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Veröffentlicht am 18.01.2022

Wohlfühlbuch mit holprigen Details

Das kleine Chalet in der Schweiz
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Mina ist lebenslustig, spontan, überschwänglich und voller Energie. Sie liebt es beim Backen und Kochen Neues auszuprobieren und arbeitet in einer Testküche. Als sie die Initiative ergreift und ihrem ...

Mina ist lebenslustig, spontan, überschwänglich und voller Energie. Sie liebt es beim Backen und Kochen Neues auszuprobieren und arbeitet in einer Testküche. Als sie die Initiative ergreift und ihrem Freund einen Heiratsantrag macht, stellt sich heraus, dass dieser fremdgeht. Von ihrer Arbeit beurlaubt reist sie zu ihrer Patentante in die Schweizer Alpen, die dort ein gemütliches Chalet betreibt.

Anfangs fühlt man mit Mina mit, die von ihrem Freund enttäuscht und betrogen wurde. Minas Gefühle sind völlig nachvollziehbar und gerechtfertigt, weshalb ich es etwas seltsam fand, dass die Autorin die Geschichte so lenkt, als wäre es Minas Schuld. Natürlich zweifelt Mina an ihrer überschwänglichen Art, aber unterbewusst war es in der Erzählung einfach mehr, sodass ich mich gefragt habe, ob die Geschichte überhaupt etwas für mich ist. Aber mit jeder weiteren Seite verflüchtigte sich das Gefühl und ich habe mich in der Geschichte zunehmend wohlgefühlt.

Das lag unter anderem auch am Setting. Das Chalet von Minas Patentante ist unglaublich gemütlich, weil Amelie eine sehr herzliche Art hat und deswegen z. B. gemütliche Kafee-und-Kuchen-Treffen für ihre Gäste veranstaltet. Die Schweizer Alpen vor dem Fenster sind in der beeindruckenden Schneelandschaft und den Ski-Ausflügen wunderbar beschrieben. Und das schweizerische Essen kommt definitiv auch nicht zu kurz, vor allem die Kuchenkreationen im Chalet und Schokolade finden sich oft wieder. Selbst Fakten sind angenehm in das Geschehen eingebaut. In das Chalet von Amelie würde ich so gerne auch reisen!

》Das Leben mochte mies sein, doch es gab immerhin Schokolade, die in der Welt der Ernährung Superkräfte besaß.《
S. 26

Trotz des flüssigen und heimeligen Schreibstils bin ich ab und zu über Ausdrücke oder Satzkonstruktionen gestolpert (z. B. "Willst du jetzt in Schokolade machen?", S. 238. Ihh, ich hoffe doch nicht!). Ich vermute, da hat leider die Übersetzung etwas geschlampt. Ansonsten ist die Geschichte manchmal ein hin und her. Julie Caplin beschreibt keine konstante Entwicklung von der Protagonistin. Beruflich ist den Leser/innen direkt klar, was Mina stört, was diese mithilfe eines Buches auch bald herausfindet, diese Entwicklungshilfe später absurderweise verteufelt. Und auch Minas lebensfrohe Art bremst die Autorin manchmal aus, weil an einer Stelle z. B. behauptet wird, dass Mina am liebsten mit Listen planen würde oder sie mit ihrer offenen und neugierigen Art unerklärlicherweise noch nie neue Länder und Leute kennenlernen wollte. Auch bezüglich der Liebe hat Mina einige Erkenntnisse, die wegen ihrer Unsicherheiten durch die verpatzte Verlobung aber immer wieder über den Haufen geworfen werden. Bestimmte Handlungsverläufe drehen sich manchmal im Kreis. Die Liebesgeschichte fand ich schön und hat sich langsam entwickelt. Die letzten 50 Seiten haben alle Teile der Geschichte unnötig hinausgezögert, aber die Endszene ist wunderschön und hat die Geschichte perfekt abgeschlossen.


Fazit:
"Das kleine Chalet in der Schweiz" ist urgemütlich und etwas besonderes. Auch mit der Beschreibung der köstlichen Kuchen & Schokolade und dem übrigen Lokalkolorit konnte die Autorin punkten. Nur die gelegentlich holprige Übersetzung und Julie Caplins Art manche Aspekte der Geschichte im Kreis drehen zu lassen, haben mir nicht zugesagt. Alles in allem aber eine gemütliche Geschichte zum Wohlfühlen.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Holpriger Lesefluss

Reality Show
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Die Geschichte spielt etwas in unserer Zukunft, als bei der Bundestagswahl eine rechte Partei die deutliche Mehrheit erhält. Eine Studenten-WG gefällt das gar nicht und sie fangen an zu diskutieren: Die ...

Die Geschichte spielt etwas in unserer Zukunft, als bei der Bundestagswahl eine rechte Partei die deutliche Mehrheit erhält. Eine Studenten-WG gefällt das gar nicht und sie fangen an zu diskutieren: Die Idee der Reality Show ist geboren. An Heiligabend werden zehn der reichsten Deutschen in ihren Häusern als Geiseln genommen. Diese haben neben der Regierung genauso viel, wenn nicht sogar mehr, Einfluss auf unser aller Leben. Also werden die einflussreichsten Personen und ihre Vergehen in der Show vorgestellt und die Zuschauer entscheiden über deren Strafe.

Zu Beginn des Buches wird im Prolog direkt eine brenzlige Situation dargestellt, bei der ich die Luft angehalten habe. Danach folgen die Stunden davor, als die drei Studenten und ihre Helfer in die Häuser der Reichen eindringen, woraufhin die Show beginnt. Ich finde es toll, wie umfassend die Geschichte dargestellt wurde, indem man einige der zehn Reichen kennenlernt, die Geiselnahmen mit verfolgen kann, auch die Sicht der Fernsehzuschauer erfährt und die Show mit einem der Studenten als Moderator verfolgen kann.

Gestört an der Geschichte hat mich allerdings die Fülle der Charaktere. Die Studenten-WG umfasst die drei Bewohner Julian, Erich und Phillip. Mit einigen ihrer Freunde haben sie die Reality Show dann entwickelt und vorbereitet. Daneben wird in kurzen Kapiteln die Geiselnahme der Reichen verfolgt und auch einige Fernsehzuschauer gezeigt. Die Sichtweisen folgen kurz und prägnant hintereinander, ein schneller Wechsel von den Freunden, zu den reichsten der Nation und den Einwohnern vor dem Fernseher, wie in einem Film. Diese Darstellung passt gut zum Thema des Buches, hat mich jedoch oft verwirrt. Zu Beginn jeden Kapitels fragte ich mich, welche Buchfigur das gleich noch war, wobei ich aber durch die gelungene Darstellung der Charaktere bald den entsprechenden im Kopf hatte. Außerdem gibt es einige Rückblenden in die Vergangenheit, als die Studenten-WG mit einigen Freunden die ganze Aktion planten. Diese zusätzlichen Informationen haben mich die Gruppe besser kennenlernen lassen und die Show realistischer gemacht, jedoch befindet sich der/die Leser/in zu Beginn der Geschichte öfter in der Vergangenheit, als in der Reality Show. Die Rückblenden waren mir am Anfang zu früh, weil ich endlich die titelgebende Show miterleben wollte. Durch diese zwei Punkte hat sich die Spannung für mich nur sehr, sehr langsam aufgebaut, da ich immer wieder verwirrt war und mich erst zurechtfinden musste.

„In irgendeiner Form zahlt man immer. Mit Geld oder in einer anderen Währung.", S. 257

Der Schreibstil von Anne Freytag ist sehr lebendig und leicht zu lesen. Einige Szenen haben mich durch die eindrückliche Beschreibung richtig gefangen genommen und berührt. Die Emotionen wurden allesamt wirklich großartig umgesetzt, denn ich konnte z. B. die Überheblichkeit und Angst einiger Reichen deutlich durch die Buchseiten spüren. Die Wortwiederholungen von Rückenmark/Rückgrat jedoch haben mich im weiteren Verlauf der Geschichte irgendwann gestört. Mir sind Kapitelüberschriften eigentlich egal, weil ich sie immer vergesse, aber hier sind sie so gut zum Inhalt des entsprechenden Kapitels gewählt, dass sie mir immer wieder aufgefallen sind.

Das Ende ist enorm fesselnd geworden, da ich wissen wollte, ob die Freundesgruppe geschnappt wird oder nicht. Das überraschende Detail war es nicht für mich und ich habe nun noch einige unbeantwortete Fragen.


Fazit:
„Reality Show“ spricht ein wichtiges Thema unserer Gesellschaft an und behandelt dies durch die Idee der Reality Show, die ein paar Studenten realisiert haben. Neben diesen jungen Personen und Rückblenden bezüglich ihrer Vergangenheit, gibt es noch unzählige weitere Charaktere, die mir alle irgendwann zu viel waren. Wenn dich sehr viele Buchfiguren nicht stören, dann wird dich das Buch von Anfang an viel mehr fesseln als mich!

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Veröffentlicht am 26.10.2021

Guter Abschluss, der sich manchmal im Kreis dreht

Ministry of Souls – Die Schattenarmee
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Nachdem es Jack und seinen Freunden nicht gelungen ist, den Ifriten zu besiegen müssen sie eine neue Möglichkeit finden. Noch dazu, wo Jack von dem Rachegeist mit einem Fluch belegt wurde, wodurch er immer ...

Nachdem es Jack und seinen Freunden nicht gelungen ist, den Ifriten zu besiegen müssen sie eine neue Möglichkeit finden. Noch dazu, wo Jack von dem Rachegeist mit einem Fluch belegt wurde, wodurch er immer mehr seines Leben verliert, als würde es aus ihm heraus sickern. Dazu reißen Jack, die Prinzessin Naima und der spezielle Kater in den Orient in Naimas Heimat. Ich finde es schön und einen tollen Kontrast zum viktorianischen London, dass nun der Orient das Setting darstellt. Der Palast und dessen Garten von Naimas Familie müssen wirklich sehr beeindruckend sein und die Orte wurden sehr anschaulich beschrieben. Die Verknüpfung beider Orte verpackt ein bisschen wahre Geschichte in diesem tollen Fantasyroman.

Der Schreibstil von Akram El-Bahay ist wie gewohnt großartig! Wie Jack oft passenderweise „tausendundeiner“ Gedanken durch den Kopf gehen und Akrams Beschreibungen auch sonst bildhaft und sehr passend gewählt sind. Ich habe so viele Worte und Textstellen genossen. Und weil der Autor die Szenen und Orte immer sehr gut schildert, sodass ich wunderschöne Bilder in meinem Kopf habe, möchte ich die Geschichte auch sehr gerne auf der großen Kinoleinwand sehen!

>>Sanftmut ist die Kraft des Überlegenen, Zorn dagegen ist die Stärke des Unterlegenen.<<, S. 300

Die Geschichte ist wie der erste Band wieder sehr spannend und es kommt auch einiges Überraschendes ans Licht. Auch die Frage, ob und vor allem wie die drei Protagonisten den Ifriten besiegen können, hat bei mir einige Vermutungen aufgeworfen, aber ich konnte das Ende trotzdem nicht kommen sehen. Auch wenn ich gefesselt an den Seiten hing, war der Spannungsbogen dennoch nicht immer hoch. Ab der Hälfte hatte ich das Gefühl, dass sich die Geschichte im Kreis dreht, denn die Bemühungen von Jack, Naima und Oz haben einfach keinen Fortschritt gebracht. Wäre die Spannung in diesem Roman ein Faden, wäre er nicht gespannt, sondern würde zeitweise lose in überlappenden Kringeln herumliegen. Außerdem hat mich ein eher amüsantes Detail bald nur noch genervt. Irgendwann fängt sich die Spannung aber wieder und gipfelt in einem richtigen Showdown. Dabei ist leider wenig Fokus auf einen wichtigen Moment gelegt worden, wodurch er unter ging und ich erst nach dem Ende darüber nachdenken musste, wie ein bestimmter Aspekt denn nun abgelaufen ist. Der Schluss hat mir insgesamt gut gefallen und ich freu mich, wie die Geschichte für alle Beteiligten ausgegangen ist.

Fazit:
„Die Schattenarmee“ ist ein toller Abschlussband von Naimas, Jacks und Ozs Abenteuer. Auch wenn die Spannung kurzzeitig verloren ging und sich das Geschehen im Kreis gedreht hat, besticht Akram El-Bahay auch in diesem Buch wieder mit seinem wunderschönen, bildhaften und fantasievollen Schreibstil und Ideen.

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Veröffentlicht am 02.07.2021

Schöne Geschichte über Selbstfindung mit einigen Schwächen

A Different Blue
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Die 19-jährige Blue wurde als Kleinkind von ihrer Mutter verlassen und hat als junges Mädchen ihren Ziehvater Jimmy verloren, was man im Laufe der Geschichte immer wieder in Rückblenden erfährt. Ihre Einsamkeit ...

Die 19-jährige Blue wurde als Kleinkind von ihrer Mutter verlassen und hat als junges Mädchen ihren Ziehvater Jimmy verloren, was man im Laufe der Geschichte immer wieder in Rückblenden erfährt. Ihre Einsamkeit und Unsicherheit überdeckt sie mit ihrem forschen und provozierenden Verhalten. Unter der harten, abweisenden Schale hat sie das Herz am rechten Fleck. Dann trifft sie auf ihren neuen Geschichtslehrer Darcy Wilson. Der 21-jährige Wilson ist ein Überflieger, engagierter Lehrer und Brite. Er ist seit langem wieder eine Person, die sich wirklich für Blue zu interessieren scheint. Ich mochte es sehr, wie sich die beiden Stück für Stück näher kamen und schon ihrer Schüler-Lehrer-Beziehung sehr herzlich war.

Ich mag es lieber, wenn sich die Liebesgeschichte langsam entwickelt und auf Gefühlen basiert, als dass anfangs nur die körperliche Anziehungskraft besteht. In „A different Blue“ ist es auch gemächlich vorwärts gegangen, fast schon zu sehr, während Blue und Wilson so viele kleine süße Momente miteinander hatten. Zum Beispiel Wilsons abendliches Cello-Spiel hat Blue sehr berührt. Und die Geschichte, die Blue im Unterricht über sich selbst schreiben musste, hat Wilson auch immer wieder zerknittert aus dem Papierkorb gefischt. Die Augenblicke zwischen den beiden sind oft sehr berührend und romantisch, aber ich musste auch oft schmunzeln, wenn Blue mal wieder trotzig ist und Wilson neckt. Die Beziehung der beiden entwickelt sich aber erst recht spät. Um eine verbotene Schüler-Lehrer-Beziehung handelt es sich hier nicht, wie es im Klappentext angedeutet wird.

Im Mittelteil ist etwas geschehen, das mich sehr überrascht und auch direkt zu Spannung geführt hat. Leider hat Amy Harmon dieses Thema für mich etwas zu wenig ausgebaut. Ich konnte Blue irgendwie diesbezüglich verstehen, hätte aber sehr gerne ihre Gedanken dazu und den Prozess bezüglich ihrer Entscheidungen erfahren. Trotzdem ist der Schreibstil der Autorin wirklich gut, weil ich Blues anderweitige Gedanken und Entwicklung gut nachvollziehen konnte und viele Begebenheiten sehr intensiv geschildert wurden. Während dieser Zeit musste Blue sich weiterentwickeln, was sehr schön mitzuerleben war. „A different Blue“ ist vielmehr eine Geschichte über Selbstfindung und Erwachsenwerden, als eine Liebesgeschichte.

„Wir alle haben das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, nichts als Zuschauer zu sein. Wir alle fühlen uns in die Welt geworfen. Aber ich glaube, dass es unsere Selbstwahrnehmung ist, die uns zu einem Jemand macht.“, Wilson, S. 86

So sehr mir das Buch bisher gefallen hat, so sehr hat mich das letzte Drittel aufgeregt! Ein Charakter der Geschichte hat sich um 180° gedreht, von der Zuvorkommenheit und Herzlichkeit konnte man nichts mehr sehen und dessen Handeln hat mich richtig wütend gemacht. Vieles hat hier einfach nicht mehr zur sonst schönen Geschichte gepasst und ging in eine ganz andere Richtung. Das Ende hat mir insgesamt ganz gut gefallen, aber die Entwicklung dahin und einige Details haben einfach nicht mehr gepasst.


Fazit:
„A different Blue“, die Neuauflage von „Für immer Blue“, schildert sehr schön, wie Blue erwachsen wird und zu sich selbst findet. Die Liebesgeschichte mit Wilson entwickelt sich eher langsam und ist meist sehr berührend. Eine Geschichte, die mein Herz schmelzen ließ, mich aber zum Ende hin sehr wütend und enttäuscht zurückgelassen hat. Amy Harmon hat tolle Ideen und einen schönen Schreibstil, aber zum Ende hin verliert ihre Geschichte zunehmend von dem, was sie so besonders macht (wie bei „Infinity plus one“ meiner Meinung nach auch).

  • Einzelne Kategorien
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  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 24.02.2019

Roadtrip mit wunderbarem Schreibstil

50 Tage: Der Sommer meines Lebens
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"Wahres, reines, pures Glück lässt sich nicht in Worte fassen, man muss es einfach fühlen. Ich war glücklich. Glücklicher als glücklich. Übersprudelnd vor Glück." - Jade, S. 187


Charaktere:
Jade ist ...

"Wahres, reines, pures Glück lässt sich nicht in Worte fassen, man muss es einfach fühlen. Ich war glücklich. Glücklicher als glücklich. Übersprudelnd vor Glück." - Jade, S. 187


Charaktere:
Jade ist 17 und hat fürchterlichen Liebeskummer. Sie ist anfangs unsicher und manchmal auch naiv, wächst aber mit jeder Seite und ist am Ende eine junge Frau, die sich behaupten kann und Selbstsicherheit ausstrahlt.
Jason ist 19 Jahre alt und sehr verschlossen. Aber so wie Jade entwickelt er sich immer weiter und gibt im Laufe des Buches seinen Charakter, seine Familie und auch so manches Geheimnis preis.


Meine Meinung:
Jade soll in den Ferien in ein Sommercamp gehen. Doch statt sich darauf zu freuen, möchte sie dort auf keine Fall hin. Ihre beste Freundin hat ihren Freund geküsst, weshalb sie die beiden in den Ferien nicht sehen möchte. Als der Bus auf der Raststätte hält, versteckt sie sich kurzerhand in dem Auto eines Fremden – und beginnt so einen abenteuerlichen Roadtrip über die Route 66 quer durch Amerika.

Am Anfang des Buches findet der Leser den Prolog vor, der sofort erschütternde und traurige Gefühle auslöst. Mit einem „oh mein Gott, das kann doch nicht wirklich sein“ in meinem Kopf blätterte ich schnell zum ersten Kapitel und fing an zu lesen. Der Prolog weckt anfangs eine gewisse Neugier, ist später aber störend. Ich dachte durch diesen zu wissen, wie der Roman enden wird. Dadurch war das letzte Drittel des Romas nicht mehr so fesselnd. Ich konnte gar nicht mit Jade und Jason hoffen, weil der Prolog schon ein wichtiges Detail verraten hat. Fast schon lustlos blätterte ich durch die Seiten und war geschockt, als ich den Epilog las. Denn so wie ich glaubte, dass der Roman enden würde, tat er es eben nicht. Die überraschende Wendung ist wirklich gut, aber ohne den Prolog hätte ich mehr Lesespaß gehabt.

Die Geschichte wird mittels der Ich-Perspektive aus Jades‘ Sichtweise erzählt. Maya Shepherds Schreibstil ist sehr angenehm und leicht zu lesen. Sie spricht in dieser Geschichte auch so viel Wahrens und Wichtiges an, weshalb ich mir sehr viele Textstellen markiert habe. Die Autorin kann wirklich gut schreiben, was mir besonders an den Beschreibungen der Charaktere aufgefallen ist. Deren Gefühle werden dem Leser dadurch sehr gut vermittelt, sodass man sie fast selbst fühlen kann. Auch die Entwicklung der Protagonisten ist sehr gut geschildert. Jade zum Beispiel verändert sich sehr. Diese Wochen bilden nicht nur den schönsten Sommer ihres Lebens, wie der Untertitel es beschreibt, sondern auch den Sommer, in dem sie erwachsen wird. Auch wenn es mutig ist, in den Wagen eines Fremden zu steigen, ist es gleichzeitig auch dämlich und naiv. Von der unselbstständigen und unbedacht handelnden Jugendlichen reift Jade zu einer jungen Frau heran, die weiß was sie will, ihre Ängste überwindet und selbstsicher wird. Diese Entwicklung der Protagonistin und die schriftliche Darstellung haben mir sehr, sehr gut gefallen.

Der Klappentext gibt an, dass der Roadtrip im Sommer 1965 stattfindet. Leider hat man das Flair dieser Zeit gar nicht gespürt. Es gibt einige Szenen, die man auf die 70er zurückführen kann, aber diese hätten auch im 21. Jahrhundert genau so passieren können. Ein paar Sätze und Beschreibungen mehr (z. B. über die Kleidung) hätten mir auch gut gefallen.

Es heißt ja immer „Der Weg ist das Ziel“, was bei einem Roadtrip wichtig und auch hier der Fall ist. Jade und Jason kommen an viele verschiedene Orte, wunderschöne Landschaften und erleben dort einmalige Situationen. Weiterhin treffen sie auf völlig unterschiedliche Charaktere, die sie nett, lustig oder auch unangenehm empfinden. Vor allem in einem Land wie Amerika ist jeder Bundesstaat plötzlich wie ein völlig anderes Land und bietet so viele Details, die die Autorin in sehr vielseitige Begebenheiten eingebaut hat.

Zum Ende des Romans konnte ich das Denken der Protagonisten nur teilweise verstehen. Zuerst versprechen sie oder tun etwas, das nicht zu späteren Handlungen passt (Jade: Jasons Ex, Jason: Kämpfen). Zunächst noch störend, wurde dies nach einigen Seiten wurde jedoch besser, weil Jade ihre Handlungen genauer beschrieben und somit begründet und auch oft die Unlogik ihres Verhaltens angesprochen und erklärt hat. Außerdem wurde mir mit jeder Seite klarer, warum die beiden so handeln. Die Zerrissenheit und Verzweiflung der beiden war spürbar und sehr präsent.
Das Ende war, wie schon erwähnt, überraschend und vor allem auch emotional.


Fazit:
„50 Tage – der Sommer meines Lebens“ ist ein toller Roadtrip-Roman, der durch die vielen Städte und Begegnungen mit völlig unterschiedlichen Charakteren ein großes Ganzes ergibt. Auch wenn der Roman ein paar kleine Schwachstellen aufweist, punktet er doch mit dem Schreibstil der Autorin und sehr angenehmen Charakterentwicklungen. Maya Shepherd hat einen wunderbaren Schreibstil, der den Leser mit viel Spaß und vielen Zitaten zum Markieren durch das Buch lotst. Auch wenn der Prolog völlig unnütz ist, wendet der Epilog die Geschichte und lässt ein völlig anderes Ende entstehen, als man erwartet hätte. Große Leseempfehlung!