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Veröffentlicht am 21.04.2021

Spannender, unglaublich persönlicher Fall für Ermittler Major Josef Vierziger

Kollateralschaden
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"Kollateralschaden" von Joseph Lemark ist als Taschenbuch mit 250 Seiten beim Verlag Federfrei erschienen.

Es handelt sich um den dritten Band der Reihe um Major Josef Vierziger und Dr. Gaby Glück, der ...

"Kollateralschaden" von Joseph Lemark ist als Taschenbuch mit 250 Seiten beim Verlag Federfrei erschienen.

Es handelt sich um den dritten Band der Reihe um Major Josef Vierziger und Dr. Gaby Glück, der jedoch vollkommen unäbhängig von den Vorgängerbänden gelesen werden kann. Mir waren Teil 1 und 2 zuvor nicht bekannt, ich hatte aber niemals das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen würden.

In einer stark verschneiten Febraurnacht ist Major Josef Vierziger mit seiner Freundin Conny nach einer feuchtfröhlichen Geburtstagsfeier gegen vier Uhr früh in einer Gasse in Linz auf dem Heimweg. Plötzlich fallen Schüsse - Conny wird getroffen und ein Mann, der ein Stück weit weg von den beiden unterwegs war, sinkt ebenfalls blutend zu Boden.

Conny kommt schwerveletzt ins Krankenhaus, der getroffene Mann, der sich als der weithin bekannte Sportredakteur der Lokalzeitung Guido "Mango" Heidlinger entpuppt, erliegt wenig später seinen Schussverletzungen.

Der Major steht schwer unter Schock. Wer sollte es auf einen Journalisten abgesehen haben? Oder wollte sich ein Krimineller an ihm, Josef, rächen und hat danebengeschossen - waren Conny und Guido "nur" Kollateralschäden?!

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren in alle Richtungen.
Ausserdem geschieht noch ein weitere Mord, der so gar nicht mit dem bisherigen Geschehen zusammenzupassen scheint.

Bald sind Josef, Gaby und das ganze Team tief verstrickt in einen Sumpf menschlicher Abgründe aus Korruption, Macht- und Geldgier.

Joseph Lemark hat die fesselnde Gabe, Spannung mit einem aussergewöhnlichen, leicht schwarzen Humor aufs Feinste zu verknüpfen, so dass ein besonderes Lesevergnügen entsteht. Zwischendurch gibt es noch einen kurzen, sehr appetitanregenden kulinarischen Exkurs und am Ende des Buches erwarten den Leser zwei köstliche Rezepte. Sehr gut gefallen hat mir die durchklingende Linzer Mundart, die ich beim Lesen immer im Ohr hatte :o)

Lemarks Hauptprotagonist Major Josef Vierziger, der ohnehin sehr sympathisch daherkommt, entpuppt sich als sehr gefühlvoller und sogar romantischer Mann, mit dem man extrem mitfiebert und mit ihm um seine Freundin bangt...

Auch Vierzigers Kollegin Dr. Gaby Glück ist eine Ermittlerin, die mit beiden Beinen mitten im Leben steht, clevere Ideen hat und mir auch super gefällt.

Von Beginn an hat sich eine Spannung aufgebaut, die der Autor kontinuierlich gesteigert und mit einigen überraschenden Wendungen und einer vielfältigen Bandbreite an Motiven und Verdächtigen zu einem erschütternden Ende gebracht hat.

Es steckt sehr viel mehr hinter dieser Story, als man anfangs vermutet, und der ganze Fall wird sehr vielschichtig, komplex und es ist eine wirkliche Herausforderung, ihn aufzuklären.

Die persönliche Betroffenheit des Teams macht manches nicht gerade einfacher, und so durchlebt man beim Lesen einige Höhen und Tiefen!

Ein wirklich sehr empfehlenswerter Krimi!!

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Veröffentlicht am 19.04.2021

Ist der Tod die schlimmste Strafe?! Spannung pur in diesem Cold Case!

Tod zwischen den Meeren
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„Zwischen den Meeren“ von Ilka Dick ist im Februar 2021 als Taschenbuch mit 288 Seiten bei emons erschienen.

Es handelt sich um den zweiten Teil der Krimireihe um Marlene Louven, der problemlos ohne Vorkenntnis ...

„Zwischen den Meeren“ von Ilka Dick ist im Februar 2021 als Taschenbuch mit 288 Seiten bei emons erschienen.

Es handelt sich um den zweiten Teil der Krimireihe um Marlene Louven, der problemlos ohne Vorkenntnis von Band 1 gelesen werden kann. Ich kenne band 1 nicht, war jedoch sofort ganz tief drin im Geschehen und hatte an keiner Stelle das Gefühl, dass mir Informationen fehlen könnten o.ä.!

Die Autorin hat hier einen sehr spannenden Krimi abgeliefert, der dank der überraschenden Entwicklung einen Cold Case, einen älteren Entführungsfall, zum Hauptthema hat.

Hauptkommissarin Marlene Louven, die nach ihrer Hirnhautentzündung, die zu Taubheit führte, sogenannte Cochlea-Implantate eingesetzt bekam, um wieder hören zu können, ist endlich wieder voll im Dienst. Sie hat sich mit ihren „Goldstücken“ (wie die Hörhilfen von ihrem Kollegen Simon betitelt werden) angefreundet und kann sie inzwischen auch sehr sinnvoll einsetzen – nur in bestimmten Situationen mit vielen Nebengeräuschen ist sie noch relativ aufgeschmissen.

Um mit ihrem Handicap besser umgehen zu können, soll sie sich zunächst in einer speziell gegründeten Abteilung mit unaufgeklärten Fällen befassen und ihr Kollege Simon Fährmann ermittelt mit ihr gemeinsam.

Marlene stößt bei ihren Recherchen auf einen Fall, in dem eine junge Frau und Mutter auf der Nordseeinsel Amrum vor mehr als drei Jahren spurlos verschwand.

Gemeinsam mit Simon reist sie nach Amrum, um die Spur in die Vergangenheit aufzunehmen…

Ilka Dick hat einen mitreißenden, lockeren Schreibstil, der den Leser mitten im Geschehen sein lässt. Es gibt farbenfrohe, detaillierte Beschreibungen von der Insel und der Küste, die den Leser die Seeluft förmlich riechen und die salzige Gischt auf den Lippen schmecken lässt!

Die Spannung wird clever aufgebaut und kontinuierlich gesteigert und der Story hält einige Überraschungen und einen wirklich aufregenden Showdown bereit.

Besonders gut gefallen haben mir die wechselnden Erzählperspektiven – es gab zwischendrin regelmäßig Kapitel aus der Sicht der Entführten aus dem Jahr 20215 und auch Einblicke in die Gedankenwelt des Täters.

Die Story entwickelt sich rasant und nachdem Marlene und Simon den übereifrigen, aber wenig hilfreichen Dorfpolizisten mit Routinearbeiten beschäftigen und endlich unvoreingenommen ermitteln konnten, geraten sie bald hinein in einen Sumpf menschlicher Abgründe, der beim Lesen erschüttert und mich des Öfteren den Atem anhalten ließ…

Die Charaktere sind vielschichtig und ausführlich erschaffen und entwickeln sich im Verlauf der Handlung deutlich weiter, allen voran Marlene, insbesondere im Umgang mit ihren anfangs noch sehr ungewohnten Hörhilfen.

Marlene ist eine taffe, ehrgeizige Polizistin und wird von ihrem Kollegen Simon, der ebenfalls sehr sympathisch ist, bestens unterstützt und ergänzt.

Schnell finden beide heraus, in welchen Bereichen Marlene seine Hilfe benötigt, was anders angegangen werden muss als früher und wie sie die Vorteile ihres neuen Hörens sinnvoll für sich nutzen kann.

Auch das restliche Team und die sonstigen Protagonisten hatte ich deutlich vor meinem inneren Auge, und auch der Stinkstiefel im Kollegenkreis durfte nicht fehlen und hat für einige Aufreger gesorgt.

„Zwischen den Meeren“ ist ein durch und durch gelungener Küstenkrimi, der sich stetig entwickelt und sich als permanent spannend und überraschend erweist – von mit eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 16.04.2021

Erwachsenwerden in schwierigen Zeiten – mitreißend, erschütternd, beeindruckend

Kronsnest
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„Kronsnest von Florian Knöppler ist als Hardcover mit 448 Seiten im Februar 2021 bim Pendragon Verlag erschienen.

Am Beispiel von Hannes, der mit seinen Eltern in dem beschaulichen Dorf Kronsnest in der ...

„Kronsnest von Florian Knöppler ist als Hardcover mit 448 Seiten im Februar 2021 bim Pendragon Verlag erschienen.

Am Beispiel von Hannes, der mit seinen Eltern in dem beschaulichen Dorf Kronsnest in der Elbmark lebt und dort auf einem kleinen Bauernhof aufwächst, mitten in den 1920er Jahren, schildert der Autor auf ruhige und zugleich eindringliche Weise das Leben Jugendlicher auf dem Lande in dieser politisch zerrissenen Zeit zwischen zwei Weltkriegen.

Der Autor legt einen so einzigartigen, besonderen und poetischen Schreibstil an den Tag, der bewegt, erschüttert, zum Nachdenken anregt.

Seine Beschreibungen sind detailliert und tiefgründig, seine Charaktere vielschichtig , schwer durchschaubar und alle sind ein wenig introvertiert.

Jeder macht sich viele Gedanken, über Probleme reden fällt ihnen hingegen allen schwer. So war es wohl üblich damals auf dem Lande, dass man sich gegenseitig hilft und physisch beisteht in jeder Situation, seine Probleme und Nöte aber nicht bespricht, sondern für sich behält. Das macht die ohnehin schon schwierige Lage in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg noch um einiges komplizierter.

Ich habe großen Anteil an Hannes´ Geschichte genommen, des Hauptprotagonisten, dieses unwahrscheinlich feinfühligen und sensiblen jungen Mannes. Man erlebt als Leser sehr intensiv mit, wie Hannes unter den Gewalttätigkeiten seines Vaters zu leiden hat, unter den Drangsalierungen seiner Mitschüler, später unter der Bürde großer Verantwortung.

Anhand unterschiedlicher Erlebnisse mit Tieren verdeutlicht Florian Knöppler, wie sensibel und tief Hannes erlebt und fühlt. Ganz oft glaubt man selbst die Last, die Erleichterung, die Qual, das Glück zu ertragen / zu fühlen, die Hannes widerfahren.

Hannes erfährt im Laufe des Plots eine sehr große Weiterentwicklung, er beisst sich durch, hat jede Menge Verantwortung zu tragen, die politische Lage spitzt sich zu und er erlebt seine erste Liebe, die mit Höhen und Tiefen einhergeht.

Ein wirklich großartiges Buch, dass mich gnadenlos mitgerissen, tief beschäftigt und durch seinen, ruhigen, pragmatischen Erzählstil, der das Geschehen besonders intensiv macht, nachhaltig beeindruckt hat. Unbedingte Leseempfehlung!!

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Ein zauberhaftes Abenteuer, das Märchen und Moderne gelungen kombiniert und ganz viel Spaß macht!

Grimmskrams - Ein Klonk um Mitternacht
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"Grimmskrams - Ein Klonk um Mitternacht" von Miriam Mann und Marikka Pfeiffer ist im Januar 2021 als Hardcover mit 224 Seiten beim Magellan - Verlag erschienen.

Das Buch ist hochwertig und wunderschön ...

"Grimmskrams - Ein Klonk um Mitternacht" von Miriam Mann und Marikka Pfeiffer ist im Januar 2021 als Hardcover mit 224 Seiten beim Magellan - Verlag erschienen.

Das Buch ist hochwertig und wunderschön aufgemacht, dazu gehören das haptisch und optisch toll gestaltete Cover, die farbigen Buchdeckel-Innenseiten und die liebevoll gestalteten Illustrationen. Passt wunderbar zum märchenhaften Inhalt und ist so, wie man es vom Magellan Verlag gewohnt ist :0)

Tom liegt eines Abends in der Badewanne und geniesst den schäumenden Whirlpool. als er plötzlich ein "Klonk" an seiner Scheibe hört. Er macht sich fix fertig und folgt dem Geräusch. Unterwegs begegnet er Milli, die sich ihm anschließt, und auf dem Dach des Grimm-Tower werden die beiden schließlich fündig - eine Drohne ist gelandet und hat eine geheimnisvolle Kiste abgeliefert.

Natürlich siegt die Neugier, obwohl die Kiste für Mister Grimm, den etwas düsteren und schrulligen Nachbarn gedacht ist, und nach dem Öffnen entspringen ihr allerlei märchenhafte, geheimnisvolle Gegenstände und die Kinder befinden sich mittendrin in einem Abenteuer voller Magie und Abenteuer.

Der Schreibstil der beiden Autorinnen ist absolut altersgerecht, nimmt aber durchaus auch ältere und erwachsenen Leser direkt mit in ein magisches Abenteuer, das fesselt und bezaubert.

Der Leser erlebt die Abenteuer von Tom und Milli immer abwechselnd aus der Sicht der beiden Kinder. Die märchenhaften Details und magischen Gegenstände sind den Lesern oft vertraut, denn sie sind Grimms Märchen entliehen - und es macht enormen Spaß, sie zu identifizieren, sich zu erinnern und zu träumen.

Besonders gelungen finde ich die Kombination aus Klassik / Märchen und Moderne / Gegenwart, das ist unglaublich faszinierend, bezaubert und nimmt den Leser mit in märchenhafte, magische Abenteuer voller Spaß und Spannung - eine tolle Geschichte für junge und junggebliebene Leser zwischen 9 und 99 Jahren ;o)

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Bewegend und erschütternd - die Geschichte von Saul Indian-Horse

Der gefrorene Himmel
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"Der gefrorene Himmel" von Richard Wagamese ist im März 2021 als Hardcover mit 256 Seiten beim Blessing Verlag erschienen.
Der Roman des 2017 verstorbenen Schriftstellers indigener Herkunft hat teils autobiografische ...

"Der gefrorene Himmel" von Richard Wagamese ist im März 2021 als Hardcover mit 256 Seiten beim Blessing Verlag erschienen.
Der Roman des 2017 verstorbenen Schriftstellers indigener Herkunft hat teils autobiografische Elemente.

Wagamese lässt in diesem beeindruckenden und erschütternden Werk den Hauptprotagonisten Saul Indian-Horse, einen Indianer aus dem Stamm der Ojibwe, seine Lebensgeschichte im Rahmen einer Alkohol-Entziehungskur erzählen.
Saul wurde schon als kleiner Junge nach dem Tod seiner Großmutter in eine Residential School gesteckt - die waren dafür gemacht, Kindern indigener Herkunft ihre Wurzeln hart und erbarmungslos auszutreiben. Kalt und gefühllos werden die Kinder dort behandelt, die Nonnen und Priester lassen die Kinder hungern, frieren und misshandeln und mißbrauchen ihre Schutzbefohlenen.
Irgendwann flüchtet sich Saul in den Eishockey, dort kann er die Realität vergessen, wenn er über das Eis gleitet und den Puck fliegen lässt. Er erfährt so ein bisschen Freiheitund das Team wird so etwas wie seine Pflegefamilie, wo er das erste Mal seit dem Tod seiner Großmutter Wärme und Zuneigung erfährt.
Er wird richtig gut in diesem Eissport, ein echter Star, aber mit zunehmendem Alter und Bekanntheitsgrad steigern sich auch der Rassismus und die Angriffslust der Weißen und mit der Zeit schafft Saul es nicht mehr, dagegen zu kämpfen, sondern verfällt dem Alkohol und damit genau dem typischen Klischee...
Auf wirklich erschütternde und bewegende Weise, die mich beim Lesen immer wieder hat innehalten lassen, schildert Wagamese Sauls Geschichte und beispielhaft die Geschichte eines ganzen Volkes.
Wenn Saul Eishockey spielt, kann er alles vergessen und so wird der Sport auf eine poetische und beeindruckende Weise dargestellt, dass man auch als Leser alles um sich herum vergisst, das Knirschen der Schlittschuhe auf dem Eis hört und die Kälte, aber auch den Triumph spüren kann...
Das Erzählen seines Werdeganges während der Therapie hilft Saul, den Absprung vom Alkohol zu schaffen und sich selbst wiederzufinden.
Ein erschütterndes und zugleich wunderbares Werk, das noch lange nachdenklich macht...!

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