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Veröffentlicht am 26.02.2021

dynamische Geschichte, regt zum Nachdenken an (3,5-4 Sterne)

Sechs Leben
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Was würde sich im eigenen Leben ändern, wenn man mehr als eines davon hätte? Wenn man nach einem Unfall oder einer Krankheit noch einmal neu anfangen bzw. weitermachen könnte? Wenn man etwas gefährliches, ...

Was würde sich im eigenen Leben ändern, wenn man mehr als eines davon hätte? Wenn man nach einem Unfall oder einer Krankheit noch einmal neu anfangen bzw. weitermachen könnte? Wenn man etwas gefährliches, vielleicht gar leichtsinniges unternehmen könnte, ohne dass man Angst vor den Konsequenzen haben müsste? Würde man alles auf eine Karte setzen, frei nach dem Motto: ich hab ja noch genug Leben? Oder wäre man vorsichtig, würde etwas Bedeutendes tun, für andere leben, sie schützen, da sie selbst die Chance nicht haben?
In „Sechs Leben“ haben 91% der Bevölkerung nur ein Leben, so wie es jeder von uns auch kennt. Doch die anderen 9 Prozent sind Multileben. Sie haben insgesamt zwei bis sieben Leben und damit Möglichkeiten, die anderen verwehrt bleiben. Auch Protagonist Gabriel gehört zu den Glücklichen und ist ein Sechser. Aber bringt ihm das wirklich nur Freude und Glück oder auch Druck, Zweifel und eine gefährliche Motivation für Risiken?

Die Thematik des Buches fand ich sehr interessant. Schon allein durch die Konstruktion der „Welt“ mit den Multileben wird man selbst zum Nachdenken gebracht, bevor man die erste Seite überhaupt gelesen hat. Abgesehen von den mehreren Leben, die ein Teil der Menschen besitzen, spielt die Geschichte in unserer normalen Welt. Wie genau die Multileben nach einem verlorenen Bonusleben halbwegs unbeschadet „wieder erwachen“ spielt im Verlauf auch nicht so eine große Rolle. Das bleibt insgesamt etwas blass, steht aber auch einfach nicht so im Fokus des Geschehens. Es sind eher die Fragen, die aufgeworfen werden, die im Mittelpunkt der Handlung stehen.
Für Gabriel ändert sich durch die Nachricht, dass er ein Secher ist, alles. Ihm scheinen Türen offen zu stehen, von denen er vorher nicht mal geträumt hat, hindurchgehen zu können. Chancen und Gefahren der Multi- und Monoleben beschäftigen aber nicht nur den Protagonisten, sondern alle…

Was würde sich für einen selbst ändern? Würde sich etwas ändern? Was würde man mit den zusätzlichen Chancen machen? Aufsparen oder in vollen Zügen leben, koste es, was es wollte? Hat man mit mehr Leben auch mehr Verantwortung für andere? Muss man seine Leben für das Gemeinwohl einsetzen? Muss man deswegen mutiger sein? Furchtloser? Oder wird man ganz automatisch leichtsinniger? Weiß man den Wert des Lebens noch zu schätzen, wenn man mehrere davon hat? Und was macht unser Leben denn überhaupt aus? Was macht es wertvoll?
Zahlreiche Fragen, die im Laufe der Geschichte aufgeworfen und aus unterschiedlichen Perspektiven beantwortet werden. Zwar begleitet das Buch Gabriel als Ich-Erzähler, aber die Menschen in seiner Umgebung äußern sich ebenfalls zu den Problematiken und die Ansichten gehen sehr weit auseinander. Wie man das selbst für sich bewertet, muss am Ende natürlich jeder selbst entscheiden. Ich fand es aber interessant zu verfolgen, wie unterschiedlich die Meinungen zu dem Thema sind. Einige gehen sehr verantwortungsvoll mit ihren Bonusleben um, sparen sie auf, falls ihnen wirklich mal etwas passiert, was sie nicht verhindern konnten oder setzen sie dafür ein, um andere Menschen zu retten. Andere sind da leichtsinniger, risikofreudiger, fühlen sich beschwingt und nahezu unsterblich. Erst wenn ihre Bonusleben davonflattern und sie merken, wie rasch sie auf ein Monoleben zusteuern, beginnen sie wieder aufzuwachen und vorsichtiger zu werden. Manche möchten die Extraleben aber auch gar nicht, weil für sie die negativen Auswirkungen überwiegen bzw. sie geprägt haben. Und auch die Monoleben haben natürlich ein Wörtchen mitzureden, denn selbst wenn sie nicht aus eigener Erfahrung sprechen, haben sie natürlich gewisse Erwartungen, an die Multis oder empfinden ihre angeblichen Heldentaten als nicht besonders mutig oder überragend – schließlich konnte ihnen ja nichts passieren. Auch wenn man in kaum eine der Nebenfiguren besonders intensiv eintaucht, so war die Mischung der Gedanken doch gut gewählt und zeigt, wie unterschiedlich die Herangehensweise ist.
Der 15jährige Protagonist liebt das Fallschirmspringen und ist beflügelt von seinen zusätzlichen Leben- etwas zu sehr. Denn schneller als er gucken kann, reduzieren sich die Bonusleben und er traut sich kaum, es seinen Mitschülern oder seiner Familie zu sagen, um nicht mit Vorwürfen oder Vorhaltungen konfrontiert zu werden. Im Laufe des Buches verändert sich seine Einstellung und seine Wahrnehmung, was mir ganz gut gefallen hat. Er lernt aus einem Teil seiner Erfahrungen, auch wenn es dann schon fast zu spät ist.
Ein wenig schwierig finde ich aber das Thema mit der Aufmerksamkeit, die er sich erhofft, größtenteils nicht bekommt, zumindest nicht so, wie er möchte, wie er versucht sie doch noch zu bekommen und warum er sie dann am Ende bekommt. Für mich wird damit teilweise irgendwie ein falsches Signal gesendet, besonders wenn ich bedenke, für welche Altersgruppe das Buch ausgeschrieben ist. Das fand ich etwas schade und hätte aus meiner Sicht anders gelöst werden können, damit nicht so ein bitterer Beigeschmack bleibt.

Die Kapitel sind alle sehr kurz gehalten. So folgen rasche Szenenwechsel in schneller Folge aufeinander, dabei gibt es immer wieder kleinere Zeitsprünge. Dadurch hat sich das Buch sehr zügig lesen lassen und man fliegt quasi durch die Seiten – ähnlich wie der Protagonist durch sein Leben und ähnlich schnell, wie ihm die Leben abhanden kommen. Sprachlich ist die Geschichte einfach gehalten, was für das empfohlene Lesealter von 12 Jahren gut geeignet ist. Wenn jüngere Leser zu dem Buch greifen, werden sie allein durch die Thematik schon sehr viel zu durchdenken haben.
Um einzuschätzen, wie gefährlich gewisse Dinge sind, gibt es die Risikobibel. Darin wird festgehalten, bei welchen Unternehmungen, aber auch bei welchen Gefühlen man besonders vorsichtig sein sollte, weil die Gefahr, ein bzw. sein Leben zu verlieren, höher ist. Ich mochte dieses Element sehr gern, auch wenn die direkten Auswirkungen der Risiken sicher für jeden sehr individuell sind.
Fazit

Ein Buch, das mich zum Nachdenken angeregt hat durch die zahlreichen Fragen, die im Verlauf der Handlung aufgeworfen werden. Was ist im Leben wichtig, was ist bedeutsam, was tut uns gut, was möchte man in seinem Leben erreichen, was damit anfangen… Durch die unterschiedlichen Positionen, die präsentiert werden, wird vermutlich jeder jemanden finden, in dem er sich selbst ein Stück weit wiedererkennt. Wichtiger finde ich jedoch, dass sicherlich alle Leser auf ihre Weise anfangen werden über das eine oder andere nachzudenken. Braucht man denn wirklich mehrere Leben um glücklich zu sein und die Dinge zu tun, die einem wichtig sind?
Ein sehr kurzlebiges Buch, das man zügig durch hat, das aber nachhallt, zumindest bei mir.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

ereignisreicher Dilogieabschluss

Elbendunkel 2: Kein Weg zu dir
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Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf den ersten Band enthalten.

Für Ash hat sich alles verändert, nachdem sie erfahren hat, das ein Teil ihres Lebens auf einer Lüge ...

Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf den ersten Band enthalten.

Für Ash hat sich alles verändert, nachdem sie erfahren hat, das ein Teil ihres Lebens auf einer Lüge aufgebaut wurde. Eine Lüge, die sie schützen sollte und bis zur Offenbarung auch getan hat. Doch danach war nichts mehr, wie es war und Ash war auch nicht mehr, wer sie vorher gewesen ist. Ziemlich ahnungslos stolpert sie in eine Welt, die ihr bisher fremd war, muss über sich hinauswachsen und gegen viele Dämonen kämpfen, nicht zuletzt gegen ihre eigenen. Von der komfortablen Villa mit rundum Sorglospaket wandelte sich ihre Unterkunft zum düsteren Rebellenlager, in dem man sich hart durchkämpfen muss. Ash bekommt nichts mehr geschenkt, wer Respekt will, muss ihn sich verdienen. Wer Gefühle zulässt, macht sich angreifbar. Ob Ash will oder nicht, allein kann sie keinen Erfolg haben, also muss man sich manchmal auch mit denen Verbünden, von denen man sich zuvor ferngehalten hat…

Der erste Band hat mich ziemlich Konzentration gefordert durch die ganzen unterschiedlichen Organisationen, die zahlreichen Namen und Verstrickungen. Bevor ich in das Finale der Dilogie gestartet bin, habe ich mir das Glossar des ersten Bandes noch einmal angesehen, um die Begriffe zu sortieren, allerdings hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass diese ganzen Aspekte nicht mehr so extrem im Mittelpunkt stehen, wie im ersten Teil, auch wenn die Namen der Organisationen natürlich wieder auftauchen. Die Sortierung ist mir auf jeden Fall leichter gefallen.
Vorwissen sollte man aber auf jeden Fall mitbringen, da schon einiges passiert ist und sich auch die Figuren sehr entwickelt haben. Im Verlauf der Handlung sind zwar kleine Rückblenden eingebaut, diese geben aber nicht alles wieder und vor allem um ein Gefühl für die Charaktere zu bekommen, ist es nötig, den ersten Band gelesen zu haben.

Die Geschichte wird wieder aus der Erzählerperspektive geschildert und man hat die Möglichkeit verschiedene Figuren zu begleiten. So erhält man einen guten Überblick darüber, was an den einzelnen Fronten los ist, wer mit wem zusammen agiert, wer gegen wen intrigiert, bei wem sich welche Gefühle manifestieren, wer noch Kontakt zu einem der anderen Charaktere hat und wie sich die einzelnen im Laufe des Buches entwickeln. Durch die Perspektivwechsel bekommt man immer kurze Abschnitte bei den einzelnen Figuren, um auf den neusten Stand zu kommen. Einige der Handlungsstränge laufen ziemlich unabhängig voneinander, andere bedingen sich sehr direkt. Im Laufe des Buches verknüpfen sie sich dann wieder mehr und haben fast alle direkten Einfluss aufeinander.
Zu Beginn des Buches hat es mir persönlich etwas an Schwung gefehlt. Man erfährt viel darüber, wie es den Figuren aktuell geht, womit sie sich beschäftigen, wie sie sich durchschlagen, mit wem sie sich verbünden und so weiter. Besonders für Ash steht ein hartes Trainingsprogramm an, aber auch für die anderen gibt es unterschiedliche Dinge zu tun. Daher ist es nicht so, dass gar nichts geschieht, aber es hat sich doch ein wenig gezogen, besonders wenn man bedenkt, wie sehr sich dann am Ende alles überschlägt. Die Entwicklungen im ersten Teil der Geschichte waren nicht uninteressant und auch nicht unwichtig, hätten für mich aber einfach etwas knackiger und kompakter sein dürfen.
Danach hat die Handlung dann aber mehr Fahrt aufgenommen, bis sich am Ende alles überschlagen hat und ein ziemliches Chaos an allen Fronten herrschte. Auch wenn es durch die scheinbaren Seitenwechsel einiger Charaktere zwischendurch ein bisschen wirr war, empfand ich das Finale als gut gemacht. Und ich mochte auch, dass es Verluste auf beiden Seiten gab, da alles andere nicht realistisch gewesen wäre. Es sind einige Dinge passiert, mit denen ich so nicht gerechnet hätte, andere Aspekte waren da etwas vorhersehbarer und haben sich früh in der Handlung abgezeichnet. Im Gesamteindruck mochte ich die Geschehnisse, an einigen Stellen habe ich aber auch kleine Kritikpunkte.
Zum Beispiel war mir zu viel „Held“ in einer Figur vereint, obwohl es mehr Charaktere gegeben hätte, auf deren Schultern man das hätte verteilen können. Es war mir einfach etwas zu viel des Guten. An eine der Offenbarungen, die es im ersten Band gab, habe ich keine Sekunde lang geglaubt und das lag nicht nur an der Vision, die wir im Zusammenhang dazu von einer Elbin präsentiert bekommen haben. Für die Figuren ist es nicht so klar und so zieht es sich durch weite Teile des zweiten Buches, obwohl für den Leser eben klar ist, wie es eigentlich ist. Auch wenn ich verstehe, dass es wichtig für die Figurenentwicklung und ihre Entscheidungen war, fand ich es ein wenig schade, dass es für den Leser eben nicht mehr überraschend war, als es richtig aufgeklärt wurde. Wäre es anders gewesen, hätte es die Dramatik des Momentes einfach etwas besser unterstützt und einen vielleicht auch mehr mit den Figuren fühlen lassen.

Der Schreibstil von Rena Fischer war angenehm und trotz der komplexen Geschehnisse und Verstrickungen, habe ich mich gut im Buch zurechtgefunden. Nach dem etwas ruhigeren Start hat die Handlung dann schnell an Tempo aufgenommen und ich habe die unterschiedlichen Charaktere gern auf ihren persönlichen Missionen begleitet. Die Atmosphäre war dabei immer etwas unterschiedlich. Während bei einigen hartes Training, Kämpfe, Respekt verdienen und irgendwie überleben auf dem Plan stand, waren die Szenen bei anderen Charakteren eher geprägt durch strategische Aktionen, Vorbereitungen für den großen, finalen Schlag oder aber auch durch gefühlvollere Ideen, um die gesamte Sache zu unterstützen. Die Songtexte und Poetry-Slams, die in die Geschichte eingebunden waren, waren für mich ein kleines Highlight.
Einige Stellen hätten aus meiner Sicht etwas kürzer sein dürfen, von anderen Aspekten hätte ich gern noch etwas mehr und ausführlicher erfahren, insgesamt hat mir der Abschluss der Dilogie aber gut gefallen.
Fazit

Ein gutes Finale der Dilogie, in dem noch mal einiges passiert ist. Nachdem es zu Beginn etwas ruhiger war, hat die Handlung dann an Fahrt aufgenommen, bis sich am Ende alles überschlagen hat. Es hat Spaß gemacht die Figuren auf ihren unterschiedlichen Missionen zu begleiten und zu schauen, wie sie sich entwickeln, an ihren Herausforderungen wachsen und auch mal verzweifeln. Die Geschichte war spannend und trotz kleinerer Kritikpunkte hat sie mir insgesamt gesehen gut gefallen.

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Veröffentlicht am 09.02.2021

viel Gefühl, tolle Figuren

Between Your Words
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Thea steckte voller Energie und Freude, bevor ein Unfall sie aus dem Leben riss und für immer veränderte. Seitdem lebt sie mit einer schweren Gedächtnisstörung und alle paar Minuten beginnt ihr „Leben ...

Thea steckte voller Energie und Freude, bevor ein Unfall sie aus dem Leben riss und für immer veränderte. Seitdem lebt sie mit einer schweren Gedächtnisstörung und alle paar Minuten beginnt ihr „Leben neu“. Wenige Minuten, die die junge Frau kaum zum Leben nutzen kann. Aber wie viel von der ursprünglichen Thea steckt wirklich noch in ihr? Als Jim als Hilfspfleger in dem Sanatorium beginnt, in dem Thea wohnt, lernt er die ungewöhnliche Frau kennen und ist sogleich fasziniert von ihr, so schrecklich ihr Schicksal auch ist. Bald entdeckt er hinter ihren Bildern und Wortketten Botschaften, die es zu entschlüsseln gilt. Als sich dann auch noch eine Behandlungsmöglichkeit auftut, sind alle mit neuer Hoffnung erfüllt, doch diese Hoffnung ist ebenso fragil, wie motivierend, denn niemand weiß, ob es wirklich auf Dauer funktionieren kann.

Als Gesamtfazit zum Buch könnte ich wohl sagen: berührend und bewegend geschrieben, mit kleinen Abzügen in der B-Note 😉

Die Geschichte begleitet Thea und Jim in der Ich-Perspektive, so dass man detaillierte Einblicke in das Leben der Protagonisten bekommt. Allerdings besteht der Hauptteil der Handlung Jims Ich-Perspektive, Thea hat besonders im ersten Teil des Buches nur wenige eigene Kapitel, der Fokus der Handlung ist sie jedoch trotzdem.
Jim ist ein interessanter und sympathischer Charaktere, ich habe ihn sehr gern begleitet und habe seine innere Stärke immer wieder bewundert. Er hat einiges durchgemacht in seiner Kindheit und kämpft bis heute mit einigen der Folgen. Trotzdem ist er bereit nicht in allen Mitmenschen nur das Schlechte zu sehen, möchte gern helfen und Gutes tun. Wenn man ihn an seiner Seite stehen hat, hat man einen treuen Begleiter, eine wichtige Stütze und einfach einen wundervollen Menschen, der einen begleitet.
Thea ist vor ihrem Unfall eine lebenslustige Frau, die viele Ziele und Träume hat. Sie macht gern Scherze in unpassenden Situationen, liebt Kunst und ist manchmal ein ziemlich aufgedrehtes Energiebündel. Durch ihre Amnesie wird ihr ein Teil dieser Eigenschaften genommen, man spürt jedoch weiterhin, dass sie eigentlich ein fröhlicher Mensch ist, der gern auf andere zugeht und Neues entdeckt. Ihre Entwicklung ist, aufgrund des Handlungsverlaufes, die größte und auch wenn man sie an der einen oder anderen Stelle vielleicht gern etwas ausbremsen würde, konnte ich total gut verstehen, wieso sie sich so sehr nach dem Leben und Freiheit sehnt.
Delia, Theas Schwester, ist mir bis zum Schluss nicht wirklich sympathisch geworden. Sie hat einige Bürden zu tragen, ohne Frage, und für sie war es mit Sicherheit nicht einfach. Trotzdem wirkt sie manchmal sehr verbohrt. Vielleicht liegt das nur an ihrer eigenen Verletztheit und als Selbstschutz hat sie alle Mauern hochgezogen. Sie ist in ihrem Verhalten aber ziemlich konstant und damit passt es dann eben einfach zur Figur. Nur gegen Ende des Buches bricht sie einmal ziemlich aus ihrem „Muster“ aus, was für mich etwas unverständlich blieb.
Ansonsten lernt man noch weitere Figuren im Sanatorium kennen, die mal mehr, mal weniger eine Rolle spielen. Alles in allem eine interessante Figurenmischung und besonders die Protagonisten lernt man intensiv kennen. Jim und Thea sind in vielen Punkten schon verschieden, sie ergänzen sich aber auch gut und motivieren sich gegenseitig. Im Großen und Ganzen fand ich die Charaktere in ihrem Verhalten in sich stimmig und schlüssig, nur in wenigen Momenten empfand ich es als eher unpassend. Auch wenn mir nicht immer alle Entscheidungen, die sie getroffen haben, gefallen haben, finde ich, kann man das nur schwer kritisieren, solange es eben zum Wesen der Figur passt, was sie da tun.

Der Schreibstil von Emma Scott steckt wieder voller Gefühl, ist sehr berührend und mitnehmend. Insgesamt hat sich das Buch wirklich zügig lesen lassen und mich haben auch die Entwicklungen der Figuren bewegt und erreicht. Trotzdem gab es immer wieder kleinere Dinge, die mich gestört haben und den Zauber der Geschichte ein wenig durchbrochen haben. Auch wenn im Nachwort darauf hingewiesen wird, dass die medizinischen Aspekte fiktiv sind, selbst wenn die Amnesie an sich auf vielen wahren Begebenheiten und Fakten beruht, hat es beim Lesen hin und wieder schon ein wenig gestört, dass so viel „Wunder“ mit drin steckte. In der Fülle war es mir manchmal einfach etwas zu viel, auch wenn längst nicht alles glatt läuft und die Figuren Rückschläge einstecken müssen. Das ist schwierig zu erklären, ohne zu spoilern. Aber es war manchmal einfach etwas viel des Guten… Mit weniger davon hätte es mir auf jeden Fall besser gefallen und ich finde auch, es hätte der Geschichte an sich nicht geschadet, sondern den bewegenden, teilweise eben auch bedrückenden Aspekten einfach nur etwas mehr Raum gegeben, der auch gerechtfertigt gewesen wäre.
Die Emotionen im Buch waren auf jeden Fall vielfältig. Es gab sehr schöne, freudige Momente, selbst wenn sie noch so zerbrechlich und kurz waren, die mich immer mal wieder schmunzeln lassen haben, es gab aber auch zahlreiche Passagen, in denen Frustration, Schmerz, vergebliche Hoffnung und Angst im Vordergrund standen. In einer Szene in der Geschichte haben mir die Entwicklungen fast das Herz gebrochen, auch wenn ich irgendwie erwartet habe, dass so etwas passieren wird. Die Gedanken und Gefühle, die in mir selbst da beim Lesen entstanden sind, weil die Lage der Figur so eindrücklich und nachvollziehbar beschrieben wurden, waren sehr intensiv und haben mir ein paar Tränen entlockt.
Fazit

Mich hat die Geschichte auf jeden Fall berührt, ich habe an einigen Stellen sehr mit den Figuren gebangt und mit ihnen gelitten, mich aber auch mit ihnen gefreut über kleine Erfolge. Es war schon schön zu lesen, auch wenn ich ein paar kleine Kritikpunkte hatte. Manchmal braucht es nur einfach nicht so viel Wunder und das Buch würde genauso gut oder sogar noch viel besser funktionieren und noch einen ticken realistischer erscheinen – Fiktion hin oder her. Alles in allem aber eine wundervolle, emotionale Geschichte mit ganz besonderen Figuren, die ich gern begleitet habe.

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Veröffentlicht am 28.01.2021

interessanter Auftakt, macht neugierig auf die Fortsetzung

Matching Night, Band 1: Küsst du den Feind? (Gewinner des Lovelybooks-Leserpreises 2021)
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Cara konnte sich durch den Rückhalt ihrer Familie einen kleinen Traum erfüllen: sie studiert am St. Joseph‘s College. Doch um über die Runden zu kommen, muss sie viel arbeiten und auch ihre Wohnsituation ...

Cara konnte sich durch den Rückhalt ihrer Familie einen kleinen Traum erfüllen: sie studiert am St. Joseph‘s College. Doch um über die Runden zu kommen, muss sie viel arbeiten und auch ihre Wohnsituation ist nicht optimal. Durch lange Fahrtwege und den Job bleiben sowohl private Treffen, als auch die Uni manchmal auf der Strecke. Ihr Tag könnte auch 40 Stunden haben und sie würde ihn trotzdem ausgefüllt bekommen. Als sich dann die Möglichkeit ergibt, bei den Ravens, einer einflussreichen Studentenverbindung, kostenlos und collegenah unterzukommen, muss Cara nicht lange überlegen. Allerdings wusste sie nicht so genau, worauf sie sich einlässt, denn man wird nicht einfach so aufgenommen in dieser Verbindung. Um ein Teil der Ravens zu werden, muss sie einigen Aufgaben bestehen und ihre Loyalität beweisen… Und nebenbei muss Cara auch noch auf ihr Herz aufpassen.

Obwohl Cara glücklich darüber ist, aufs College gehen zu können, läuft es für sie aktuell alles andere als perfekt. Die Wohnungssuche ist schwieriger als gedacht und das Geld wächst eben leider auch nicht auf Bäumen. Auch wenn ihre beiden besten Freunde Hannah und Tyler versuchen sie zu unterstützen, ist Caras Situation nicht besonders zufriedenstellend. Da kann man gut verstehen, wie gelegen ihr das Angebot kommt, Anwärterin bei der Studentenverbindung, den Ravens, zu werden. Sowohl ihre finanziellen, als auch ihre wohnungsbedingten Sorgen haben damit ein Ende. Dass das Aufnahmeprozedere alles andere als ein Kinderspiel ist, ahnt Cara dabei noch nicht. Sie geht etwas naiv in diese Situation hinein, versucht dann aber sich so gut es geht zu schlagen. Ihre Zerrissenheit und Zweifel werden immer wieder deutlich. Mit kaum jemanden darüber sprechen zu können, macht es ihr auch schwer, denn eigentlich sagt sie gern ziemlich direkt, was ihr auf dem Herzen liegt. Im Rahmen der Anwärterphase muss sie sich regelmäßig auf die Zunge beißen, um sich mit ihrer Meinung nicht selbst den Weg zu den Ravens zu verbauen.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Cara geschildert. Dadurch ist man nah am Geschehen rund um die Protagonistin und kann ihre Empfindungen und Eindrücke gut begleiten. Der Schreibstil von Stefanie Hasse ist leichtgängig und flüssig zu lesen. Insgesamt bleiben die Figuren aber dennoch etwas blass. Man erfährt ein paar Details aus dem Leben der Protagonistin und bekommt im Laufe des Buches auch mit, wie sie in etwa tickt, was sie besonders beschäftigt und was sie in der Vergangenheit geprägt hat. Ich persönlich mag es immer gern, wenn man noch etwas mehr über die Figuren erfährt, weil es sie dann noch greifbarer macht, uninteressant war sie als Protagonistin aber nicht.
Auch von den anderen Charakteren erfährt man nicht so besonders viel. Teilweise ist das sicher gewollt, es macht sie aber manchmal auch weniger greifbar. Hannah scheint eigentlich eine treue Freundin zu sein, aber als weder sie noch Cara über gewisse Dinge reden kann, driften ihre Wege immer mehr auseinander und sie ist weniger präsent in der Geschichte. Tyler flirtet unglaublich gern und lässt seinen Charme auch bei Cara immer wieder spielen. Und so immun, wie sie zunächst tut, ist sie nicht. Aber auch Josh lässt sie nicht kalt, obwohl sie ihm gern die kalte Schulter zeigt. Beide Männer verbergen jedoch auch einiges und sind nicht so leicht zu durchschauen. Ich bin gespannt, wie es in der Richtung weitergeht und hoffe auf eine etwas klarere Linie, auch wenn die bisherigen Entwicklungen zur Situation und dem Wesen der Protagonistin passten.

Für Cara ändert sich durch die Möglichkeit der Aufnahme bei den Ravens einiges. Doch umso tiefer sie in die Verbindung eintaucht und umso weiter die Anwärterphase voranschreitet, umso mehr Fragen und Unstimmigkeiten tauchen auch auf. Da man nur ihre Sicht der Dinge kennt, weiß man auch nicht mehr, als die Protagonistin, wodurch die Neugier auf jeden Fall noch gesteigert wird. Besonders die Gedanken von Tyler und Josh hätten mich sehr interessiert. Einblicke in ihre Machenschaften zu bekommen, würde einem aber natürlich auch einen gewissen Teil der Spannung nehmen, denn so bleiben am Ende des ersten Bandes noch viele Aspekte ungeklärt, die mit ins zweite Buch genommen werden. Besonders gut gefallen hat mir, dass das Buch mehr ist als nur eine „einfache“ bzw. eine etwas verzwicktere Liebesgeschichte. Durch die Geheimnisse unterschiedlicher Figuren und die nicht immer ganz zu durchschauenden Studentenverbindungen bekommt die Geschichte eine andere Art von Spannung und weitere Facetten.
Fazit

Ein schöner Auftakt, der auf jeden Fall neugierig darauf macht, wie es nun weitergehen wird. Und zwar nicht nur mit Cara und den Männern, sondern vor allem auch im Bereich der Enthüllungen, die es zum Ende des Buches gibt. Dadurch rückt die Liebeskomponente nämlich noch mal etwas in den Hintergrund. Es hätte an einigen Stellen etwas tiefgründiger sein dürfen, auch was die Ausgestaltung der Charaktere angeht, insgesamt hat es sich aber gut und flüssig lesen lassen und war besonders im letzten Drittel des Buches spannend zu verfolgen.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

eisige Umgebung mit Psychospielchen

Frostgrab
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Vor zehn Jahren war Snowboarden alles was Milla und ihre Clique interessiert hat. Sie haben die Saison in den französischen Alpen verbracht, sich gegenseitig gepusht und angetrieben. Dabei sind allerdings ...

Vor zehn Jahren war Snowboarden alles was Milla und ihre Clique interessiert hat. Sie haben die Saison in den französischen Alpen verbracht, sich gegenseitig gepusht und angetrieben. Dabei sind allerdings nicht nur Freundschaften entstanden. Nach einem tragischen Unfall haben sich die Snowboarder in der Konstellation nie wieder gesehen, einige von ihnen haben Kontakt gehalten. Milla gehörte allerdings nicht dazu.
Nun, zehn Jahre später, treffen sie sich wieder, an dem Ort, an dem damals alles begann und gleichzeitig zu Ende ging. Doch das Wiedersehen verläuft alles andere als ruhig und harmonisch. Schon nach wenigen Stunden ist klar, dass irgendwas gar nicht ist, wie es sein soll und bald geht es nicht mehr nur um alte Geheimnisse und Intrigen, sondern um Leben und Tod.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen hat man den Strang der aktuellen Geschehnisse, der geprägt ist von den Psychospielchen, unheimlichen Ereignissen und dem Versuch herauszufinden, wer dahintersteckt und warum das alles passiert. Die andere Handlungsebene spielt zehn Jahre zuvor und gibt gute Einblicke in die Zeit, in der Milla all die Anwesenden der Gegenwart kennengelernt hat, wie die Verbindungen zwischen ihnen entstanden sind und wie sie zueinander standen. Die Kapitel schildern abwechselnd die Ereignisse aus den beiden unterschiedlichen Zeiten und so ergibt sich nach und nach ein zusammenhängendes Bild. Das Tempo und die Dynamik der Geschichte wird durch den stetigen Wechsel der beiden Zeiten erhöht. Schön fand ich auch, dass die Ereignisse ineinander greifen. Wenn man etwas in der Gegenwart erfährt bzw. die Charaktere darüber sprechen, bekommt man als Ergänzung oder Aufklärung der Situation bzw. der Meinung dann die Geschehnisse aus der Vergangenheit präsentiert.

Man begleitet während des gesamten Buches Protagonistin Milla in der Ich-Perspektive. So ist man intensiv dabei, wenn sie versucht die Lage einzuschätzen und die Situationen zu verstehen, wie sie durchdenkt, wer was verbirgt und wer welche Ziele verfolgt und wie verbissen sie auf und mit ihrem Snowboard arbeitet. Für Milla sind im Verlauf des Buches fast alle in irgendeiner Form verdächtig, ihre Gedanken gehen da in unterschiedliche Richtungen. Auch wenn ich das aus ihrer Perspektive betrachtet verstehen konnte, waren für mich persönlich nicht alle davon wirklich so verdächtig, wie sie uns glauben lassen wollte.
Das Snowboarden spielt im Verlauf der ganzen Geschichte eine wichtige Rolle. Eingearbeitet sind auch Namen von Sprüngen und Tricks, die zum Teil auch erklärt werden. Die Boarder, auf die Milla in Frankreich trifft, kannte sie bis dahin eher aus der Ferne, als Konkurrenz von Wettbewerben oder aus den Medien. Durch die Kontakte, die sie knüpft, rückt das Snowboarden noch mehr in den Mittelpunkt der Handlung, aber auch die Verbindungen zwischen den einzelnen Charakteren werden nach und nach intensiver. Manchmal waren es mir fast etwas viele Fachbezeichnungen, es hat die Gespräche und Gedanken über die anstehenden Wettkämpfe und das damit verbundene Training aber authentisch erscheinen lassen.
Umso weiter die Handlung voranschreitet, umso verstrickter werden die Entwicklungen und umso mehr erfährt man von den Dingen aus der Vergangenheit, die für die aktuellen Geschehnisse mit verantwortlich sein könnten. Mehre Möglichkeiten tun sich im Verlauf des Buches auf und auch wenn die Auflösung deutlich komplexer ist, als ich es erwartet habe, war doch nicht alles davon wirklich überraschend. Einige Passagen waren ziemlich vorhersehbar, insgesamt hat es aber trotzdem Spaß gemacht, die Handlung zu verfolgen, in dieser frostigen Umgebung, die die angespannte Atmosphäre auf dem französischen Gletscher gut unterstützt.

Insgesamt schon ein interessanter Thriller mit einigen nervenaufreibenden Psychospielchen. Tauschen möchte man mit den Charakteren auf jeden Fall nicht und das liegt nicht nur an dem fürchterlich kalten Wetter auf dem Gletscher. Einige Entwicklungen waren für mich recht vorhersehbar, auch wenn durch Protagonistin Milla verschiedene Möglichkeiten in den Raum geworfen wurden.

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