Profilbild von Forti

Forti

Lesejury Star
offline

Forti ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Forti über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.05.2021

Thees Uhlmann über sich selbst, Die Toten Hosen und Gott und die Welt

Thees Uhlmann über Die Toten Hosen
0

Hab mich beim ersten Leseversuch kurz nach Erscheinen schwer mit diesem hübschen Büchlein getan. Damals abgebrochen, jetzt hat ausgerechnet dieses Buch mich aus einer Leseflaute geholt – erstaunlich.

Es ...

Hab mich beim ersten Leseversuch kurz nach Erscheinen schwer mit diesem hübschen Büchlein getan. Damals abgebrochen, jetzt hat ausgerechnet dieses Buch mich aus einer Leseflaute geholt – erstaunlich.

Es ist halt ganz anders als man erwarten könnte. Wer eine Biographie über Die Toten Hosen lesen möchte, greift deshalb lieber zu Philipp Oehmke. Hier bei Thees Uhlmann ist es ein persönlicher Blick auf die Band – daneben geht es sehr viel um Thees Uhlmann selbst. Immer sehr subjektiv, liebevoll, abschweifend, persönlich, witzig. Das muss man mögen bzw. sich darauf einlassen. Vermutlich hat man aber nur richtig Spaß an dem Buch, wenn man Die Toten Hosen (genauer: auch das Frühwerk) etwas kennt und/oder Thees Uhlmann sehr mag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 10.03.2021

Hommage

Hard Land
0

Der Verlag bezeichnet Benedict Wells' neuen Roman "Hard Land" selbst als "Hommage an 80’s Coming-of-Age-Filme". Wenn man das Buch unter diesen Voraussetzungen liest, wird man gut unterhalten – liest man ...

Der Verlag bezeichnet Benedict Wells' neuen Roman "Hard Land" selbst als "Hommage an 80’s Coming-of-Age-Filme". Wenn man das Buch unter diesen Voraussetzungen liest, wird man gut unterhalten – liest man das Buch hingegen unvoreingenommen, ist es doch etwas klischeehaft und erwartbar ... genauso wie diese Filme es ja meist auch sind.

Sam ist ein sympathischer 15-jähriger Underdog, der Mitte der 1980'er Jahre mit seiner todkranken Mutter und seinem Vater in einer Kleinstadt in Missouri/USA lebt. An den Sommer 1985 geht er ohne große Erwartungen heran – aber dann folgt ein Wechselbad aus Freundschaft, Liebe und Trauer.

Das alles ist stimmungsvoll beschrieben, wenn auch die Handlung wie gesagt wenig überraschend ist. Wie oft bei Benedict Wells viele Bezüge zur Musik der Zeit. Ungewöhnlich (und leider etwas lasch) vielleicht das widerkehrende Motiv des Stadtdichters.

Als Sommerlektüre bestimmt gut geeignet.

Veröffentlicht am 16.02.2021

Zwei Mütter

Die Verlorenen
0

Der Text, mit dem dieses Buch angekündigt bzw. beworben wird, greift etwas kurz und dadurch ist es schwer, hier nicht zu spoilern. Ich hoffe, ich verrate nicht zu viel.
"Die Verlorenen" ist für mich die ...

Der Text, mit dem dieses Buch angekündigt bzw. beworben wird, greift etwas kurz und dadurch ist es schwer, hier nicht zu spoilern. Ich hoffe, ich verrate nicht zu viel.
"Die Verlorenen" ist für mich die Geschichte von zwei sehr unterschiedlichen Müttern. Bess und Alexandra leben beide im London des 18. Jahrhunderts, aber doch in unterschiedlichen Welten: Bess in der armen Arbeiterklasse, Alexandra in der behüteten Oberschicht. Die Gegensätze zwischen der Unter- und der Oberklasse Londons werden durch Stacey Halls eindrücklich dargestellt. In beiden Schichten mangelt es dabei nicht an Abgründen.

Ich fand die Geschichte gut und packend erzählt. Gegen Ende wurde es dann vielleicht etwas konstruiert und glatt gebügelt. Wenn man darüber großzügig hinweg sieht, wird man gut unterhalten und bekommt einen bildhaften Eindruck vom Leben im 18. Jahrhundert in London.

Veröffentlicht am 09.02.2021

Satteltaschenbibliothek

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
0

Mein erstes Buch von Jojo Moyes und ich war positiv überrascht, hatte ich doch eine allzu kitschige Geschichte befürchtet, in der es nur um Liebesschnickschnack geht. In "Wie ein Leuchten in tiefer Nacht" ...

Mein erstes Buch von Jojo Moyes und ich war positiv überrascht, hatte ich doch eine allzu kitschige Geschichte befürchtet, in der es nur um Liebesschnickschnack geht. In "Wie ein Leuchten in tiefer Nacht" greift die Autorin die sogenannten Satteltaschenbibliotheken (Pack Horse Libraries – gerne mal googlen!) auf, die es in den 1930'er und 1940'er Jahren in Kentucky gab. Eine Arbeitsbeschaffungs- und Bildungsoffensive der US-Regierung, bei der vor allem Frauen tätig waren, die auf dem Pferderücken Bibliotheksbücher zu den teils sehr abgelegen wohnenden Menschen brachten. Jojo Moyes lässt in ihrem Roman eine Handvoll ganz unterschiedlicher junger Frauen zu einer solchen Satteltaschenbibliothek zusammen kommen und hat daraus eine abwechslungsreiche, nette, gut lesbare Geschichte gemacht. Wie die Frauen sich in ihre Aufgabe reinfinden, daran reifen, ihren Mitmenschen begegnen – das war interessant und unterhaltsam zu lesen. Irgendwo ab der Mitte wurde es mir dann aber etwas zu langwierig mit einigem Hin und her in Sachen Liebe und einem Mordprozess. Das war für mich überflüssig oder zumindest zu ausschweifend beschrieben. Mich interessierten die Geschichten rund um die Bibliothek, die Frauen, die Mitmenschen mehr als dieses erwartbar ausgehende Hickhack gegen Ende.
Insgesamt aber doch unterhaltsam!

Veröffentlicht am 25.01.2021

Intensive Familiengeschichte

Die Bagage
0

Ich bin ja immer etwas skeptisch, wenn sich Autor*innen an der eigenen (Familien-)Geschichte abarbeiten, aber manchmal ist es dann ja doch gut umgesetzt, so wie hier bei der österreichischen Autorin Monika ...

Ich bin ja immer etwas skeptisch, wenn sich Autor*innen an der eigenen (Familien-)Geschichte abarbeiten, aber manchmal ist es dann ja doch gut umgesetzt, so wie hier bei der österreichischen Autorin Monika Helfer. Die Geschichte ihrer Großeltern und der restlichen "Bagage" hat mir gut gefallen. Angesiedelt ist die Handlung in der Zeit des Ersten Weltkrieges in einem österreichischen Bergdorf. Es ist eine intensive Geschichte, die aber nicht zu dramatisch/tragisch wird. Es ist immer auch Liebe, Zusammenhalt, Hoffnung da. Keine perfekte Familie, aber die gibt es ja im echten Leben auch nicht.

Ich musste an "Die Infantin trägt den Scheitel links" denken. Ebenfalls eine Neuerscheinung 2020, in der sich die Autorin mit der eigenen Familiengeschichte befasst – auch hier Außenseiter im ländlichen Österreich. Allerdings ca. 75 Jahre später angesetzt und auch ganz anders umgesetzt. Ebenfalls ein lesenswertes Buch!