Alte Schuld bricht hervor
Unter dem SchneeDer Roman setzt bei der Beerdigung von Luise van Schwan, Gräfin von Schleswig Holstein ein. Ihre Schwester Klementine und die Neffen Carl und Johann sind mit ihren Familien anwesend. Ein außergewöhnlich ...
Der Roman setzt bei der Beerdigung von Luise van Schwan, Gräfin von Schleswig Holstein ein. Ihre Schwester Klementine und die Neffen Carl und Johann sind mit ihren Familien anwesend. Ein außergewöhnlich heftigerr Schneesturm zieht auf und die Beisetzung muss unterbrochen werden. Die Anwesenden schaffen es gerade noch auf das Gut zurückzukehren und werden dann im Haus zugeschneit.
Luise führte ihre Baumschule mit eiserner Hand. Viele Jahre, sogar über den Krieg hinaus konnte sie das Unternehmen nur unter großen Mühen führen, denn ihr Mann befand sich noch in Gefangenschaft und ihr
einziger Sohn Fritz ist im Krieg gefallen.
Nach dem Tod Luises wird die Baumschule von den Neffen geführt. Als Aimee aus Frankreich erscheint, und den verdutzten Anwesenden mitteilt sie wäre Luise Tochter, ist das Erstaunen groß. Nun
müssen die Neffen um ihr Erbe fürchten.
In der bunt zusammengewürfelten Familie kommen viele Erinnerungen zutage; gute aber auch hässliche wie beispielsweise die Schuld Klementines, welche viele Jahre Luise und Klementine im Streit
entzweite. Die bittere Zeit des Krieges und die vielen schweren Jahre danach, die es galt zu überstehen und wie das Leben schließlich weiter ging sind tiefgreifende Geschehnisse in den Erinnerungen dieser Familie.
Die Geschichte wird in jedem Kapitel aus der Sicht eines Anwesenden erzählt. Obwohl dieser Kunstgriff recht interessant ist ergaben sich zuweilen jedoch viele Wiederholungen, welche die Story etwas
dahinplätschern ließ und in die Länge zog. Eine Straffung hätte dem ansonsten recht gelungenen Roman sehr gut getan.
Besonders gut gelang der Autorin die emotional sehr berührenden Geschehnisse während der großen Kriegsvertreibungen in die Romanhandlung einzubinden. Sehr zu Herzen geht beispielsweise der Verlust der kleinen Schwester, die als Säugling auf dem langen Weg der Flucht ein Opfer der Kälte wurde. Aber auch das Schicksal der Zwangsarbeiter, die am Hof aushalfen und viele andere Verletzungen, welche die Menschen dieser Zeit erlitten.
Zu den Protagonisten hatte ich in diesem Roman leider keinen großen Zugang gefunden, denn ich tat mir bei der etwas oberflächlichen Beschreibung der Charaktere recht schwer eine emotionale Beziehung
aufzubauen. Einzig bei Ida , der Köchin, die das Herz der Familie ist fand ich eine liebenswerte Romanfigur, die ich ins Herz schließen konnte.
An den Schreibstil von Katrin Burseg musste ich mich erst gewöhnen, doch ich fand schnell in die Geschichte hinein.
Die Beschreibungen des wütenden Schneechaos hat mich sehr ergriffen und ließ mich die Schrecken dieser Naturgewalt hautnah mitempfinden und litt mit den Menschen mit, die teilweise vollkommen von der Welt
abgeschnitten waren.
"Unter dem Schnee" von Katrin Burseg ist ein lesenswerter Roman, der viele überzeugen wird und an die Schnee - Katastrophe im Jahre 1978 /79 erinnert, die gerade über Silvester stattfand.