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Veröffentlicht am 01.05.2021

Bittersüß

Die Insel der Wünsche - Stürme des Lebens
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Hamburg 1887. Tina Tiedkens arbeitet als Blumenmädchen im Hamburger Hafen um mit den wenigen Pfennigen, die sie verdienen kann, ihre 12-köpfige Familie zu unterstützen. Zahlreiche Geschwister, mehr verhungernd ...

Hamburg 1887. Tina Tiedkens arbeitet als Blumenmädchen im Hamburger Hafen um mit den wenigen Pfennigen, die sie verdienen kann, ihre 12-köpfige Familie zu unterstützen. Zahlreiche Geschwister, mehr verhungernd als lebendig, einen Vater, der sein Bein bei einem Arbeitsunfall verloren hat und somit auch seine Arbeit und seinen Lebensmut, machen es scheinbar unmöglich diesem Elend zu entfliehen.

Und doch bietet sich Tine eine Möglichkeit. Mit etlichen Hindernissen und unter größtmöglichen Schwierigkeiten bricht sie in eine neue Welt auf, nach Helgoland.



Die Beschreibung zu diesem Buch, dem ersten Teil einer Trilogie, hat in mir Erwartungen geweckt, die das Buch leider nicht erfüllen konnte.

Ich erwartete einen historischen Roman über die letzten ca. 150 Jahre Helgolands. Die Übernahme oder auch Übergabe der Insel von britischer in deutscher Hand, ihre Rolle während der Weltkriege und so weiter. Natürlich wird in einem historischen Roman immer auch die Geschichte einer Protagonistin oder eines Protagonisten erzählt, oft eine fiktive Geschichte, aber immer geschichtlich angelehnt.

Hier haben wir jetzt die bittersüße Geschichte einer mutigen Frau, deren Aufstieg, Mut und Durchhaltevermögen sehr detailliert beschrieben wird, während im Hintergrund die Insel den Besitzer oder auch Besatzer wechselt.

Märchenhaft ist Tinas Geschichte, für mich ist sie zu märchenhaft und naiv.

Vielleicht haben im 19. Jahrhundert Blumenmädchen aus dem ärmsten Hafenviertel Hamburgs solche Karrieren erlebt und sind in die höhere Gesellschaft aufgestiegen, aber so naiv und weltfremd wie Tina sind die sicherlich nicht gewesen.

Auch wenn die Geschichte Helgolands sicher noch einige interessante Aspekte bereithält, werde ich mir Teil 2 und 3 dieser Trilogie schenken. Es gibt sicher viele zufriedenen Leser, die Bücher über märchenhafte Beziehungen und Karrieren lieben und schlecht geschrieben ist der Roman nicht. Es ist nur nicht mein Geschmack, sorry.

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Veröffentlicht am 24.03.2021

Zu viel des Guten

Mädchen, Frau etc. - Booker Prize 2019
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Bernardine Evaristo beschreibt die Herkunft und den Werdegang vieler britischer,farbiger junger Frauen. Die Herkunft ist sehr unterschiedlich, von traditioneller afrikanischen Lebensführung, über Einwanderer ...

Bernardine Evaristo beschreibt die Herkunft und den Werdegang vieler britischer,farbiger junger Frauen. Die Herkunft ist sehr unterschiedlich, von traditioneller afrikanischen Lebensführung, über Einwanderer mit angeglichener Lebensweise zu Aussteigern, die es zurück in ihre Heimat zieht. Die jungen Frauen lösen sich vom Elternhaus, manche leben ihre neuerfahrene Sexualität aus, Andere streben eine steile Karriere an und wieder Andere gründen stabile Familien und geben ihr Wissen ihren Kindern weiter.



Dieses Buch hat den Booker Prize 2019 erhalten.
Ich war voller Erwartung und ich wurde nicht enttäuscht. Die ersten 150 Seiten habe ich verschlungen. Die Geschichten dieser Frauen sind anrührig, authentisch und lesenswert.
Viele verschiedene Schicksale immer in Verbindung mit dem Leben bzw. Erleben der Mutter haben mich berührt.

Aber mit zunehmender Anzahl wurden die Berichte für mich ermüdend. Ich wusste bereits, dass die vielen Lebensgeschichten gegen Ende zusammengeführt werden, aber ich empfand es trotzdem ermüdend. Denn irgendwie glichen sich die Erlebnisse in meinen Augen mit der Zeit. Und wenn dann bei Erwähnung einer neue Figur wieder die Geschichte der Mutter zu Rate gezogen wurde, hatte ich einfach keine Lust mehr und habe die letzten ca. 100 Seiten nur noch überflogen.

Das war sicher nicht im Sinne der Autorin, aber ich frage mich dann auch, was will mir die Autorin mit dieser Vielzahl an ähnlichen Schicksalen sagen? Ich denke, dass ich die Struktur und Vielzahl der Schicksale schon nach wenigen Beschreibungen durchschaut habe. Wir wissen, wie immens viel Mut farbige Frauen haben müssen, um ihre Träume zu verwirklichen und dass sie sehr viel mehr Einsatz, Wille, Blut und Schweiß benötigen um ihren Weg gehen zu können.

Es ist wichtig, dass diese Lebensgeschichten erzählt werden und damit versucht wird uns wachzurütteln. Wenn es für mich am Ende ermüdend war, wurde das Ziel wohl nicht erreicht.

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Veröffentlicht am 19.02.2021

Zu verzweifelt

Trauma – Kein Entkommen
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Ein verlassenes Schlauchboot im Baggersee – auf dem Weg ein bisschen Privatleben mit ihrer Tochter Jenny zu kreieren, wird Katja Sand wieder einmal von ihrem Kollegen Rudi Dorfmüller zu einem vermeintlichen ...

Ein verlassenes Schlauchboot im Baggersee – auf dem Weg ein bisschen Privatleben mit ihrer Tochter Jenny zu kreieren, wird Katja Sand wieder einmal von ihrem Kollegen Rudi Dorfmüller zu einem vermeintlichen Tatort gerufen.

Nie kriegt sie ihre privaten Mutter-Tochter Probleme gelöst.

Bei dem von Tauchern geborgenen Opfer kann weder Mord noch Selbstmord ausgeschlossen werden. Die Rechtsmedizin tendiert Richtung Selbstmord, Katjas Bauchgefühl sagt Mord.

Zwei Tage später wird die zweite Leiche gefunden.



„Trauma – kein Entkommen“ ist der Auftakt einer dreiteiligen Serie um die Ermittlerin Katja Sand.

Katja Sand ist leitende Mordermittlerin, erfolgreich, die Beste in ihrem Dezernat, alleinerziehend mit großen Problemen in der Mutter-Tochter-Beziehung. Sie empfindet große Defizite in der Beziehung zu ihrer Tochter sowie in der Beziehung zu ihrer Mutter. Sie hat ein dunkles Geheimnis, das sie sehr belastet und eine Beziehungslosigkeit zu Männer zur Folge hat.

Neben ihren riesigen Problemen leitet sie noch ihr Kommissariat und kämpft gegen „Windmühlen“ indem sie die vermeintlichen Selbstmorde als heimtückische Morde erlebt.

Die emotionale Zerrüttung von Katja Sand empfand ich als Problem in diesen Thriller. Neben der Schockerlebnisse des keinen Jungen wurden auf den ersten 70 Seiten eigentlich nur die emotionalen Befindlichkeiten von Katja beschrieben. Nicht nur auf den ersten 70 Seiten, sondern immer wiederkehrend werden normale Probleme eines 15-jährigen Mädchens hochstilisiert und mit vielen Schuldzuweisungen seitens Katja beladen.

Katjas seltsames Verhalten scheint eine Folge ihrer Geheimnisse aus der Vergangenheit zu sein, aber außer einiger Andeutungen wird uns Lesern keine Erklärung geliefert. Das ist unbefriedigend!

Der Kriminalfall an sich ist clever aufgebaut. Wären da nicht die ständigen Vorwürfe an die eigene Psyche, wäre die Story durchgängig spannend. So entwickelte sich erst im letzten Drittel Spannung und somit Licht am Ende des Tunnel. Eigentlich war es da schon zu spät um mehr als drei Sterne zu verteilen.

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Veröffentlicht am 13.01.2021

Leider nicht so gut wie erwartet

Barbarotti und der schwermütige Busfahrer
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Aufgrund eines Schusswaffengebrauchs während eines dienstlichen Einsatzes wird gegen Eva Backman, nunmehr Barbarottis Lebensgefährtin, in Stockholm intern ermittelt. Um Abstand zu gewinnen und längst fälligen ...

Aufgrund eines Schusswaffengebrauchs während eines dienstlichen Einsatzes wird gegen Eva Backman, nunmehr Barbarottis Lebensgefährtin, in Stockholm intern ermittelt. Um Abstand zu gewinnen und längst fälligen Urlaub nachzuholen, ziehen sich Eva und Gunnar für einige Wochen nach Gotland zurück.
Die Abgeschiedenheit und die überwältigende Natur lassen sie etwas zur Ruhe kommen.
Bis, ja bis sie von einem alten, eigentlich abgeschlossenen Fall einholt werden.


Eigentlich hatte ich mich lange auf dieses Buch gefreut. „Der Verein der Linkshänder“ hatte mich begeistert und entsprechende Erwartungen in das neue Buch gesetzt.

Das, was mich am Vorgängerbuch begeistert hat, die ruhige, bedächtige Erzählweise und Ermittlungsarbeit, die philosophischen Gedankengänge und vor allem die ironischen und zum Schmunzeln anregenden Diskussionen und Gespräche, konnten mich in diesem Buch nicht packen.

Die ganze Geschichte erscheint mir zu skurril und konstruiert. Im Grunde sind die Kommissare während der vielen Jahre nicht in der Lage gewesen irgend etwas zu ermitteln. Sie haben die ganze Zeit hilflos zugesehen und wurden vom vermeintlichen Opfer manipuliert. Das war für mich kein Krimi.

Es ist mir durchaus klar, dass Hakan Nesser keine blutrünstigen, brutale Krimis schreibt, aber für mich ist dieser Krimi hart an der Grenze zur Langeweile.
Leider……. Schade.

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Veröffentlicht am 16.12.2020

Ein besonderes Ermittlerteam

Als die Nacht begann
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Am helllichten Tag wird auf der Friedrichstraße in Berlin eine junge Frau durch einen Gewehrschuss getötet. Der Schütze muss auf einem der Dächer beziehungsweise in einer der oberen Etagen auf sein Opfer ...

Am helllichten Tag wird auf der Friedrichstraße in Berlin eine junge Frau durch einen Gewehrschuss getötet. Der Schütze muss auf einem der Dächer beziehungsweise in einer der oberen Etagen auf sein Opfer gelauert haben.

War sie ein Zufallsopfer oder gibt es eine Verbindung?

Jan Tommen und seine Kollegen ermitteln mit Hochdruck, finden aber keine Spur. Einige Tage später wird am Tegeler See wieder ein junger Mensch aus der Ferne erschossen.

Treibt ein Sniper sein Unwesen?



Spannend und gut strukturiert zeigt sich diese Thriller-Serie um Kommissar Jan Tommen. Es ist bereits sein 7. Fall, aber für mich ist es der Erste.

Irritiert hat mich gleich zu Beginn, dass Jan Tommen anstatt mit seinem Kollegen Patrick Stein den Tatort zu besichtigen, eine Teamkonferenz mit seinem privaten Ermittlerteam einberuft. Scheinbar werden die aktuellen Fälle mit Zoe, einer Gerichtsmedizinerin (mit kriminellem Vater), Max, einem IT Freak, Chandu, einem ehemaligen Kriminellen, der seine alten Kontakte heute noch nutzt, und Jan, dem einzigen Kripo-Beamten in dieser Runde, gelöst. Jeder einzelne wird eingehend vom Autor beleuchtet, so dass auch ich, als Erstleser schnell den Durchblick habe.

Mich wundert allerdings, dass die Truppe, die sich nicht mit hinderlichen Beamtenrichtlinien herumschlagen muss, so agieren darf ohne Konsequenzen erleiden zu müssen.

Alexander Hartung konstruiert einen ziemlich komplizierten Fall, dessen Zusammenhänge lange Zeit nicht ersichtlich sind. Die Herangehensweise der Ermittler und die Motivsuche erscheinen mir logisch und nachvollziehbar. Bei der Lösung verliert sich meiner Meinung nach, das Verständnis. Ich will jetzt hier nicht weiter ins Detail gehen, aber für mich ist die Richtung der Rache unverständlich. Das letzte Drittel des Thrillers wirkt auf mich zu konstruiert. Trotz Wettlauf, Jagd und Schusswechsel zum Ende hin, kam keine echte Spannung mehr zu Stande.

Schade…….

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