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Veröffentlicht am 29.11.2020

Brutal und grausam

Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland
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Ich finde Neuerzählungen immer unheimlich spannend, besonders dann, wenn es in eine dunkle Richtung geht. Und oh man, das tut “Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland” von Christina Henry auf ...

Ich finde Neuerzählungen immer unheimlich spannend, besonders dann, wenn es in eine dunkle Richtung geht. Und oh man, das tut “Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland” von Christina Henry auf jeden Fall. Ihre Geschichte ist nicht nur düster, sondern auch grausam und brutal. [TW: Sexualisierte Gewalt, Gewalt, Menschenhandel, Kannibalismus]

Alice wird seit zehn Jahren in einem Hospital festgehalten, weil alle sie für verrückt halten, während sie sich an nichts erinnert. Jede Nacht suchen Alpträume sie heim, in denen ein Mann mit Kaninchenohren sie quält. Als ein Feuer ausbricht, gelingt es Hatcher, der Axtmörder aus der Nachbarzelle, auszubrechen und er befreit auch Alice. Genau wie Alice hat auch Hatcher die Erinnerung verloren. Zusammen begeben sie sich auf die Flucht, doch auch der Jabberwocky, ein grauenvolles dunkles Wesen, ist entkommen und jagt die beiden.

Für mich war das eine sehr interessante Neuerzählung, auch wenn ich mir eine Triggerwarnung gewünscht hätte, weil ich vollkommen überrascht war, dass Vergewaltigung darin vorkommt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Nachdem ich mich aber darauf eingestellt hatte, dass wirklich sehr viel Gewalt vorkommt, fand ich diese schonungslose Brutalität gut dargestellt. Insbesondere die Schmetterlingsmädchen. Das war einfach krass. Anders kann ich das gar nicht ausdrücken. Toll fand ich, dass man die Charaktere aus dem Original ganz gut wiedererkannt hat und sie waren allesamt unglaublich interessant. In dieser Geschichte kommt Alice ursprünglich aus der Oberschicht und Hatcher aus der Unterschicht. Dieser Unterschied zwischen den beiden wird immer wieder in der Geschichte eingearbeitet und ich fand das genial, wie Alice dadurch ihre eigene Ignoranz bemerkte und reflektierte. Das Ende war mir leider zu antiklimaktisch und zu einfach gelöst.

Außerdem hat mich hin und wieder der Schreibstil gestört, weil so viele Sätze mit Pronomen oder mit den Namen der Charaktere anfangen und das ganze Buch über quasi nur “xy sagt” oder “xy antwortet” benutzt wird. Aber… irgendwie hat das doch auch zu der seltsamen Atmosphäre gepasst, die das Buch für mich geschaffen hat. Ich kann es mir nicht erklären.

Zwei Dinge haben mich am meisten gestört: [S P O I L E R] Wieso musste Henry da unbedingt eine Liebesbeziehung zwischen Alice und Hatcher einbauen… Ich fand das unpassend, auch wenn sie nur hin und wieder erwähnt wird. Das schlimmste war aber, dass geschrieben wurde “his eyes bulged”, obwohl fast das ganze Buch über geschrieben wird, dass Alice ihm ein Auge ausgestochen hat. Da kann doch dann nicht einfach das Plural verwendet werden!

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Veröffentlicht am 22.09.2020

Gutes Buch über Transsexualität

Als ich Amanda wurde
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Meredith Russo erzählt in “If I Was Your Girl” (dt. Als ich Amanda wurde) von den Ängsten und Problemen eines Transmädchen. Eine sehr wichtige Thematik und obwohl ich während dem Lesen sowohl vor Freude ...

Meredith Russo erzählt in “If I Was Your Girl” (dt. Als ich Amanda wurde) von den Ängsten und Problemen eines Transmädchen. Eine sehr wichtige Thematik und obwohl ich während dem Lesen sowohl vor Freude als auch vor Trauer geweint habe, habe ich mir mehr gewünscht. [T R I G G E R W A R N U N G: Transphobie, Gewalt, Suizid]

Auf der Geburtsurkunde von Amanda steht “Andrew”, denn sie wurde mit einem Penis geboren und wurde dementsprechend wie ein Junge erzogen. Doch sie wusste bereits im sehr jungen Alter, dass sie kein Junge war. Nachdem Amanda sehr stark gemobbt wurde und auch versuchte sich das Leben zu nehmen, zieht sie zu ihrem Vater, um alles hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Denn mittlerweile hat sie eine Hormonbehandlung durchgemacht und ist sehr feminin geworden. An der neuen Schule freundet sie sich mit einigen Mädchen an und verliebt sich sogar. Mit Grant erlebt sie ihre ersten Beziehungserfahrungen und sie fragt sich immer wieder, ob sie ihm genug vertrauen kann, um ihm alles über sich zu erzählen.

Die Kapitel wechseln immer wieder zwischen der Gegenwart und Ausschnitte aus dem Leben, als Amanda noch Andrew genannt wurde. Die Kapitel, die von ihrer Vergangenheit erzählen, sind besonders interessant, weil sie stark auf die Ängste von Amanda eingehen. Insbesondere, als ich ihre Mobbingerfahrungen gelesen habe, hat es so weh getan und ich habe so mit ihr gelitten.

Meredith Russo ist selbst eine Transfrau, wodurch sie Amanda sehr gut geschrieben hat und ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen. Allerdings hat Amanda das genetische Lotto gewonnen und wird automatisch dem weiblichen Geschlecht zugewiesen. Russo erklärt zwar im Nachwort, dass sie Amanda ohne wirklichen Ecken oder Kanten gemacht hat, sodass es für cis-Leser einfacher ist sich in sie hineinzuversetzen, aber ich habe mir gewünscht auch darüber zu lesen, wie sie sich Sorgen macht aufgrund bspw. ihres etwas maskulinerem Gesichts, wie es bei der Figur Virginia der Fall ist.

Außerdem ging mir vieles einfach zu schnell. Kaum ist sie an der neuen Schule verlieben sich zwei Typen in sie. Und nach wenigen Tagen lässt sie sich auf einen ein, obwohl sie eigentlich solche Angst hat, dass ihre Vergangenheit herauskommt. Vielleicht liegt es auch an mir, weil ich nicht an die Liebe auf den ersten Blick glaube.

Sehr schön hingegen fand ich die Tochter-Mutter-Beziehung. Ich konnte die Fürsorge der Mutter regelrecht spüren und habe mich sehr für Amanda gefreut, dass sie so eine wundervolle Mutter hat.

Selbstverständlich finden die Leute an der Schule heraus, dass Amanda eine Transfrau ist. Ich denke, das ist unausweichlich und sehe das deshalb nicht als Spoiler. Falls ihr das anders seht… tut mir das Leid. Auf der einen Seite war ich richtig wütend auf einige Reaktionen. Auf der anderen Seite ist mir richtig warm ums Herz geworden und lässt mich glauben, dass die Welt doch nicht so doof ist.

Letztendlich denke ich aber, dass dem Buch einige Seiten mehr gutgetan hätten, sodass man dem Ganzen mehr Tiefe hätte geben können. Dennoch bin ich der Meinung, dass dies ein wichtiges Buch ist und empfehle es alles weiter, die sich etwas mit Transsexualität auseinandersetzen möchten.

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Veröffentlicht am 13.09.2020

Luzide Träume und Mord

Der Schattenmörder
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“Der Schattenmörder” von Alex North ist ein spannender Thriller, dessen Ende mich leider nicht zufrieden gestimmt hat.

Nach 25 Jahren kehrt Paul zum ersten Mal wieder in seine Heimatstadt Gritten Wood ...

“Der Schattenmörder” von Alex North ist ein spannender Thriller, dessen Ende mich leider nicht zufrieden gestimmt hat.

Nach 25 Jahren kehrt Paul zum ersten Mal wieder in seine Heimatstadt Gritten Wood zurück. Er hat die Stadt den Rücken zugekehrt, weil Charlie einen Mord begann und danach spurlos verschwand. Doch nun liegt Pauls Mutter im Sterben und er möchte ihr beistehen. Die Mutter behauptet, jemand sei im Haus gewesen, und als Paul den Dachboden betritt, findet er alles übersät mit blutig-roten Handabdrücken. Obwohl er die vergangenen Ereignisse versuchte zu verdrängen, fragt er sich nun: Was geschah damals mit Charlie am Tag des Mordes? Amanda ermittelt in einem Mordfall, bei dem ein Teenager von zwei vermeintlichen Freunden ermordet wurde. Bei ihren Ermittlungen stößt sie auf eine Spur, die sie nach Gritten Wood führt.

Der Prolog ist sehr gut gelungen, da er eine besorgniserregende Atmosphäre für mich geschaffen hat und neugierig auf mehr macht. Mir hat es auch sehr gut gefallen, dass es sofort losging und mich dadurch fesseln konnte. In dem Buch gibt es sowohl Zeitsprünge, als auch zwei unterschiedliche Perspektiven (Amandas und Pauls, wobei seine in Vergangenheit und Gegenwart aufgesplittet wird). Beide sind gut eingebettet, weil sie die Verbindung zwischen der heutigen Tat und der in der Vergangenheit aufzeigt.

Das Thema” Luzides Träumen” gibt dem Buch seinen Rahmen und ich selbst finde das total spannend, weil ich mich früher damit beschäftigt habe. Allerdings habe mich da nie herangetraut, weil ich auch etwas über Traumparalyse gelesen habe und mir das etwas Angst einjagt.

Im Großen und Ganzem ein guter Thriller, aber ich fand es sehr schade, dass Amanda viel zu kurz kam. Ich habe nicht das Gefühl, als würde sie sehr viel zu dem Fall beitragen, zumindest nicht so, sodass man als Leser*in das mitbekommt. Die meisten Infos erhält man von Paul. Dementsprechend frage ich mich, ob es notwendig war für sie eine eigene Perspektive zu schreiben. Hinzu kommt, dass es (zumindest für mich) noch einige offene Fragen gab, die nicht geklärt wurden.

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Veröffentlicht am 20.08.2020

Guter Einstieg in die europäische Philosophie

Sofies Welt
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"Wenn wir niemals krank wären, würden wir nicht begreifen, was Gesundheit bedeutet. Wenn wir niemals hungrig wären, hätten wir keine Freude am Sattsein. Wenn niemals Krieg wäre, wüssten wir den Frieden ...

"Wenn wir niemals krank wären, würden wir nicht begreifen, was Gesundheit bedeutet. Wenn wir niemals hungrig wären, hätten wir keine Freude am Sattsein. Wenn niemals Krieg wäre, wüssten wir den Frieden nicht zu schätzen, und wenn niemals Winter wäre, könnten wir nicht sehen, dass der Frühling kommt."

Sofies Welt ist ein gutes Buch für alle, die sich zum ersten Mal mit Philosophie beschäftigen. Leider wird nur die europäische Philosophie behandelt, aber es war schön zu sehen, dass emanzipierte Akzente im Buch verstreut sind. Nach dem Lesen habe ich mich gefragt, ob wir existieren oder selbst nur Ideen eines Autors sind

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Brutal

Pretty Girls
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Das ist der wahrscheinlich brutalste Thriller, den ich je gelesen habe. “Pretty Girls” von Karin Slaughter schockiert maßlos mit der Darstellung von grausamer Gewalt. Versucht euch darauf gefasst zu machen, ...

Das ist der wahrscheinlich brutalste Thriller, den ich je gelesen habe. “Pretty Girls” von Karin Slaughter schockiert maßlos mit der Darstellung von grausamer Gewalt. Versucht euch darauf gefasst zu machen, wenn ihr das Buch lesen wollt. Es ist ziemlich… krass in der Beschreibung.
[CN: Drogen, Fäkalien, Fatshaming, Folter, Misogynie, Mord, sexualisierte Gewalt, Sexismus, Stalking, Suizid, Vergewaltigung, Verstümmelung]

Vor mehr als zwanzig Jahren verschwand Claires und Lydias Schwester Julia als Jugendliche spurlos. Seitdem haben die beiden Frauen nicht mehr miteinander gesprochen, doch keine der beiden hat sich von dem Schrecken und dem Schmerz ihres gemeinsamen Verlustes erholt. Nun ist ein weiteres Mädchen verschwunden und Claire ist davon überzeugt, dass Julias Verschwinden irgendwie damit zusammenhängt. Doch als sie beginnt, die Wahrheit über ihre Schwester zu erfahren, wird sie mit einer schockierenden Entdeckung konfrontiert.

Das Buch war für mich spannend genug, dass ich es zu Ende gelesen habe, wobei ich mir nun unsicher bin, ob ich es nicht weglegen konnte, weil es so spannend war oder weil es für mich wie ein Autounfall war, bei dem ich nicht wegschauen konnte… Der Plot war vielversprechend und ich fand es interessant mitzuerleben, wie ein Geheimnis nach dem anderen zum Vorschein kam.

Mich hat es gestört, wie immer wieder betont wird, dass Claire hübsch UND klug ist. Danke, ich denke, nach dem dritten Mal habe ich das verstanden. Genauso das Bild von Schönheit, das immer in Verbindung mit Schlanksein stand. Ja, unsere Gesellschaft ist immer noch so, aber ich hätte es gut gefunden, wenn das zumindest kritisiert worden wäre. Stattdessen wird ständig in einem negativen Ton erwähnt, dass Lydia dick ist. Außerdem ist Claire auch noch reich und Lydia arm und hat Drogen missbraucht. Ihr merkt, was für Assoziationen hier gezeigt werden?

Was ich wiederum richtig toll fand, waren die Briefe des Vaters an die verschwundene Tochter. Für mich waren diese Briefe der rote Faden der Geschichte und die Gedanken des Vaters zu lesen, waren herzzerreißend. Ebenso die Beziehung zwischen den beiden Schwestern. Obwohl zwischen den beiden Funkstille herrschte, sind sie doch füreinander da.

Das Buch ist wirklich brutal. Also, so richtig. Wenn ihr, wie ich, mehr auf psychologische Thriller steht, vielleicht lieber Hände weg von diesem? Total viel von dieser Brutalität fand ich auch unnötig und meiner Meinung nach, waren die nur drin, um zu schockieren.

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