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Veröffentlicht am 05.09.2022

Blutiges Mitgefühl

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
1

Kurzmeinung:
Eine Sache bleibt ungeklärt & Ungereimtheiten zu Beginn werden am Ende geklärt. Ein mitreißender und wieder mal brutaler Thriller!


Klappentext:
Machen Sie sich bereit für einen neuen, blutigen ...

Kurzmeinung:
Eine Sache bleibt ungeklärt & Ungereimtheiten zu Beginn werden am Ende geklärt. Ein mitreißender und wieder mal brutaler Thriller!


Klappentext:
Machen Sie sich bereit für einen neuen, blutigen Fall vom LAPD Ultra Violent Crimes Unit. Detective Robert Hunter und sein Partner Garcia jagen einen perfiden Serienkiller. Die blutige Art des Tötens ist nicht das Einzige, was diesen Killer antreibt. Für ihn sind Angst, Schmerz und der Tod Teil einer Lektion. Und er ist der Lehrmeister. Als eine zweite Frau grausam umgebracht wird, fragen Hunter und Garcia sich, wie viele Gedichte dieser Serienkiller noch schreiben wird. Ihnen bleibt nicht viel Zeit …

Autor:
Chris Carter wurde 1965 in Brasilien als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Er studierte in Michigan forensische Psychologie und arbeitete sechs Jahre lang als Kriminalpsychologe für die Staatsanwaltschaft. Dann zog er nach Los Angeles, wo er als Musiker Karriere machte. Mittlerweile lebt Chris Carter als Vollzeit-Autor in London. Seine Thriller um Profiler Robert Hunter sind allesamt Bestseller.

Übersetzerin:
Sybille Uplegger


Bewertung:
Das Cover ist wie die anderen Cover der Serie nicht besonders kreativ. Die Klappentexte sind ja ebenfalls wirklich einfallslos und fast nichtssagend. Das ist auch hier wieder der Fall, sehr schade. Es ist irgendwie, als ob der Verlag meint, er habe es gar nicht nötig, die Geschichte in einem Klappentext neugierig zu vermitteln, weil die Werke vom Autor Selbstläufer sind. Das ist ziemlich abgehoben. Der Titel ist nicht deutlich verständlich, man muss das etwas philosophisch lesen. Blutige Stufen sind hier als Steigerung gemeint, nicht die Stufen selbst.

Was mir hier direkt am Anfang aufgefallen ist, ist ein typisches Muster, das wir m Kopf haben. Es geht um die erste Frau, die zum Opfer wird. Sie wird äußerlich nicht beschrieben, wie das meistens in Romanen der Fall ist, sodass wir uns darauf ein Bild machen. Wenn keine Beschreibung vorhanden ist, machen wir uns selbst ein Bild im Kopf, wie die Person aussieht. Im dritten Kapitel wurde beschrieben, dass die Frau dunkelhäutig ist (schwarz oder farbig ist in meinen Augen Blödsinn, da es keine schwarzen und bunten Menschen als Hautfarbe gibt). Das war im ersten Moment ein Schock im Kopf. Als hellhäutige Person mache ich mir automatisch wie andere Hellhäutige ein Bild von einer hellhäutigen Person. Das ist psychologisch natürlich überall so. Dunkelhäutige Menschen machen sich ein Bild von einer Dunkelhäutigen. Aber gesellschaftlich ist das eher kontraproduktiv, da es einen allgemeinen Rassismus zeigt, den wir im Alltag gar nicht wahrnehmen. Mir ist das aufgefallen, weil mein eigenes Bild auf eine ganz andere Realität zusammengetroffen ist. Das ist eher eine Seltenheit beim Lesen. Das hat mich das ganze Buch über verfolgt.

Für mich war der Anfang nicht fesselnd, ich habe mich etwas schwer getan, das Buch in den Händen zu halten. Das liegt aber nicht bloß an dem Verlauf, ich hatte auch keine richtige Lust darauf. Ein paar Tage später änderte sich das und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Was mich sehr genervt hat - wie in den letzten Bänden -, ist, dass Hunter atypisch als Allwissender in die Höhe gestellt wird. Das nervt furchtbar! Dieser typisch amerikanische Blockbuster-Held, der fast schon heilig ist ... GÄHHHHNNN!!!!! Total unrealistisch und wie bereits erwähnt, nervig!

Der Fall selbst ist einerseits gar nicht neu in der Idee. Andererseits ist er fesselnd originell umgesetzt. Direkt beim ersten Mord kam bei mir eine Frage zum Mordgeschehen auf, die ich hier aus Spoilergründen nicht beschreiben kann. Diese wird erst am Ende geklärt und ergibt auch Sinn. Genau diese Aufklärung bringt auch die originelle Wendung, mit der man nicht rechnet. Man wird natürlich auch in die Irre geführt. Mehr schreibe ich dazu nicht.

Der Inhalt des Falles kann ich auch nicht näher beschreiben, um nichts zu verraten. Der gesamte Verlauf ist durchweg für die Leser nachfollziehbar, was leider nicht selbstverständlich ist. Die meisten Romane haben irgendwelche Logikfehler, die auch fern jeder Realität ist. Das ist hier keinesfalls so. Das ist für mich ein seltener Genuss. Die Brutalität ist für mich nicht extremer als die anderen Bände, bis auf die ersten Bände. Wenn ich an die anfänglichen Fälle mit z.B. abgesägten Gesicht denke, sind die Morde in diesem Roman keine Steigerung. Es häufen sich allerdings die extrem brutalen Morde seit den letzten Bänden.

"Wie tötet man jemanden, ohne ihn zu töten? Man höhlt seine Seele aus", beantwortete Hunter seine eigene Frage, "und füllt sie mit Schmerz. Man nimmt ihm das, was er am meisten liebt."

(Seite 383/384)


Fazit:
Eine Ungereimtheit, die kurz vor Ende aufkommt, wird leider nicht aufgelöst, das hängt mir noch nach. Der Beginn holpert für mich etwas, dann wird es sehr fesselnd und schnell ausgelesen. Die Charaktere sind a-typisch, der Hauptcharakter nervt leider fast nur noch, trotzdem kann ich die Geschichte guten Gewissens mit 5 Sterne bewerten. Eigentlich wollte ich das Hörbuch hören, aber leider hat Bookbeat nur das gekürzte Hörbuch bisher. Vielleicht folgt die ganze Geschichte noch.



COVER/TITEL/AUFMACHUNG/MATERIAL ⭐⭐⭐⭐

AUSGABEN-FORMAT (REIHEN-/EINZEL-/HÖR-/LESEFORMAT/LÄNGE) ⭐⭐⭐⭐⭐

GENRE (VOM VERLAG GESETZT) ⭐⭐⭐⭐⭐

VERLAGSPREIS (ZU TEUER/ANGEMESSEN/GÜNSTIG) ⭐⭐⭐,🌠

GRUNDIDEE/THEMA ⭐⭐⭐⭐

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2021

"Ich bin nicht mehr dieselbe", flüstere ich (...) - "Du bist ganz genau dieselbe", flüstert er zurück.

Dieselbe und doch nicht die Gleiche
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Klappentext und Inhaltserzählung:
Vielleicht ist es üblich, dass man sich das Datum eines so prägenden, einschneidenden Erlebnisses merkt. Wie ein Todesdatum quasi. Der Todestag meiner Würde. Der Todestag ...

Klappentext und Inhaltserzählung:
Vielleicht ist es üblich, dass man sich das Datum eines so prägenden, einschneidenden Erlebnisses merkt. Wie ein Todesdatum quasi. Der Todestag meiner Würde. Der Todestag meines Stolzes. Der Todestag meiner Gefühle.
Aber ich weiß das Datum nicht. Es war ein sonniger, warmer Tag. Ein Tag, der gut anfing.
Tief in mir hat er nie ein Ende genommen. (...)
Daran zu denken, ist wie langsam zu ersticken. Der Reißverschluß in meiner Brust zieht sich immer weiter zu, bis die Panik überhandnimmt. Da an dieser Straße, auf diesem Stein, da hatte ich keine Angst. An dieser Straße war ich ein ganz normales Mädchen, das von einem ganz normale Jungen angesprochen wurde (...)
Das war nicht der Mörder meiner Würde, meines Stolzes, meiner Gefühle. Das war ein Junge. Und ich war ein Mädchen. Fängt so nicht manch eine Liebesgeschichte an?

(Seite 32/33)


Autorin:
Sophie Kroemer wurde 1999 in Hamburg geboren und ist dort aufgewachsen und zur Schule gegangen. "Dieselbe und doch nicht die Gleiche" ist ihr erstes Buch, mit dem sie das traumatische Erlebnis ihrer Vergewaltigung aufarbeitet. Sie möchte damit anderen Mut machen: "Wir leben in einer Gesellschaft, in der nach schlimmen Erlebnissen schnell wieder Alltag einkehren soll. Der Versuch, schnellstmöglich alles wieder zum Alten führen zu wollen, verschlimmert nur alles. Jeder hat seinen eigenen Weg damit umzugehen, aber es ist wichtig zu wissen, dass es einen Weg gibt."

(Anmerkung von mit: Recht hat sie!)



`Bewertung:
So, meine treuen Leser-Fans! Da bin ich wieder! Die, die mit negativen Kritiken genauso wenig geizt, wie mit positiven Kritiken! Ehrlich und fair, das sollte das Motto aller sein. Nun zum Buch - ein Wunschbuch von mir!

Hinten auf dem Klappentext steht eine Meinung zum Buch, von Romy Hausmann. Ich finde es wirklich nervig, dass da nicht beisteht, wer das ist. Ich musst den Namen im Netz suchen, um das herauszufinden.

Das Cover zeigt die Autorin und es passt auch zum Titel und der Geschichte. Nicht ganz scharf, aber doch sichtbar. Wirklich hervorragend gelungen. Wieso schreibe ich Geschichte? Weil die Autorin die Verarbeitung ihrer Vergewaltigung in einer fiktiven Geschichte verarbeitet. Wir lesen also keine gängige Biografie, sondern eine erfundene Geschichte mit wahrem Erlebnis dahinter. Allerdings hat mich das Vorwort mehr verwirrt als der Klappentext, der mich eher neugierig gemacht hat. Ich habe das Vorwort dreimal gelesen, weil ich mich gefragt habe, was denn ausgedacht ist und was nicht. Das begleitet mich sogar jetzt nach dem Lesen noch.

"Du kannst mich nicht retten", sage ich.
"Du musst nicht gerettet werden. Du bist stark genug."

(Seite 37)

Sakari wurde auf einem Stadtfest von einem Fremden vergewaltigt. Dieser ist danach einfach verschwunden und seiner Strafe entkommen. Dann tauch Sakaris zweites Ich auf, Kari. Sie ist das derzeitige Gegenteil von Sakari: Lebenslustig, albern, risikofreudig und genießt das Leben. Durch die Geschichte hinweg begleitet Kari Sakari (könnte auch ein Vor- und Nachname sein, lustig) durch den Prozess der Heilung. Es geht nicht darum, alles zu vergessen und so zu werden wie früher. Das funktioniert nicht, die Vergangenheit steht. Es geht um das Weiterleben trotz der Vergangenheit. Sie anzunehmen und zu akzeptieren. Wir erleben Sakari, wie sie mal in die eine Richtung, mal in die andere Richtung geht und mit sich und dem Geschehenen kämpft.

Was die Autorin nicht ausspart ist das Verhalten der Außenstehenden. Freunde und Familie, die mal mehr, mal weniger einfühlsam mit Sakari umgehen. Und natürlich muss sie sich auch die typischen Sprüche, die jede Frau sich anhören muss, gefallen lassen. Es ist ja selbst im Gesetz verankert, die Mitschuld der Frau. Man wird von der Polizei und dem Gericht Dinge gefragt, die gar keine Rolle spielen und der Frau die Mitschuld geben: Was hast du getragen? Was hast du zu ihm gesagt? Hast du ihn provoziert? Mit ihm geflirtet? Hast du getrunken oder Drogen genommen? Das ist eine Sauerei, denn selbst wenn ich nackt vor einem Mann stehe, hat er kein Recht mich einfach anzufassen! Basta! Aber so ist unser System. Die Frau ist die Verführerin, die Sündige. Dass es hier eine gerechte Reformation braucht, muss ich ja nicht weiter ausführen. Dasselbe gilt für uns als Gesellschaft, die immer nur allzu gern den Frauen die Schuld gibt. Falsch angezogen provoziert, betrunken gewesen ... Mit all dem muss sich auch Sakari auseinandersetzen.

"Man muss einfach darüber hinwegkommen und es loswerden." Es. Was versteht sie unter es? Wovon reden wir hier? Sprechen wir von einem Beinbruch? Einem Virus, den man wieder loswird?

(Seite 50)

Und da gibt es noch ihren besten Freund Nate. Wer hätte nicht gerne so einen Freund ... Die beiden kennen sich schon immer und hängen ständig zusammen. Nach Sakaris Vergewaltigung fällt ihr die Nähe zu Männern verständlicherweise schwer, auch zu Nate. Er selbst kämpft mit den Folgen und versucht damit unterstützend für Sakari umzugehen. Die Autorin schafft die Balance, dass Nate bis zu einem gewissen Grad viel Mitgefühl und Verständnis aufbringen kann, aber dennoch die Folgen für Sakari nicht wirklich nachempfinden kann als Mann. Eine Vergewaltigung oder anderer sexueller Missbrauch ist wie eine psychische Erkrankung. Die Vorstellungskraft hat ihre Grenzen und wirklich verstehen kann man es nur, wenn man selbst darunter leidet. Das ist leider so.

Kari und Nate waren meine Lieblinge in der Geschichte. Ich konnte wirklich nicht genug von den beiden bekommen. Sakari selbst war mir sympathisch auf vielen Ebenen. Ich war überrascht, wie schnell sie doch weitergehen konnte, nach weniger als einem Jahr. Aber es ist nicht zu vergessen, dass sie viel Rüstzeug aus ihrem Elternhaus mitbekommen hat, ein stabiles Zuhause, einen besten Freund ... Wenn sie eine der weniger glücklichen Frauen gewesen wäre, die vorher schon viel erleiden musste, sähe das Ganze anders aus. Man muss das individuell betrachten. Sie war zuvor eine gefestigte Seele und das hat ihr mehr geholfen als ihr selbst bewusst scheint.

Der Verlauf insgesamt ist eine Abenteuerfahrt der Gefühle, mal war Sakari mir näher, mal entfernter, was alles noch realer machte. Die Autorin erspart uns nicht das hammerschlagende Wort "Vergewaltigung". Sakari kann es erstmal schwer aussprechen, aber sie tut es dann doch. Das ist eines der wichtigen Bausteine für eine gesellschaftliche Aufarbeitung. Denn wir sagen ungern "Vergewaltigung", sondern stattdessen "Sexueller Missbrauch" oder "Sexualisierte Gewalt", eine neue Deklarierung, nur um das Wort Vergewaltigung zu umgehen. Es ist zu brutal, um es auszusprechen, obwohl es genau das besagt, was es ist: Eine Vergewaltigung. Es kommt uns schwer über die Lippen, weil es in der Schwebe, zwischen den Zeilen, irgendwie als Deklarierung einer Übertreibung mitschwingt. Man will es nicht so sehen, aber es ist sofort im Kopf bei diesem Wort. Das alleine ist schon eine Diskriminierung und gibt den Frauen ungesagt die Mitschuld bzw. ihnen das Gefühl, sie übertreiben.


Leider ist das Ende schnell gekommen, ich hätte so gerne weitergelesen. Das einzige, das ich negativ anmerken kann, ist eine unbeantwortet Frage:

"Ich muss es herausfinden", wiederhole ich leise.
"Was musst du herausfinden?"
"Ich muss wissen, was hinter dem Schmerz liegt."
(...)
"Weißt du jetzt, was hinter dem Schmerz liegt?"
""Wut", sage ich, obwohl es wie eine Frage klingt.
"Da ist noch so viel mehr."

(Seite 125/126/135)


Das bleibt leider aus, was noch mehr dahinter steckt als Wut. Schade.



Fazit:
Ich hatte das Buch in zwei Tagen durch, allerdings hätte ich es auch an einem Tag geschafft, aber dann hätte ich gar keinen Schlaf bekommen. Die Geschichte fesselt ungemein wie ein spannender Roman. Obwohl er viele dramatische Szenen hat, sind sie dennoch dosiert mit Abstand erzählt - so wie die Autorin mit der fiktiven Figur Abstand gewinnt. Ich frage mich jetzt schon eindringlicher, was davon wirklich passiert ist und was nicht. Die Autorin schreibt, das es nicht um die Einteilung (Wahrheit oder Fiktion) geht, womit sie auch recht hat. Aber das beschäftigt mich schon, da ich mitgefühlt habe. Das war die ganze Zeit beim Lesen in meinem Kopf dabei: Welche Szene hat sie selbst erlebt? Vor allem die Frage, ob sie in Wirklichkeit so einen besten Freund hat, der ihr eine Stütze ist und sie wieder in die Welt der Berührungen und des Vertrauens führt. Dadurch, dass das ungeklärt bleibt, hinterlässt das Buch ein unvollständiges Bild bei mir. Das finde ich sehr schade.

Eine sehr einfühlsame und eindringliche Geschichte, ohne ins Detail zu gehen. Fiktion mit der Wirklichkeit verknüpft. Ich empfehle das Buch von Herzen weiter!

Eine negative Anmerkung außerhalb der Geschichte muss ich machen: Ich finde das Format falsch gewählt. Das Buch mit seinen 236 Seiten hätte ruhig ein Taschenbuch sein und 10 € kosten können. Für mich sieht es so aus, als ob man mit der Broschürevariante und 15 € dafür mehr Geld einnehmen möchte. Das relativiert etwas meinen Eindruck vom Buch. Bedauerlich.

"Du wirst es sehen", sagt sie.
"Und was?"
"Den Grund, warum du weitermachst."

(Seite 79)



😈 Weitere Zitate findet ihr hier, wie immer auf eigene Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2997976289/



P.S.: Das Zitat, das als Überschrift dient, findet sich auf Seite 60 im Buch.



Meinen 💝lichsten Dank geht an den Fischer-Verlag, der mir das Buch auf Anfrage zugesendet hat. Ich kann andere Leser nur ermutigen, wenn ihr weit streut, braucht ihr auch keinen Blog. Die Reichweite ist genauso vorhanden.


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Veröffentlicht am 20.09.2021

Kein spezielles Kinderbackbuch mit originellen Rezepten!

Von Einfach zu Brillant KIDS
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Klappentext:
»Es ist kein Geheimnis, dass Kinder schwierige Esser sein können. Ich weiss, wie schwer es ist, alle glücklich und satt zu machen. Deshalb sammle ich Rezepte, die Kinder garantiert mögen.« ...

Klappentext:
»Es ist kein Geheimnis, dass Kinder schwierige Esser sein können. Ich weiss, wie schwer es ist, alle glücklich und satt zu machen. Deshalb sammle ich Rezepte, die Kinder garantiert mögen.« Für dieses Buch hat Donna Hay die besten davon zusammengestellt. Gerichte, die nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen schmecken und die sich damit bestens für den Familientisch eignen. Die Rezepte sind klar und einfach aufgebaut, in typischer Donna-Hay-Art modern umgesetzt, und viele können auch Kinder und Jugendliche selber zubereiten. Die Klassiker werden durch spannende Variationen ergänzt, was für Abwechslung sorgt und die Experimentierlust anregt. Oft sind die Rezepte mit cleveren Tricks und gesunden Zutaten aufgepeppt. Gesunde Burger, Knusper-Fischstäbchen mit dicken Ofen-Pommes, clevere Mogel-Pizza, lässige Tortilla-Chips und Popcorn-Tüten, tolle Eis-am-Stiel-Varianten und vieles mehr.


Autorin:
Donna Hay ist weltweit eine der erfolgreichsten Kochbuchautorinnen. Ihr Markenzeichen sind einfache, saisonale Rezepte, die sowohl Gaumen- als auch Augenschmaus sind. Viele ihrer Bücher wurden zu Millionen-Bestsellern. Sie tritt in TV-Kochshows auf, ist Herausgeberin eines Online-Kochmagazins samt Shop mit eigener Kollektion und ist mit ihrer Produktlinie landesweit in den Supermärkten vertreten.

www.donnahay.com


Übersetzerin:
Kirsten Sonntag


Bewertung:
Cover und Aufmachung sind toll und fördern das lustvolle Blättern und Ausprobieren. Es ist etwas größer als gewöhnliche Backbücher oder eben der Norm entsprechend groß. Es gibt ja einige kleine Bücher. Zum Inhalt:


Einleitung und Sicherheitstipps

Morgens

Mittags

Abends

Snacks

Süsses

Glossar und Register

Utensilien


Die Deckblätter zu den Kapiteln sind nicht spektakulär wie bei manch anderen Back- und Kochbüchern, aber sie passen zur Gesamtaufmachung. Unaufgeregt, sodass die Rezepte richtig zur Geltung kommen. Zwischendrin gibt es Fotos der Familie.

Die Rezepte sind abwechslungsreich und viel neues für mich ist dabei. Oft sind auf den ersten beiden Seiten eine Grundvariante des Rezeptes dargelegt und auf den nächsten zwei Seiten dann andere Varianten dazu.

Keine Angaben, ob es sich beim Backen um Ober- und Unterhitze oder um Umluft handelt. Nur aus meiner Erfahrung mit solchen Teigen weiß ich, dass hier Ober- und Unterhitze gemeint sein muss, denn bei Umluft wird weniger Grade eingesetzt. Ich habe vor einiger Zeit sogar eine Faustregel dazu gelesen; Umluft ist immer 20 Grad weniger als Ober- und Unterhitze. Aber jemand, der das nicht weiß oder keine Erfahrungen damit hat, bekommt hier richtig Probleme. Das Backen ist das A und O. Wenn die falsche Temperatur eingestellt ist, geht das immer schief. Für ein Backbuch ein echtes No Go!

Auch Angaben wie "Normales Weizenmehl" ist keine Fachsprache, sondern Goschensprache bzw. Straßensprache. Wie wir hier in Deutschland "Normale Brötchen" sagen, obwohl es sowas nicht gibt. Das ist auch in Bäckereien immer eine Diskussion, jedenfalls war sie das bei uns. Normale Brötchen gibt es genauso wenig wie normales Weizenmehl. Faulheit an Sprache bringt eine unschöne Sprache hervor.


Fazit:
Man kann den Titel "Kids" bedenkenlos ignorieren. Habe ich auch getan, denn man bekommt nicht so richtig das Gefühl, dass das ein Kinderbackbuch ist, eher ein Begleitbuch für Kinder. Jedoch hat die Autorin speziell ein Buch für Erwachsene herausgegeben, wie ich beim Stöbern für die Rezension entdeckt habe. Das kostet sogar 40 € und enthält 400 Seiten. Das macht mich sehr neugierig, denn dieses Buch hier zählt ab jetzt zu meinen Favoriten - trotz der negativen Kritikpunkte von mir.


Leseprobe:
https://at-verlag.ch/buch/978-3-03800-057-0/donna-hay-von-einfach-zu-brillant-kids.html



BERICHTESTIL ⭐⭐⭐⭐

UMSETZUNG/DARSTELLUNG ⭐⭐⭐⭐⭐

INHALT ⭐⭐⭐⭐⭐



Gelesen am 15. September 2021

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Veröffentlicht am 09.07.2021

🤐 Unangenehme Wahrheiten herrlich böse dargestellt 😈

Deppen-Malbuch
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Klappentext:
Sie denken, man könne sich die Grenzdebilität mancher Idioten aus Politik und Alltag nicht ausmalen?

Falsch gedacht! In Perscheids erstem Deppen-Malbuch stößt uns Perscheids Lieblingsfigur ...

Klappentext:
Sie denken, man könne sich die Grenzdebilität mancher Idioten aus Politik und Alltag nicht ausmalen?

Falsch gedacht! In Perscheids erstem Deppen-Malbuch stößt uns Perscheids Lieblingsfigur - der Depp - auf menschliche Umnachtungen, die Sie in diesem Buch sogar in den allerschönsten Farben ausmalen können. Neben Perscheids genialen Cartoons dürfen hier Schwachsinnigkeiten aus den Medien, die beliebtesten Rechtschreibfehler der Deutschen, die dümmsten Werbefiguren oder die beklopptesten Tattoo-Sprüche schöngezeichnet, ergänzt und verziert werden.

Mit Cartoons zum Ausmalen, den deppigsten Weltrekorden und dümmsten Fragen (ja, es gibt sie) zum Verzieren, Ergänzen und Erarbeiten...


Autor:
Martin Perscheid, Jahrgang 1966, wird häufig in der Nähe von Köln gesichtet, wo er als Texter und Cartoonist sein Dasein fristet. Seine Cartoon-Serie »Perscheids Abgründe« erscheint in über 50 Tageszeitungen und Zeitschriften. Perscheid hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, wurde mit Preisen ausgezeichnet, und die Caricatura in Kassel setzte ihm bereits ein Denkmal.


Bewertung:
Das Cover zeigt hier eine Cartoon, die nicht im Buch vorkommt. Wir kennen das sonst nur so, dass das Cover solcher Bücher ein Bild aus dem Inhalt nimmt, das ist hier nicht so.

Das Buch hat mich wegen des schrägen Humors angezogen, genau meine Kragenweite. Dummheit und Unrecht muss man einfach auch humorvoll darstellen, um es sichtbar erträglich zu machen. Es bietet reichlich Cartoons zum lachen und ausmalen. Auch Rätsel und Plätze für eigene Zeichnungen sind dabei. Alles auf Deppen-Stil, versteht sich. 🤭 Aber keine Panik, am Schluß stehe die Lösungen zu den Rätseln. Und damit auch niemand verkennt, welchem Depp dieses Deppen-Buch gehört, gibt es auf der ersten Seite ein Namens-Feld. Tag und Buch gerettet!

Was mir - neben der Idee - besonders gefällt, ist, dass die Karikaturen nicht alle einfach aus alten Büchern entnommen wurden, wie das leider und frecher weise sonst der Fall ist. Wer regelmäßig die Bücher von Cartoonisten kauft, weiß um dieses Ärgernis. Da zahlt man für ein Buch, das angeblich neu sein soll, und drin sind alte Cartoons, nichts oder fast nichts neues dabei. Das ärgert mich sehr und schreckt mich auch vor weiteren Käufen ab! Aber nicht hier. Hier gibt es sowohl alte als auch neue Illustrationen und Sprüche. Richtig klasse und so gehört sich das auch!


Fazit:
Der Autor genießt die Freiheit, herbe Kritik austeilen zu dürfen. Wenn das unsereiner tut, wird man angeblödet. Meinungsfreiheit ist hier eben auch differenziert auf Personen zu betrachten. Nun ja, wir können uns darüber erfreuen, dass wenigsten ein paar beliebte Menschen wie Perscheid die Erlaubnis erhalten und sie auch nutzen. Dadurch ist dieses herrlich erfrischend komische Buch entstanden.

Ich habe das Buch spontan entdeckt und gekauft, ich konnte nicht anders. Mein sonst langes abwägen von Käufen setzte hier aus. Ich kann nicht mit allem etwas anfangen und hier und da gibt es Cartoons, die ich nicht verstehe, aber dennoch sehr lesenswert. Ein tolles Buch für sich oder andere als humorvolles Geschenk.



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Veröffentlicht am 16.06.2021

Das Gnadenjahr der Gesellschaft - Unterdrückung, Erniedrigung, Ermordung

The Grace Year
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Inhaltserzählung und Leseprobe:
Niemand spricht über das Gnadenjahr.
Es ist verboten.
Angeblich besitzen wir die Macht, Männer aus ihren Betten zu locken, Jungen in den Wahnsinn zu treiben und Ehefrauen ...

Inhaltserzählung und Leseprobe:
Niemand spricht über das Gnadenjahr.
Es ist verboten.
Angeblich besitzen wir die Macht, Männer aus ihren Betten zu locken, Jungen in den Wahnsinn zu treiben und Ehefrauen vor Eifersucht zum Rasen zu bringen. Sie glauben, unsere Haut verströme ein starkes Aphrodisiakum: das wirksame Elixier der Jugend eines Mädchen im Übergang zur Frau. Deshalb werden wir während unseres sechzehnten Lebensjahres verbannt. Wir sollen unsere magischen Kräfte in die Wildnis entlassen, bevor man uns erlaubt, in die Zivilisation zurückzukehren.
Die Wahrheit über das Gnadenjahr, über das, was in diesen dunklen zwölf Monaten geschieht, verbirgt sich in den vielen Teilchen der Staubfäden, die um sie herumweben, wenn sie sich unbeobachtet glauben.
Aber mir entgeht nichts.
Früher glaubte ich, das sei meine Magie - Dinge sehen zu können, die andere nicht sahen. Dinge, die sie gar nicht wahrhaben wollten. Aber man muss nur die Augen aufmachen.
Meine Augen sind weit offen.

(Seite 9 und 19)


In diesem Jahr gibt es zwölf heiratsfähige Jungen in Garner County - Jungen, die in eine Familie von Stand und Ansehen geboren wurden. Und es gibt dreiunddreißig Mädchen.
Heute werden wir durch die Stadt ziehen und uns den Jungen ein letztes Mal präsentieren, bevor sie sich zu den Männern in der Hauptscheune begeben, um dort über unsere Schicksale zu verhandeln, als wären wir Vieh. Was der Wahrheit ziemlich nah kommt, wenn man bedenkt, dass wir kurz nach unserer Geburt tatsächlich auf der Fußsohle mit dem Siegel unseres Vaters gebrandmarkt werden. Wenn alle Ansprüche geltend gemacht sind, überbringen unsere Väter den wartenden Mädchen in der Kirche die Schleier, setzen den Auserwählten die durchscheinenden Ungetüme wortlos auf. Und morgen früh, wenn wir alle auf den Marktplatz aufgereiht stehen, um in unser Gnadenjahr aufzubrechen, wird jeder Junge den Schleier des Mädchens seiner Wahl lüften, als Eheversprechen, während der Rest von uns komplett überflüssig ist.

(Seite 16)


Eine Ratte im Labyrinth kann überall hingehen, solange sie im Labyrinth bleibt.

(Der Report der Magd von Margaret Atwood)


Autorin:
Mit 16 Jahren verließ Kim Liggett ihre ländliche Heimatstadt im Mittleren Westen, um in New York Karriere als Sängerin zu machen. Sie war Backgroundsängerin für einige der größten Rockbands der 80er Jahre. Sie liebt Tarot-Karten und ist eine leidenschaftliche Sammlerin seltener Parfümfläschchen. In den USA veröffentlichte sie bereits mehrere Jugendbücher.

Übersetzerin:
Birgit Salzmann, geboren 1964, studierte Deutsche Sprache und Literatur, Anglistik und Romanistik und übersetzt seit vielen Jahren englischsprachige Literatur ins Deutsche. Sie lebt mit ihrer Familie in Marburg.


Bewertung:
Das Cover erinnert mich an ein Sachbuch-Cover, dass den Widerstand von Frauen zeigt. Kein bestimmtes Buch, sondern einfach die Art und Weise des Covers. Es gibt Bücher, die auch mit solchen Handbewegungen geziert sind, alles im Sinne von Frauenbewegungen und Menschlichkeit. Das Cover ist wunderschön und passt hervorragend zur Geschichte, genauso wie der Titel. Ich bin wirklich sehr froh, dass der Originaltitel übernommen wurde. Mich stört nur wieder diese Zusatzsätze ... Ihr Widerstand ist die Liebe ... so ein unnötiger Quatsch. Tierneys Widerstand ist ihr Wille zur Freiheit und Unabhängigkeit. Liebe ist da nur später dabei. Nicht nur diese blöden Sätze, die das Cover verunstalten (warum kann man nicht einfach den Titel Titel sein lassen???), auch noch ständig diese Übertreibungen. 🙄 👎

Richtig cool finde ich, dass die rote Blume auf dem Cover aus der Geschichte entnommen wird: (...) und auch die geheimnisvolle rote Blume sprenkeln den Weg. Fünf Blütenblätter, perfekt geformt, als wäre sie für uns gemacht. Eins für die Mädchen im Gnadenjahr, eins für die Ehefrauen, eins für die Arbeiterrinnen, eins für die Frauen in den Außenbezirken und eins für sie selbst. (Seite 13)

Das Buch ist in den vier Jahreszeiten geteilt worden, allerdings passt das nicht sehr gut. Es vergeht zum Bespiel nur eine Nacht und schon ist Winter. Bei den anderen Jahreszeiten sind die Sprünge auch so gut wie nicht vorhanden. So eine Einteilung ergibt nur Sinn, wenn es große Zeitsprünge gibt. Denn von einem Abend zum anderen Morgen wechselt keine Jahreszeit. Das wäre wirklich Magie. Es gibt keine Kapitel in diesem Buch. Die kapitelähnlichen Blöcke sind mit einer Blume voneinander getrennt. Die Gesamtaufmachung ist gleichmäßig gehalten.


Verheiratet zu werden, ist kein Privileg für mich. Annehmlichkeit hat mit Freiheit nichts zu tun. Es ist ein goldener Käfig, sicher, aber immer noch ein Käfig. Im Arbeitshaus gehört mein Leben wenigstens noch mir. Gehört mein Körper noch mir.
(Seite 18)


Der Erzählstil ist in der Ich-Form von Tierney, der Protagonistin hier. Der Schreibstil ist sehr flüssig und der Verlauf unheimlich zügig zu lesen. Ich war innerhalb einiger Stunden mit dem Buch durch, ich konnte nicht aufhören, zu lesen. Die Beschreibungen der Gesellschaft sind sehr realistisch und eindrucksvoll. Der Titel und die Geschichte beziehen sich auf das Jahr, indem die Mädchen zusammengepfercht und sich selbst überlassen werden. Die eigentliche Schande ist das System selbst und die Herrenschaft (extra so geschrieben), die es erschaffen hat. Wir lesen ein paar Seiten über die Gesellschaft und wie Tierney und die anderen Mädchen und Frauen leben. Die Vorbereitung auf das Gnadenjahr. Dann folgt das Gnadenjahr selbst und zum Schluss die Rückkehr, die nur ein paar Seiten erfasst.

Tierney ist, wie alle in ihrem Jahrgang, sechzehn Jahre alt. Sie ist das typisch eigenwillige, aber sanftmütige Kind, von dem wir oft in Romanen lesen. Sie lebt reflektiert und stellt die Gesellschaft und ihr frauenfeindliches System infrage.

Es gibt viele Nebencharaktere, daher finde ich es mühselig, auf jede einzelne Figur einzugehen. Alleine der Gnadenjahr-Jahrgang hat zweiunddreißig Figuren, ohne Tierney. Eine kleine Rolle spielen noch ihre Eltern, die Mutter etwas mehr, ihre Geschwister, ihr bester Freund Michael und ein Freund Hans. Aber es sind viel zu viele Charaktere, die immer wieder eine Rolle spielen oder erst später dazustoßen. Das lasse ich also im Dunkeln.

Einiges zum Verlauf kann ich hier nicht bewerten, da sie spoilern. Daher sind sie in der Lese-Chronik verzeichnet. Es gibt hier unvorhersehbares, wie auch vorhersehbares. Die vorhersehbaren Szenen hätte die Autorin anders schreiben können, undurchschaubarer, aber sie hat sich für den gleichen Stil wie andere Autoren entschieden, das bedaure ich sehr. Andererseits gibt es auch ein paar richtige Überraschungen, die wirklich überraschend zu lesen sind.

Es gibt auch ein paar unlogische Gegebenheiten: Zum Beispiel haben die Mädchen nichts in dieser Unterkunft, bis auf ein wenig Nahrung und ihre eigenen Bündel - aber sie haben Äxte und Sägen für Holzarbeiten?! Auch hier gibt es noch in der Lese-Chronik.

Den Kopf schmunzelnd schütteln musste ich bei einer von Tierneys Aussagen, es gibt viele, aber die muss einfach Erwähnung finden: Sie erzählt, dass Männer die Wahl haben, die keinen hohen Stand besitzen. Entweder die harte Feldarbeit oder kastriert als Wächter mit Annehmlichkeiten. Und doch entscheiden sich die meisten für die Feldarbeit, sagt sie. Ja, natürlich tun sie das. Logisches Denken, wenn man weiß, wie Männer denken und funktionieren. Fast jeder Mann (Ausnahmen gibt es immer) würde alles tun, um seine Manneskraft zu behalten. Das ist ja das Ur-Problem dieses Systems: Sie glauben mit ihrem hässlichen Hänge-Ding über den Frauen zu stehen, die Macht zu haben. Weil sie die Reinstecker sind, nicht die Reingesteckten. Für jemanden wie mich also gar keine Verwunderung, wieso die Männer lieben harte Arbeit verrichten. Tierney müsste das eigentlich klar sein, denn sie selbst will auch lieber zur Feldarbeit als zu heiraten, weil sie dann wenigstens ihren Körper behalten darf. Dass da auch Missbrauch normal ist, muss Michael ihr erst sagen, aber das Prinzip ist dasselbe.


Wir dürfen nicht träumen. Die Männer glauben, wir könnten auf diese Weise unsere Magie verbergen. Allein diese Träume zu haben, würde schon reichen, um betraft zu werden, aber wenn irgendwer davon erführe, was ich da träume, hieße das den Galgen.
(Seite 14)


Das ganze System ist Wirklichkeit für alle Mädchen und Frauen weltweit. Auch in der realen Welt werden Frauen hingerichtet, wenn die Männer sie loswerden wollen, unter fingierten Anklagen. Das hat die Autorin in der Geschichte ebenfalls eingebaut. Was auch wirklich sehr glaubhaft und realistisch zur Geltung kommt, ist die Feindseligkeit der Mädchen und Frauen zueinander. Auch das ist Alltag in unserer Welt. Dieses frauenfeindliche System vergiftet auch uns Frauen, schon als Mädchen wachsen wir damit auf. Neid, Eifersucht, Missgunst, Rachedurst, Intrigen gehen von Mädchen zu Mädchen, von Frau zu Frau, von Mädchen zu Frau, von Frau zu Mädchen. Wir nehmen das nur als bloße Zickereien unter Mädchen und Frauen wahr, aber es ist viel mehr. Es ist geballte Zerstörungskraft, die wir uns gegenseitig zuschleudern und uns niederreißen. Während die Männer sich gemütlich zurücklehnen und ihr Machgefühl genießen. Diese permanente Feindseligkeit und Demütigung der Männer und Anerkennungsdrang der Frauen, ihnen zu gefallen, treibt das System weiter und weiter. Solange wir uns gegenseitig bekriegen, anstatt zusammenzuhalten und gegen das System ankämpfen, solange wird das auch so weitergehen. Es ist das, was wir auch in anderen Bereichen kennen: Arme gegen Arme, sie bekriegen sich gegenseitig, weil sie es nicht wagen, die Ohnmacht und Wut gegen die eigentlichen Verursacher, die Reichen und Politiker, zu werfen. Und auch das ist so gewollt. Das hat die Autor auch unheimlich klar und penetrant aufgeführt.

Es wird auch sehr penetrant immer wieder geschrieben, dass die Männer glauben, dass dies und das mit den Mädchen ist. Dass sie dies und das tun können, wegen ihrer Magie. Und so weiter. Dabei geht es gar nicht um Glauben, sondern um Wissen. Die Männer glauben das ganze Zeug nicht, sie wissen ganz genau, dass es nicht so ist. Aber mit diesen Ammenmärchen stellen sie die Mädchen und Frauen ruhig. Sie sollen gehorsam sein und gehorchen. Es geht alleine darum, die Macht zu behalten, die sie über die Mädchen und Frauen ausüben. Es soll die Mädchen und Frauen daran hindern, aufzubegehren und ein freies und selbstbestimmtes Leben einzufordern, wie es ihnen zusteht. Auch das Juden-Modell wird hier angewandt: Die Juden sind schon immer Epochenweise Schuld an allem gewesen. Genauso wie das weibliche Geschlecht von Anbeginn der Zeit an allem Schuld ist. Deshalb werden wir auch unterdrückt und müssen den Männern gehorchen. Die ideale Ausrede des männlichen Geschlechts. Auch die erste aller Sünden, die eine Frau begangen haben soll, Eva, wird hier ständig erwähnt, wie sie auch ständig in allen Religionen der Welt in unserer Realität propagiert wird. Mal eine kleine Zwischenfrage: Wer hat denn die ganzen Bibelgeschichten geschrieben? Ja, Männer, genau. Wir wissen es also besser. Die Männer auch, aber das dient ihnen als Vorlage für all ihren Missbrauch an dem weiblichen Geschlecht.

Auch das ist alles kein Märchen, sondern harte Realität für uns Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt. Das System ist ein und dasselbe, nur unterscheiden sich in vielen Ländern die Art der Methoden, um es aufrecht zu erhalten. Versteht ihr nicht? Okay, dann mal ein paar Beispiele: Massenvergewaltigungen gibt es hier natürlich auch (schon alleine 'natürlich' zu schreiben, ist doch aufschreckend, oder nicht?), aber in Indien beispielsweise ist das an der Tagesordnung - wenn wir jetzt nicht die Kriegsvergewaltigungen dazunehmen. Und nicht so selten sterben die Mädchen und Frauen an den massiven Verletzungen. In vielen Ländern dürfen Frauen nicht zur Schule, nicht schreiben und lesen lernen, geschweige denn, etwas von der Welt erfahren. Denn Bildung ist Macht, und das gefällt der Herrschaft dort gar nicht. Sie dürfen keine Berufe ergreifen oder wählen gehen. Sie werden zu Sklaven aller Art gehalten. Sie dürfen nicht tragen, was sie möchten, müssen sich verhüllen. Ich denke, ihr wisst genau, was ich meine, wenn ich von unserem Leben spreche, in diesem hierarchen System. Viele wollen es nur nicht wahrhaben und leugnen lieber. Das berühmte und abgewandelte Sprichwort "Nichts sehen, nichts sagen, nichts hören" beschreibt das gut.

(Auch hier bitte daran denken; in allem gibt es Ausnahmen! Aber sind es nun mal nur Ausnahmen, nicht die Regel)


Das Ende bleibt offen. Ich hätte mir mehr von Danach gewünscht, mehr von der Rückkehr und was sich alles tut. Vor allem die Entwicklung zwischen ihr und Michael fehlt mir hier sehr. Das ist alles sehr salopp. Gleichzeitig ist das Ende auch Faden, den jeder von uns eigenständig weiterspinnen soll, die Gesellschaft verbessern, das System aufbrechen ... das kommt von Tierney nach der Rückkehr so rüber und auch die Autorin in ihrem Dankeswort ist da für mich sehr deutlich.


Fazit:
Die Geschichte erinnert mich etwas an "Panem", auch hier müssen Auserwählte (aber nur Mädchen) kämpfen, um zurückzudürfen. An sich keine neue Idee, denn das System ist uralt und Wirklichkeit. Aber wie die Autorin es in eine erfundenen Geschichte umsetzt, ist neu. Genauso wie andere Geschichten in der Art. Es gibt ein paar Bücher, die sich mit unseren System befassen, die die Autoren natürlich etwas andersartig gespinnt haben, aber unser Alltgassystem deutlich herauszulesen ist. Es geht nicht um jede Umschreibung und Handlung. Ob in einer Welt, wo gebärfähige Frauen Kinder gebären müssen für andere und ihre Namen verlieren oder wo sie ihre angebliche Magie in einem zeremoniellen Jahr loswerden sollen ... Die können unterschiedlich sein, wie die Bücher zeigen. Es geht um das System, das immer gleich bleibt dabei. Die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts. Wie Tierney in diesem Buch sagt: Man muss nur die Augen aufmachen.

Für diejenigen, die dafür bereit sind, empfehle ich folgende Werke, die mir spontan einfallen:

#Female Pleasure

https://www.ebay.de/itm/283559613676?epid=17044646437&hash=item42057854ec:g:y9YAAOSwoR1dOV1x


Wir sind viele, wir sind eins

https://www.droemer-knaur.de/buch/melinda-gates-wir-sind-viele-wir-sind-eins-9783426277928


Unsichtbare Frauen

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Unsichtbare-Frauen/Caroline-Criado-Perez/btb/e561586.rhd


Was Männer nie gefragt werden

https://www.fischerverlage.de/buch/fraenzi-kuehne-was-maenner-nie-gefragt-werden-9783596705825


Woman

https://mindjazz-pictures.de/filme/woman/


Die Geisha

https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Die-Geisha/Arthur-Golden/Penguin/e499884.rhd


Whistleblower



(Von den ganzen Dokumentationen sehe ich mal ab, das sprengt den Rahmen, ist auch nur das, was mir jetzt spontan in den Sinn kommt.)


Für Leser/innen, die mit Scheuklappen durch ihre Seifenblasenwelt laufen ist das Buch sicher schockierend. Und Gedanke wie "sowas gibt es zum Glück nicht" werden aufkommen. Leider irrt ihr Seifenblasen-Leser/innen euch. Leider!

Das Buch wird als Jugendbuch gelistet, wo es auch hingehört. Leider listet die Bücherei das Buch als Science Fiction-Roman, was überhaupt nicht stimmt. Das suggestiert uns wieder, dass alles bloße Erfindung und eine völlig fremde Gesellschaft ist. Wundern tut mich das Verhalten aber auch wieder nicht. Lieber nicht genau darüber nachdenken und weitermachen wie bisher. Es ist nur eine Kleinigkeit, denken einige von euch sicher - da ist das Buch halt bei SciFi gelistet, ist ja auch eine erfundene Geschichte -, aber jede Kleinigkeit macht in der Summe großes aus. Der Strand besteht auch nur aus Minikörnern, aber Milliarden, wenn nicht noch mehr, machen ihn erst zu einem Strand. Der erste Schritt ist, die Kleinigkeiten wahrzunehmen. In einer anderen Gesellschaftsform wäre diese Buch auch einfach eine Science Fiction-Geschichte. Im Grunde müsste das Buch "Das Gnadenjahr der Gesellschaft" heißen. Denn alles ist der Gnade der Männer und der Frauen, die mitziehen, unterstellt. Tag für Tag. Jahr für Jahr.


Alle Frauen in Garner County müssen dieselbe Frisur tragen, die Haare streng aus dem Gesicht gekämmt und am Rücken zu einem Zopf gelochten. Auf diese Weise können sie, so glauben die Männer, nichts vor ihnen verbergen. Keinen spöttischen Gesichtsausdruck, keinen unkeuschen Blick, kein Aufblitzen von Magie. Weiße Bänder für die kleinen Mädchen, rote für die Gnadenjahr-Mädchen und schwarze für die Ehefrauen.
Unschuld. Blut. Tod.
(Seite 18/19)


Das Nachwort bzw. Dankeswort (was hier ein und dasselbe ist) ist erschreckend und alltäglich zugleich. Die Autorin schildert genau das, was wir jeden Tag miterleben und uns nicht mal immer bewusst ist. Daraus entstand dieses Buch. DANKE! 🙏

Ich möchte nicht allzu ausschweifend das System erklären, das tun die vielen Passagen im Buch reichlich (schaut mal in die Lese-Chronik). Man einer von euch wird sich sicher fragen, wieso ich trotz ein paar schlechte Kritikpunkte 5 Sterne vergebe - ich, die immer alles hinterfragt und jedes Hörbuch und Buch kritisch durchhört/durchliest und der es schwer fällt, mal fünf (passend zu der Blume mit den fünf Blüten) gerade sein zu lassen (ja, ihr merkt, ich kenne meine Schwächen sehr genau) - die Gründe habt ihr bereits gelesen, aber als Zugabe lasse ich hier auch einfach mal die Autorin selbst zu Wort kommen:

Drei Jahre zuvor, zehn Uhr abends, Penn Station: (Anmerkung von mir: Es war 2019 laut Buchdaten)

Ich schaue auf die Anzeigentafel und hoffe, mein Zug trifft bald ein, als mir ein Mädchen auffällt. Vielleicht dreizehn oder vierzehn, schlank und groß gewachsen, wippt sie ungeduldig auf den Zehen und nervt ihre Eltern, Großeltern und jüngere Geschwister damit. In ihr steckt die nervöse Energie eines jungen Mädchens an der Schwelle zum Frausein. Zu Veränderung.
Ein Mann im dunklen Anzug läuft vorbei und sieht instinktiv in ihre Richtung, taxiert sie von Kopf bis Fuß. Ich kenne diesen Blick. Von jetzt an ist sie Freiwild. Beute.
Dann sehe ich eine Frau vorbeigehen, die von derselben Energie angezogen scheint, aber vermutlich aus völlig anderen Gründen. Während sie das Mädchen mustert, verdunkelt eine gewisse Trauer, Verachtung möglicherweise, ihren Blick. Vielleicht fühlt sie sich an all das erinnert, was sie verloren hat ... all das, wovon sie glaubt, es nie wieder zu bekommen. Deshalb ist das Mädchen für sie nun eine Konkurrenz.
Als der Zug der Familie angekündigt wird, gehen sie schnell zum Gleis und verabschieden sich. Das Mädchen wird offenbar gerade zurück ins Internat geschickt. Sie winkt, bis die Rolltreppe nach unten außer Sicht ist, und mir fällt unwillkürlich die Erleichterung in den Gesichtern ihrer Eltern auf. Sie wird für ein weiteres Jahr vor der Welt versteckt sein. In Sicherheit.
"Was tun wir den jungen Mädchen nur an", murmele ich vor mich hin.
Wie betäubt gehe ich zu meinem Zug, und kaum habe ich mich hingesetzt, fange ich an zu weinen. Ich weine um das Mädchen. Ich weine um eine Tochter, meine Mutter, meine Schwester, meine Großmütter.
Dann klappe ich mein Laptop auf, und bis ich in Washington, D.C. ankomme, ist das Handlungsgerüst für das Buch fertig. Der Anfang und das Ende sind verfasst, und ich weiß, dass ich keine Wahl habe. Ich muss dieses Buch schreiben.
Es war Magie.

Danke meiner Tochter Madeline und meinem Sohn Rahm. Nichts auf der Welt macht mich stolzer, als eure Mutter zu sein. Ihr motiviert mich, ein besserer Mensch zu sein, weiterzukämpfen, vorwärtszustreben. Ihr macht die Welt zu einem besseren Ort, einfach weil ihr da seid.
Und danke dem Mädchen am Bahnhof. Ich sehe dich. Nicht als Beute oder Konkurrenz. Ich sehe Hoffnung.



🧐 Lesen auf eigene (eine wichtige) Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2802064236/

(Die Zitate in der Rezension sind aus den Leseproben-Seiten. Für weitere in die Lese-Chronik schauen)





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