Profilbild von melange

melange

Lesejury Star
offline

melange ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit melange über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2021

Serienmord in Edinburgh

Das Gift der Lüge
0

Zum Inhalt:
Nach Studien in Europa kehrt Will Raven zu seinem Mentor Dr, Simpson zurück und muss feststellen, dass das ehemalige Hausmädchen Sarah inzwischen verheiratet ist. Trotzdem lässt er es sich ...

Zum Inhalt:
Nach Studien in Europa kehrt Will Raven zu seinem Mentor Dr, Simpson zurück und muss feststellen, dass das ehemalige Hausmädchen Sarah inzwischen verheiratet ist. Trotzdem lässt er es sich nicht nehmen, mit ihr gemeinsam zu ermitteln, als mehrere gesunde Menschen plötzlich erkranken und sterben. Sie finden die verantwortliche Person, - und geraten dabei selbst in Lebensgefahr.

Mein Eindruck:
Ein zweites Mal schicken Ambrose Perry ihre Leser/innen zu den Anfängen der forensischen Medizin ins viktorianische England. Wie bei "Die Tinktur des Todes" macht es Spaß, mit dem unkonventionellen Pärchen auf Tour zu gehen, den Gefahren zu strotzen (inklusive dunkler Geheimnisse Wills) und die liebgewonnenen Personen des ersten Teils wieder zu treffen, - egal, ob sie sich auf der guten oder der bösen Seite befinden. Es gefällt, dass die Charaktere vielschichtig angelegt sind, - Psychopathen werden nicht unbedingt geboren, sondern manchmal dazu gemacht.
Die fundierte Kenntnis des Autorenpaars kommt nie rechthaberisch daher; sie unterfüttert nur trefflich eine sehr gute Geschichte. Und selbst wenn Täter und Motiv relativ schnell aufgedeckt werden (auch dadurch, dass sich der Mensch hinter den Gräueln in der Ich-Form entlarvt), bieten sich bis zum bittersüßen Ende noch einige Überraschungen. für die geneigte Leserschaft.

Mein Fazit:
Hoffentlich sind aller guten Dinge bald drei!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2021

Grandioser Auftakt

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
0

Zum Inhalt:
1893, Wien. Leopold von Herzfeldt ist neu in der Stadt und macht sich mit seiner neunmalklugen Art direkt unbeliebt bei den Kollegen der Polizeidirektion. Doch gegen alle Widerstände ermittelt ...

Zum Inhalt:
1893, Wien. Leopold von Herzfeldt ist neu in der Stadt und macht sich mit seiner neunmalklugen Art direkt unbeliebt bei den Kollegen der Polizeidirektion. Doch gegen alle Widerstände ermittelt er gemeinsam mit Julia, eine Mitarbeiterin im Sekretariat und Augustin Rothmayer, dem Totengräber des Zentralfriedhofs. Denn auf dem Friedhof scheinen alle Fäden zusammenzulaufen, die sich um gepfählte Dienstmädchen, Kindesmissbrauch durch die High Society und Scheintote entspinnen.

Mein Eindruck:
Oliver Pötzsch ist ein fulminanter Beginn für seine neue Reihe historischer Krimis gelungen, - und ebenso großartig ist die Wahl von Hans Jürgen Stockerl als Sprecher für das Hörbuch. Nicht nur, dass er den Wiener Schmäh absolut lebensecht in seine Stimme packt. Zusätzlich versteht er es, die Personen (männlich wie weiblich) mit Tiefe und Charakter auszustatten.
Dass selbstbewusste Auftreten vieler Frauenfiguren verwundert zwar ein bisschen, dafür machen der Humor, die Charaktervielfalt und die Aus- und Einblicke in das Wien des 19. Jahrhunderts sehr viel Spaß. Pötzsch verquickt geschickt "echte" Personen der Zeitgeschichte mit seiner erfundenen Story und fügt noch eine gehörige Prise Gesellschaftskritik dazu. Antisemitismus ist nicht nur überall, - er wird sogar offen thematisiert.
Trotzdem hat man bei dem ersten Fall des Totengräbers (dem hoffentlich noch viele folgen) zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, belehrt oder moralinsauer getriezt zu werden. Bei aller Unterfütterung ist das Buch perfekte Unterhaltung mit gut recherchiertem, historischem Hintergrund an interessanten Örtlichkeiten. Die Charaktere sind vielschichtig und selbst in ihrer Unvollkommenheit liebenswert, die Intrigen glaubhaft, die Fälle spannend beschrieben und die Motivlage von Tätern und Opfern gut herausgearbeitet.

Mein Fazit:
Schöne Kulisse, tiefgründige Charaktere und ein paar Morde, - perfekt!

Veröffentlicht am 29.05.2021

Super

Unterm Schinder
0

Zum Inhalt:
Zwei Jahre nach ihrem Mann wird auch Carmen ermordet. Es stellt sich die Frage, ob und wie die Taten zusammen hängen. Die Spur führt in die Vergangenheit und dort in die Szene der Autohändler ...

Zum Inhalt:
Zwei Jahre nach ihrem Mann wird auch Carmen ermordet. Es stellt sich die Frage, ob und wie die Taten zusammen hängen. Die Spur führt in die Vergangenheit und dort in die Szene der Autohändler und Kreditverleiher.

Mein Eindruck:
Dieser Titel ist der neunte seiner Reihe und auch wenn der Fall für sich alleine steht, ist es dringend zu empfehlen, sich an die Reihenfolge zu halten, da insbesondere viele Personen-Konstellationen besser zu verstehen sind und einige Querverweise zu früheren Folgen erst dann in Gänze ihren Witz versprühen.
Michael Schwarzmaier liest seit Beginn die "Wallner & Kreuthner"-Reihe von Andreas Föhr und macht das so genial, einfühlsam und mit spitzbübischem Humor wie eh und je. Selbst die Intonation der Frauenfiguren gelingt diesem großartigen Sprecher ohne Probleme. Doch egal wie gut der Sprecher ist, - die Geschichte muss ebenfalls stimmen. Und das tut sie! Wie schon in den früheren Bänden verquickt Föhr Vergangenheit und Gegenwart und Kreuthner findet die erste Leiche. Doch das war es dann mit Schema F(öhr), denn im Gegensatz zu sonstigen Fällen gewinnt die Tragik nicht die Oberhand. und die Klarheit über die Zusammenhänge wird länger als sonst hinausgezögert.
Richtig super ist aber der Wortwitz und das, was der Jurist Föhr und dann Sprecher Schwarzmaier daraus machen: Wiedersehen mit alten Bekannten, Exzesse, Liebeleien, kleine und große Übertretungen des Gesetzes, Justizirrtümer und ein großes Finale: Spaß und Spannung und sogar ein Pokerspiel, - dieses Überraschungsei ist ein Leckerbissen mit einem wirklich schönen Ausblick. Und das Beste: Die Probleme der Beamten sind absolut übersichtlich und lassen eher schmunzeln als mitfühlen!

Mein Fazit:
Perfekt

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.05.2021

Fantastisch in jeder Beziehung

Das unsichtbare Leben der Addie LaRue
0

Zum Inhalt:
Küche, Kirche, Kinder, - das ist das Leben, was für Addie vorgesehen ist, doch dieses Leben will sie nicht. Deshalb geht sie einen Pakt ein – ihre Seele gegen die Freiheit. Leider hat diese ...

Zum Inhalt:
Küche, Kirche, Kinder, - das ist das Leben, was für Addie vorgesehen ist, doch dieses Leben will sie nicht. Deshalb geht sie einen Pakt ein – ihre Seele gegen die Freiheit. Leider hat diese Vereinbarung einen Pferdefuß: Da es kein Enddatum gibt, macht der Teufel ihr das Leben sehr schwer – Addies Freiheit zeigt sich darin, dass niemand sich an sie erinnert, wenn sie aus seinem Blick gerät. Und so muss sie sich damit begnügen, anderen Menschen bei ihrer Kunst auf die Sprünge zu helfen und betätigt sich als Muse. Bis sie auf Henry trifft… der sich erinnert.

Mein Eindruck:
V.E. Schwab ist ein wunderschönes Märchen für Erwachsene gelungen, das alle dafür notwendigen Komponenten in sich vereint: Ein Schurke, eine Schönheit, ein Fluch, die Liebe, die Hoffnung, Krieg und interessante Schauplätze. Nur das „kriegen sie sich?“ bleibt lange offen, da nicht klar ist, wer „sie“ eigentlich sein sollten, - denn das Böse kommt in sehr verführerischer Gestalt daher und zeigt Risse in der boshaften Rüstung.
Aber die Liebe ist nicht alles, - zusätzlich bietet Schwab einen Ritt durch die Jahrhundert diesseits und jenseits des Atlantiks mit Einblicken in das Leben der einfachen Menschen und des Adels früher und der intellektuellen Boheme in der Gegenwart. Addie ist an vielen interessanten Orten, um ihr Handwerk auszuüben und umgibt sich schon deshalb mit ebensolchen Menschen, um durch die Kunst ihrer Umgebung den Stempel aufzudrücken.
Dabei gefällt der Stil der Autorin genauso, wie er sich bildgewaltig und gefühlsbetont zeigt, um kurz danach wieder völlig kühl und mit Abstand zu analysieren.
Ihr Buch bleibt deshalb in Erinnerung, - Fluch über ihrer Protagonistin hin oder her.

Mein Fazit.
Bittersüß und romantisch

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2021

Hübsch verzwickt

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
0

Zum Inhalt:
Um ihr Leben in der Seniorenresidenz aufregender zu gestalten, haben einige Bewohner den "Donnerstagsmordclub" gegründet. Gemeinsam versuchen Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim ungelöste Fälle ...

Zum Inhalt:
Um ihr Leben in der Seniorenresidenz aufregender zu gestalten, haben einige Bewohner den "Donnerstagsmordclub" gegründet. Gemeinsam versuchen Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim ungelöste Fälle zu knacken, welche die inzwischen schwerstdemente Penny - eine ehemalige Polizistin - aus dem Polizeiarchiv mitgehen ließ. Als jedoch ein dubioser Bauunternehmer ermordet und einige Knochen aufgefunden werden, müssen sie sich um die Gegenwart kümmern und lassen ihre Unterstützung den beiden ermittelnden Beamten Donna und Chris angedeihen, - nicht immer zu deren Freude.

Mein Eindruck:
Dieses (Hör-)buch ist ein Höhepunkt in dieser Saison. Wunderbar eingesprochen vom Hauptsprecher Johannes Steck, der in perfekter, nonchalanter Art eine im besten Sinne altmodische Kriminalgeschichte zum Leben erweckt. Doch auch Beate Himmelstoss weiß mit den Tagebuchsequenzen von Joyce – ehemalige Krankenschwester und erst seit kurzem Mitglied in der illustren Seniorenrunde – zu überzeugen.
Richard Osman ist der Coup gelungen, aus den Cosy-Crimes mit beschaulicher Idylle auf der einen Seite und den blutrünstigen Thrillern mit möglichst vielen Morden auf der anderen genau das zu destillieren, was wunderbar unterhält und damit sein Buch ausmacht: Viele Morde, die zum Mitraten anregen, eine sympathische Truppe mit (nicht zu vielen) Problemen, Humor (aber nicht platt) und eine wunderschöne Kulisse. Dazu ficht er perfekt ein paar Hinweise – jedoch nicht zu konkret – auf die Vergangenheit seiner Seniorengang ein, welche gemeinsam mit Pennys großer Akte ungelöster Fälle ein Quell für noch möglichst viele unkonventionelle Ermittlungen sein können.
Diese verzwickte Geschichte mit falschen Fährten, vielen Verdächtigen und einigen doppelten Böden kann der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein und man hofft darauf, dass bald ein neuer Fall ein Angebot für Buchbegeisterte ist, dass diese ganz bestimmt nicht ablehnen können.

Mein Fazit.
Super!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere