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Veröffentlicht am 21.02.2021

Guter Auftakt, aber mit Luft nach oben

Leichenblume
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Vor einigen Jahren ist der stadtbekannte Anwalt Mossing brutal ermordet worden. Die Täterin Anna ist seitdem auf der Flucht. Und so staunt Journalistin Heloise nicht schlecht, als sie eines Tages genau ...

Vor einigen Jahren ist der stadtbekannte Anwalt Mossing brutal ermordet worden. Die Täterin Anna ist seitdem auf der Flucht. Und so staunt Journalistin Heloise nicht schlecht, als sie eines Tages genau von dieser Frau einen Brief erhält. Einen sehr persönlichen Brief, obwohl sie Anna doch noch nie begegnet ist. Der damalige Ermittler Erik wird eingeschaltet und nimmt die Spurensuche wieder auf.

Ich fand Leichenblume als Auftakt zu einer neuen Serie nicht schlecht, auch wenn den Figuren schon noch etwas Profil fehlt. Einen Vergleich mit Nesbo oder Adler-Olsen halte ich aber doch für sehr hoch gegriffen. Eine Journalistin als „Ermittler“ eröffnet immer interessante Möglichkeiten einen Kriminalfall zu entwickeln, und Heloise macht ihren Job wirklich gut. Ich fand ihre Figur recht sympathisch, es hat Spaß gemacht mit ihr dem Rätsel der Briefe nachzugehen. Die sind als Aufhänger gut gewählt, denn natürlich machen Annas Andeutungen neugierig, bringen sie doch immer wieder neue rätselhafte Hinweise. Als Heloise „offizieller“ Gegenpart fungiert Erik als Mann des Gesetzes. Ihn fand ich noch ein wenig blass, seine Perspektive oft langweiliger als Heloises, so ganz sympathisch war er mir auch nicht. Mal sehen, ob sich das in den Folgebänden ändern wird. Die Handlung hat mir insgesamt ganz gut gefallen, auch wenn ich die Erklärung des Motivs nicht ganz so aufregend fand, zu oft schon hat man ähnliches gelesen. Trotzdem ist der Fall gut aufgebaut, durch die Perspektivwechsel zwischen Heloise und Erik werden einige Dinge unterschiedlich beleuchtet und auch der Erzählstil hat mir gut gefallen; nicht sehr reißerisch, sondern eben nordisch distanziert, wie man es von anderen skandinavischen Autoren kennt. Insgesamt fand ich Leichenblume nicht schlecht, Luft nach oben ist allerdings noch vorhanden.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Was wäre wenn

Die Mitternachtsbibliothek
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Mit 35 Jahren hat Nora die Nase gestrichen voll von ihrem Leben. Job weg, Katze tot, Wohnung mies, beste Freundin ausgewandert… die Liste scheint unendlich. Schon seit Jahren kämpft sie mit Depressionen, ...

Mit 35 Jahren hat Nora die Nase gestrichen voll von ihrem Leben. Job weg, Katze tot, Wohnung mies, beste Freundin ausgewandert… die Liste scheint unendlich. Schon seit Jahren kämpft sie mit Depressionen, und so passiert es, dass sie eines Abends nicht mehr leben will. Doch statt im Nirwana, landet sie in einer Bibliothek. Der Bibliothek ihres Lebens; ihrer Leben, denn jede noch so kleine Entscheidung kann weitreichende Folgen haben. Nora kann diese alternativen Leben anprobieren, bis sie eines gefunden hat, das ihr gefällt; oder bis ihre Zeit abgelaufen ist.

Matt Haigs Roman beschäftigt sich mit einem Thema, das jeden irgendwann einmal umtreibt: was hätte ich im Leben bisher besser/anders machen können? Wenn xyz nicht passiert wäre, was dann? Mit diesen Fragen spielt der Autor sich durch verschiedene Szenarien und lässt seine Protagonistin Höhen und Tiefen entdecken. Welche Entscheidungen unser Leben prägen (positiv oder negativ), stellt sich oft erst später heraus und so wartet auf Nora die eine oder andere Überraschung. Manche Leben fand ich nicht so gut ausgearbeitet, nur als Seitenfüller hätte man sie dann doch auch nicht gebraucht. Natürlich kann nicht immer Bahnbrechendes passieren, aber etwas mehr Inhalt hätte ich mir doch gewünscht. Das Ende war dann doch sehr vorhersehbar, aber insgesamt fand ich den Roman unterhaltsam und rund. Die Thematik hätte man sicherlich noch tiefgreifender aufarbeiten können, aber auch dank des angenehmen Stils bin ich Noras Geschichte trotzdem gerne gefolgt.

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Veröffentlicht am 15.01.2021

Solider Thriller

Trauma – Kein Entkommen
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Katja Sand meistert den Spagat zwischen alleiniger Kindererziehung und ihrer Arbeit als Mordermittlerin mal besser und mal schlechter. Im Moment eher letzteres, knallt es doch zwischen ihr und ihrer Tochter ...

Katja Sand meistert den Spagat zwischen alleiniger Kindererziehung und ihrer Arbeit als Mordermittlerin mal besser und mal schlechter. Im Moment eher letzteres, knallt es doch zwischen ihr und ihrer Tochter ganz gehörig. Auch die Ermittlungen um einen vermeintlichen Selbstmord laufen nicht wie erwartet, der Ertrunkene im See scheint mehr Geheimnisse zu verbergen als zunächst vermutet.

Christoph Wortberg legt hiermit den ersten Teil einer Trilogie um und mit Katja Sand vor. Die Ermittlerin fand ich recht sympathisch, auch wenn mir noch etwas die Ecken und Kanten gefehlt haben. Ihre Figur birgt nicht so viel Neues, es scheint einen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit zu geben, was in vielen Thrillern inzwischen wohl dazugehören muss. Auch die Hintergründe des Täters bringen nichts sonderlich Innovatives. Den Fall rund um den Ertrunkenen fand ich trotzdem gut gemacht, hier ließ sich der Autor von einem landesweit bekanntem Skandal inspirieren; die Ausarbeitung hat mir wirklich gut gefallen. Auch den Erzählstil mochte ich sehr, spannend und flüssig wird die Geschichte vorgetragen. Ich denke bei diesem Thriller kommt es ein bisschen darauf an, wie häufig der Leser sonst zu ähnlichen Büchern greift. Wer noch relativ neu im Genre ist, bekommt einen soliden Thriller, der nicht viel falsch macht. Wer in dem Genre schon lange heimisch ist, wird etwas Neues vermissen. Ich fand das Buch nicht schlecht, würde mir aber für die Folgebände etwas mehr wünschen.

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Veröffentlicht am 27.12.2020

Historisch interessanter Stoff

München
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Im Herbst 1938 gibt es in München den letzten Versuch einen europaweiten Krieg abzuwenden. Auf Hitlers Einladung hin, treffen Chamberlain, Mussolini und Daladier ein, um ein Abkommen auszuhandeln; die ...

Im Herbst 1938 gibt es in München den letzten Versuch einen europaweiten Krieg abzuwenden. Auf Hitlers Einladung hin, treffen Chamberlain, Mussolini und Daladier ein, um ein Abkommen auszuhandeln; die Deutschen dürfen Teile der Tschechoslowakei annektieren, müssen dafür aber weiteren Frieden garantieren. Im Tross der Minister finden sich auch kleine Beamte, wie die Studienkollegen Hugh Legat aus Britannien und der deutsche Paul von Hartmann. Die beiden versuchen auf ihre ganz eigene Art und Weise die Katastrophe abzuwenden.

Harris hat schon in einigen seiner Thriller bewiesen, dass er brisanten historischen Stoff großartig aufarbeiten kann. „München“ hat mich allerdings nicht so überzeugen können wie es vorherige Romane getan haben. Dies liegt jedoch nicht an der Thematik, die ist nämlich hochspannend. Auch wenn man natürlich weiß, dass das Münchner Abkommen gescheitert ist, lässt einen die Erzählung über diese schicksalhaften drei Tage im September `38 hoffen und bangen. Durch Hartmann und Legat hat man einen guten Blick auf die Hintergründe und Schauplätze jenseits der offiziellen Treffen, was ich sehr interessant fand. Faszinierend wie viele Menschen mit unglaublich feinem diplomatischem Gespür nötig waren, um zahlreiche Fettnäpfchen vermeiden zu können. Harris‘ Stil gefiel mir schon immer, und auch dieses Mal hat er alles richtig gemacht. Neben aufgearbeiteten Fakten, gibt es spannende Nebenhandlungen, flüssig und ansprechend erzählt. Ich wurde in diesem Buch mit den fiktiven Figuren allerdings so gar nicht warm, und das hat mir ein wenig den Lesespaß verdorben, da ich gerne weniger über deren Privatleben und dafür mehr über die wichtigen Konferenzen erfahren hätte. Trotzdem ist „München“ ein lesenswerter Roman für den geschichtsinteressierten Leser, auch wenn ich andere aus der Autorenfeder runder fand.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Hebamme mit Spürnase

Fräulein Gold: Schatten und Licht
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1922 gibt Hebamme Hulda Gold alles für ihre Patientinnen in ihrem Armutsviertel. Ob mitten in der Nacht, sonntags und sowieso oft ohne Bezahlung ist sie für sie da. Auch als eine Wöchnerin von Ängsten ...

1922 gibt Hebamme Hulda Gold alles für ihre Patientinnen in ihrem Armutsviertel. Ob mitten in der Nacht, sonntags und sowieso oft ohne Bezahlung ist sie für sie da. Auch als eine Wöchnerin von Ängsten um ihre verschollene Nachbarin geplagt wird, versucht Hulda Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei trifft sie auf den zugeknöpften Kommissar North, der die Angelegenheit nicht mit dem nötigen Eifer zu verfolgen scheint. Hulda beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

Anne Sterns historischer Krimi legt großen Wert auf ein authentisches Großberlin der 20er Jahre. In jedem noch so kleinen Detail steckt viel Recherchearbeit, wodurch die Geschichte ungemein gewinnt. Ich bin sofort abgetaucht in Huldas Viertel, und konnte mir alles sehr lebhaft vorstellen. Auch Sterns Figuren sind lebendig, sei es nun Hulda selbst, der warmherzige Zeitungsverkäufer von nebenan oder ein x-beliebiger Rotzlöffel von der Straße. Hulda hat mich leider einmal zu oft an Charly Ritter aus der Gereon-Rath-Reihe erinnert, aber in den nächsten Bänden kann sie sich sicherlich noch etwas besser abheben. Ihre taffe Art gefällt mir, auch ihr erstaunlich modernes Denken. Ihre Arbeit als Hebamme fand ich gut beschrieben, leider muss sie dann den Ermittlungen zu viel Platz einräumen. Die entwickeln sich nicht ganz so spannend wie erhofft, aber die Geschichte ist rund und wird zu einem schlüssigen Ende gebracht. North bleibt neben Hulda etwas blass, aber auch das kann sich in den Folgebänden ja noch ändern. Ich mochte den Stil der Autorin sehr, und auch wenn ich nicht völlig begeistert bin, werde ich in die nächsten Bände mit Hulda doch bestimmt reinlesen.

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