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Veröffentlicht am 30.05.2021

Schönheit in allen Variationen

Bella Donna. Die Schöne von Florenz
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Simonetta Vespucci war die Venus von Botticelli, (vielleicht) die Geliebte von Giuliano de Medici und die Königin der Schönheit, diesbezüglich ein Vorbild für viele Frauen in Florenz.

Ob wahr oder nicht ...

Simonetta Vespucci war die Venus von Botticelli, (vielleicht) die Geliebte von Giuliano de Medici und die Königin der Schönheit, diesbezüglich ein Vorbild für viele Frauen in Florenz.

Ob wahr oder nicht - die Autorin Catherine Aurel (ein Pseudonym von Julia Kröhn) macht aus dieser Vorlage einen hinreisenden Roman.

Die schönste Frau Florenz ist Simonetta Vespucci. Sie freut sich über die Hochzeit mit dem gut aussehenden Marco Vespucci. Fünf Jahre später: immer noch verheiratet, immer noch von ihrem Ehemann verschmäht. Und immer noch zu jung, um zu wissen wieso.

Doch dann bricht sie aus dem Ehekorsett aus, will erfahren, ob ihre Schönheit, ihre Weiblichkeit vielleicht doch bei anderen Männern Anklang findet.

Nicht lange und sie geht bei den Medicis ein und aus, ihrer Schwiegerfamilie zum Trotz. Auch der Maler Sandro Botticelli macht ihre Bekanntschaft und will Simonetta malen. Viel mehr, ihre Seele auf seinen Bildern einfangen.

Auch Cosima Bellani will, genau wie Simonetta, unabhängig von Männern und Familie werden, und sucht sich ein neues Standbein. Denn sie glaubt, dass sie als Kurtisane zu alt sei. Durch Simonetta kommt sie auf die Idee, Schönheitswässerchen und Cremes herzustellen.

Diese Rezepte hören sich oft nach Quacksalberei an. Oft übertreibt Cosima extra, sonst würde sie nichts verkaufen. Diesbezüglich hat sich auch heutzutage nicht viel geändert - möglichst einfache Rezepturen ziehen nicht, auch wenn sie oft mindestens genau so wirksam sind als Produkte mit vielen oder extrem exotischen Inhaltsstoffen.

Catherine Aurel spielt im ersten Band ihrer neuen Trilogie mit dem Thema Schönheit. Sie setzt Schönheit und Hässlichkeit nebeneinander, äusserlich und innerlich, und zeigt die ganze Spektrum davon.

Der Roman ist eingebettet im Kontext des 15. Jahrhundert, am Höhepunkt der Renaissance, als Florenz von Medicis regiert wurde, die ihrerseits immer wieder mit Verschwörungen und Ränkelspielen konfrontiert wurden. Geld und Politik sind Thema der machthabenden Familien (und derer, die es gerne wären). Klatsch und Neid sind in allen Schichten der Bevölkerung zu finden. Und man merkt bald: mafiöse Verbindungen wie Schutz erkaufen/erpessen gab es schon damals.

Aber auch den schönen Künsten wird in "Die Schöne von Florenz" viel Platz gegeben. Nebeneinander gestellt werden zum Beispiel die unterschiedlichen Herangehensweisen der Maler. Leonardo da Vinci, der Leichen seziert, um den Körperbau und die Körperfunktionen zu begreifen und besser darstellen zu können. Sandro Botticelli, der die nackte Seelen der zu Porträtierenden malen will, ohne Schmuck und Schminke.

Die Charaktere dieses Romans tragen eine grosse Sehnsucht in sich, wünschen sich alle etwas. Doch diese Wünsche können oder wollen diejenigen, von denen sie es sich wünschen, nicht erfüllen. Geliebt zu werden, gleichberechtigt zu sein, gleiches Ansehen geniessen. Die vielfältigen Gefühle die in den Figuren schlummern, sich aber ganz anders den Weg nach aussen bahnen, hat die Autorin eindrücklich beschrieben.

Meine Lieblingsfiguren sind der einfühlsame Sandro Botticelli und Amiri, Cosimas Sklave und Beschützer. Gerne mehr erfahren hätte ich über den interessanten Amerigo Vespucci, der aber logischerweise nur eine winzige Nebenrolle inne hatte.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, diese bereits genannte Bandbreite der Themen, die die Autorin toll in Zusammenhang gesetzt hat, hat es in sich. Entstanden ist eine runde, mitreisende Geschichte, die Gedankenanstösse gibt und der Renaissance-Zeit ein neues Gesicht gibt.

Nun bin ich sehr gespannt wie es im zweiten Band weitergehen wird, denn wie uns Leserinnen verraten wird, werden wir einigen Figuren erneut begegnen.

Fazit: Der flüssig zu lesende Roman ist wie ein Streifzug durch Florenz inklusive Besuchen in Botticellis Werkstatt und dem Palast der Medici. Empfehlenswerte Lektüre, nicht nur für Histo-Fans.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 26.05.2021

Heiratsanträge, Väter, Weine und Dreharbeiten

Provenzalischer Sturm
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In Band 8 möchte Pierre seiner Charlotte einen Heiratsantrag machen. Doch sämtliche seiner Pläne werden durchkreuzt. Immer wieder. Erst ist es Charlotte selbst, dann ihre beiden Väter, danach ein im Hotel ...

In Band 8 möchte Pierre seiner Charlotte einen Heiratsantrag machen. Doch sämtliche seiner Pläne werden durchkreuzt. Immer wieder. Erst ist es Charlotte selbst, dann ihre beiden Väter, danach ein im Hotel drehendes Filmteam.

Die provenzalische Idylle täuscht und so schön es auch in Sainte-Valérie und in Châteuaneuf-du-Pape sein mag, in Pierre brodelt es - wie ein Sturm. Und wie ein Sturm durchzieht ein weiteres Mal ein Anschlag seine Pläne.

Diese Pläne lässt Pierre erstmal fallen, denn ein Sturm in Gestalt eines Mörders tobt auch durch die schöne Gegend. Nach dem erwähnten Anschlag auf dem Schloss ist klar: die geschilderten Unfälle einiger Einheimischer davor gehen auf dessen Konto. Doch wer wollte den Opfern schaden? Und alles nur um den Verkauf eines Weinguts zu unterbinden? Pierre ermittelt halbprivat und bekommt Hilfe von unerwarteter Stelle.

Die Autorin lässt die Leser einen grossen Einblick in die aktuelle Problematik des Weinanbaus gewähren. Es geht um Klimawandel, unbeliebte Investoren aus China und einiges mehr. Wie immer schafft sie es spielend, diese wichtigen Themen in ihre Krimis einzubauen, mit allen negativen und positiven Argumenten dafür oder dagegen. Und dies ohne dass der Krimi an Handlung einbüsst, eher sogar an Stärke gewinnt.

Sophie Bonnet sorgt in ihren "Pierre Durand"-Krimis stetig für Abwechslung. Kein Fall ähnelt dem anderen, immer gestaltet sie neue und interessante Plots, die es dem Leser einfach machen, die Reihe zu mögen.

Ich fand es sehr schön, einmal Alain und Richard, die Väter von Pierre und Charlotte, kennen zu lernen. Dadurch versteht man Pierre und Charlotte mit ihren Eigenheiten, Vorlieben und Abneigungen gleich viel besser.

Von den Bewohnern Sainte-Valérie bekommt man dieses Mal nicht so viel mit - ausser von Luc, der seine Beziehung mit Florence zu viel wird. So lange und oft war er noch mit keiner Frau zusammen, weswegen er nun seine Männerrunden umso mehr vermisst.

Ausserdem macht Luc eine wichtige Entdeckung, die den neuen Bürgermeister und dessen Wunsch nach einem anderen Chef de police municipale betreffen - die nächsten Bände könnten diesbezüglich interessant werden und ein grösserer "Provenzalischer Sturm" auch bald in Saint-Valérie wehen.

Fazit: Geplante Heiratsanträge, prämierte Weine, spezielle Väter und spontane TV-Dreharbeiten - auch der achte Fall hat es in sich und bietet spannende Unterhaltung.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 22.05.2021

Marshmallows, Cheesecake und viel Gefühl

Sehnsucht in Aquamarin
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Was für eine schöne und glaubhafte Geschichte!

Autorin Miriam Covi gelang es erneut, mich schon mit den ersten Sätzen abzuholen und die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten.

Meer und ...

Was für eine schöne und glaubhafte Geschichte!

Autorin Miriam Covi gelang es erneut, mich schon mit den ersten Sätzen abzuholen und die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten.

Meer und Wald, Koyoten und Bären, Marshmallows und Cheesecake, Zelte und Briefe, Liebe und Verlust, Weinen und Lachen und Hoffen - dies alles und noch viel mehr gibt es in "Sehnsucht in Aquamarin" zu entdecken.

Anfangs weiss man zwar noch nicht so recht, was man von der sprunghaften Jette denken soll, doch bald merkt man, dass Jette und Polly, so gegensätzlich sie sind, beide von dem einen grossen Thema geprägt sind und sich deshalb so verhalten wie sie es tun: Jette hüpft von einem Mann und Land zum anderen, Polly versteckt sich hinter ihrem Schreibtisch und will gar keine Beziehung. Das alles, weil ihre Mutter sie verliess, als sie fünf und zwei Jahre alt waren.

Nie wieder haben sie etwas von ihr gehört, doch als Jette ein Foto entdeckt, abgelichtet eine Frau, die eindeutig ihre Mutter sein muss, hält sie nichts mehr und will schleunigst dorthin, wo das Foto entstanden ist. Nach Bar Harbor im amerikanischen Bundesstaat Maine. Polly ist wenig begeistert, doch schlussendlich zückt sie die Kreditkarte und fliegt sie mit.

Kaum angekommen, geht Jette sofort auf die Suche, während Polly weiterarbeitet - und dabei schnell mit Ranger Liam ins Flirten kommt. Das Herz auf der Zunge redet sich die brummelnde Polly um Kopf und Krage. Ein Charakterzug, der sie oft ins Fettnäpfchen treten lässt, aber auch sehr sympathisch macht. Liam geht ihr nicht mehr aus dem Kopf, seine Tochter Izzy auch nicht. Auch ich war schnell in love with Izzy, wer nicht!

Aber auch die anderen Charakter müssen sich nicht verstecken, ich mochte sie alle und sie alle tragen viel für das Gelingen dieses Romans bei. Während wir Leserinnen also beobachten, was die beiden Schwestern in Bar Harbor so alles bei der Suche nach ihrer Mutter erleben, taucht man beim Kennenlernen der weiteren Figuren immer mehr in die Geschichte mit ein und erfährt - wenn man es nicht schon wusste - dass es nie nur einen Blickwinkel auf bestimmte Situationen gibt.

Kurz nach der Hälfte brauchte ich Taschentücher, dies bis zum Ende, denn es ist eine äusserst emotionale Geschichte, die Miriam Covi uns hier auftischt. Die Thematik der verlorenen Mutter hat sie sich extrem gut angenommen, absolut glaubwürdig sind alle damit verbundenen Szenen und Situationen.

Der Roman ist oft traurig, noch öfter schnell wieder höchst amüsant - nicht nur wenn sich die Izzys dieser Welt für Biologie und Organismen interessieren - und alles ist mit viel, viel Liebe verbunden.

Fazit: Ein fantastischer Roman, der einfach alles bietet, was man sich wünschen kann: Spannung, Romantik, Drama, Humor, ein wunderschönes Setting und noch tollere Charaktere. Nur den Blueberry-Cheesecake, den muss man sich selber backen.
5 Punkte. Plus einen Platz auf meiner Jahreshighlightliste.

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Sehr schöne Novelle

Mittwochs am Meer
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Korrekt und zuverlässig, so ist Maurice. Jeden Mittwoch nimmt er denselben Zug nach Cancale, wird dort abgeholt, checkt im Hotel ein, geht zur Fabrik, arbeitet in seinem Büro und fährt am nächsten Tag ...

Korrekt und zuverlässig, so ist Maurice. Jeden Mittwoch nimmt er denselben Zug nach Cancale, wird dort abgeholt, checkt im Hotel ein, geht zur Fabrik, arbeitet in seinem Büro und fährt am nächsten Tag wieder zurück nach Paris.

Doch dieses Mal ist alles anders. Kein freies Zimmer mehr, eine andere Rezeptionistin und ein Liebesbrief verändern sein Leben. Der verlässliche Maurice wird vergesslich, er folgt nicht mehr strikt seiner Agenda und vergisst sogar seine Arbeit. An allem ist Dominique schuld, seine Affäre. Doch alles ist noch viel komplizierter als es auf den ersten Blick erscheint.

Alexander Oetker baut den Spannungsbogen gekonnt auf. Seine Erzählung ist eine Offenbarung auf 176 Seiten.

Am Anfang weiss man als Leser noch nicht, auf welche Geschichte man sich da einlässt, es hört sich zu Beginn mit der Zeichnung des peniblen Maurice so gar nicht als "Mittwochs am Meer" an.

Als es soweit ist, eben "Mittwochs am Meer", spürt man die Liebe der Protagonisten sowie die Zweifel und fragt sich, ob einer der beiden einen Fehler machen oder sich zurück ziehen wird und wie das Ganze wohl ausgehen wird - alles wäre möglich.

Am Ende wird man, auch aufgrund persönlicher Rückblicke der Charaktere, überrascht von der Komplexität der Geschichte, die der Autor auf diesen wenigen Seiten zum Besten gibt.

Oetkers Schreibstil überzeugt wie immer. Die Liebe zur auserwählten Destination ist auf allen Seiten sichtbar und wenn beim Leser bei der nächsten Mahlzeit dasselbe auf dem Teller liegt wie ganz oft auf deren der Protagonisten, nämlich Fisch und Kartoffeln, kann man sicherlich von einer gelungenen Erzählung sprechen.

Fazit: Eine sehr schöne Novelle, in die die Leser mit allen Sinnen mit hineingezogen werden und die in einem überraschenden Finale gipfelt.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Kreative Mordfälle sind Kennzeichen dieser Krimiserie

Spanisches Blutgeld
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Auf die jeweiligen neuen Bände dieser Serie freue ich mich jedesmal riesig!

Catalina Ferrera versteht es nämlich wie fast keine andere Autorin, kreative Mordfälle zu kreieren. Einfach nur ein Schuss aus ...

Auf die jeweiligen neuen Bände dieser Serie freue ich mich jedesmal riesig!

Catalina Ferrera versteht es nämlich wie fast keine andere Autorin, kreative Mordfälle zu kreieren. Einfach nur ein Schuss aus einer Waffe wäre ihr viel zu einfach. Deshalb bin ich immer wieder aufs Neue gespannt, was Ferrera sich da wieder ausgedacht hat.

Im vierten Fall ist auch Gerichtsmedizinerin Chi überrascht - und total ahnungslos. Sie hat keinen Schimmer, was zu diesen grausamen Verletzungen bei dem am Strand aufgefundenen toten Studenten führte. Erst ein Hinweis eines Kollegen aus einer anderen spanischen Stadt bringt die Ermittler auf eine mögliche Spur.

Bis dahin tappen Karl Lindberg und Alex Diaz und ihr Team völlig im Dunkeln. Karl stellte sich seinen ersten Arbeitstag nach fünf Wochen Babypause zwar anders vor, ist dann aber doch schnell wieder in seinem Element. Wie hat er die Strassen Barcelonas vermisst!

Nun ist er auf ihnen unterwegs, zu Familie, Freunden und Arbeitgeber des getöteten Studenten. Einige davon wissen garantiert mehr als sie sagen und lügen wie gedruckt. Die Sergents stehen unter enormen Zeitdruck und unter Lebensgefahr müssen sie diesen speziellen Fall baldmöglichst auflösen.

"Spanisches Blutgeld" macht Spass zu lesen, ich war von der ersten Seite vollends in der Geschichte drin und war gespannt, wann es den Ermittlern gelingt, erste Ergebnisse zu präsentieren. Die Leser wissen nämlich ein klein bisschen mehr als Karl, Alex und Co. - aber ob das am Ende auch noch so ist oder doch ganz anders?

Das werdet ihr nur herausfinden, wenn ihr den Krimi selber liest. Ich kann ihn euch wärmstens empfehlen.

Das nicht nur weil man in diesen Epidemie-Zeiten auf diese Weise zumindest lesend und sehr günstig nach Barcelona kommt und mit Karl in den Stadtvierteln und am Strand spazieren gehen kann, sondern auch weil der Krimi sehr spannend ist und ausserdem das Wiedersehen mit der immer grösser werdenden Ermittler-Familie immer wieder eine (Lese-)Reise wert ist. Me gusta mucho!

Fazit: Dieser kreativer Mordfall, der mit einem rasanten und gefährlichen Finale aufwartet, hat mich total begeistert.
5 Punkte.

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