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Veröffentlicht am 17.02.2024

Gute Idee - Umsetzung lässt Luft nach oben

Die Influencerin
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„Die Influencerin“ von Rebecca Russ ist ein Thriller, der die Schattenseiten des Berufs anhand der Lifestyleinfluencerin Sarah betrachtet. Bekannt ist sie unter dem Namen @sarahlauft und als ...

„Die Influencerin“ von Rebecca Russ ist ein Thriller, der die Schattenseiten des Berufs anhand der Lifestyleinfluencerin Sarah betrachtet. Bekannt ist sie unter dem Namen @sarahlauft und als solche auch sehr erfolgreich. Nachdem sich eine ihrer Followerinnen allerdings im zarten Alter von 16 Jahren das Leben genommen hat, wird ihr die Schuld dafür gegeben und sie bekommt Hass und Häme ab. Daraufhin deaktiviert sie ihren Account und es herrscht erst einmal Funkstille. Diese währt allerdings nicht lange, denn schon nach wenigen Wochen erscheint ein Fake Account mir ihren Bildern unter dem Namen @sarahrennt. Von da an wird sie im wahrsten Sinne des Wortes zur Verfolgten. Denn Follower zu haben oder im wahren Leben von einem Follower verfolgt zu werden, sind zwei Seiten der Medaille, und genau das ist es, was Sarah widerfährt. Sein Leben mit Tausenden von Menschen zu teilen, birgt eben auch Schattenseiten, wie in der Geschichte mehr als deutlich wird.
Die Idee dahinter finde ich sehr gut und passt absolut in die heutige Zeit. Allerdings ist die Umsetzung für mich nicht ganz gelungen. Denn es dauert eine ganze Weile, ehe die Leserinnen und Leser überhaupt vom Tod der Followerin Leonie erfahren und damit eben auch den Grund für Sarahs Social-Media-Abstinenz. Die Handlung nimmt erst mal nicht so richtig Fahrt auf und zieht sich etwas in die Länge. Lediglich die Einschübe eines Followers oder einer Followerin, die Sarah regelrecht und das sogar im wahren Leben zu stalken scheint, sorgt für die nötige Spannung. So muss Sarah nicht nur hinnehmen, dass es einen Fake Account unter ihrem Namen gibt, sondern auch, dass sie einige ominöse Präsente nach Hause erhält, die ihr nichts Gutes wollen. Im letzten Viertel der Geschichte beginnt dann langsam die Auflösung der rätselhaften Ereignisse und es kommen sogar noch einige neue und unerwartete Wendungen hinzu. Diese sind meiner Meinung nach der Geschichte aber nicht unbedingt dienlich und wirken teilweise ziemlich weit hergeholt. Leider wird der Plot damit eher überladen, weniger wäre hier mehr gewesen und hätte sicherlich auch für die nötige Spannung gesorgt.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Freundschaft aus unterschiedlichen Perspektiven

Heldinnen werden wir dennoch sein
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"Heldinnen werden wir dennoch sein" von Christiane Wünsche ist ein Roman über Veränderungen und Verluste, verpasste Chancen und Neuanfänge. Die Geschichte beginnt damit, dass die vier Freundinnen Susi, ...

"Heldinnen werden wir dennoch sein" von Christiane Wünsche ist ein Roman über Veränderungen und Verluste, verpasste Chancen und Neuanfänge. Die Geschichte beginnt damit, dass die vier Freundinnen Susi, Ute, Ellie und Helma an Susis Geburtstag erfahren, dass ihr damaliger bester Freund Frankie sich das Leben genommen hat. Obwohl sie lange keinen Kontakt mehr zu ihm hatten, bringt diese Nachricht alle aus dem Gleichgewicht. Darüber hinaus kommen alte Erinnerungen hoch, Erinnerungen an die eigene Jugend, die damalige Freundschaft und die Frage danach, warum die Freundschaft zu Frankie damals in die Brüche gegangen ist. All das erfahren die Leser:innen in den Kapiteln, die sich jeweils schwerpunktmäßig mit einer der vier Freundinnen sowie mit Lisa, der Tochter der ebenfalls zur damaligen Clique gehörenden Freundin Marie, befassen. Darüber hinaus gibt es immer wieder Rückblenden, durch die sich die Entwicklung der Freundschaft zwischen den Hauptfiguren immer weiter zusammenfügt.
Der Autorin ist es, wie ich finde, gut gelungen, die einzelnen Charaktere abzubilden. Von jeder der Freund:innen hatte ich eine sehr präzise Vorstellung, damals wie auch heute. Was mich stellenweise ein wenig gestört hat, war die teils oberflächliche Betrachtung und Darstellung einzelner Figuren. Teilweise wirkten sie jede auf ihre Art sehr stereotyp. So gab es zum einen, die mit ihrem Äußeren hadernde Susi, Ute, die ihren verpassten Chancen nachtrauert, die geschiedene Ellie, die sich von einer Männergeschichte in die nächste flüchtet und die alleinstehende Helma, die nie den richtigen Partner gefunden hat. Hier hätte ich es schön gefunden, wenn gerade mit diesen Klischees ein bisschen gebrochen worden wäre, denn das kommt an manchen Stellen etwas zu kurz. Insbesondere das Thema Äußerlichkeit wie in Susi Fall wird von ihrem Mann noch negativ befeuert.
Gut gefällt mir der Schreibstil des Buches, denn ich habe schnell in die Geschichte reingefunden und konnte sie flüssig lesen. Auch die Rückblenden kamen an den passenden Stellen und sorgten für ein besseres Verständnis der Erzählung. Immer mal wieder tauchen auch Worte von Frankie auf. Die im Zusammenspiel mit den heutigen und damaligen Ereignissen ein rundes Gesamtbild entstehen lassen.
Insgesamt enthält die Geschichte viel Tiefgang und reißt ein paar emotionale Themen an, leider konnte sie mich aber nicht so packen, wie ich es mir gewünscht hätte. Denn an manchen Stellen fehlte mich die Nachvollziehbarkeit und das Verständnis für verschiedene Situationen, was mich eher ernüchtert zurückgelassen hat. Auch mit dem Begriff Heldinnen konnte ich nicht allzu viel anfangen. Denn wahre Heldinnen habe ich in dem Buch nicht entdecken können. Nichtsdestotrotz trafen hier und da einige wenige heldenhafte Eigenschaften immer mal wieder auf eine bestimmte Figur zu. Insgesamt ist "Heldinnen werden wir dennoch sein" eine kurzweilige Unterhaltung, die an manchen Stellen zum Nachdenken über die eigenen (freundschaftlichen) Beziehung anregt.

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Veröffentlicht am 04.06.2021

Jugendthriller mit einigen Schwächen

Himmel oder Hölle?
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"Himmel oder Hölle" von Mel Wallis de Vries ist ein Jugendthriller. Hauptfiguren sind die Schülerin Danielle und der Medizinstudent Dante. Daneben spielen u. a. deren Freund:innen noch weitere wichtige ...

"Himmel oder Hölle" von Mel Wallis de Vries ist ein Jugendthriller. Hauptfiguren sind die Schülerin Danielle und der Medizinstudent Dante. Daneben spielen u. a. deren Freund:innen noch weitere wichtige Rollen. Zwischen den beiden baut sich eine Beziehung auf. Allerdings wird diese von dem Tod von Dantes Ex-Freundin Florine (im Klappentext steht fälschlicherweise Florence) überschattet. Kennen lernen sich Dante und Danielle bei einem Ski-Urlaub in Österreich, dorthin sind beide mit ihren Freundinnen und Freunden unabhängig voneinander gereist. Schon vor ihrer Begegnung wird im Buch allerdings klar, dass eine Frau gefangen gehalten wird, gefesselt und mit verbundenen Augen. Um wen es sich handelt und wer sie gefangen hält, das gilt es herauszufinden, denn dahin - zum Tag 0, wie die Kapitel im Buch genannt werden - spitzt sich der ganze Erzählstrang zu.
Nach ihrem Urlaub treffen sich Dante und Danielle in ihrer Heimat Amsterdam zufällig wieder und die Geschichte nimmt ihren Lauf.
Aber längst nicht so, wie es die Leser:innen stellenweise erwarten könnten. Der Autorin ist es gut gelungen, Spannung zu erzeugen, allerdings ist diese bei mir irgendwann einer Ernüchterung gewichen, die dem Ausgang der Geschichte geschuldet ist. Mir fehlen im Nachhinein der logische Aufbau und einige notwendige Erläuterungen.
Das Buch spielt mir allgemein zu sehr mit Klischees, insbesondere wenn es um weibliche Körperbilder geht. Dies wird mir zu stark und zu negativ thematisiert, was auf eine Oberflächlichkeit abdriftet, die meiner Meinung nach junge Frauen/Mädchen in vorhandenen Selbstzweifeln bestärken könnte. Außerdem ist für mich kein plausibler Grund erkennbar, warum dies überhaupt thematisch eingeflochten wird.
Der Schreibstil lässt sich zwar flüssig lesen, aber auch nur bedingt. Denn Danielle stammelt häufig, was nach folgendem Schema dargestellt wird "H-hallo.", da diese Schreibweise häufig auftaucht, wird es schnell nervig und wäre in meinen Augen nicht nötig gewesen. Außerdem zog sich die Geschichte teilweise sehr in die Länge, wo es nicht nötig gewesen wäre, an anderer Stelle wurden allerdings bedeutungsvolle und ereignisreiche Szenen auf knapp zwei Seiten abgehandelt.
Dem Buch geht eine Triggerwarnung voraus, was durchaus angemessen ist. Negativ möchte ich jedoch bewerten, dass sämtliche Triggerinhalte in dem Buch nur sehr schlecht und unzureichend aufgearbeitet werden. Da es sich um ein Jugendbuch handelt, finde ich das im Hinblick auf die Zielgruppe wichtig. Als Erwachsene kann ich bestimmte Inhalte gut selbst reflektieren, als Jugendliche hätte mir eine kritische Betrachtungsweise an einigen Stellen sicher geholfen. Denn das Buch baut auf diversen toxischen Beziehungen auf, die kaum kritisch betrachtet oder hinterfragt werden. Dies hätte aber zu einem wichtigen und für mich auch notwendigen Lerneffekt führen können. Leider fehlt dieser komplett.
Möglicherweise betrachte ich das Ganze zu streng, aber im Hinblick auf die Zielgruppe gibt es von mir leider keine Leseempfehlung. Als Erwachsene kann man das Buch gut lesen, wird aber den Anspruch, den man an einen Erwachsenen-Thriller stellt, vermissen.

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