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Veröffentlicht am 12.09.2021

Eine Stimme, die gehört werden muss

Das Mädchen mit der lauternen Stimme
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Adunni wächst in einem kleinen Dörfchen in Nigeria auf. Als sie 14 Jahre alt ist, verheiratet ihr Vater sie mit dem viel älteren Morufu. Adunni versucht dies zu verhindern – ihr Traum ist es Bildung zu ...

Adunni wächst in einem kleinen Dörfchen in Nigeria auf. Als sie 14 Jahre alt ist, verheiratet ihr Vater sie mit dem viel älteren Morufu. Adunni versucht dies zu verhindern – ihr Traum ist es Bildung zu erlangen, um ein besseres und unabhängiges Leben führen zu können, so wie ihre verstorbene Mutter es gewollt hätte. Als sie Morufu trotzdem heiraten muss und seine dritte Frau wird, beginnt ein schwer zu ertragender Lebensabschnitt für sie. Nach einigen Komplikationen flieht Adunni und landet in Lagos, wo sie weiterhin versucht Zugang zu Bildung zu erlangen und für diesen Traum kämpft, denn sie möchte das Mädchen mit der lauternen Stimme werden.

Das Buch hat mir einen Einblick in eine mir fremde Kultur gewährt und mir aufgezeigt, wie schwer es Mädchen und junge Frauen in anderen Teilen der Welt haben.
Adunni wirkt dabei insbesondere durch den Sprachstil sehr authentisch. Etwas naiv und unwissend klingt sie, doch keinesfalls unintelligent. Mit ihrer naiven Art bringt sie Sachen oft treffender und einfacher auf den Punkt, als manch scheinbar gebildeter Mensch.
Sie vertritt mit ihrem Verlangen nach Bildung und Selbstständigkeit ein modernes Weltbild. Dieses wird mit den Einstellungen von anderen Figuren kontrastiert und führt einem deutlich vor Augen, was wir hier in Deutschland als Selbstverständlichkeit hinnehmen: den Zugang zu Bildung und die Bedeutung für die Eigenständigkeit.
Gut gefallen hat mir der Aufbau des Buches, die Kapitellängen waren perfekt und auch die teilweise eingebauten Fakten über Nigeria zu Beginn der Kapitel dienten als Übersicht zu dem Kapitelthema aber auch als faktische Hintergrundinfo.

„Das Mädchen mit der lauternen Stimme“ hat mir sehr gut gefallen. Es erlaubt einen Einblick in die nigerianische Kultur und die unterschiedlichen Lebens- und Wertevorstellungen. Neben diesem kulturellen Background fiebert man aber auch immer mit Adunni mit und drückt ihr unentwegt die Daumen, dass sie ihr Lebensziel erreicht.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses Buch, das einen zum Nachdenken bringt.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Eine einfühlsame und bewegende Geschichte

Ein neuer Morgen für Samuel
1

Der historische Roman Ein neuer Morgen für Samuel spielt in der Zeit ab dem zweiten Weltkrieg und beginnt in Paris.
Jean-Luc, ein junger Gleisarbeiter, muss für die Deportationen die Gleise in Schuss ...

Der historische Roman Ein neuer Morgen für Samuel spielt in der Zeit ab dem zweiten Weltkrieg und beginnt in Paris.
Jean-Luc, ein junger Gleisarbeiter, muss für die Deportationen die Gleise in Schuss halten. Auch wenn er das nicht gutheißt und er über Sabotage nachdenkt, bleibt ihm kaum eine andere Wahl. Bei seinem ersten Sabotageversuch verletzt er sich und kommt ins Krankenhaus. Da trifft er auf die junge Charlotte, die behütet aufgewachsen ist. Die beiden verlieben sich und teilen ihre geheimen Gedanken über die politische Situation. Als Jean-Luc dann von einer Jüdin kurz vor ihrer Deportation einen Säugling in die Arme gedrückt bekommt, ist schnell klar, dass er mit Charlotte und dem kleinen Samuel fliehen muss.

Anfangs dreht sich die Geschichte um Jean-Luc und Charlotte, wie die beiden Paris im zweiten Weltkrieg erleben und wie sie zueinander finden. Sobald der kleine Samuel ins Spiel kommt, wird ihr Leben auf den Kopf gestellt und die gefährliche Flucht beginnt. Immer wieder gibt es auch Passagen, die einige Zeit später spielen und weitere Protagonisten ins Spiel bringen. Jean-Luc und Charlotte haben es mit Samuel bis nach Amerika geschafft und sich dort ein Leben aufgebaut. Doch nach und nach werden die drei von der Vergangenheit eingeholt und müssen sich den Schrecken des zweiten Weltkriegs, des Verlusts aber auch der Liebe stellen.

Die Autorin hat einen fließenden Schreibstil und beschreibt die Geschehnisse sehr einfühlsam. Die Personen wurden sehr authentisch dargestellt, man konnte sich durch Perspektivwechsel in jeden Protagonisten hineinversetzen und sein Handeln nachvollziehen. Dadurch wird man zum Nachdenken angeregt: wie hätte man in der Situation gehandelt, was ist richtig und was ist falsch, was ist fair? Das sind Fragen die moralisch, aber auch emotional sehr schwierig sind. Das hat mich als Leserin sehr mitgenommen und dazu geführt, mich mit dem Thema intensiver auseinander zu setzen und immer zu überlegen, wie die Geschichte ein gutes Ende finden kann.
Durch die kurzen Kapitel, die verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen hat das Buch mich gefesselt und ich habe es ziemlich schnell durchgelesen.
Gut finde ich, dass hier die Geschichte um Samuel und seine Eltern mit den Erfahrungen von jüdischen und nichtjüdischen Menschen in einem von Deutschland besetzten Land kombiniert werden.

Dieses Buch bekommt von mir eine klare Leseempfehlung. Die Geschichte um das Leben des kleinen Samuels, der bei seinen Zieheltern aufwächst, nachdem seine Mutter ihn vor ihrer Deportation in letzter Verzweiflung einem Gleisarbeiter anvertraute, ist packend und einfühlsam zugleich erzählt. Sie regt den Leser dazu an, Stellung zu beziehen und bringt einem die Lage im und nach dem zweiten Weltkrieg aus der Sicht von jüdischen und nichtjüdischen Parisern auf bewegende Weise näher.

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Veröffentlicht am 20.11.2021

Packend bis zum Schluss

Teufelsnetz
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Der zweite Teil der Jessica-Niemi-Reihe beginnt rätselhaft: erst wird die Protagonistin bei Joggen überfallen, dann verschwinden zwei Instagram-Stars und eine junge Frau wird tot aufgefunden. Als klar ...

Der zweite Teil der Jessica-Niemi-Reihe beginnt rätselhaft: erst wird die Protagonistin bei Joggen überfallen, dann verschwinden zwei Instagram-Stars und eine junge Frau wird tot aufgefunden. Als klar wird, dass es zwischen dem Verschwinden und dem Tod der Frau einen Zusammenhang geben könnte, beginnt das Team um Jessica Niemi unter neuer Leitung zu ermitteln. Es gibt viele Ermittlungsansätze, doch welcher führt zum Ziel?

Wie auch schon im ersten Band lässt sich hier wunderbar miträtseln und die Auflösung liegt nicht von Anfang an auf der Hand. Trotzdem ist das Ende schlüssig und rückblickend lassen sich kleine Hinweise erkennen.
Ebenfalls gut gefallen hat mir, dass der Autor sich mit den Gefahren der sozialen Medien auseinandersetzt ohne dabei den Zeigefinger zu erheben oder das Thema zu sehr in den Mittelpunkt zu rücken.
Die Charaktere und die zwischenmenschlichen Entwicklungen sind gut gelungen. Durch verschiedene Perspektivwechsel kann man als Leser Empathie für viele der handelnden Personen aufbauen, ohne dass Jessica ihre Stellung als Protagonistin verliert. Dabei hat mir auch gefallen, dass alle Personen ihre positiven und negativen Seiten haben, was das ganze noch interessanter und glaubhafter macht.
Die Kapitel haben eine gute Länge und der Schreibstil ist packend, sodass ich das Buch schnell durchgelesen habe.
Die Gestaltung des Buchs hat mir sehr gut gefallen: das Format und der rote Buchschnitt, das passende Cover und die Übersichtskarte im Einband passen sehr gut zusammen.

Meiner Meinung nach ist die Fortsetzung von Hexenjäger sehr gut gelungen. Der packende Schreibstil und die Perspektivwechsel sind ein perfekter Rahmen für die ausgeklügelte Geschichte, in die Jessica verwickelt wird. Eine klare Leseempfehlung für alle, die komplexe Thriller mögen.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Ein meisterliches Rachewerk

SCHULD! SEID! IHR!
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Der Thriller SCHULD! SEID! IHR! von Michael Thode ist der zweite Band rund um Hauptkommissar Rolf Degenhardt und Kommissarin Jana Liebisch, lässt sich meiner Meinung nach aber auch gut ohne Vorkenntnisse ...

Der Thriller SCHULD! SEID! IHR! von Michael Thode ist der zweite Band rund um Hauptkommissar Rolf Degenhardt und Kommissarin Jana Liebisch, lässt sich meiner Meinung nach aber auch gut ohne Vorkenntnisse lesen.

Der Gehängte, wie sich der Täter nennt, begibt sich auf einen Rachefeldzug. Als erstes trifft es den Obdachlosen Martin Stelter. Er stirbt an einer Überdosis Strychnin, weshalb die Polizei einige Zeit braucht, um einen Selbstmord auszuschließen. Außerdem wird am Tatort eine Tarotkarte gefunden. Als eine ähnliche Karte bei einem zweiten Todesfall auftaucht, beginnen die Ermittlungen. Die beiden Opfer scheinen bis auf die Tarotkarte keine Berührungspunkte gehabt zu haben und so beginnt die Suche nach dem Motiv und dem Täter.
Durch die verschiedenen Perspektiven, Täter-, Opfer- und Ermittlerperspektive, ist der Leser immer nah am Geschehen. Neben den Parts aus Täterperspektive werden auch die künftigen Opfer genau beschrieben und sehr menschlich dargestellt. Als Gegenpart zum Täter gibt es auch Abschnitte aus Ermittlersicht, sodass sich hier nach und nach ein komplexes Handlungsgefüge mit multiperspektivischer Betrachtung ergibt. Neben der gegenwärtigen Handlung gibt es auch immer wieder Rückblenden. So setzen sich die zeitlich und perspektivisch unterschiedlichen Abschnitte nach und nach zu einem Bild zusammen und lassen einen die Beweggründe des Täters nachvollziehen.

Auch wenn die Reihe sich um die Ermittler Degenhardt und Liebisch dreht, wird den anderen handelnden Personen viel Platz eingeräumt. Dies hat mir gut gefallen. Die handelnden Personen waren sehr vielfältig, authentisch und menschlich. Durch die Perspektivwechsel ist man den Ermittlern einen Schritt voraus und fiebert am Ende mit, ob der Rachefeldzug noch gestoppt werden kann, allerdings sind dem Leser so auch Infos über dem Täter bekannt bevor die Ermittler diese herausfinden. Mich hat das jedoch nicht gestört.
Die Aufklärung hat mir auch gut gefallen, meiner Meinung nach wurde alle wichtigen Fragen geklärt und ein paar offene Konflikte machen neugierig auf den Nachfolgerband.
Das Buch ist sehr schön aufgemacht. Sowohl die Covergestaltung als auch der Aufbau des Buchs passen sehr gut zur Geschichte. Durch die kurzen Kapitel bleibt die Spannung hoch und man ist in einem guten Lesefluss. Es gibt zwischendurch kleine Einschübe, wie z.B. als Tatortbefundbericht, die das ganze auflockern und interessanter gestalten.

Meiner Meinung nach ist SCHULD! SEID! IHR! ein lesenswerter Thriller mit besonderem Augenmerk auf die verschiedenen Perspektiven. Der Autor schildert die Handlung abwechselnd aus Täter-, Opfer- und Ermittlerperspektive, was das Ganze meiner Meinung besonders interessant macht und einen mitfiebern lässt. Ein lebendiger und spannender Thriller zum Thema Rache.

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Veröffentlicht am 21.04.2021

Das Artensterben in drei Akten

Die Letzten ihrer Art
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„Die letzten ihrer Art“ ist der dritte Band des Klimaquartetts der norwegischen Autorin Maja Lunde. Nachdem sich die ersten beiden Bücher mit den Themen Bienen und Wasser befasst haben, geht es jetzt um ...

„Die letzten ihrer Art“ ist der dritte Band des Klimaquartetts der norwegischen Autorin Maja Lunde. Nachdem sich die ersten beiden Bücher mit den Themen Bienen und Wasser befasst haben, geht es jetzt um das Artensterben.
Die drei Handlungsstränge drehen sich immer um den Arterhalt des Przewalski-Pferdes, spielen aber zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten.

1881 erfährt Michail in St. Petersburg von der Entdeckung des Przewalski-Pferdes und möchte einige Exemplare bei einer Expedition in die Mongolei für den Tierpark fangen, in dem er arbeitet. Dabei begleitet ihn Wilhelm, der bereits einige Expeditionen erlebt hat. Für Michail ist das alles neu und er lernt während der Reise nicht nur viel über die Wildpferde, sondern auch über sich selbst.

1992 arbeitet Karin in der Mongolei daran die Wildpferde wieder in ihrem ursprünglichen Lebensraum anzusiedeln, aus dem sie zu der Zeit völlig verschwunden sind. Neben den ständigen Sorgen, ob die Pferde sich eingewöhnen werden, hat sie auch viel mit sich selbst, ihrem Sohn und der Vergangenheit zu kämpfen.

Zuletzt versucht Eva im Jahre 2064 in Norwegen trotz aller Schwierigkeiten und Knappheiten ihre beiden Wildpferde weiter zu versorgen und vor einer Artdurchmischung zu schützen. Sie lebt mit ihrer Tochter auf einem Hof auf dem sie sich selbst versorgen müssen, da die Versorgungen abgebrochen sind. Neben dem harten Leben gibt es also auch immer wieder Konflikte zwischen Eva, die auf dem Hof bleiben, und der pubertierenden Isa, die lieber gehen möchte.

Wie auch bei den ersten beiden Teilen gefällt mir, dass es unabhängige Handlungsstränge mit einem übergeordneten Thema gibt. Durch diesen Dreiklang kann man als Leser in die Vergangenheit, die Gegenwart (zumindest fast) und die Zukunft eintauchen und Schlüsse über die Entwicklung über einen langen Zeitraum ziehen. Dadurch wird man meiner Meinung nach auch immer angeregt zu hinterfragen und zwar sowohl das Geschehen im Buch als auch sein eigenes Handeln und die gegenwärtige Situation. Trotzdem ist das Buch nicht mahnend geschrieben, sodass der Lesespaß die ganze Zeit da ist. Das liegt sicherlich auch an dem angenehmen fließenden Schreibstil.
Das verbindende Element der Przewalski-Pferde wirkt nicht zu dominant, sondern ganz natürlich in die unterschiedlichen Lebenswelten integriert, die jeweils aber auch noch ganz andere Ebenen haben. Die drei Charaktere nehmen einen mit all ihren Angewohnheiten, Problemen und Gedanken total ein und wirken auf mich authentisch und sympathisch.
Am liebsten hätte ich Michail, Karin und Eva noch ein bisschen weiter durch ihr Leben begleitet, um noch die ein oder andere Antwort zu bekommen.
So hat mich das Buch auch nach dem Beenden einige Zeit weiter beschäftigt, was mir gut gefallen hat.

Alles in allem ist das Buch sehr zu empfehlen. Es regt zum Nachdenken an ohne den Zeigefinger zu erheben. Meiner Meinung nach wurde hier das ernste Thema des Artensterbens sehr gut in die drei vielfältigen Handlungsstränge integriert, sodass eine komplexe und dennoch sehr fließende Geschichte entsteht.

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