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Veröffentlicht am 03.05.2021

Wie ein Roboter Schule und Menschsein erlebt: Schräge, witzige und intelligente Geschichte

Undercover Robot – Mein erstes Jahr als Mensch
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Dotty ist ein Roboter und Teil eines hochgeheimen Projekts. Sie soll ein Jahr lang wie eine normale Schülerin zur Schule gehen und dabei unerkannt bleiben. Wenn sie das schafft, winken ihrem Entwicklerteam ...

Dotty ist ein Roboter und Teil eines hochgeheimen Projekts. Sie soll ein Jahr lang wie eine normale Schülerin zur Schule gehen und dabei unerkannt bleiben. Wenn sie das schafft, winken ihrem Entwicklerteam 100 Millionen Dollar Preisgeld und Dotty wird der berühmteste Roboter der Welt. Doch so einfach ist es für einen Roboter trotz hochtechnisierter Software nicht, die menschlichen Gepflogenheiten und Sitten anzunehmen. Ob Dotty den Preis letztendlich gewinnen wird?

Autor David Edmonds schreibt ich Ich-Form aus der Sicht Dottys. An ihrer Sprache ist deutlich zu erkennen, dass Dotty eine ganz besondere Spezies ist. Sie analysiert zum Beispiel genau den Grauhaaranteil oder den Grad eines Lächelns in Prozentangabe und leitet daraus Folgen ab. Von ihrem ersten Tag erzählt sie beispielsweise sehr sachlich wie folgt:
„Das war nicht die Bilanz, die ich mir erhofft hatte. Ich musste 246 Minuten meines ersten Schultags in einer Nische mit hohen Trennwänden nachsitzen. Meine Quote für schlechtes Betragen war um 991 Prozent übertroffen und ich hatte null Freundschaftspunkte zu verzeichnen.“
Das Buch enthält ungewöhnlicherweise keine Illustrationen. Nur am Ende ist ein einziges Bild von Dotty abgedruckt. Leser ab zehn Jahren dürften den Inhalt der Geschichte selbstständig erlesen und erfassen können, einige Fragen werden dabei vermutlich bleiben, aber das ist auch beabsichtigt.

Die Namen, die sich Edmonds für seine Figuren ausgedacht hat, sprechen für sich: Nerd Martin heißt mit Nachnamen Strange, der stellvertretende Schulleiter ist Mr. Second und Naturwissenschaft unterrichtet Miss Cause.
Dotty ist eine sehr amüsante Hauptfigur, ein „Nerd-Bot“. Auch wenn sie über ihre Software an unendlich viel Wissen gelangt, ihr kaum etwas in ihrem Umfeld entgeht, fehlt ihr etwas ganz entscheidendes für den Umgang mit anderen: Menschlichkeit! Für Dotty sind Menschen ein Mysterium:
„Aber die Frage, was Menschen glücklich macht, verwirrte mich immer noch. Die menschliche Natur ist so unlogisch, so widersprüchlich, dass sie den schlausten Supercomputer mit künstlicher Intelligenz verwirren würde. Ich muss das wissen – denn ich bin (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) der schlauste Supercomputer mit künstlicher Intelligenz, der je gebaut wurde, und ich finde Menschen rätselhaft.“
Eben weil Dotty nicht weiß, wie Menschen sich gemeinhin verhalten, tritt sie immer wieder in Fettnäpfchen und ignoriert Konventionen, das sorgt für sehr viele lustige, skurrile, aberwitzige Momente. Dotty ist nicht wie wir, erinnert in ihrem Benehmen ein wenig an Sheldon Cooper, aber trotzdem oder gerade deswegen konnten meine Mitleser und ich nicht anders als sie zu mögen.


Ob Dotty ein Jahr lang unentdeckt bleibt? Diese spannende Frage bestimmt große Teile der Handlung und lässt die Leser kräftig mitfiebern. Gegen welche unausgesprochenen Regeln wird Dotty wohl als Nächstes verstoßen und sich in die Bredouille bringen, ohne selbst zu verstehen, warum? Auch in der Hinsicht darf man sich als Leser auf einiges gefasst machen. Für Dotty ist der Schultag wie ein Minenfeld.
Klar, dass beim Thema des Buchs die Frage aufkommt, was Menschsein eigentlich ausmacht. Da geht es im Buch mitunter ganz schön philosophisch, vielleicht manchmal ein bisschen zu philosophisch und langatmig zu. Aber nur ganz selten. Und es ist durchaus erhellend zu lesen, was beispielsweise Dottys „Papa“ Professor Katnip über menschliche Eigenarten zu sagen hat:
„Menschen finden nämlich immer Wege, ihr Verhalten zu rechtfertigen. Egal was sie tun. Wir sind berüchtigt für Unehrlichkeit mit uns selbst.“ Und Dotty selbst beobachtet scharfsinnig: „Interessant. Die Menschen versuchen also nicht nur, uns Roboter so zu bauen, wie sie selbst sind, sondern sie versuchen auch, sich selbst so zu verändern, dass sie Ähnlichkeit mit uns haben. Sie verleihen sich selbst übermenschliche Fähigkeiten... man könnte auch sagen, Roboterpower.“
Wer das Buch mit Kindern liest, wird sich möglicherweise bald in unerwartet faszinierende, tiefgründige Diskussionen verwickelt sehen. Denn auch wenn das alles vielleicht ganz abgehoben klingen mag, beobachten und erkennen Kinder intuitiv oft viel mehr, was menschliches Verhalten ausmacht, als man ihnen als Erwachsener zutraut. Ihnen wird Dottys erstaunliche Entwicklung, die Davis Egmonts so nachvollziehbar schildert, nicht verborgen bleiben.
Zum Schluss nimmt die Handlung ziemlich Fahrt auf und alles steuert auf ein stimmiges, überzeugendes Happy End zu. Uns hat diese ungewöhnliche, komische, aber durchaus auch ernste Geschichte ziemlich beeindruckt. Wer witzige Geschichten zum Nachdenken mag, wird Dottys sehr mögen.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Schulstart mal anders - galaktisch-genialer Auftakt einer neuen Serie

Alien Academy (Band 1)
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Cody lebt auf dem Planeten Paras. Er kann sich seit seinem Unfall an nichts mehr erinnern, auch der Unfall selbst ist komplett aus seinem Gedächtnis gelöscht. Merkwürdig ist zudem, dass seine Eltern völlig ...

Cody lebt auf dem Planeten Paras. Er kann sich seit seinem Unfall an nichts mehr erinnern, auch der Unfall selbst ist komplett aus seinem Gedächtnis gelöscht. Merkwürdig ist zudem, dass seine Eltern völlig anders aussehen als er. Während Cody ein Mensch ist, haben seine Eltern beispielsweise grüne Rüssel und eine Pobacke mehr als Cody. An seinem ersten Schultag in der Alien-Academy stellt Cody fest, dass alle seine Mitschüler völlig unterschiedlich sind. Und sie alle hatten ebenfalls einen Unfall, an den sie sich nicht erinnern können. Irgendwas stinkt da doch gewaltig.

Jochen Till schreibt aus Codys Sicht in Ich-Form. Cody spricht direkt mit seinen Lesern, schildert ihnen, was in seinem Leben gerade so abgeht. Er hat eine klare, geradlinige, trockene und einfach total witzige Erzählweise. Als Leser fühlt man sich Cody gleich nahe, steckt vom ersten Kapitel an sofort in seinem Leben drin. Besonders unterhaltsam sind die witzigen Wortschöpfungen des Autors. Wer kann sich beispielsweise bei dem Wort „Schlabobbel“ beherrschen und muss nicht schmunzeln? Für erwachsene Leser sind in den Namen und Codes immer wieder Anspielungen zu entdecken, die großen Spaß machen.
Raimund Freys charakteristische Illustrationen geben dem Buch das gewisse Etwas. Sie sind in Schwarz-Weiß-Blau gehalten, sind typisch comicartig und sprechen die Zielgruppe sicher sofort an. Die Geschichte richtet sich an Leser ab neun Jahren, jüngere Kinder werden beim Vorlesen gerne zuhören. Sowohl meine fünfjährige Tochter als auch mein siebenjähriger Sohn haben die Geschichte beim Vorlesen aufmerksam und motiviert verfolgt, haben den Inhalt erfasst, wenn sie vielleicht auch nicht jeden einzelnen Aspekt verstanden haben.

Alle wichtigen Figuren sind auf dem Cover abgebildet. Dabei ist schon zu erkennen, worin die Stärke der Charaktere liegt. Sie sind alle grundverschieden, aber alle sehr originelle und sympathische Wesen. Cody ist ein Mensch, der viel Humor hat, und der, wenn er sich mal festbeißt, nicht aufgibt. So will er unbedingt wissen, was es mit dem „Unfall“ auf sich hat. Mit Brocken, der trotz seiner immensen Größe vor allem Angst hat und immer fürchtet, gehauen zu werden, freundet sich Cody sofort an. Dann ist das noch der käferartige, drollige Tripto, der es am liebsten „nett und lieb“ mag, Loff, die ohne Wasser nicht überleben kann, Darius, der unter dem Helm ein zündendes Problem hat, NRG, der erstaunlich viel weiß und der grimmige Flaffy, das absolut flauschigste Wesen der Welt. Codys Freunde sind eine großartige vielseitige Gruppe, die man einfach mögen muss.

Wenn Cody von Toilettenunfällen, geschmacklosem Essen und den skurrilen Eigenarten seiner Freunde berichtet, da kann man nicht anders als losprusten. Die Dialoge zwischen den Figuren sind oft so aberwitzig und komisch, einfach grandios, da macht das Vorlesen mehr als Spaß. Und bei all dem Witz, fragt man sich mit Cody, was denn nun wirklich der Grund für die Vielfältigkeit der Schüler ist und was genau beim großen Unfall wirklich geschah. Ein bisschen ins Nachdenken gerät man da durchaus auch. Skurril und total aufregend, was Cody an seinem ersten Schultag auf der Alien Academy erlebt und herausfindet. Uns fiel es schwer, beim Lesen Pausen einzulegen. Für meine Kinder und mich erneut ein Meisterstück des Erfolgsautors Jochen Till. Ein außerirdisch guter Auftakt einer neuen Reihe. Wir fiebern der Fortsetzung jetzt schon entgegen.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Ein Masterplan und das Leben, das dazwischen funkt - herrlich komisches Tagebuch eines zukünftigen YouTube-Stars

RalfTube 1. Vom Lauch zur Legende
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Ralf ist dreizehn und hat einen Masterplan: Schon bald wird auf seinem YouTube-Kanal Ralftube das erste Video online gehen, meteoritenmäßig einschlagen, weitere Beiträge werden folgen und ihn zum absoluten ...

Ralf ist dreizehn und hat einen Masterplan: Schon bald wird auf seinem YouTube-Kanal Ralftube das erste Video online gehen, meteoritenmäßig einschlagen, weitere Beiträge werden folgen und ihn zum absoluten Star machen, mit Villa in LA natürlich. Und dann wird er Mia heiraten, das schönste Mädchen der Welt. Doch bevor der Masterplan in die Tat umgesetzt werden kann, braucht Ralf noch dringend eine Idee für sein erstes Video. Gemeinsam mit seinem besten Freund Momo und seiner durchgeknallten Tante Birgit überlegt er fieberhaft, worum es in seinen Videos gehen könnte. Die zündende Idee lässt leider auf sich warten. Während Ralf noch grübelt, startet Julian aus Ralfs Klasse ebenso einen YouTube-Kanal und sein erstes Video kommt bei den Mitschülern ziemlich gut an. Jetzt wird es Zeit, dass Ralf auch endlich loslegt.

Silas Matthes schreibt aus Ralfs Sicht locker-lässig, originell und einfach total witzig. Er erzählt chronologisch wie in einem Tagebuch. Die Leser werden direkt mit „Ihr“ angesprochen, haben das Gefühl, „mittendrin“ in Ralfs Leben zu stecken. Ralfs besonderer Sprachstil, seine unnachahmlichem Aufzählungen, wie sein Masterplan, seine Vorschläge für Begrüßungsworte oder Ideen für Themen seines Kanals sorgen mit Sicherheit bei den Leser für ausdauernde, intensive Lachanfälle.
Das Buch ist wie ein Tagebuch gestaltet: kleine Zeichnungen und Kritzeleien, Tintenkleckse, Comicschriftart und in anderer Schriftart gedruckte Wörter inklusive. Das abwechslungsreiche Layout und die lustigen, treffenden Illustrationen motivieren die Zielgruppe, Leser ab zehn Jahren, sicherlich besonders.

Ralf ist ein Träumer. Er hat ziemlich viel Humor, ist ziemlich verliebt und trotz seines Masterplans auch ziemlich planlos und naiv. Zum Glück hat er mit Momo einen extrem guten Freund, der ihn jederzeit unterstützt genau wie die schräge Tante Birgit. Bei all den Turbulenzen und der Verrücktheiten kommt die Hauptfigur aber echt sympathisch rüber, eben weil er „Moin, ich bin Ralf“ Ralf ist, weil er eine ziemlich eigene, oft geniale Art hat, Geschichten zu erzählen und Dinge auf den Punkt zu bringen. Ralf ist originell und unterhaltsam, er weiß das bloß noch nicht. Und er hat das Herz am rechten Fleck, meistens jedenfalls. Gegenspieler JulianHero kann ihm trotz mehr Likes jedenfalls kaum das Wasser reichen. Unter den Lesern wird Ralf garantiert sofort viele Fans finden, während Julian mit seinen überheblichen Angebersprüchen eher Antipathien wecken wird.

Mit welchem Video wird Ralf online gehen? Wird er letztendlich mehr Likes erreichen als Konkurrent Julian? Und wird Mia in erhören?
Bei der Erfüllung oder Nichterfüllung von Ralfs Masterplans reiht sich ein absurd-komischer Moment an den nächsten und die Leser können einfach nicht anders, als mit Ralf mitzufiebern.
Eine einfallsreiche, sehr komische Geschichte mit jeder Menge skurriler Figuren, ganz viel Situationskomik und auch ein bisschen Stoff zum Nachdenken über verantwortungsvolles Verhalten. Meine Mitleser, Kinder im Alter von fünf bis neun, und ich haben Ralf mit all seinen Stärken und Schwächen sofort ins Herz geschlossen, wir haben ihn also sofort „geliked“ und sind seinen Alltags- und Netzaktionen unheimlich gerne „gefolgt“. Wir hätten gern noch mehr vom Ralfinator.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Leckere, raffinierte Gerichte fix zubereitet

15-Minuten-Singleküche
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Vor allem Alleinlebende werden es wissen: Es ist alles andere als leicht, sich abwechslungsreich zu ernähren. Das fängt schon damit an, dass Produktgrößen oft auf Mehrpersonenhaushalte ausgelegt sind. ...

Vor allem Alleinlebende werden es wissen: Es ist alles andere als leicht, sich abwechslungsreich zu ernähren. Das fängt schon damit an, dass Produktgrößen oft auf Mehrpersonenhaushalte ausgelegt sind. Daher kommt in Singlehaushalten sicher öfter hintereinander das Gleiche auf den Tisch.
Lohnt es sich denn überhaupt für sich alleine zu kochen? Fertiggerichte sind ja eigentlich viel praktischer und zudem viel schneller zubereitet...
Angelika Ilies beweist mit ihrem Buch „15-Minute-Singleküche“: Auch für eine Person lässt sich mit wenigen Zutaten kreativ und abwechslungsreich kochen, und das auch noch in kürzester Zeit.

Nach einer knappen Einleitung werden im ersten Kapitel Gerichte aus „One Pot und One Pan“- vorgestellt, wie „Pilzpfanne“ oder „One -Pot-Pasta mit Kidneybohnen“.
Der zweite Abschnitt „Lunch to go“ präsentiert raffinierte Salatgerichte zum Mitnehmen, so „Glasnudelsalat mit Beef“ oder „Reissalat mit Zuckerschoten“. Die Gerichte im Kapitel „Take 5“ brauchen wenige Zutaten, die meisten stammen aus dem Vorrat. In diesem Abschnitt finden sich „Tomatensuppe mit Burrata“ oder „Basilikumpilze mit Polenta“. Unter der Rubrik „Single Soulfood“ sind extravagante, nicht alltägliche Gerichte wie „Steak in Kaffee-Sahnesauce“ oder „Hähnchen-Spinat-Bowl“ aufgeführt. Im Anhang wird das „Prinzip: Schnelle Singleküche“ erläutert, mit Tipps zur Planung, zum Garen und zum Toppen. Es werden noch „Basics für den Singlevorrat“ und „Meal-Prepsfür clevere Genießer“ vorgestellt. Den Abschluss bilden Rezepte für Blitzbeilagen und Anregungen, wie sich Platten z.B mit Nüssen aufwerten, „aufpimpen“ lassen.

Insgesamt enthält das Buch über 30 verschiedene Rezepte. Alle Rezept sind gut verständlich formuliert und ganz unkompliziert nachzukochen. Die klaren, appetitanregende Bilder schaut man einfach gerne an, sie machen Lust auf Kochen und Essen. Für manche Gerichte gibt es einen Bilderkochkurs wie für die „Zucchini-Bohnen-Quesadila“, die einzelnen Zubereitungsschritte sind hier ganz genau mit Fotos dokumentiert. In den besonderen „GU-Clous“ erhalten die Leser zusätzliche, hilfreiche Informationen zu Zutaten oder Gerichten.

Die Gerichte sind einfach, aber trotzdem lecker, die Spaghetti mit Garnelen-Sahne-Sauce habe ich zum Beispiel nachgekocht und war vom Ergebnis vollkommen überzeugt. Das Buch eignet sich auch für Familien, in denen nicht immer gleichzeitig gegessen werden kann. Die Rezepte sind so fix zubereitet, dass eine Extrawurst beispielsweise für den Schüler mit Nachmittagsunterricht außerhalb der normalen Essenszeiten keine große Mühe bedeutet. Wenn man praktische Vorratshaltung beachtet, ist leckeres Essen für Singles durchaus kein Problem. Und da sich die Mengenangaben einfach verdoppeln lassen, können Alleinlebende selbstverständlich auch für andere mitkochen. Und da Liebe Ja bekanntlich durch den Magen geht, müssen sie dann vielleicht auch regelmäßig für Zwei kochen . Ein tolles Kochbuch mit einfachen, abwechslungsreichen und leckeren Rezepten und vielen Tipps. Nicht nur für Singles eine klare Kaufempfehlung.

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Wenn Muttersein zum Albtraum wird.....

Der Verdacht
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„In diesen schlaflosen Nächten, wenn ich über die Dinge nachdachte, die ich belauscht hatte, begriff ich allmählich, dass wir alle aus etwas gewachsen sind. Dass wir die Saat weitertragen und dass ich ...

„In diesen schlaflosen Nächten, wenn ich über die Dinge nachdachte, die ich belauscht hatte, begriff ich allmählich, dass wir alle aus etwas gewachsen sind. Dass wir die Saat weitertragen und dass ich Teil ihres Gartens war.“

Als Blythe noch ein Kind war, verließ Blythes Mutter sie und den Vater, um ein neues Leben mit einem anderen Mann zu beginnen. Nun ist Blythe mit Fox verheiratet und selbst Mutter einer Tochter. Doch das verkorkste Verhältnis zu ihrer eigenen Mutter, die ständigen Zweifel, ob sie als Mutter den Ansprüchen genügen wird, machen es für Blythe schwer, eine innige Beziehung zu ihrer Tochter Violet aufzubauen. Auch Violet verhält sich Blythe gegenüber oft merkwürdig distanziert, scheint keine Zuneigung für ihre Mutter zu empfinden. Eines Tages passiert ein schlimmes Unglück, das alles verändert und Blythes Ehe und somit die Familie zerbrechen lässt. In Blythe wächst ein schlimmer Verdacht.


Autorin Ashley Audrain schreibt gut verständlich und klar, überwiegend in Ich-Perspektive aus der Sicht von Blythe. Sie schildert Blythes aktuelle Situation, lässt sie aber auch Kindheitserinnerungen erleben. Ebenso wird dazwischen immer wieder von Momenten aus dem Leben von Blythes Großmutter Etta und dem ihrer Mutter Cecilia erzählt. Die Kapitel sind recht kurz gehalten. Den Lesern werden nach und nach kleinere „Häppchen“ aus der Biographie der drei Frauen „serviert“. Die Zusammenhänge werden dabei immer deutlicher. Blythes Verhalten und die Gründe, warum die Frauen reagieren, wie sie reagieren, lassen sich im Verlauf zunehmend besser erklären.

Blythe ist geprägt durch die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter Cecilia, die ihre Tochter nicht zu lieben vermochte, die ihr eigenes Glück nicht sehen und empfinden konnte. Als Blythe auf ihre Mutter trifft, nachdem sie von ihr verlassen wurde, wünscht sie ihr gar den Tod „An dem Abend kniete ich mich vor mein Bett und flehte Gott an, meine Mutter sterben zu lassen. Mir wäre lieber, sie wäre tot, anstatt diese neue Frau, zu der sie geworden war, diese veränderte Frau, die nicht mehr meine Mutter war.“
Das Verhältnis zur Mutter stürzt Blythe in starke Selbstzweifel, sie hält sich für unzulänglich. Alles scheint sich zu wiederholen, als sie selbst Mutter wird. Für ihre Tochter Violet empfindet Blythe selbst nicht das, was eine Mutter empfunden sollte: „Ich hatte nichts mehr, das ich geben konnte, aber unser gemeinsames Leben hatte gerade erst begonnen. Was hatte ich getan? Warum hatte ich sie gewollt? Warum hatte ich geglaubt, ich würde anders sein als die Mutter von der ich stammte.“
Muttersein ist für Blythe ungleich schwieriger als für andere, sie findet wenig Positives daran. Sie hat Gedanken, die andere Mütter nicht haben.
Dass Blythe aus der Ich-Perspektive erzählt, bringt sie mir beim Lesen näher. Sie schreibt so ehrlich und ungeschönt über ihre Sorgen und Ängste, dass ich sie ernst nehmen muss, sie verstehen kann, obwohl ich selbst sicher anders reagiert hätte und Dinge anders beurteilt hätte als sie. Auch wenn Blythe nicht unbedingt sympathisch ist und man ihr Handeln oft nicht gutheißen kann, geht sie einem nahe, wirkt authentisch und plausibel. Ihre Persönlichkeit ist zwar „unbequem“, aber sehr stimmig.

„Der Verdacht“ ist deshalb ein so besonderer, intensiver Roman, weil nicht klar ist, inwieweit Blythe und den anderen Figuren zu trauen ist. Ist Blythes Wahrnehmung realistisch oder
bildet sie sich Dinge ein, weil sie möglicherweise vorbelastet ist? Ist Violet wirklich zu dem fähig, was ihr die Mutter unterstellt? Wie weit sind beide durch Blythes Mutter Celia und Großmutter Etta geprägt, die ihre Töchter nicht lieben konnten?
Unheimlich spannend, wie sich die Handlung, die Beziehungen im Verlauf des Romans entwickelt und immer schwingt eine Ungewissheit, eine Misstrauen gegenüber den Figuren und ihrer Sichtweise mit. Wer ist hier wirklich die Psychopathin?
Muttersein kann manchmal durchaus erschreckend sein. Was, wenn die Erwartungen der anderen und auch die eigenen Erwartungen und Hoffnungen einfach nicht erfüllt werden? Was, wenn es nicht gelingt, schlechte Erfahrungen auszublenden? Was, wenn Zweifel so übermächtig werden? Was, wenn es tatsächlich eine genetische Vorbelastung gibt, wenn von vornherein vorbestimmt ist, dass man eben keine gute Mutter sein kann?
Dass Muttersein nicht immer eitel Sonnenschein ist, dass Muttersein auch Enttäuschungen bringt, das zeigt Ashley Audrain in ihrem Roman derart eindrücklich, dass es einem Angst macht. Eine erschütternde Geschichte, aber eine absolut lesenswerte.

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