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Veröffentlicht am 17.02.2021

"Heute gibt es nichts, was eine oder ein Musk nicht tun kann."

Eine Frau, ein Plan
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Rückblick auf ein bewegtes Leben. Maye Musk, geboren im Jahr 1948, alleinerziehende Mutter von drei sehr erfolgreichen Kindern, lässt ihr nicht immer leichtes Leben Revue passieren.

Maye Musk wächst in ...

Rückblick auf ein bewegtes Leben. Maye Musk, geboren im Jahr 1948, alleinerziehende Mutter von drei sehr erfolgreichen Kindern, lässt ihr nicht immer leichtes Leben Revue passieren.

Maye Musk wächst in einer abenteuerlustigen, quirligen Familie auf. Ihr Vater sucht in der Wüste nach einem verschollenen Ort und alle Familienmitglieder begleiten ihn. Sehr jung - wie es damals üblich war - schlittert sie in eine unheilvolle Ehe, die sie erst nach neun Jahren beendet. Sie ist zwar eine erfolgreiche Ernährungsberaterin, aber sich selbst hat sie nicht im Griff. Übergewicht und fehlendes Selbstbewusstsein machen ihr zu schaffen. Durch Selbstdisziplin und Zielsetzung gelingt es ihr jedoch, sich ein neues Leben aufzubauen. Dabei scheut sie auch nicht davor zurück, zusammen mit ihren drei Kindern in andere Länder zu ziehen und immer wieder von vorn anzufangen.

Soweit ein interessantes und sehr spannendes Leben. Leider wiederholt sie ihr Musk-Mantra "Ich bin Model und Ernährungsberaterin" in jedem Kapitel auf ein Neues. Irgendwann nervt es immer wieder darauf gestoßen zu werden. Die Biografie ist nicht chronologisch, sondern thematisch aufgebaut, deshalb kommt es wohl auch zu einigen Wiederholungen. Sie kann sicher auf ihre Erfolge stolz sein. Unbestritten sieht sie trotz ihrer 71 Jahre sehr attraktiv aus und wird sicherlich auch auf anderen Gebieten erfolgreich sein, aber bitte nicht auf jeder Buchseite. Ihre Gedanken fasst sie häufig in Tipps zusammen:


"Neue Orte und Menschen kennenzulernen, kann Ihren Horizont ungemein erweitern und Sie glücklich machen."

"Was Sie brauchen ist kein Wundermittel, sondern ein Plan."


Nicht wirklich neu und auch nicht inspirierend. Auch wenn sie immer wieder davon spricht, wie wichtig es ist, einen Plan zu machen, so ist ihr persönlicher Plan in dieser Biografie nicht zu finden. Sie transportiert wenig Emotionen und schildert sehr sachlich, wie ihr bisheriges Leben ausgesehen hat. Lediglich im Kapitel, in dem es um Ernährungsberatung geht, merkt man ihr an, dass dies ihre Leidenschaft ist. Mich hätte eher interessiert, wie sie sich gefühlt hat, als sie einem brutalen Ehemann ausgesetzt war und sich dann befreien konnte. Wie ihre Kinder mit der Situation umgegangen sind. Lediglich der Satz "Heute gibt es nichts, was eine oder ein Musk nicht tun kann." gibt wieder, wie stolz sie auf ihre Kinder sein muss.

Ich habe mehr Hintergrundinformationen erhofft und weniger Lebensweisheiten. Eine interessante Frau, die sicher mehr zu erzählen hätte, als sie hier preisgibt.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Punktsieg für den Hund

Bonnie Propeller
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In einer Kurzerzählung schildert die 1941 geborene namenlose Icherzählerin, wie sie nach dem Tod ihres Hundes einen Nachfolger sucht, heftig enttäuscht wird und sich nur schwer mit dem zu kurz geratenen ...

In einer Kurzerzählung schildert die 1941 geborene namenlose Icherzählerin, wie sie nach dem Tod ihres Hundes einen Nachfolger sucht, heftig enttäuscht wird und sich nur schwer mit dem zu kurz geratenen "hässlichen Entlein" arrangiert.

Auf nur 64 Seiten wird das Zueinanderfinden von Mensch und Hund von der Autorin Monika Maron erzählt. Der Schreibstil ist einfach und gut lesbar.

Die ersten Sätze hätten aber fast schon dazu geführt, das Buch aus der Hand zu legen.

"Es ist das Bündnis von zwei Kreaturen mit dem einzigen Zweck, einander Freude und Beistand zu sein. "

Für mich ist ein Hund ein Familienmitglied, kein Dienstleister. Auch wenn ich verstehen kann, dass die alte Dame nicht lange allein sein möchte, ist die Suche im Internet per Bild und Video m. E. nicht der richtige Weg. Der persönliche Kontakt zum Tier ist sehr wichtig, man kauft doch keinen Gegenstand. Die Vermittlung erfolgt dann über eine Fundhund-Organisation, die sogar eine Möglichkeit zum Umtausch einräumt, weil der Hund unerwartet hässlich ist.

Was macht das mit dem Tier, wenn es wie ein Wanderpokal herumgereicht wird? Warum werden die Hunde mitten in der Nacht auf einem Parkplatz abgegeben? Ich empfinde das als falsch verstandene Tierliebe.

Der Protagonistin kann ich keine Sympathie abgewinnen. Der Hund muss perfekt sein. Darf nicht bellen, muss ruhig, aber nicht langweilig sein. Das Aussehen stört sie enorm.

"Dieses kleine, unschöne Tier sollte nun mein letzter Hund sein ...."

Da hilft auch nicht, das Tier mit teuren Accessoires auszustatten.

Erst als der Hund durch Kunststückchen und Freundlichkeit die Aufmerksamkeit anderer Menschen gewinnt, ist die Besitzerin auch mit dem Tier zufrieden.

Hält die Autorin uns den Spiegel hin. Seht her, selbst die Tiere müssen perfekt sein. Gebt den Außenseitern eine Chance. Oder schildert sie nur ihre eigene Geschichte? Das wäre sehr schade, denn Bonnie Propeller hat einen liebevollen Besitzer verdient.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Nichts ist so, wie es scheint

Der Weltreporter
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In naher Zukunft beherrscht "die Krankheit" das Leben in Deutschland. Wenige Menschen sind unterwegs, Kontakte sind unerwünscht. Da trifft es sich gut, dass ausgerechnet Reisereporter Bodo von Unruh und ...

In naher Zukunft beherrscht "die Krankheit" das Leben in Deutschland. Wenige Menschen sind unterwegs, Kontakte sind unerwünscht. Da trifft es sich gut, dass ausgerechnet Reisereporter Bodo von Unruh und Studentin Julias Bacharach immun gegen die Krankheit sind. In einer Hotelbar lernen sich der ältere von Unruh und die quirlige Julia kennen. Er ist nicht ihr Typ, zu alt, macht optisch wenig her. Doch am Ende siegt die Neugier auf einen neuen Menschen und die beiden treffen sich häufiger, wenn auch nicht oft, denn der Reporter ist überall auf der Welt unterwegs, um neue Reiseberichte für ein Hochglanzmagazin zu schreiben.

Hannes Stein hat ein Szenario entworfen, das gerade jetzt hoch aktuell ist. Obwohl er versichert, den Roman vor Ausbruch der Corona Pandemie geschrieben zu haben, sind doch viele Parallelen zu entdecken. Seine beiden Hauptprotagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein, ein Weltenbummler und Einzelgänger trifft auf eine junge Studentin, die nebenher als Taxifahrerin jobbt. Ihre Treffen sind nicht häufig, dienen aber als Rahmenhandlung des Romans, der eigentlich mehr als Kurzgeschichtensammlung gesehen werden kann.


Zusammen mit seinem Fotografen bereist der Reporter die ganze Welt und erlebt überdurchschnittlich Skurriles, Fantastisches und lernt unglaubliche Menschen kennen. Er spielt mit den Emotionen des Lesers, gibt Rätsel auf und legt den Finger auf gesellschaftliche Wunden.

Der Besuch eines nur durch Einladung und einer horrenden Summe als Eintritt zu erreichenden Restaurants ist so ein Beispiel. Narkotisiert, um den Ort des Geschehens nicht wiederzufinden, erreicht der Gast eine Lagerhalle statt eines Nobelrestaurants. Die Menüfolge ist festgelegt und lautet wie folgt:
"Mehlwurmcocktail im Buffelgras, Aalsuppe mit tausendjahrigen Ei, Lauwarme Vogelnest mit Catsup, Fliegenpilsrisotto mit Hakarl, Kandierte Dachsohren, Eskimo Eiskrem, Funferlei von Langschwein, Achtschatze Reispudding"

Nichts, bei dem einem das Wasser im Mund zusammenlaufen würde, aber ein Gang hat es tatsächlich mehr als alle anderen in sich. Nicht gerade mein Lieblingsreisebericht.

Selbst die kleine Liebesgeschichte nimmt am Ende eine überraschende Wendung, mit der ich so nicht gerechnet habe. Desto näher sich die beiden Liebenden kommen, um so offensichtlicher wird es, dass Bodo etwas zu verbergen hat.

Dem Autor ist es gelungen, mich mehrmals zu schocken und auch innezuhalten. Nicht alles, was ich gelesen habe, hat mich tatsächlich begeistert. Manchmal wurde mir zu sehr herumphilosophiert oder das blaue vom Himmel gelogen. Dennoch trifft er mit seinen Geschichten genau den Puls der Zeit, ob es um einen amerikanischen Präsidenten geht oder um eine geheime Stadt, die von künstlicher Intelligenz gesteuert wird, es stimmt nachdenklich.

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Veröffentlicht am 05.01.2021

Punktsieg für den Hund

Bonnie Propeller
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In einer Kurzerzählung schildert die 1941 geborene namenlose Icherzählerin, wie sie nach dem Tod ihres Hundes einen Nachfolger sucht, heftig enttäuscht wird und sich nur schwer mit dem zu kurz geratenen ...


In einer Kurzerzählung schildert die 1941 geborene namenlose Icherzählerin, wie sie nach dem Tod ihres Hundes einen Nachfolger sucht, heftig enttäuscht wird und sich nur schwer mit dem zu kurz geratenen "hässlichen Entlein" arrangiert.

Auf nur 64 Seiten wird das Zueinanderfinden von Mensch und Hund von der Autorin Monika Maron erzählt. Der Schreibstil ist einfach und gut lesbar.

Die ersten Sätzen hätten aber fast schon dazu geführt, das Buch aus der Hand zu legen.

"Es ist das Bündnis von zwei Kreaturen mit dem einzigen Zweck, einander Freude und Beistand zu sein. "
Für mich ist ein Hund ein Familienmitglied, kein Dienstleister. Auch wenn ich verstehen kann, dass die alte Dame nicht lange allein sein möchte, ist die Suche im Internet per Bild und Video m. E. nicht der richtige Weg. Der persönliche Kontakt zum Tier ist sehr wichtig, man kauft doch keinen Gegenstand. Die Vermittlung erfolgt dann über eine Fundhund-Organisation, die sogar eine Möglichkeit zum Umtausch einräumt, weil der Hund unerwartet hässlich ist.

Was macht das mit dem Tier, wenn es wie ein Wanderpokal herumgereicht wird? Warum werden die Hunde mitten in der Nacht auf einem Parkplatz abgegeben? Ich empfinde das als falsch verstandene Tierliebe.

Der Protagonistin kann ich keine Sympathie abgewinnen. Der Hund muss perfekt sein. Darf nicht bellen, muss ruhig, aber nicht langweilig sein. Das Aussehen stört sie enorm.

"Dieses kleine, unschöne Tier sollte nun mein letzter Hund sein ...."

Da hilft auch nicht, das Tier mit teuren Accessoires auszustatten.

Erst als der Hund durch Kunststückchen und Freundlichkeit die Aufmerksamkeit anderer Menschen gewinnt, ist die Besitzerin auch mit dem Tier zufrieden.

Hält die Autorin uns den Spiegel hin. Seht her, selbst die Tiere müssen perfekt sein. Gebt den Außenseitern eine Chance. Oder schildert sie nur ihre eigene Geschichte? Das wäre sehr schade, denn Bonnie Propeller hat einen liebevollen Besitzer verdient.

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Veröffentlicht am 13.03.2017

Zwei Jahre unter der geschlossenen Glaskuppel

Die Terranauten
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Darauf haben sie hingearbeitet, sich gequält, ihr Bestes gegeben. 1994 sind sie die auserwählten Terranauten von "Ecosphere 2“ und dürfen zwei Jahre lang in einem künstlich erzeugten Ökosystem ein neues ...

Darauf haben sie hingearbeitet, sich gequält, ihr Bestes gegeben. 1994 sind sie die auserwählten Terranauten von "Ecosphere 2“ und dürfen zwei Jahre lang in einem künstlich erzeugten Ökosystem ein neues Leben erproben. Ihre streng durchstrukturierten Aufgaben bestehen zumeist aus körperlicher Arbeit, um das System zu betreiben und genug Nahrungsmittel zu erzeugen. Acht Menschen, die sich auserwählt fühlen und sich ihr eigenes Mantra "Nichts rein, nichts raus" vorsagen, um zu zeigen, wie wichtig ihnen ihre Mission ist. Doch zwei Jahre sind lang und nicht alles kann man vorher planen.

Angelehnt an ein tatsächliches Experiment in den 90er-Jahren in Arizona lässt T. C. Boyle vier Frauen und vier Männer als Terranauten in ein gigantisches Terrarium einziehen, das aus Savanne, Regenwald, Ozean und Anbauflächen besteht und unterschiedliche Spezies an Pflanzen und Tieren aufweist. Was vom Betreiber als dauerhaftes Experiment zur Vorbereitung der Marsbesiedelung geplant ist, entwickelt sich mehr und mehr zu einer Sozialstudie.

Perfekt für ein Hörbuch ist die Erzählperspektive des Buches. Drei Erzähler, die gekonnt von August Diehl, Ulrike C. Tscharre und Eli Wasserscheid gesprochen werden, berichten aus der Ich-Perspektive von ihren Erlebnissen vor und während des Experiments. Womanizer Ramsay Roothoorp und die Schönheit Dawn Chapman sind die glücklichen Teilnehmer des Experiments, während Linda Ryu als verschmähte Bewerberin schmollend aus der Außenperspektive berichtet. Der Wechsel zwischen den Sprechern lockert die Laufzeit von knapp 17 Stunden deutlich auf, denn die Spannung des Romans hält sich in Grenzen.

Detailliert und lang gezogen wird beschrieben, wem welche Aufgaben zugeordnet sind und wie der Alltag der Terranauten aussieht. Man meint selbst einen Blick auf die durch Kameras überwachten Missionsteilnehmer zu werfen. Genauso fern und oberflächlich, wie durch einen Bildschirm betrachtet, bleiben die handelnden Personen dann auch. Statt eine Gemeinschaft zu bilden, entfernen sich die Personen immer mehr voneinander. Gelenkt durch das autoritäre System der äußeren Führung, an dessen Spitze der Boss, genannt Gottvater steht, kann keine eigene Gruppendynamik entstehen.

Durch das vorgegebene Setting einer geschlossenen Umgebung hatte ich mir mehr Emotionen, Auseinandersetzung und Lebendigkeit erhofft. Stattdessen wird über Banalitäten wie Schönheitsideale oder Essensträume gesprochen. Selbst dramatische Ereignisse wie das Auftreten von Sauerstoffmangel oder die Nahrungsmittelknappheit während des Winters lassen den Spannungsbogen nur kurz ansteigen. Statt wissenschaftlicher Erkenntnisse erlebt man einen menschlichen Kleinkrieg auf niedrigstem Niveau. Kleine Gemeinheiten, Neid und Zwietracht stehen im Vordergrund. Vom Autor gewollt, um die Schlichtheit des Menschen herauszuarbeiten?

Mich hat das Buch ein wenig ratlos zurückgelassen. Vielleicht war meine Erwartungshaltung auch einfach zu groß. Das Thema an sich fand ich sehr interessant, nur die Umsetzung war mir zu flach und undynamisch. Meine Bewertung liegt knapp unter vier Sternen.