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Veröffentlicht am 04.05.2021

Suche in Kanada

Ein neuer Anfang für die Liebe
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Schon länger habe ich keinen christlichen Roman mehr gelesen, doch das Thema der Kinderverschiffung während des Ersten Weltkrieges hat mich sofort gefangen genommen. Bisher habe ich erst wenige Romane ...

Schon länger habe ich keinen christlichen Roman mehr gelesen, doch das Thema der Kinderverschiffung während des Ersten Weltkrieges hat mich sofort gefangen genommen. Bisher habe ich erst wenige Romane betreffend Waisenkinder, die als billige Arbeitskräfte eingesetzt wurden, gelesen.

Dies ist mein erster Roman von Susan Anne Mason und ich habe erst später bemerkt, dass es sich hier eigentlich um eine Reihe handelt und ich Band 3 der "Canadian Crossings" Reihe in Händen halte. Es kann allerdings jeder Band einzeln gelesen werden und sie sind auch in sich abgeschlossen.

Als Quinn Aspinall aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrt, findet er seine Mutter im Armenhaus und erfährt, dass seine Geschwister in eines der Waisenhäuser des Dr. Barnados abgeschoben wurden. Als er sich auf die Suche nach Becca, Cecil und Harry macht, stellt er fest, dass alle drei ohne Einverständis der Mutter nach Kanada verschifft worden sind. Alleine und von ihren Geschwistern getrennt, werden sie als billige Arbeitskräfte im Sinne des British Home Children Programm eingesetzt. Quinn überquert den Ozean und begibt sich auf die Suche nach seinen Geschwistern. Doch der ehemalige Kammerdiener des Earls of Brentwood hat noch eine weitere Aufgabe vor sich. Er soll für seinen Arbeitgeber sein Mündel Julia finden, die nach einem Streit mit ihrem Onkel, ebenfalls nach Kanada gereist ist, und die er aus dem Haus gejagt hat. Als Belohnung verspricht er Quinten eine eigene kleine Farm und Land.
Als Quinn in Toronto ankommt, läuft er Julia schneller über den Weg, als er dachte. Bei Mrs. Hariett Chamberlain erhält er zunächst Unterkunft und auch Hilfe betreffend der Suche nach seinen Geschwistern...

Das Leben der Kinder, die meistens als billige Arbeitskräfte auf Farmen eingesetzt werden, ist schlimm. Oftmals werden sie schlechter als das Vieh behandelt und überleben ihre Freiheit, die sie mit 18 Jahren erhalten, nicht mehr.

Der Anteil des Romans, bei dem sich Quinten auf die Suche nach seinen Geschwistern macht, hat mir sehr gut gefallen, jedoch war er mir zu kurz. Man erfährt zwar einiges über die Missstände und das schwere Los mancher Kinder, aber ich fand es nicht ausreichend. Das ist schade, denn ich hätte hier noch viel intensiver zu diesem Thema lesen wollen. In der zweiten Hälfte des Romans steht viel mehr die Liebesgeschichte im Fokus, die durch die Standesunterschiede und den daraus resultierenden Problemen besteht. Die Suche und das Schicksal der Geschwister von Quinn steht nicht mehr im Vordergrund und ist abgeschlossen.

Die Charaktere sind - bis auf den üblichen Bösewicht - sehr liebevoll gezeichnet. Ganz besonders habe ich Mrs. Chamberlain, kurz genannt Mrs. C, ins Herz geschlossen. Quinten war mir doch fast zu gut um wahr zu sein und bei der Liebesgeschichte hatte ich das Problem, dass mir das ewige Hin und Her zwischen Quinn und Julia mit der Zeit ziemlich auf die Nerven ging. Ebenso fand ich die 180° Wendung eines Charakters als sehr unglaubwürdig. Trotzdem konnte mich der Roman von Susan Anne Mason gut unterhalten. Wer mehr nach einer Liebesgeschichte sucht, wird hier sicherlich fündig. Auch die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse wurden sehr gut dargestellt. Der Lokalkolorit hat mir allerdings etwas gefehlt. Der Roman hätte genauso gut in Großbritannien oder den USA spielen können.

Der Schreibstil der Autorin ist harmonisch, angenehm und unterhaltsam. Vorallem die erste Hälfte des Buches hat mir sehr gut gefallen. Die üblichen eingefügten Gebete und Gedanken der einzelnen Charaktere an Gott sind für einen christlichen Roman bezeichnend. Die Aufmachung des Buches ist wunderschön und sieht edel aus.


Fazit:
Ein netter historischer Roman, der sich dem Thema der Kinderverschiffung annimmt, aber damit etwas zu sehr an der Oberfläche bleibt. Sonst hat mich die Geschichte aber gut unterhalten und hat mir angenehme Lesestunden beschert.

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Veröffentlicht am 21.04.2021

Das Leben leben

Die Mitternachtsbibliothek
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Bewertung: 3 1/2 Sterne

Matt Haig's neuer Roman hat bereits bei einigen Lesern auf You Tube und Instagram Wellen geschlagen. Die Meinungen gehen doch ganz schön auseinander. Trotzdem finde ich die Idee, ...

Bewertung: 3 1/2 Sterne

Matt Haig's neuer Roman hat bereits bei einigen Lesern auf You Tube und Instagram Wellen geschlagen. Die Meinungen gehen doch ganz schön auseinander. Trotzdem finde ich die Idee, die der Autor hier verwendet hat, faszinierend.
Ich bin sicherlich nicht die Einzige, die sich irgendwann in ihrem Leben gefragt hat, wie es wohl ausgesehen hätte, wenn ich mich zu einem bestimmten Zeitpunkt anders entschieden und einen anderen Weg eingeschlagen hätte. Matt Haig geht dieser Frage nach...

Nora leidet seit einer Ewigkeit an Depressionen und ist am Tiefpunkt hres Lebens angekommen. Sie ist einsam, der Job ist weg und ihre Katze tot. Mit ihrem Bruder ist sie zerstritten, die Mutter verstorben, der Vater neu verheiratet und der Kontakt zu ihm fast abgebrochen. So beschließt sie sich aus lauter Verzweiflung und Einsamkeit das Leben zu nehmen. Nora landet in der Mitternachtsbibliothek, wo sie Mrs. Elm, ihre ehemalige Schulbibliothekarin, bereits erwartet. Im Reich zwischen Leben und Tod kann sie zwischen viele Facetten ihres Lebens auswählen. Es sind Paralleluniversen, die sie einfach "anprobieren" kann, wie ein neues Kleid. Nun hat Nora die Möglichkeit all diese verpassten Leben auszuprobieren und sich für eines zu entscheiden. Sie lernt mit der Zeit, dass sie ihr Leben selbst gestalten und nicht die Erwartungen der anderen erfüllen muss. Bis dahin ist es aber ein langer Weg und nicht sicher, ob Nora dies erkennt und die Möglichkeit erhält, diese Chance zu nutzen.

Die Grundidee ist fantastisch. Die Figuren selbst fand ich teilweise allerdings etwas flach. Wahrscheinlich liegt es aber auch daran, dass wir einige davon nur bruchstückenhaft in verschiedenen Leben kennenlernen oder von einem Charakter verschiedene Bilder erhalten, denn jede Figur, die öfters vorkommt, führt im Parallelleben ein anderes Leben. Nora hätte viele Möglichkeiten als Leistungsschwimmerin, Musikerin, Gletscherforscherin gehabt - keine alltäglichen Berufe. Und trotzdem hat sie immer wieder diesen Weg verlassen und findet sich am Ende ihres Lebens nutzlos und einsam.

Die verschiedenen Leben, die Nora ausprobiert, sind oftmals viel zu kurz beschrieben. Kaum hat man sich eingefunden, ist man wieder in der Bibliothek gelandet und sie muss ein anderes Leben wählen. Dadurch kommt man Nora nicht wirklich näher. Was ich ebenfalls nicht ganz verstehen kann ist, dass Nora keinerlei Kenntnisse von ihrem Beruf und ihren Freunden hat, wenn sie in dieses ausgewählte Leben kommt. Sie muss sich erst schlau machen und ist verwirrt. Wie soll sie deshalb wissen, ob dieses Leben zu ihr passt?
Hier hätte der Autor einiges besser machen können. Mir hätte es wesentlich besser gefallen, wenn Nora nur wenige Leben ausprobiert hätte, diese aber umso intensiver. So blieb mir Nora etwas fremd und ich konnte nicht wirklich mit ihr mitfühlen, was auf den ersten Seiten noch ganz anders war.

Sehr viel mehr möchte ich eigentlich auch gar nicht mehr verraten...es ist bereits verwirrend genug. Ganz überzeugen konnte mich die Geschichte nicht. Wenn man aber die Augen bei einigen Dingen zudrückt, wie zum Beispiel die eher lasche Umgangsform mit der Krankheit Depression des Autors - was sehr verwundert, da er selbst daran leidet - dann kann man die Geschichte sehr mögen. Sie regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Ich denke, man sollte den Roman nicht zu ernst nehmen, vorallem betreffend der Depression. Es ist eine Geschichte mit mystischen Touch und kein Sachbuch! Das sollte man sich vor Augen halten, dann kann man den Roman auch genießen. Ein Highlight war es trotzdem nicht, aber eine nette Story, mit der man die Möglichkeit hat zu überlegen, wie man sich selbst entschieden hätte.

Fazit:
Eine sehr interessante Grundidee. Die Umsetzung hat mir gut, aber nicht zu 100% Prozent gefallen. Die Abläufe waren nicht immer ganz rund und Nora blieb mir wegen der zu vielen Leben und der zu kurzen Zeit, die sie dort verbracht hat, zu fern. Trotzdem kann man die mystische Geschichte lieben, wenn man die Krankheit Depression hier nicht zu ernst nimmt. Es ist eine Geschichte mit fiktionalen Elementen und kein (Sach-)Buch über Depression. Das sollte man sich immer vor Augen halten!

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Fehlende Erinnerungen

Bernsteinsommer
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Der neue Roman von Anne Barns führt uns nach Hanau, Frankfurt und an die Ostsee. Und ich freue mich, dass das Cover des neuen Buches wieder an die alten anknüpft, die ich viel ansprechender finde, als ...

Der neue Roman von Anne Barns führt uns nach Hanau, Frankfurt und an die Ostsee. Und ich freue mich, dass das Cover des neuen Buches wieder an die alten anknüpft, die ich viel ansprechender finde, als diese Neuauflagen.

Christina Sander liebt ihren Beruf als Konditorin und ist stolze Besitzerin eines Cafés. Zu ihrem Leidwesen ist daraus ein kleines Bistro geworden, um überleben zu können. Auch privat läuft es nicht gerade rosig. Die Scheidung von ihrem Noch-Ehemann läuft noch und ihr dementer Vater, der in einem Pflegeheim untergebracht wurde, bereitet ihrer Mutter und ihr ebenfalls Sorgen. Da kommt ein Wasserrohrbruch im Café noch hinzu und die Ankündigung des Mieters, er wolle das gesamte Haus renovieren. Das Café muss für einige Wochen schließen. Diese Auszeit nutzt Christina, um sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. In dieser kommt seit kurzem auch Lukas vor, ein ehemaliger Kollege ihres Vaters. Doch ist sie schon bereit für eine neue Liebe?

Eines Tages fragt ihr Vater Christina nach seinen Malkreiden mit denen er früher gemalt hat. Bei der Suche im Arbeitszimmer fallen Christina Zeichnungen in die Hände, die nicht von ihrem Vater stammen können. Die Initialen "GS" und die Jahreszahl 1929" weisen auf jemanden aus ihrer Familie hin. Eines weiß Christina aber sicher - eine Zeichnung ihres Vaters ist das Ölbild des Kreidefelsen auf Rügen nicht. Ihre Neugier ist geweckt und sie beginnt nachzuforschen.
Im Prolog und in kleinen Rückblenden erfahren wir dann auch mehr über die geheimnisvolle "GS", die alles andere als ein erfülltes Leben hatte. Ihre Vergangenheit kam mir dabei ein bisschen zu kurz.

Das Thema Demenz hat die Autorin sehr gefühlvoll und sensibel in ihren Roman miteinbezogen. Es beherrscht nicht die Geschichte, zeigt aber trotzdem auf, wie sehr sich Menschen durch diese Krankheit verändern und wie sich die Angehörigen dabei fühlen, wenn sie immer weniger im Leben von Demenzkranken eine Rolle spielen. Manche Entwicklungen machten mich sehr nachdenklich und traurig, vorallem weil meine Mutter in ihren letzten Jahrem auch an Alzheimer erkrankte.

Die Schicksalsschläge, die Christine durchmachen muss, lösen sich allerdings meiner Meinung etwas zu schnell und zu leicht auf. Auf der anderen Seite wird den Lesern das Gefühl gegeben, dass man auch aus schlechten Zeiten immer wieder etwas Gutes herausholen kann.
Obwohl der Roman zwar die zu erwartenden Wohlfühlmomente erfüllte, plätscherte er grötenteils ohne Höhen und Tiefen dahin. Dies habe ich bereits im letzten Roman "Eisblumenwinter" kritisiert. Im Gegensatz zu ihrem letzten Buch hat mich die Autorin in "Bernsteinsommer" aber mit dem schwierigen Thema Demenz überzeugen können. Sie beschreibt die Krankheit sehr einfühlsam, denn Alzheimer ist nicht "Honig im Kopf", wie manche glauben möchten.

Sehr schön fand ich auch das Wiedersehen mit einigen Figuren aus den anderen Büchern der Autorin, wie Thea, Annie und ihre Enkelinnen Katharina, Pia und Jana. Der titelgebende "Bernsteinsommer", der Christina nach Rügen und nach Hiddensee führt, findet leider erst im letzten Drittel statt. Die stimmungsvollen Landschaftsbilder der Ostseeinseln und die Leckereien, die wieder gebacken werden, erfüllen schlussendlich alle Leser-Erwartungen. Auch das Familiengeheimnis um die geheimnisvollen Initialen "GS" wird aufgeklärt.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig und kurzweilig und die Charaktere sehr liebevoll gezeichnet. Mit Liljana hat Christina eine herzensgute Freudin gefunden, die ihr in allen Lebenslagen hilft. Ihre Direktheit mochte ich sehr. Lukas ist ein netter Kerl und schon sehr lange in Christina verliebt. Trotzdem fehlten mir an ihm Ecken und Kanten. Christinas Mutter ist eine sehr sympathische Frau, die sowohl für ihre Tochter, als auch ihren kranken Mann eine große Stüze ist. Sie weiß allerdings auch, wann sie loslassen und wieder ein eigenes Leben führen muss.
Nicht zu vergessen sind die leckeren Rezepte am Ende der Geschichte und die Erwähnung der "Hiddenseer Malweiber" im Nachwort/Danksagung.

Fazit:
Ein herzerwärmender Wohlfühlroman über Familie und Freundschaft, der aber auch einige schweren Themen beinhaltet. Trotzdem bleibt die Geschichte zuckersüß und vieles löste sich für mich zu schnell in Wohlgefallen auf. Wer Anne Barns kennt, findet sie auch in "Bernsteinsommer" wieder, wobei ich schon bessere, aber auch schon schwächere Romane von ihr gelesen habe. Ich vergebe 3 1/2 Sterne, die ich auf anderen Plattformern gerne auf 4 Sterne aufrunde.

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Veröffentlicht am 18.03.2021

Die verschollenen Filmrollen

Das Kino am Jungfernstieg
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Ich liebe das Kino und vermisse meine Kinobesuche, die seit einem Jahr nicht mehr möglich sind, schrecklich. Vor kurzem ist der zweite Band zu "Das Kino am Jungfernstieg" erschienen. Dass nahm ich zum ...

Ich liebe das Kino und vermisse meine Kinobesuche, die seit einem Jahr nicht mehr möglich sind, schrecklich. Vor kurzem ist der zweite Band zu "Das Kino am Jungfernstieg" erschienen. Dass nahm ich zum Anlass endlich zu Band 1 zu greifen und den Folgeband sobald wie möglich hinterherzulesen. Abtauchen in die Filmwelt, auch wenn es aus dem Jahre 1946 ist - egal...einfach nur Kinoflair genießen! 🎬

Lili Pal ist eine berühmte Film-Cutterin, die ihre Liebe zum Film bereits als Kind entdeckte. Ihre Eltern besaßen ein Lichtspieltheater am Jungfernstieg in Hamburg und Lili war bereits in jungen Jahren klar, dass sie im Filmgeschäft - allerdings hinter den Kulissen - arbeiten möchte. Als ihre Mutter schwer erkrankt, möchte Lili von Berlin zu ihr nach Hamburg reisen, doch ohne einen Interzonenpass ist dies zu dieser Zeit nicht möglich. Der britische Offizier John Fontaine hilft ihr nicht ganz uneigennütz dabei. Er nimmt sie als Begleitung nach Hamburg mit, weil Lili Informationen über verschollene Filmrollen hat, die er in britischen Besitz wissen möchte. Bei der Suche stellt sich die Frage: Bringt der verschollene Film Licht in einen mysteriösen Todesfall?
Als Lili in Hamburg ankommt, erfährt sie nicht nur, dass ihr Schwager und ihre ältere Schwester das Kino der Eltern am Jungfernstieg schließen möchten und selbst Profit daraus ziehen wollen, sondern auch dass ihre Mutter kein Wort spricht und immer kränker wird. Lili's Schwester Hilde hat die Pflege auf ihre Tochter Gesa abgeschoben. Für ihre Mutter interessiert sie sich nicht. Viel wichtiger sind ihr das Ansehen ihrer Familie bzw. ihren Mann und ihr selbst. Lili ist entsetzt und versucht alles Mögliche ihre Mutter und das Kino zu retten.....

Das zerstörte Nachkriegs-Hamburg und vorallem der Hungerwinter 46/47 wird sehr lebendig und bildhaft beschrieben. Man hat das Gefühl selbst durch die Straßen zu laufen. Die Atmosphäre der damaligen Zeit wird hervorragend eingefangen.
Die Figuren im Roman sind fiktiv, beruhen jedoch teilweise auf tatsächlich lebenden Menschen oder nehmen sich daran ein Vorbild. Bekannte Filmemacher der damaligen Zeit sind ebenso Inhalt im Roman, wie eine Figur, die an die berühmte Sändgerin Zarah Leander angelehnt wurde.
Man merkt, dass die Autorin viele Dinge selbst erlebt und in in ihrem Roman eingebaut hat. Micaela Jary ist die Tochter des Filmkomponisten Michael Jary, der in der Nachkriegszeit aus dem Filmgeschäft nicht wegzudenken war. Die Welt der Filmemacher kennt die Autorin seit ihrer Kindheit. Einige berühmte SchauspielerInnen und SängerInnent, hat sie großteils selbst kennengelernt.
Trotzdem kam mir die Welt des Kinos viel zu kurz und ich hoffe, dass sich im zweiten Teil der Fokus mehr darauf legen wird.

Zwischendurch fehlt es etwas an Spannung, obwohl ich sehr schnell und gut durch die Geschichte gerauscht bin. Zum Ende hin wird die Spannung angehoben, indem es zu einem tragischen Vorfall kommt. Die Autorin hat jedoch das Ende mit einem Cliffhanger offen gelassen. Gut, dass ich bereits den Folgeband hier liegen habe.

Fazit:
Der erste Band der Trilogie lässt sich gut lesen und hat mich unterhalten. Es fehlte mir jedoch das titelgebende Kino, das hier nur am Rande vorkommt und die schillernde Filmwelt. Das offene Ende hinterlässt ebenfalls kein besonders gutes Gefühl, deshalb in ich froh, dass der Folgeband schon bereit liegt. Ein bisschen mehr hätte ich erwartet, deshalb gibt es 3 1/2 Sterne für "Das Kino am Jungfernstieg"

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Kam leider nicht an Band Eins heran

Die Sterne über Falkensee
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Im zweiten Teil von Gut Falkensee begleiten wir Isabella von Bargelow, die Nichte von Charlotte und Tochter von Alice aus dem ersten Teil. Isabella ist zu einer jungen hübschen Frau herangewachsen und ...

Im zweiten Teil von Gut Falkensee begleiten wir Isabella von Bargelow, die Nichte von Charlotte und Tochter von Alice aus dem ersten Teil. Isabella ist zu einer jungen hübschen Frau herangewachsen und verliebt in Arthur von Willinghausen. Dieser zeigt jedoch nicht das gewünschte Interesse. Als ihr der wohlhabende Getreidehändler Julius Kirchner den Hof macht und Arthur sich anderswertig verlobt, stimmt sie einer Hochzeit mit Julius zu - nichtsahnend, wie Julius wirklich tickt. Dieser ist Mitglied der NSDAP und von Hitlers Ideen überzeugt. Schon bald zeigt sich sein wahrer Charakter, der Isabelle und auch ihren Vater Konrad oftmals herausfordert und verzweifeln lässt.
Die Politik steht aber auch im zweiten Teil der Reihe nicht wirklich im Vordergrund. Mir fehlte auch diesmal der intensivere Blick auf die historischen Begebenheiten zu dieser Zeit, die eigentlich nur durch die Figur von Julius ein Gesicht bekommt. Viel mehr geht es um das Gut und um Isabellas Familie. Man trifft auf liebgewonnene Bekannte, aber auch auf einige neue Figuren, wie das Dienstmädchen Linda.
Für mich war der Blick in den Dienstbotentrakt diesmal allerdings zu wenig integriert - mit Ausnahme von Linda.

Bereits im ersten Teil hatte ich oftmals das Gefühl, dass die Zeitsprünge zu groß sind und einige Begebenheiten zu kurz kommen. Im zweiten Band ist es noch gravierender, da der Roman die gleich Länge von 400 Seiten hat, aber diesmal fast die doppelte Zeitspanne umfasst. Das finde ich schade, weil manche Punkte nur angerissen werden und an der Oberfläche bleiben. Einige Handlungsstränge werden zu schnell abgehandelt oder verlaufen im Sand.

Die Figuren sind lebendig, jedoch etwas zu schwarz-weiß gezeichnt. Viele entwickeln sich nicht wirklich weiter, wie Alice, die auch im zweiten Teil nichts dazugelernt zu haben scheint. Einzig Isabelle, als Hauptprotagonistin, wird von einer jungen naiven zu einer selbstbewussten Frau. Sie kämpft um ihre Eigenständigkeit und in späterer Folge um ihre Liebe. Sie hat mir gut gefallen.

Der Schreibstil von Luisa von Kamecke ist wieder sehr bildhaft und lebendig. Die Geschichte lässt sich leicht und flüssig lesen und wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Einige Wendungen konnte ich erahnen, manche hingegen überraschten mich. Das Ende bleibt ein bisschen offen und ich hoffe, dass wir im dritten Teil nicht wieder einen so großen Zeitsprung haben und meine Fragen beantwortet werden.

Wenn ich jetzt so drüber lese, hört sich meine Rezensions irgendwie negativ an, aber ich hatte - trotz meiner Kritikpunkte- sehr schöne Lesestunden und bin durch die Seiten geflogen. Natürlich möchte ich auch den nächsten Band noch lesen und erfahren, wie es weitergehen wird.

Ein großer Kritikpunkt ist allerdings das berühmte Problem mit dem Klappentext, der total am Inhalt vorbei geht. So etwas finde ich sehr schade für die Leser und die Autorin, weil einfach irreführend.

Fazit:
An den ersten Band kommt "Die Sterne über Falkensee" nicht heran. Die altbekannten Figuren entwickeln sich nicht wirklich weiter und die Zeitsprünge sind noch größer geworden. Dadurch wirken manche Handlungsstränge oberflächlich. Der Schreibstil ist wieder leicht und lebendig. Leichte Kost und ein typischer Mittelteil, der sich hoffentlich zum Ende hin noch steigern wird.

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