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Veröffentlicht am 14.08.2023

Dem Täter auf der Spur – oder auch nicht?

Die Erfindung des Lächelns
1


Wir schreiben das Jahr 1911 als aus dem Pariser Louvre eines der berühmtesden Kunstwerke überhaupt, die „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci, geraubt wird. Doch wer hat diesen dreisten Kunstraub zu verantworten? ...


Wir schreiben das Jahr 1911 als aus dem Pariser Louvre eines der berühmtesden Kunstwerke überhaupt, die „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci, geraubt wird. Doch wer hat diesen dreisten Kunstraub zu verantworten? Einer der Künstler vom Montmartre, gar die Picasso-Bande? Hat etwa ein amerikanischer Millionär diesen Kunstraub in Auftrag gegeben, oder hängt dieser Raub mit den russischen Anarchisten zusammen, die zu der Zeit in Paris ihr Unwesen treiben? Fragen über Fragen, mit denen sich Juhel Lenoir für die Pariser Polizei beschäftigen muss.
Und schon bald beginnt ein wilder Ritt durch ständig wechselnde Schauplätze und Handlungen. Wir lernen so die Belle Époche wie auch zeitgenössische Künstler in den turbulenten Jahren 1911-1914 in dem Ort (Paris) kennen, „wo sich das zwanzigste Jahrhundert befand“. Allerdings wandeln die Handlungsorte, Handlungstränge und handelnden Personen in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit, teilweise angefacht durch Opiumträume, Ätherrausch oder satanistische Séancen. All diese Szenen werden lose zusammengehalten durch den Raub der La Joconde, die irgendwie mit allen etwas zu tun hat.
Entsprechend gibt es in diesem Roman auch nicht „die Hauptfigur“ – abgesehen von der Mona Lisa -, sondern für jeden Handlungstrang eine eigene Hauptfigur. Wobei Tom Hillenbrand die Charaktere gut beschrieben hat und mir persönlich dadurch den Maler Pablo Picasso persönlich etwas nähergebracht hat.
"Die Erfindung des Lächelns", was für ein Titel Chapeau! Allein das ist schon ein Grund dieses Buch zu kaufen. Allerdings ist der Titel gleichzeitig auch eine Hypothek, denn gepaart mit dem Klappentext suggeriert er, dass es sich um einen historischen Kriminalroman handelt, der sich in erster Linie mit dem Raub der Mona Lisa beschäftigt. Das ist dieses Buch leider nicht. Eher handelt es sich um einen Episodenroman der die Atmosphäre oder auch „Die Farben der Welt“ im brodelnden Paris Anfang des 20. Jahrhunderts sehr gut wiedergibt, bei dem aber der Raub und die Aufklärung desselben zwischenzeitlich teilweise zur Nebensache wird. Deswegen kann ich aufgrund meiner Erwartungshaltung leider nur drei Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 20.04.2023

Eine Prinzessin auf Kaperfahrt

Das Lied der See
1

Wer möchte nicht gerne eine Prinzessin sein? Allerdings nicht unbedingt Angelina, die Prinzessin von Calada. Nachdem feindliche Heere ihr Land überfallen haben, bleibt ihr nichts als die Flucht über das ...

Wer möchte nicht gerne eine Prinzessin sein? Allerdings nicht unbedingt Angelina, die Prinzessin von Calada. Nachdem feindliche Heere ihr Land überfallen haben, bleibt ihr nichts als die Flucht über das Meer zu ihrem Verlobten, dem Kaiser der Sonneninseln. Gerade den Feinden entkommen, fallen Angelina und ihre Zofe in die Hände von Hektor Lewis, einem charismatischen Piraten, der nicht nur Schätze, sondern auch die Herzen aller Damen stiehlt. Auf ihrem Weg zu den Sonneninseln gilt es gefährliche Abenteuer zu überstehen, welche Geheimnisse verbirgt Kaptein Lewis und wird er Angelina an ihren Verlobten, den Kaiser der Sonneninseln übergeben? Und wenn ja, will Angelina überhaupt noch den Kaiser heiraten, nachdem sie in Hektors blauen Augen versunken ist wie in den Tiefen eines blauen Meers?
Tanja Penninger nimmt die Leser mit auf eine Reise übers Meer voller überraschender Wendungen und nicht endender Abenteuer. Da wir uns im Genre eines Fantasy-Romans befinden, habe ich auch nichts Anderes erwartet habe. Ist das eine Abenteuer überwunden beginnt sofort das nächste, aber die Story ist allerdings in sich stimmig. Trotzdem ist das Buch eher für die Leserschar der jüngeren Erwachsenen bestimmt.
Die Figuren sind unterschiedlich ausgearbeitet. Aufgrund ihrer Erziehung zur Prinzessin ist Angelina eher egoistisch geprägt, erst später wird sie emphatischer und entsprechend auch sympathischer. Hektor Lewis erinnert ein wenig an Sir Francis Drake, den Piraten der Königin. Kein Wunder, dass alle Frauen bei ihm dahinschmelzen.
Fazit: Das Lied der See ist ein durchaus spannender Fantasy-Abenteuerroman, bei dem auch die Liebe nicht zu kurz kommt. Empfehlenswert ist er eher für die Leserschar der jüngeren Erwachsenen.

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Veröffentlicht am 12.05.2021

Eine Urlaubslektüre

Die Walfängerin von Borkum
7

Die Walfängerin von Borkum

Zwei Brüder - aufgewachsen auf der ärmlichen Insel Borkum - haben seit frühester Kindheit einen gemeinsamen Traum: Im stürmischen Eismeer auf gefährliche, aber ebenso lukrative ...

Die Walfängerin von Borkum

Zwei Brüder - aufgewachsen auf der ärmlichen Insel Borkum - haben seit frühester Kindheit einen gemeinsamen Traum: Im stürmischen Eismeer auf gefährliche, aber ebenso lukrative Waljagd zu gehen. Da gibt es Joris: gutaussehend, groß, strahlend, sympathisch und auf seiner Heimatinsel Borkum gefeiert wie ein Popstar, weil er im 17. Jahrhundert zum Commandeur eines Walfängers befördert wird. Ruhm und Reichtum scheinen für ihn in greifbarer Nähe. Sein Bruder Nils dagegen immer etwas schmächtiger, leichtsinnig und unbeherrscht, hat durch ein tragisches Unglück eine Hand und seine Zukunftsperspektiven verloren. Neid und Missgunst nagen seitdem an seiner Seele. Der klassische Kain und Abel Konflikt! Zwischen diesen beiden Brüdern steht eine Frau: Fenja, die eigentliche Hauptperson des Buches, denn Claudia Schirdewan legt in diesem Buch den Fokus auf eine Liebesgeschichte eingebettet in einem Bruderzwist. Als Joris in See sticht und Fenja in der Obhut seines Bruders Nils zurücklässt, ist sie 16 Jahre alt, mit Joris verlobt und trägt schon die Verantwortung für ihre jüngere Schwester und den trunksüchtigen Vater. Kann sie dieser Verantwortung gerecht werden und ist Nils wirklich der verlässliche Bruder, wie Joris es sich erhofft?

Eine drohende Gefahr symbolisiert sehr gut das Cover des Buches: Eine junge Frau steht etwas verloren am Strand und blickt aufs Meer. Am Horizont ziehen dunkle Wolken auf. Die Szene wirkt beim genaueren Hinsehen etwas bedrohlich für Fenja. Und das ist es auch, unsere Hauptperson muss sich in der langen Abwesenheit von Joris vieler Gefahren erwehren. Allerdings so sehr ich mit ihr leide, ob der Sorge um ihre große Liebe und der großen Verantwortung für ihre kleine Schwester, die sie fast erdrückt, möchte ich sie manches Mal schütteln und sie anbrüllen, dass sie endlich anfangen solle selber zu denken! Einerseits ist sie liebenswert und fürsorglich, andererseits zu ängstlich, naiv und reagiert gerade in Stresssituationen nicht immer richtig. Erst ganz zum Schluss des Buches bekommt sie etwas mehr „Biss“. Das reicht mir dann aber nicht mehr aus, um sich mit ihr zu identifizieren. Mit den Nebencharakteren der selbstbewussten Neele, dem Bader Owe und dem jungen Georg kann Claudia Schirdewan mich dann wieder ins Boot holen.

Claudia Schirdewan schreibt seit frühester Kindheit Geschichten und gerne historische Romane, die an der Nordseeküste spielen. Mit „Die Geliebte des Nachtwächters“ hat sie den Leser bereits auf eine Reise mit in das Genre der historischen Romanze genommen. Und auch „Die Walfängerin von Borkum“ würde ich diesem Genre zuordnen.

Der Roman ist handwerklich gut aufbereitet. Sehr ausdrucksstark beschreibt Claudia Schirdewan hier die wunderschöne Natur der Insel Borkum, so dass ich mich gerne von den Bildern dieser besonderen Landschaft beeindrucken lasse. Gleichzeitig schildert sie eindrucksvoll das karge Leben und die Not, die im 17. Jahrhundert unter den Küstenbewohnern herrschte. So denke ich mit Schauern daran, dass die Eltern des jungen Georg für ihren 12-jährigen Sohn einen Kontrakt für die Arbeit auf einen Walfänger abschließen mussten, weil die Familie ohne seine Heuer nicht über den Winter gekommen wäre. Insgesamt bin ich bezüglich des Buches zwiegespalten: Teilweise schreibt die Autorin so rasant, spannend und fesselnd, dass ich den Roman nicht aus der Hand legen mochte, andererseits entwickelt sie gerade zum Schluss einige Handlungsstränge nicht bis zum Ende, so dass die Geschichte teilweise etwas unglaubwürdig wirkt. Speziell der Teil des Buches, der sich mit dem Walfang beschäftigt, fesselt den Leser besonders. Etwas mehr davon, hätte dem Roman sehr gut getan und auch dem Titel hätten zwei Buchstaben weniger deutlich besser gestanden.

Fazit:
„Die Walfängerin von Borkum“ ist eine schöne Urlaubslektüre für einen Leser, der gemütlich im Strandkorb sitzend, die Atmosphäre und Geschichte dieser ganz besonderen Region in sich aufnehmen möchte und dabei spannend und fesselnd unterhalten sein will.

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