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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.06.2021

Zuviel Nebensächliches versaut die Spannung

Ein Bild der Niedertracht
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Das Auffinden einer alten Leiche in einem Wohnwagen scheint zunächst ein „Standard-Fall“ für Karen Pirie und ihr Team von der Historic Case Unit zu werden. Als dann aber auch noch eine Leiche aus dem Wasser ...

Das Auffinden einer alten Leiche in einem Wohnwagen scheint zunächst ein „Standard-Fall“ für Karen Pirie und ihr Team von der Historic Case Unit zu werden. Als dann aber auch noch eine Leiche aus dem Wasser gezogen wird, die in Zusammenhang mit einem Vermisstenfall vor zehn Jahren steht, muss Karen plötzlich zwei Fälle gleichzeitig bearbeiten, bei denen bei beiden erschwerender Weise einige Zuständigkeitsbereiche und Reisen koordiniert werden müssen.
Der erste Fall war für mich nur ganz kurz rätselhaft, nach dem ersten Ermittlungserfolg war mit die Auflösung schon klar und dieser Fall wurde für mich zu einem Nebenschauplatz, der die eigentliche Geschichte nur hinauszögert. Diese eigentliche Geschichte, die zweite Leiche und ihr Zusammenhang mit einem vor 10 Jahren verschwundenen Politiker war gut aufgebaut und ziemlich lange spannend und undurchsichtig, wenn nur die ewigen Einschübe nicht gewesen wären. Mich interessiert beim Lesen eher weniger, wer wann was genau isst und das Kompetenzgerangel innerhalb der Polizei ist auch nicht sonderlich originell, sondern so in mittlerweile jedem zweiten Krimi zu lesen.
Für mich war das der erste Krimi über Karen Pirie und ihr Team und ich muss sagen, so richtig warm geworden bin ich mit der Ermittlerin nicht. Sie war mir zu herablassend zu ihren Mitarbeitern und ihre Beziehungs“probleme“ konnte ich so gar nicht verstehen. Vielleicht ist das für Fans der Reihe besser nachzuvollziehen, aber für mich hat ihr Gejammer über das Verhalten ihres Partners absolut keinen Sinn ergeben (für mich waren seine Handlungen nachvollziehbarer als ihre…). Der Rest des Buches lässt sich gut lesen, ohne die Vorgänger zu kennen.

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Veröffentlicht am 25.12.2020

Kein richtig spannender Thriller, aber das Thema wirft interesante moralische Fragen auf

Die treue Freundin
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Die treue Freundin

Der Thriller von Lisa Unger beleuchtet auf verschiedenen Zeitebenen das Leben von Rain Winter:
Einerseits ist da die Nacherzählung des wohl prägendsten Erlebnisses ihrer Kindheit: ...

Die treue Freundin

Der Thriller von Lisa Unger beleuchtet auf verschiedenen Zeitebenen das Leben von Rain Winter:
Einerseits ist da die Nacherzählung des wohl prägendsten Erlebnisses ihrer Kindheit: Die Entführung ihrer beiden Freunde, der sie selbst nur knapp entkam. Dieser Handlungsstrang ist in Rückblenden in die aktuellen Eregnisse eingebettet und kommen in Rain immer wieder hoch, weil sie in einem Fall, den sie als Journalistin untersucht, Parallelen zu dem Mord feststellt, dem ihr Entführer nach seiner Tat dann zum Opfer gefallen ist. Sie muss diese journalistische Arbeit in Einklang bringen mit ihrem Leben als Mutter einer kleinen Tochter und versucht, da die Balance zu finden.

Der Lauf der Geschichte ist immer wieder durchbrochen durch Abschnitte, in denen der Täter zu Wort kommt. Diese Abschnitte, die in der ersten Person geschrieben sind und schon deshalb während des Lesens eine gefühlte Unmittelbarkeit erzeugen, sind meiner Meinung nach die Einzigen, die ein bisschen Spannung erzeugen. Die Teile, die aus Rains Sicht geschrieben sind, ziehen sich an vielen Stellen unnötig in die Länge, Aspekte ihres Privatlebens wiederholen sich oft.
Zum Ende hin nimmt das Buch noch etwas Fahrt auf, aber es bleiben viele Stränge der Geschichte, die nicht vollständig aufgelöst werden oder unlogische Wendungen nehmen.
Insgesamt weißt die Geschichtskomposition einige Schwächen auf, die auffallen, wenn man länger über das gelesene nachdenkt. Da der Schreibstil aber sehr flüssig ist, lässt sich der Thriller trotzdem rasch durchlesen und ich hatte während des Lesens nicht das Gefühl, mich zur Beendung des Buches zwingen zu müssen. Die Herangehensweise an die moralischen Fragen, die sich während der Geschichte auftun geben interesante Impulse, darüber nachzudenken, manches bleibt aber unreflektiert.
Pluspunkte kann das Buch dafür verbuchen, das auf psychische Störungen eingeht, deren Ursprung in der Kindheit liegen und auf die Auswirkungen, die traumatische Ereignisse auf die Psyche von Kindern haben kann.
Insgesamt ist es ein Buch, dass gut zwischendurch zu lesen ist, aber kein richtiger Thriller.

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Veröffentlicht am 11.02.2020

Recht gut konstruierte obsessive Beziehung

Perfect Girlfriend - Du weißt, du liebst mich.
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Elisabeth will ihren Exfreund zurück. Dieser hatte mit ihr Schluss gemacht, weil er mehr Freiraum braucht. Nach etwa einem Jahr, das sie wartend und Pläne schmiedend verbracht hat, beschließt Elisabeth, ...

Elisabeth will ihren Exfreund zurück. Dieser hatte mit ihr Schluss gemacht, weil er mehr Freiraum braucht. Nach etwa einem Jahr, das sie wartend und Pläne schmiedend verbracht hat, beschließt Elisabeth, dass er genug Freiraum gehabt hätte und setzt alles daran, sich in sein Leben zurück zu mogeln. Sie ändert ihren Namen in Juliette, wird Stewardess in der gleichen Fluggesellschaft, für die ihr Exfreund als Pilot arbeitet und setzt ihren minuziös ausgearbeiteten Plan, wie sie ihn zurückerobern will, in die Tat um. Mit jedem Rückschlag werden ihre Aktionen verzweifelter, realitätsferner, obsessiver, auch wenn es überraschend ist, mit wie vielen ihrer Taten/Überlegungen sie tatsächlich ihrem Ziel näher kommt (oder zu kommen scheint?).

Meinung: Es ist sehr leicht, in die Geschichte hineinzukommen und die Erzählung aus der Ich-Perspektive aus Juliettes Sicht ist sehr gelungen, weil man dadurch sehr nahe an ihren Gedanken und Überlegungen dran ist, die einen Großteil des Romans ausmachen. Zunächst ist das Buch noch sehr interessant und durch die ungewöhnliche Sichtweise und die ungewöhnliche Protagonistin entsteht beim Lesen eine Art Sog, man möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht und wie weit sie gehen würde, aber irgendwann lässt diese Sogwirkung nach und es kommt auf weite Strecken zu Längen und Wiederholungen, die ziemlich ermüdend sein können. Juliette als Protagonistin ist gut ausgearbeitet, ihre Obsession und ihre Taten sind so krankhaft, dass man sie als Leser nicht sympathisch finden kann, aber Karen Hamilton beschreibt sie so, dass man zumindest nachvollziehen kann, was in ihrem Hirn, in ihrer Welt ihrer Meinung nach vorgeht. Die anderen Charaktere bleiben leider sehr blass, was natürlich der Erzählperspektive geschuldet ist, andererseits den Roman sehr einseitig werden lässt und die Reaktionen auf Juliettes Verhalten oft unverständlich bleiben lassen. Ich hätte als Leser gern mehr darüber erfahren, wie Nate, Juliettes Exfreund, die Situation wahrnimmt, ab wann er merkt, dass da was aus dem Ruder läuft und wie er seine Reaktionen rechtfertigt. So aber bleibt er seltsam passiv. Irgendwie kann man ihn schlecht verstehen und er wirkt unglaubwürdig in seiner Opferrolle.
Richtige Spannung kommt nicht auf, daher wundert es mich ein bisschen, dass es oft als Thriller bezeichnet wird (Stadt Radio Göttingen, Freiburger Wochenbericht).
Am wenigsten hat mir allerdings das Ende gefallen. Es wirkt, als wären der Autorin die Ideen ausgegangen, als müsste man sich deshalb als Leser ein eigenes Ende ausdenken. Die Geschichte ist einfach mitten drin abgebrochen, weder Erfolge noch Konsequenzen werden aufgezeigt. Es scheint, als hätten Juliettes Taten einfach stattgefunden, ohne dass sich jemand groß dafür interessiert. Für dieses Ende gibt es Punktabzug und auch für die Längen in der Mitte, sodass ich insgesamt gut gemeinte 3 von 5 Punkten vergebe.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Irreführender Klappentext

Racheopfer
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Ackermann jr. ist wegen mehrfachen Mordes verurteilt worden und sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis ein. Schon in der ersten Szene lernt der Leser, dass er es nicht mit einem „normalen“ Serienmörder ...

Ackermann jr. ist wegen mehrfachen Mordes verurteilt worden und sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis ein. Schon in der ersten Szene lernt der Leser, dass er es nicht mit einem „normalen“ Serienmörder zu tun hat, sondern dass Ackermann kaltblütig und sehr gerissen ist und außerdem über eine unglaubliche Beobachtungsgabe und Anpassungsfähigkeit verfügt. Genau diese Eigenschaften machen ihn so gefährlich, aber auch zu einem begehrten Forschungsobjekt für Dr. Kendrick, der mithilfe von Korrekturen im Hirn Psychopathen heilen will. Als Ackermann dann in die Anstalt von Dr. Kendrick verlegt wird und dort auf eine alte Bekannte trifft, die noch eine Rechnung mit ihm offen hat, beginnt er sein Spiel.
Dieser Kurzthriller aus der Feder von Ethan Cross verspricht laut Klappentext die Vorgeschichte von Serienkiller Francis Ackerman jr. Wenn man mit dieser Erwartung an das Buch herangeht, wird man enttäuscht werden. Man erfährt über die Kindheit/Jugend von Ackermann nicht mehr, als man nach dem ersten Buch der Shepard-Reihe nicht sowieso schon weiß. Es ist in keinster Weise die Erklärung dafür „wie das Töten begann“, sondern erzählt lediglich eine Episode aus Ackermanns Leben, als er schon für mehrfachen Mord verhaftet wurde und im Gefängnis sitzt. Was dieses Buch aber ist, ist ein unterhaltsamer Kurzthriller für alle, die Francis Ackermann jr. noch nicht kennen und so den Einstieg in die Reihe suchen oder aber ein kurzer Appetithappen für alle eingefleischten Fans der Reihe. Der Schreibstil ist typisch für Ethan Cross, er liest sich flüssig, die Spannung wird aufgebaut, ohne dass es an irgend einer Stelle zu Längen kommt und die Charakterisierung von Ackermann fällt so aus, dass man ihn als Leser unglaublich faszinierend findet. Die Tatsache, dass Cross es schafft, dass einem als Leser dieser grausame, kaltblütige Serienmörder (beinahe) sympathisch wird, spricht für sich. Ein Kritikpunkt in der Geschichte ist Jenny, die zu naiv, zu unüberlegt handelt, um in irgend einer Weise ein würdiger Gegner für Ackermann zu sein, sodass sich das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden nicht so richtig entfalten kann. Da hätte ich mir eine etwas raffiniertere Persönlichkeit gewünscht. Auch Dr. Kendrick und seine Forschung am Gehirn von Schwerverbrechern bleiben eher blass, sie ist nur Rahmenprogramm für die „Ackermann-Show“, obwohl sie definitiv Stoff für mehr geboten hätte. Das mag der Kürze des Buches (etwa 150 Seiten) geschuldet sein, bewirkt aber auch, dass dem Ganzen „das gewisse Etwas“ fehlt. Dem ganzen Kurzthriller fehlt etwas die Raffinesse, die man sonst von Ethan Cross gewöhnt ist, und vieles wird so schnell und so überhastet abgearbeitet, dass einige Handlungen und Entscheidungen total unlogisch sind. Manche Details der Geschichte sind sehr vorhersehbar, andere nicht richtig ausgearbeitet.
Fazit: Punktabzug gibt es erstens einmal für den Klappentext. Selten einen so irreführenden und unpassenden Text zu einem Thriller gesehen, dem jeder Bezug zum tatsächlichen Inhalt fehlt. Trotz einiger Schwächen ist der Kurzthriller gut zu lesen und macht Lust auf mehr (vorallem weil ich ja weiß, dass Ethan Cross es noch besser kann!).

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Veröffentlicht am 19.03.2018

Wahnhafte Suche nach der "Wahrheit"

Das Flüstern der Insel
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Alice ist mit ihrer Jugendliebe verheiratet, sie haben eine Tochter und Alice ist hochschwanger mit dem zweiten Kind. Sie führen eine glückliche Beziehung, die geprägt ist durch Vertrauen und dadurch, ...

Alice ist mit ihrer Jugendliebe verheiratet, sie haben eine Tochter und Alice ist hochschwanger mit dem zweiten Kind. Sie führen eine glückliche Beziehung, die geprägt ist durch Vertrauen und dadurch, dass sich die beiden sehr gut kennen. Als Alice eines Nachts einen Anruf bekommt, dass ihr Mann verunglückt ist, stellt dass alles in Frage. Denn zusätzlich zu seinem Tod muss sie sich damit auseinander setzen, dass er sich zur Zeit des Unfalls wo anders aufgehalten hat als er ihr gesagt hatte. Um die bohrenden Fragen loszuwerden und sich auch von ihrem Schmerz abzulenken, beginnt Alice mit Nachforschungen: Woher kam ihr Mann? Was wollte er da? Sie steigert sich in diese Suche nach „der Wahrheit“ hinein, bis es zu einem Wahn wird und die Mittel werden immer extremer. Bald scheint sich ihr ganzes Leben daran auszurichten. Sie verliert dabei zum Teil ihre Pflichten als Mutter aus den Augen und macht sich selber unfähig, soziale Bindungen zu anderen Menschen einzugehen.


Für diese Rezession habe ich lange überlegen müssen, was ich schreiben sollte. Beim Lesen fand ich das Buch sehr langatmig, die wirren Gedankengänge von Alice, die sehr ausführlich beschrieben werden, haben mich gestört und die Charakterbeschreibung von Olivia, der älteren Tochter, war zerrissen und unverständlich. Die Entwicklung von Alice fand ich zunächst noch recht spannend, wie sie sich immer weiter in den Wahn hineinsteigert, doch irgendwann wurde es mir zuviel, zu unglaubwürdig. Teilweise war es echt abstrus und weit von einer künstlerischen Überzeichnung entfernt. Das ging so weit, dass ich während des Lesens richtiggehend genervt war und das Ende herbeigesehnt habe.


Trotzdem hat es Daniel Sánchez Arévalo geschafft, eine Art Sog zu generieren, der es mit der Zeit immer schwerer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Man hofft immer auf den großen Moment, die Überraschung. Außerdem hat mich der Roman nachhaltig zum Nachdenken gebracht. Ich werde dieses Buch wahrscheinlich nicht so schnell vergessen, auch wenn das Lesen selbst kein richtiges Vergnügen war.
Das Ende, so schlicht es auch war, fand ich richtig gut gelungen. Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und dort kam oft Kritik zum Schluss, aber ich finde, gerade weil es dann doch so banal war, rückt es die Besessenheit von Alice noch einmal ins Rampenlicht. Auch die emotionale Ausarbeitung fand ich gelungen.

Alles in allem ein Buch, dass mich sehr zwiespältig zurück gelassen hat und bei dem ich es unglaublich schwer finde, eine Sternewertung zu vergeben. Würde ich nur den Stil und das Leseerlebnis bewerten, gäbe es wohl 2 Sterne von mir, für das Thema und die nachdenklichen Töne gäbe es 4, daher habe ich mich auf 3 Sterne festgelegt, obwohl ich finde, dass es dem Roman nicht richtig gerecht wird. Es ist mit Sicherheit kein Buch für jedermann, aber wenn man einmal etwas jenseits der üblichen Themen lesen will und sich auf dieses Buch und den Stil des Autors einlassen kann, ist man mit „Das Flüstern der Insel“ gut beraten.