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Veröffentlicht am 16.06.2021

Sittengemälde des 19. Jahrhunderts

Träume von Freiheit - Ferner Horizont
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Auch der zweite Roman von Silke Böschen, der unter dem Übertitel "Träume der Freiheit" im Gmeiner Verlag erschienen ist, erzählt über wahre Schicksale von amerikanischen Frauen in Deutschland.

Diesmal ...

Auch der zweite Roman von Silke Böschen, der unter dem Übertitel "Träume der Freiheit" im Gmeiner Verlag erschienen ist, erzählt über wahre Schicksale von amerikanischen Frauen in Deutschland.

Diesmal begleiten wir die blutjunge Florence de Meli in Dresden des 19. Jahrhunderts. Sie ist Mitglied der amerikanischen Gesellschaft in der sächsischen Hauptstadt. Die junge, hübsche und nicht auf den Mund gefallene Florence ist ein immer gern gesehener Gast in der Dresdner High Societey, was besonders ihrer Schwiegermutter Antoinette ein Dorn im Auge ist. Ihr krankhaft eifersüchtiger Mann Henri, der dem Alkohol nicht abgeneigt ist, hört immer mehr auf die bösartigen Einflüsterungen seiner Mutter und lässt Florence entmündigen. In einer Nacht und Nebel Aktion wird sie mithilfe eines befreundeten Arztes in die Irrenanstalt Sonnenstein gebracht. Florence versucht mit Hilfe ihrer Freundinnen zu fliehen und die Scheidung einzureichen. Doch in einer Zeit, wo in der Irrenanstalt Menschen gebrochen werden, um danach einfach vor sich hinzuvegetieren und Frauen keinerlei Rechte haben, ist dies nicht einfach. Nur mit Hilfe der angesehenen Ehemänner ihrer Freundinnen gelingt ihnen die Verlegung in ein Sanatorium, wo Florence die Flucht gelingt. Doch es stellt sich noch immer die Frage: Kann sie ihre Kinder zurückgewinnen und vom europäischen Kontinent in die alte Heimat fliehen?

Wie schon im ersten Roman von Silke Böschen "Flammen am Meer" hat sie auch diesmal eine historische Figur in den Mittelpunkt ihres Romans gestellt. Es ist wiederum eine starke Frau, die um ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpft, was zu dieser Zeit nur sehr schwer möglich war. Die Autorin zeigt vorallem das damalige Sittenbild und die gesellschaftlichen Zwänge sehr genau auf. Als Frau war man völlig vom Vater oder Ehemann abhängig. Er bestimmte und konnte sie, wenn sie ihm lästig wurde, jederzeit entmündigen oder wegsperren lassen. Hysterie oder Ungehorsam waren nur eine von vielen "Krankheiten" die von Männern gerne als Grund für einen Aufenthalt in der Psychatrie rechtfertigten. Was Florence in der Irrenanstalt erlebt, lässt einem die Haare zu Berge stehen.

Silke Böschen hat das Leben ihrer Florence etwas abenteuerlicher gestaltet, als die historisch belegte Figur. Dies hält auch den Spannungsbogen im Roman höher und lässt einem trotzdem in das wahre Leben von Florence blicken. Vorallem die Intrigen ihrer Schwiegermutter haben mich beim Lesen richtig aufgeregt. Nur in der Mitte flachte die Handlung ein bisschen ab.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist der Zeit angepasst und lässt sich sehr gut lesen. Er ist sehr bilhaft, denn ich hatte Florence Leben in Bildern in meinem Kopf. Auch die damalige Kleidung und das Stadtbild von Dresden konnte ich mir wunderbar vorstellen.
Fiktion und wahre Begebenheiten werden von der Autorin gekonnt vermischt. Sie hat wieder akribisch recherchiert und im Nachwort genau erklärt, was der Fiktion und Wahrheit entspringt. Dazu gibt es Personenregister, die fast gesamte Lebensläufe erzählen, und sich interessant lesen lassen.

Fazit:
Ein weiterer Roman über das Schicksal einer jungen amerikanischen Frau in Deutschland, die um ihre Unabhängigkeit kämpft. Ein Sittengemälde des 19. Jahrhunderts - spannend erzählt. Trotzdem gefiel mir "Flammen am Meer" eine Spur besser...

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Veröffentlicht am 14.06.2021

Die Stärke der Töchter

Die Stärke der Töchter
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Der zweite Band der Reihe um die Lehmanns und Falkenbachs von Ellin Carsta ist wieder gewohnt spannend erzählt. Mich packt der Schreibstil der Autorin immer wieder, egal ob sie unter Ellin Carsta, Caren ...

Der zweite Band der Reihe um die Lehmanns und Falkenbachs von Ellin Carsta ist wieder gewohnt spannend erzählt. Mich packt der Schreibstil der Autorin immer wieder, egal ob sie unter Ellin Carsta, Caren Benedict oder Petra Mattfeld schreibt.

Diesmal stehen - wie der Titel bereits suggeriert - die Schwiegertöchter der drei Familien im Mittelpunkt. Ein ganz besonders schlimmes Ereignis verbindet Irma, Elisabeth und Clara, das die drei genauso zusammenschweißt, wie das schreckliche Geheimnis von Wilhelm, Heinrich und Paul-Friedrich aus dem ersten Weltkrieg. Die drei jungen Frauen demonstrieren Stärke und Kraft. Alle drei versuchen ihre Situationen zu verbessern und auch eigenständiger zu werden. Während Elisabeth ihren Ferdinand kaum sieht, weil er sich dem Militär verschrieben hat, versucht Clara Gustav bei der neuen Arztpraxis unter die Arme zu greifen. Das Geheimnis um ihre Vergangenheit wird ebenfalls aufgeklärt. Irma bekommt Rückhalt von ihren Schwiegereltern, die Leopold ein Ultimatum stellen. Wilhelmine nimmt ebenfalls einen größeren Part in der Geschichte ein. Sie hinterfragt immer mehr die politischen Vorgänge, hält aber noch an Hitlers Aussagen fest. Als ein politisch Verfolgter bei Gustav Falkenbach Unterschlupf sucht, bringen seine Ansichten Wilhelmine noch mehr zum Nachdenken.
Paul-Friedrich erhält eine Nachricht, die ihn dazu bringt mit Wilhelm gegen Heinrich vorzugehen. Doch Wilhelm erleidet einen Schwächeanfall, bevor Paul-Friedrich sich mit ihm austauschen kann....

Die politische Lage spitzt sich ebenfalls zu. Es ist 1937 und nicht mehr lange bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. Wer kein Parteimitglied ist, bekommt erhebliche Schwierigkeiten, was auch Wilhelm zu spüren bekommt. Paul-Friedrich hingegen nutzt die Gunst der Stunde, um das Grundstück der jüdischen Nachbarn zu erwerben, die das Land verlassen müssen. Er ist ein gewiefter Geschäftsmann, der seine Chancen erkennt und sie clever abwägt.

Die Handlung wird wieder aus der Sicht verschiedener Figuren erzählt. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat der jeweiligen Person, um die sich dieses Kapitel dreht.

Die Charktere entwickeln sich weiter, einige Geheimnisse werden aufgelöst, neue kommen hinzu. Wie es bei einer großen Familiensaga gang und gäbe ist, endet auch dieser Band mit einem kleinen Cliffhanger.

Fazit:
Eine tolle und spannende Fortsetzung der Falkenbach-Reihe, auch wenn mir der erste Band ein bisschen besser gefallen hat. Nun freue ich mich auf Band 3, der demnächst erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 07.06.2021

Briefe einer Mörderin

Leichenblume
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Einen Thriller aus Dänemark habe ich bisher - mit Ausnahme der Reihe von Jussi Adler-Olson - kaum gelesen. Umso mehr habe ich mich gefreut eine neue Thrillerreihe aus diesem schönen Land gefunden zu haben.
"Leichenblume" ...

Einen Thriller aus Dänemark habe ich bisher - mit Ausnahme der Reihe von Jussi Adler-Olson - kaum gelesen. Umso mehr habe ich mich gefreut eine neue Thrillerreihe aus diesem schönen Land gefunden zu haben.
"Leichenblume" ist der Auftakt der Heloise Kaldan Reihe. Im Mittelpunkt steht die namensgebene Journalistin, die von der polizeilich gesuchten Mörderin Anna Kiel einen rätselhaften Brief erhält. Diese Frau hat vor Jahren einen reichen Anwalt kaltblütig ermordet und ist seitdem verschwunden. Natürllich hat damals auch die Zeitung, bei der Heloise arbeitet, darüber berichtet. Heloise war jedoch nicht die zuständige Journalistin. Deswegen ist sie sehr irritiert einen persönlichen Brief mit Andeutungen, die außer ihr niemand wissen kann, von der gesuchten Mörderin zu erhalten. Zur selben Zeit erzählt eine ältere Dame im Polizeipräsidium Kommissar Erik Schäfer, dass sie sicher ist Anna Kiel iwährend ihres Urlaubes in Südfrankreich gesehen zu haben. Heloise beginnt eigenständig nachzuforschen und gerät dadurch auch ins Visier des Kommissars.
Beide versuchen die Spur von Anna Kiel aufzunehmen. Diese versucht an bestimmte Dokumente zu gelangen, um eine unglaubliche Geschichte aufzudecken, die Heloise veröffentlichen soll. Während diese damit ihren Status als glaubwürdige Journalistin wiederherstellen möchte und die wahre Geschichte hinter dem damaligen Mord als Erste veröffentlichen will, hat Kommissar Schäfer die Verurteilung der Mörderin im Visier...und erst danach das Motiv.

Der Start ins Buch ist direkt. Zuerst lernen wir Anna Kiel kennen, die jedoch noch sehr fremd bleibt, aber die Neugierde des Lesers weckt. Warum hat sie sich blutbesudelt vor die Überwachungskamera gestellt und sich damit selbt beschuldigt? Wohin ist sie verschwunden und warum schreibt sie gerade Heloise? Letzteres fragt sich auch die junge Journalistin, die sich keinen Reim aus den rätselhaften Briefen an sie machen kann.

Heloise tritt bei ihren Nachforschungen den falschen Leuten auf die Füße und startet damit eine Kettenreaktion, die sie in Lebensgefahr bringt. Dazwischen Erik Schäfer als ermittelnder Kommissar, der versucht einen weiteren Mordfall aufzuklären und Anna Kiel zu finden. Nach und nach decken sich die einzelnen Puzzleteilchen auf und lassen den Leser an einer unglaublichen Geschichte teilhaben, die das Motiv für den Mord an den reichen Anwalt völlig nachvollziehbar macht.

Die detailreichen Beschreibungen lassen sehr schnell Bilder im Kopf entstehen. Hancock erzählt ihre Geschichte aus welchselnden Perspektiven. Die Kapitel sind kurz und prägnant. Die titelgebende Leichenblume bekommt ebenfalls eine Erklärung. Die Autorin versteht es falsche Fährten zu legen und den Leser mit kleinen unvorhersehbaren Wendungen zu überraschen. Einzig die Charaktere blieben mir teilweise noch etwas fremd. Hier hoffe ich in den folgenden Teilen etwas mehr Zugang zu ihnen zu finden. Krimi- und Thrillerreihen leben oftmals von Ermittlern, die mir mit der Zeit ans Herz gewachsen und "Freunde" geworden sind. Für mich ein wichtiger Aspekt auch zum nächsten Band zu greifen.

Was ich besonders mochte ist, dass es endlich mal wieder ein Thriller geschafft hat, mich nicht mit einem völlig überzogenen Ende zu enttäuschen. Die Auflösung ist stimmig und nachvollziehbar. Zum Schluss bleibt noch ein klitzekleiner Cliffhanger, der Lust auf die Folgebände macht.


Fazit:
Mich konnte der Reihenauftakt von Anne Mette Hancock soweit überzeugen, dass ich sicherlich den Nachfolgeband lesen werde. Noch fehlt mir der richtige Zugang zu den Hauptprotagonisten. Der Plot war jedoch toll aufgebaut und das Ende stimmig und nachvollziehbar.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Auf zu neuen Ufern

Die Fotografin - Das Ende der Stille
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Den Abschlussband der Fotografinnen-Saga um Mimi Reventlow durfte ich vorab lesen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Vielen herzlichen Dank!

Schon nach den ersten Zeilen war ich wieder mitten im Geschehen ...

Den Abschlussband der Fotografinnen-Saga um Mimi Reventlow durfte ich vorab lesen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Vielen herzlichen Dank!

Schon nach den ersten Zeilen war ich wieder mitten im Geschehen und freute mich über das Wiedersehen mit Mimi und Anton, die endlich ein Paar sind. Doch der Krieg hat einiges verändert. Anton vernachlässigt zunehmend die Druckerei, denn er kann die Kriegserlebnisse nicht vergessen. Immer wieder hat er seine verletzten Kameraden vor Augen und versucht den Amputierten mit Prothesen zu helfen. Doch er ist kein Fachmann und verzweifelt langsam an seiner Unfähigkeit. Das von ihm immer wieder angesprochene Thema bei Treffen mit Freunden nimmt immer mehr Raum ein und bringt Spannungen mit sich. Da kommt für Mimi ein Angebot eines Filmstudios in Hollywood gerade zur rechten Zeit, um etwas Abstand in die Beziehung zu bringen. Sie soll für einen Bildband den großen Stummfilmstar Chrystal Kahla ablichten. Etwas verwundert, dass jemand in Amerika ihren Namen kennt, nimmt sie das großzügige Angebot des Regisseurs an und reist gleich zu Beginn des fünftes Bandes über den großen Ozean.
Anton ist dadurch irritiert und verletzt. Obwohl sie durch den Krieg solange getrennt und erst dadurch erkannt hatten, dass sie sich mehr bedeuten, will ihn Mimi schon wieder verlassen? Beide ahnen nicht, dass hinter dem berühmten Stummfilmstar Chrystal Kahla Antons Jugendliebe Christel Merkle aus Laichingen steckt, die vor Jahren Deutschland verlassen hat. Nun versteht Mimi auch, warum gerade sie in die Filmstudios eingeladen wurde.....

Wir begleiten Mimi auf ihrer Reise in die USA und erleben mit ihr neue Abenteuer. Von der Westküste und den Filmstudios geht es weiter in den Südwesten und in die Weite der Wüste, die Mimi hilft über ihr Leben nachzudenken.
Mimis Beschäftigung mit der titelgebenden Fotografie habe ich in diesem letzten Buch der Reihe etwas vermisst. Sie arbeitet zwar am Bildband von Chrystal, der jedoch mit der Zeit mehr und mehr zu einer Biografie wird. Der Leser erfährt dadurch wie es Christel nach ihrer Flucht aus Laichingern ergangen ist. Viele Seiten werden mit verschiedenen Themen gefüllt, z. Bsp. habe ich etwas mehr über die damalige Stummfilmzeit erfahren, was ich sehr interessant fand.
Während Anton an einem Scheideweg steht, treffen wir auch wieder auf Alexander, was mich sehr gefreut hat. Nachdem er im Abschluss von Band vier endlich seinen Mentor Mylo verlassen hat, findet er zu sich selbst zurück und aus Paon wird wieder Alexander. In Bad Kreuznach lebt er inkognito und lernt die hübsche Lena kennen, die so wie er aus einer Arbeiterfamilie stammt. Es ist für beide Liebe auf den ersten Blick. Doch auch hier hat die Autorin weitere Überraschungen für den Leser parat.
Die Charaktere sind wieder sehr lebendig beschrieben. Wie gewohnt erzählt Petra Durst-Benning aus verschiedenen Perspektiven, wobei diesmal neben Mimi der Hauptaugenmerk auf Christel und Alexander gelegt wird.

Gelungen fand ich die Verbundenheit der Freunde, die nach all den Jahren noch immer verhanden ist, auch wenn sich ihre Wege getrennt hatten. "Wir alle haben uns nie für den einfachen Weg entschieden, im Gegenteil" meint Alexander bei der Réunion der Freunde in Bad Kreuznach, die noch einige Überraschungen birgt. Ein Aufruf an uns alle, sich um alte Freundschaften zu kümmern!

Und so kommt die Reihe zu einem gelungen Abschluss, der mich wehmütig auf die gelesenen fünf Bücher zurückblicken lässt. Die gemeinsame Reise ist nun zu Ende. Die Saga um Mimi Reventlow wird aber immer einen Platz in meinem Bücherregal und in meinem Herzen haben. Vielen herzlichen Dank Petra Durst-Benning!

Fazit:
Der finale Band der Fotografinnen-Saga hat mich nun mit einem weinenden und lachenden Auge zurückgelassen, denn die Reihe ist zu Ende erzählt. Vom Beginn der Wanderfotografin bis hin zum Ende der Stummfilmzeit durften wir Mimi Reventlow begleiten. Eine wunderbare Reise über fünf Bände geht zu Ende - eine Reise, die ich allen ans Herz legen möchte!

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Veröffentlicht am 21.05.2021

The Beauty of Claire

Wie Träume im Sommerwind
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Katharina Herzogs Autorenleben verfolge ich bereits seit sie noch unter ihrem Klarnamen Katrin Koppold geschrieben und selbst veröffentlicht hat. Ich mag ihre leichteren Sommerromane und lasse mich gerne ...

Katharina Herzogs Autorenleben verfolge ich bereits seit sie noch unter ihrem Klarnamen Katrin Koppold geschrieben und selbst veröffentlicht hat. Ich mag ihre leichteren Sommerromane und lasse mich gerne in fremde Länder oder an das Meer entführen.

In ihrem neuen Roman lernen wir Emilia kennen, die auf dem Rosenhof ihrer Eltern in Usedom aufgewachsen ist. Seit ihrer Kindheit liebt sie Düfte und möchte Parfümerin werden. Als sie einen der schwer zu ergatternden Plätze an der "Ecole de Givaudan" in Paris bekommt, rückt ihr Berufswunsch immer näher. Doch dann fällt sie zweimal bei der Abschlussprüfung durch und ihr großer Traum zerplatzt. In Pauls Bistro schiebt sie Nachtschichten, um ihre kleine Wohnung bezahlen zu können. Ihren Eltern hat sie noch immer nicht gebeichtet, dass sie durchgefallen ist. Doch ein plötzlicher Anruf mit der Schocknachricht, dass ihre ältere Schwester Clara einen schweren Autounfall und seitdem im künstlichen Tiefschlaf liegt, holt sie zurück in die Heimat. Auf dem Rosenhof warten jedoch weitere Herausforderungen auf sie. Clara bittet Emilia in einer Verfügung, sich um ihre beiden Kinder Lizzy und Felix zu kümmern. Lizzy, die pubertierende 13jährige, ist aufeinmal gar nicht mehr "handzahm", wie es Emilia gewohnt ist. Und der 5jährige Felix leidet daran, dass sein leiblicher Vater ihn zu sich und seiner zweiten Frau holen möchte.
Als Emilia in Claras Zimmer einen Brief aus England findet, der ein Foto einer ganz besonderen Rose mit den Namen "Beauty of Claire" zeigt, versucht Emilia mehr darüber zu erfahren. Außerdem findet sie heraus, dass Clara wenige Tage nach dem Autounfall nach Kent geflogen wäre.

Für Emilia war ihre große Schwester immmer ihr Vorbild: wunderschön, intelligent, beliebt und vernünftig. Nur einmal scheint sie über die Stränge geschlagen zu haben, denn Lizzy ist ein uneheliches Kind und den Namen des Vaters hat Clara nie verraten. Emilia war dagegen das krasse Gegenteil - wild und unangepasst. Umso mehr leidet sie unter der Situation, dass Clara im künstlichen Tiefschlaf liegt und sie "Mutterersatz" sein soll. Emilia versucht auf ihre Art Clara zu helfen und heraus zufinden, was damals passiert ist, als ihre ältere Schwester im Jahr 1999 die Sommermonate in Kent bei der Freundin ihrer Mutter verbracht hat. Gemeinsam mit Lizzy fliegt sie nach Südengland und erhofft sich Antworten auf die Frage nach der "Beauty of Claire", die sie für Clara finden möchte und die anscheinend nach ihr benannt wurde. Außerdem wäre diese besondere Rose ein großer Gewinn für den Rosenhof ihrer Eltern, der in einer Krise steckt.

Die Autorin erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen, wobei die Gegenwart den überwiegenden Anteil hat. In Rückblenden aus dem Jahr 1999 erleben wir mit Clara einen unvergesslichen Sommer in Kent. Auf Sissinghurst Castle erlebt sie nicht nur die einzigartige Pracht der Gärten, sondern lernt ihre große Liebe kennen. Dadurch erfährt der Leser -noch vor Emilia- einige Geheimnisse und die Zusammenhänge um die "Beauty of Claire".

Katharina Herzog erzählt in ihrem gewohnt leichten und atmosphärischen Schreibstil über die Liebe zu den Düften, den Rosen, über Schwesternliebe und Geheimnisse. Das Zusammenspiel von Rosen und Düften hat mir sehr gut gefallen. Zusätzlich habe ich noch mehr über Sissinghurst Castle erfahren. Dabei ist mir Vita Sackville-West "wieder über den Weg gelaufen". Sie ist mir erst vor kurzem in Martina Sahlers "Die englische Gärtnerin" begegnet. Eine sehr außergewöhnliche Frau, die sich neben dem Schreiben von Novellen und Theaterstücken, sehr für die Gartengestaltung interessierte und die Sissinghurst Castle zu dem machte, was es heute ist: eine der beliebtesten Gartenanlagen der Welt.
Viele kleine Szenen, die ans Herz gehen, haben mich mitfühlen lassen mit Emilia und ihrer Familie. Ich konnte den Duft der Rosen riechen und fühlte mich auf Usedom und in Kent sehr wohl. Ebenso sorgte ich mich mit Emilia um ihre Schwester und um den Rosenhof. Das Familiendrama spitzt sich immer mehr zu und man hofft auf eine Genesung von Clara, während man gleichzeitig auf das Lüften des Geheimnisses wartet. Ich habe mich keine Sekunde gelangweilt und diesen Roman sehr gerne gelesen.
Zum Ende hin handelte Emilia etwas unreif. Sie hat für mich nicht wie eine über 30jährige gewirkt. Etwas mehr Potenzial hätte ich mir auch von der alten Liebe zwischen Emilia und Josh erhofft. Ich mag es zwar lieber ohne kitschige Liebesgeschichte, aber diese Jugendliebe konnte ich schwer greifen. Deshalb gibt es auch einen Stern Abzug.

Neben dem wunderschönen Cover muss ich noch die Karte von Usedom auf der Innenklappe der Broschur erwähnen, wie auch das Personenverzeichnis hinten.

Fazit:
Ein Wohlfühlroman, der uns in die Welt der Düfte und Blumen entführt, ein Familiendrama und eine Liebesgeschichte mit leisen Tönen...all das beinhaltet "Wie Träume im Sommerwind" und bringt dem Leser wohlige Lesstunden.

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