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Veröffentlicht am 04.09.2021

Trotz Fantasy-Krimi: Plot könnte kreativer sein

Berlin Monster - Nachts sind alle Mörder grau
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Lucy arbeitet als Privatdetektivin, und zwar vorrangig für die sogenannten Stifs - Fantasiewesen, die ursprünglich den Vorstellungen der Menschen entspringen und nun seit 30 Jahren fleischlich gewordene ...

Lucy arbeitet als Privatdetektivin, und zwar vorrangig für die sogenannten Stifs - Fantasiewesen, die ursprünglich den Vorstellungen der Menschen entspringen und nun seit 30 Jahren fleischlich gewordene Realität auf der Welt sind. So leben beispielsweise in Berlin Feenwesen und Zwerge zwischen Menschen. Dabei sind bei Weitem nicht alle Stifs gerne in der Gesellschaft gesehen. Angeblich hat es ein Werwolf auf Stifs abgesehen - dabei sollen die Werwölfe schon lange ausgerottet sein. Und Lucys neue Auftraggeberin vermisst ihre Feenfreundin, die seit Tagen verschwunden scheint. Was Lucy zunächst nicht ahnt: Die Fälle hängen enger zusammen als sie dachte.

Eine Mischung von Krimi und Fantasy dieser Art war mir bisher nicht begegnet. Klar, Zauberer, die als Ermittler tätig sind, kennen wir nun schon. Aber ein annähernd reales Berlin, eine ehemalige polizeiliche Ermittlerin, die jetzt für Fantasy-Gestalten ermittelt? "Berlin Monster" ist einerseits sehr urbane Fantasy mit einem Kriminalfall, wie man es sich auch in jedem anderen Berlin-Krimi vorstellen könnte, andererseits eben auch ein Krimi mit Fantasy-Elementen. Letztere Genrebezeichnung trifft es meiner Meinung nach mehr, da wir es hier zwar mit einem Figuren-Mix aus Menschen und Fantasiewesen zu tun haben, der Kriminalfall aber auch rein mit Menschen funktionieren würde. Dabei ist die Idee zum Krimi bei näherem Hinsehen auch gar nicht mal so kreativ oder weit hergeholt. Die Stifs müssen nämlich mit den gleichen Akzeptanzproblemen leben wie bei uns heutzutage die Flüchtlinge. In der sogenannten "ZONE" werden sie zusammengepfercht und ausgegrenzt. Gleichzeitig spielt Neorassismus eine sehr große Rolle. Letztendlich wickelt Kim Rabe hier politische Konflikte ab und versucht diese lediglch etwas "empfänglicher" mit Fantasy-Figuren zu verpacken. Von dem Kriminalfall an sich hätte ich mir etwas mehr Einfallsreichtum erhofft.

Den Schreibstil fand ich im Übrigen nur eingangs sehr ansprechend, da mit dem Thema "Menschen, die mit Fantasiegestalten zusammenleben" sehr humorvoll umgegangen wurde. Dieser Humor verflog nur leider sehr schnell und wich einer düsteren und ernsteren Stimmung. Die Leseprobe war damit für mich ein Eyecatcher, der mich hier sozusagen auf eine falsche Fährte geführt hat.

Mein größter Kritikpunkt gilt leider der Protagonistin Lucy: eine eigentlich mutige, irgendwie sympathisch anmutende Figur. Doch schnell zeigt sich ihr ausgeprägter Egoismus, was dafür gesorgt hat, dass ich sie überhaupt nicht mehr leiden konnte. Ihre ich-bezogenen Gedanken triefen nur so aus den Zeilen heraus. Da konnte ich auch zum Ende hin, als sie selbst ein bisschen Einsicht gefunden hat, null Empathie für sie empfinden. Dafür muss man aber sagen mochte ich den Großteil der anderen Charaktere sehr gern. Im Prinzip wurde hier jeder andere (gute) Charakter liebevoller ausgearbeitet als Lucys. Lucy ist definitiv das schwarze Schaf in diesem Buch.

Die Spannungskurve war des Weiteren in Ordnung. Obwohl die Geschichte eigentlich schnell zur Sache kommt, passiert lange nicht viel. Im letzten Drittel wird es dann rasant und definitiv spannender. Und natürlich wollte ich trotz aller Kritik unbedingt wissen, wie es ausgeht.

"Berlin Monster" scheint der Auftakt einer Reihe um Lucy zu sein, auch wenn das Buch in sich weitestgehend abgeschlossen ist. Leider reizt mich dieser Auftakt nicht genug, um auch den nächsten Band lesen zu wollen.

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Veröffentlicht am 04.08.2021

Thematisch gutes Jugendbuch, nur leider ohne Spannungsbogen

Wenn man so will, waren es die Aliens
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Josh's Vater besitzt ein Hotel, in dem Josh neben der Schule viel aushilft. Doch eines morgens ist Josh's Vater spurlos verschwunden - und Josh total ratlos. Gemeinsam mit seinen Freunden und Schulkameraden ...

Josh's Vater besitzt ein Hotel, in dem Josh neben der Schule viel aushilft. Doch eines morgens ist Josh's Vater spurlos verschwunden - und Josh total ratlos. Gemeinsam mit seinen Freunden und Schulkameraden macht er sich auf die Suche. Dabei bleiben auch verrückte Ideen wie eine Alienentführung nicht lange fern - oder ist das vielleicht gar nicht so absurd?

Bereits früh merkt man dem Buch an, dass es eigentlich nicht so humorvoll ist, wie der Titel vermuten lässt. Stattdessen haben wir tiefe Einblicke in einen 17-jährigen Jungen, der kurz vor seinem Schulabschluss steht und dementsprechend viel über die Zukunft nachdenkt. Oben drauf kommt noch, dass Josh's Vater Frank an Depressionen leidet - eine Situation, die Josh das Leben nicht leichter macht. Über die Krankheit des Vaters und die Abwesenheit von Josh's Mutter und seinem älteren Bruder erfahren wir dann viel in Rückblicken. Thematisch stellt "Wenn man so will, waren es die Aliens" damit durchaus ein wertvolles Jugendbuch dar.

Nur zur Unterhaltung packte es mich leider nicht. Die Suche nach dem Vater plätschert leider sehr dahin. Es wird keinerlei Spannung oder gar ein Mitfiebern erzeugt. Auch den typischen literarischen Höhepunkt konnte ich nicht ausmachen. Zumindest der Schreibstil konnte im leichten Jugendslang etwas unterhalten. Der Autor schreibt genau so wie ein 17-jähriger Josh vermutlich denkt, das ist ihm sehr gut gelungen. Auch das Ende gefiel mir gut. Der Autor hat einen würdigen und realistischen Schluss geschrieben und dabei noch eine Botschaft mitgegeben. Alles in allem reicht es aber leider nicht für mehr als drei Sterne.

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Veröffentlicht am 01.07.2021

Etwas unspektakulärer Liebesroman

Kaputte Herzen kann man kleben
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Louisa arbeitet als Hebamme in einer Klinik in München, bis sich eines Tages ihre Rückenschmerzen so stark melden, dass ihr nichts anderes bleibt als eine Auszeit zu nehmen. Kurzerhand reist sie mit ihrer ...

Louisa arbeitet als Hebamme in einer Klinik in München, bis sich eines Tages ihre Rückenschmerzen so stark melden, dass ihr nichts anderes bleibt als eine Auszeit zu nehmen. Kurzerhand reist sie mit ihrer Tochter Amelie nach St. Peter-Ording zu ihrer Tante Mimi. Relativ schnell merken wir dabei als Leser, dass Louisa in Wirklichkeit kurz vor dem Burnout steht, die Beziehung zu ihrer Tante seit dem Tod ihrer Mutter ziemlich zerüttet ist - und ein Mann an ihrer Seite ihr sehr, sehr gut tun würde.

"Kaputte Herzen kann man kleben" reiht sich optisch in die Reihe der Kristina Günak-Romane ein, die Storyline hat etwas Ähnlichkeit mit "Glück ist meine Lieblingsfarbe", ansonsten fehlte mir aber leider der typische "Günak-Humor". Protagonistin Louisa klagt stets über ihren Rücken, ihre harte Arbeit und will dennoch nach ihrer Zwangspause unbedingt nach München zurück. Obwohl ihr Leben dort nicht sonderlich traumhaft zu sein scheint. Mit all diesen Themen hält sie auch nicht gerade hinterm Baum - heißt: Sie klagt einfach vor jedem über ihren Rücken, ist entsprechend stets schlecht gelaunt, muffelig gegenüber anderen und dazu noch fehlt es ihr an Empathie. Dass sich dann tatsächlich eine der Buchfiguren in sie verliebt, grenzt für mich an ein Wunder. Nach gut der Hälfte des Buches wird Louisa dann etwas entspannter, als Charakter konnte ich sie dennoch nicht mehr liebgewinnen, die Chance hat sie früh verspielt. Dafür gibt es zahlreiche andere Figuren, die man als Leser ins Herz schließen kann.

Als Thema greift Günak hier den Beruf der Hebammen auf und lässt dabei nichts aus: den Stress, den dieser Job mit sich bringt, die schlechte Bezahlung, dagegen der große Bedarf und Mangel, der vorherrscht. Sie spricht dabei wahre Worte, die Situation um diesen so wichtigen Beruf ist alles andere als rosig. Das macht diesen Titel dann zusätzlich nicht gerade zum Gute-Laune-Buch.

So muss ich insgesamt sagen, fehlte es mir in dieser Geschichte einfach an dem Besonderen. Weder Plot, Handlung noch Figuren stachen für mich besonders hervor. Der im Klappentext angepriesene Frauenclub ging irgendwie recht spurlos an mir vorbei. Für mich ist dieser Roman damit der bisher schlechteste von Kristina Günak (den ich kenne), daher leider nur 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 02.06.2021

Zu viel Oberflächlichkeit und flache Charaktere

Partem. Wie die Liebe so kalt
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Jael gehört zum Partem und als Teil dieser Organiation ist es seine Aufgabe, den Menschen ihrer Liebe zu berauben - sei es familiäre, freundschaftliche, romantische Liebe oder Selbstliebe. Dafür muss er ...

Jael gehört zum Partem und als Teil dieser Organiation ist es seine Aufgabe, den Menschen ihrer Liebe zu berauben - sei es familiäre, freundschaftliche, romantische Liebe oder Selbstliebe. Dafür muss er das Vertrauen der Menschen gewinnen, sich von ihrer Liebe erzählen lassen, sie berühren und ihnen einen Gegenstand entwenden, in dem er die Liebe speichert. Da Jael keine Familie mehr hat, ist die Organisation sein ganzer Lebensinhalt. Bis Xenia in seinem Leben auftaucht. Xenia ist eine Immunitin, ohne es selbst zu wissen. Damit stellt sie aber ein großes Problem für den Partem da. 

Bei "Partem" handelt es sich um eine Dilogie, die sich dem Genre der Urban-Fantasy zuordnen lässt. Handlungsort ist vermutlich Deutschland, wobei das hier nie konkrekt benannt wird. Es lässt sich eher an den Namen der Figuren ableiten. Protagonisten sind sowohl Jeal als auch Xenia, erzählt wird aber nicht nur aus ihren Sichtweisen, sondern auch aus denen anderer Figuren. Sie stehen in der Geschichte aber dennoch im Fokus. Jeal und fünf weitere junge Erwachsene des Partem sind neu in der Stadt und ziehen gegenüber von Xenias Wohnhaus in eine WG. Auch auf ihre Schule gehen sie nun und mischen den Laden dort ziemlich auf. Denn zuallererst fallen die Neuen vor allem wegen einer Tatsache auf: Sie sehen alle wahnsinnig gut aus! 

Für mich ist das ein großer Kritikpunkt an diesem Buch. Das Buch suggeriert über lange Strecken, dass es nur auf Äußerlichkeiten ankommt. Jeal benimmt sich wie ein Arsch? Ist egal, denn er sieht ja gut aus. Und das entspricht in der Tat der Aussage einer der Romanfiguren. So, so, so viele Male musste ich lesen, wie schön die fünf doch allesamt sind. Und immer, immer länger habe ich gebraucht, um auch nur den Hauch von Charakter bei einem von ihnen erkennen zu können. Immerhin haben Jael und Chrystal (die einzige weibliche Figur im Bunde der 5er-WG) im sehr viel späteren Verlauf des Buches etwas Farbe bekommen. Nach meinem Geschmack aber dennoch viel zu wenig.

Besser ist es der Autorin dagegen bei der Ausarbeitung anderer Figuren wie Xenia oder ihrem besten Freund Felix gelungen. Das Gleichgewicht hat diese Tatsache für mich trotzdem nicht herstellen können.  

Auch die Liebesgeschichten in diesem Buch (ja, es gibt zwei!) überzeugen mich nicht wirklich. Insbesondere bei Xenia und Jael ist von Anfang an etwas da, was mich aber null berühren oder überzeugen konnte. Und auch die Liebesgeschichte zweier anderer Figuren baut mal wieder - wie sollte es sonst sein - nur auf Oberflächlichkeiten auf. Sexuelle Anziehung und gutes Aussehen spielen hier eine riesen Rolle. Für einen Jugendroman kann ich das leider weniger gutheißen, denn es vermittelt eindeutig falsche Werte.

Die Geschichte plänkelt zudem die meiste Zeit nur so vor sich hin. Richtig spannend wird es erst im letzten Viertel des Buches und tatsächlich ist der Cliffhanger sehr gelungen, sodass ich trotz aller Kritik am Buch dennoch neugierig bin, wie es in Teil 2 weitergeht. Abschließend: Die Grundidee des Partem und des Stehlens von Liebe finde ich äußerst interessant, die Umsetzung ist aber eindeutig verbesserungswürdig.

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Veröffentlicht am 02.05.2021

Hinterlässt gemischte Gefühle

Zwischen zwei Herzschlägen
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Während einer Silvesterparty erleidet Joel einen Herzstillstand. Zum Glück ist Kerry bei klarem Verstand und beginnt sofort mit einer Herzdruckmassage. Damit rettet sie ihm das Leben. Der beliebte, sportliche ...

Während einer Silvesterparty erleidet Joel einen Herzstillstand. Zum Glück ist Kerry bei klarem Verstand und beginnt sofort mit einer Herzdruckmassage. Damit rettet sie ihm das Leben. Der beliebte, sportliche Joel beginnt mit mal Kerry wahrzunehmen, die schon länger heimlich in ihn verliebt ist. Sehr zum Leidwesen ihres besten Freundes Tim, denn der ist heimlich in Kerry verliebt. Über 18 Jahre erzählt die Autorin von einer verworrenen Dreiecksbeziehung, die einen großen Teil der schlimmsten Dramen des Lebens durchlebt.

Die Autorin will mit diesem Buch eine unheimlich wichtige Botschaft vermitteln, die ich an dieser Stelle noch einmal betonen will und muss: Egal wie ahnungslos man von Erste-Hilfe-Maßnahmen ist, sobald jemand - egal ob Fremder oder Freund - einen Herzstillstand erleidet, muss man sofort handeln. Auch wenn man sich nicht sicher ist wie eine Herzdruckmassage funktioniert, ist jeder Versuch besser als alles andere. Jedes Zögern kann schon zu spät sein. Denn nur sofortige Hilfe kann den Menschen retten.

Mich hat die Autorin mit dieser Botschaft mitten ins Herz getroffen, da ich selbst schon Berührungen mit dem Thema hatte. Das machte mir leider auch das Lesen dieses Romans unheimlich schwer. Allerdings weiß ich auch: Darüber in einem vermeintlichen Liebesroman aufzuklären, reicht bei Weitem nicht aus. Das ist leider auch der Grund, warum ich ansonsten nicht viel Gutes am Roman lassen kann. Die Geschichte selbst hat leider viele Kanten.

Die große Besonderheit des Romans ist natürlich, dass er uns auf knapp 600 Seiten aus 18 Jahren Leben dreier Menschen erzählt - von der Jugend bis zum mittleren Erwachsenenalter. Ich jedoch finde, dass dies auch die größte Schwäche des Romans ist. Denn während wir zwischen unzähligen Ereignissen und von Figur zu Figur springen, verpasst man dazwischen gefühlt auch unheimlich viel. In der einen Szene denkt Kerry noch darüber nach, dass Joel vermutlich nicht mal weiß, wie sie heißt, in der nächsten gemeinsamen Szene der beiden sitzt sie bei ihm am Krankenhausbett und sie amüsieren sich über einen gemeinsamen Insider. Wie kam es zu dieser plötzlichen Nähe/Freundschaft? Als Leser erfahren wir das leider nicht und das ist nur ein Beispiel von vielen. Wenn man 18 Jahre auf 600 Seiten zusammenfassen will, bleibt nun mal vieles auf der Strecke. Aus diesem Grund bin ich auch mit den drei Protagonisten nicht warm geworden.

Des Weiteren kam hier auch keinerlei Romantik auf. Sämtliche Gefühle, die einen Liebesroman so liebenswert machen, blieben hier auf der Strecke. In diesem Genre scheint mir der Roman einfach falsch untergebracht zu sein, zumal die großen Dramen des Lebens einen riesigen Stellenwert einnehmen. Es scheint als wären die drei vom Pech verfolgt. Ja, das wahre Leben ist leider manchmal so. Aber möchte ich das wirklich in einem Unterhaltungsroman lesen? Nein, denn das war mir zu viel harte Realität, um noch als Ausflucht zu dienen.

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