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Veröffentlicht am 25.04.2021

Ehebruch - ein Tabu???

Roman d’amour
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"Warum ist die Leidenschaft so lebenswichtig, wo sie doch das Leiden zwangsläufig bereithält?" Eigentlich fast ein Nebensatz, eher unwichtig erscheinend aus dem "Roman d'amour" von Sylvie Schenk, der für ...

"Warum ist die Leidenschaft so lebenswichtig, wo sie doch das Leiden zwangsläufig bereithält?" Eigentlich fast ein Nebensatz, eher unwichtig erscheinend aus dem "Roman d'amour" von Sylvie Schenk, der für mich aber eine der zentralen Botschaften dieses Buches transportiert!

Eine Schriftstellerin hat eine eigens erlebte Affäre in einem Roman verarbeitet, für den sie nun einen Preis erhalten soll. Am Tag der Verleihung führt eine Journalistin mit ihr ein Gespräch rund um dieses Buch. Um dieses Interview rankt sich die gesamte Geschichte. Was darf Liebe, was darf sie nicht? Ist Ehebruch gar erlaubt, wenn die Verbindung doch für die Partner unbefriedigend ist? Wie steht es in unserer Gesellschaft mit der Akzeptanz einer Liason einer älteren Frau mit einem jüngeren Mann? Hier werden Tabuthemen beleuchtet, philosophische Betrachtungen ganz nebenbei mit eingestreut. Eine nicht mehr ganz junge Schuldirektorin hat eine Affäre mit einem jüngeren Kollegen, verbringt mit ihm sogar einen Kurzurlaub in Irland, aber es ist kein oberflächlicher Liebesroman, den uns Sylvie Schenk hier vorlegt. Obwohl es sich um ein recht dünnes Büchlein handelt, habe ich es nicht in einem Rutsch durchlesen könnnen, dafür ist es thematisch zu kompakt, die einzelnen Passagen mussten zwischendurch immer wieder verdaut werden. Und zugegebenermaßen hatte ich zeitweise auch meine Probleme, die Geschichte in der Geschichte, also die einzelnen Protagonisten voneinander zu trennen. Das ist wohl Autofiktion, die verwendet wird, momentan sehr en vogue, habe ich den Eindruck. Ist es also sogar von der Autorin beabsichtigt, dass ich als Leser nicht mehr unterscheiden kann? Für mich war es dadurch nicht ganz leichte Kost, aber ich habe sehr interessante Denkansätze bekommen. Ich mochte den geradezu poetischen Schreibstil von Sylvie Schenk! Hierfür gibt es von mir vier Sterne und eine Leseempfehlung für eine Liebesgeschichte der etwas anderen Art!

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Aus dem Leben eines Mönchs

Aus der Mitte des Sees
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Auf das Buch aufmerksam geworden war ich zum einen durch seinen Titel als auch die Erwähnung im Klappentext, dass sich der Protagonist Entscheidungen beim Schwimmen stellt. Etwas, was mir in den letzten ...

Auf das Buch aufmerksam geworden war ich zum einen durch seinen Titel als auch die Erwähnung im Klappentext, dass sich der Protagonist Entscheidungen beim Schwimmen stellt. Etwas, was mir in den letzten Jahren auch schon mal so ging.

Wir lernen in diesem Roman von Moritz Heger den jungen Mönch Lukas kennen und begleiten ihn 14 Tage in seinem Leben in einem Kloster. Durch den sogenannten Gastflügel, der Externe für einen gewissen Zeitraum beherbergt, kommen die Klosterbrüder mit anderen Menschen, selbstverständlich auch Frauen, in Berührung. Alles, was in dieser Geschichte erzählt wird, erfahren wir ausschließlich durch Lukas' Gedanken, es ist, als wären wir in seinem Kopf. Mich hat dies anfangs etwas verwirrt, weil es ein ungewohnter Stil war, und doch hat es eine gewisse Faszination ausgeübt. Es erinnerte mich an die eigenen Denkprozesse, bei denen man hin und her springt zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Lukas und mit ihm auch der Leser nähert sich so existenziellen allgemeinen philosophischen Fragen, aber wir erleben auch alltägliche Details aus seinem Leben im Kloster. Wie geht er mit Versuchungen um, wie verarbeitet er den Verlust eines Freundes und Mitbruders, der zum weltlichen Leben zurück gekehrt ist.

Aufgrund der Kürze des Buches werden leider für mich nicht alle auftauchenden Fragen zufriedenstellend beantwortet. Einiges wird nur gestreift, ich hätte über einige Charaktere und Lukas' Vorgeschichte gerne noch mehr erfahren. Deshalb nicht die volle Punktzahl. Aber alles in allem eine ruhige Geschichte, für die ich an diejenigen, die sich darauf einzulassen bereit sind, eine Leseempfehlung aussprechen möchte! Der ruhige Erzählstil und die wunderbaren philosophischen Denkanstöße waren einmal erwas ganz Anderes!

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Auch die Fortsetzung konnte mich überzeugen

Vati
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Nachdem mich auch schon der erste Band von Monika Helfers autobiographischen Romanen "Die Bagage" fasziniert hatte, gefiel mir auch der zweite Teil, in dem die Autorin Erinnerungen an ihren Vater aufarbeitet. ...

Nachdem mich auch schon der erste Band von Monika Helfers autobiographischen Romanen "Die Bagage" fasziniert hatte, gefiel mir auch der zweite Teil, in dem die Autorin Erinnerungen an ihren Vater aufarbeitet. Da ich aus eigener Erfahrung weiß, dass eine Vater-Tochter Beziehung per se immer etwas ganz Besonderes ist, prägt doch in meinen Augen dieser "erste Mann" im Leben einer Frau oft das weitere Bild, das man im Laufe seines Lebens vom anderen Geschlecht behält. Der hier beschriebene und Titel gebende "Vati" hatte es in seinem Leben durchaus nicht leicht, was sage ich, es ist mit dem Schicksal unserer Generation, die wir bis dato im eigenen Land keinerlei Kriegsgeschehen miterleben mussten - Gott sei Dank - ich wünsche mir mehr als alles, dass dies so bleibt, nicht zu vergleichen. Als junger Mann zog der Vater also in den Zweiten Weltkrieg, seine Bücher bieten ihm Zeit seines Lebens einen gewissen Halt, wer könnte so etwas besser nachvollziehen als bibliophile Menschen wie wir, die wir hier schreiben! Ohne zu werten, ja ohne zu (ver)urteilen, lässt die Autorin hier uns Leser an ihrem Familienleben teilhaben. Eine gelungene (Auto)biographie, die von mir gute vier Sterne erhält!

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Veröffentlicht am 25.03.2021

Nur teilweise überzeugt

Stay away from Gretchen
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Nach der Leseprobe, die mich sehr sehr neugierig gemacht hatte, war ich ungeheuer gespannt auf dieses Buch! Da ich etwa im selben Alter bin wie der Sohn der alten Dame, die an Demenz erkrankt ist, wollte ...

Nach der Leseprobe, die mich sehr sehr neugierig gemacht hatte, war ich ungeheuer gespannt auf dieses Buch! Da ich etwa im selben Alter bin wie der Sohn der alten Dame, die an Demenz erkrankt ist, wollte ich wissen, wie die Autorin sich hier diesem Thema nähert. Außerdem versprach die Handlung auf zwei Zeitebenen, Gegenwart und Vergangenheit, ein großes Spannungspotential, diesbzgl hatte mich schon der rasante Vorabeinblick überzeugt! Den tollen angenehmen und flüssigen Schreibstil behält Susanne Abel das gesamte Buch über durch und lässt einen das Werk kaum aus der Hand legen. Der besagte Sohn, ein bekannter Fernsehmoderator, Tom Monderath, wirkte auf mich sehr unsympathisch, er ist aus der "höher schneller weiter Liga", die einzig und allein ihr eigenes Vorwärtskommen auf der Überholspur im Blick hat. Eine an Demenz erkrankte Mutter bildet da einen Klotz am Bein. Der zweite Handlungsstrang, in dem die Mutter, die sich besser an die Vergangenheit, ihre Kindheit und Flucht aus Ostpreußen vor vielen Jahrzehnten, erinnert, war mindestens genauso interessant wie die Geschichte im Hier und Jetzt! Insofern lässt sich das Buch sehr gut lesen und hat mir entspannte Lesestunden beschert! Das Cover ist ansprechend gestaltet, der etwas seltsam anmutende Titel in Deutsch und Englisch macht vielleicht eher neugierig, als dass er potentielle Leser abschreckt. Warum ich trotdem nicht die volle Sterneanzahl vergebe? Das Buch hat bei mir etliche Fragen aufgeworfen: lässt sich die Vergangeheit und eine Flucht aus Ostpreußen tatsächlich mit der aktuellen Lage in unserem Land vergleichen? Kann man die Generation unser Groß- und Urgroßeltern und deren Verlust von Heimat wirklich als Anlass für so eine Geschichte nehmen (so stellt es sich zumindest im Hinweis des Verlages als Intention der Autorin für mich dar)? Ich bin da sehr skeptisch. Trotzdem spreche ich eine Leseempfehlung aus, da das Buch sich sehr gut liest, und sich vor allem jeder seine eigene Meinung bilden sollte!

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Wann ist man treu bzw. untreu?

Treue
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Margherita und Carlo, ein für die Gesellschaft offenbar gut funktionierendes Ehepaar, beide beruflich erfolgreich, müssen sich mit dem angeblichen Seitensprung Carlos, der in seinem Job als Literatur Professor ...

Margherita und Carlo, ein für die Gesellschaft offenbar gut funktionierendes Ehepaar, beide beruflich erfolgreich, müssen sich mit dem angeblichen Seitensprung Carlos, der in seinem Job als Literatur Professor eine Affäre mit einer Studentin beginnt, auseinander setzen. Zwar streitet er die Liason ab, doch steht der Vorfall weiter zwischen den Ehepartnern. Anhand dieser Ausgangslage beleuchtet der Autor das Thema Treue bzw. Untreue in Partnerschaften. Wann beginnt überhaupt Untreue, u. muss ich mir nicht in allerletzter Konsequenz selber treu bleiben, u. ist dies möglich, wenn ich jeder ach so kleinen Versuchung widerstehe? Alles existenzielle Fragen, die sich vielleicht viele, ich schreibe bewusst nicht alle, Menschen in einer (vor allem langjährigen) Partnerschaft schon einmal gestellt haben!

Anfangs bin ich sehr gut ins Buch gestartet, doch der Schreibstil war für mich nicht durchgehend flüssig. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen, wenn man sich bereits mit dem Thema Treue bzw. Untreue, in welcher Form auch immer, beschäftigt hat, bekommt man hier weitere tiefgründige Erkenntnisse und Denkanstöße präsentiert. Die Figuren fand ich allesamt authentisch geschildert. Die Handlung ist abwechslungsreich und mehr oder weder spannend, einzig die Szene, in der es um Hundekämpfe geht, war für mich ein Nogo, so etwas möchte ich nicht lesen, auch wenn ich natürlich weiß, dass es so etwas gibt, verschließe ich davor gerne die Augen. Insgesamt wegen einiger Längen und besagter Kämpfe eine bedingte Leseempfehlung und vier Sterne.

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