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Veröffentlicht am 07.10.2021

Eine wunderschöne Geschichte

Das Herz, das für dich schlägt
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Liebe entsteht nicht durch das, was wir sehen, sondern durch das, was wir fühlen.

Lisa hat ihr Single-Leben satt und nachdem ihre Freundinnen sie immer wieder genervt haben, lädt sie sich die Dating-App ...

Liebe entsteht nicht durch das, was wir sehen, sondern durch das, was wir fühlen.

Lisa hat ihr Single-Leben satt und nachdem ihre Freundinnen sie immer wieder genervt haben, lädt sie sich die Dating-App „Herzfunk“ herunter und meldet sich an.
Als sie alle Daten eingegeben hat, ploppen auch schon die ersten 6 Vorschläge für sie auf und bereits nach wenigen Minuten ist sie mitten in einem Chat mit Tom.
Es stellt sich schnell heraus, dass er nicht nur witzig ist, sondern auch sehr charmant und poetisch veranlagt. Eigentlich hat er alles, was Lisa sich von ihrem Traummann wünscht, doch es gibt ein Problem.
Tom will anonym bleiben und weder telefonieren, noch ein Treffen mit ihr. Er fordert sogar von Lisa, keine Gefühle für ihn zu entwickeln und sich mit anderen Männern zu treffen. Mehr als ein Kontakt über einen schriftlichen Austausch ist bei ihm nicht drin.
Als Begründung gibt er an, sie schützen zu wollen. Doch wovor will er Lisa beschützen? In ihrem Kopf beginnen die wildesten Spekulationen Form anzunehmen. Ist er im Knast? Oder bei der Mafia? Kann es für Lisa gefährlich werden? Und warum chattet er überhaupt mit ihr, wenn er scheinbar doch kein Interesse an ihr hat?
Es ist gar nicht so einfach für Lisa, sich nicht zu verlieben, denn mit seiner poetischen Art tut er alles, damit gerade das passiert.
Soll sie auf ihr Herz hören oder auf ihren Verstand? Lisa muss sich darüber klar werden, ob es sich wirklich lohnt für diesen geheimnisvollen Mann, der sich immer mehr in ihr Herz schleicht, zu kämpfen.

Das wundervolle Cover und der Klappentext haben mich sofort neugierig auf die Geschichte gemacht und ich habe mich sehr gefreut, als ich das Buch endlich in den Händen halten durfte.

„Liebe entsteht nicht, durch das was wir sehen, sondern durch das was wir fühlen.“
Mit diesem tollen Spruch und einer wunderschönen Illustration beginnt diese Geschichte.
Bereits nach wenigen Seiten hatte Fine Sturm mich dann auch mit ihrem leichten und flüssigen Schreibstil fest im Griff.
Wir verfolgen die Geschichte aus der Sicht von Lisa. Sie lernt Tom über ein Dating-Portal kennen und sie merkt bereits nach wenigen Mails, dass dieser Mann alles hat, was sie sich von ihrem Traummann erhofft. Er ist charmant, ein richtiger Romantiker, versteht es, sich auszudrücken und sie teilen den gleichen Humor. Doch Tom zerstört ihre Träume von einer gemeinsamen Beziehung schnell, denn er will kein Treffen und bietet ihr lediglich einen freundschaftlichen Austausch per Mail.
Lisa will das aber nicht einfach so hinnehmen und bombardiert ihn immer wieder hartnäckig mit Fragen.
Die Hauptprotagonistin war mir sehr sympathisch und ich konnte ich ihre Neugier, ihre Gedanken und Emotionen auch nachvollziehen, aber es hat mich teilweise etwas gestört, das Lisa die von Tom gesetzten Grenzen nicht akzeptieren konnte und ihn regelrecht genervt hat.

Aber auch Tom zeigt Seiten, die ich wohl an Lisas Stelle nicht akzeptiert hätte. Er entscheidet oft über ihren Kopf hinweg und dringt ungefragt in ihre Privatsphäre ein. Ich kenne mich mit Dating Portalen nicht aus, aber ich glaube, ich wäre an ihrer Stelle etwas vorsichtiger gewesen, wenn jemand mich so stalkt, dass er meine Adresse herausfindet.

Sehr gut hat mit der verbale Schlagabtausch in den Chatgesprächen der Beiden gefallen und es hat Spaß gemacht, ihnen dabei über die Schulter zu schauen. Die Dialoge sind oft schlagfertig und witzig, auch tiefgründig.
Es dauerte allerdings ziemlich lange, bis die Beiden sich endlich gegenüberstanden. Irgendwie hatte ich das Gefühl, alle kennen sich und sind sich begegnet, nur die beiden Hauptprotagonisten nicht.
Apropo alle….auch die Nebencharaktere haben mir gut gefallen. Vivian, Chris und später auch Sam sind lebendig und authentisch beschrieben und sie fügen sich wunderbar in die Geschichte ein. Allerdings habe ich Bea und Gabi im weiteren Handlungsverlauf vermisst, denn ich glaube, sie sind nach dem „Mädelsabend“ gar nicht wieder aufgetaucht. .. Aufgefallen sind mir zwischendurch ein paar Wort und Satz-Wiederholungen. Allerdings wurde es irgendwann besser, oder die Story hatte mich so im Griff, dass es mir nicht mehr aufgefallen ist. 
Das Ende der Geschichte ist sehr emotional und ließ bei mir die Tränen fließen.

Fazit
Der Autorin ist es gelungen, Gedanken und Gefühle, so in Worte zu fassen, dass man sie spüren konnte.
Sie hat mich mit ihrem Buch „Das Herz, das für Dich schlägt „, auf eine gefühlvolle Reise mitgenommen, die mitten ins Herz gegangen ist.
Ein ganz großes Lob von mir auch dafür, dass sie mit ihrem Buch, eine wichtige Botschaft in die Welt geschickt hat!

Ich hatte, dank Fine Sturm, wundervolle Lesestunden und empfehle das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 08.09.2021

Ein schöner Abenteuerroman für Jugendliche

A. S. Tory
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Der fünfzehnjährige Sid ahnt nicht, was für ein Abenteuer in den nächsten zwei Wochen auf ihn warten wird, als er eines Abends eine E-Mail öffnet. Er hat in der letzten Zeit schon mehrfach Mails von diesem ...

Der fünfzehnjährige Sid ahnt nicht, was für ein Abenteuer in den nächsten zwei Wochen auf ihn warten wird, als er eines Abends eine E-Mail öffnet. Er hat in der letzten Zeit schon mehrfach Mails von diesem Unbekannten bekommen und sie bisher immer ungeöffnet, gelöscht. Doch heute ist seine Neugier größer und erstaunt liest er die Einladung, die ihm von einem ominösen Mann namens A.S. Tory zugestellt wurde. Er lädt Sid ein, kurzweilige und spannende Ferien bei ihm zu verbringen und verlangt als Gegenleistung nur eines - seine persönliche Geschichte.
Ohne zu ahnen, auf was er sich überhaupt einlässt, macht er sich noch am selben Abend mit dem Nachtzug, auf den Weg nach London. Bevor er jedoch von Mr. Tory auf eine Schnitzeljagd geschickt wird, muss Sid sein Handy abgeben und sich ohne dieses für Jugendliche so wichtige Kommunikationsgerät zurechtfinden.
Zitat Mr. Tory:
„ Als Bedingung stelle ich allerdings, dass Sie auf ihr Handy verzichten..... Ich möchte Sie gerne in die nicht-digitale Welt schicken….“
Von London aus startet dann ein aufregender und turbulenter Roadtrip, der Sid nicht nur quer durch die Stadt, sondern auch nach Italien, Frankreich und Marokko führt.
Zusammen mit der neunzehnjährigen Chiara macht er sich im Auftrag von Mr. Tory, auf die Suche nach einer besonderen Schallplatte.
Sid ahnt jedoch nicht, dass dieses Abenteuer noch richtig gefährlich werden wird.

Die A.S. Tory-Reihe umfasst mittlerweile vier Bände. Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden und sind in sich abgeschlossen.
Ich habe vor kurzem den dritten Teil der Reihe gelesen und wurde, nachdem mir die Geschichte sehr gefallen hat, neugierig auf die anderen Bände.
Es ist jedoch empfehlenswert, mit Band 1 zu starten, um die Charaktere, denen man immer wieder begegnet, kennenzulernen und die Zusammenhänge der Geschichte besser zu verstehen.

Nachdem ich die ersten Kapitel gelesen hatte, musste ich erstmal schlucken. Denn in einem Jugendbuch zu lesen, dass ein fünfzehnjähriger aufgrund der E-Mail eines völlig fremden Mannes, heimlich nach London reist, hat mich erstmal ziemlich schockiert.
Auch wenn es sich um eine fiktive Geschichte handelt und die Leser hoffentlich so alt sind, dass sie das auch wahrnehmen, vertraue ich mal darauf, dass kein Jugendlicher auf den Gedanken kommt, auf Mails von Fremden so zu reagieren.
Nachdem der kleine Schock sich gelegt hatte, bin ich dann sehr schnell in die Geschichte eingetaucht.
Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt sehr flüssig und leicht zu lesen. Es handelt sich einen wunderbaren Abenteuerroman, der nicht nur für Kinder und Jugendliche schön ist. Auch ich, als Erwachsene habe mich gerne gemeinsam mit Sid und Chiara auf die Suche nach der alten Single gemacht.
S. Sagenroth ist es gelungen, die einzelnen Schauplätze der Handlung wunderschön bildhaft zu beschreiben und in mir die Sehnsucht geweckt, London, Italien und Marokko zu besuchen.

Der Hauptprotagonist Sid, ist ein sehr ruhiger und introvertierter Junge, der mir schnell sympathisch war. Es hat mich allerdings überrascht, dass er sich getraut hat, innerhalb so kurzer Zeit, eine Reise ins Ungewisse, anzutreten. Außerdem habe ich mich gewundert, dass er 14 Tage mit 2 T-Shirts und zwei Jeans ausgekommen ist.
Chiara hingegen, merkt man an, dass sie vier Jahre älter ist. Sie ist ein cleveres junges Mädchen, dass sich schnell ins Abenteuer stürzt. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass nicht Sid die von Mr. Tory gestellten Aufgaben löste, sondern vielmehr Chiara. Ohne ihre Ideen und Aktionen wäre er nicht viel weiter gekommen.
Wo wir gerade von Aufgaben sprechen….ich habe mich ständig gefragt, warum der geheimnisvolle A.S, Tory so großzügig Sid gegenüber ist. Auch wenn irgendwann erklärt wurde, warum er Sid gesucht und wie er ihn gefunden hat, habe ich nicht verstanden, warum A.S. Tory diesen Weg gewählt hat.
Ob wir in einem der nächsten Bände wohl noch mehr über seine Beweggründe erfahren?
An Ende erwartet den Leser eine erstaunliche Wendung und nachdem ich bereits ein Buch dieser Reihe gelesen habe, freut es mich, dass die Autorin auch in diesem Band ein wichtiges Thema angeschnitten hat.

Fazit
Ein wunderschönes Jugendbuch, das ich auch als Erwachsene gerne gelesen habe. Besonders gefällt mir, dass die Autorin in den Abenteuerreisen, aktuelle und ernste Themen einarbeitet, die Jugendliche zum nachdenken anregen.
Dafür gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Ein einziger Tag , der ein ganzes Leben verändert

Der Weg nach Hause
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Viola lebt glücklich inmitten ihrer Familie auf Gotland und erfreut sich an ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln. Doch dann klingelt eines Tages ihr Telefon und eine bekannte Stimme katapultiert sie zurück ...

Viola lebt glücklich inmitten ihrer Familie auf Gotland und erfreut sich an ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln. Doch dann klingelt eines Tages ihr Telefon und eine bekannte Stimme katapultiert sie zurück in ihre Kinder- und Jugendzeit. Wie viele Jahre ist es her, dass sie die Stimme ihrer Freundin Lilly gehört hat?! Viola ist bestürzt und schockiert, als Lilly sich am Telefon von ihr verabschiedet, weil sie sterben wird. Kurzerhand beschließt sie, in Begleitung ihrer Tochter und Enkelin, nach Paris zu fliegen und ihre Freundin zu suchen. Für Viola beginnt eine Reise in die Vergangenheit.

Für mich war es das erste Buch, dass ich von Sofia Lundberg gelesen habe.
Ich habe etwas gebraucht, bis ich mich an ihren Schreibstil gewöhnt hatte und das Buch mich fesseln konnte. Doch nach einigen Kapiteln, gelang es mir in die Handlung einzutauchen.

Erzählt wird die Geschichte von Viola und Lilly in zwei Handlungssträngen und auf unterschiedlichen Zeitebenen. Wir befinden uns auf der schwedischen Insel Gotland. Es ist das Jahr 2019 und die achtzigjährige Viola verlebt, nachdem ihr Mann verstorben ist, glückliche Tage im Kreis ihrer Familie.
Der zweite Handlungsstrang beginn im Jahr 1948. Es kommen längst verdrängte Erinnerungen, an vergangene Tage auf Gotland und die Freundschaft zu Lilly, mit der sie gemeinsam aufgewachsen ist, zum Vorschein. Doch egal, in welchem Jahr wir uns auch gerade befinden, der 12. August spielt immer eine besondere Rolle in der Geschichte.
Ein einziger Tag, der ein ganzes Leben verändert hat.

Viola und Lilly sind, obwohl sie sehr unterschiedlich aufwachsen, wie Geschwister.
Wir begleiten sie durch ihre Kindheit und Jugendzeit auf Gotland. Erleben, wie Lilly den Tod ihrer Mutter verkraften muss und Alvin dafür sorgt, dass bei Viola die ersten Schmetterlinge fliegen. Während sie nach der Schule eine Ausbildung zur Sekretärin beginnt, bleibt Lilly keine andere Wahl, als sich einen Job zu suchen und zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen.
Sie träumt davon, irgendwann als Sängerin in dem Restaurant, in dem sie arbeitet, aufzutreten.
Wir dürfen Viola und Lilly einige Jahre begleiten und erleben die innige Beziehung, die die Beiden miteinander hatten, hautnah mit.
Doch dann trennen sich die Wege der Freundinnen und erst ein Anruf aus Paris bringt alle Erinnerungen zurück.
Die Autorin hat die Hauptcharaktere sehr glaubwürdig und mit viel Feingefühl gestaltet.
Auch die teilweise etwas traurige und melancholische Atmosphäre hat sie gekonnt eingefangen und mich mitgenommen auf eine Reise in die Vergangenheit.
Besonders Lillys Geschichte hat mich sehr berührt. Ich habe mit ihr gelitten und konnte den Zwiespalt in dem sie steckte, gut nachvollziehen.
Die Nebenfiguren blieben jedoch für mein Empfinden, sehr oberflächlich. Gefehlt hat mir auch eine etwas detaillierte Beschreibung der Schauplätze. Ich hätte die Umgebung Gotlands gerne etwas bildhafter vor Augen gehabt.

Trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten und ich habe es gerne gelesen. Deshalb gibt es von mir 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

Ich bedanke mich bei der Agentur Literaturtest und dem Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Wer Märchenadaptionen liebt und gerne zwischen den Zeilen liest, ist hier richtig!

Der Gezeitenwald - Gesamtausgabe
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Die siebzehnjährige Kayla kommt, nachdem sie durch einen Verkehrsunfall ihre Eltern und ihre Schwester verloren hat, zu ihrer Großmutter Hedwig. Diese lebt ziemlich abgelegen in einem großen Haus am Waldrand. ...

Die siebzehnjährige Kayla kommt, nachdem sie durch einen Verkehrsunfall ihre Eltern und ihre Schwester verloren hat, zu ihrer Großmutter Hedwig. Diese lebt ziemlich abgelegen in einem großen Haus am Waldrand. Kayla war das letzte Mal als kleines Kind bei ihr zu Besuch und nun soll sie hier ihr neues Zuhause finden. Auch wenn es im Haus seltsame Regeln zu beachten gibt und sie etwas braucht, um sich ihrer neuen Familie und besonders Desmond zu öffnen, fühlt sie sich bei ihrer Grandma schnell wohl.
Doch bereits in der ersten Nacht wird sie von merkwürdigen Träumen heimgesucht. Kayla ahnt nicht, dass ihre Familie ein magisches Geheimnis umgibt. Doch dann entdeckt sie eines Nachts in einer verborgenen Kammer, den Zugang zu einer anderen Welt. Sie landet auf einer geheimnisvollen Insel im Gezeitenwald, der auf merkwürdige Weise mit ihrer eigenen Welt verbunden ist. Gemeinsam mit Desmond versucht sie dem Geheimnis auf den Grund zu gehen.

„Hab keine Angst und folge deinem Herzen. Du kannst nicht zu hoch fliegen, wenn du deine eigenen Flügel benutzt.“

Die Gesamtausgabe des Gezeitenwaldes ist vereint in einer wunderschönen Hardcover-Ausgabe. Die Elemente auf dem Einband spiegeln wunderbar den Inhalt des Buches. Auch die Farben sind sehr harmonisch aufeinander abgestimmt. Sehr gefallen hat mir auch die Gestaltung der einzelnen Kapitel. Es gibt schöne Illustrationen und Zitate, die von Jules Renard, Oscar Wilde, Jane Austen, Goethe, Erich Kästner, Antoine der Saint-Exupéry und vielen anderen, zusammen mit den Zeichnungen über jedem Kapitel stehen.

Der Schreibstil von Carmen Schneider ist sehr lebendig und angenehm zu lesen. Trotzdem habe ich mich zu Beginn schwer damit getan, in die Geschichte hineinzufinden und vor allem mit Kayla warmzuwerden.
Sie versinkt, verständlicherweise, nach dem Tod ihrer Familie erstmal für mehrere Tage in ihrer Trauer und igelt sich komplett ein. Doch dann zwingt ihre Grandma sie, aufzustehen und nach vorne zu schauen.
Die Autorin hat hier ein gutes Gespür bewiesen. Sie hat Kayla die nötige Zeit gelassen, um ins Leben zurückzufinden und das Tempo aus der Geschichte herausgenommen. Doch ich hatte Probleme, ihre Handlungen nachzuvollziehen und vor allem am Anfang war sie mir etwas zu leichtgläubig.
So hat sie zum Beispiel schon mach kurzer Zeit bemerkt, dass der Vorratsraum mehr ist, als nur ein Aufbewahrungsort für Lebensmittel. Als sie auf Nachfrage von ihrer Großmutter nur kryptische Antworten erhält, lässt sich schnell damit abspeisen. Auch das Verbot, nach Sonnenuntergang das Haus zu verlassen, akzeptiert sie ohne weiteres.
Ihre Großmutter Hedwig ist eine sympathische Protagonistin, die Kayla in ihren Handlungen immer wieder bestätigt. Doch, wenn ich bedenke, dass sie ebenfalls Menschen verloren hat, die ihr wichtig warten, sie zeigte mir einfach zu wenig Emotionen und ich konnte ihre Trauer um den Verlust nicht spüren.
Im ersten Teil blieb auch Desmond für mich als Figur etwas zu blass und ich konnte seine Gedanken und Empfindungen nicht richtig nachvollziehen. Das wurde jedoch im zweiten Teil, den wir überwiegend aus seiner Perspektive verfolgen, besser, denn so bekam ich einen besseren Einblick in seine Emotionen.
Nach und nach kommen einige neue Protagonisten hinzu, wie zum Beispiel Fae, der Gargoyle Alasdair und die Hexe Malercerba. Sie und alle anderen Nebencharaktere runden die Geschichte gut ab.
Im dritten Teil verfolgen wir den Plot dann in drei unterschiedlichen Handlungssträngen. Einmal begleiten wir Kayla und Desmond, im zweiten Handlungsstrang verfolgen wir die Hexe bei der Planung für ihren Rachefeldzug und zu guter Letzt, folgen wir dem Fischer und seine Frau.
Carmen Schneider versteht es, das Geschehen sehr detailliert in Szene zu setzen und die Märchenfiguren gekonnt einzuflechten. Damit zaubert sie eine einzigartige und verträumte Stimmung, in der sie dem Leser viel über Freundschaft, selbstlosem Handeln und Empathie vermittelt.
Durch indirekte Interpretationen und Andeutungen, gelingt es ihr wunderbar, den tieferen Sinn der Geschichte zu vermitteln. Zum Beispiel bei dem alten Mann, der sein Herz in der Hand hält.
Das Erzähltempo empfand ich als angenehm. Man steuert nicht ständig auf einen dramatischen Höhepunkt zu, aber das braucht diese Geschichte auch nicht.
Im ersten Teil, hatte ich etwas Probleme, mit den Protagonisten warmzuwerden und im zweiten Teil habe ich den Zusammenhang zwischen Fleur und Kayla erst am Ende richtig verstanden. Der dritte Teil hat die Geschichte dann richtig abgerundet und Carmen Schneider ist es gelungen, die besondere und sehr märchenhafte Stimmung des Buches einzufangen.
Sie hat dem Leser durch ihre Ausdrucksweise gekonnt, den tieferen Sinn, der in ihrer Geschichte steckt, vermittelt. Nämlich das Habgier, Missgunst und Rache starke negative Emotionen sind, die den Menschen nicht guttun. Dabei hat sie sich in keiner Weise zu theatralisch oder zu blumig ausgedrückt. Im Gegenteil, sie überzeugt durch gekonnt eingeflochtene Märchenelemente und zeigt, dass sie ein Gespür für die richtige Wortwahl besitzt. Sie schafft es, ein ernstes Thema mit der nötigen Tiefe, aber auch mit soviel Leichtigkeit zu füllen, dass es mir zum Schluss schwerfiel, beim Lesen ein Ende zu finden.
Wer Märchenadaptionen liebt und gerne zwischen den Zeilen liest, der ist im „Gezeitenwald“ von Carmen Schneider auf jeden Fall an der richtigen Adresse.
Von mir gibt es für alle drei Teile des Gezeitenwaldes 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Ein wunderschönes Debüt

Die Erbin des Windes
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Likah lebt mit den Zwillingen Alia und Gem, für die sie die Verantwortung übernommen hat, auf der Straße und ernährt sich und die Kinder von kleineren Diebstählen. Ihr Traum ist es, den Kleinen irgendwann ...

Likah lebt mit den Zwillingen Alia und Gem, für die sie die Verantwortung übernommen hat, auf der Straße und ernährt sich und die Kinder von kleineren Diebstählen. Ihr Traum ist es, den Kleinen irgendwann ein gutes Leben zu ermöglichen und ein Zuhause für sie zu schaffen. Als sie eines Nachts eine Kutsche entdeckt, hofft Likah, mit einem letzten großen Diebstahl, genügend Geld zusammenzuhaben, um das Leben auf der Straße endlich zu beenden. Doch sie wird erwischt und vor Gericht gestellt. Anstatt sie aber zum Tode zu verurteilen, macht Fürst Arkin ihr ein Angebot. Er will sie als seine Schülerin ausbilden, in der Magie der Ersten Sprache unterrichten und für die Kinder sorgen. Likah kann das Angebot nicht ablehnen, denn so entkommt nicht nur sie der Todesstrafe, sondern auch die Zwillinge erhalten die Chance auf ein richtiges Zuhause.
Doch für die neue Schülerin Arkins stehen schwere Zeiten bevor. Der Fürst ist nicht nur der Herrscher Karthasias, sondern er gehört zum Septimat, das über den ganzen Kontinent herrscht. Zwischen den sieben Herrschern und deren Schülern gibt es viele Intrigen und Geheimnisse. Likah lernt jedoch schnell, sich durchzusetzen. Als sie aber herausfindet, warum Arkin sie als Schülerin gewählt hat, beginnt sie alles, was sie bisher für richtig empfunden hat, anzuzweifeln.
Das wunderschöne Cover ist ein richtiger Blickfang und sorgte dafür, dass ich auf das Buch aufmerksam wurde.
Und was soll ich sagen?! Ich habe es nicht bereut.
Die Autorin hat einen lebendigen, fesselnden Schreibstil, der sehr angenehm zu lesen ist. Bereits nach wenigen Sätzen bin ich komplett in die Geschichte eingetaucht.
Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Die meiste Zeit folgen wir Likah auf ihrem Weg, doch es gibt auch viele Abschnitte, in denen wir Thora begleiten. Ich war sehr gespannt darauf, zu erfahren, wie und wann Likah und Thora aufeinandertreffen würden.
Lucinda Flynn beschreibt das Worldbilding bildhaft, jedoch nicht zu ausschweifend und lässt dem Leser Raum für die eigene Fantasie.
Auch, oder gerade weil, ebenfalls das Äußere der Protagonisten nicht so ausführlich beschrieben wurde, hatte ich sofort ein eigenes Bild von den Figuren vor Augen.
Likah ist eine tolle, starke Protagonistin, die schon früh lernen musste, für sich selbst zu sorgen. Von einem Moment auf den anderen wurde sie von ihren Eltern fortgeschickt mit dem Hinweis, nie zurückzukommen. Sie handelt völlig selbstlos, als sie die Zwillinge unterwegs aufliest und für sie sorgt. Für die Beiden würde Likah sogar ihr Leben opfern.
Aber sie hat auch Fehler und handelt manchmal etwas unüberlegt, wenn sie ihre Wut nicht im Griff hat. Doch gerade das macht sie so glaubwürdig und authentisch.
Auch Arkin empfand ich als sehr sympathisch und auch wenn er etwas wortkarg ist, habe ich ihn sofort ins Herz geschlossen.
Etwas Probleme hatte ich jedoch mit Thora. Zu Beginn, ist er für mich ein kleiner Junge, der von seiner Großmutter die Erlaubnis bekommen hat, Kapitän Ross auf seiner Reise zu begleiten, um ein Abenteuer zu erleben. Doch nach seiner Gefangennahme verhält er sich plötzlich wie ein junger Mann, der mutig, entschlossen und furchtlos ist. Diese Entwicklung ging mir etwas zu schnell vonstatten. Gut gefallen haben mir auch die Nebencharaktere, die die Autorin individuell und facettenreich gestaltet hat.
Sehr schön ist die Liebesgeschichte, die nur eine kleine Rolle im Plot einnimmt und nicht übermäßig viel Platz beansprucht. Sie entwickelt sich völlig anders, als ich zu Beginn erwartet habe, aber sie passt perfekt in die Handlung hinein. Mehr möchte ich Euch jedoch nicht verraten.
Die Story hat von Anfang an ein gutes Tempo und der Spannungsbogen steigt im Laufe der Handlung immer mehr an. Es wurde zu keinem Zeitpunkt langweilig.
Letztendlich blieben am Ende jedoch ein paar Fragen offen. So wurde der Grund, weshalb Likah ihr Elternhaus verlassen musste, am Ende zwar erklärt, doch mir reichten die Erläuterungen nicht ganz. Auch ist mir nicht richtig klar geworden, welchen Zusammenhang es zwischen der Handlung und dem Tod von Saaid gibt und was Arkin letztendlich damit bezweckt hat, Likah als Schülerin zu nehmen.
Fazit
Die Autorin hat mit ihrem Buch, „Die Erbin des Windes“ ein tolles Debüt geschrieben. Auch wenn es ein paar kleine Schwächen gibt und es mir ein wenig an Tiefe gefehlt hat, konnte Lucinda Flynn mich mit der Storyline und ihrer eloquenten Ausdrucksweise überzeugt.
Ich hoffe, dass ich noch viel von der Autorin lesen werde! Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung

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