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Veröffentlicht am 13.05.2021

Politkrimi

Der Solist
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Jan Seghers hat hier einen Politkrimi vorgelegt. Der Frankfurter Ermittler Neuhaus kommt zur Sondereinheit Terrorabwehr nach Berlin und wird dort direkt als Solist eingeführt, weil er am liebsten allein ...

Jan Seghers hat hier einen Politkrimi vorgelegt. Der Frankfurter Ermittler Neuhaus kommt zur Sondereinheit Terrorabwehr nach Berlin und wird dort direkt als Solist eingeführt, weil er am liebsten allein arbeitet. Die Deutschtürkin Suna-Marie, genannt Grabowski, entwickelt jedoch einen Draht zu ihm und sie ermitteln gemeinsam. Beide Protagonisten sind besonders, was ihre Person als auch ihren background angeht. Es gilt eine Mordserie aufzuklären, die Opfer sind sehr unterschiedlich, die Hintergründe unklar. Nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt und wegen der bevorstehenden Wahlen ist die Gefährdungslage angespannt.
Seghers bringt hier viele aktuelle Bezüge zur Politik, zum Polizeiapparat und einigen realen Geschehen ein. Leider bleibt vieles nur sehr knapp und angedeutet. Der logische Aufbau des Falls und die interessanten Personen hätten gut etwas mehr Raum bekommen können. Nach der Aufklärung gibt es noch einen kleinen privaten Cliffhanger, der auf eine Fortsetzung hinweist.
Insgesamt ein solider unterhaltsamer Krimi, der aber etwas knapp geraten ist. Eine Fortsetzung würde ich gerne lesen.

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Veröffentlicht am 03.03.2021

Familienfeier auf dem Hirschgrund

Der Tod braucht keine Sonnencreme
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Im fünften Teil der Reihe um Sofia und ihren Campingplatz geht es trotz Kriminalfall wieder sehr humorvoll zu. Dafür sorgt unter anderem Evelyn, deren neuer Spleen ist die Wahrsagerei mittels Tarot Karten ...

Im fünften Teil der Reihe um Sofia und ihren Campingplatz geht es trotz Kriminalfall wieder sehr humorvoll zu. Dafür sorgt unter anderem Evelyn, deren neuer Spleen ist die Wahrsagerei mittels Tarot Karten mit passendem Outfit. Damit möchte sie in der beginnenden Saison die Gäste begeistern. Ein Cafe in dem verfallen Bootshaus wäre aber auch nett. Auf ihre eloquente Art arbeitet sie wie immer an ihren Interessen, vorbei an Sofia, deren Bedenken sie wie immer mit einem netten „Achwas Schätzchen“ einfach beiseite wischt.
Sofia hat den Platz etwas früher geöffnet, da Horst Willemsen seinen 70sten Geburtstag mit seiner Familie dort zu feiern wünscht. Den Dauercampern bleibt das natürlich nicht verborgen, sie sind ebenfalls vor Ort.
Kurze Zeit später liegt das Geburtstagskind tot am Steg am See. Es kommt heraus, dass keins der vier Kinder ihn mochte. Nicht jeder ist so, wie er vorgibt zu sein. Nach und nach tauchen neue Motive auf. Es gibt einige lustige und interessante Wendungen, manches kann man sich als Hörer vor dem Kommissar Jonas und Sofia denken, dies ist so beabsichtigt und sorgt für Schmunzler. Wie immer gerät Sofia in Bedrängnis, weil sie einfach zu neugierig ist und Jonas regt sich darüber auf.
Yara Blümel liest wie immer gekonnt und vermag es die Stimmung und den Humor gut rüberzubringen. Es gelingt ihr allen Charakteren einen Wiedererkennungswert zu geben, auch einmalig auftretende Campinggäste, wie die kleine Elisa, die immer durch die falsche Seite des Fernglases schaut, sind liebevoll gestaltet. Toll was eine Stimme vermag.
Der Kriminalfall ist in diesem Teil sehr gut und nachvollziehbar angelegt und kommt ohne Brutalität und Blut aus. Das Privatleben der bekannten Hauptpersonen entwickelt sich weiter, ebenso wie das Klohäusel im Umbau, man trifft alte Bekannte und wird nett unterhalten. Da das Leben Sofias einen wesentlichen Teil des Hörbuches ausmacht, ist es zu empfehlen die Reihenfolge der Teile beim Hören einzuhalten, aber man kann natürlich auch ohne Vorkenntnisse gut folgen.

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Veröffentlicht am 03.03.2021

Bankraub in Fredenbüll

Rollmopskommando. Ein Küstenkrimi
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Thies und Nicole machen diesmal Jagd auf Bankräuber im ruhigen Fredenbüll. Die Beute von 4000€ scheint den Mord an der zufällig in der Bank anwesenden Zahnärztin nicht zu rechtfertigen. Was ist hier wirklich ...

Thies und Nicole machen diesmal Jagd auf Bankräuber im ruhigen Fredenbüll. Die Beute von 4000€ scheint den Mord an der zufällig in der Bank anwesenden Zahnärztin nicht zu rechtfertigen. Was ist hier wirklich geschehen? Schnell finden sich diverse Motive von unterschiedlichen Menschen, als ein weiterer Mord geschieht. Thies und Nicole ermitteln in alle Richtungen und erfahren dabei von Drogen, alten Beutewerten, Waffendepots und vielem mehr. Wie immer lebt der Plot von den Schrullen der Dorfbevölkerung, die sich täglich in der "Hidden Kist" einfindet und munter mit ermittelt, dabei genießen die meisten den neuen Renner der Saison von Antje, den Rollmopsburger. Am Ende gibt es diesmal sogar einen spektakulären showdown im Edekamarkt von Fredenbüll, das Blei fliegt nur so durch die Luft.
Nicht ganz ernst zu nehmender Küstenkrimi, der von Hinnerk Schönemann unterhaltsam eingelesen wurde. Den vielen Charakteren hat er eigene Stimmen und Sprechweisen zugeordnet, eine Unterscheidung der Einzelnen gelingt so sehr gut. Die Stimmung der Personen, insbesondere die schnippische arrogante Art der verdächtigen Professorengattin kommen super rüber. Man sieht in den prekären Situationen förmlich Thies Kuhblick vor sich.
Nette Unterhaltung, die nicht die ganze Aufmerksamkeit fordert und Spaß macht.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Episoden aus Kamtschatka

Das Verschwinden der Erde
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Der Roman wird mit einem Zitat als „ein ausgeklügelter und kraftvoller literarischer Thriller“ beworben. Dieses Zitat der Los Angeles Review of Books führt leider schnell in die Irre.
Wer in „Das Verschwinden ...

Der Roman wird mit einem Zitat als „ein ausgeklügelter und kraftvoller literarischer Thriller“ beworben. Dieses Zitat der Los Angeles Review of Books führt leider schnell in die Irre.
Wer in „Das Verschwinden der Erde“ von Julia Philipps einen Thriller sucht, wird von dem Buch zwangsläufig enttäuscht sein.
Die Autorin hat hier versucht eine Region zu beschreiben, indem sie verschiedene Episoden von unterschiedlichen Frauen erzählt, die dort leben. Zusammengehalten werden diese kurzen Einblicke durch ein Ereignis, dass alle diese Leben mehr oder weniger tangiert. Gleich zu Beginn wird geschildert, wie zwei Schwestern entführt werden, die Kinder werden daraufhin von der Polizei und über die Medien gesucht. Mit jedem Kapitel entfernt man sich einen Monat weiter von diesem Ereignis und erfährt jeweils etwas über eine Frau dieser Halbinsel, deren Leben in irgendeiner Weise von dem Verschwinden der Mädchen berührt wird. Dabei werden Kluften zwischen den Russen und den Ureinwohnern offenbar, auch die Folgen des Zerfalls der Sowjetunion, das vorherrschende Rollenbild von Frauen und Männern, aber auch Homosexualität und Vorurteile zwischen Russen und Ureinwohnern werden beschrieben. Der Leser erhält auf diese Weise einen kleinen Einblick in die Gesellschaft, die einzelnen Episoden sind wie Schlaglichter, immer nur sehr kurz und enden unvermittelt. Man begleitet die jeweilige Frau ein Stück des Lebensweges, erfährt etwas über ihre Sorgen und Ängste, erfährt was sie über die verschwundenen Mädchen weiß oder darüber denkt, dann verlässt man dieses Leben wieder und erfährt nicht, wie es dort weitergeht. Der Kreis schließt sich nach 12 Monaten und auch weil die letzten beiden Kapitel den verschwundenen Mädchen und ihrer Mutter gelten.
Am Ende bleiben viele offene Fragen zu den Schicksalen bestehen. Auch zu dem Motiv der Tat erfährt man nichts oder zu den Ansichten der Männer Kamtschatkas. Die Autorin ist eine Amerikanerin, die einige Zeit vor Ort gelebt hat, ob ihre Einblicke und Beschreibungen der Realität entsprechen und die Gesellschaft dort durchdrungen haben, kann der Leser nach der Lektüre nicht beurteilen. Die kulturellen Aspekte wurden immer nur kurz angeschnitten, die einzelnen aneinandergereihten Schicksale waren nicht durchgehend berührend, da nicht alle in die Tiefe gingen.
Der Erzählstil, Neugier auf die Kultur des Landes und die Frage nach dem Verbleib der Mädchen haben mich hier bei der Stange gehalten. Für die letzten beiden Punkte hatte ich mir eindeutig mehr erhofft, da wurde meiner Meinung nach Potential verschenkt.

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Veröffentlicht am 06.01.2021

Im Kopf des Killers

Der Bewohner
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Der Serienkiller Thomas Brogan versteckt sich auf der Flucht vor der Polizei in einem leeren Reihenendhaus. Als er den Dachboden betritt, bieten sich ihm plötzlich ungeahnte Möglichkeiten, denn die Dachböden ...

Der Serienkiller Thomas Brogan versteckt sich auf der Flucht vor der Polizei in einem leeren Reihenendhaus. Als er den Dachboden betritt, bieten sich ihm plötzlich ungeahnte Möglichkeiten, denn die Dachböden der Häuserzeile sind alle miteinander verbunden. So kann Brogan verschiedene Häuser insgeheim von oben aus erkunden, die Bewohner kennenlernen und auch seine Bedürfnisse (Essen, Hygiene, Beobachten und Manipulieren) befriedigen. Schon bald ist er fasziniert von Colette, aber auch von der Seniorin Elsie, die ihn allnächtlich bekocht.

Der Autor erzählt ausschließlich aus der Perspektive des Killers, der mit seiner zweiten inneren Stimme im Kopf permanent kommuniziert und streitet. Diese Kommunikation zwischen den beiden Persönlichkeiten treibt sein Handeln immer weiter an, eine klare Dominanz gibt es hier nicht, jede Position setzt sich mal durch, dadurch kann man sich nie gewiss über den Fortgang sein. Der Leser erfährt ausschließlich Dinge, die Brogan erlebt bzw. beobachtet, ab und an wird das Ganze durch einen Rückblick in seine Jugend aufgelockert.
Die kurzen Kapitel sind mit Datum und Uhrzeit betitelt und enden mit kleinen Cliffhangern, so dass man ein gutes Lesetempo vorlegen kann.
Leider hat mich der Thriller nicht ganz wie erwartet gefesselt, ab und an fehlte es etwas an Spannung, da war noch Luft nach oben. Dennoch habe ich das Buch gerne und fast am Stück durchgelesen.

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