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Veröffentlicht am 11.09.2021

Von zwei Freunden, die mehr als nur "Neutren" füreinander sind

Boston College - Nothing but You
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Achtung, Spoiler!

Auf den ersten Blick hat Beck alles, was man sich in seinem Alter wünschen kann: Er geht nicht nur in seinem Studium auf, sondern ist auch ein beliebter Eishockeyspieler und bringt (fast) ...

Achtung, Spoiler!

Auf den ersten Blick hat Beck alles, was man sich in seinem Alter wünschen kann: Er geht nicht nur in seinem Studium auf, sondern ist auch ein beliebter Eishockeyspieler und bringt (fast) jede Woche ein neues Mädchen mit nach Hause. Und er hat Lyla, seine beste Freundin, die er selbst heimlich als seine "Pause vom Leben" bezeichnet. Doch nicht einmal Lyla weiß von Becks Familienhintergrund, der den jungen Studenten mehr, als er es sich selbst eingesteht, belastet.

Der Young-Adult-Roman "Nothing but you" ist der Auftakt der Boston-College-Reihe von der Autorin Cindi Madsen und nicht nur ein typischer "Wenn aus Freundschaft Liebe wird"-Roman. Vielmehr vereint das Buch die mitreißenden Geschichten der Außenseiterin Lyla Wilder und ihres besten Freundes Becks, die im Verlauf des Buches nicht nur zueinander, sondern auch ein Stück weiter zu sich selbst finden.

Es beginnt alles mit einem einfachen Entschluss nach einem miserablen Date: Lyla Wilder will sich verändern! Mit Hilfe ihres besten Freundes Beck verfasst sie eine Liste voller verrückter Tätigkeiten, die sie bis zum Abschluss des Semesters erledigt haben will - in der Hoffnung, aus ihrer Rolle als langweilige Streberin auszubrechen. Gleich macht sie an die Arbeit und überrascht Beck mit einem neuen Look, woraufhin der "seine" Lyla gar nicht mehr wiedererkennt. Ist dieses gutaussehende Mädchen wirklich seine kleine Streber-Freundin mit dem süßen Hippie-Look? Und warum fühlt er sich auf einmal körperlich so stark zu ihr hingezogen? Bald kann Beck die Gefühle für seine beste Freundin nicht mehr leugnen. Doch kann eine Beziehung zwischen ihnen überhaupt funktionieren - vor allem mit Becks Familiengeschichte?

Gleich mit den ersten Zeilen steht man mitten in der Geschichte. Dass man es als typische Außenseiterin nicht leicht hat, kenne ich aus eigener Erfahrung, sodass ich mich direkt mit der Protagonistin und ihrer misslichen Lage identifizieren konnte. Lylas oft naive, aber unheimlich warmherzige Weltsicht muss man einfach nur sympathisch finden. Umso schöner ist es zu wissen, dass sie mit Beck so einen guten Freund an ihrer Seite hat, den ich wegen seiner ständigen Sorge um "sein Mädchen" (Lyla) ebenfalls schnell ins Herz geschlossen habe. So ist von Anfang an die Spannung um die Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren groß, weil man sich für beide nur das Beste wünscht.

Der Schreibstil hat mich schlichtweg begeistert. Er ist flüssig, einfach zu verstehen und vermittelt durch die ständigen Perspektivwechsel zwischen Lyla und Beck das Gefühl, nicht nur eine Liebes-, sondern zwei Lebensgeschichten in einem zu lesen. Denn während Lyla durch das Abarbeiten ihrer Liste eine Menge Selbstvertrauen gewinnt und erkennt, dass man auch einen guten Mittelweg zwischen Studium und Spaß finden kann, merkt Beck, dass es nichts mehr bringt, vor seiner vorbestimmten Zukunft wegzulaufen. So sind in diesem Young-Adult-Roman Themen aus den verschiedensten Lebensbereichen junger Menschen eingearbeitet und eine wichtige Aussage wird klar: Probleme lösen sich am besten, wenn man sich ihnen gemeinsam stellt.

Fazit: Letztendlich kann ich den Roman "Nothing but you" an alle Heranwachsenden und Junggebliebenen nur weiterempfehlen. Er ist vielseitig, tiefgreifend und auf eine erfrischende Art und Weise sexy. Durch den leichten Schreibstil eignet er sich aber auch wunderbar als Nebenlektüre - ohne dass die großen Gefühle abhandenkommen. Ich bin mir sicher: Wer sich auf die Geschichte einlässt, dem wird sie definitiv ins Herz gehen. Mich zumindest hat sie so weit in ihren Bann gezogen, dass ich für ein paar Momente die Wirklichkeit um mich herum vergessen konnte.

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Veröffentlicht am 10.07.2021

Eine starke junge Frau auf der Suche nach ihren Wurzeln

A Different Blue
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„Und genau daraus besteht Geschichte. Aus einzelnen Geschichten. Der Geschichte einzelner Menschen.“ Wilson, ein junger Lehrer, der eigentlich Darcy heißt, brennt für sein Unterrichtsfach Geschichte. ...

„Und genau daraus besteht Geschichte. Aus einzelnen Geschichten. Der Geschichte einzelner Menschen.“ Wilson, ein junger Lehrer, der eigentlich Darcy heißt, brennt für sein Unterrichtsfach Geschichte. Er stellt seine Schüler vor die Aufgabe, ihre eigene Geschichte aufzuschreiben. Dabei reißt er unbeabsichtigt eine Wunde in der 19-jährigen Blue auf, die nie ganz verheilt ist. Als Kleinkind von der Mutter verlassen, fühlt sie sich heimatlos und versteckt sich hinter Oberflächlichkeiten. Doch Wilson erkennt, dass mehr hinter Blues Metaphern steckt, als sie zugeben möchte.

„a different Blue” von Amy Harmon ist mehr als ein bloßer Liebesroman. Das Buch erzählt tiefgründig die Geschichte der jungen Blue Echohawk, die in ihrem Leben schon Einiges durchgemacht hat. Ausgerechnet Darcy Wilson, ihr neuer Geschichtslehrer, wird bald ihr engster Vertrauter und hilft ihr, sich den Schatten ihrer Vergangenheit und damit auch denen der eigenen Zukunft zu stellen. Doch Blues Weg ist steinig und hält einige Überraschungen für sie bereit.

Der Schreibstil der Autorin hat mich von Anfang an gefesselt. Da der Roman aus Blues Augen in der Ich-Perspektive geschrieben ist, hatte ich nicht das Gefühl, die Geschichte einer anderen Person zu lesen, sondern fühlte mich in Blues Leben und ihre Gefühle hineinversetzt. Diese unmittelbare Gedankendarstellung erschwerte vor allem zu Anfang das flüssige Verständnis; umso mehr genoss ich sie aber, je weiter ich mit dem Lesen fortschritt. So lernt der Leser die anderen Figuren immer mit einem subjektiven Touch kennen und lieben.

Dass man Wilsons wahre Intentionen nicht von Anfang an erkennt, erhöht die Spannung der Liebesgeschichte zwischen den jungen Menschen. Dabei ist es nicht die Liebesgeschichte, die im Vordergrund des Buches steckt, wie der Klappentext es vermuten lässt. Tatsächlich plätschert die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Blue und Wilson im Großteil des Buches so dahin, während stattdessen immer mehr Geschichten aus Blues Vergangenheit auftauchen.
Es passiert, was der Titel des Buches erahnen lässt: Blue verändert sich. Ihre harte, äußere Fassade - die mich zu Anfang des Buchs stark fasziniert hat - beginnt zu bröckeln und aus der verletzten Jugendlichen wird eine verantwortungsvolle junge Frau. Auf diese Weise schafft es die Autorin, viele ernste Angelegenheiten tiefgründig und vielschichtig darzustellen, ohne dem Leser eine bestimmte Moralvorstellung aufzuzwingen.

Doch nicht nur die Entwicklung der Protagonistin spiegelt den Titel des Buchs wieder. Schon das Cover ist ein lichtdurchflutetes Kunstwerk aus Wasserfarben in den schönsten Blautönen und erweckte in mir erst das Interesse an diesem Roman. Die Kapitel sind passend zum Inhalt nach verschiedenen Stimmungen der Farbe Blau benannt; und obwohl mir manche Blautöne doch eher wie Neologismen vorkommen, vermitteln sie bereits einen subjektiven Eindruck des Fortgangs der Geschichte.

Zusammenfassend möchte ich hervorheben, dass Amy Harmon trotz kleinerer Schwächen vor allem zu Beginn der Handlung - hier fehlten mir etwas Spannung und Realitätsnähe - eine wunderbar mitreißende und facettenreiche Geschichte für alle Heranwachsenden und am Leben Interessierten gelungen ist. Eine Geschichte, die zeigt, dass es DEN richtigen Lebensweg nicht gibt und jeder für sich selbst über seine eigene Lebensgeschichte bestimmen kann.

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Veröffentlicht am 22.05.2021

Eine Nordseeinsel mit (Lese-)Potenzial!

Die Walfängerin von Borkum
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Achtung, Spoiler!

Eine einsame Insel, zwei Brüder und ein Traum: Kommandeure einer Walfänger-Flotte zu werden. Doch ein schrecklicher Unfall vereitelt den Plan des jüngeren Nils. Als sein Bruder Joris ...

Achtung, Spoiler!

Eine einsame Insel, zwei Brüder und ein Traum: Kommandeure einer Walfänger-Flotte zu werden. Doch ein schrecklicher Unfall vereitelt den Plan des jüngeren Nils. Als sein Bruder Joris Jahre später stolz auf seine erste Walfangtour aufbricht, bleibt Nils auf Borkum zurück. Er hat eine Aufgabe: auf Joris‘ Verlobte Fenja und ihre kleine Schwester aufzupassen, denn die beiden schweben in großer Gefahr …

Der historische Roman „Die Walfängerin von Borkum“ von Claudia Schirdewan entführt den Leser in das Jahr 1653 und die raue Kulisse der kleinen Nordseeinsel Borkum. Er erzählt die Geschichte der jungen Fenja, welche sich, vom frühen Tod ihrer Mutter gezeichnet, hingebungsvoll um ihren alkoholabhängigen Vater und die Schwester Sina kümmert. Bereits als Kind hat sie ein enges Verhältnis zu Joris und seinem Bruder Nils, doch während Letzterer für sie ein Freund bleibt, entwickelt sich zwischen ihr und dem drei Jahre älteren Joris eine tiefe Liebe.

Schon zu Beginn des Buchs gelingt es der Autorin, die großen Träume der drei jungen Menschen zu zeichnen. Die Liebe zwischen Fenja und ihrem Verlobten scheint dabei unsichtbar über jedem Wort zu schweben; so als ob man nur die Hand ausstrecken brauchte, um sie zu greifen. Es wird klar, welche emotionale Sicherheit Joris der zunächst vorsichtigen und ängstlichen Fenja bietet. Umso schlimmer erleben wir auch den Schmerz mit, als sie den Verlobten auf das weite Meer ziehen lassen muss - zumal Sina in Gefahr schwebt, denn der auf ganz Borkum bekannte Walfänger Gerrit Hansen hat ein Auge auf das Mädchen geworfen. Und er zögert nicht, sich das zu holen, was er haben will. Zum Glück steht Fenja Joris‘ jüngerer Bruder zur Seite, den der Leser durch mehrmalige Wechsel der Erzählperspektive langsam besser kennenlernt.

Auch wenn im Roman die Geschichte der jungen Fenja im Mittelpunkt steht, muss ich zugeben, dass mich der Charakter von Nils oft mehr in den Bann gezogen hat. Nils ist zu einem gebrochenen Mann herangewachsen und wird durch den Erfolg des Bruders schmerzhaft an seinen für immer verlorenen Traum erinnert. Lebhaft habe ich seinen Verlust nachspüren können, ebenso wie die verhängnisvollen Entscheidungen, welche er im Verlauf der Geschichte trifft.

Hingegen entwickelt sich Fenjas Charakter eher schleppend. Immer wieder verfällt die Protagonistin in ihre Unsicherheit zurück, was das Erlebte aus ihrer Perspektive tragischer erscheinen lässt, im Allgemeinen jedoch etwas enttäuschend ist. Aufgrund des Covers und des Klappentextes hätte ich vermutet, dass sie sich mehr behaupten und nach weiteren Lösungsansätzen suchen würde. Stattdessen stagniert die im ersten Teil des Buchs aufgebaute Spannung im Mittelteil nach der Verkündung von Joris‘ Tod. Hier hätte ich mir mehr überraschende Wendungen oder Ortswechsel gewünscht, welche manche Geschehnisse weniger voraussagbar gemacht hätten.

Stilistisch wiederum gelingt es der Autorin mit bildhafter Sprache immer wieder aufs Neue, eine sehr realistische Atmosphäre zu kreieren. Besonders die zeittypischen Formulierungen und Denkweisen in der erlebten Rede mancher Figuren haben mich beeindruckt. Dennoch ist das Buch sehr verständlich und nachvollziehbar geschrieben, was es zugleich zu einer leichten Lektüre für Zwischendurch sowie einem interessanten Leseerlebnis an langen Abenden macht.

Um zu einem Fazit zu kommen, kann ich sagen, dass mich der Roman in Teilen begeistert hat. Sprachlich und atmosphärisch ist der Autorin ein großartiges Werk gelungen. Die Handlung und der Konfliktverlauf haben mich nicht zu hundert Prozent gefesselt; und auch die von mir aufgrund des Buchtitels erwartete Botschaft, dass man sich bereits vor vier Jahrhunderten als mutige Frau behaupten konnte, hat mich nicht erreicht und hätte meiner Meinung nach stärker ausgebaut werden können. Ebenso fehlten mir für einen historischen Roman reale historische Bezugspunkte, die dem Lesen der Geschichte an sich jedoch keinen Abbruch getan haben.

Ungeachtet meiner Kritikpunkte besitzt der Roman eine Menge Potenzial und ich kann ihn mit einem guten Gewissen an Freunde der großen Lesegefühle weiterempfehlen.

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