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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.05.2020

Eine bewundernswerte Frau

Die drei Leben der Hannah Arendt
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„Die drei Leben von Hannah Arendt“ von Autor, Dozent und Cartoonist Ken Krimstein in der Übersetzung von Hanns Zischler gewährt auf ungewöhnliche Art und Weise Einblicke in Hannah Arendts Leben und Denken. ...

„Die drei Leben von Hannah Arendt“ von Autor, Dozent und Cartoonist Ken Krimstein in der Übersetzung von Hanns Zischler gewährt auf ungewöhnliche Art und Weise Einblicke in Hannah Arendts Leben und Denken.

„Es gibt eine Wahrheit. Es gibt einen Schlüssel zur Welt. Eine allgemeingültige Antwort des Verstehens. Es muss sie geben.“

Die Graphic Novel beginnt mit den Sorgen der kleinen Hannah. Mit viel Wissbegierde und Neugierde startet das Kind ins Leben. „Mama, was ist das, Jude?“ Hannah ist ihr ganzes Leben auf der Suche nach Antworten. Ihr rebellischer Charakter, Wissensdurst und Suche nach dem Schlüssel der Wahrheit stehen im Zentrum der Graphic Novel. Hannah Arendts Geschichte wird im klassischen Comic-Format erzählt. Auf 244 Seiten ist es nur möglich, kleine Einblicke in das Wirken und Schaffen der politischen Theoretikerin und Publizistin zu geben. Ihre grüne Kleidung lässt Hannah aus der Männer-Domäne ihrer Zeit herausstechen. Die skizzenhaften Schwarz-Weiß-Gesichter erschweren manchmal die Zuordnung der Personen. Hannah hat in ihrem Leben viele Intellektuelle und Berühmtheiten getroffen. Die Graphic Novel reißt Lebensstationen, Hannahs Entwicklung zum aufsteigenden Stern und ihren Überlebenskampf in Kriegszeiten nur an. Es entstehen viele Lücken, die nur mit eigenem Wissen oder eigener Recherche ausgefüllt werden können. Das hohe Tempo lässt viele Fragen zurück. Hannahs großes Herz und Zivilcourage wird im Kampf um die Rettung Anderer deutlich. „Was immer ich auch tue, ich bin einfach unfähig, meine Augen von dem abzuwenden, was in der Welt rings um mich herum geschieht.“ Erfindungsreichtum zeigt sie auf ihrer Flucht. Mit Krimis versucht sie die französische Polizei zu verstehen und schafft es, sie auszutricksen. Schicksale machen betroffen. Mit einer Idee stößt Hannah auf Begeisterung. Das Blatt wendet sich bald. „Blücher, vielleicht bin ich zu weit gegangen. Ich dachte, die einzige Art, den Horror zu benennen, sei die Ironie.“ „Warum eine Graphic Novel über das Leben von Hannah Arendt?“ Das Nachwort mit Überlegungen des Autors gibt darüber Aufschluss.

Der großformatige Titel zieht die Aufmerksamkeit aufs Buch. Die zurückhaltenden Farben setzen den weiteren Fokus auf das skizzierte Porträt der Hauptfigur. „Die drei Leben der Hannah Arendt“ bietet eine kleine Geschichtslehrstunde über eine beeindruckende Frau. Der Gestaltungs- und Erzählstil lässt keine anhaltende und intensive Atmosphäre aufkommen, bietet aber Abwechslung und verleiht Hannah Arendts Lieben, Denken und Handeln eine eigenwillige Stimme.

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Zu langatmig, zu wenig mitreißend

Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn
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In „Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn“ von Autorin Cecelia Ahern stellt eine unbedachte Bemerkung Allegras Leben auf den Kopf.

Allegra Bird ist nach Dublin gezogen und arbeitet als Hilfspolizistin. ...

In „Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn“ von Autorin Cecelia Ahern stellt eine unbedachte Bemerkung Allegras Leben auf den Kopf.

Allegra Bird ist nach Dublin gezogen und arbeitet als Hilfspolizistin. Der Besitzer eines gelben Ferraris bringt sie auf die Palme, weil er häufig ohne, oder mit abgelaufenem Ticket parkt. Als es zu einem Streit kommt, lässt er eine Weisheit vom Stapel, die Allegra aus ihrer geliebten Routine reißt.

Der Prolog stimmt auf ein emotionales Chaos ein. Wer hat Allegra dermaßen verletzt? Anfangs bleibt es ein Rätsel, warum die Hauptfigur alles zurückgelassen hat, und fern ihres geliebten Vaters lebt. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Allegra erzählt. Eine schwierige Vergangenheit samt Internatsaufenthalt haben sie geprägt. Die pflichtbewusste Politesse hat auch andere Facetten, die sie vor ihrem Umfeld möglichst geheim hält. Leider wollen diese gegensätzlichen Puzzlestücke nicht zu einem Charakter verschmelzen. Allegra wirkt nicht sehr sympathisch. Die Geschichte dümpelt über lange Strecken dahin und mag nicht mitreißen. Alltägliches wiederholt sich. Erst eine spontane Idee lässt ein bisschen Spannung aufkommen. Das Thema „Einsamkeit“ fließt auf unterschiedliche Weise in die Geschichte ein. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Viel Verständnis bringt Allegra nicht für ihre Mitmenschen auf. Selbst das Verhalten ihres Vaters empfindet sie als seltsam. Nicht immer ist das Verhalten der Hauptfigur nachvollziehbar. Einerseits ist sie streng, andererseits lässt sie sich zu viel gefallen. Wird Allegra ihr Glück finden? Sie wirkt verloren. Dadurch schwingt etwas Düsteres, Trauriges mit, bis vielleicht eine Veränderung ansteht. Der Plot zeigt einige Schwächen. Erst zum Schluss nimmt die Geschichte Fahrt auf. Viel zu spät! Humor und zusätzliche besondere Einfälle hätten mehr aus der eigentlich guten Basisidee mit den entscheidenden fünf Menschen, die einen prägen, herausholen können. Das warmherzige Ende ist gelungen.

Das farbenfrohe Konfetti-Cover und der Titel verströmen gute Laune. „„Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn“ bleibt hinter den Erwartungen zurück. Erst spät wird die Botschaft des Romans deutlich. Es fehlt über lange Strecken die Nähe zu Hauptfigur Allegra. Nebenfiguren wie Spanny und Pops sind eher greifbar und oft auch sympathischer. Zum Nachdenken regt die Idee mit den entscheidenden fünf Menschen an, und diese klingt auch nach.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Gute Ausgangsidee

Eskalation
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„Eskalation“ ist das Debüt von Nora Benrath. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich eine deutsche Journalistin und Redakteurin, die u.a. für den „Stern“ gearbeitet hat.

Warum hat es der Fremde auf sie abgesehen, ...

„Eskalation“ ist das Debüt von Nora Benrath. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich eine deutsche Journalistin und Redakteurin, die u.a. für den „Stern“ gearbeitet hat.

Warum hat es der Fremde auf sie abgesehen, und was hat er vor? Dina Martin wird von einem Unbekannten auf der Autobahn verfolgt. Er setzt sie auf perfide Weise psychisch unter Druck. Gibt es ein Entkommen?

Die Idee zum Thriller ist originell und befasst sich mit einem stets aktuellen Thema. Wir gehen zu sorglos mit unseren Daten um. Wie der Killer sich seine Opfer sucht ist ungewöhnlich. Der direkte Einstieg in die Geschichte ist gelungen. Innerhalb kürzester Zeit wird eine Grundspannung aufgebaut, die über lange Strecken anhält und durch geschickte Wendungen gesteigert wird. Nicht jedes Verhalten ist nachvollziehbar. Der Täter ist zu übermächtig. Dem gegenüber steht die oft unverständliche, zu ausgeprägte Hilflosigkeit der Opfer. Leichtsinn und Fehler häufen sich. Warum hat der Täter in vielen Fällen so leichtes Spiel? Das Verwirrspiel mit Verdächtigen gelingt nicht überzeugend. Zu wenig wird hinsichtlich Motiv und Motivation in die Irre geführt. Die Charaktere wirken abgedroschen, haben zu wenig Facetten und Persönlichkeit. Sie passen in Schubladen und sind austauschbar. Auch die Ermittler wirken wenig pfiffig. So manche vorschnelle Theorie erscheint viel zu weit hergeholt und hält zu lange an. Im Fokus steht der irre Mörder und sein Buhlen um Anerkennung. Der Erzählstil weist trotz anfänglicher, packender Szenen im Laufe der Geschichte immer mehr Schwächen auf. Die sich häufenden Grausamkeiten wirken überflüssig. Ein gutes Stilmittel sind die Perspektivwechsel. Aber auch hier wird nicht alles an Potential herausgeholt. Das Wettrennen mit der Zeit hätte für viel mehr Hochspannung sorgen können. Ein Schicksal wird zu schnell aufgeklärt. Mit ein paar geschickten Winkelzügen hätte der Leser über lange Strecken im Ungewissen gehalten werden können. Das letzte Buchdrittel ist das schwächste des Thrillers. Auflösung und Erklärungen überzeugen nicht. Besonders zum Schluss hapert es auffällig an Sprache und Erzählstil.

Das Cover setzt auf den Titel und eine nächtliche Schlüsselszene. Der Titel ist Programm. Von einer Sekunde auf die andere ändert sich alles, und es wird bezüglich Bedrohung eine Schippe drauf gelegt. „Eskalation“ hat eine sehr gute Ausgangsidee und ein paar fesselnde Szenen parat. Der ungewöhnliche Plan des Täters sorgt für Kopfkino. Insgesamt ein durchwachsener Eindruck. Spannungsmomente konkurrieren mit Schwächen und Enttäuschungen.

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Veröffentlicht am 20.06.2021

Vanlife-Abenteuer mit Hindernissen

Happy Road
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„Happy Road – Dem Weg ist das Ziel egal“ ist das Debüt von Autorin, Journalistin und Kommunikations-Beraterin Sarah Kringe. Die Weltenbummlerin erzählt von ihrem Vanlife-Abenteuer mit Freund Mathias.

„Während ...

„Happy Road – Dem Weg ist das Ziel egal“ ist das Debüt von Autorin, Journalistin und Kommunikations-Beraterin Sarah Kringe. Die Weltenbummlerin erzählt von ihrem Vanlife-Abenteuer mit Freund Mathias.

„Während er, das Lenkrad mit weiß leuchtenden Knöcheln umklammernd, zur Windschutzscheibe hinaus stiert, denke ich daran zurück, wie das alles angefangen hat. Warum ich jetzt schlecht gelaunt mit einem ebenso schlecht gelaunten Österreicher einen rumänischen Feldweg hinunter fege und wieso ich mich trotzdem pudelwohl fühle und um nichts in der Welt tauschen würde.“

Mit einem VW-Bus durch Osteuropa, den Balkan bis zum Nordkap, das ist der Plan von Sarah und Mathias. Die beiden kennen sich erst wenige Wochen, und schon geht es mit dem umgebauten Bus auf große Reise. Der Roadtrip mit Skilehrer weckt Abenteuerlust. Sarah und Mathias haben sich für das langsame Reisen entschieden. Ihre Route verläuft gegen den Strom mit der Hoffnung auf weniger Tourismus an den einzelnen Stationen. Herausforderungen und Widrigkeiten stellen die Beziehung auf die Probe. „Im Sommer die osteuropäischen Länder des Balkans sowie Rumänien zu bereisen bedeute eine sanfte Heranführung ans Vanlife.“ Interessant sind die Begegnungen z.B. mit dem angeblichen Nationalparkranger in Bosnien an der Grenze zu Montenegro. Ein ungewöhnlicher Fund am Straßenrand geht ans Herz. Leider stehen die besonderen Anekdoten und Reiseziele nicht im Vordergrund sondern das Vanlife-Leben, Alltäglichkeiten, Befindlichkeiten und die Autorin selbst. So wird einiges an Abenteuer-Potential und Unterhaltungswert verschenkt. Ein Perspektivwechsel zwischen Sarah und Mathias hätte für eine andere Grundstimmung und mehr Atmosphäre sorgen können. Die Fotos gewähren Einblicke ins Vanlife-Leben, aber auch hier fehlt es an besonderen Anekdoten-Bildern wie vom ungewöhnlichen Straßenfund, Rentier in der Rinderherde und Co. Die Schrift ist sehr blass. Das Lesen ist dadurch besonders am Anfang in der Eingewöhnungsphase eher anstrengend. Auf der Karte zu Beginn des Buches lässt sich die Reiseroute nachverfolgen. Mathias' oberösterreichischer Dialekt hat Unterhaltungswert. Die Dialoge machen ihn sympathisch. Mit Vorurteilen wird aufgeräumt. Die beiden Abenteuer erfahren unterwegs viel Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft. Wer ist der nächtliche Besucher? Die ein oder andere Überraschung hat auch diese Reise parat.

Mit Coverszene und Titel kommt Ironie auf. Das Foto wirkt nicht sehr farbintensiv, stimmt aber auf einen ungewöhnlichen Roadtrip ein. „Happy Road – Dem Weg ist das Ziel egal“ nimmt mit auf ein pures, ungeschöntes Vanlife-Abenteuer mit samt aller Emotionen, Freude und Kummer. So manch lehrreiche Herausforderung wartet. Ein paar Highlights hat das Buch parat, aber die Möglichkeiten werden nicht ausgeschöpft. Für z.B. angehende Vanlife-Abenteurer ein interessanter Einblick.

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Veröffentlicht am 09.06.2021

Dunkle Geheimnisse

Tod auf Madeira (Ein Madeira-Krimi 1)
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„Tod auf Madeira“ bildet den Auftakt zur Comissário-Torres-Krimireihe von Autor Tomás Bento. In einer Reisegruppe herrscht alles Andere als Harmonie und ausgelassene Stimmung.

Ausgerechnet an einem idyllischen ...

„Tod auf Madeira“ bildet den Auftakt zur Comissário-Torres-Krimireihe von Autor Tomás Bento. In einer Reisegruppe herrscht alles Andere als Harmonie und ausgelassene Stimmung.

Ausgerechnet an einem idyllischen und beliebtem Ausflugsziel auf Madeira stirbt ein Wanderer. Comissário Mauricio Torres ermittelt. Nicht nur die Mitglieder der Reisegruppe sind verdächtig. Wer steckt hinter der heimtückischen Tat?

Krimiautorin Laura Flemming ist das erste Mal Teil der Reisegruppe und möchte unbedingt herausfinden, wer der Mörder ist. Der Verdacht liegt nahe, dass sie aus beruflichen Gründen eigenmächtig recherchiert. Comissário Mauricio Torres begegnet Laura mit Skepsis, aber es ist nicht so leicht, den hartnäckigen Quälgeist vom Fall fern zu halten. Nicht nur den Hauptfiguren fehlt es an Konturen. Es werden Klischees bedient. Laura wirkt aufgrund ihrer anfänglichen Gewaltfantasien und schriftstellerischem Denken nicht sonderlich sympathisch. Mauricio als trauernder Witwer ist noch nicht bereit für einen Neuanfang. Das Knistern zwischen den Beiden kommt sehr langsam in Gang und spielt nur eine untergeordnete Rolle. Originell ist die Mordidee mit regionalem Bezug. Immer mehr Verdächtige kommen als Täter in Frage, und die Motive häufen sich. Zwar beschäftigen Rätselraten und Verwirrspiel, aber der wahre Täter lässt sich am Ende zu schnell ausmachen. Der Plot hätte raffinierter, temporeicher und spannender gestrickt werden können. Die Charaktere tragen die Geschichte nicht ausreichend. Gut gewählt sind die Handlungsorte, die Madeira-Flair vermitteln. Neid, Eifersucht, Gier, immer mehr Abgründe treten zu tage. Schafft es Mauricio tatsächlich während seiner Recherchen und Befragungen so schnell Skizzen und Zeichnungen in seinem Notizbuch anzufertigen? Diese Eigenart hat etwas, auch wenn sie im ersten Moment nicht sehr effektiv wirkt. Zum Schluss sind ein paar Winkelzüge zu viel im Spiel und nicht jedes Verhalten erscheint plausibel.

Titel und Handlungsort Madeira wecken die Neugierde auf die neue Krimireihe. Urlaubsstimmung kommt mit der Blumeninselszene auf. „Tod auf Madeira“ punktet mit einem kniffeligen Fall in besonderer Atmosphäre. Der Auftakt eignet sich als kurzweilige Urlaubslektüre. Bei Intensität, Spannung und Co ist noch Luft nach oben.

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