Abschnitten, in denen es um die Ermittlungsarbeit ging. Dieser „Erzählrahmen“ ist dem Autor meiner Meinung nach auch gut gelungen und man konnte als Leser so Informationen sammeln, um den Protagonisten ein bisschen voraus zu sein. Die Auflösung konnte ich jedoch so nicht voraussehen und kam für meinen Geschmack eine Spur zu unvermittelt.

Als ich mit der Lektüre begann, war mir nicht bewusst, dass dieses Buch der Auftakt einer Reihe ist. Daher hat mich das nicht ganz abgeschlossene Ende entsprechend kalt erwischt und einen kurzen Moment enttäuscht.

Nach wie vor überwiegt jedoch die Begeisterung für diesen Pageturner, der dieser Bezeichnung im wahrsten Sinne des Wortes gerecht wird. „Raum der Angst“ bietet dem Thrillerleser, was sein Herz begehrt. Und ich bin froh, dass ich bereits einen Escape-Room erleben durfte. Denn zurzeit bin ich unsicher, ob ich mich das wieder trauen würde. So gesehen, hat Mac Meller alles richtig gemacht.

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