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Veröffentlicht am 05.12.2022

Wunderschöne Illustrationen, aber eine etwas undurchsichtige Geschichte

Die schreckliche Adele im Land der unerzählten Märchen
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Adele fragt sich, warum Prinzessinnen im Märchen immer in Schwierigkeiten stecken und die Prinzen sich überhaupt nicht anstrengen müssen… und schon findet sie sich in Zaubersam, dem Land der unerzählten ...

Adele fragt sich, warum Prinzessinnen im Märchen immer in Schwierigkeiten stecken und die Prinzen sich überhaupt nicht anstrengen müssen… und schon findet sie sich in Zaubersam, dem Land der unerzählten Märchen wieder. Hier kämpfen die kleinen Prinzessinnen alljährlich um den begehrten Titel der Sternenprinzessin und ihr eigenes Märchen.

Mich hat diese Geschichte etwas ambivalent zurückgelassen. Einerseits finde ich die Frage, die sich Adele stellt, wirklich interessant, denn sie verändert den Blick auf die Märchen im Allgemeinen. Es wird auch in der Geschichte wunderbar dargestellt, was Adele genau damit meint, sodass es für jeden verständlich und total ersichtlich ist. Andererseits fand ich es doch etwas fragwürdig, wie gemein und teilweise bösartig die Prinzessinnen untereinander sind, bis hin zu dem Umstand, dass eine der Prinzessinnen die anderen mit einer Dampfwalze plattwalzen will, um sich so den Sieg zu sichern. Auch hier ist es wieder so, dass ich es einerseits total klasse finde, dass einer Prinzessin die Fähigkeit (nämlich Dampfwalze zu fahren) zugesprochen wird, die normalerweise eher einem männlichen Helden angepasst wird, aber andererseits ist ihr Ansinnen wieder so überhaupt nicht das, was ich tolerieren möchte, da es fast schon etwas gewalttätiges hat.

Ich mag Adele irgendwie, aber auch sie hat einige Eigenschaften, die ich nicht so sehr schätze, wie zum Beispiel Dinge nur zum eigenen Vorteil zu tun oder andere gegeneinander aufzubringen. Natürlich ist mir bewusst, dass dies alles eine Geschichte ist. Wenn ich jedoch darüber nachdenke, dass diese Geschichte für Kinder ab 8 geschrieben wurde, dann frage ich mich, welchen Eindruck die lesenden Kinder wohl bekommen und welche Schlüsse sie aus dem Gelesenen ziehen.

Zu Adeles richtig positiven Eigenschaften zähle ich hingegen, dass sie für sich selbst und ihre Überzeugungen einsteht und vor allem auch den Mut dazu hat, selbst wenn alle anderen ganz anderer Meinung sind und auch, dass sie gar nicht Sternenprinzessin werden möchte. Das macht mir diese Figur überaus sympathisch. Äußerlichkeiten sind nicht so wichtig (sie reißt einfach das unpraktische Kleid ab, der Titel Sternenprinzessin ist ihr nicht wichtig usw.) und die Fragen, die sie sich - und damit dem Leser - stellt, finde ich teilweise wirklich tiefgründig.

Die Bilder sind wunderschön gezeichnet. Da ich bisher noch nicht viele Comics gelesen habe und auch nach wie vor Geschichten in Romanform bevorzuge, fällt es mir normalerweise recht schwer, auch Illustrationen wahrzunehmen, da mir eigentlich die Bilder in meinem Kopf ausreichen. In diesem Fall jedoch habe ich mir die Bilder lange angesehen und ich fand so manche Situation wirklich witzig, z.B. der lila Bär, der mit dem Eichhörnchen lieber kuschelt, als es zu fressen oder der Tiger, der in Eveline, die amtierende Sterneprinzessin, verliebt ist.

Adele bemerkt diese - für sie verkehrte - Welt und versucht Ordnung zu schaffen. Die Idee, die sie am Ende entwickelt, finde ich ausgesprochen schön, denn sie sorgt dafür, dass alle zufrieden sein können - fast wie im richtigen Märchen, in dem am Ende auch alles gut wird.

Die Zeichnungen finde ich außerdem deshalb sehr gelungen, weil sie Tempo ausstrahlen und damit die Geschichte lebendig werden lassen.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mein 8jähriges Kind diese Geschichte allein lesen lassen würde. Liest ein Erwachsener mit dem Kind zusammen, hat man immer noch die Möglichkeit, die Handlungen zu reflektieren und mit der realen Welt in Einklang zu bringen. Allein könnte ein Kind hier vielleicht einen falschen Eindruck bekommen.

Fazit:
Wunderschöne Zeichnungen, die die erzählte Geschichte lebendig werden lassen. Die Geschichte selbst lässt mich ambivalent zurück, da ich einige Eigenschaften der handelnden Figuren nicht mag.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Auftakt im Frankfurt des 19. Jahrhunderts

Die Teehändlerin
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Als erstes, als ich das Buch in der Hand hielt, fiel mir sehr positiv auf, dass es hier viel Ausstattung fürs Geld gibt. Über 500 Seiten Roman, geklappter Einband innen bedruckt mit einer Karte des historischen ...

Als erstes, als ich das Buch in der Hand hielt, fiel mir sehr positiv auf, dass es hier viel Ausstattung fürs Geld gibt. Über 500 Seiten Roman, geklappter Einband innen bedruckt mit einer Karte des historischen Frankfurt vorn und einem möglicherweise originalen Foto von Friederike Ronnefeldt hinten. Der Titel des Buches ist etwas erhaben und glänzend. Solche Bücher kosten normalerweise 15,00 Euro, dieses gibt es für 10,99. Einzig das Cover, welches sich in die Riege der momentan beliebten Cover für historische Romane einreiht und sich somit nicht abhebt, schmälert diesen ersten positiven Eindruck.

Der Auftakt der Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, ist gut gelungen. Mir gefiel die Leseprobe, während der die Autorin bereits die wichtigsten Figuren einführt und auch einen ersten Eindruck ihrer Charaktere hinterlässt. Am neugierigsten war ich auf Julius Mertens, denn ihn umfing bereits von Anfang an ein Hauch des Verruchten.

Friederike Ronnefeldt habe ich als eine kluge Frau wahrgenommen. Ich glaube, sie hätte es in der heutigen Zeit mit ihrem kaufmännischem Geschick und ihrer Eloquenz weit bringen können. Im Frankfurt des 19. Jahrhunderts allerdings ist das nicht ganz so einfach. Da ihr Mann Tobias schon bald zu einer langen Reise aufbrechen wird und sich die Dinge in seinem Geschäft ganz anders entwickeln, als von ihm geplant, bleibt Friederike nichts anderes übrig, als die Geschicke selbst in die Hand zu nehmen. Sie behauptet sich darin auch gut, allerdings fand ich es zuweilen einfach zu leicht. Es hatte den Anschein, dass es keine Hürden, keine Probleme, keine Konflikte gäbe. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Frauen als Geschäftspartner in dieser Zeit gar nicht in Betracht gezogen wurden, gehen ihr die Verhandlungen - ausschließlich mit Männern - überaus leicht von der Hand. Mir fehlte bei dieser Figur das Rebellische und das Durchsetzungsvermögen, welches aus meiner Sicht dringend erforderlich gewesen wäre. Im Nachwort schreibt Popp, dass sie über die Jugendzeit der Protagonistin nur wenig in Erfahrung bringen konnte und so wäre es ja durchaus möglich gewesen, Friederike Ronnefeldt etwas mehr Biss zu verleihen. Viel mehr hinterlässt Friederike bei mir den Eindruck, als sei sie nur allzu brav.

Julius Mertens ist ein Schlitzohr, ein Betrüger und hat meinen ersten Eindruck dahingehend bestätigt. Er wickelt Tobias Ronnefeldt mittels einer Lüge um den Finger und wird sein Prokurist - sehr zum Leidwesen von Friederike, die ihn nämlich nicht leiden kann. Schon recht bald hat Friederike Mertens im Verdacht unlautere Geschäfte im Kontor ihres Mannes abzuwickeln und kommt ihm recht schnell - und leider auch wieder ohne Probleme - auf die Schliche. Hier hätte ich mir gewünscht, dass es zwischen den beiden Kontrahenten ordentlich knallt, sich die Situation über eine Weile zuspitzt, aber bis auf ein Aufeinandertreffen, dass für Friederike einmal mehr sehr glimpflich und ohne wirkliche Schwierigkeiten abläuft, passiert nicht viel in diese Richtung. Überhaupt ist mir Friederike in dieser Situation viel zu ruhig. Zwar wird dem Leser vermittelt, dass sie ob des Betruges wütend ist und Mertens aus dem Laden haben will, aber diese Wut transportiert die Figur selbst nicht. Julius Mertens selbst lernt der Leser nicht wirklich kennen, da seine Auftritte relativ rar sind. Dennoch mochte ich ihn als Bösewicht.

Tobias Ronnefeldt lernt der Leser zunächst eher als Randfigur kennen, da er zunächst mit Reisevorbereitungen beschäftigt ist und dann für ein Jahr verreist. Zwar gewährt die Autorin dem Leser kleine Einblicke in die Geschichte des Tees in China, aber für meine Begriffe passiert dies eher oberflächlich und am Rande. Auch das Friederike mit der Reise eigentlich überhaupt nicht einverstanden ist, kommt nur sehr blass zum Ausdruck. Mit ihrer lieben, netten Art geht sie jeder Diskussion darüber aus dem Weg. Dabei dürfte allein die Vorstellung mit 4 Kindern allein zurückzubleiben und einen Prokuristen im Laden zu haben, dem sie nicht vertraut, jede Menge Konfliktpotential liefern.
Zurück von seiner Reise stellt Tobias fest, dass sich Friederike verändert hat. Mich hat es ziemlich gestört, dass er, anstatt die Leistungen seiner Frau anzuerkennen und ihr Potential zum Fortkommen zu nutzen, eigentlich nur damit beschäftigt war, ihr Vorhaltungen darüber zu machen, was die anderen denken könnten und eifersüchtig zu sein. Insbesondere die ständige Eifersucht war irgendwann nervig. Insofern mochte ich die Figur des Tobias immer weniger. Er hat sich so ein bisschen in die Opferrolle geflüchtet. Am Ende des Romans hatte ich den Eindruck, dass Friederike der deutlich stärkere Charakter ist.

Susanne Popp schafft es ein Gefühl für die Zeit in Frankfurt entstehen zu lassen. Man kann sich im Laufe der Romans gut vorstellen, wie die etwas betuchteren Bürger Frankfurts gelebt haben. Manchmal erzählt die Autorin von diesem Lebensgefühl zwar etwas zu detailreich, aber das ist nicht allzu störend. Insgesamt ist mir der Roman aber zu konfliktarm. Der Weg scheint vorgezeichnet und ohne Schwierigkeiten gegangen zu werden. Da die ganze Situation jedoch im Grunde nach vielen, vielen Konflikten ruft, wirkt die Geschichte für meine Begriffe nicht authentisch genug und hat zu wenig Tempo. Auch ist es schade, wenn Spannungsbögen aufgebaut werden, dann aber abrupt abbrechen, weil ein Zeitsprung die Auflösung des Spannungsbogens unmöglich macht oder die Figur entscheidet Dinge eben doch nicht auszusprechen.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich weitgehend gut lesen, hin und wieder empfand ich allerdings stark verschachtelte Sätze als anstrengend, die ich dann noch ein weiteres Mal gelesen habe. Das unterbricht den Lesefluss. Ebenfalls als störend habe ich diverse Rechtschreibfehler empfunden.

Ich bedanke mich an dieser Stelle beim Verlag für das Rezensionsexemplar.

Fazit:
Die Geschichten des Tees und der Stadt Frankfurt im 19. Jahrhundert sind ganz gewiss zwei spannende Geschichten. Die Details mit denen die Autorin “ihr” Frankfurt beschreibt sind vielfältig und sie lässt diese Zeit auferstehen. Mir hat es insgesamt jedoch an Konflikten und Schwierigkeiten gefehlt. Wer gemächliche Geschichten mag, die viel vom Leben zu einer früheren Zeit berichten, der ist hier genau richtig. Wer jedoch den Kampf einer Frau mit viel Einsatz an der Spitze eines Teehandels erwartet, wird bestimmt enttäuscht. Von mir gibt es deshalb 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Interessante Geschichte mit einigen Schwächen

Ein Sommer mit Percy und Buffalo Bill
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Bei dem hier vorliegenden Buch handelt es sich um ein schwedisches Kinderbuch von Ulf Stark, einem sehr beliebten und hoch dekorierten Kinderbuchautoren, der bereits 1944 geboren wurde. Aus anderen Rezensionen ...

Bei dem hier vorliegenden Buch handelt es sich um ein schwedisches Kinderbuch von Ulf Stark, einem sehr beliebten und hoch dekorierten Kinderbuchautoren, der bereits 1944 geboren wurde. Aus anderen Rezensionen ist abzuleiten, dass das Buch ursprünglich für die Altersklasse ab 6 Jahren empfohlen war. Heute liegt diese Empfehlung bei 9 Jahren. Ich würde sie beinahe noch höher ansetzen, da einige Szenen in diesem Buch aus meiner Sicht nicht für jüngere Kinder zu empfehlen sind.

Ulf und Percy werden Blutsbrüder und pflegen im weiteren Verlauf des Buches eine wirklich erstaunlich innige Freundschaft, obwohl diese nicht immer geradlinig verläuft. Beide Charaktere sind überaus unterschiedlicher Natur. Während Ulf eher der zurückhaltende Typ ist, ist Percy jemand, der vor Selbstvertrauen strotzt und sich durch niemanden einschüchtern lässt - auch nicht durch Ulfs Großvater. Der nämlich ist als knurriger alter Herr bekannt, der Kinder so gar nicht leiden kann und irgendwie auch mit dem Rest seines Lebens alles andere als zufrieden ist. Doch Percy schafft es bereits am Beginn der Geschichte, dem Großvater ein Lächeln zu entlocken. Im Verlauf der Geschichte lernt der Leser alle 3 Figuren gut kennen. So erfährt der Leser nach und nach, warum der Großvater so knurrig ist, weshalb sich eine solche Unzufriedenheit manifestiert hat. Auch hier sorgt Percy unter anderem dafür, dass sich die Lage etwas entspannt.
Ich mochte sie alle drei auf ihre Art und Weise - insbesondere aber Percy, der es mit seiner fröhlichen und offenen Art immer wieder schafft, dass auch andere in seinem Umfeld fröhlicher zu sein scheinen.

So hat es Klas auch nicht unbedingt leicht mit seinem Vater, denn jedes Jahr in den Sommerferien muss er einmal etwas nützliches tun, bevor er Freizeit machen kann. Über die Nützlichkeit dessen, was er tun soll, kann man jedoch geteilter Meinung sein. Dieses Jahr soll er über 30 unterschiedliche Käfer sammeln, diese auf Nadeln aufpieken und beschriften. Das halte ich für die Zielgruppe nicht unbedingt geeignet, ebenso wenig wie die Hilfe, die Percy ihm dann zuteil werden lässt. Und wirklich zurück gezuckt bin ich, als die 3 Jungs begannen mit den übrig gebliebenen Käfern Krieg zu spielen.

Ganz wie im wahren Leben, hat natürlich auch Percy so seine Sorgen und Schwächen. Diese allerdings kann der Leser eigentlich nur erahnen, da sie nie wirklich zum Thema werden. Dafür hat Percy jede Menge Talente, die man einem 10jährigen vielleicht gar nicht so zutrauen würde. Er ist eindeutig der Sympathieträger der Geschichte. Er schafft es nicht nur aus dem grummeligen, fluchenden Großvater einen lieben Opa zu machen, sondern dieser findet sogar zurück zu seinen Träumen.

Ebenso erstaunlich ist es, dass ein Beinahe-Unglück die Großeltern wieder zusammenführt. Es ist eine Kombination, die viel Herzenswärme ausstrahlt, die nicht nur Kinder erreicht. Ganz genau ist es zwar nicht auszumachen, womit Percy den Großvater genau berührt, aber es scheint unter anderem seine freundliche Frechheit zu sein, die niemals wirklich respektlos ist.

Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Form aus Ulfs Sicht, was ich für Kinderbücher gut finde, da so die Distanz zum Leser verkürzt wird. Der junge Leser kann sich so besser mit den Figuren identifizieren, ist weniger Zuschauer.

Die behandelten Themen sind vielfältig. So geht es um Freundschaft, erste Liebe, Eifersucht, aber auch darum, warum Menschen so werden wie sie sind. Darüber hinaus gefallen mir die bildlichen Vergleiche, die der Autor benutzt. So ist das Kleid der Lehrerin gelb wie ein Kornfeld oder Zitat S. 43 “... Wo die Spinnen Spitzenvorhänge vor die Fenster gewoben hatten". Diese Bilder kann sich wohl jeder genau vorstellen.

Der Autor legt seinen Protagonisten viele wahre Worte in den Mund, sodass diese Mitteilungen beim jungen Leser sicherlich ankommen, ohne dass es oberlehrerhaft klingt. So sagt z.B. Ulf zu Klas Zitat S. S. 21 "Eltern sind halt verschieden, und wahrscheinlich auf verschiedene Art gut oder schlecht" oder Percy weist Ulf darauf hin, dass er keineswegs abreisen wird, nur weil er gerade sauer auf ihn ist - so funktioniert Freundschaft nicht. Diese Freundschaft funktioniert übrigens in beide Richtungen - ganz wie es sein soll - und beinhaltet eine wirklich gute Botschaft für die Leserschaft, wie ich finde.

Die zentrale Frage, die Percy immer wieder stellt, lautet “Was hast Du gemacht, als Du noch klein warst?”. Und was immer Ulf ihm antwortet, will Percy dann auch ausprobieren. Aus dieser Frage habe ich geschlussfolgert, dass Percy vielleicht Defizite haben könnte, dass er nicht die Kindheit hatte, die er gern gehabt hätte und dies jetzt nachholt.

Die Gleichheit der Namen zwischen Autor und Protagonist - Ulf Stark - lässt den Schluss zu, dass das Buch autobiographische Züge hat und so nehme ich an, dass der Autor vielleicht aus seiner eigenen Kindheit erzählt. In diesem Zusammenhang habe ich mich allerdings auch gefragt, ob es zu jener Zeit üblich war, dass 10jährige Kinder bereits rauchen. Für die heutige Zeit halte ich dies in einem Kinderbuch für überaus fragwürdig, insbesondere weil es nicht nur einmal passiert, weil die Jungs etwas Verbotenes ausprobieren wollten, sondern es mehrfach vorkam und sich beinahe normal anfühlte. Auch die teilweise recht abfälligen Worte gefielen mir nicht.

Die kleinen Illustrationen mitten im Text gefallen mir sehr. Sie sehen sehr liebevoll und kindlich aus und passen zur Zielgruppe. Immer wiederkehrend hierbei sind unterschiedliche Käfer, die zu Klas’ Aufgabe passen. Aber auch andere Situationen werden schön eingefangen. Da macht es Freude einmal mehr hinzuschauen.

Alles in allem mag ich das Buch. Die Geschichte passt in den Sommer und die sympathischen Charaktere nehmen einen mit in ihre Welt, welche durch kleine Illustrationen visualisiert wird. Aber die teilweise recht ungehobelte Aussprache, das Rauchen und Käfermetzeln sind für mich eher abschreckend. Eventuell sollte man hier aber doch mal ein Kind in dem Alter befragen. Es könnte ja sein, dass die Sicht eines Erwachsenen schon zu eingeschränkt ist. Lesenswert ist die Geschichte ganz sicher, jedoch muss sich jeder Leser selbst sein Urteil zu den nicht gänzlich kindgerechten Themen machen.

Veröffentlicht am 18.06.2021

Mein erstes Manga

Tokyo Ghoul 01
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Wie rezensiert man ein Manga? Genau vor dieser Frage stehe ich nun, nachdem ich mich einfach mal in dieses Abenteuer gestürzt habe. Auslöser hierfür war ein Krimi von Henrik Siebold, in dem er sehr viel ...

Wie rezensiert man ein Manga? Genau vor dieser Frage stehe ich nun, nachdem ich mich einfach mal in dieses Abenteuer gestürzt habe. Auslöser hierfür war ein Krimi von Henrik Siebold, in dem er sehr viel von eben diesem Manga erzählt hat. Zwar hatte ich jetzt nichts Übermäßiges erwartet, zumal ich ohnehin nicht der Comic-Fan bin, aber wirklich vom Hocker gerissen hat mich dieser erste Teil dann tatsächlich nicht. Da ich aber auch keine Vergleichsmöglichkeiten habe, weil ich noch nie vorher ein Manga gelesen habe, kann ich mir kein Urteil darüber erlauben, ob es besser geht oder nicht.

Zunächst die Story: Ken Kaneki ist Student im 1. Semester und ziemlich verknallt in dieses hübsche Mädchen, von dem er glaubt, eh keine Chance zu haben. Und doch hat er kurz darauf ein Date mit ihr. Nach einigem Geplänkel will Ken sie – ganz Gentleman – nach Hause begleiten und wird hier dann gewahr, dass sie mehr als nur diese Schönheit ist.
Am nächsten Morgen wacht er im Krankenhaus auf, in welches er nach einem Unfall gebracht wurde und im Laufe der Zeit bemerkt er Veränderungen an sich. Er hat keinen Hunger mehr, findet Essen sogar widerlich, stattdessen ziehen ihn nun andere Gerüche magisch an.
Für Ken heißt es nun, sein Geheimnis zu bewahren und vor allem gegen diese neue Gier anzukämpfen, denn Ghoul-Hunger ist ganz furchtbar. Zum Glück trifft er Menschen, die ihm dabei helfen wollen.

Alles in Allem erinnert einen die Geschichte an eine klassische Vamir-Story finde ich, nur dass hier nicht das Blut getrunken wird, sondern das Menschenfleisch verzehrt werden muss. Ebenso gleich sind die Zwänge dahinter. Ken kann seine Gier nach Menschenfleisch nicht abstellen und es gibt auch keine wirklichen Alternativen. Allerdings ist er eben doch mehr Mensch als Ghoul und will nicht einfach der Gier nachgeben. Entsprechend vorhersehbar ist diese Geschichte vielleicht auch – zumindest in diesem ersten Teil.

Da dieser Manga recht kurz ist, war es mir nicht möglich, tatsächlich eine Verbindung zu den Figuren herzustellen, wie das in einem herkömmlichen Roman passiert. Wirklich kennenlernen tut man die Figuren möglicherweise erst, wenn man die Reihe weiter verfolgt. Ken ist ein eher ruhiger Zeitgenosse und ein Büchernarr, während sein bester Freund Hide das genaue Gegenteil ist. Viel mehr erfährt der Leser jedoch nicht über die beiden. Im Vergleich zu einem Roman empfinde ich das als eher störend, denn so bleibt die Geschichte oberflächlich.

Gekauft habe ich mir das Manga, weil ich einfach einmal diese Art des Geschichtenlesens ausprobieren wollte. Ein Buch von hinten nach vorn und auch die Dialoge auf den Seiten von rechts nach links zu lesen ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber irgendwie macht es für mich auch die Andersartigkeit aus. Vor allem merkt man recht schnell, wie konditioniert man eigentlich ist, wenn man ständig in die falsche Richtung blättert.

Wichtig aus meiner Sicht ist aber, dass man die Bilder gut erkennen kann, diese zur Geschichte und dem „gesprochenen“ Wort passen und dass man vor allem trotz aller Bilder die Schrift lesen kann. Gerade bei Letzterem hatte ich teilweise so meine Schwierigkeiten. Häufig stehen die Buchstaben sehr dicht zusammen sind schwarz mit weißer Umrandung auf schwarzem Hintergrund gedruckt, was das Lesen doch erheblich erschwert. Vielleicht mag dies dem kleinen Format des Buches geschuldet sein und hebt sich ggf. auf, wenn man größere Formate liest. Im hier vorliegenden Exemplar empfand ich das Lesen jedoch teilweise als sehr anstrengend. Zwar ergibt sich vieles einfach aus dem Zusammenhang, aber insbesondere die kleinen Erklärungen zur japanischen Kultur möchte man ja doch lesen können.

Die Bilder waren mir zu abstrakt, vielleicht zu unruhig und bei den Gesichtsausdrücken hatte ich hin und wieder das Gefühl, dass der Sprechende gerade schreit, dabei hat er – laut Dialog oder Situation – relativ normal gesprochen. Die Bilder sind in schwarz-weiß gezeichnet, vielleicht würde es mehr her machen, wenn sie farbig wären.

Fazit: Diese Reihe werde ich sicherlich nicht weiterlesen, aber ich werde einen weiteren Versuch mit einem anderen Autoren und einem anderen Thema wagen. Noch gebe ich die Lesart Manga nicht auf.

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Veröffentlicht am 18.06.2021

Auftakt zur Ostpreußen-Saga

Das Lied der Störche
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Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den ersten Teil der Ostpreußen-Saga von Ulrike Renk. Die Geschichte basiert zum Teil auf wahren Begebenheiten, wie die Autorin im Nachwort berichtet. Da mir ...

Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den ersten Teil der Ostpreußen-Saga von Ulrike Renk. Die Geschichte basiert zum Teil auf wahren Begebenheiten, wie die Autorin im Nachwort berichtet. Da mir der Name der Autorin im Buchladen häufiger begegnete, habe ich meiner Neugier nachgegeben und mir diesen ersten Teil gekauft. Meine Erwartungen waren relativ hoch, da Renks Bücher zumeist auf den Bestseller-Listen auftauchen.

Worum geht’s?
Die 11jährige Frederike zieht mit ihrer Mutter und ihren beiden jüngeren Halbgeschwistern 1920 zu ihrem Stiefvater nach Gut Fennhusen, ein recht beachtliches Gut in der Nähe von Graudenz. Hier verbringt sie eine glückliche Kindheit, die geprägt ist vom Leben auf dem Gut. Nach erfolgreicher Ausbildung für höhere Gutstöchter kehrt sie 1928 zurück und übernimmt neben ihrer Mutter mehr und mehr Verantwortung bei der Führung des Gutes. Bereits als Mädchen schwärmt sie für den deutlich älteren Ax von Stieglitz. Und obwohl Frederike ihn auch als junge Frau überaus anziehend findet, wird sie das Gefühl nicht los, dass er ein Geheimnis hat.

Charaktere:
Im Mittelpunkt des Romans steht die junge Frederike von Weidenfels, die älteste Tochter von Stefanie von Fennhusen. Zwar mag ich diese Figur, weil ich sie im Laufe der Zeit recht gut kennenlernt habe, aber trotz allem ist sie mir stets zu brav und verursacht für meine Begriffe zu wenig Konflikte. Im Vergleich zu ihren Freundinnen, die in Berlin ihr Leben in vollen Zügen genießen, lässt sich Frederike auch bei Besuchen nicht wirklich mitreißen. Sie wirkt auf mich über die gesamte Länge des Romans hinweg eigenartig beschnitten. Natürlich hat sie nicht so viele Möglichkeiten das Leben wirklich zu probieren, aber auch wenn sie die Möglichkeit hat, nutzt sie diese nicht.

Obwohl Frederike bereits mit 11 Jahren für den deutlich älteren Ax von Stieglitz schwärmt und er sich ihr später, als sie zurück aufs Gut kommt, auch zuwendet, bleibt die Beziehung der beiden kühl. Dies mag dem Umstand geschuldet sein, dass Ax aus persönlichen Gründen Hemmungen hat um Frederike zu werben, aber auch von ihrer Seite kann man nicht wirklich von Leidenschaft sprechen. Auch hier wirkt alles etwas gebremst.

Zu ihren inzwischen 6 Halbgeschwistern führt Frederike liebevolle Beziehungen und obwohl die Geschwister doch sehr unterschiedlich in ihren Charakteren sind, bevorzugt sie keines. Diese Eigenschaft gefällt mir gut, überdeckt jedoch die mangelnde Leidenschaft keineswegs.

Stefanie von Fennhusen ist in dritter Eher mit Erik von Fennhusen verheiratet. Auch wenn diese Ehe von Respekt getragen wird, fehlt es mir auch hier an Leidenschaft. Da es aber ihre dritte Ehe ist, ist es für mich durchaus nachvollziehbar, dass es sich vielleicht um eine Vernunftehe handelt, denn immerhin muss Stefanie zum Zeitpunkt der Eheschließung 3 Kinder versorgen.

Bedingt dadurch, dass von Frederikes Erbe nichts übrig geblieben ist, versucht Stefanie für sie eine gute Partie zu finden und ist sehr froh über die Verbindung zu Ax von Stieglitz – so froh, dass sie Frederike das Wissen um dessen Geheimnis vorenthält. Das macht sie mir etwas unsympathisch, wenngleich ich sie in gewisser Weise auch verstehen kann.
Auch in Bezug auf diese Figur fehlt es mir an Konflikten und Temperament. Stefanie ist – genau wie ihre Kinder – neu auf dem Gut, es wird angedeutet, dass nicht jeder froh darüber ist, aber dennoch sind aufkeimende Konflikte relativ schnell beigelegt und plötzlich ist Friede auf dem Hof. Das ist nicht unbedingt glaubwürdig und geht mir einfach zu glatt. Darüber hinaus hätte ich mehr Streitpunkte mit Frederike erwartet. Immerhin plant Stefanie deren Leben, ohne wirklich intensiv mit ihr zu sprechen. Da wäre mehr Aufbäumen von Frederikes Seite authentischer gewesen.

Ax von Stieglitz ist eigentlich ein interessanter Charakter, eben weil nicht alles sofort erzählt wird und er so gewissermaßen geheimnisvoll wirkt. Nach und nach erfährt der Leser etwas mehr über ihn und sein Leben, über das Verhältnis zu seiner eigenen Familie. Leider – aus meiner Sicht – ein bisschen zu wenig. Diese Figur hätte deutlich mehr Potential gehabt. Und auch er ist ein sehr zurückhaltender Mensch, der am liebsten nicht auffallen möchte – so jedenfalls mein Gefühl.

Die Figuren, die rundherum agieren, auf dem Gut arbeiten, das Leben dort maßgeblich mitbestimmen, kommen glaubwürdig bei mir an – gerade wegen ihrer ostpreußischen Mundart, die mich sehr an die Gespräche mit meiner Oma erinnerten. Das gefiel mir gut, denn gerade diese Dialoge haben der Geschichte Leben eingehaucht.

Schreibstil:
Insgesamt lässt sich der Roman gut lesen, manchmal berichtet die Autorin vielleicht etwas zu ausführlich und hin und wieder hatte ich das Gefühl, dass sich Dinge wiederholen. Dies mag aber dem Umstand geschuldet sein, dass hier ein Portrait des Ostpreußen der 1920er Jahre gezeichnet werden sollte. Den Charme des Gutes stellt Ulrike Renk für meine Begriffe gut dar. Hin und wieder war ich an Szenen aus Downtown Abbey erinnert, aber während es dort bisweilen ordentliche Kräche gab, scheint das Leben auf Gut Fennhusen eher beschaulich zu sein.

Außerdem hätte ich mir mehr historische Hintergründe gewünscht. Z.B. wird immer wieder vom polnischen Korridor berichtet, durch den der Zug fährt, wenn man nach Berlin reisen möchte. Was es damit auf sich hat, berichtet die Autorin nicht. Ebenso lässt sie anklingen, dass sich zumindest die Männer Gedanken über Politik machen und die Entwicklung in Deutschland mit Sorge betrachten, aber auch hierauf geht sie nicht weiter ein. Das ist sehr schade, da wir aus der Geschichte wissen, dass gerade Ostpreußen schwer betroffen sein wird, wenn der Krieg seinen Lauf nimmt und die Anfänge hätten sicherlich sehr interessant sein können.

Am Ende des Buches bleibt der Leser damit zurück, dass Frederike das Geheimnis von Ax herausfindet und ihrer Mutter zürnt, dass sie ihr nichts davon gesagt hat. Ob das Wissen darum tatsächlich Auswirkungen auf Frederikes Entscheidungen gehabt hätte, bleibt offen. Somit ist der Weg geebnet für Teil 2.

Fazit:
Meine Erwartungen an das Buch wurden nicht erfüllt. Der Roman ist alles in allem nicht schlecht, aber ich denke, es gibt bessere Geschichten, die in dieser Zeit angesiedelt sind. Wer sich für beschauliches Landleben auf einem großen Gut begeistern kann, kommt auf seine Kosten, wer jedoch konfliktreiche, emotionale Bücher liebt, sollte hier nicht unbedingt zugreifen. 3 von 5 Sternen.

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