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Veröffentlicht am 19.07.2021

Intensiv und sehr informativ

Ein tiefes Vergessen liegt auch über ihren Gräbern Teil 1
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Intensiv und sehr informativ


Nur wer seine Vergangenheit kennt, ist befähigt, in der Gegenwart die richtigen Entscheidungen für seine Zukunft zu treffen. (Aus dem Vorwort)

Meine Meinung

Das Vorwort ...

Intensiv und sehr informativ


Nur wer seine Vergangenheit kennt, ist befähigt, in der Gegenwart die richtigen Entscheidungen für seine Zukunft zu treffen. (Aus dem Vorwort)

Meine Meinung

Das Vorwort räumt mit Lügen auf. Sei es kirchlicher oder politischer Natur. Die Autorin hat hier historische Ereignisse in eine teilweise fiktiven Roman verwoben. Das ist ihr sehr gut gelungen. Carl von Ossietzky findet große Erwähnung. Er wies als Herausgeber der Zeitung Die Weltbühne auf die illegalen Zustände in der Weimarer Republik hin. Sein Kampf für die Gerechtigkeit brachte ihn 1931 ins Gefängnis. Nicht lange nach seiner Entlassung kamen die Nazis an die Macht.

2020

Aurelia ist ein knapp 90jährige Dame, die uns ihre Geschichte erzählt. Es wird deutlich, wie die Vergangenheit ihr ganzes Leben stark beeinflusst hat.

1913-1933

Was dieses Buch so besonders macht ist der Tatsache geschuldet, dass die Autorin die Thematik besonders intensiv aufgegriffen hat. Man merkt die umfangreichen Recherchen, die hier gemacht wurden. Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster mit der Behauptung, dass diese Geschichte wertvoll im Schulunterricht wäre. Zeigt sie doch, wie gerade die Jugend empfänglich war für Hitler. Leider auch sämtliche erwachsene Menschen, die der Meinung waren einen guten Führer zu brauchen. Nach dem Fall des deutschen Kaiserreiches waren viel zu viele Menschen desillusioniert.

Frauen hatten nicht mehr viel zu sagen, was hinreichend bekannt sein dürfte. Besonders interessant, wie berühmte Industrielle (deren Namen uns heute noch ein Begriff sind) an dem ganzen Geschehen beteiligt waren. Dass Anfang des 20. Jahrhunderts Umweltschäden angerichtet wurden, die ein sofortiges Umdenken nötig gemacht hätten, lässt einem kalte Schauer über den Rücken laufen. Das Ergebnis erleben wir gerade.

Aurelia erzählt ihre Geschichte. Sie weiß, dass sie die längste Zeit schon gelebt hat. Menschen wie sie verhindern das Vergessen vieler Gräber. Rebekka Jost brachte mir einige Menschen näher, von denen ich persönlich nichts wusste. Deren Gräber bestimmt bei den meisten in Vergessenheit geraten sind.

Die Autorin liebt große Herausforderungen. Dieses Buch hat sie komplett ohne Lektorat und Korrektorat geschrieben. Auch das Cover hat sie selbst gestaltet. Bei meinem Buch handelt es sich um die Erstausgabe. Ein paar Schreibfehler konnte ich entdecken, die aber meinen Lesefluss nicht gestört haben. Das Cover gefällt mir persönlich überhaupt nicht. Der Inhalt umso mehr.

Fazit

Eindrucksvoll vermittelt die Autorin die dramatischen Umstände nach dem 1. Weltkrieg. Die Menschen wollten hinterher eine gute Führung. Der 2. Weltkrieg ist Beweis genug, dass sie der falschen Partei vertraut haben. Viele Menschen falschen Versprechen glaubten und jedem anders Denkenden das Leben schwer machten. Damals wie heute hinterfragen Menschen zu wenig. Unsere momentane weltweite Situation macht das besonders deutlich. Umweltkatastrophen und Pandemien haben uns nicht plötzlich getroffen. Das wird in diesem Buch mehr als deutlich. Ein großes Stück Geschichte, in einem Roman verpackt, wäre in Schulen hilfreicher als trockene Lehrbücher. Besonders interessant sind die Hintergrundinformationen im Anhang.

Danke Rebekka Jost für dieses beeindruckende Debüt. Ich werde die Geschichte weiter verfolgen

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Veröffentlicht am 12.07.2021

Eine Prinzessin aus den Trümmern geht ihren Weg

Wenn die Hoffnung erwacht
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Zum Inhalt
Regensburg 1947
Die gelernte Apothekenhelferin Nora liebt ihren Beruf im elterlichen Betrieb. Ihr Vater ist sehr streng und strahlt absolut keine väterliche Liebe aus. Verantwortungsvollere ...


Zum Inhalt
Regensburg 1947
Die gelernte Apothekenhelferin Nora liebt ihren Beruf im elterlichen Betrieb. Ihr Vater ist sehr streng und strahlt absolut keine väterliche Liebe aus. Verantwortungsvollere Arbeiten dürfen nur ihr Bruder und der Vater selbst verrichten. Der Krieg ist noch nicht lange vorbei. Die amerikanischen Besatzer führen das Regiment. Als Nora mit ihrer besten Freundin eine deutsch-amerikanische Silvesterfeier besucht, lernt sie den US-Officer William kennen und lieben. Davon darf ihr Vater selbstverständlich nichts wissen. Als sie ein Kind erwartet, möchte William offiziell bei ihrem Vater um Noras Hand bitten. Nora möchte ihren Vater erst darauf vorbereiten und macht mit William einen Termin aus. Dieser erscheint nicht, da er abkommandiert wird. Ihr Vater möchte keine Tochter mit einem Ami-Bankert durchfüttern. Er will eine Heirat arrangieren, die ihn gleichzeitig seiner finanziellen Sorgen entledigt. Nora, die für diesen Mann absolut keine Liebe aufbringen kann, flüchtet mit ihrem kleinen Willi nach München. In München begegnet ihr die verwahrloste und schwer kranke Celia. Sie bringt die verwirrte Frau heim zur Villa der reichen Wagners.
Meine Meinung
Eine Prinzessin aus den Trümmern geht ihren Weg
Das ist nun der vierte historische Roman, den ich von Lilli Beck gelesen habe. Dieses Mal entführt sie uns abwechselnd nach Regensburg und München. Nach dem Krieg war ja bekanntlich noch lange nicht Schluss. Handlung und Protagonisten sind frei erfunden. Dennoch könnte es genauso gewesen sein. Die Geschichte beschreibt die große Hungers- und Wohnungsnot, die es wirklich gegeben hat. Mit Nora lernen wir eine blutjunge Frau kennen, die einem auf den ersten Blick ziemlich naiv vorkommt. Die Silvesterparty hatte sie nur wegen des guten Essens besucht. Bedenkt man die entbehrungsreiche Zeit, so kann hier von naiv jedoch keine Rede sein. Ich konnte Nora sehr gut verstehen. Jeden Tag hungrig ins Bett zu gehen, können sich Menschen meines Jahrgangs nicht vorstellen. Den US-Officer William konnte ich sehr gut leiden. Er hat seine Prinzessin aus den Trümmern nach Strich und Faden verwöhnt. Sich über Noras Schwangerschaft gefreut und ihr die Ehe versprochen. Ich war wirklich mit Nora traurig, als er auf einmal abkommandiert wurde. Die mutige Nora hat ihr Schicksal selbst in die Hand genommen und ist mit ihrem Baby nach München geflüchtet. Hat jahrelang darauf gewartet, dass ihre große Liebe zurück kommt.
In München muss Nora eine Lüge leben. Eine Lüge, die ihr und ihrem kleinen Sohn ein anständiges Leben beschert. Der Schwarzhandel blüht. In München ist die Wohnungsnot noch größer als in Regensburg. Die Wagners sind herzensgute Menschen und bieten Nora einen Job und ein Dach über dem Kopf. Behandeln sie wie ein Familienmitglied. Aber um welchen Preis? Sie stellen keine Fragen. Sie warten und hoffen darauf, dass die traurige Nora sich ihnen irgendwann freiwillig öffnet. Nora belastet das Ganze sehr. Aber die Wahrheit könnte ihr und Willi die Geborgenheit bei den Wagners wieder nehmen.
Die Autorin verfügt über einen magischen Schreibstil. Sie verknüpft Fakten und Fiktion zu einem harmonischen Ganzen. So beschreibt sie auch die Gutmütigkeit der Wagners, ohne ihre negativen Seiten auszusparen. Denn eins wird mit jeder Seite immer mehr klar: Nora ist nicht die Einzige, die mit einer Lüge lebt.
Fazit
Diese spannende und warmherzige Geschichte konnte mich von Anfang an mitnehmen. Sie mag einem stellenweise weit hergeholt vorkommen. Aber das ist sie nicht. Frauen hatten in der Nachkriegszeit keine Rechte. Ein lediges Kind war für die meisten Familien eine Schande. Noch dazu ein Ami-Bankert. Viele Menschen konnten sich eine Zeit lang nicht ausweisen. Geburtsurkunden und sämtliche Papiere gingen in den Trümmern verloren. Da ich selber in einer Soldatensiedlung groß geworden bin, kann ich ein bisschen mitreden. Habe noch viele Gespräche meiner Eltern im Kopf. Ein bis zwei Jahre haben wir Tür an Tür mit den Amerikanern gewohnt. Mischehen waren keine Seltenheit. Gescheiterte Ehen zwischen amerikanischen Männern und deutsche Frauen, auch nicht. Nur, die Frauen die ich kannte, wurden von ihren Eltern wieder aufgefangen. Nora im Roman nicht! Ob mir das Ende gefallen hat? Ja. Davor waren jedoch jede Menge Tränen geflossen.
Eine absolute Empfehlung von mir. Wer die Bücher von Teresa Simon mag, ist auch mit diesem Roman gut beraten. Danke Lilli Beck

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Zwei Skorpione im Kampf um Kunst und Liebe

Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe
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Zum Inhalt

Mit Dora Maar hat uns die Autorin eine ganz besondere Künstlerin nahe gebracht. Das war für mich absolut interessant, da ich mich zuvor nie mit Picasso befasst habe. Folglich war mir auch Dora ...

Zum Inhalt

Mit Dora Maar hat uns die Autorin eine ganz besondere Künstlerin nahe gebracht. Das war für mich absolut interessant, da ich mich zuvor nie mit Picasso befasst habe. Folglich war mir auch Dora kein Begriff.

Henriette Theodora Markovitch wuchs in Bueno Aires auf. Ihr Zimmer wurde durch eine Glastüre von den anderen Räumen abgetrennt. Das führte dazu, dass Theodora keine Privatsphäre hatte. Ihre französische Mutter wollte unbedingt zurück nach Paris. Nur in ihrer Heimat konnte sie ihr gesellschaftliches Leben auskosten. War Theodora anfangs ziemlich traurig darüber, so sollte Paris ihr den beruflichen Weg als Künstlerin der Fotografie ebnen. Ihr Vater ermöglichte ihr ein Studium.

Henriette Theodora Markovitch befand die junge Frau nicht passend als Künstlername. Sie nannte sich Dora Maar. Dieser Name war in Künstlerkreisen schnell ein Begriff. Ihre Mutter, eine Hutmacherin, ist über das Lotterleben, welches ein Künstlerleben mit sich bringt, regelrecht empört. Ihr Vater war Architekt. Obwohl der gebürtige Kroate nicht von allem überzeugt war, was seine Tochter so machte, unterstützte er sie, wo er nur konnte. Als Dora und der berühmte Pablo Picasso ein Paar werden, ist ihr Vater nicht glücklich darüber. Die Empörung ihrer Mutter nimmt schwindelerregende Höhen an.

Meine Meinung

Zwei Skorpione im Kampf um Kunst und Liebe


Die Frau, die durch die Bataille-Hölle gewandelt ist, hat Mut und weiß von den dunklen Seiten der körperlichen Liebe. (Seite 49)


Dora hatte sich anfänglich lustig über Picasso gemacht. Alleine seine Frisur, mit der den Haarschwund zu vertuschen suchte, fand sie einfach nur lächerlich. Ich habe mich geärgert darüber, wie eine begnadete Künstlerin sich von Picasso psychisch abhängig gemacht hatte. Dabei dachte ich, sie wäre etwas abgebrühter, das sie ja mit dem Surrealisten Georges Bataille eine Beziehung pflegte. Bataille war bekannt für seine speziellen Vorlieben in der Liebe. Dora war der Star des surrealistischen Kreises. Und auf einmal das Anhängsel Picassos. Picasso ließ sich von Dora inspirieren. Brauchte sie (künstlerisch gesehen) wie die Luft zum Atmen. Es entstand das berühmte Gemälde „Guernica“, bei dem Dora einen sehr großen Anteil hatte. Dora empfand ich insgesamt als Widerspruch. Einerseits kostete sie das Pariser Leben in vollen Zügen aus, was Alkohol und Drogen betraf. In der Liebe glich sie mehr ihrer Mutter. Zeigte auch nicht gerne Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit. Erzählte Freundinnen keine intimen Details. Treue war für sie ein absolutes Muss!

Das Paris 1936 hatte es in sich. Das Nachtleben war in Künstlerkreisen oftmals sehr ausschweifend. Zigaretten rauchen galt als chic. Treue war etwas für Langweiler. Besonders der Narzisst Picasso hatte seine Musen häufig gewechselt. Mehr scheinen Frauen für ihn nicht gewesen zu sein. Ich fand es ewig schade, dass Dora die Fotografie ad Acta gelegt hatte, weil Pablo Picasso es so wollte. Sich der Malerei annahm weil Picasso es so wollte. Und ich frage mich: Was wäre Picasso ohne seine Musen gewesen? Eines muss man Picasso zugestehen. Er war stets sehr großzügig und kümmerte sich weiterhin um seine Exfrau und die gemeinsamen Kinder.

Dora rettete seine Gemälde vor den deutschen Besatzern. Wieder einmal spielte der zweite Weltkrieg eine sehr große Rolle. Ein Krieg, den Picasso unbeschadet überstand.

Ich habe mich wirklich darüber geärgert, wie so eine selbstständige Frau zum Anhängsel mutierte. Eine Frau, die Picasso nicht sofort an sich ran ließ. Die mit eigenen Kunstwerken zu überzeugen wusste. Die mal im Süden Frankreichs, dann wieder in Paris Picassos Werke unterstützte. Deren Nerven blank lagen, als Picasso sie durch eine wesentlich jüngere Frau ersetzte. Das empfand ich positiv. Alleine hatte sich Dora wieder eigenständig der Kunst gewidmet. Sich mit ihrem Leben auseinandergesetzt. Erkannt dass ihre gläserne Vergangenheit viel mit ihrer Abhängigkeit zu tun hatte. Die Zerbrechlichkeit ihrer Mutter fand ich oftmals auch in Dora wieder.


So wie man im Äußeren lebt, so sieht es auch im Inneren aus. (Seite 416)

Fazit


Ich bin ein Kunstbanause. Kann mich weder mit Picassos Gemälden noch mit Doras Fotografien anfreunden. Monet liegt mir einfach mehr. Ich liebe die Kunst des geschriebenen Wortes. Bettina Storks beherrscht diese komplett. Fiktive Elemente hat sie mit realen Geschehen gekonnt verknüpft. Mir auf sehr spannende Weise das aufregende Leben von zwei berühmten Künstlern nahe gebracht.

Wie immer, bei biografischen Romanen, habe ich mir sehr viele Bilder im Netz angesehen. Picasso und Dora vermitteln das Bild eines perfekten Paares. Zwei Skorpione. Einer davon kämpft um die Liebe. Der andere kennt nur eine wahre Liebe: Die Kunst der Malerei.

Danke Bettina Storks, für die spannenden Lesestunden.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Ein Sommer, wie man ihn nur einmal im Leben erlebt

Der große Sommer
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Mit Frieder lernen wir einen 16jährigen Jungen kennen, der noch nicht weiß wo es im Leben lang gehen soll. Er liebt das Schwimmbad bei Regen und lernt die hübsche Beate kennen. Das Mädchen im flaschengrünen ...

Mit Frieder lernen wir einen 16jährigen Jungen kennen, der noch nicht weiß wo es im Leben lang gehen soll. Er liebt das Schwimmbad bei Regen und lernt die hübsche Beate kennen. Das Mädchen im flaschengrünen Badeanzug hat schon mal eine Gemeinsamkeit mit ihm. Schwimmen im Regen.

Mathematik und Latein machen ihm in der Schule das Leben schwer. Um die Nachprüfungen zu schaffen, darf er nicht in den gemeinsamem Familienurlaub mitfahren. Er verbringt die Ferien bei seinen Großeltern. Dort erwartet ihn lernen, lernen, und nochmal lernen. Denkt er. Aber es sollte alles ganz anders kommen. Seine Schwester Alma macht ein Praktikum in einem Altenheim und kann auch nicht mit in den Familienurlaub fahren.

Der gefürchtete Großvater entpuppt sich als sein bester Freund. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, hinter die Fassade des Professors zu blicken. Seine introvertierte Art mag Anfangs täuschen. Ich mag den Professor wirklich gerne. Altmodisch in seinen Ansichten, aber wenn es darauf ankommt ein Retter in der Not. Mir sind Menschen einfach lieber, die mich positiv überraschen. Die ihr gutes Herz nicht offen zur Schau stellen und die Kurve kratzen, wenn es ernst wird. Seine Einstellung zur Verliebtheit hat mich zum Lachen gebracht.

Verliebtheit ist eine temporäre Hormonvergiftung. Meist heilt sie von selbst. Seite 153

Frieders Großmutter kann man einfach nur mögen. Sie erzählt Frieder viele Geschichten aus ihrer Vergangenheit, die ja auch richtungsweisend für sein Leben sind. Kocht ihm seine Leibgerichte und ist künstlerisch begabt.

Ich habe diesen Sommer genossen. Auch ich gehe gerne bei Regen schwimmen. Frieders Hormone tanzen in diesem Sommer Tango. Es ist eine Geschichte von Freundschaften, Liebe und der Tatsache, wie schnell das Leben zu Ende sein kann. Sie zeigt, was Trauer aus einem Menschen machen kann. Vier Freunde erleben zusammen einen Sommer, wie sie ihn mit Sicherheit kein zweites Mal erfahren werden. Ich mag Alma sehr gerne. Ihre innige Beziehung zu ihrem Bruder war zwischen den Zeilen spürbar. Bettina ist ein ganz liebes Mädchen. Ich kann sehr gut verstehen, dass Frieder sich in sie verliebt hat. Frieders bester Freund Johann kommt total flippig rüber. Aber auch er passt wunderbar in das Quartett.

Eine Geschichte, die sich anfühlt wie eine warme Sommerprise, hat mir unheimlich schöne Lesestunden beschert. Lebkuchen im Sommer und die erste große Liebe. Ein Teenager auf den Spuren seiner Herkunft und auf der Suche nach seinem Weg. Liebe, Freundschaft, Trauer und Vertrauen haben eine tragende Rolle in diesem Roman. Dies war jetzt das zweite Buch, das ich von Ewald Arenz gelesen habe. Nach Alte Sorten konnte mich nun auch Der große Sommer von Anfang an mitnehmen. Einst sang der Schlagersänger Chris Roberts Du kannst nicht immer siebzehn sein! Ca. 320 Seiten war ich wieder 17. Und es war schön. Es war Sommer …..

Ein Roman für Jung und alt, den sehr gerne empfehle. Danke Ewald Arenz.

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Veröffentlicht am 22.06.2021

Ein bildgewaltiges Familiendrama.

Das wirkliche Leben
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Zum Inhalt

Ein bildgewaltiges Familiendrama.

Ein Mädchen ohne Namen hat mir ihre Geschichte erzählt. Eine Geschichte von ihrer Familie, die man als solche eigentlich gar nicht bezeichnen kann. Eine Mutter, ...

Zum Inhalt

Ein bildgewaltiges Familiendrama.

Ein Mädchen ohne Namen hat mir ihre Geschichte erzählt. Eine Geschichte von ihrer Familie, die man als solche eigentlich gar nicht bezeichnen kann. Eine Mutter, die sie mit einer Amöbe vergleicht. Die ängstlich ist und keinerlei Bezug zu ihren Kindern hat. Ihre Ziegen verhätschelt und keinerlei Liebe für ihren Ehemann empfindet. Der Vater liebt das Jagen und Whisky. Zweiteres genießt er vor allem beim Fernsehen. Wenn er länger nicht auf Jagd war, wird das seiner Ehefrau zum Verhängnis.

Das 10 jährige Mädchen liebt ihren kleinen Bruder Gilles abgöttisch. Es ist Sommer. Wenn die Melodie des Blumenwalzers erklingt, kommt der Eiswagen. Die Geschwistern freuen sich jeden Abend darauf. Das Mädchen teilt mit dem alten Eisverkäufer ein Geheimnis. Einen Klecks Sahne auf die Eiswaffel lässt sie sich geben. Das darf der Vater nicht wissen. Als beide Kinder Zeuge eines großen Unglücks werden, erlischt das Lachen des kleinen Bruders.

Meine Meinung

Sehr intensiv erzählt das Mädchen von ihrem dramatischen Familienleben. Die Siedlung, in der sie leben, nennt sich Demo! Die Häuser haben eine triste Atmosphäre. Nur das ihrer Familie ist etwas größer und verfügt über einen Keller. Mit ihren gerade mal 10 Jahren versucht das Mädchen Gilles Augen wieder zum Leuchten zu bringen. Beide werden älter. Das Mädchen entwickelt sich zu einem hübschen Teenager. Der Bruder wendet sich von ihr ab. Das Mädchen ist sich sicher, dass irgendwo in dem verstörten Jungen noch ihr heiß geliebter Bruder steckt. Das intelligente Mädchen hat einen Plan.

Die Sprache ist einfach und kommt mit einer solchen Wucht daher, dass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe. Das Mädchen sieht in alten Händen eine Schönheit, die nur ein Mensch wahrnimmt, der mit dem Herzen sieht. Sie kann Angst schmecken. Sie spürt die Gefahr. Ich war mehrmals richtig fassungslos, ob der Brutalität des Jägers. (Die Bezeichnung Vater ist absolut nicht angebracht!) Nach außen hin bekommt man eine normale Familie präsentiert. Das wirkliche Leben in der Familie sieht jedoch anders aus. Von Fürsorgepflicht hat der Jäger anscheinend noch nichts gehört. Dennoch beschreibt das Mädchen, in einer fast schon poetischen Sprache, den kleinen enttäuschten Jungen, der in ihrem Vater steckt. Hat für ihr Alter sehr viel Verständnis und Empathie. Aber auch Verständnis hat seine Grenzen. Das Mädchen will kein Opfer werden. Was machen, wenn Mädchen keins werden will und Frau nicht mehr sein? Zu Jägerinnen werden!

Fazit

Ein Vater (Jäger), der in Menschen nur Opfer oder Jäger sieht, hat mich ein paar Stunden das Fürchten gelehrt. Ich war keine Leserin. Ich war dabei. Der unheimlich bildgewaltige Schreibstil hat mich an diesem Drama teilhaben lassen. Ein Drama, welches mit Sicherheit hinter vielen verschlossenen Türen passiert. Ein Jäger der Tiere erlegt und stolz die Trophäen an die Wand hängt. Ein Jäger, der keinen Stolz für eine intelligente Tochter aufbringen kann. Nein. Er will sie zur Beute machen ……..

Ob mir das Ende gefallen hat? Ich habe drei Menschen angefeuert. Hab mir die Haare gerauft und gebrüllt: Habt Mut!

Danke Adeline Dieudonné. Ich war mit dabei, dank ihrem Schreibstil.

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