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Veröffentlicht am 16.05.2021

Cat und Pug

Lady Churchill
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Schon lange wollte ich mehr über den berühmten britischen Premierminister Churchill als Menschen erfahren. Dass hier seine Frau Clementine als Ich-Erzählerin das gemeinsame Leben schildert, fand ich eine ...

Schon lange wollte ich mehr über den berühmten britischen Premierminister Churchill als Menschen erfahren. Dass hier seine Frau Clementine als Ich-Erzählerin das gemeinsame Leben schildert, fand ich eine besondere Herangehensweise.

Tatsächlich habe ich eine ganze Menge über die beiden erfahren, auch wenn das Buch leider kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bereits endet. Obwohl die Geschichte über 440 Seiten umfasst, bleibt auch so schon nur gerade genug Zeit, einzelne Episoden schlaglichtartig zu beleuchten, so dass auch Zeitsprünge nicht ausbleiben. Vielleicht liegt es daran, dass der Roman einerseits für mich sehr interessant war, andererseits aber etwas blutleer blieb. Marie Benedict charakterisiert Cat und Pug, wie sich das Ehepaar liebevoll nennt, als äußerst ambitioniert und machthungrig. Freimütig lässt sie Clementine einräumen, dass fraglich ist, wie weit sie damit ihrem Land und wie weit ihrem eigenen Ehrgeiz dienen wollen. Dies trifft sicherlich auf einen Großteil aller Politiker zu, macht Churchill und Clementine aber nicht unbedingt zu Sympathieträgern.

Das Kriegsgeschehen, vor allem das des Zweiten Weltkrieges, nimmt im Buch einen sehr breiten Raum ein. Dadurch entsteht manchmal eher der Eindruck einer Chronik oder eines biographischen Sachbuches. Schilderungen dagegen z.B. über Churchill als großen bekennenden Katzenfreund habe ich dagegen gänzlich vermisst. Diese hätten seiner Figur mehr Tiefe verleihen können als das ausschließliche Abhaken historischer und entscheidender privater Ereignisse.

Erschütternd aus heutiger Sicht ist, dass Clementine, die sicher selbst eine talentierte Politikerin gewesen wäre, ihre Ambitionen nur über die Steuerung ihres Mannes ausleben kann. Kein Wunder, gibt es doch zu Beginn des Romans nicht einmal das Frauenwahlrecht. Dennoch hat dies das Paar für mich manchmal in ein etwas seltsames Licht gerückt. Gelegentlich entstand auch der Eindruck, dass Clementine ihre Rolle überbetont, etwa, wenn sie Churchill ein "Das ist genau richtig so", zuraunt, während er eine wichtige Rede schreibt. Dennoch ein faszinierender Roman über bewegte Zeiten.

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Veröffentlicht am 09.05.2021

Nora und James

Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern
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Über das Leben des berühmten irischen Schriftstellers James Joyce und seiner Frau Nora war mir kaum etwas bekannt. Umso gespannter war ich auf diesen Roman, der sein Leben aus Noras Ich-Perspektive schildert. ...

Über das Leben des berühmten irischen Schriftstellers James Joyce und seiner Frau Nora war mir kaum etwas bekannt. Umso gespannter war ich auf diesen Roman, der sein Leben aus Noras Ich-Perspektive schildert. Liebe zu Büchern kennt Nora, anders als der Titel andeutet, allerdings gar nicht, damit kann eigentlich nur James' Vorliebe gemeint sein.

Nora stammt aus einfachen, armen Verhältnissen und bringt eigentlich keine Bildung mit. Da James, wie er selbst sagt, Frauen mit viel Wissen erschreckenderweise meidet, verbindet sie bald, über das drastisch geschilderte Körperliche hinaus, eine tiefe Verbundenheit. Dennoch ist James grundsätzlich gegen die Ehe. Als er darauf besteht, Irland zu verlassen, muss Nora sich entscheiden, ob sie dem armen, unbekannten, aber ambitionierten Mann dennoch folgt, über alle Konventionen hinweg.

Bis Joyce zu dem Weltruhm gelangt, für den man ihn kennt, stehen dem Paar und ihren Kindern Giorgio und Lucia harte, unstete Jahre in wechselnden Ländern bevor, bedroht von Hunger und Krieg.

Die Autorin verleiht Nora eine einzigartige, authentische Stimmen. Wenn man ein wenig über die Joyces und ihr Leben recherchiert, bekommt man den Eindruck, dass sowohl Nora als auch James wohl genauso gewesen sind. Dass ich die beiden, wenn ich ihnen begegnen würde, wahrscheinlich nicht mögen würde, mich ihre Geschichte aber dennoch fasziniert hat, ist ein Kunststück, das nicht jedem Schriftsteller gelingt.

Eine etwas rätselhafte Rolle in der Geschichte und wohl auch in der Wirklichkeit spielt die Tochter Lucia, bei der eine Geisteskrankheit diagnostiziert wurde. Hier würde ich gern noch mehr erfahren.

Leider rasen zum Ende die Jahre dahin, so dass die Erzählung etwas bruchstückhaft wird. Dennoch fand ich auch den Schluss des Buches äußerst gelungen.

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Ambivalente Fantasy

The Second Princess. Vulkanherz
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Selten sind in einem Buch für mich Lesefreude und Enttäuschung so zusammen gekommen wie hier.

Saphina ist die zweite unbedeutende Prinzessin auf einer karibischen Vulkaninsel. Ich musste mich zunächst ...

Selten sind in einem Buch für mich Lesefreude und Enttäuschung so zusammen gekommen wie hier.

Saphina ist die zweite unbedeutende Prinzessin auf einer karibischen Vulkaninsel. Ich musste mich zunächst in der Story zurechtfinden, da das Cover Fantasy vermittelt, ich dann aber in eine Art alternative Realität geriet, in der eben ein solches Inselkönigreich in der Gegenwart existiert. Die erhoffte Fantasywelt betreten wir dann erst im letzten Drittel des Buches, in der die Autorin plötzlich ein wahres Feuerwerk an Ideen zündet. Was für ein Bich hätte es werden können, wenn sie sich dazu schon früher aufgerafft und Saphina sich nicht vorher vorranig mit ihren Kleidern, Familienschwierigkeiten und Launen befasst hätte. Aber selbst im letzten Drittel bleibt die Autorin fantasievolle Beschreibungen und atmosphärische Dichte schuldig. Aus ihren Dämonencharakteren und der exotischen Insel hätte man so viel herausholen können!

Das größte Manko der Geschichte sind aber Saphina und Dante, der Adlige, der zu Saphinas Ausbildung in geheimen Künsten abgestellt wird. Keiner mochte bei mir Sympathie oder Faszination zu wecken. Vor allen Saphina trifft angesichts der auftretenden Bedrohung ihres Volkes durch Dämonen Entscheidungen, die mich sprachlos gemacht haben.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Universelle Gelassenheit

Nur die Ruhe!
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Stoisch zu sein - das habe ich mir schon manches Mal gewünscht. Daher war es mein langhegegter Wunsch, mehr über die Stoiker und ihre Philsosophie zu erfahren, da mich die Antike ohnehin schon immer fasziniert ...

Stoisch zu sein - das habe ich mir schon manches Mal gewünscht. Daher war es mein langhegegter Wunsch, mehr über die Stoiker und ihre Philsosophie zu erfahren, da mich die Antike ohnehin schon immer fasziniert hat. "Die 12 wichtigsten Regeln der Stoiker" verkündet schließlich auch der Buchumschlag.

Die Herangehensweise des Autors ist eine ganz andere, als ich sie erwartet hatte. Ausgehend von einer fiktiven Lebensberaterin, die ihr Sekretär Diotima nennt, berichtet eben jener Mitarbeiter von den Gesprächen seiner Arbeitgeberin mit ihren Klienten, die er mitangehört hat. Deren Probleme sind so vielfältig wie die Menschen selbst, lassen sich aber den Themenfeldern "Umgang mit sich selbst", "Umgang mit anderen" und "Verhältnis zur Welt" zusammenfassen. Diese Buchkonstruktion war für mich sehr überraschend. Die Art und Weise, wie der Sekretär Diotimas Gespräche allumfassend bewundernd wiedergibt, hat mich manchmal etwas irritiert. Dies wirkte etwas aus der Zeit gefallen und hätte tatsächlich eher zu einem Schreiber in der Antike gepasst. Er bleibt zudem blass und lediglich Mittel zum Zweck, da er hinter den Fällen komplett zurücktritt. Wahrscheinlich hätte mir daher eine Gestaltung als herkömmliches Sachbuch besser gefallen. Gibt es Protagonisten, erwarte ich diese wohl automatisch als plastische Figur. Für Diotima kann ähnliches gesagt werden.

Ebenso unerwartet kam für mich, dass Diotima Patanjali, Konfuzius und andere Weise sogar häufiger zitiert als die Stoiker. Da ich aus diesen Kulturkreisen zum Thema Philosophie schon sehr viel gelesen habe, war für mich inhaltlich eigentlich nichts Neues dabei und ich konnte Ratschläge sogar zuordnen, wenn Diotima ihre Lehrmeister nicht preisgab.

Am Schluss des Buches werden zwölf Lebensregeln, die die Fälle verdeutlichen sollen, destilliert zusammengefasst. Das hat mir zwar gut gefallen, gestutzt habe ich aber erneut über die Aussage, dass die Regeln nicht spezifisch stoisch sind. Es war zwar interessant vor Augen geführt zu bekommen, dass die Empfehlungen für Gelassenheit in vielen Weisheitslehren ähnlich sind. Dennoch hat mich persönlich die Aussage auf dem Buchumschlag etwas in die Irre geführt und meine Wissensdurst bezüglich der Stoiker blieb recht ungestillt.

Ich empfehle das Buch daher, wenn man sich auf philosophische Weise mit dem Thema Gelassenheit erstmals auseinandersetzen möchte, denn es werde durchaus interessante Denkanstöße vermittelt. Ich selbst werde nach einem Buch über die Stoiker Ausschau halten.


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Veröffentlicht am 18.04.2021

Pferdegöttinnen

Das Rätsel des Pferdeamuletts - Eponas Erbe
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Es gefällt mir wunderbar, wie Karin Müller in ihren Bücherreihen stets Pferde, Mystik und ganz viel Reiterwissen mitreißend miteinander verknüpft. Hier schreibt jemand, der Pferde nicht nur liebt, sondern ...

Es gefällt mir wunderbar, wie Karin Müller in ihren Bücherreihen stets Pferde, Mystik und ganz viel Reiterwissen mitreißend miteinander verknüpft. Hier schreibt jemand, der Pferde nicht nur liebt, sondern auch viel über sie weiß. Das ist für mich als erwachsene Leserin und Pferdehalterin besonders wichtig.

Der finale Band der Trilogie schließt nahtlos an den zweiten an und wiederholt sogar ein paar Seiten. Das ist einerseits wunderbar für den Wiedereinstieg, zeigt aber auch, dass es sinnvoll gewesen wäre, die Bände entweder nicht zu trennen oder aber die Handlung anders zu gestalten. Überhaupt hätten deutlich mehr Seiten der Geschichte wirklich gut getan. So muss Godje nicht nur im Zeitraffer ihre verchwundene Schwester Rhiannon suchen, sondern auch zur Rettung ihrer anderen Schwester Cora und zum Kampf gegen den Dunklen antreten. Vor allem beim Ende hatte ich das Gefühl, dass sich die Handlung regelrecht überschlug.

Ich muss daher sagen, dass mir die Nordstern- und die Nordlicht-Reihe (von ihr bisher nur der erste Band erschienen) doch noch etwas besser gefallen hat. Leider erinnert Godje vom Wesen auch sehr an die Haupt-Protagonistinnen dieser Serien, so dass etwas mehr Variationen auch schön wären. Trotzdem wieder ein gelungener Pferde-Lesespaß für Groß und Klein.


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