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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

eigenwillige Heldin

Die Frau, die nie fror
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Die Geschichte kommt im gemächlichen Tempo einher. Dies passt aber ganz gut zum nordischen Ambiente, zur Kälte und zu den Geheimnissen, die die eigenwillige Heldin Pirio zu lösen versucht. Erst ganz allmählich ...

Die Geschichte kommt im gemächlichen Tempo einher. Dies passt aber ganz gut zum nordischen Ambiente, zur Kälte und zu den Geheimnissen, die die eigenwillige Heldin Pirio zu lösen versucht. Erst ganz allmählich erkennt sie, dass es überhaupt Ungereimtheiten gibt bei dem Schiffsunglück, welches sie zu einer kurzzeitigen Prominenten machte, da sie stundenlang im Eiswasser überlebt hat, während der Kapitän und guter Freund gestorben ist. Auch um den Hinterbliebenen, Freundin Thomasine und deren Sohn Noah zu helfen, macht Pirio sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Ich hatte das Gefühl, der Weg ist das Ziel. Die Langsamkeit, lange Gespräche, forschen in Gefühlen und der eigenen Vergangenheit machen große Teile des Romans aus, der nicht unbedingt ins Thriller-Genre passt. Freilich zieht das Tempo am Schluss an und wird durchaus spannend. Aber man sollte nicht mit einem Nesbo oder Kepler rechnen. Dennoch habe ich mich durchaus gut unterhalten gefühlt. Ich mag es freilich auch, wenn im Winter meine Bücher von Kälte und Schnee handeln - freilich während ich auf der warmen Couch sitze.

Ein Erstling, der Leuten gefallen könnte, die Smilla mochten und auch etwas für ruhigere Geschichten übrig haben. Als Fan guter Dialoge wurde ich besonders gut zufriedengestellt. Pirio reiht sich durchaus in die Reihe der interessanten Heldinnen ala Salander ein - allerdings weniger durch ihre Kampfkraft als durch ihr starkes und doch innerlich zerrissenes Wesen. Vielen Dank fürs Vorablesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Bauernkriege

Die Burg der Könige
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1524. Rund um den Trifels war alles schon mal besser. Hier wohnten schon Könige und dem Volk ging es gut. Doch nach strengen Wintern, schlechten Sommern und dank der gierigen Obrigkeit, die die niederen ...

1524. Rund um den Trifels war alles schon mal besser. Hier wohnten schon Könige und dem Volk ging es gut. Doch nach strengen Wintern, schlechten Sommern und dank der gierigen Obrigkeit, die die niederen Stände zu schröpfen versteht, hungert die Menschen und immer mehr werden in den hochherrschaftlichen Wäldern erwischt, wie sie durch Wildern an Nahrung kommen wollen. Zwangsläufig kommt es bald zum öffentlich geäußerten Unmut und dann zu den Bauernkriegen.
In diese Kämpfe und Zwistigkeiten werden auch Agnes und Mathis verwickelt. Zwei, die sich schon von Jugend an kennen und inzwischen auch lieben obwohl sie eigentlich durch Standesunterschiede getrennt sein sollten. Doch so einfach macht es der Autor den beiden natürlich nicht. Die Ereignisse reissen die zwei erst mal auseinander und es dauert eine Weile, bis sie wieder gemeinsam nach einer Lösung aller Probleme suchen dürfen.
In Pötzsch` neuem Roman wird wieder geliebt und gestorben, geflucht und gefrotzelt, gefochten und versöhnt was das Zeug hält. Eingewoben in historische Fakten und Daten wird eine lebendige und spannende Geschichte, in der einige Rätsel zu lösen und einige Feinde zu besiegen sind. Nicht alles ist so wie es erst scheint und nicht wenige sind vor allem Agnes schlecht gesonnen.
Nach 900 Seiten habe ich das Buch zufrieden und um einige interessante Geschichteserkenntnis reicher geschlossen. Weiter so Herr Pötzsch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Besser als Teil 1

Die Champagnerkönigin
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Ich habe auch den Vorgängerroman gelesen, in dem es neben der Entwicklung dreier junger Mädchen vor allem um den Aufbruch in die neue Zeit des Fortschritts und die Anfänge des Fahrrads ging.
Im Zweiten ...

Ich habe auch den Vorgängerroman gelesen, in dem es neben der Entwicklung dreier junger Mädchen vor allem um den Aufbruch in die neue Zeit des Fortschritts und die Anfänge des Fahrrads ging.
Im Zweiten Band kommt das Rad auch noch vor, da Isabelles erster Mann Leon ein leidenschaftlicher Radsportler ist und auch dort bei einem Unfall ums Leben kommt.
Aber vor allem geht es um Isabells Entwicklung zur selbstständigen jungen Frau und Unternehmerin und um ein Weingut in der Champagne und alles was darum herum zu tun und lassen ist.
Der Roman lässt sich flüssig und schnell lesen. Gefallen hat mir vor allem, dass es jede Menge geschichtliche Infos und Hintergrundwissen gibt.
Manchmal fand ich den Roman etwas vorhersehbar bzw. die Schicksalsschläge für die Protagonistin klischeehaft. Z.B. Gerade als sie schwanger ist und ihrem Mann davon erzählen will, hat dieser einen tödlichen Unfall. Aber Isabell war mir symphatisch, so habe ich darüber gerne hinweg gelesen. Ihr Entwicklung vom naiven Frauchen zur tuffen Geschäftsfrau hat Spaß gemacht mitzuerleben und war durchaus glaubwürdig.
Betonen möchte ich auch, wie toll ich das Cover wieder finde. So schön wie das vom ersten Teil HC.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Engel mal anders

Die dunklen Gassen des Himmels
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Bobby Dollar ist ein ganzer Kerl, er trinkt und flucht, er macht gallige Witze auch in gefährlichen Situationen, er ist schlau und gewitzt und entkommt auch den ärgsten Verfolger immer wieder im letzten ...

Bobby Dollar ist ein ganzer Kerl, er trinkt und flucht, er macht gallige Witze auch in gefährlichen Situationen, er ist schlau und gewitzt und entkommt auch den ärgsten Verfolger immer wieder im letzten Augenblick. Bobby könnte ein symphatischer Gauner sein, oder ein Privatschnüffler vom alten Schlag. Aber nein. Bobby ist eines jener Wesen, die man bis jetzt für ätherisch, wunderschön und rein hielt. Bobby ist ein Engel. Aber einer von der neuen coolen Sorte. Einer, der versucht, als Adokat der Toten die Seelen vor der Hölle zu bewahren. Ein anstrengender Job, den er in seinem menschlichen Leihkörper ziemlich gut bewältigt, bis plötzlich seltsame Dinge zwischen Himmel und Hölle passieren. Seelen verschwinden, Dämonen jagen ihn und ein Unsterblicher wird getötet. Also eine neue und durchaus spannende Geschichte.
Aber - mich hat der flapsige Ton schon etwas gestört. Ich bin da etwas eigen. Mag auch keine lustigen Krimis. Manchmal hat es mich also genervt, wenn wieder ein dummer Spruch kam - ja wenn ich sogar direkt von Bobby angesprochen wurde - als Leser. Das fand ich unpassend für einen solchen Roman, aber der Autor wollte wohl in mehrerlei Hinsicht einen neuen Ton finden.
Positiv fand ich, dass auch die Nebencharakter gut beschrieben und interessant waren und dass der Plot relativ abgeschlossen ist, man muss also den nächsten Band nicht unbedingt lesen, weil einen ein Cliffhanger quält. Wenn ich eine günstige Gelegenheit bekomme, werde ich aber auch die Fortsetzung sicherlich lesen. Allerdings hat es meinen Geschmack nicht zu 100 % getroffen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dübell mal anders

Allerheiligen
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Es handelt sich hier um den ersten Teil einer neuen Krimireihe angesiedelt im bayerischen Landshut und erzählt vom bisher durch Histo-Romane bekannten Autor Richard Dübell. Da ich seine Histo-Krimis teilweise ...

Es handelt sich hier um den ersten Teil einer neuen Krimireihe angesiedelt im bayerischen Landshut und erzählt vom bisher durch Histo-Romane bekannten Autor Richard Dübell. Da ich seine Histo-Krimis teilweise gelesen habe, fand ich es charmant, dass der neue Kommissar ein Nachfolger des historischen "Ermittlers" ist, auch wenn er diesen natürlich nicht kennt und seinem Vater nicht ganz glauben will, dass es ihn in dieser Form tatsächlich gab. So ist dieser kleine Kniff im Setting ein kleines Zuckerl für Kenner von Dübellromanen und macht den Helden gleich symphatisch. Überhaupt ist dies das hervorstechendste Merkmal dieses Regional-Krimis - die durchgängig liebenswerten Charaktere der Hauptdarsteller und ihr freundschaftlich-witziger Umgangston, der mich einige Male zum Schmunzeln brachte.
Es war also kein Krimi zum Nägelkauen auch wenn durchaus spannende kinoreif erzählte Szenen vorkamen, sondern einer zum Entspannen und Zurücklehnen. Die geschichtlichen Elemente waren mal was anderes wie in anderen Krimis, der Rahmen war nicht aufdringlich Regional - bis auf die Dame von drüben rüber und ihr Dialekt.
Für meinen Geschmack hätte er dramaturgisch ruhig noch ein bisserl anziehen dürfen - wenn man bedenkt, dass der Anfang des Buches mit der blutigen Geiselnahme schon recht gut war ist hier ja das nötige erzählerische Potential vorhanden.
Das Buch hat großen Spaß gemacht zu lesen und Dübell braucht sich wirklich nicht vor den anderen deutschen Krimiautoren zu verstecken.