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Veröffentlicht am 09.08.2021

Tiefgründig, atmosphärisch, liebevoll

Der Junge, der ans Meer glaubte
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Der 18-jährige Marco ist einsam und heimatlos. Seitdem er ein Baby war, wurde er von einer Pflegefamilie zu den anderen gereicht. Auch die letzte Pflegefamilie, wo er sich richtig wohlfühlte, wollte ihn ...

Der 18-jährige Marco ist einsam und heimatlos. Seitdem er ein Baby war, wurde er von einer Pflegefamilie zu den anderen gereicht. Auch die letzte Pflegefamilie, wo er sich richtig wohlfühlte, wollte ihn nicht adoptieren und so wurde er volljährig vor der Tür gesetzt. Er wohnt mit einem Freund in einer WG, wo kein Mensch wohnen würde und arbeitet in einem Schwimmbad als Reinigungskraft. Geldknappheit ist sein täglicher Begleiter. Nur wenn er kopfüber ins Wasser eintaucht, fühlt er sich befreit von all seinen Probleme und kann hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Doch diese paar Sekunden Schwerlosigkeit, dieser Rausch lässt ihn eines Tages übermütig von einer Klippe ins Meer springen. Als er wieder auftaucht, wacht er schwer verletzt im Krankenhaus...

Feinfühlig, melancholisch und gewürzt mit einem hauch Humor nimmt der italienischer Autor uns in seinen Land und erzählt eine Geschichte über Bedeutung der Familie, Selbstfindung und Neuanfang. Obwohl die Story sehr tiefgründig und traurig war, geht er mit den schweren Themen und mit seinen Figuren so liebevoll um, sodass er mir beim Lesen immer wieder ein Lächeln verzaubert hat. Sein Erzählstil ist sehr atmosphärisch und lebendig, man hat das Gefühl auf dem kleinen Fischerdorf zu sein. Man taucht mit Marco ins Wasser, atmet salzige Meeresluft und sieht gelb leuchtende, duftende Zitronenbäume vor dem Augen. Die vielschichtige, lebensnahe Charaktere runden diese wunderbare Geschichte ab.

Es ist eine tiefgründige, hoffnungsvolle Geschichte mit malerischer Setting und abwechslungsreiche Figuren, welche ich sehr gerne gelesen habe.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Sehr ruhig, sehr atmosphärisch

Das Tal in der Mitte der Welt
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Shetland... umgeben von Atlantik, abgelegen und karg. Schutzlos an dem wechselhaften Wetter geliefert leben mehr Schafe als Menschen in dem Tal. Die handvolle die sich für ein Leben auf der Insel entschieden ...

Shetland... umgeben von Atlantik, abgelegen und karg. Schutzlos an dem wechselhaften Wetter geliefert leben mehr Schafe als Menschen in dem Tal. Die handvolle die sich für ein Leben auf der Insel entschieden haben, leben friedlich zusammen. Die trauern, feiern, arbeiten zusammen. Deren Türe sind für immer gegenseitig offen. Ein Insel gleichzeitig Gemeinschaft und Einsamkeit bietet.

Es gibt Geschichten, die weder blutige Verfolger jagt noch sinnliche Liebe brauchen, um seinen Bann zuziehen. Das beste Beispiel ist dafür „Das Tal in der Mitte der Welt“.

Sehr leise und ohne Hektik nimmt der schottischer Autor seine Leser auf sein Heimat, lässt deren Seelen baumeln. Mal gehen wir mit Sandy -der, in der Tal neu anfangen möchte auf die Schafweide, mal reparieren wir mit David -der, auf dem Insel geboren ist einen Schaukelstuhl. Keine der vielschichtige Figuren möchte mit uns etwas Aufgeregtes erleben, eher im Gegenteil. Die strahlen Ruhe und Geborgenheit. Dabei erzählt Tallack so authentisch und atmosphärisch über die Insel, dass man das Gefühl hat mit der rauen Landschaft eins zu sein.

Wer hier eine spannungsgeladene, aufregende Geschichte hofft, leider muss ich diejenigen enttäuschen. Aber wer sich für Menschen und Leben auf dem Shetlandinseln interessiert, kann ich dieses wunderbares Buch ans Herz legen. Ein sehr ruhiger Roman über Heimat, Neuanfang, Freundschaft.

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Ein Roman, der tief berührt und nachdenklich zurücklässt.

Betreff: Falls ich sterbe
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8.Mai. 2014
Übermüdet sitzt Carolina auf der Couch und stillt ihren drei Monate alten Sohn als sie eine E-Mail mit dem Betreff: Falls ich sterbe von ihrer Lebensgefährten Aksel erhält. „Gut zu wissen, ...

8.Mai. 2014
Übermüdet sitzt Carolina auf der Couch und stillt ihren drei Monate alten Sohn als sie eine E-Mail mit dem Betreff: Falls ich sterbe von ihrer Lebensgefährten Aksel erhält. „Gut zu wissen, falls ich mal den Löffel abgebe“ schreibt er und leitet seinen Computerpasswörter weiter und hängt auch ein Dokument mit all seinen Passwörtern und Listen an, was in dem Fall nützlich sein konnte. Carolina versteht Aksels Vorsorge nicht. Sie versteht nicht, warum ein kerngesunder, Anfang dreißiger Mann so eine Mail schreiben kann und sie wurde wütend. Am 27. Oktober. 2014 als sie mit ihrem Sohn auf dem Arm aus dem Nebenzimmer, wo sie die Nacht verbracht hat, kam und ins Schlafzimmer geht, um Aksel zu wecken, findet sie ihn Tod im Bett...

Carolina Setterwall nimmt mit ihren autofiktionalen Roman ihre Leser*in nach Schweden und lässt sie im schwierigsten Kapitel ihres Lebens teilnehmen. Eine Geschichte über große Liebe, großes Verlust und Leid. Sie erzählt die ganze wie in ihrem Tagebuch, sehr ehrlich, schonungslos, ungeschönt. Dabei blicken wir nicht nur in der heutigen Zeit, wo sie ihre Trauer bewältigt, sondern im Wechseln erfahren wir auch wie sie Aksel kennengelernt hat und über deren Turbulenzen Zusammenleben. Die Protagonistin ist gerade nicht die Sympathieträgerin, stellenweise wirkte sie mir sogar sehr egoistisch. Sie jammert und meckert bei jeder Kleinigkeiten und man möchte sie nur noch wachrütteln, doch am Ende überraschte sie mich im positiven Sinne.

Eine Geschichte über Trauerbewältigung, Selbstzweifel und Selbstfindung von einer jungen Frau. Ein Roman, der tief berührt und nachdenklich zurücklässt.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Einfühlsam und eindringlich

In diesen Sommern
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Ob in Italien, auf Opas Weinberg oder auf einem Bauernhof, jeden Sommer unternimmt die vierköpfige Familie was Schönes zusammen. Gehen lecker Essen, planschen im Pool, genießen die Sommerzeit. Doch diese ...

Ob in Italien, auf Opas Weinberg oder auf einem Bauernhof, jeden Sommer unternimmt die vierköpfige Familie was Schönes zusammen. Gehen lecker Essen, planschen im Pool, genießen die Sommerzeit. Doch diese Familienidylle täuscht. Besonders wenn der Vater etwas tief in das Glas guckt, dann brodelt es hinter den Mauern gefährlich. Unbeschwerte Momente werden schnell mit Hilflosigkeit und Angst betrübt. Eine Familie, die Alkoholkonsum und Stimmungsschwankungen des Vaters hilflos ausgeliefert ist...

„Manchmal würde ich gerne einer Version meines Vaters vertrauen. Eine Antwort haben auf die Frage, wer er war. Ich lege die Ereignisse wie Schichten aus Transparentpapier übereinander und versuche zu erkennen, was durchscheint.“

In gerade mal 170 Seiten, mal nüchtern mal mit Wucht erzählt die Janina Hecht mit ihrer einfühlsamen Sprache eine Familiengeschichte, die mich schon von der ersten Seite an seinen Bann gezogen hat. Episodenhaft hat mich die Ich-Erzählerin Teresa 20-Jahre lang mit in die Sommerferien mitgenommen. Ich war mit ihr traurig, hab sorgen gehabt und hatte Angst. Doch meistens Zeit hab ich mit ihr die Sonne und Sommer genossen, denn egal wie viele dunkle Wolken über die Familie geschwebt hatten, waren auch viele schöne Momente in ihrem Leben.

Ein Buch wie ein Puzzle. In jede Kapitel liest man viele kleine Einblicke aus Teresas Leben. Mal sind die Momentaufnahmen, mal die bedeutungsschwere Erinnerungen, welche sie tief in ihr Herz eingegraben hat. Stück für Stück setzt man die Teile zusammen und am Ende blick man auf ein Bild, der einem nachdenklich zurücklässt.

Hinter dieses idyllisches Cover verbirgt eine berührende, hoffnungsvolle Geschichte, welche ich nur weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Ein Roman wie ein Urlaub

Sehnsucht in Aquamarin
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Zwei Schwestern, die nicht unterschiedliche sein können. Wo die Weltbummlerin Jette ihre Freiheit genießt, sich fast jeden Monat in einen neuen Mann verliebt, zieht sich ihre kleine Schwester Polly in ...

Zwei Schwestern, die nicht unterschiedliche sein können. Wo die Weltbummlerin Jette ihre Freiheit genießt, sich fast jeden Monat in einen neuen Mann verliebt, zieht sich ihre kleine Schwester Polly in ihre Dachgeschosswohnung in Stuttgart zurück, lässt niemanden an sich heran und übersetzt Erotikromane aus Englisch auf Deutsch. Die beiden haben ihre Mutter Eva nicht wirklich kennenlernen dürften, denn als Eva ihre Familie kopfüber verlassen hat waren die Mädchen 2 und 5 Jahre alt. Die Schwestern gehen mit der Mutterlosigkeit zwar auf eigene Art und Weise gut um, aber tief in ihre inneren tragen die Narben. Als Jette zufällig auf einem Foto ihre Mutter entdeckt, folgen die beiden der Spur bis an der Küste des Maines in Bar Harbor. Dabei ahnen die Schwestern eins nicht: Diese Reise wird die Beiden für immer ändern...

Seit vier Jahren ein Sommer ohne Miriam Covis Sommerroman gibt es für mich nicht. Mal habe ich die Bücher in den Urlaub mitgenommen, mal im Garten oder auf der Couch damit gemütlich gemacht und egal wo ich die gelesen habe, ihre Romane waren für mich Urlaub für die Sinne.

Auch diesmal hat sie mich mit ihrer leichten, Gefühl und Humorvollen Sprache auf eine Reise entführt. Bar Harbor... Ein Fleckchen auf der Welt, wo ich nie da war aber dank ihrer atmosphärischen Erzählung glasklar vor den Augen hatte. Ich habe auf ein Andirondack Stuhl gesessen, salzige Atlantikluft geatmet, auf ein Campingplatz übernachtet. Viel gestritten, lecker gegessen, ein Glas mehr getrunken und ins Meer gestürzt. Obwohl das Thema des Buches sehr ernst war, hab ich viel gelacht, geliebt und einfach genossen. Von Anfang bis zum Ende ist es eine fesselnde Story und vielschichtige, realitätsnahe Charaktere runden diesen stimmungsvollen Sommerroman hervorragend ab.

Wer auf der Suche nach Urlaubs/Sommerromanen ist, kann ich dieses wunderbare Buch nur weiterempfehlen.

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