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Veröffentlicht am 26.10.2021

Abgründe an der Nordsee

Die Frau aus der Nordsee
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Ein Neugeborenes in der Babyklappe, eine Frauenleiche in der Nordsee: Inselkommissarin Lena Lorenzen muss sich in ihrem achten Fall mit dem Tod der jungen Maren Witte von der Insel Pellworm auseinandersetzen, ...

Ein Neugeborenes in der Babyklappe, eine Frauenleiche in der Nordsee: Inselkommissarin Lena Lorenzen muss sich in ihrem achten Fall mit dem Tod der jungen Maren Witte von der Insel Pellworm auseinandersetzen, die Opfer einer Gewalttat wurde. Traurige Tatsache zudem ist, dass das Opfer zwei Wochen vor ihrem Tod ein Kind geboren hat und dieses in einer anonymen Babyklappe abgelegt hat. Was hat die junge Frau zu dieser verzweifelten Tat getrieben und wer hat ihrem Leben ein Ende gesetzt?

Autorin Anna Johannsen entwickelt in Die Frau aus der Nordsee einen Regionalkrimi, der zuweilen durch die kleinteilig dargestellte Ermittlungsarbeit langatmig wirkt. Als Leser:in wird man von Befragung zu Befragung "mitgeschleppt", echte Spannung stellt sich erst im letzten Drittel des Buches ein. Und dann wird meiner Meinung nach zu viel Action auf einmal geboten. Der Fall wird am Ende zufriedenstellend und plausibel gelöst, aber im Prinzip hätte man das Ganze auch abkürzen können. Der Funke ist leider bei diesem Buch nicht auf mich übergesprungen, allerdings würde ich durchaus erneut zu einem Krimi von Anna Johannsen greifen, da mir die Schauplätze gut gefallen haben.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Buch für die Lebenden

Was bleibt, wenn wir sterben
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Die deutsch-britische Journalistin Louise Brown berichtet in Ihrem Buch Was Bleibt, wenn wir sterben auf sehr persönliche Art und Weise über Ihre Erfahrungen und Reflexionen als Trauerrednerin.
Neben ...

Die deutsch-britische Journalistin Louise Brown berichtet in Ihrem Buch Was Bleibt, wenn wir sterben auf sehr persönliche Art und Weise über Ihre Erfahrungen und Reflexionen als Trauerrednerin.
Neben der Geburt ist der Tod wohl für alle Menschen das Ereignis, worüber niemand logischerweise aus eigener Sicht berichten kann. Dass uns allen irgendwann der Tod bevorsteht, ist unstrittig. Und der eigene Tod wird für alle Hinterbliebenen, ob nun Freunde oder Familienangehörige ein einschneidendes Erlebnis werden. Wie aber soll nun der Umgang mit dem Tod bzw. Versterben gelingen, und gibt es etwas, das uns darauf vorbereiten kann? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Brown, die durch den kurz aufeinander folgenden Tod beider Elternteile mit diesem Thema konfrontiert wurde. Sie hatte damals realisiert, dass sie zwar viel über die Welt wusste, aber über ein großes Thema des Lebens, denn der Tod gehört zum Leben, nichts wusste. Durch die Auseinandersetzung mit der eigenen Trauer hat sie zum Beruf der Trauerrednerin gefunden, aus dem sie für Ihr Buch schöpfen konnte.
In den kurzen Kapiteln des Buches berichtet sie nicht nur von den vielen Begegnungen, die sie mit den hinterbliebenen Trauernden führen konnte, sondern auch davon, was eine gute Trauerbewältigung ausmachen kann.
Louise Brown hat ein sehr persönliches, bewegendes Buch geschrieben. Ich denke, es kann eine gute Vorbereitung auf den Umgang mit Trauer und Tod im eigenen Leben sein. Auf die Frage, was bleibt, wenn wir sterben, kann natürlich auch die Autorin keine abschliessenden Antworten geben. Aber immerhin auf sehr kluge und warmherzige Weise zum selber Denken anregen.
Ein Buch, welches aus meiner Sicht gut als Lektüre für die kommenden Herbstmonate geeignet ist und die Leser:innen sicherlich nicht enttäuschen wird.

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Veröffentlicht am 13.05.2021

Wie man ein Leben rettet - und sich dabei selber findet

Zwischen zwei Herzschlägen
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Das Leben eines jeden Menschen kann sich von einem auf den nächsten Augenblick - sozusagen zwischen zwei Herzschlägen - durch tragische Umstände ändern. Die Veränderungen sind meistens keine guten. Lebensverläufe ...

Das Leben eines jeden Menschen kann sich von einem auf den nächsten Augenblick - sozusagen zwischen zwei Herzschlägen - durch tragische Umstände ändern. Die Veränderungen sind meistens keine guten. Lebensverläufe können eine andere Richtung nehmen, als man es selber geplant hat.

Diese bittere Erfahrung müssen auch die drei Schulfreunde Joel, Tim und Kerry machen als in der Silvesternacht 1999 ein Herzstillstand bei Joel alles verändert. Zwar kann Joels Leben durch das beherzte Eingreifen von Tim und Kerry gerettet werden, seine Karriere als Fußballstar ist allerdings beendet. Auch Joels und Kerrys Pläne für ein Medizinstudium werden nicht so umgesetzt, wie sie es sich erträumt haben.

Als Hörer:in wird man nun abwechselnd mit den drei sehr unterschiedlichen Charakteren konfrontiert, die ausgezeichnet von Marian Funk, Jacob Weigert und Madiha Kelling Bergner gesprochen werden. Man wird Zeuge davon, wie sich die Leben von Joel, Timm und Kerry weiterentwickeln und wie sie immer wieder zueinander finden. Nicht zu kurz kommt dabei die Liebesgeschichte, die als Geschichte einer Dreiecksbeziehung durch viele Höhen und Tiefen geht.

Das Hörbuch umfasst mehr als 16 Stunden und aus meiner Sicht hätte da einiges gekürzt werden können. Viel zu langatmig erschienen mir manche Passagen, in denen Tim, Joel oder Kerry ihren Alltag oder ihre Befindlichkeiten beschreiben. Ich denke, dem Roman hätte es gutgetan, wenn es einen Erzähler gegeben hätte, der durch die Geschichte führt, der als Moderator zwischen den Innenansichten der Protagonisten vermittelt hätte. Dann wären dem Zuhörenden vielleicht auch die oft ausufernden Beschreibungen bestimmter Situationen erspart geblieben.

Und doch hat mir die Geschichte der drei jungen Menschen, die man über 18 Jahre ihres Lebens begleiten darf, gut gefallen. Hinzu kommt, dass Eva Carter in Zwischen zwei Herzschlägen ein sehr wichtiges Thema verarbeitet hat. Ihr Anliegen, zu vermitteln, dass im Prinzip jeder zum Lebensretter für Menschen mit Herzstillstand werden kann, finde ich sehr gelungen. Und allein für das Nachwort der Autorin sollte man bis zum Ende hören.

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Veröffentlicht am 20.03.2021

Düstere Geheimnisse

Die Verlorenen
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Die britische Autorin Stacey Halls führt die Leser:innen in ihrem Buch "Die Verlorenen" in das quirlige, von gesellschaftlichen Gegensätzen geprägte London in der Mitte des 18. Jahrhunderts. England ...

Die britische Autorin Stacey Halls führt die Leser:innen in ihrem Buch "Die Verlorenen" in das quirlige, von gesellschaftlichen Gegensätzen geprägte London in der Mitte des 18. Jahrhunderts. England verfügte zu dem Zeitpunkt über zahllose Kolonien auf der ganzen Welt, und die industrielle Revolution stand mit der Erfindung der Dampfmaschine kurz bevor. In diesem Setting ist die alptraumhafte Geschichte um die junge Krabbenverkäuferin Bess Bright angesiedelt.

Bess, in ärmlichen Verhältnissen mit ihrem Vater lebend, hat endlich genügend Geld zusammengespart um ihre Tochter Clara aus dem Waisenhaus The Foundling zurückzuholen, in dem sie das Neugeborene sechs Jahre zuvor schweren Herzens abgeben musste. Doch für Bess beginnt nun eine verzweifelte Suche, denn die kleine Clara wurde bereits einen Tag nach der Aufnahme von einer Frau abgeholt, die sich als ihre Mutter ausgab. Um jeden Preis möchte Bess nun wissen, was ihrer Tochter zugestoßen sein könnte.

Stacey Halls greift zu einem Trick, der große Spannung aufbaut: Nach dem ersten Drittel des Buches findet eine Perspektivenwechsel statt, und man liest von der wohlhabenden Alexandra und ihrer kleinen Tochter Charlotte. Schnell ist klar, dass es sich hier um Clara handelt. Allerdings kommen die Umstände, die dazu geführt haben, dass Clara nun bei Alexandra lebt, recht spät im Buch ans Licht. Dadurch wird man "bei der Stange" gehalten, denn mit einigen Längen des Buches hatte ich durchaus zu kämpfen.

Insgesamt wird eine gute Geschichte erzählt, bei der mir aber der versprochene "authentische historische Hintergrund" gefehlt hat. Es gibt zwar viele Beschreibungen der Lebensverhältnisse, Häuser und Straßenzüge, aber den Zeitgeist der damaligen Epoche konnte ich leider nicht nachfühlen. Eine neue Hilary Mantel - so die Ankündigung auf dem Cover - ist Stacey Halls für mich leider nicht.

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Veröffentlicht am 24.06.2020

Scheinidylle auf der Hallig

Halligmord (Ein Minke-van-Hoorn-Krimi 1)
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Kommissarin Minke van Hoorn kehrt zurück in ihre Heimat um das Polizeikommissariat im nordfriesischen Küstenstädtchen Jüstering zu übernehmen. Aufgewachsen in der Welt der Halligen an der Nordsee, kennt ...

Kommissarin Minke van Hoorn kehrt zurück in ihre Heimat um das Polizeikommissariat im nordfriesischen Küstenstädtchen Jüstering zu übernehmen. Aufgewachsen in der Welt der Halligen an der Nordsee, kennt Minke sich aus mit den Menschen, die dort in Mitten der oftmals rauen Natur als Gemeinschaft miteinander auskommen müssen.
Der grausige Fund eines freigespülten Skeletts führt die junge Ermittlerin weit zurück zu einem stürmischen Januarabend im Jahr 1987. Hier beginnt die Suche, und hier wird sie auch enden.
Die Lösung des Rätsels erinnert ein wenig an Krimis von Agatha Christie: 33 Jahre später sind alle Verdächtigen an einem ebenso stürmischen Abend wie zu Anfang auch, zu einer Schicksalsgemeinschaft versammelt, die dem unausweichlichen Ende nicht entgehen kann. Dank der klugen Kommissarin Minke van Hoorn wird der Fall gelöst und auch privat ist Minke am Ende des Buches endlich zu Hause angekommen.
"Halligmord" hat mir gut gefallen. Der Kriminalfall ist spannend aufgebaut und man wird behutsam an die Lösung herangeführt. Minke ist eine sympathische Ermittlerin und da sich ihre neue Kollegin ja bereits telefonisch angekündigt hat, wird es weitere spannende, solide Fälle in der gar nicht idyllischen Halligwelt geben, auf die ich mich jetzt schon freue.

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