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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2021

Etwas enttäuschender Serienauftakt

Die Verlorenen
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Seit zehn Jahren liegt das Leben vom Mitglied der Londoner Polizei in Scherben. Nach einer langen Schicht schläft er bei einem Spielplatzbesuch mit seinem Sohn Theo kurz ein, um kurz darauf festzustellen, ...

Seit zehn Jahren liegt das Leben vom Mitglied der Londoner Polizei in Scherben. Nach einer langen Schicht schläft er bei einem Spielplatzbesuch mit seinem Sohn Theo kurz ein, um kurz darauf festzustellen, dass der Junge verschwunden ist. Theo taucht trotz aller Bemühungen nicht mehr wieder auf und das Familienleben von Jonah ist zerstört. Getrieben von seinem schlechten Gewissen beherrscht die Sorge um seinen Sohn ständig sein Leben. Auch sein Freund Gavin hat sich von ihm abgewandt, umso erstaunlicher ist es für Jonah, nach fast zehn Jahren wieder von ihm zu hören. Gavin bittet Jonah zu einer Lagerhalle zu kommen, wo er ihn allerdings neben drei anderen Leichen nur noch tot vorfindet. Der Beginn eines Horrortrips, dessen Ausmaß für Jonah noch nicht absehbar ist...

Nach der unglaublich erfolgreichen Thriller-Reihe um den Forensiker David Hunter war ich natürlich wahnsinnig gespannt auf die neue Serie aus der Feder von Simon Beckett. Die hohe Erwartungshaltung konnte "Die Verlorenen" aus meiner Sicht allerdings nicht gerecht werden. Beckett erzählt die Geschichte wieder in einem temperamentvollen und packenden Schreibstil, der sich hervorragend lesen lässt. Der Spannungsmoment ist mit den ereignisreichen Ermittlungen kombiniert mit der ungewissen Situation um Jonahs Sohn Theo durchaus gegeben, allerdings wirkte das Ganze auf mich sehr konstruiert. Mir kam es manchmal so vor, als wollte Simon Beckett einfach zu viel Dramatik schaffen und verrannte sich so in eine an einigen Stellen recht unglaubwürdige Geschichte. Das Finale ist dann wieder spannend gestaltet und bietet mit einigen offenen Fragen eine gute Vorlage für einen Nachfolger, der aber sicherlich noch Potential nach oben hat.

Die Umsetzung des Hörbuchs mit der Stimme von Johannes Steck ist aus meiner Sicht hervorragend gelungen. Mit seiner ausdrucksstarken Stimme verleiht er den Protagonisten eine Seele und trägt zur Dramatik der Geschichte sehr gut bei. Es war stets angenehm dem Ganzen zu folgen und zu keiner Zeit ließ Johannes Steck Schwächen erkennen.

Insgesamt konnte mich "Die Verlorenen" nicht so begeistern, wie ich es erwartet habe. Vielleicht lag die Messlatte nach der Reihe um David Hunter einfach zu hoch, aber nichts desto trotz bietet der Thriller ein paar spannende und fesselnde Lesestunden. Man darf sicherlich noch gespannt auf den zweiten Band schauen, ob er mit einem tieferen Blick in die Protagonisten noch weiter überzeugen kann. ich bewerte das Buch daher mit knappen vier von fünf Sternen und empfehle es bedingt weiter.

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Spannende Reise in die 20er

Zum Sterben zu viel
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In Pasing wird die Leiche eines bekannten Heimatdichters aufgefunden. Der Mann wurde erstochen und sein Kopf weist eine auffällige Wunde an der Schläfe auf. Die Polizei steht aufgrund des Bekanntheitsgrades ...

In Pasing wird die Leiche eines bekannten Heimatdichters aufgefunden. Der Mann wurde erstochen und sein Kopf weist eine auffällige Wunde an der Schläfe auf. Die Polizei steht aufgrund des Bekanntheitsgrades des Opfers unter Druck, so dass der Fall möglichst schnell aufgeklärt werden soll. Kurze Zeit später wird auch schon ein dringend Tatverdächtiger festgenommen. Der Schreiner, der kurz zuvor noch für den Heimatdichter Auftragsarbeiten verrichtet hat, soll das Opfer aus Eifersucht getötet haben. Der Gefangene beteuert seine Unschuld und Oberkommissar Benedikt Wurzer befürchtet, dass der Schreiner ein Opfer der Justiz werden könnte, wenn es ihm nicht gelingt, den wahren Täter ausfindig zu machen...

Die Autorin Lotte Kinskofer hat mir mit ihrem Kriminalroman "Zum Sterben zu viel" eine spannende Reise in die 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts ermöglicht. Mit ihrem temperamentvollen und hervorragend zu lesenden Schreibstil führte sie mir die Geschehnisse der damaligen Zeit lebendig vor Augen. Der Spannungsbogen wird mit dem ersten Mord direkt zu Beginn des Buches klassisch aufgebaut und über die Ermittlungen auf einem guten Niveau gehalten. Sehr viel Wert hat die Autorin dabei auf die besonderen Gegebenheiten der damaligen Zeit und die Auswirkung auf die Protagonisten gelegt. So gelingt es Lotte Kinskofer sehr authentisch die ärmlichen Bedürfnisse der Nachkriegszeit mit allen Not und Elend einzufangen und erzeugt so eine beängstigende Atmosphäre. Die kriminalistische Entwicklung steht so manchmal ein wenig hinten an, was den Roman aber aus meiner Sicht zu etwas Besonderen macht. Das Finale rundet die Geschichte mit einer überzeugenden und für mich überraschenden Auflösung gelungen ab.

Insgesamt ist "Zum Sterben zu viel" ein aus meiner Sicht überzeugender Kriminalroman, der mit einem sehr gut recherchierten historischen Hintergrund und einem einfühlsamen Porträt der damaligen Zeit überzeugen kann. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 15.05.2021

Die Ewigkeitslasten "Unter Tage"

Doppelbock
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Hauptkommissarin Frederike Stier hat nach ihrem letzten aufreibenden Fall, dem Beruf den Rücken gekehrt und konzentriert sich nun nach einem Weckruf ihres Körpers auf ihre Gesundheit. In der Reha hat sie ...

Hauptkommissarin Frederike Stier hat nach ihrem letzten aufreibenden Fall, dem Beruf den Rücken gekehrt und konzentriert sich nun nach einem Weckruf ihres Körpers auf ihre Gesundheit. In der Reha hat sie Hartmut kennengelernt und die Beiden finden gerade immer mehr zueinander. Als jedoch ein guter Bekannter von Frederike tot aufgefunden wird, will sie nicht an die Unfalltheorie der ermittlenden Kommissare glauben und nimmt die Sache selbst in die Hand. Hat der Tod etwas mit den Umweltaktivitäten des Opfers zu tun? Oder ist das Motiv im lockeren Umgang mit den Frauen zu suchen? Die Liste der Verdächtigen füllt sich schnell und Hartmut kann dem neu geweckten Ermittlerdrang wenig Gegenliebe entgegenbringen...

"Doppelbock" ist der zweite Fall für Frederike, einer mittlerweile pensionierten Hauptkommissarin, die das Ermitteln nich sein lassen kann. Der Autor Thomas Salzmann erzählt die Geschichte in einem sehr lebendigen und gut zu lesenden Schreibstil, der den Leser in das Ruhrgebiet entführt. Der Spannungsbogen wird mit dem Tod des Umweltaktivisten zu Beginn des Buches aufgebaut und über die engagierten Ermittlungsarbeiten der rüstigen Frederike auf einem hohen Niveau gehalten. Gerade ihre etwas eigensinnige und kratzbürstige Art verleihen dem Kriminalroman einen besonderen Charme. Sehr gut gefallen haben mir auch die vielen und gut recherchiert wirkenden Hintergrundinformationen zu den Ewiglasten des Zechenbetreibens und die möglichen Folgen für die Umwelt und die Region. Das Finale rundet die Geschichte dann mit einer für mich überraschenden und gut nach-vollziehbaren Auflösung ab.

Insgesamt ist "Doppelbock" aus meiner Sicht ein gut gelungener Regional-Krimi, der mit einem wohldosierten Lokalkolorit, einer etwas aneckenden, aber interessant charakterisierten Hauptprotagonistin und dem Erzähltalent des Autors überzeugen kann. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Authentischer Zeitbericht

Kronsnest
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Hannes lebt in den 20ern mit seinen Eltern auf einem kleinen Hof in der holsteinischen Elbmarsch. Er wächst heran und muss mit den Problemen in der Schule seinem manchmal zur Gewalt neigenden Vater zurecht ...

Hannes lebt in den 20ern mit seinen Eltern auf einem kleinen Hof in der holsteinischen Elbmarsch. Er wächst heran und muss mit den Problemen in der Schule seinem manchmal zur Gewalt neigenden Vater zurecht kommen. Zu gerne möchte er seinen Teil zum Gelingen des Hofes beitragen, aber sein Vater schenkt ihm keinerlei Anerkennung oder Dank. Das Mädchen Mara hat ebenfalls sein Interesse geweckt, da sie so anders ist wie die all die anderen Mädchen. Er trifft sich gerne mit ihr, aber ihre Familie ist ehemals wohlhabend gewesen und droht nun in ein finanzielles Desaster zu steuern. Kann es unter diesen Umständen eine Zukunft für die Beiden geben? Kann Hannes seinen Vater noch mit seinem großen Einsatz überzeugen? Und dann ist da ja auch noch die Politik...

Der Autor Florian Knöppler hat mit "Kronsnest" seinen ersten Roman veröffentlicht. Er erzählt die Geschichte um den heranwachsenden Hannes in einem ruhigen und sehr atmosphärischen Schreibstil. Das unaufgeregte Leben des Hauptprotagonisten lässt das Buch sehr authentisch und gut recherchiert erscheinen. Der engagierte und fleißige Hannes lebt in einer Zeit, in der der erste Weltkrieg noch seine Spuren hinterlassen hat. Es herrscht Armut und eine sehr bedrückende Stimmung im ganzen Land. Gleichzeitig gewinnt der nationalsozialistische Gedanke auf dieser Basis immer mehr Zuspruch und teilt die Bevölkerung. Florian Knöppler bindet die Geschichte von Hannes sehr gut in diese Zeit ein und erweckt sie wieder zum Leben. Ich hatte viele Bilder vor Augen und konnte auf diesem Wege mit dem Protagonisten hoffen, leiden und lieben, so dass es ein bildreicher und emotionaler Ausflug in die Vergangenheit war.

Insgesamt ist "Kronsnest" für mich ein bemerkenswerter Debüt-Roman, der mich mit seiner realistischen Darstellung einer spannenden Epoche der Zeitgeschichte beeindruckt hat. Ich empfehle das Buch daher auch sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Fesselnder Polit-Krimi

Teufelsberg (Wolf Heller ermittelt 2)
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Der Tod einer Frau sorgt für viel Unruhe in West-Berlin. Das Opfer war Jüdin und die Wunden des Zweiten Weltkriegs sind noch lange nicht verheilt. Die Brisanz des Falls sorgt für viel Druck auf des Ermittlerteam ...

Der Tod einer Frau sorgt für viel Unruhe in West-Berlin. Das Opfer war Jüdin und die Wunden des Zweiten Weltkriegs sind noch lange nicht verheilt. Die Brisanz des Falls sorgt für viel Druck auf des Ermittlerteam um Kommissar Wolf Heller. Schnell wird der Täter im Umkreis der Linksradikalen vermutet und Heller kommt hier die Hilfe seiner Schwester zu Gute, die Kontakte in die Szene hat und als der Verdacht eines Attentats auf eine jüdische Einrichtung immer konkreter wird, entwickeln sich die Ermittlungen zu einem turbulenten Wettlauf mit der Zeit...

Das Autoren-Trio Martin Lux, Sven Felix Kellerhoff und Uwe Wilhelm konnte mich bereits mit dem ersten Band "Die Tote im Wannsee" um den aus meiner Sicht sehr sympathischen Ermittler Wolf Heller begeistern. ich bin mit viel Vorfreude in den zweiten Teil gestartet, der in den späten 60er-Jahren spielt. Die drei erzählen die Geschichte in einem sehr lebendigen und flüssig zu lesenden Schreibstil, der mich schnell nach West-Berlin entführte. Der Spannungsbogen wird zu Beginn des Buches mit dem Mord an der Frau des Richters eher klassisch aufgebaut und über die Ermittlungsarbeiten, sowie den politischen Verstrickungen der damaligen Zeit auf einem hohen Niveau gehalten. Das packende Finale sorgt dann für eine gut nachvollzieh-bare Auflösung und rundet dem Kriminalroman gelungen ab. Der historische Hintergrund der wilden 60er mit dem Aufbegehren der Linken Seite gegen die Macht-Strukturen der westlichen Welt wirkt sehr gut recherchiert und verleiht dem Buch einen besonderen Charakter.

Insgesamt ist "Teufelsberg" eine gelungene Fortsetzung einer historischen Kriminalroman-Reihe, die mit einer komplexen und raffiniert ausgeklügelten Geschichte, einem sympathischen Hauptprotagonisten und dem Erzähl-talent des Autoren-Trios überzeugen kann. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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