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Veröffentlicht am 24.04.2021

Wunderbarer Roman

Miss Bensons Reise
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1950: Die ältliche Lehrerin Margery Benson ist mit ihrem Leben nicht wirklich zufrieden. Ein unangenehmes Ereignis in der Schule bringt sie dazu, daraus auszubrechen. Schon als Kind hat sie sich für Käfer ...

1950: Die ältliche Lehrerin Margery Benson ist mit ihrem Leben nicht wirklich zufrieden. Ein unangenehmes Ereignis in der Schule bringt sie dazu, daraus auszubrechen. Schon als Kind hat sie sich für Käfer interessiert und ihr größter Wunsch ist es, den Goldenen Käfer von Neukaledonien zu finden. Alleine wird sie das nicht stemmen können, sie braucht eine Begleitung, die ihr assistiert. Die Suche danach gestaltetet sich nicht einfach, und so nimmt sie schließlich Enid Pretty mit auf die Reise, die alles andere als die perfekte Assistentin zu sein scheint. Die beiden erleben viel, Gutes und Schlechtes, Lustiges und Trauriges, und viel Skurriles, und wachsen immer mehr zusammen.

Dieser Roman wurde für mich ruckzuck zu einem Lieblingsroman, ich musste abwechselnd weinen und lachen, habe mich in die beiden Protagonistinnen verliebt und möchte nun auch mehr über das Land, in das sie gereist sind, wissen: Neukaledonien, den Namen habe ich natürlich schon einmal gehört, gewusst habe ich darüber bisher aber gar nichts.

Margery und Enid sind zwei herrliche Protagonistinnen. Das Geschehen wird aus Margerys Perspektive erzählt. Margery. aber auch Enid sind herrlich skurril, haben aber auch ihre, oft sehr negativen Erfahrungen gemacht. Rachel Joyce erzählt mit viel Humor, lässt aber auch traurige und tragische Momente zu, nicht nur die Emotionen Margerys, auch meine fuhren Achterbahn. Ich musste weinen, und im nächsten Moment wieder lachen, war emotional aufgewühlt, und wollte immer nur weiterlesen – am Ende habe ich mich nur ungern getrennt und bin sehr glücklich, diesen Roman gelesen zu haben.

Neben der Margerys gibt es eine weitere Perspektive, die überraschend einsetzt, aber durchaus ihren Teil am Geschehen hat. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, das sollte man selbst lesen – auch hier spielen die gemachten Erfahrungen und Traumata eine große Rolle. Weiterhin gibt es ein Geheimnis um Enid, das sich nach und nach entschlüsselt, Enids Handlungen beeinflusst und eine gewisse Spannung in das Geschehen bringt. Beteiligt daran sind auch die britischen Ladies in Neukaledonien rund um die Ehefrau des Botschafters. Alle Charaktere sind wunderbar gelungen.

Rachel Joyce erzählt nicht nur mit viel Humor, sondern auch sehr bildhaft und emotional, und zieht den Leser mitten ins Geschehen. Mein Kopfkino funktionierte perfekt, ich könnte mir den Roman auch sehr gut verfilmt vorstellen. Rachel Joyce hat mich zudem sehr neugierig gemacht auf ihre anderen Werke.

Abgerundet wird der Roman durch eine Karte von Neukaledonien und ein Interview der Autorin mit ihren beiden Protagonistinnen, auch dieses übrigens sehr lesenswert.

Für mich ist „Miss Bensons Reise“ ganz klar eines meiner Jahreshighlights. Der Roman ist einfach wunderbar und hat alle meine Emotionen angesprochen. Die Charaktere sind rundum gelungen und ich wurde neugierig auf Neukaledonien gemacht. Ich empfehle den Roman uneingeschränkt und vergebe sehr gerne volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Macht süchtig nach mehr Kate-Atkinson-Romanen

Weiter Himmel
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Vince Ives‘ Frau hat ihn verlassen, die Scheidung wird ihn arm machen, und jetzt hat er auch noch seinen Job verloren. Das Golfen mit seinen Freunden Steve, Tommy und Andy wird er sich womöglich auch nicht ...

Vince Ives‘ Frau hat ihn verlassen, die Scheidung wird ihn arm machen, und jetzt hat er auch noch seinen Job verloren. Das Golfen mit seinen Freunden Steve, Tommy und Andy wird er sich womöglich auch nicht mehr lange leisten können. Schon öfter hat er sich die Frage gestellt, woher die Drei ihren Reichtum haben.

Die beiden DIs Reggie Chase und Ronnie Dibicki rollen einen alten Fall wieder auf und sprechen mit Zeugen, die womöglich neue Namen liefern können – dabei stechen sie in ein Wespennest.

Privatdetektiv Jackson Brodies neue Kundin Crystal Holroyd fühlt sich verfolgt – und wie es scheint, irrt sie sich nicht.

Dies sind nur drei der Erzählstränge dieses Romans, die sich immer mehr miteinander verflechten. Ich mag es, wenn aus vielen Perspektiven erzählt wird und finde es schön, mitzuverfolgen, wie alles zusammenhängt. Wenn dazu noch Kate Atkinsons Erzählstil kommt, der mich mittenhinein zieht in das Geschehen, und mich, trotz mancher Tragik der Ereignisse, auch immer wieder zum Schmunzeln bringt, ist es für mich perfekt – und so habe ich auch direkt weitere Romane der Autorin gekauft, erst einmal die Vorgängerbände um Jackson Brodie, dessen fünfter Roman „Weiter Himmel“ ist.

Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven lernt der Leser einzelne Charaktere sehr gut kennen. Mir hat besonders Harry Holroyds Perspektive gefallen, der jugendliche Stiefsohn Crystals, der im Theater jobbt, seine kleine Schwester Candance liebt und auch loyal gegenüber seiner Stiefmutter ist. Gerne würde ich in späteren Romanen noch einmal von ihm lesen. Insgesamt sind alle Charaktere gut gezeichnet, egal ob Pro- oder Antagonisten. Man hat schnell das Gefühl, echten Menschen zu begegnen, mit all ihren Stärken und Schwächen.

Die Erzählung beginnt relativ harmlos, obwohl auch zu Beginn schon Dinge passieren, die Befürchtungen aufkommen lassen, und steigert sich, ähnlich einem Musikstück, immer mehr auf den Höhepunkt zu, dieser ist fulminant, doch damit ist der Roman noch nicht zu Ende, nein, man erfährt auch noch das Danach. Auch das gefällt mir sehr gut.

Ich bin absolut begeistert von diesem Roman, der mich sehr gepackt hat, der mir interessante Charaktere näher brachte, dessen Geschehen sich immer mehr steigerte und mich immer atemloser lesen lies. Ich muss unbedingt mehr von Kate Atkinson lesen! Gerne vergebe ich volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Zweiter Band meiner neuen Lieblingsreihe

Wisting und der fensterlose Raum
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Nach dem Tod eines bekannten Politikers wird in dessen Hütte ein millionenschwerer Geldbetrag gefunden. Woher stammt das Geld? Lies sich Bernhard Clausen bestechen? Eine geheime Ermittlungsgruppe wird ...

Nach dem Tod eines bekannten Politikers wird in dessen Hütte ein millionenschwerer Geldbetrag gefunden. Woher stammt das Geld? Lies sich Bernhard Clausen bestechen? Eine geheime Ermittlungsgruppe wird ins Leben gerufen, die Wisting leiten soll. Er bezieht auch seine Tochter Line, die Journalistin ein, und nachdem sich eine Spur zu einem alten, bisher ungeklärten Fall ergibt, kommt auch Adrian Stiller, der der Cold-Case-Gruppe der Kripo angehört, ins Team.

Wisting ist ein toller Ermittler, immer ruhig, sachlich und sehr kompetent. Tochter Line, alleinerziehende Mutter und mittlerweile freiberuflich tätig, erhält einen eigenen Erzählstrang. Als Journalistin hat sie einen anderen Ermittlungsansatz als die Polizisten und kommt auch an andere Informationen. Adrian Stiller kennt man ebenfalls bereits aus dem Vorgängerband, er bleibt einem ferner als Vater und Tochter, in diesem Band hat er, im Gegensatz zu Band 1, auch eine eher kleine Rolle.

Wistings Privatleben spielt immer wieder hinein, ist aber gänzlich unspektakulär, ja völlig normal. Wisting ist Witwer, seine Tochter und deren Kind leben in Sichtweite und privat ist Wisting eben das: Vater und Opa, ohne jegliche psychischen Probleme, die sonst die nordischen Ermittler gerne haben.

Erzählt wird sehr ausführlich, im Grunde begleiten wir Wisting und sein Team fast rund um die Uhr, sind immer dabei. Das macht das Ganze, zumindest für mich, nicht langweilig, sondern gerade interessant. Im üblichen Sinne spannend ist der Roman erst gegen Ende, aber mehr ist auch gar nicht nötig, die Überlegungen und Erkenntnisse der Ermittler finde ich spannend genug. Der Fall entpuppt sich als sehr komplex ist, und am Ende ist mehr als ein Rätsel gelöst.

Auch Wistings zweiter Cold-Case-Fall hat mir sehr gut gefallen, ich bin schon sehr gespannt auf die Folgebände und kann die Reihe bisher sehr empfehlen. Ein sachlicher und kompetenter Ermittler, interessante Fälle und überzeugende Auflösungen, was will man mehr – von mir gibt es volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Toller Roman mit einer interessanten, in sich schlüssigen Welt

Earth Girl: Die Prüfung
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28. Jahrhundert: Die Menschheit bedient sich schon lange der Portal-Technik und hat so die Möglichkeit, fremde Planeten zu besiedeln. Doch nicht alle Menschen haben diese Chance, denn eine Minderheit kann ...

28. Jahrhundert: Die Menschheit bedient sich schon lange der Portal-Technik und hat so die Möglichkeit, fremde Planeten zu besiedeln. Doch nicht alle Menschen haben diese Chance, denn eine Minderheit kann auf Grund einer Immunschwäche die Erde nicht verlassen. Diese Menschen werden von als behindert angesehen und u. a. als „Affen“ beschimpft. Jarra ist eine davon und will es den „Normalen“ einmal richtig zeigen. Sie schreibt sch incognito an einer der Universitäten eines anderen Planeten im Fach Frühgeschichte ein, denn dieses wird im ersten Semester auf der Erde unterrichtet. Keiner ihrer Kommilitonen ahnt, wer sie ist.

Janet Edwards ist es gelungen, eine interessante, in sich schlüssige Welt zu entwickeln, alles stimmt und passt zueinander. Mich hat die Geschichte vom ersten Satz an fasziniert. Jarra erzählt die Geschichte selbst, in Ich-Form, man erfährt viel über die Welt, in der sie lebt, über ihre Gedanken und Gefühle, ihre Probleme und Vorurteile, erlebt aber auch ihre Entwicklung mit. Die Geschichte läuft ohne viel Action ab, hin und wieder gibt es aber ziemlich spannende Passagen. Und trotz der fehlenden Action ist das Buch für mich ein absoluter Pageturner, die Autorin schreibt sehr fesselnd und ich war sehr neugierig mehr und mehr von dieser Welt zu erfahren.

Sehr interessant ist auch, wie die Autorin unsere heutige Zeit bzw. eine mögliche nahe Zukunft in die Geschichte verpackt, die für die Menschen darin Frühgeschichte ist. Alleine das hat mich schon sehr fasziniert. Schön finde ich auch, dass gänzlich auf Aliens verzichtet wird.

Die Charaktere gefallen mir, Jarras Handeln und Empfinden kann man nicht nicht immer gut heißen, aber durchaus nachvollziehen. Ihre Kommilitonen kommen von verschieden entwickelten Planeten und bieten ein breites Spektrum von Vorurteilen, Einfühlungsvermögen, Akzeptanz und Ähnlichem. Auch sie laufen, ähnlich wie Jarra, eine Entwicklung durch.

Dieser Roman ist einfach mal etwas anderes. Mir gefällt er ausgesprochen gut und ich freue mich, dass Jarras Geschichte noch nicht beendet ist. Ein zweiter Roman ist bereits erschienen und es wird wohl auch noch einen dritten geben. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und die volle Punktzahl!

Veröffentlicht am 18.03.2021

Herrlich!

Woanders ist es auch nicht ruhiger
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Als der BER eröffnet wird, liegt das Haus der Bundschuhs im Rotkehlchenweg plötzlich in der Anflugschneise. Eine neue Unterkunft muss her, und da mittlerweile die ganze Familie mehr oder weniger zusammenlebt, ...

Als der BER eröffnet wird, liegt das Haus der Bundschuhs im Rotkehlchenweg plötzlich in der Anflugschneise. Eine neue Unterkunft muss her, und da mittlerweile die ganze Familie mehr oder weniger zusammenlebt, sollte diese auch für alle reichen, wie z. B. das Schloss in der Uckermark, das Gerald gefunden hat …

Der fünfte Band der Bundschuhs führt die Familie und den Leser nun aus Berlin heraus und aufs Land. Gundula ist zunächst gar nicht glücklich darüber, Berlin und vor allem Herrn Mussorkski verlassen zu sollen, und dann noch mit allen Familienangehörigen unter einem Dach – auf Dauer! Doch schließlich geht es „nur“ auf einen Dreiseitenhof, den man günstig ergattert hat, und der so manche Überraschung bietet.

Das neue Setting gefällt mir gut, es bietet zudem neue Aktionsmöglichkeiten für alle Familienmitglieder, zumal auch noch das Geld knapp wird. Aber auch die letzten Tage im Rotkehlchenweg sind lesenswert. Die Familie bleibt dabei größtenteils unter sich, die wenigen neuen Charaktere, die allerdings auch nur wenige Szenen bekommen, sind meist ähnlich skurril wie Gundula und die Ihren.

Nachdem mir der letzte Band weniger gut gefallen hat, ist dieser wieder zu alten Größe aufgefahren. Meistens wusste ich nicht, ob ich weinen oder lachen soll, denn Gundulas Familie ist wirklich sehr „besonders“, und Gundula selbst ist eigentlich auch nicht besser. Da gibt es wieder die verrücktesten Szenen, und am Ende habe ich doch meistens gelacht. Apropos Ende: Dieses ist auch besonders, und ich frage mich, ob das wohl das Ende der Reihe gewesen ist? Passen würde es, schade wäre es aber auch.

Band 5 der Bundschuh-Reihe ist wieder richtig gut, so dass man oft nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll, und dann doch lieber lacht. Skurril ist da so ziemlich alles, und das neue Setting bietet neue Möglichkeiten – volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für alle, die es skurril mögen.

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