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Veröffentlicht am 13.04.2021

Meisterhafter 3. Band!

Rieslingmord
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„Habt ihr eigentlisch gewusst, dass des „OM“ ursprünglich e pfälzisches Wort is?“, flüsterte der Doktor in die Runde.
„ ‚Om‘ Saschmdag, om Sunndag is es in Elwenfels om schönste.“ „
Seite 79
Aber eigentlisch ...

„Habt ihr eigentlisch gewusst, dass des „OM“ ursprünglich e pfälzisches Wort is?“, flüsterte der Doktor in die Runde.
„ ‚Om‘ Saschmdag, om Sunndag is es in Elwenfels om schönste.“ „
Seite 79
Aber eigentlisch is es immer schön in Elwenfels, dem magischen Ort in der Palz, der irgendwie aus der Zeit gefallen scheint! Dort ist die Welt noch ein Stückchen weit in Ordnung, da gibt’s noch einen Bäcker, der sein Brot selbst bäckt, eine Unterwäscheverkäuferin, die nicht auf den Preis, sondern auf Qualität schaut und einen Pfarrer, der nach einer flammenden Rede laute Rockmusik hört.
Auch ein paar sinnsuchende Yogis haben nun diesen versteckten Ort entdeckt, und so gibt’s auf einmal bunte Teebeutelchen, Buddhastatuen und unsere vertrauten Elwenfelser verbiegen sich wie a Brezn. Doch was auf den ersten Blick so ruhig und friedlich aussieht, hat es in sich!
Dies ist der dritte Band der Elwenfels-Reihe, man kann ihn, so man unbedingt will, auch ohne die Vorgänger lesen. Ich würde es nicht empfehlen! Warum? Nach einer kurzen Einfindungsphase versteht man sicher auch als Neuankömmling die Dorfbewohner, aber man verpasst einfach eine Menge, wenn man nicht jedes Buch dieser Reihe verschlingt!
Auch dieses Mal kommt der Privatermittler Carlos Herb aus Hamburg genau zur rechten Zeit in Elwenfels an, denn einer der Yogis stürzt von einem Felsen, und er hat mehr Verbindung zu diesem besonderen Ort als nur eine spirituelle. Obwohl Carlos das Wasser bis zum Halse steht, möchte er seinen Freunden beistehen!
Britta und Christian Habekost haben es wieder meisterhaft geschafft, einen Spagat zwischen Regionalität, Humor, Nostalgik und Moderne hinzulegen! Wie jedes Mal wünsche ich mir nichts mehr, als für immer in Elwenfels bleiben zu dürfen, wo Woi ka Alkohol is sondern beinahe ein Zaubertrank. Wo man zusammenhält, trotz aller Traditionen offen für Neues ist und doch den Boden unter den Füssen behält!
Der Fall selbst ist packend, aber nicht zu blutig, die wirkliche Spannung aber entsteht durch die Personen untereinander, Carlos Gefühle für eine Bewohnerin und eine ihm wohlgesonnene Ermittlerin und all die liebenswerten Charaktere.
Und natürlich gibt es da noch Erwin auf seinem Traktor – was es mit ihm auf sich hat? Das lasse ich euch lieber selbst herausfinden!
Fazit: Der meisterhafte 3. Band einer unglaublichen Reihe über ein magisches Dorf, voller Mystik, Tradition, neuen Einflüssen und Spannung! Ich kann es nicht erwarten, den nächsten zu lesen!

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Veröffentlicht am 02.04.2021

Dieses Debüt macht Lust auf mehr!

Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel
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„Der folgende Tag begann, wie der vorherige aufgehört hatte: Keiner machte, was er sollte, aber alle machten mit.“
Kapitel 2

Dabei drängt die Zeit wirklich!
Hat Kiras Schwester Jasmin hochschwanger beschlossen, ...

„Der folgende Tag begann, wie der vorherige aufgehört hatte: Keiner machte, was er sollte, aber alle machten mit.“
Kapitel 2

Dabei drängt die Zeit wirklich!
Hat Kiras Schwester Jasmin hochschwanger beschlossen, doch noch schnell vor der Entbindung ihre Traumhochzeit feiern zu wollen. Und Kira Spatz? Die cancelt kurzerhand den Neuseelandtrip mit ihrem Verlobten und hat grade mal 100 Punkte auf ihrer To Do Liste bis zur Hochzeit in 21 Tagen. Kein Problem, oder?!
Als dann auch noch ein riesiger Messeauftrag daherkommt, bei dem Jasmins Mann ihre Hilfe braucht, und das ausgerechnet für Marc Albrecht, den erklärten Erzfeind der Familie – und Kiras erste große Liebe – überschlagen sich die ohnehin schon turbulenten Ereignisse…

Und ich mitten drin in dem Chaos mit der extrem unterhaltsamen und liebenswürdigen Kira, die uns in der Ichperspektive an diesem Marathon teilhaben lässt. Irgendwie will das Wörtchen „Nein“ nicht über ihre Lippen- kommt das noch jemandem von euch bekannt vor?! Und so stürzt sie von einem Termin zum anderen, zwischendurch auch schon mal ab, und versucht zu retten, was zu retten ist. Und wie man aus dem Eingangszitat ahnen kann, ist ihre Familie keine besonders große Unterstützung. Anstelle von Hilfe bekommt sie Vorwürfe und schlechte Laune. Zwischendrin tat sie mir schon fast ein wenig leid, aber ihre Erlebnisse sind so komisch, dass die Unterhaltung eindeutig überwiegt!
Zwischen den Albrechts und Familie Spatz schwelt seit Jahren eine Familienfehde, doch keiner rückt so recht raus damit, was damals los war. Und Kira sollte dringend nachhaken, denn Marc Albrecht spukt mehr in ihrem Kopf herum, als er sollte. Doch da für Fragen keine Zeit ist, kommen auch noch einige köstliche Missverständnisse zustande, die das Buch noch amüsanter machen, ohne völlig überdreht zu wirken.
Ich hatte meinen Spaß dabei, beglückwünschte mich noch mal nachträglich zu meiner kleinen, feinen Hochzeit – und freue mich auf weitere Geschichten, die diese humorvolle Autorin hoffentlich noch auf Lager hat! Dieses Debüt macht auf jeden Fall Lust auf mehr!
Fazit: Eine Hochzeit ist schon stressig genug, aber Kiras Familie treibt das Chaos auf die Spitze – und mich von einem Lacher zum anderen!

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Eine bezaubernde, magische Liebesgeschichte, die wie der Luftballon zum richtigen Zeitpunkt auf den richtigen Menschen traf...

Jedes Jahr im Juni
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„Der Glaube hat mich aufrechterhalten – hat mich vermutlich am Leben erhalten. Und der gute alte Zufall hat meinen Luftballon Lucas in den Weg geweht. Der Zufall hat mir meinen besten Freund beschert.“
Seite ...

„Der Glaube hat mich aufrechterhalten – hat mich vermutlich am Leben erhalten. Und der gute alte Zufall hat meinen Luftballon Lucas in den Weg geweht. Der Zufall hat mir meinen besten Freund beschert.“
Seite 104

Und das genau zum richtigen Zeitpunkt. Gerade, als ihr Leben immer schwieriger wird und Emmie alle Freunde verloren hat, hat Lucas, ein Meer entfernt, einen Luftballon mit ihrer Nachricht bekommen und Kontakt zu ihr aufgenommen.
Was daraus entstand, war eine fast magische Freundschaft über viele Jahre. Und was so romantisch beginnt, kann doch nur auf eine Weise enden, oder?
Doch das Leben (und diese fabelhafte Autorin) hat mehr auf Lager. Denn Lucas stellt Emmie eine alles entscheidende Frage, und das wirft sie aus der Bahn. Ja, sie wird an seiner Seite vor dem Traualtar stehen – als seine Trauzeugin. Nicht gerade das, was sie erwartet hat.
Doch ist das wirklich das Ende? Kann eine Liebe, die fast mit Vorsehung beginnt, so enden?
Ich tue mir gerade schwer, in Worte zu fassen, was dieses Buch für den Leser bedeutet. Die Zutaten für eine gute Liebesgeschichte sind so banal, wie die für einen einfachen Kuchen. Eine sympathische Protagonistin, die einiges miterleben musste, ein toller Mann, der sie auf bezaubernde Art kennengelernt hat und ihr durch dick und dünn zur Seite steht – und eine Prise Drama und überraschende Wendungen. Doch wie bei jedem Rezept kommt es auf die Dosierung an, und Lia Louis hat „Jedes Jahr im Juni“ perfekt abgestimmt.
Emmie ist einfach wunderbar, so stark, obwohl ihr das Leben immer wieder den Boden unter den Füßen wegzieht, und weiß es selbst nicht. Ihre ArbeitskollegInnen Rosie und Fox sind so unterschiedlich und doch so perfekt, geben ihr Halt und Input, wenn sie es braucht. Sie wohnt zur Untermiete und Louise, die Hausbesitzerin, entwickelt sich allmählich zu einer Freundin, der sie beisteht. Dieses langsame Kennenlernen, sich öffnen, war ein besonders schöner Aspekt dieses Buches! Und dann ist da, auf der anderen Seite des Meeres, der Luftballonjunge, Lucas. Vor so vielen Jahren haben sich die beiden gegenseitig geheilt, geholfen, zum Lachen gebracht und die Hand gehalten, wenn es zum Weinen war.
Und jetzt beginnt ein völlig neuer Lebensabschnitt, doch ist das Schicksal nicht verpflichtet, einem so wunderbaren Beginn ein noch viel perfekteres Ende zuzuführen?
Ich habe gelitten, geweint, gelacht, Emmie bewundert, wie sie langsam alte Wunden heilen lässt und Menschen wieder etwas an sich heranlässt. Von der ersten bis zur letzten Seite finde ich kein Wort, das ich anders gewählt, keinen Absatz, der mir anders besser gefallen hätte. Es ist einfach eine rundum wunderschöne Geschichte!

Fazit: Eine bezaubernde, magische Liebesgeschichte, die wie der Luftballon zum richtigen Zeitpunkt auf den richtigen Menschen traf...

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Eine kreative, lustige, zuckersüße Liebesgeschichte in einer schweizer Schokoladenmanufaktur

Das Leben braucht mehr Schokoguss
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„Small Talk ist nicht mein Ding. Ich kann eigentlich nur ehrlich oder gar nicht – oder natürlich die dritte Möglichkeit namens Fettnäpfchen.“

Seite 197

Und genauso lernen wir Mia kennen, ehrlich und ...

„Small Talk ist nicht mein Ding. Ich kann eigentlich nur ehrlich oder gar nicht – oder natürlich die dritte Möglichkeit namens Fettnäpfchen.“

Seite 197

Und genauso lernen wir Mia kennen, ehrlich und mit dem Herzen am rechten Fleck. Sie steht am Ende ihres Marketingstudiums, als ihr Praktikum platzt. Kurzer Hand hilft ihr ihre Halbschwester Annette in der Schweiz, Mia darf in der Schokoladenmanufaktur ihres Mannes ein Praktikum absolvieren und bei ihnen wohnen. Klingt nach keiner großen Sache, doch die beiden haben ein schwieriges Verhältnis, haben sie sich doch erst sehr spät kennengelernt.

Nichts desto trotz stürzt sich Mia begeistert in ihr Praktikum, und auch ihr Chef Fabian Zuckermann scheint sehr nett zu sein. Da bringt er sie in eine schwierige Situation – plötzlich soll sie vor seiner todkranken Großmutter die Verlobte spielen. Eine Lüge, die ihr zunehmend schwerer fällt, und eine Rolle, die ihr nur zu gut gefallen würde…

Ich mochte Mia vom ersten Fettnäpfchen weg! Sie ist eine etwas chaotische junge Frau mit einer schwierigen Vergangenheit und lustigen, kreativen Ideen! Sie packt schnell an, wenn es nötig ist und schafft es mit ihrer unkomplizierten, lockeren Art, ihre schweizer Kollegen aus der Reserve zu locken.

Sie trotzt ihrer schwierigen Vergangenheit, lernt aus ihren Fehlern, macht jede Menge unterhaltsame neue und lernt, sich selber treu zu bleiben. So rasch, wie Mia ihre Kollegen und die Fabrik mit all ihren Problemen ins Herz geschlossen hat, so schnell mochte ich sie und ihre Geschichte.

Dabei spart dieses Buch an keiner Ecke, weder an Emotionen, noch Tiefgang und schon gar nicht an Kalorien! Bei den tollen Kreationen der Schokofabrik spüre ich schon beim Lesen das Hüftgold wachsen – aber sie ist jedes Gramm wert!

Fazit: Eine kreative, lustige, zuckersüße Liebesgeschichte in einer schweizer Schokoladenmanufaktur – Nachkatze, was willst du mehr?

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Ein berührendes Buch über weniger Hektik

Heimweh nach uns
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Am Ende war es dann Malte, der mich so sehr bestärkt hat (…), dass ich hoch erhobenen Hauptes in das Büro meines Chefs ging und ihm meine überzeugtes „Ja, ich will, und ich schaffe das!“ entgegenbrachte.
Und ...

Am Ende war es dann Malte, der mich so sehr bestärkt hat (…), dass ich hoch erhobenen Hauptes in das Büro meines Chefs ging und ihm meine überzeugtes „Ja, ich will, und ich schaffe das!“ entgegenbrachte.
Und nun sitze ich hier, noch immer mit einem „Ja, ich will, glaube ich zumindest irgendwie und grundsätzlich,“ aber mit einem immer leiser werdenden „Und ich schaffe das!“
Seite 11
Aber momentan ist es gar nicht so leicht, all das zu schaffen, was Lena sich vorgenommen hat. Ein anspruchsvoller Job, zwei kleine Kinder, ein Haus, das in Schuss zu halten ist und ein weiteres, das in Planung ist. Ihr Mann Malte unterstützt sie wirklich, wo er nur kann, aber schon allein beim Lesen ging mir ein wenig die Puste aus bei dem Tempo, das die beiden sich selbst vorgeben.
Und man merkt Lena immer mehr an, dass sie das nicht mehr lange durchhält – da bekommt sie von ihrer lieben Schwester einen Yogagutschein. Widerwillig lässt sich Lena auf die Einzelstunden bei Reik ein. Und so sehr die Bewegung ihrem Rücken und die Stille ihrer Seele guttut, die Nähe zu Reik bringt sie auch emotional an eine Grenze, die sie nicht überschreiten sollte…
Helen Schreiber hat mit „Heimweh nach uns“ ein intensives, berührendes Buch geschaffen, das mich von der ersten Seite weg mitnahm. Erst durch den hektischen Alltag, der doch ein wenig vertraut schien, zu einer angenehmen Auszeit. Ihr hektischer Familienalltag ließ mich schmunzeln und nachdenken, ich stellte mir die Frage, ob die Autorin ein wenig bei uns Mäuschen gespielt hat. Seien es wichtige Zettel für die Schule, die im letzten Moment gesucht werden oder auch das schlechte Gewissen, wenn man um Hilfe bei der Kinderbetreuung bittet, die die Großeltern doch so gerne übernehmen, es kam mir sehr bekannt vor. Und bei ihren Beschreibungen der Yogaeinheiten hatte ich das Gefühl, gerade selbst eine Stunde bei meiner Yogatrainerin hinter mir zu haben. Doch Lenas Trainer Reik kommt ihr so nahe, sein Leben ist so ganz anders als Lenas durchstrukturiertes, gehetztes, dass sie sich diesem Reiz kaum entziehen kann…
Und auf der anderen Seite ist da Malte, der ihr immer den Rücken stärkt und alles tut, um mit ihr gemeinsam die Familie am Laufen zu halten. Immer wieder spürt man ihre Verbundenheit, das war sehr bewegend.
Die Geschichte ist so intensiv und so eindrücklich beschrieben, dass sie mich sehr mitgenommen hat. Denn letztlich hat Lena Heimweh nach ihrem „uns“, nach ihrem Partner, nach Zeit mit ihm. Doch zu Vieles bleibt unausgesprochen, die Zweifel, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist. Langsam findet Lena ihren Atem wieder und ein Stück weit zu sich selbst – aber ist das noch an Maltes Seite?
Fazit: Ein berührendes Buch über weniger Hektik und die Sehnsucht nach sich selbst, das einen daran erinnert, auch mal ein wenig langsamer zu machen und auf die eigenen Bedürfnisse zu hören.

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