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Veröffentlicht am 27.06.2021

Verwurzelt mit der Heimat

Chor der Pilze
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Klappentext:

„Natürlich spricht sie die neue Sprache, auch wenn keiner in der Familie das glaubt. Dabei könnte sie, wenn sie wollte, im Kopfstand Shakespeare zitieren, bis sie Nasenbluten bekommt, behauptet ...

Klappentext:

„Natürlich spricht sie die neue Sprache, auch wenn keiner in der Familie das glaubt. Dabei könnte sie, wenn sie wollte, im Kopfstand Shakespeare zitieren, bis sie Nasenbluten bekommt, behauptet die alte Dame. Sie ist vor zwanzig Jahren aus Japan eingewandert, sitzt unverrückbar im Flur ihres kanadischen Hauses und beobachtet alles. Als sie ins Heim soll, macht sie sich mitten in einem Schneesturm davon, geht mit einem jungen Trucker, der sie aufliest, auf einen Roadtrip. Niemand weiß, wo sie sich aufhält – außer ihrer Enkelin Muriel, eine junge, schon in dem neuen Land geborene Frau, mit der die Großmutter in ständiger telepathischer Verbindung steht. Man erzählt sich drei Leben, ein altes, ein neues, ein mögliches, doppelt gespiegelt und in allen Facetten veränderlich. Ein erzählerisches Meisterstück über kulturelle Identität, Feminismus, Rassismus, und eine Hommage an die Heimat, die wir alle im Kopf haben: unsere Sprache. Mit Passagen von betörender Schönheit.“



Hiromi Goto hat mich mit diesem Buch sehr tief berührt. Die Geschichte der alten Dame ist so voller Gefühl, voller zarter Worte, voller Beobachtung und voller Ehrfurcht. Man ist als Leser sehr neugierig und verfolgt gebannt die Geschichte um ihr Leben. Goto‘s Sprachstil ist so zart und dennoch so voller Kraft, zeigt so viele gedankliche Denkweisen auf, bringt dem Leser zum nachdenken und vor allem zeigt Goto mit enormer Stärke die Kraft der Frauen. Die Frage nach Heimat ist hier der Tenor und Muriel und ihre Großmutter haben beide besondere und verschiedene Antworten darauf - genau wie jeder von uns, aber dennoch meinen wir alle das Gleiche. „Wo gehöre ich hin? Darf ich hier sein? Was soll ich hier? Warum bin ich hier?“ sind nur ein paar Fragen die aufkommen wenn man diese Geschichte inhaliert. Man liest sie nicht einfach weg, man stellt sich diese Fragen selbst und versucht eine Antwort mit der eigenen Selbstreflexion zu finden.

Diese Geschichte ist wunderbar philosophisch und hallt unheimlich nach - ich bin sehr begeistert und dankbar, diese Geschichte gelesen zu haben! 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 27.06.2021

Ein kleines Meisterwerk

Jeder geht für sich allein
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Klappentext:

„Mit 24 ging Momoko in die große Stadt, nach Tokyo, um die Zwänge der Provinz hinter sich zu lassen, um frei zu sein. Sie war sich für keine Arbeit zu schade, schuftete, passte sich an, gab ...

Klappentext:

„Mit 24 ging Momoko in die große Stadt, nach Tokyo, um die Zwänge der Provinz hinter sich zu lassen, um frei zu sein. Sie war sich für keine Arbeit zu schade, schuftete, passte sich an, gab sich, wie man es von ihr erwartete: folgsam, freundlich, auf Harmonie bedacht. Und schlug so unversehens den Weg ein, den die Gesellschaft ihr vorgab: Mann, Kinder, ein schönes Zuhause. Jetzt, mit 74, ihr Mann ist tot, die Kinder sind erwachsen und aus dem Haus, denkt Momoko nach. Über die Träume, die sie einst hatte. Über die Liebe. Über das Altern. Über Einsamkeit. Und nach fünfzig Jahren Leben mit der Hochsprache kommt mit Macht wieder, was die junge Momoko in Tokyo immer für ein Stigma hielt: ihr Dialekt. Ihre Heimat.“



Für dieses Buch gibt es nicht nur 5 von 5 Sterne sondern auch nur ein Wort: wunderschön. Die Geschichte um Momoko ist so ehrlich, so bewegend und so aktuell. Wakatake hat mit Momoko eine sehr starke Persönlichkeit geschaffen, die man bewundert, obwohl sie es nicht möchte, denn das was sie in ihrem Leben geschaffen hat, ist für sie „normal“, es musste so sein, sollte so sein, musste so kommen. Jetzt, wo sie allein ist, versinkt sie in ihren Träumen und es tut manchmal weh zu sehen, was sie alles nie erlebt hat, was sie verloren hat, was ihr verwehrt wurde bzw. wie sie sich angepasst hat um in das Raster aller zu passen. Man merkt als Leser ihren Drang nach Freiheit, nach frei und offen sein, so zu leben, wie sie es gern möchte, auch jetzt im Spätherbst ihres Lebens…Sie ist dabei keineswegs undankbar…aber ,an darf doch mal träumen, oder? Denn schlussendlich geht jeder für sich allein…wie der Titel schon besagt.

Die Sprachmelodie ist hier enorm und hat mich umgehauen mit ihrer Stärke. Der Inhalt bzw. der Tenor der Geschichte gab mir dann noch den Rest und versetzte mich in einen Rausch der Zeilen - welch ein tiefgründiges und bewegendes Buch rund um die Suche nach Freiheit, Heimat und dem Weg zurück zu den Wurzeln die einen erden, bei denen man sich wohl fühlt, die einem das Gefühl von Geborgenheit geben…Wow!

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Veröffentlicht am 23.06.2021

Ein fein abgestimmter Roman

Vom Ende eines Sommers
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Klappentext:

„England in den 1930-Jahren: Die vierzehnjährige Edith Mather lebt mit ihrer Familie auf Wych Farm im ländlichen Suffolk. Das Leben auf dem Land ist hart, die Schatten von Weltwirtschaftskrise ...

Klappentext:

„England in den 1930-Jahren: Die vierzehnjährige Edith Mather lebt mit ihrer Familie auf Wych Farm im ländlichen Suffolk. Das Leben auf dem Land ist hart, die Schatten von Weltwirtschaftskrise und Erstem Weltkrieg hängen über der verarmten Gemeinde, und die Farm wird noch mit Pferdestärken betrieben. Edith, genannt Edie, ist ein seltsames Kind: Als eines von vier Geschwistern in einer konservativen Farmerfamilie zieht sie Bücher der Gesellschaft von anderen Kindern vor.

Als die Journalistin Constance FitzAllen aus London anreist, um eine Kolumne über und Lobrede auf das Landleben zu schreiben, empfindet Edie von Anfang an Bewunderung für die extrovertierte Frau in Männerhosen. Charmant, wissbegierig und glamourös scheint Constance zunächst die ideale Freundin und Mentorin für Edie zu sein. Doch die junge Frau aus der Großstadt will nicht nur dokumentieren, sie will missionieren. Und sie bringt politische Ideen mit, die bald zu einem Flächenbrand in ganz Europa führen.“



Allein das Cover ist schon ein echter Hit und der Inhalt hat mich ebenso komplett begeistert. Autorin Melissa Harrsion geht hier mit ganz zarten und feinen Tönen vor. Ihre Sprachmelodie ist gewaltig und ihre bildhaften Beschreibungen regen unweigerlich das Kopfkino an. Man hat das Gefühl, die Natur richtig durch die Buchseiten zu spüren. Bilder entstehen, die Figuren bekommen Gesichter, die Geschichte ist u heimlich lebendig, aber dennoch erzählt sie gefühlvoll die Geschichte rund um Edith. Edith ist anders und ihre Eltern hätte sich etwas anderes für sie gewünscht als die Lust auf Bücher….Bücher rund um die Gesellschaft, die alles beinhaltet, Gutes und Negatives, Dinge, die die Menschen nicht immer laut sagen wollen, dürfen, können…Mit dem Erscheinen von Constance bekommt Edith eine neue Sichtweise und ihr Denken erhält neue Anstöße sowie neue Ideen. Diese Ideen kommen einer Beweihräucherung gleich und obwohl Edith ein gewisses Wissen besitzt, ist ihre junge Kinderseele doch für so vieles empfänglich. Ich muss gestehen, das mich diese Geschichte an den wunderschönen Klassiker „Der Zauberer von Oz“ erinnert und Constance hier der Wirbelsturm ist, der Edith versucht mit in den Bann zu ziehen und die Natur und der Weg des Erwachsen-werdens bei Edith das Gute darstellen… Ein Wettlauf gegen das glauben und gegen die Gesellschaft beginnt. Edith muss sich entscheiden, nur die Frage ist, ob sie es will, ob sie es einschätzen kann…

Ein wahrlich atmosphärischer Roman mit extrem viel Feingefühl von Harrison - 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 17.06.2021

Die Lust der Verhüllung

Christo und Jeanne-Claude
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Diese Rezension bewertet die Print- sowie die Digitalausgabe!

Klappentext:
„CHRISTO (1935–2020) und JEANNE-CLAUDE (1935–2009) waren ein Künstlerehepaar, das ab den 1960er-Jahren vor allem mit gemeinsam ...

Diese Rezension bewertet die Print- sowie die Digitalausgabe!

Klappentext:
„CHRISTO (1935–2020) und JEANNE-CLAUDE (1935–2009) waren ein Künstlerehepaar, das ab den 1960er-Jahren vor allem mit gemeinsam realisierten spektakulären Verhüllungsprojekten wie etwa die Verhüllung des Reichstagsgebäudes, die Valley Curtains und zuletzt Christo allein mit den Floating Piers bekannt wurde.“

Ich muss gestehen, ich war und bin ein großer Fan von Christos Kunst. Hinter ihm stand aber immer auch seine Frau und Muse Jeanne-Claude. Die beiden werden mit diesem Buch geehrt, gewürdigt und in gewisser Weise wird ihnen auch ein Denkmal gesetzt. Die beiden waren Verhüllungskünstler und genau das beleuchtet dieses Buch. Die Bilder sind großartig und zeigen intensiv die Intension und die Kunstlust der beiden. Jeder hatte für sich eine gewisse Handschrift und wir können erkennen welche. Die kleinen Texte und Beschreibungen sind äußerst dezent und fügen sich perfekt in die Bilder ein, ohne sie zu behindern oder zu verschandeln. Die leicht quadratische Größe und auch die Qualität der Buchseiten ist grandios getroffen und von hervorragender Stärke. Die Brillanz der Bilder ist ebenso für ein Coffetable-Book perfekt und ohne Makel.
Die Kunstwelt hat mit Christo und Jeanne-Claude ganz große und bedeutungsvolle Künstler verloren, aber mit diesem Buch, dürfen wir den Hauch der Verhüllung jeglicher Art immer wieder spüren - 5 von 5 verhüllte Sterne voller Glanz!

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Veröffentlicht am 17.06.2021

Goethe und die Natur

Der Atem der Welt
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Klappentext:

„Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) war nicht nur als Dichter und Schriftsteller ein Kristallisationspunkt seiner Zeit. Sein umfangreiches literarisches Werk bezeugt eine eingehende Beschäftigung ...

Klappentext:

„Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) war nicht nur als Dichter und Schriftsteller ein Kristallisationspunkt seiner Zeit. Sein umfangreiches literarisches Werk bezeugt eine eingehende Beschäftigung mit Naturforschung und sein Leben ist von einem ununterbrochenen, intensiven Erleben der Natur in allen Erscheinungen tief geprägt und geformt. Souverän erschließt Stefan Bollmann in dieser Biographie dieses lange Zeit vernachlässigte Naturverständnis und vermittelt uns ein überraschend neues Goethebild. Auf einer spannenden Entdeckungsre durch Goethes Landschaften, seine Texte und Gedanken begleiten wir ihn in Italien, in der Schweiz, beobachten ihn bei seinen Forschungen in Thüringen und im Harz. Wir nehmen teil an seinen geologischen, anatomischen, botanischen und optischen Untersuchungen, werden Zeuge seiner Freundschaft mit Alexander von Humboldt – und verstehen unsere eigene tiefe Sehnsucht nach der Natur neu. Goethe kann uns lehren, unsere Stellung in der Natur neu zu verorten. Eine große Geschichte der Naturwahrnehmung und zugleich ein hochaktuelles Buch, das zeigt, wie Goethes sinnlich anschauliche Erfahrung der Natur auch heute noch Grundlage unserer Humanität und Lebendigkeit sein kann.“



Autor Stefan Bollmann macht mit diesem Buch deutlich, das in Goethe noch viel mehr schlummerte als nur der reine Schriftsteller. Mit viel Mühe und Engagement geht er hier akribisch vor und beleuchtet das Naturverständnis Goethe‘s. Wer sich einmal mit diesem Genie der Literatur beschäftigt hat, wird allein durch die verschiedenen Herrenhäuser wo er gern logierte festgestellt haben, das Goethe sich auch für die Natur sehr intensiv interessierte. Er nahm seine Umgebung sehr detailliert war und wollte mehr. Auch in seinen Werken erleben wir im er wieder diese Beobachtungen! Mit Humboldt zusammen ging es Schritt für Schritt sogar in Richtung Forschung. Das er dabei auch seine Reisen nutzte, war schlussendlich dem großen Interesses Goethes geschuldet. Es wurde fast schon zu einer Sucht Pflanzen und Co. zu bestaunen, zu dokumentieren, zu erforschen. Stefan Bollmann geht hier mit viel Gefühl vor und wir erleben einen Mann, der mit viel Sinn und Verstand Goethe dem Leser öffnet. Wir lernen eine komplett neue Seite kennen und werden einfach nur erstaunt sein, das Goethe und seine Lust nach Natur sehr große Bewunderer hatte und seine Entdeckungen auch auf große Resonanz in der Forschung stießen.

Alles in allem ein sehr faszinierendes, unterhaltsames und lehrreiches Buch. Lehrreich, weil man ganz schnell feststellt, das doch mehr in einem steckt, als das, was einen bekannt gemacht hat. 5 von 5 Sterne.

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