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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2021

Enttäuschend spannungsarm

Partem. Wie die Liebe so kalt
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Ach ja, immer dieses Problem mit enttäuschten Erwartungen: allein der Klappentext weckt schon die Hoffnung auf eine emotionsgeladene, spannende Fantasie-Liebesgeschichte voller Magie und Mystik, die das ...

Ach ja, immer dieses Problem mit enttäuschten Erwartungen: allein der Klappentext weckt schon die Hoffnung auf eine emotionsgeladene, spannende Fantasie-Liebesgeschichte voller Magie und Mystik, die das Buch aber so überhaupt nicht erfüllen kann. Und doch verrät er mehr, als die gesamte Geschichte!

Stattdessen rutscht die Geschichte um Xenia, die bei der Berührung anderer Menschen Geräusche hört, und Jael, der offensichtlich den Auftrag hat den Menschen ihre Liebe zu stehlen, schneller in Kitsch und Jegenddrama ab, als sie "Partem" sagen kann. Mitten im Schuljahr zieht plötzlich eine geheimnisvolle Gruppe unverschämt gutaussehender Jugendlicher in den Ort und stellt das Leben der Schüler schnell auf den Kopf. Bestehende Beziehungen zerbrechen, das emotionale Gerüst der Jugendlichen droht zu zerbrechen. Was haben wohl die Neuankömmlinge damit zu tun und was ist der Auftrag des mysteriösen Partems, für den sie arbeiten?

Eigentlich gefiel mir das Konzept, dass neben den beiden Hauptfiguren auch andere sich anbahnende Liebespärchen zu Wort kommen, sehr gut, da es mal etwas neues darstellt und Abwechslung mit sich bringt. Doch die Autorin hat es geschafft, durch ewige Wiederholungen der gleichen Szenen aus verschiedenen Blickwinkeln, auch diese Stilmittel ins Aus laufen zu lassen.

Die Figuren wirken irgendwie stereotyp, gerade Xenia und Jael bieten auf der Emotionsschiene nichts neues an, brechen nicht aus ihren vorgeschriebenen Charakter-Mustern aus und tragen damit zur Vorhersehbarkeit und Langeweile des Romans bei. Und selbst die Erwachsenen wirken unfähiger als jeder 15-Jährige.

Am meisten stört mich allerdings die Geschichte an sich: mir ist klar, dass sich die Autorin einige Enthüllungen für ihren zweiten Band aufheben wollte. Aber so überhaupt nichts über die Hintergründe der Gruppe oder den titelgebenden Partem zu erfahren, und das auf 480 Seiten Buch, macht nicht nur aus Fantasie ein typisches Jugendliebe-Blabla, sondern frustriert den Leser auch ungemein. Zumal der Prolog noch so vielversprechend und dramatisch wirkte, im restlichen Roman aber überhaupt nicht mehr aufgegriffen wurde. Das Buch lässt komplett die Magie vermissen.

Weder erfährt man, was der Partem plant, noch was es mit Xenias Fähigkeiten auf sich hat. Wieso handeln die Jugendlichen wie sie es tun? Welche geheimen Ziele verfolgt Chrystal, ein Mitglied der Neuankömmlinge? Man wird so überhaupt nicht angefüttert, bleibt informationstechnisch komplett auf dem Trockenen sitzen und weiß am Ende des Buches genauso viel wie zu Beginn.

Fazit:
Die Lust auf eine Fortsetzung hat mir das Buch gestohlen, wie Jael einem Teenie die Liebe.

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Lückenhafter Erstling

Hush (Band 1) - Verbotene Worte
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Wenn ich höre, dass Themen wie metoo und Fake News ind den spannenden Konext eines Fantasyromans mit feministischem Charakter eingeflochten werden, sind meine Erwartungen natürlich immens. Aktueller und ...

Wenn ich höre, dass Themen wie metoo und Fake News ind den spannenden Konext eines Fantasyromans mit feministischem Charakter eingeflochten werden, sind meine Erwartungen natürlich immens. Aktueller und wichtiger kann ein Roman ja kaum sein.

Doch die Geschichte um Montane, in dem Worte und Tinte Gift sind und das Volk von Barden regiert wird, die den Zehnten eintreiben und gnädig mit Magie für Wasser und Wohlstand sorgen, wirkt irgendwie nicht ausgereift. Titelheldin Shae, die nach dem frühen Tod von Vater und Bruder nun auch noch den Mord an ihrer Mutter zu betrauern hat und fürchten muss, sich mit der tödlichen Fleckenkrankheit angesteckt zu haben, zeigt nur wenige feministische Charakterzüge.

Das Buch krankt vor allem an einem: dem fehlenden, unvollständigen Worldbuilding. Bis zum Ende kann man sich die Hintergründe der Geschichte einfach nicht zusammenreimen. Was hat es denn nun mit dieser mysteriösen Krankheit auf sich, die immer mal wieder ins Spiel gebracht wird? Wie funktioniert die Magie der Barden, worauf begründet sich ihre Macht überhaupt? Das ganze System wird für mich nicht schlüssig dargestellt, und so bin ich die Hälfte des Buches damit beschäftigt, zu verstehen, warum Dinge geschehen wie sie geschehen und warum Menschen tun, was sie tun.

Und auch der Erzählstil wirkt sehr unrund. Einerseits sehr hektisch, springt die Autorin von Szene zu Szene, ohne die Bilder "zuende zu malen". Oftmals wirkt das sehr abgehackt, führt aber auch zu einem flüssigen Lesefluss. Andereseits werden Szenen eingefügt, die für die Geschichte an sich keine Bedeutung haben. Es fühlt sich an, als hätte ein Lektor den Rotstift an den falschen Stellen angesetzt; manchmal hätten dem Buch ein paar Seiten mehr gut getan, an anderer Stelle ein paar weniger.

Auch die Figuren wirken etwas unausgegoren. Shae soll wohl eine starke, weibliche Hauptfigur darstellen, wirkt meist aber einfach nur planlos, naiv und trotzdem vom Glück verfolgt. Die unsinnigsten, unüberlegtesten Handlungen führen öfter zum Ziel, als der Leser glauben mag. Die anderen Figuren wirken wie schmückendes Beiwerk, schablonenhaft und unwichtig. Sie werden immer mal herangezogen, wenn es für die Storyline gerade passt und verschwinden ansonsten schnell wieder in der Versenkung.

Insgesamt merkt man dem Buch an, dass es ein erstlingswerk ist. Vieles ist unausgegoren, wirkt unfertig und man wünscht der Autorin, dass sie für den zweiten Band herausfindet, worauf sie nun eigentlich hinaus will.

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Zu langatmig

Orangen für Dostojewskij
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Was war ich auf dieses Buch gespannt! Zu meiner Schande muss ich ja gestehen, dass ich mich bisher erschreckend wenig mit den russischen Schriftstellern beschäftigt habe. Einem der bekanntesten nun in ...

Was war ich auf dieses Buch gespannt! Zu meiner Schande muss ich ja gestehen, dass ich mich bisher erschreckend wenig mit den russischen Schriftstellern beschäftigt habe. Einem der bekanntesten nun in einer solch lockeren Atmosphäre begegnen zu können, klang unheimlich verlockend.

Dostojewskij trifft auf seiner Europareise zuletzt in Venedig ein und man merkt ihm von vorherein an, dass ihn nicht nur das Heimweh zurück nach Russland zieht. Die Einsamkeit und auch die Geldknappheit verleiden ihm den Aufenthalt doch sehr. Als er in einem kleinen Lokal plötzlich auf Rossini trifft ändert sich für ihn vieles.

Zunächst einmal die positiven Aspekte:
Die italienische Lebensfreude und die übersprudelnde Mentalität der Venezier strahlt aus jeder Seite und lässt den Roman zumindest auf dieser Ebene lebendig werden.
Dies wird natürlich auch durch die sehr poetische Sprache des Autors unterstützt. Er schafft es sehr gut, das südeuropäische Flair einzufangen.

Und auch auf historischer Ebene habe ich einiges Neue über diese schwimmende Stadt in der Lagune gelernt. Gerade dieser Reiz des historischen Romans (wobei man immer im Hinterkopf behalten muss, das die ganze Geschichte reines Wunschdenken ist) ist sehr schön herausgearbeitet.

Und trotzdem schafft es dieses Buch einfach nicht, meine Aufmarksamkeit einzufangen. Zu detailiert wird der wenig aufregende Tagesablauf des Protagonisten beschrieben, zu uninteressant und unaufgeregt ist die gesamte Persönlichkeit Dostojewskij dargestellt. Bis die Handlung überhaupt den Inhalt des Klappentextes erreicht benötigt der Roman ein Viertel seines Handlungsvolumens.

Selbst nachdem diese zwei Größen ihres Fachs aufeinandergetroffen sind, nimmt die Geschichte nicht merklich an Fahrt auf und macht es mir kaum möglich, die Seiten nicht nur zu überfliegen.

Fazit:
Dieses Buch mag seine Liebhaber finden, mich konnte es jedoch nicht an sich binden.

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Veröffentlicht am 14.01.2021

Teurer Mitmach-Spaß

Gans Ernst von Jimmy Kimmel
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Der US-Moderator Jimmy Kimmel hat Gans Ernst erschaffen um auf lustige Art und Weise Geld für einen wohltätigen Zweck zu sammeln.

In seinem Buch geht es darum, die Gans Ernst zum Lachen zu bringen. In ...

Der US-Moderator Jimmy Kimmel hat Gans Ernst erschaffen um auf lustige Art und Weise Geld für einen wohltätigen Zweck zu sammeln.

In seinem Buch geht es darum, die Gans Ernst zum Lachen zu bringen. In kurzen Texten und mit großflächigen, etwas lieblos wirkenden Illustrationen werden die jungen Leser dazu aufgefordert, Grimassen zu schneiden und Faxen zu machen, die diese ernste Gans zum Lachen bringen sollen. Als besonderes Gadget ist ein Spiegel eingebaut, sodass sich die Kleinen bei ihrem Schabernack selbst beobachten können.

Die Idee gefiel mir auf den ersten Blick, das Buch muss aber auch einige Kritikpunkte einstecken:

Einen berühmten Namen als Zugpferd vor diesen Karren zu spannen ist bestimmt keine schlechte Idee, den Umfang dieses mit 24€ doch recht teuren Kinderbuches finde ich jedoch etwas zu gering.
Die wenigen Seiten bieten für meinen Geschmack nur relativ wenig Mehrwert und auch der karitative Zweck rechtfertigt den hohen Preis für meinen Geschmack nicht.

Als Buch zum Lesen lernen oder Vorlesen ist es nicht schlecht, dank des Themas finde ich es aber als Einschlafbuch nicht passend.

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Enttäuschend fehlgeleitete Aussagekraft

Super reich
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Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mit überragend hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin. Allein mit diesem winterlich verschneiten Cover hat es den Weihnachtsliebhaber in mir angesprochen, ...

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mit überragend hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin. Allein mit diesem winterlich verschneiten Cover hat es den Weihnachtsliebhaber in mir angesprochen, ich habe mich auf eine heimelige Geschichte mit Happy End gefreut.

Und so fängt das ganze ja auch an: Der junge Rupert wächst in einer Familie mit unzähligen Geschwistern auf, die Mutter ist maßlos überlastet, der Vater arbeitslos. Selten bringt die Familie am Abend genug Essen auf den Tisch, um alle satt zu bekommen. Und nun im Winter frieren alle, denn natürlich reicht das Geld nicht für warme Kleidung oder Schuhe. Dann platzt Rupert durch einen Unfall in die Weihnachtsfeier der superreichen Familie Rivers und erhält einen EInblick in eine völlig andere Welt.

Bis hierhin gelesen hätte ich das Buch in den Himmel gelobt, die Atmosphäre stimmte ud auch die moralische Kernaussage dieses ersten Teils (was ich bei einem Kinderbuch immer ganz wichtig finde) kam klar formuliert rüber.

Ab da driftet das Buch aber in eine vollkommen skurrile Richtung, wird unstrukturiert, verliert den roten Faden und vor allem den Fokus "was möchte ich meinem jungen Leser vermitteln" aus den Augen.

Die Figuren fand ich eigentlich gut skizziert, nicht zu glatt, mit Ecken und Kanten. Ihr Verhalten hingegen (besonders das der Reichen) ist dermaßen unmoralisch und bleibt aber gleichzeitig auch konsequenzlos, dass ich mich des Öfteren gefragt habe, was man den Lesern hier eigentlich vermitteln möchte. "Pass bloß auf, dass du auf der richtigen Seite der Stadt landest, damit du dir alles erlauben kannst was du willst"? "Und wenn du damit andere verletzt, frage nicht sie, wie du das wieder gutmachen kannst, sondern verfolge einfach weiter deine eigenen Interessen und lass den anderen einfach daran teilhaben; das wird ihm dann schon gefallen"? Ich habe ein großes Problem damit, dass diese fragwürdigen Handlungen oft unkommentiert stehen gelassen wurden, ohne darauf hinzuweisen, dass man es eben nicht so machen sollte.

Das größte Problem, dass ich allerdings mit diesem Buch hatte, ist die toxische Beziehung von Ruperts Eltern und vor allem die Rolle, die Ruperts Mutter in der Familie einnimmt. Gerade in unseren heutigen Zeiten, in denen Emanzipation und Gleichberechtigung groß geschrieben wird, finde ich es dermaßen falsch, die Mutter als ein naives Dummchen darzustellen, dass auf den Quatsch eines Vollversagers von Vater reinfällt, sich von ihm ein Dutzend Kinder machen lässt und nichts dagegen unternimmt, dass der faule Sack den ganzen Tag vor dem Fernseher hängt und sie die ganze Arbeit und Verantwortung am Hals hat. Auch der Umgang mit den Kindern ist über die Maßen lieblos und auch verantwortungslos. Auch das Rollenbild der Familie Rivers ist ähnlich rückständig strukturiert: in diesem Fall geht der Mann arbeiten, die Frau bleibt als hübsches Anhängsel zuhause. In die Familie eingeheiratete Frauen werden übrigens nicht als vollwertiges Familienmitglied akzeptiert und nach dem frühzeitigen Tod des Mannes ausgesondert.
Gerade an dieser Stelle hätte eine korrekte Einordnung in richtig und falsch Sinn gemacht. Aber auch das wird wieder vollkommen kommentar- und folgenlos hingestellt, sodass sich der Leser bzw dessen Eltern dann mit der Aufklärung beschäftigen dürfen.

Insgesamt sticht in diesem ganzen Buch das Konzept des Verlages klar hervor. Der Verlag Freies Geistesleben hat sich die Regeln der Waldorfpädagogik groß auf die Fahnen geschrieben. Deren Grundsätze Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit kommen in diesem Buch offensichtlich so zum Tragen, dass jeder die Freiheit besitzt, das Buch für sich so zu interpretieren wie er es möchte. Die Verantwortlichkeit gegenüber seiner Um- und Mitwelt, von der in der Waldorfpädagogik die Rede ist, vermisse ich in dieser Geschichte dagegen völlig.

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