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Veröffentlicht am 16.04.2021

Baby ist da - überdramatisiert?

Baby ist da
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Der kleine Toni freut sich, dass sein Geschwisterchen da ist. Doch bald merkt er, dass das Baby viel Zeit und Aufmerksamkeit vor allem von seiner Mama braucht. Alles, was Papa mit Toni spielen möchte, ...

Der kleine Toni freut sich, dass sein Geschwisterchen da ist. Doch bald merkt er, dass das Baby viel Zeit und Aufmerksamkeit vor allem von seiner Mama braucht. Alles, was Papa mit Toni spielen möchte, will dieser nur mit Mama machen, woraufhin Toni bockig, traurig oder wütend wird. Deshalb soll das Baby weg. Glücklich ist Toni nur, als die Großeltern das Baby übernehmen. Trotzdem hat Toni das Baby lieb. Abends schreit es immer und wieder haben die Eltern keine Zeit vorzulesen. Erst als das Baby schläft und Mama vorliest, ist Toni wieder zufrieden.
Ich fand die Gesamtkomposition des Pappbilderbuches eher nicht gelungen. Es kommt mir vor, als wäre das ältere Geschwisterchen gar nicht auf das Baby vorbereitet worden. Die Gefühle wechseln oft ins Extreme und werden nacheinander in den Bildern doch sehr übertrieben dargestellt (Gesichtsausdrücke, zerrissenes Buch). Warum nicht mal mit Papa spielen, wenn Mama keine Zeit hat? Warum liegt das Baby einträchtig mit dem Älteren da und er hat es plötzlich so lieb, wenn es doch Mamazeit wegnimmt. Das scheint mir sehr unrealistisch. Widerstreitende Gefühle sind sicher möglich, aber hier passt für mich vieles nicht zusammen.
Am Ende finden sich noch Erklärungen und Tipps der Autorinnen, die sicher gut gemeint sind. Hätte mir eine etwas positivere Grundeinstellung erhofft.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Verdruss statt Hochgenuss

Der erste letzte Tag
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Worum geht's in diesem Nicht-Thriller: Der Flug von Livius Riemel, einem Lehrer, wird gecancelled und es ergibt sich, dass er sich einen Mietwagen mit der ungewöhnlichen Lea teilt, die ihm im Flugzeug ...

Worum geht's in diesem Nicht-Thriller: Der Flug von Livius Riemel, einem Lehrer, wird gecancelled und es ergibt sich, dass er sich einen Mietwagen mit der ungewöhnlichen Lea teilt, die ihm im Flugzeug schon aufgefallen ist. Nicht ohne sie vorzuverurteilen. Beide wollen also von München nach Berlin. Unterwegs erfährt Livius, dass Lea nicht nach Hamburg will, um dort ihren vermeintlich todkranken Vater vor einer OP noch einmal zu sehen und fühlt sich verpflichtet, auf ein Experiment einzugehen, um Lea doch dazu zu bringen. Sie tun einen Tag lang so, als wäre dieser Tag ihr letzter und stürzen sich in ein heilloses Chaos, dessen Sinn erst am Ende offenbart wird.

So, das klingt doch ganz gut, habe ich mir gedacht. Witzige Idee uns so. Natürlich kenne ich Fitzek als Thrillerautor, habe aber seit Jahren keines seiner immer häufiger erscheinenden Werke gelesen und bin relativ unvoreingenommen an das Buch herangegangen. Der Anfang ist noch relativ nachvollziehbar, doch dann häufen sich chaotische Ereignisse, abstruse Begebenheiten und Gespräche zu Themen, die ein Buch füllen könnten, aber auf 3 Seiten abgehakt werden (Wirtschaftssystem, Tiertransporte, Corona-Lockdown etc.). Ein heilloses Durcheinander von Kalender- und Sinnsprüchen garniert mit Weisheiten, die jeder kennt und die so abgedroschen sind wie ein Strohhalm. Die Dinge, die Lea und Livius sich an ihrem letzten Tag vornehmen... - sorry, kein Mensch würde seinen letzten Tag für solchen Unsinn verschwenden. Alles ist total überzogen und nicht nur einmal dachte ich daran, das Buch wegzulegen. Einen Teil des Endes verriet der Autor bereits, also Lea von der Toilette gerettet werden musste (also etwa in der Hälfte des Buches). Besonders traurig stimmte es mich, dass ein Autor, der als "bester deutscher Autor" bezeichnet wird und meint in seinem Buch zu allem etwas sagen zu können, nicht einmal weiß, dass die Zeile "Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt." eben nicht aus "Schlaf, Kindlein, schlaf" sondern aus "Guten Abend, gute Nacht" stammt. Und auch ein paar schlaue Lektoren entdecken solche Fehler nicht? Wie ärmlich ist das denn? Über den Klamauk, den Lea und Livius verstalten konnte ich auch nur peinlich berührt lächeln. Da hilft auch nicht, dass das Ende halbwegs versöhnlich und nicht ganz so oberflächlich war. Für mich insgesamt ein flott zusammengeschustertes Buch mit einer Aneinanderreihung recht utopischer Aktionen. Wie der Autor am Ende schreibt, wurde das Buch bei ihm angefragt um 175 Jahre des Verlags zu feiern. Das hätte dieser besser gelassen. Doch auch dazu kann ich nur sagen: Ein Buch, 271 Seiten, davon 6 Danksagung und ein wenig Geschreibsel über die Verlagsmitarbeiter, 24 Seiten mit ganzseitigen Illustrationen (von Fitzeks Freund), welche aber auch auf halbe Seiten oder weniger gepasst hätten und keinen Mehrwert für das Buch darstellen und einigen Seiten, die nicht mal zur Hälfte gefüllt sind. Das ganze samt hanebüchenem Inhalt für gerade mal 16 Euro in Klappenbroschur. Hauptsache der Name Fitzek steht drauf. So lässt sich ein Jubiläum doch ganz gut finanzieren. Sorry, not sorry. Für mich, eines der schlechtesten Bücher, die ich je gelesen habe.

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