Profilbild von Recensio

Recensio

Lesejury Star
offline

Recensio ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Recensio über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2021

Triggerwarnung wäre sinnvoll

Sturmgepeitscht
0

Ich dachte wirklich, dass ich in Büchern sämtliche Themen verkraften kann, doch hier wäre ich tatsächlich gern vorgewarnt worden. Auch wenn es nicht den Teil des Buches ausmacht, sondern nur nebenher erwähnt ...

Ich dachte wirklich, dass ich in Büchern sämtliche Themen verkraften kann, doch hier wäre ich tatsächlich gern vorgewarnt worden. Auch wenn es nicht den Teil des Buches ausmacht, sondern nur nebenher erwähnt wird, so hat es mich doch sehr berührt.

Unsere beiden Hauptantagonisten Hauke und Dennis lieben es, Videos zu drehen, die ein wenig speziell sind. Dabei schrecken sie vor keinerlei Gefahren zurück und nehmen keine Rücksicht auf Schäden oder Kommentare der Internetnutzer. Darunter befindet sich auch ein Video mit dem Namen "Bitches vs Hundewelpen". Mir war trotz des Titels nicht klar, was genau ich mir darunter vorstellen soll. Kurz gesagt: Tierquälerei. Der kleine Welpe wurde auf brutale Art und Weise misshandelt, und der Autor hat es wirklich sehr genau beschrieben. Mir sind beinahe die Tränen gekommen, dabei bin ich sonst wirklich nicht nah am Wasser gebaut. Es wäre schön gewesen, wenn diese Beschreibung herausgefallen wäre, denn es hat mich tatsächlich vom Rest des Buches ein wenig abgelenkt.

Hauke und Dennis sind beide sehr gut herausgearbeitet und man kann wunderbar hinter die Psyche der beiden blicken. Wobei man merkt, dass Dennis der Rudelführer ist und Hauke ihm bloß aus Angst und auch aus Respekt vor der jahrelangen Freundschaft folgt.

Die Hauptcharaktere sind der Journalist Jan und die Fotografin Charlotte. Meiner Meinung nach hätte man die beiden besser beschreiben können. Ich hätte mir Rückblicke gewünscht, damit ich den Charakter der jeweiligen Person besser verstehen kann. Da es sich um einen abgeschlossenen Band innerhalb einer Reihe handelt, wäre dies, gerade für mich als Einsteiger, wünschenswert gewesen. Aber so hat es sich eher angefühlt, als würde emotional nur an der Oberfläche gekratzt.

Auch die Geschichte an sich hat leider geschwächelt. Trotz des guten Schreibstils, der leicht und flüssig war, und der relativ kurzen Kapitel, wollte nicht so recht Spannung bei mir aufkommen. Es hat sehr lange gedauert, bis überhaupt einmal etwas Erwähnenswertes passiert ist. Mir ist es lieber, wenn Spannung direkt von Anfang an vorhanden ist. Ungefähr zur Hälfte des Buches hat der Plot angezogen und mich ein wenig mehr gefesselt. Auch einige überraschende Wendungen wurden eingebracht, die man so anfangs nicht erwartet hätte. Das Ende kam überraschend und plötzlich und hat mich ein wenig die Startschwierigkeiten vergessen lassen.

Persönliches Fazit: Zusammenfassend war es mehr ein guter Kriminalroman, als ein Thriller. Dennoch konnte mich das Buch zum Ende hin überzeugen und ich empfehle es daher gern an Krimi- und Thrillerfans weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.07.2021

Tolle Plotidee, es haperte an der Umsetzung

Gefährliche Angst
0

Hattest du schon mal einen Albtraum?

Ich nehme an, dass wir alle diese Frage mit Ja beantworten können. Zum Beispiel aufgrund von Ereignissen und Erinnerungen, die wir über unsere Träume verarbeitet haben. ...

Hattest du schon mal einen Albtraum?

Ich nehme an, dass wir alle diese Frage mit Ja beantworten können. Zum Beispiel aufgrund von Ereignissen und Erinnerungen, die wir über unsere Träume verarbeitet haben. Manchmal haben wir vielleicht auch Dinge geträumt, mit denen wir so nichts anfangen konnten. Dennoch haben uns diese Träume ziemlich aufgewühlt, oder? Und nun stellt euch vor, dass jemand diese Albträume herausfindet und sie mit anderen Menschen nachstellt - ob diese nun wollen oder nicht. Bis zum Tod.

Im neuen Thriller von Andrea Reinhardt geht es nicht nur um Albträume, sondern auch darum, was sie mit einem machen. Darum, wie sehr Betroffene unter ihnen leiden und was sie bereit sind zu tun, um sie loszuwerden. Die Plotidee gefiel mir richtig gut, denn man setzt sich automatisch auch mit zwischenmenschlichen und gesellschaftskritischen Aspekten auseinander. Schlechtträumende, die ihren Alltag kaum noch allein bewältigen können, werden oft von ihrem sozialen Umfeld ausgegrenzt. Wie gesagt, die Idee an sich hatte mein Interesse geweckt. Es haperte allerdings etwas an der Umsetzung. Die Autorin hat es nicht geschafft, die Spannung konstant aufrechtzuerhalten. Tatsächlich konnte ich immer wieder Seiten überspringen, die sich für mich wie Kaugummi zogen, und hatte nicht das Gefühl, etwas dadurch verpasst zu haben.

Mit Marcel und Kim wurden zwei Charaktere erschaffen, die grundsätzlich gut miteinander harmonieren, alleinstehend allerdings ziemlich langweilig und oft unrealistisch daherkommen. Ich konnte nur wenige Handlungen und Gedankengänge nachvollziehen. Die meiste Zeit über war mir schleierhaft, warum beispielsweise Marcel dermaßen ausgelaugt und nervlich am Ende wirkte. Womöglich bezog sich die Autorin auch auf die Ereignisse im vorigen Teil, was für mich ein Problem darstellt, denn nicht jeder wird diesen gelesen haben.

Das Zusammenspiel aller Figuren sowie die schlussendliche Auflösung waren für meinen Geschmack zu verworren und kompliziert konstruiert, sodass es der Authentizität keineswegs guttat. Manchmal ist weniger eben mehr.

Dass der Nachname eines Protagonisten zwischendrin einfach wechselte und einige Rechtschreib- und Grammatikfehler zu finden waren, hebte meine Stimmung nicht sonderlich.

Persönliches Fazit: Wer eine solide Thrillerlektüre für zwischendurch sucht, kann es gern mit diesem Buch versuchen. Vielleicht schaut ihr erst in die Leseprobe und entscheidet euch dann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.04.2021

Gut konstruiert

Der Erlkönig
0

„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind ...“. - kennt jemand den Beginn dieses berühmten Gedichtes nicht? Dank Johann Wolfgang von Goethe wurden die ein oder anderen mit dem Erlkönig gequält - ein Grund, ...

„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind ...“. - kennt jemand den Beginn dieses berühmten Gedichtes nicht? Dank Johann Wolfgang von Goethe wurden die ein oder anderen mit dem Erlkönig gequält - ein Grund, warum dieses Buch mich nicht angesprochen hat.

Dabei klingt der Plot echt spannend: blutüberströmt und verwirrt wird Sandrine am Strand gefunden. Sie redet von einem Kinderheim, einem Bootsunglück und dem Erlkönig. Kommissar Damien kann sich darauf keinen Reim machen, doch je tiefer er und sein Team in dem Fall einsteigen, desto mehr sind die Zusammenhänge erkennbar.

Das Cover ist gut gelungen und gibt keinen Hinweis darauf, was die Leser erwartet. Denn Sandrines Schicksal ist eng verbunden mit den Geschehnissen im Jahr 1949, die ihre Großmutter betreffen. Dieser Perspektivwechsel hat so manches Mal an meinen Nerven gezerrt. Wollte ich doch endlich verstehen, wie alles zusammenhängt! Warum kennt niemand die Insel, von der Sandrine ständig spricht? Der Autor streut die Hinweise wie Perlen, mit denen sich die Glieder einer Kette verbinden lassen, geschickt und alles andere als offensichtlich. Das hat mich zwar auch frustriert, aber viel mehr zum Weiterlesen gebracht. Die bedrückende und anfangs düstere Atmosphäre ist gerade zu Beginn des Buches fast greifbar, verliert sich im Laufe der Story leider. Die Spannung bleibt jedoch bis zum Ende erhalten.

Gerade Geschichten, die mit den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs zusammenhängen, lese ich gerne. Dennoch ist es schwer, den schmalen Grat zu beschreiten und dieses sensible Thema richtig anzupacken. Das ist hier jedoch gut gelungen. Auch die Charaktere sind authentisch, zwar entspricht Damien den gängigen Klischees eines Ermittlers, aber da kommt man heutzutage wohl nicht mehr drumrum. Davon abgesehen hat es der Autor geschafft, die Abgründe, die sich in jedem von uns auftun können, darzustellen.

Persönliches Fazit: Goethes Erlkönig kommt in Handlung und Spannung nicht an den von Loubry ran. Dieser gut konstruierte und spannende Thriller verdient eine Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2021

Mehr Krimi als Thriller

Du darfst nicht sterben
0

Von außen gesehen scheint Paul ein ganz normaler Mann zu sein. Gutaussehend, charmant und höflich. Er mag beide Schwestern, doch er entscheidet sich für Lili. Für die Schwester, die er leichter brechen ...

Von außen gesehen scheint Paul ein ganz normaler Mann zu sein. Gutaussehend, charmant und höflich. Er mag beide Schwestern, doch er entscheidet sich für Lili. Für die Schwester, die er leichter brechen kann. Seine besitzergreifenden Züge zeigen sich immer mehr, doch für Lili ist es die große Liebe. Sie erkennt, dass etwas nicht stimmt, doch gerät immer tiefer in die Bredouille. Die Rettung kommt beinahe zu spät.

Ich habe Paul als Antagonist in mein Herz geschlossen. Ich verstehe seine Beweggründe, doch heiße sein Verhalten keineswegs gut. Man ist immer das, was man sein möchte.
Lili und Anne waren zwar die Hauptcharaktere in dem Buch, doch meiner Meinung nach sind sie zu sehr in den Hintergrund gerückt. Seelisch wurde bei beiden nur an der Oberfläche gekratzt. Trotz weniger Kapitel aus seiner Sicht, war Paul für mich die treibende Kraft.

Auch ich als Leser wurde immer tiefer mit in den Plot hineingezogen. Die Autorin hat ihre Geschichte in 4 Teile gegliedert. Hier wählte sie unterschiedliche Perspektiven, die den Leser verwirren, aber auch Einblicke in die Gedanken der verschiedenen Charaktere geben sollen. Lilis und Annes Gedanken werden aus der Ich-Perspektive erzählt, Pauls dagegen aus der Erzählersicht. Jedoch erfahren wir genug über Pauls Vergangenheit und können dadurch erahnen, wieso er so geworden ist und warum seine tiefgehende Liebe töten wird.

Persönliches Fazit: Das Buch wird als Thriller beschrieben, jedoch war es für mich eher ein gut umgesetzter Krimi. Ich hätte mir mehr Thriller-Elemente und mehr Spannung gewünscht, vielleicht auch mehr Kapitel aus Pauls Sicht. Dennoch fand ich das Buch unterhaltsam und möchte es gern allen Krimi-Fans weiterempfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.03.2021

Einige unerwartete Wendungen

Fair Play
0

Die Grundidee hat mich sofort an „Die Welle“ von Morton Rhue denken lassen. Doch das Buch ist nicht nur in die Neuzeit katapultiert, sondern auch die Charaktere sind ausgereifter und vielfältiger. Ein ...

Die Grundidee hat mich sofort an „Die Welle“ von Morton Rhue denken lassen. Doch das Buch ist nicht nur in die Neuzeit katapultiert, sondern auch die Charaktere sind ausgereifter und vielfältiger. Ein Schulprojekt soll an einem Wettbewerb teilnehmen, bei dem auch Politiker involviert sind und bei dem es zu einer finalen Preisverleihung kommen soll. Also lassen sich die Mitschüler der Klasse einiges einfallen. Zu den vier Initiatoren, die Four Fair Player, zählen Kera, eine strebsame Einserschülerin, Leonard, der eigenbrötlerische Computernerd, Elodie, eine Influencerin, und Max, der eher in die oberen Vier gedrängt wurde, um seine Versetzung nicht zu gefährden.

Das Buch ist abwechselnd aus den Perspektiven der Four Fair Player geschrieben, in einfacher, flüssiger Sprache gehalten und in nicht allzu lange Kapitel eingeteilt. Es kommen zwar keine klassischen Cliffhanger in den Kapiteln vor, dennoch entwickelt das Buch einen Sog, dem man kaum entkommen kann.

Die Charaktere sind trotz ihrer anfänglichen Klischees glaubwürdig. Man nimmt die Personen zu Beginn so wahr, wie sie von den Klassenkameraden wahrgenommen werden. Im Laufe der Handlung erfährt man beispielsweise, warum Kera so versessen einem Politiker an den Fersen klebt, was hinter Elodies social media-Leben steckt und wie Leonard zu einem Außenseiter werden konnte. Dadurch werden die Hauptpersonen realistischer, und der erste Widerwillen, weil die Figuren vor Klischees nur so strotzten, weicht einer gewissen Nachdenklichkeit, die man das ganze Buch über nicht mehr loswird.

Persönliches Fazit: Insgesamt hat mir das Buch trotz der auf dem ersten Blick ähnlichen Grundidee wie „Die Welle“ gut gefallen. Zwar hat mir das Klischeehafte in geballter Ladung am Anfang etwas die Leselust gedämmt, doch das Buch hielt inhaltlich einige unerwartete Wendungen parat, die das Steuer deutlich herumgerissen haben und mich überzeugen konnten. Empfehlung für alle, die an Umwelt, Aktion-Reaktion und Auswirkungen von Macht und Korruption interessiert sind.

/RO

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere