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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2021

Spannender, grandioser Thriller

Geiger
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MEINUNG:

Meine Liebe zu skandinavischen Thrillern und Krimis ist bekannt und ich habe sie schon viele, viele Jahre. Im letzten Jahr ist sie nochmal richtig neu aufgeflammt. Geiger habe ich schon frühzeitig ...

MEINUNG:

Meine Liebe zu skandinavischen Thrillern und Krimis ist bekannt und ich habe sie schon viele, viele Jahre. Im letzten Jahr ist sie nochmal richtig neu aufgeflammt. Geiger habe ich schon frühzeitig in der Verlagsvorschau entdeckt und es war für mich klar, dass ich das Buch lesen möchte.

Zunächst verrät der Klappentext nicht viel. Agneta, die Mutter zweier Töchter und einer Reihe Enkelkinder ist, erhält einen Anruf und es meldet sich jemand mit "Geiger". Damit wird etwas in Gang gesetzt, was über Jahrzehnte geschlafen hat. Agneta nimmt eine geheim deponierte Waffe und erschießt ihren Mann. Der Mord bleibt nicht lange unentdeckt und die schwedische Mordkommission rückt an. Außerdem ist Sara Nowak dabei, die eigentlich bei der Sitte arbeitet, aber sie kennt die Familie von Agneta.

Keiner kann sich erklären, was passiert ist, denn Agnetas Mann, war in den 1970er Jahren ein sehr beliebter TV-Moderator und wurde von allen nur Onkel Stellan genannt. Das Wissen von Sara und dem Leser weicht relativ lange voneinander ab, denn dem Leser ist klar, dass Agneta auf keinen Fall, die ist, die sie all die Jahre vorgegeben hat zu sein. Mit dem Telefonat wird ein langes, geheimes Protokoll in Gang gesetzt und führt uns in die Vergangenheit Deutschland und zwar in die DDR und damit auch die Zeit des Kalten Krieges. Auch wenn dies nicht im Klappentext steht, ist das kein großes Geheimnis und man sollte das ruhig wissen, denn es entsteht sehr schnell ein politisch-hochkomplexe Story. Auch wenn ich selbst in der DDR geboren bin, hatten ich von diesen ganzen Sachen, die zu großen Teilen auf Tatsachen beruhen absolut keine Ahnung.

Sara Nowak, die eigentlich keine aktive Ermittlerin ist, lässt die Geschichte auch keine Ruhe und sie verschafft sich Ahnung. Sie ist die Einzige, die den richtigen Riecher hat. Man steigt mit ihr zusammen tief in die Geheimdienstarbeit ein. Mir selbst war die Verbundenheit zwischen Schweden und der DDR auch nicht bekannt. Es war für mich spannend ein Stück DDR-Geschichte neu zu erleben. Gustaf Skördeman muss hier sehr lange und gründlich recherchiert haben. Es breitet alle Zusammenhänge auch gut aus, was die Geschichte anspruchsvoll macht. Es empfiehlt sich nebenbei dazu noch weiter Informationen zu lesen. Ich hatte an der ein oder anderen Stelle, auch mal Mühe den ganzen Verstrickungen zu folgen, zu mal auch eine ganze Menge Namen hochrangiger schwedischer Prominenter als auch Politiker genannte werden, die z.T. aber auch fiktiv sind. Ansonsten ist der Schreibstil leicht zu lesen.

Sara Nowak ist eine Ermittlerin mit sehr vielen Ecken und Kanten. Sie ist verheiratet, hat zwei pubertierende Kinder und reagiert gerne mal ziemlich impulsiv. In Schweden ist das Bezahlen für Sex verboten und so spürt sie Nacht für Nacht Freier auf und wird da auch gerne mal handgreiflich, was ihr Ärger mit ihrer Chefin einbringt. Die ist übrigens die furchtbarste Chefin, die ich je in einem Thriller kennen gelernt habe. Sie denkt nur an ihren eigenen Vorteil. Saras Methoden sind definitiv fragwürdig, aber ihre Wut ist nachvollziehbar. Ihre persönliche Geschichte spielt natürlich hier auch immer wieder mit rein. Ihre Mutter war Putzkraft im Hause Agneta und Stellan. Sie wuchst also mit deren beider Töchter auf, was immer wieder zu Diskrepanzen führt, da sie aus unterschiedlichen sozialen Schichten stammen. Sara kann das zunächst nur schwer ablegen, aber ich hatte den Eindruck, dass sie im Laufe der Geschichte ein bisschen was von ihren Selbstzweifeln ablegen kann.

FAZIT:

Geiger ist ein skandinavischer Thriller der extra Klasse, der mich thematisch wirklich überrascht hat, da ich anhand des Klappentextes nicht geahnt habe, in welche politische Richtung die Geschichte geht. Seit Stieg Larsson war nicht mehr so restlos begeistert und einen Vergleich ist hier durchaus angebracht. Die Geschichte ist hochkomplex und nichts ist so, wie es scheint. Ich freue mich sehr auf den nächsten Band!

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Veröffentlicht am 13.05.2021

Brilliant und beklemmend

Der Verdacht
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MEINUNG:

Ich war mir zunächst unsicher, ob ich Der Verdacht lesen möchte. Es sprach zunächst auch erst einmal vom Cover her überhaupt nicht an, denn das finde ich ziemlich unscheinbar. Allerdings habe ...

MEINUNG:

Ich war mir zunächst unsicher, ob ich Der Verdacht lesen möchte. Es sprach zunächst auch erst einmal vom Cover her überhaupt nicht an, denn das finde ich ziemlich unscheinbar. Allerdings habe ich über das Buch so viel Gutes gehört und konnte mich hier mal wieder nicht entziehen.

Blythe und ihr Mann Fox sind schon seit ihren 20er Jahren zusammen und die Liebe wird gekrönt als ihre Tochter Violet zur Welt kommt. Blythe hat selbst ein schwierige Kindheit und eine Mutter, die Familie frühzeitig verlassen hat. Sie möchte selbst daher eine deutlich bessere Mutter sein, doch von Anfang an ist das Verhältnis zwischen ihr und Violet nicht so liebevoll geprägt, wie es eigentlich sein sollte. Damit beginnt eine schwierige Beziehung zwischen den beiden, wo sich die Frage stellt, von wem diese Feindseligkeit ausgeht.

Die Geschichte spielt zu großen Teilen in der Gegenwart, in der wir Blythe begleiten, aber es gibt auch immer wieder Rückblicke in die Zeit von Blythes Großmutter Etta und deren Tochter, Blythes Mutter Cecelia. Diese Rückblicke und Familienzusammenhänge sind meines Erachtens wichtig, um zu Verstehen, wo manches Verhalten her kommt. Meiner Meinung nach liegt das Problem hier aber eher in den beiden Müttern. Vor allem Cecelia wollte absolut kein Kind haben und hat sich dem zwangsläufig gefügt, weil es gesellschaftlich für sie sonst schwierig geworden wäre. Blythe dagegen hat sich sehr auf Violet gefreut. Dennoch spielt die Autorin hier mit der Leserschaft. Ich war persönlich eher auf Blythe Seite, aus deren Sicht wir die Geschichte auch lesen. Interessant ist, dass sie ihren Ehemann Fox immer mit "Du" anspricht als würde sie die Geschichte ihm erzählen.

Das schwierige Verhältnis zwischen Blythe und Violet löste in mir auf jeden Fall Beklemmungen aus. Natürlich hat man nur Blythes Sicht der Dinge und es fällt schwer zu glauben, dass ein Kind schon zu solcher kalkulierten Feindseligkeit fähig ist, wie sie beginnt es Violet zu unterstellen. Natürlich glaubt ihr niemand, schon gar nicht Fox. Hier geht es eher in die Richtung Vorwürfe. Die Beziehung zwischen Violet und Fox ist nämlich um einiges besser und Fox glaube Blythe auch nicht. Man pendelt gedanklich immer zwischen Ursache und Wirkung. Ist Violet wirklich böse oder wird sie vielleicht zu dem durch die Unterstellungen und der damit einhergehenden Ablehnung ihrer Mutter? Auf jeden Fall habe ich diese Geschichte atemlos inhaliert, weil man beim Lesen immer auf der Hut ist, was als nächstes passieren könnte.

Diese Geschichte spitzt sich enorm zu, vor allem als sich die Familie irgendwann vergrößert. Das wird zu einer großen Zerreißprobe für alle Familienmitglieder, die zu irreparablen Schäden führt. Ich möchte hier allerdings nicht zu viel verraten, doch Blythe galt in dieser Zeit mein absolutes Mitgefühl, vor allem als sie irgendwann völlig allein da steht, z.T. hat mich das unfassbar wütend gemacht. Das Ende der Geschichte ist stark und hinterließ mich einem wirklich beklemmenden Gefühl.

FAZIT:

Ich bin ein bisschen um Der Verdacht herum geschlichen, weil ich schon am Klappentext erkannt habe, dass dies hier ein Buch wird, was viele ungute Gefühle in mir auslösen wird und auch Tabu-Themen aufgreift. Alles in allem bekommt man auch genau das in dieser Geschichte. Für mich ein absolutes Highlight, weil das Buch absolut spannend, beklemmend und aufrüttelnd ist. Ich mag es, wenn AutorInnen etwas wagen und das tut Ashley Audrain hier.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Soo, soo toll

Was wir sehen, wenn wir lieben
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MEINUNG:

Bei Was wir sehen, wenn wir lieben, wenn wir lieben habe ich mich zunächst sehr in das Cover verliebt, was wirklich sehr gelungen und ein wirklicher Hingucker ist. Außerdem hatte ich nach vielen, ...

MEINUNG:

Bei Was wir sehen, wenn wir lieben, wenn wir lieben habe ich mich zunächst sehr in das Cover verliebt, was wirklich sehr gelungen und ein wirklicher Hingucker ist. Außerdem hatte ich nach vielen, vielen Thrillern mal wieder Lust auf eine Geschichte mit Herz.

Teresa stürzt bei einem Partybesuch und kann sich danach an die letzten fünf Jahre nicht mehr erinnern. Das letzte woran sie sich erinnern kann, ist ein Date mit Henry, dem Jugendfreund ihrer Schwester und ihrem heimlichen Schwarm. Teresa muss fest stellen, dass sie scheinbar ein völlig anderes Leben führt als sie gedacht hätte und vor allem einem Leben ohne Henry. Zwischen den beiden scheint irgendwas passiert zu sein, weswegen sie nicht zusammen sind.

Teresa mochte ich sofort. Sie ist sehr eigene, aber gleichzeitig auch sehr sensibel. Ich mag natürlich ihre Leidenschaft für Tattoos, da ich diese Leidenschaft teile. Ich habe mich auch sofort in ihre ziemlich schrille Familie verliebt, besonders ihre exzentrische Mutter, die vor allem für die Kunst lebt. Außerdem hat Teresa noch zwei ältere Schwestern, wovon die eine Schwester allerdings ein paar größere Baustellen hat, die ich allerdings nicht verraten möchte, da dieser Teil wesentlich für die ganze Geschichte ist. Für die Leserschaft wird allerdings schnell klar, was mit der Schwester ist und mir war dann auch klar, wo der große Konflikt liegt, aber es war spannend zu erfahren, wie dieser gelöst wird.

Neben Teresa gibt es noch andere sehr liebenswürdige Charaktere, wie z.B. Teresas mittlere Schwester Sophie, die ihr zur Seite steht, aber die ihr auch immer wieder die Stirn bietet, wenn Teresa anfängt Dinge zu hinter fragen. Alle Beteiligten lassen Teresa den nötigen Raum sich selbst zu erinnern, auch wenn Teresa vieles wissen möchte. Doch auch sie können einige Entscheidungen von Teresa 2.0, wie sie sich immer bezeichnet, nicht nachvollziehen. Ich mochte sehr, dass die Autorin hier für viele Entwicklungen genügend Zeit eingeräumt hat. Es gibt sehr viele Auf und Abs in Teresas Suche nach sich selbst. Sie tat mir wirklich auch das ein oder andere Mal leid, weil sie einfach nicht wusste wer sie war und was in den 5 Jahren mit ihr passiert ist. In dem Buch war keine Seite zu viel und ich konnte es kaum aus der Hand legen.

FAZIT:

Ich hatte ehrlich gesagt keine großen Erwartungen an Was wir sehen, wenn wir lieben, weil ich hier eine relativ typische Geschichte erwartet habe, aber ich war schon nach wenigen Seiten Feuer und Flame für die Geschichte und für die Autorin. An sich war die Geschichte nichts Neues, aber Teresa ist mir sehr ans Herz gewachsen und Kristina Moninger schreibt gleichermaßen und humorvoll und tiefsinnig über diverse Themen im Leben. Absolute Leseempfehlung und Neuentdeckung!

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Veröffentlicht am 26.03.2021

Wichtiges Buch

Die Mitternachtsbibliothek
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MEINUNG:

Etwas von Matt Haig zu lesen, stand schon lange auf meiner Wunschliste. Der Autor greift meiner Meinung immer viele verschiedene gesellschaftlich interessante Themen auf. Bei Die Mitternachtsbibliothek ...

MEINUNG:

Etwas von Matt Haig zu lesen, stand schon lange auf meiner Wunschliste. Der Autor greift meiner Meinung immer viele verschiedene gesellschaftlich interessante Themen auf. Bei Die Mitternachtsbibliothek konnte ich mir nichts so richtig vorstellen, aber eine Bekannte hat mir das Buch ans Herz gelegt.

Nora Seed möchte ihr Leben beenden. Ihr Leben scheint ist ihrer Meinung nicht mehr lebenswert. Ihre Katze ist gestorben. Sie verliert ihren Job. Der Kontakt zu ihrem Bruder ist schlecht und sie leidet an Depressionen. Doch Nora bekommt eine Chance ihre Tat noch einmal zu überdenken. Sie landet in der Mitternachtsbibliothek. Dort bekommt sie die Möglichkeiten in anderen möglichen, parallelen Leben einzutauchen in Form von Büchern.

Das Geschichte mit den parallelen Leben funktioniert ein bisschen nach dem Prinzip "Was wäre wenn". Ich denke jeder und natürlich auch Nora, hat schon mal darüber nach gedachte, was wäre gewesen, wenn wir uns in einer Situation anders entschieden hätten. Wie wäre unser Leben dann verlaufen? Genau das vermitteln Nora diese Bücher. Es sind parallele Leben, die möglich gewesen wären, wenn Nora die oder andere Entscheidung anders getroffen hätte. Spannend finde ich aber den Aspekt, dass Nora aufgezeigt bekommt, dass sie manche Entwicklungen gar nicht selbst beeinflussen kann, weil sie z.B. andere Personen betreffen, die ihre eigene Entscheidungen treffen, die Nora nicht wirklich beeinflussen kann. Matt Haig hat mir hier zumindest einen ganz spannenden Aspekt aufgezeigt, aus dem ich für mich persönlich sehr viel mitnehmen kann.

Generell beschäftigt sich das Buch mit vielen Fragen des Lebens. Ein Thema ist auch das Bereuen von Dingen oder Taten. Bereuen ist ein separates Buch und vor allem Nora scheint sich viel davon mit sich herum zu tragen. In der Mitternachtsbibliothek gibt es eine Bibliothekarin und ich finde es sehr gut, dass sich Nora mit ihr immer danach bespricht, was sie in dem möglichen parallelen Leben erlebt hat und warum dieses nicht in Frage kommt. Nora strebt natürlich nach dem perfekten Leben, aber wir uns vermutlich allen klar ist, auch das gibt es nicht. Nora war mir sehr sympathisch. Auch wenn sie so verzweifelt war, fand ich sie auch sehr humorvoll und ironisch. Mit dem Verlauf des Buches habe ich mit ihr mitgefiebert, dass sie wieder ins Leben zurück findet.

FAZIT:

Die Mitternachtsbibliothek hat mir sehr viele geben als Leserin, auch wenn ich am Anfang skeptisch war, ob mir die Art des Aufbaus der Geschichte gefallen wird. Wenn es ein Buch schafft, eigene Gedanken und Annahmen zu verändern, dann ist für eines der besten Dinge, was Literatur erreichen kann. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Toll! Toll!

Unter Wasser Nacht
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MEINUNG:

Unter Wasser Nacht ist der erste Roman, den die deutsche Autorin Susanne Kliem unter dem Pseudonym Kristina Hauff bei Hanser veröffentlich hat. Die Krimis, die die Autorin geschrieben hat, kannte ...

MEINUNG:

Unter Wasser Nacht ist der erste Roman, den die deutsche Autorin Susanne Kliem unter dem Pseudonym Kristina Hauff bei Hanser veröffentlich hat. Die Krimis, die die Autorin geschrieben hat, kannte ich bisher nicht, aber Unter Wasser Nacht hat mich schon in den Vorschauen magisch angezogen. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir das Wendland nicht wirklich ein Begriff war bzw. ich konnte es nicht genau orten und dass obwohl es von Hamburg, wo ich wohne, nicht weit entfernt ist.

Das zentrale Thema von Unter Wasser Nacht ist der Tod von Aaaron, dem Sohn von Sophie und Thies. Aaaron ist unter ungeklärten Umständen in der Elbe ertrunken. Sophie und Thies sind seit vielen Jahren eng mit Inga und Bodo befreundet und wohnen mit ihnen Haus and Haus im Wendland, der Heimat von Thies, Inga und Bodo. Inga und Bodo haben zwei Kinder. Es fällt Sophie und Thies schwer dieses so scheinbar perfekte Familienglück direkt vor ihren Augen täglich zu ertragen. Die vier Erwachsenen kennen sich schon seit ihrer Jugendzeit. Vor allem Thies, Inga und Bodo haben lange Zeit in einer WG gewohnt und zusammen in Hamburg studiert. Der Tod von Aaaron stellt die Freundschaft auf eine harte Probe.

Sophie und Thies versuchen jeder auf seine Art mit dem Tod von Aaaron zurecht zu kommen. Es ist zu beobachten, dass beide auch Schwierigkeiten haben in der Trauer einen gemeinsamen Weg zu finden. Ich würde nicht sagen, dass die Ehe zu Beginn völlig zerbrochen ist, aber viel fehlt auch nicht mehr, wenn sich nicht etwas entscheidendes ändert. Seite für Seite lernt man auch Aaaron besser kennen und stellt fest, dass er ein ziemlich schwieriges Kind war, was andere tyrannisiert hat. Meiner Meinung nach wird hier auch ein Tabu-Thema aufgegriffen, denn schließlich soll man über Tote nicht schlecht sprechen und schon gar nicht über Kinder, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben. Diesen Aspekt verarbeitet die Autorin sehr sensibel, aber es ist unbequem sich damit auseinander zu setzen, auch für die vier Erwachsenen und deren Kinder. Jeder hat sich bei dem Gedanken erwischt das ein oder andere mal froh zu sein, wenn Aaron nicht anwesend war.

Gleich zu Anfang des Romans taucht die Fremde namens Mara auf, die beide Paar inkl. der Kinder gehörig durcheinander bringt und das zunächst völlig positiv gemeint. Es war erstaunlich zu sehen, wie sie es schaffte fast schon unbewusst als eine Art Mediatorin aufzutreten. Die Fronten zwischen den Freunden schienen schon recht verhärtet, da vor allem Sophie Inga als ihre Freundin nicht mehr an sich heran gelassen hat. Mara findet problemlos (fast) zu allen Zugang und scheint für jeden das sein zu können, was derjenige/ diejenige momentan braucht. Sie schafft es auch, dass zwischen alle wieder eine Kommunikation möglich wird. Dennoch fragt sich der Leser, was es mit Mara auf sich hat und damit schafft die Autorin auch ein unterschwellige Spannung. Außerdem ist da noch die ungeklärte Todesursache von Aaaron. Neben der übermächtigen Trauer, steht auch die Schuldfrage im Raum, wie es so häufig der Fall ist, wenn jemand plötzlich bzw. an einem Unfall stirbt.

Beim Lesen wechselt hauptsächlich die Perspektive zwischen Thies, Sophie und Inga. Ich braucht ein bisschen um rein zu kommen, aber dann las sich das Buch sehr schnell weg und ich musste mich beinahe schon bremsen. Ich mochte auch das Einstreuen von so ein paar Hintergrundinformationen zum Wendland und den damit verbundenen Castor-Transporten in Gorleben, die real passiert sind, aber auch Teil von vor allem Bodos und Thies' Jugend waren. Mara kommt aus Christiania, eine Freistadt mit in Kopenhagen. Von dieser habe ich noch nie etwas gehört, fand aber interessant darüber zu erfahren und las parallel noch weitere Hintergrundinformationen dazu.

FAZIT:

Unter Wasser Nacht nimmt den Leser mit ins Wendland zu Sophie, Thies, Inga und Bodo. Die Trauer und auch damit häufig einhergehende Schuldfrage um Sophies und Thies' Aaron ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, aber die Autorin streift auch viele weitere interessante Themen und erzeugt durch ein subtile Spannung auf einer recht überschaubaren Anzahl von Seiten ein sehr facettenreichen Roman, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Ich freue mich auf das nächste Buch der Autorin!

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