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Veröffentlicht am 29.05.2021

Etwas abgedreht und sehr humorvoll - schwierige Mitte, starkes Ende

Der erste letzte Tag
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Livius und Lea stranden beide in München als ihr Flug nach Berlin wegen eines Schneechaos gestrichen wird. Entsprechend beliebt sind die Mietwagen am Flughafen, weshalb Lea und Livius - zwei sich eigentlich ...

Livius und Lea stranden beide in München als ihr Flug nach Berlin wegen eines Schneechaos gestrichen wird. Entsprechend beliebt sind die Mietwagen am Flughafen, weshalb Lea und Livius - zwei sich eigentlich fremde Menschen - sich notgedrungen den letzten verfügbaren Mietwagen teilen müssen. Livius will in Berlin seiner eigentlich verlorenen Ehe mit Yvonne noch eine zweite Chance geben; Lea muss zu einem Interviewtermin. Doch die wenigen Autostunden von München nach Berlin werden 1. länger und 2. sehr viel ungewöhnlicher als erwartet. Vor den beiden liegt ein abenteuerlicher und unvergesslicher Tag.

Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr leicht. Fitzek hat seinen Hauptprotagonisten Livius, aus dessen Sicht das Buch auch geschrieben ist, sehr sympatisch dargestellt. Und im Schreibstil immer mit dabei: eine ordentliche Portion Humor, was das Buch gerade zum Anfang sehr lesenswert und kurzweilig machte. 

Nach gut 50 Seiten erschließt sich dem Leser dann auch, was sich hinter dem Titel des Buches verbirgt - die eigentliche Idee hinter dem Roman -, doch hierzu möchte ich nicht mehr verraten. Zunächst fand ich die Idee unterhaltsam, doch relativ schnell driftete sie in eine sehr übertriebene Richtung ab. Lea hatte es bei mir auf der Sympathieskala entsprechend nicht leicht. Ihr Charakter scheint die meiste Zeit äußerst gewöhnungsbedürftig und wird erst zum Ende etwas durchsichtiger und auch angenehmer. Der Roman vermischt dabei leider Themen, die so nicht ganz so gut zusammenpassen. Auch ernste Themen werden angegangen, hinterlassen aber irgendwie einen bitteren Beigeschmack, da sie nur kurz angeschnitten, jedoch nicht wirklich vertieft werden, stattdessen hinterher sogar noch mit Humor belegt werden - eben weil der Roman vorwiegend sehr humorvoll ist und wohl auch sein will. Fitzeks Humor trifft auf jeden Fall meinen Geschmack, den ein oder anderen Witz empfand ich dann aber auch wieder als sehr gewollt.  

Dafür ist dem Autor das Ende sehr gut gelungen. Alle Übertreibung und Vermischung von Drama und Humor ist zum Ende hin tatsächlich vergessen, da der Autor unsere Charaktere endlich mal authentisch zeichnet. Es hält sicherlich für viele Leser auch eine Überraschung bereit.

Was ich abschließend jedoch noch kritisieren möchte: Das Buch wird im Klappentext als Roadtrip bezeichnet. Für mich kommt das aber keinem richtigen Roadtrip gleich, denn aufs Einfachste reduziert ist es wirklich nur eine Ein-Tages-Autofahrt über Deutschlands Autobahnen. Das ist kein Roadtrip, egal wie viele Pausen man auch einlegen mag ;). Bei mir hat dieses Wording falsche Erwartungen geweckt, deswegen möchte ich an dieser Stelle unbedingt darauf hinweisen, dass es so einer eben nicht ist.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

So fröhlich und düster wie das Erwachsenwerden

Hard Land
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Sams Geschichte spielt im Jahr 1985 in Missouri. Sam hat eine krebskranke Mutter, deren Tage täglich gezählt sein könnten, und einen langen Sommer vor sich. Um diesen nicht bei seinen gewalttätigen Cousins ...

Sams Geschichte spielt im Jahr 1985 in Missouri. Sam hat eine krebskranke Mutter, deren Tage täglich gezählt sein könnten, und einen langen Sommer vor sich. Um diesen nicht bei seinen gewalttätigen Cousins verbringen zu müssen, entscheidet er sich für einen Ferienjob im örtlichen Kino. Dort lernt er Cameron, Kirstie und Hightower kennen, zu denen er später interessante Freundschaften aufbaut.

"In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb." (S. 11) - So beginnt der Coming-of-Age-Roman eines Autors, der erste Sätze liebt. Dieser Satz fasst die Handlung zugleich in wunderbar banal kurzer Form zusammen. Aber natürlich wird hier inhaltlich mit sehr viel Tiefe aufgefahren. Der Leser durchlebt erneut die Zeit, wie es war, 15 zu sein, mit allem was dazu gehört: Probleme mit den Eltern, die erste Liebe, Gedanken über Sex und das erste Mal, aber auch Mobbing, Ausgrenzung, Andersartigkeit. Benedict Wells greift in diesem Roman zahlreiche Jugendthemen auf, die vor dem Hintergrund der 80er Jahre noch einmal in einem anderen Licht stehen, jedoch damals genauso erwähnenswert waren wie sie es heute sind. Fast 40 Jahre später sind die Probleme von Teenagern immer noch die gleichen.

Sam lernen wir zunächst als ruhigen, verschlossenen Jungen kennen - der typische Außenseiter. Doch er macht in diesem Roman eine starke Entwicklung durch, was neben ihm noch für weitere der Charaktere des Romans gilt. Die Stimmung des Romans fängt positiv an. Sie ist erfühlt mit der Euphorie junger Menschen zum Beginn der Sommerferien, umso mehr wir jedoch hinter die Fassaden der Figuren gucken, desto ernster wird es auch. Zum Ende nimmt das Buch einen würdigen Abschluss, auch wenn ich leider sagen muss, dass es sich am Ende dann sehr gezogen hat.

Sehr gut gefallen hat mir aber, dass die Musik der 80er hier großen Raum einnimmt. Die im Roman genannten Lieder nebenbei zu hören, empfinde ich als absolutes Muss, denn es macht viel der Stimmung im Buch aus.

Zusammengefasst: Die Themen sind ernst, die Stimmung dabei mal locker, leicht und fröhlich, mal bitter. Benedict Wells trifft hier denselben Nerv wie es auch Filme wie der "Breakfast Club" tun und steht meiner Ansicht nach thematisch und inhaltlich den Popliterarten der 2000er in Nichts nach.

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Veröffentlicht am 30.04.2021

Super Antiheldin und ausgefeiltes Magiesystem

Nocturna - Das Spiel des Fuchses
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In "Nocturna - Das Spiel des Fuchses" begleiten wir die beiden Protagonisten Finn und Alfehr, die verschiedener nicht sein könnten. Finn hat die Fähigkeit ihr Gesicht zu wechseln, Alfehr dagegen kann die ...

In "Nocturna - Das Spiel des Fuchses" begleiten wir die beiden Protagonisten Finn und Alfehr, die verschiedener nicht sein könnten. Finn hat die Fähigkeit ihr Gesicht zu wechseln, Alfehr dagegen kann die Magie anderer erkennen - und auf diese Weise manchmal sogar neutralisieren. Während Finn sich obdachlos durch die Straßen kämpft und versucht den Fängen ihres ungewollten Ziehvaters zu entkommen, muss sich Alfehr auf seine Zukunft als Thronfolger vorbereiten. Dennoch gibt er die Hoffnung nicht auf seinen älteren Bruder Dez wiederzufinden, der seit einem Anschlag verschwunden ist und nun für tot gehalten wird. Ungeplante Fügungen führen Finn und Alfehr schließlich zueinander und zum Lösen ihrer Probleme können sie sich gegenseitig tatsächlich ganz nützlich sein.

In "Nocturna" herrscht ein sehr ausgefeiltes Magiesystem vor: Es gibt verschiedene Formen von Magie, wobei jede Magie ihre eigene Farbe hat und mit unterschiedlichen Fähigkeiten verbunden ist, wie zum Beispiel das Beherrschen des Erdelements oder des Feuers. Darüber hinaus gibt es weitere magische Fähigkeiten, die sogenannten Propios - wie Finns Fähigkeit ihr Gesicht zu wechseln. Alles ein wenig komplex, aber durchaus interessant.

Die Welt, in der wir uns befinden, ist zu Anfang und Ende des Buches auf einer Karte festgehalten. Im Nachhinein habe ich mich allerdings gefragt wozu sie uns genau dienen soll, denn eigentlich spielt sich alles nur in einem einzigen Land ab. Die gesamte Welt bewegt sich in einem südamerikanischen Setting, ich habe mich von den Beschreibungen her sehr ans Mexikanische erinnert gefühlt. Dabei hat die Autorin immer wieder spanische Worte in die mündliche Rede ihrer Figuren einfließen lassen, vermutlich um es authentischer wirken zu lassen. Ich fand es etwas fragwürdig. Ich spreche etwas Spanisch und konnte alles verstehen, so ist es nicht. Und auch wenn man kein Spanisch kann, ergeben sich die Worte relativ gut aus dem Kontext. Dennoch: Wozu die Fremdwörter? In eine Fantasywelt passt für mich immer noch am ehsten eine Fantasiesprache rein. Auch wenn ich das Spanische liebe, hat es hier für mich nicht so richtig in diese magische Welt gepasst. Kurz gesagt: Ich fand es einfach unnötig. 

Dafür fährt die Geschichte aber mit tollen Charakteren auf: Ich finde Finn unheimlich toll! Sie ist eine super Protagonistin, eine Antiheldin, die mit ihrer Tiefe besticht und deren Ecken und Kanten man ihr daher einfach verzeihen muss. Auch Alfehr hat sich als guter männlicher Protagonist entpuppt, auch wenn ich mir in Bezug auf die ein oder andere Sache bei ihm eine etwas durchdachtere Ausarbeitung der Autorin gewünscht hätte - zum Beispiel im Hinblick auf seine zu Beginn der Geschichte angedeutete Alkoholabhängigkeit, die im späteren Verlauf total über Bord fällt.

Das Buch ist insgesamt Action-geladen, sodass man relativ gut durch die 500 Seiten kommt. Eine leichte Liebesgeschichte bahnt sich zwar an, steht aber sehr im Hintergrund und nimmt dabei kaum Raum ein. Hier hoffe ich auf mehr für den nächsten Band. Und oh ja, es gibt einen nächsten Band, was ich erst total übersehen hatte. Denn eigentlich ist die Geschichte schon in sich abgeschlossen. Da aber zumindest noch eine Frage am Ende offen geblieben ist, habe ich eine Vermutung worum es in der Fortsetzung gehen könnte. 

Das Finale des Buches wurde relativ schnell abgehandelt, da hätte ich mir lieber noch etwas mehr Spannung und dafür eine Fortsetzung im nächsten Band gewünscht.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Besser als der 2. Band der Grischa-Trilogie

Lodernde Schwingen
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"Lodernde Schwingen" ist der dritte Band der Grischa-Trilogie. Die Rezension kann daher Spoiler zu den vorherigen Bänden enthalten.

Alina ist nach ihrem letzten Kampf gegen den Dunkeln sehr geschwächt ...

"Lodernde Schwingen" ist der dritte Band der Grischa-Trilogie. Die Rezension kann daher Spoiler zu den vorherigen Bänden enthalten.

Alina ist nach ihrem letzten Kampf gegen den Dunkeln sehr geschwächt und erholt sich nun unter der Erde in der weißen Kathedrale. An ihrer Seite ist nun auch der Asket, der sie nicht aus den Augen lässt und derweil das Sagen hat. Er ist es auch, der Alina von ihren Freunden fernhält. Erst durch einen Hinterhalt können diese den Asketen in seine Schranken weisen und mit Alina durch die Tunnel im Untergrund verschwinden. Ihr Ziel: erst Nikolai und dann den Feuervogel finden. 

Charakterlich gab es in diesem dritten Band keine großen Entwicklungen mehr: Alina hat bei mir im zweiten Band bereits ordentlich an Sympathie eingebüßt, diese konnte sie leider auch im dritten Band nicht wiederherstellen. Ihre egoistische, dominante Ader kam hier zwar nicht mehr ganz so oft zum Ausdruck, dennoch konnte ich sie nicht mehr liebgewinnen. Die (tragische) Liebesgeschichte gefällt mir in diesem Band dagegen besser als im Vorgänger, auch wenn ich sie stellenweise als sehr ausgelutscht empfinde. Dafür hat Leigh Bardugo in die gesamte Handlung einige spannende und unvorhersehbare Wendungen eingebaut, die der Geschichte endlich wieder Pepp verliehen. Ich bin daher tatsächlich ganz bis zum Schluss im Dunkeln getappt was den Ausgang der Trilogie betrifft.  

Abschließend kann ich jedoch resümieren: Selbst für diejenigen, die wie ich im zweiten Band schon die Lust an der Reihe verloren haben, lohnt sich das Lesen dieses Abschlussbandes auf jeden Fall. Schon allein, wenn man die Buchreihe rund um Nikolai lesen will, sollte man diesen Band zwingend gelesen haben. Sonst würden einem für "King of Scars" essenzielle Infos zu Nikolais Vorgeschichte fehlen. Daher: Schließt die Trilogie auf jeden Fall mit diesem Band ab und lasst euch von einigen spannenden Wendungen überraschen.  

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Interessanter Einstieg, starke Mitte, schwaches Ende

Du kannst kein Zufall sein
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Es sollte der perfekte Heiratsantrag im London Eye werden - doch Joshs Freundin Jade nutzt die Gelegenheit lieber, um mit ihm Schluss zu machen. Josh verliert dabei nicht nur seine Liebe, sondern auch ...

Es sollte der perfekte Heiratsantrag im London Eye werden - doch Joshs Freundin Jade nutzt die Gelegenheit lieber, um mit ihm Schluss zu machen. Josh verliert dabei nicht nur seine Liebe, sondern auch Wohnung und Job. Kurz vor der 30 zieht Josh also wieder zu seinen Eltern und ist auch noch verzweifelt auf Jobsuche. Rückblickend hat Josh seiner Meinung nach viele schlechte Entscheidungen getroffen, was ihn zu seiner vorerst letzten Entscheidung führt: Zukünftig soll ein Münzwurf für ihn entscheiden - und zwar alles. Monate später begegnet Josh dann seiner Traumfrau im Londoner Kunstmuseum, doch er verliert sie später in der Menge, ohne sie nach ihrem Namen oder ihrer Telefonnummer gefragt zu haben. Nun liegt es an der Münze zu entscheiden: Soll Josh sich auf die Suche nach dieser Frau machen, obwohl sie überall auf der Welt leben könnte?

Josh ist mir als Protagonist sehr ans Herz gewachsen. Er ist selbstironisch, gern auch mal sarkastisch und lässt uns vollständig an seinen Gedanken teilhaben, die mich oft zum Schmunzeln gebracht haben. Auch seine besten Freunde Jake und Jessie sind sehr liebenswert. Die ersten ca. 120 Seiten plänkelt die Geschichte ein wenig vor sich hin. Wir lernen die Charaktere kennen und begleiten Josh durch seinen "neuen Alltag" mit dem Münzwurf. Ab genannter Seitenzahl trifft Josh dann aber endlich auf seine mögliche Traumfrau - die Frau, die Van Goghs Bild der Sonnenblumen so sehr liebt. Fortan nennen Joshs Freunde sie daher die Sonnenblumen-Frau. Man merkt von Anfang an wie sehr es bei Josh gefunkt hat und das ist wirklich sehr süß und unterhaltsam. Spätestens ab hier hat mir das Buch sehr viel Spaß gemacht.

Doch dann kamen die knapp letzten 100 Seiten. An einer Stelle erzählt eine Romanfigur, dass sie die Bücher, die sie liest, nie zu Ende liest, sondern stattdessen dann zu lesen aufhört, wenn die Geschichte gerade am schönsten ist und sich das Ende lieber selbst ausmalt. Das hätte ich für dieses Buch auch lieber mal beherzigen sollen. Denn die für mich beste Stelle war tatsächlich kurz vor der 300. Seite, danach nahm die Geschichte nach meinem Geschmack sehr unschöne und vorhersehbare Wendungen. Im Nachhinein hätte ich also tatsächlich lieber dort mit dem Lesen aufgehört.

Zusammengefasst ein unterhaltsamer Einstieg, eine starke und spannende Mitte und ein schwaches Ende, wofür ich insgesamt 4 Sterne vergeben kann.

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