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InaVainohullu

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Veröffentlicht am 27.04.2017

Für mich wars ein rundum perfektes FInale !

Das Juwel – Der Schwarze Schlüssel
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Wenn man weiß, das man den letzten Band einer Reihe in den Händen hält und sich bald von lieb gewonnenen Charakteren und einer großartigen Geschichte trennen muss, dann schwingt da nicht nur Wehmut mit, ...

Wenn man weiß, das man den letzten Band einer Reihe in den Händen hält und sich bald von lieb gewonnenen Charakteren und einer großartigen Geschichte trennen muss, dann schwingt da nicht nur Wehmut mit, sondern die Erwartungen an diesen finalen Band sind unglaublich hoch.
Zumindest ist das bei mir so, denn ich erwarte einfach, das eine phänomenal gut erzählte Reihe, die mich von Anfang an begeistern konnte, sich am Ende noch einmal steigert und mich vor allem zufrieden zurücklässt.

Amy Ewing ist dies mit ihrem finalen Band "Der schwarze Schlüssel" vollends geglückt. Sie hat mich nicht nur sofort zurück ins Geschehen katapultiert, sondern noch einmal für jede Menge Überraschungen gesorgt, die Spannung bis zum Schluß hoch gehalten und die Geschichte in einem wirklich fulminanten Showdown zu einem Abschluß gebracht, der mich mit einem absolut guten Gefühl zurücklässt.

Wer die Reihe noch nicht gelesen hat, der möge den nächsten Absatz bitte überfliegen, da ich Spoiler nicht komplett ausschließen kann !!!

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In "Der schwarze Schlüssel" erleben wir alles was geschieht, aus Sicht von Violet, deren Kräfte sich mittlerweile noch gesteigert haben und die zu einer wichtigen Figur für den Widerstand geworden ist. Sie soll die Paladininnen, die Surrogate, im Kampf gegen den Adel anführen, sie leiten und gemeinsam mit ihnen die große Mauer die das Juwel umgibt, zum Einsturz bringen.
Doch sie muss auch ihre Schwester Hazel retten, die von der Herzogin am See entführt wurde und Violets Platz als Surrogat einnehmen soll.
Violet ist hin- und hergerissen, einerseits will sie ihre Schwester beschützen, andererseits will sie ihren Freunden und dem Widerstand helfen.
Doch wenn sie im Juwel auffliegt, dann ist alles verloren....
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Weiter will ich auf die Handlung gar nicht eingehen. Allerdings kann ich sagen, das es, auch wenn die Geschichte jetzt abgeschlossen ist, vielleicht doch noch Stoff für das ein oder andere Sequel geben könnte. Beispielsweise würde ich mich sehr darüber freuen, etwas über Ash zu lesen. Denn der ficht in diesem Band seinen ganz eigenen Kampf auf. Schon in Band 2 haben wir erlebt, wie nutzlos er sich fühlt und wie sehnlich er sich wünscht den Widerstand zu unterstützen und einfach mehr zu sein, als ein Gefährte. Im dritten Band bekommt er seine Chance, doch leider bekommt man die als Leser nur am Rande, durch ein paar wenige zusammenfassende Sätze, mit. Das fand ich ein bisschen schade. Einerseits. Andererseits fand ich es aber auch gut, das sich Amy Ewing auf Violets Sicht beschränkt hat. Das garantiert nämlich einen durchweg angenehmen Lesefluß.

Was mir außerdem sehr gut gefallen hat war die Entwicklung der Charaktere. Allen voran natürlich Violet, die ja von Anfang an schon immer eine tapfere und mutige Kämpferin war, bereit sich gegen den Adel aufzulehnen.
In diesem letzten Band ist sie sehr zwiegespalten, macht sich viele Vorwürfe, zeigt zwischen den Zeilen ihre Angst und ihre Zweifel, doch als es darauf ankommt, wird sie von ihrem starken Willen und ihrem Mut getrieben und tut letztendlich immer das was richtig ist.
Auch die Nebencharaktere entwickeln sich und die Ansichten der ein oder anderen Figur werden zur Überraschung.

Wie schon in den beiden Vorgängerbänden fliegt man auch in diesem letzten Band viel zu fix durch die Seiten und das Ende kommt viel zu schnell und definitiv mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Fazit:

Für mich war "Der schwarze Schlüssel" ein perfektes Finale der Trilogie um Violet Lasting und das Juwel !

Amy Ewing fesselt von der ersten Seite an, begeistert durch fantastische Elemente und eine immerwährende Spannung, durch großartige, facettenreiche Charaktere und bringt ihre Trilogie in einem fulminanten Showdown zu einem würdigen Abschluß, der mich glücklich zurück lässt.

Veröffentlicht am 25.04.2017

Wunderbar authentisch erzählte Geschichte über die Hoffnung und den Wunsch nach Familie, Zugehörigkeit und Glück !

Der Himmel über Appleton House
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Wenn man an Geschichten denkt, die in Waisenhäusern oder Kinderheimen spielen, dann hat man als Erstes doch irgendwie immer ein ganz anderes Jahrhundert und eher grausige Zustände im Sinn. Genau deshalb ...

Wenn man an Geschichten denkt, die in Waisenhäusern oder Kinderheimen spielen, dann hat man als Erstes doch irgendwie immer ein ganz anderes Jahrhundert und eher grausige Zustände im Sinn. Genau deshalb hatte ich eine solche Geschichte auch in "Der Himmel über Appleton" erwartet.

Doch schon auf den ersten Seiten wurde ich eines Besseren belehrt und positiv überrascht, denn die Geschichte spielt in den 1980er Jahren in London.

Ira, die eigentlich Miracle heißt, aber nicht gerne so genannt wird, weil sie mit ihren 10 Jahren schon lange nicht mehr an Wunder glaubt, und ihr Bruder Zac sind es gewohnt von einer Pflegefamilie zur Nächsten zu ziehen.
Als die aktuellen Pflegeeltern sich nicht mehr kümmern können, kommen sie ins "Skilly House". Ein Londoner Kinderheim.
Dort ist es aber wider Erwarten gar nicht so schrecklich, wie man als Leser im Vorfeld vielleicht befürchtet hat.
Die Kinder leben sich recht schnell ein, erfahren durch die Betreuerin Hortense und den Hausmeister Silas so etwas wie Familie und Liebe, sie schließen eine eigentümliche Art von Freundschaft mit den anderen Kindern.
Eigentümlich deshalb, weil man sein Herz besser nicht an Kinder hängt, die das Skilly House irgendwann sowieso wieder verlassen.

Und das tun sie. Scharenweise. Ira und Zac müssen lange Zeit zusehen, wie Kinder Kommen, aber vor allem Gehen, neue Familien, ein Heim und Geborgenheit erfahren.
Das tut weh, besonders Ira, denn auch sie wünscht sich einen Ort den sie ihr Zuhause nennen kann. Doch Geschwister zu vermitteln ist schwierig und Ira und Zac sind sich einig, das sie sich niemals voneinander trennen werden.

Als sie die Nachricht bekommen, das sie in die Ferien fahren dürfen und dort bei einer Frau namens Martha in einem Haus namens Appleton House wohnen, sind sie begeistert, aber auch ängstlich. Besonders Ira. Was geschieht, wenn sie sich nicht benehmen ? Wenn sie etwas versehentlich kaputtmachen ?
Zunächst läuft alles prima, doch dann leistet sich Zac einen fatalen Schnitzer, der ihr Glück gefährden könnte...

"Der Himmel über Appleton House" ist wie all seine königlichen Brüder und Schwestern ein ganz besonderer Schatz.
Es ist eine Geschichte über Hoffnung und Träume und über den Wunsch von Zugehörigkeit, aus dem Blickwinkel eines Kindes, das sich nichts sehnlicher wünscht als glücklich zu sein, sich geborgen zu fühlen und ein richtiges Zuhause zu haben.

Erzählt wird die Geschichte komplett aus Iras Sicht. Sie beginnt mit einem kurzen Vorwort das sie als erwachsene Frau verfasst hat, die auf die Zeit in Skilly House zurückblickt und wird dann zum Tagebuch einer 10-jährigen, die uns an ihrem Alltag im Kinderheim teilhaben lässt.
Die Kapitel sind recht kurz und der Schreibstil ist sehr kindlich gehalten, es wird nichts unnötig ausgeschmückt, was das Ganze noch authentischer für mich machte.

Mit Ira fühlte ich mich sehr verbunden, ich konnte mich gut in sie hineinfühlen und ihre Emotionen nachvollziehen. Sie ist ein tolles Mädchen, hat Talent zum Schreiben und Malen. Zacs Glück steht für sie immer im Vordergrund, wodurch sie für ihr Alter schon viel zu erwachsen und reif erscheint. Das sollte kein Kind sein.

Zac ist weniger ernst als Ira, aber die macht sich ja auch so viele Sorgen, das er sich eigentlich keine mehr zu machen braucht. Er ist ein absoluter Wildfang und sobald er nach draußen kommt, nicht mehr zu bremsen. Reden allerdings ist nicht so seine Stärke. Da wirkt er eher scheu und zurückhaltend.

Und dann ist da noch Martha. Martha ist einfach nur großartig, aber das solltet ihr beim Lesen selbst erleben :)

Bevor ich zum Fazit komme, möchte ich noch kurz vom Cover schwärmen.
Es ist so wunderbar stimmig und passt perfekt zur Geschichte. Eine besondere Überraschung erlebe ich bei den Königskindern außerdem immer dann, wenn ich sie aus ihren bezaubernden Schutzumschlägen befreie, denn darunter kommt immer ein ganz toll bedrucktes Buch zum Vorschein.
Im Fall von "Der Himmel über Appleton House" ist es der Blick in die Baumkrone durch die die Sonne blinzelt. Wunderschön.

Fazit:
"Der Himmel über Appleton House" von S.E.Durrant ist ein wundervolles, harmonisches Königskind. Eine wunderbar authentisch erzählte Geschichte, voller Hoffnung und dem Wunsch nach Glück und Zugehörigkeit.

Veröffentlicht am 20.04.2017

Ein spannender, dystopischer Thriller mit etwas eigenwilligem, aber großartigem Erzählstil

Marthas Widerstand
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Stell dir vor, du lebst in einer Welt, in der es kein Rechtssystem mehr gibt, wie wir es kennen. In der es keine Beweisführung mehr gibt und in der die Reichen, die Mächtigen und Korrupten entscheiden, ...

Stell dir vor, du lebst in einer Welt, in der es kein Rechtssystem mehr gibt, wie wir es kennen. In der es keine Beweisführung mehr gibt und in der die Reichen, die Mächtigen und Korrupten entscheiden, wer zum Tode verurteilt wird und wer leben darf.

In dieser Welt lebt Martha. In einem London irgendwo in der Zukunft, in der der arme Teil der Bevölkerung in den Wolkenkratzern sich irgendwie über Wasser halten muss, während die Reichen in den Avenues in Saus und Braus leben und über die "Kleinen" richten.

Es gibt in dieser Welt kein normales Rechtssystem mehr. Stattdessen werden Menschen, die man des Mordes bezichtigt in ein Zellensystem gesteckt. 7 Zellen an der Zahl. Jeden Tag wechselt man die Zelle und die Bevölkerung stimmt in einer TV Show darüber ab ob man schuldig oder nicht schuldig ist. Schuldig bedeutet, das am Ende, in Zelle 7 der Tod auf einen wartet.

"Ich kann die Märtyrerin sein."

Martha wird des Mordes am beliebtesten Wohltäter der Stadt bezichtigt. War sie nur zur falschen Zeit am falschen Ort oder hat sie ihn wirklich umgebracht ? Sie selbst plädiert auf schuldig, denn sie weiß das es im Endeffekt keine Rolle spielt was sie sagt, man wird sie so oder so verurteilen, denn die Leute die das Spiel bestimmen sind korrupt. Eine machtgeile Gesellschaft, die sich selbst reinwäscht und andere, die Schwächeren, für ihre Vergehen bluten lässt.

Dies muss SIE ändern ! Die Welt da draußen muss erfahren, was wirklich hinter diesem perfiden System steckt und sie muss dies außerdem tun, um die Menschen die sie liebt zu schützen.

Meinung:
Wäre ich bei diesem Buch nur nach der Optik gegangen, dann wäre es wohl niemals in meinem Besitz gelandet, denn ehrlich gesagt finde ich es ziemlich hässlich. Dabei ist das natürlich Quatsch, denn schließlich kommt es bei Büchern, wie wir alle wissen, immer auf den Inhalt an.
Und der sprach mich, rein vom Klappentext her, schon ziemlich schnell an.

Die Idee war für mich einfach neu und deshalb faszinierend und auch schockierend ! Eine TV Show in der man über Leben und Tod bestimmt ? Absurd !
Wenn man allerdings die Geschehnisse in der großen weiten Welt beobachtet, dann ist es vielleicht gar nicht so abwegig, das es solche Dinge in der Zukunft einmal geben mag, wo doch gerade so viele Irre an der Macht sind und es so viel Hass überall gibt !

Kerry Drewery hat das in ihrem Roman ziemlich gut eingefangen, denn das Volk dürstet regelrecht nach Hinrichtungen. Ob der Beschuldigte hierbei Schuldig oder nicht schuldig ist, interessiert eigentlich niemanden mehr. Es geht eher um die Sensationsgeilheit und das Gefühl von Macht, das man empfindet, wenn man telefonisch für Leben oder Tod abstimmt.

Sowohl Setting als auch Inhalt sind sehr düster gehalten und der Schreibstil ist speziell, aber wirklich großartig.

Zum einen erleben wir Marthas Tage in der Zelle in der 1. Form. Sie erzählt was gerade mit ihr passiert, lässt uns an ihren Gedanken teilhaben, die durch die Umstände in den einzelnen Zellen manchmal etwas ungefiltert und konfus daherkommen, so aber die Situation noch einmal bewusster machen.
In ihren Gedanken blickt sie außerdem immer wieder zurück auf die Anfänge dieser ganzen Farce und so ergeben die einzelnen Fragmente nach und nach ein ganzes Bild und der Leser erkennt was hinter allem steckt.

Die anderen Kapitel sind in der 3. Form geschrieben und befassen sich mit dem was außerhalb der Zellen passiert. Dabei beleuchten sie die TV Show, sowie die Gedanken und Handlungen von Protagonisten die teilweise ebenfalls tragende Rollen spielen, auf die ich hier aber nicht so sehr eingehen möchte, um Euch nicht unnötig zu spoilern. Eine dieser Figuren zu der ich aber doch kurz etwas schreiben möchte ist Eve Stanton.

Sie ist die psychologische Betreuerin des Systems. Früher war sie Staatsanwältin, doch seit das Rechtssystem abgeschafft wurde, ist sie die letzte Person zu der die Verurteilten eine Bindung aufbauen und ihr Herz ausschütten können. Sie sieht Martha einmal am Tag und merkt ziemlich schnell, das diese ein Geheimnis hütet. Sie spürt das Martha nicht schuldig ist und will ihr irgendwie helfen.
Für mich war Eve neben Martha eine der wichtigsten und charakteristisch stärksten Figuren in diesem Buch.

Der Plot entwickelt sich spannend und temporeich und endet in einem Finale in dem sich die Ereignisse nur so überschlagen.
Leider endet es aber auch mit einem klitzekleinen Cliffhanger, denn "Marthas Widerstand" ist kein, wie von mir angenommen, Einzelband, sondern der Auftakt einer Dilogie.

Band 2 ist laut Angaben im Buch für 2018 geplant.

Fazit:
Mich hat MARTHAS WIDERSTAND in vielerlei Hinsicht überrascht. Es ist eine gelungene Kombination aus Thriller und Dystopie, temporeich und spannend erzählt, die ich euch wirklich nur empfehlen kann, wenn ihr mal wieder nach ein bisschen Adrenalinschüben und Nervenkitzel lechzt.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Bitte lest dieses großartige, emotionale Werk !

Der Koffer
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Immer wieder gibt es Geschichten, die mich als Leserin wahnsinnig berühren, doch ich glaube noch niemals zuvor hat mich ein Buch, ja gar ein DEBÜTROMAN, innerlich so sehr zerrissen wie DER KOFFER von Robin ...

Immer wieder gibt es Geschichten, die mich als Leserin wahnsinnig berühren, doch ich glaube noch niemals zuvor hat mich ein Buch, ja gar ein DEBÜTROMAN, innerlich so sehr zerrissen wie DER KOFFER von Robin Roe.

Vor über zwei Wochen schon habe ich das Buch, nach nur ganz kurzer Lesezeit, beendet und nach wie vor weiß ich nicht wie ich all meine Emotionen in einer Rezension verpacken soll. Dieses Buch ist so wunderbar, aber auch so grausam, aufwühlend und dann wieder so unglaublich hoffnungsvoll. Es ist die GEFÜHLSACHTERBAHN von der man immer wieder redet, die man bis zu diesem Titel aber nur ansatzweise wirklich erfassen konnte. Das wird einem klar, wenn man erst einmal in Julians Geschichte eingetaucht ist.

Julian ist 14, er ist Waise und ein sehr introvertierter und schüchterner Junge, der von seinen Mitschülern, wenn überhaupt, nur als ein perfektes Opfer für Spott wahrgenommen wird. Er hat keine Freunde, verbringt seine Pausen zurückgezogen in einem Geheimversteck und alles was ihm von seinen Eltern geblieben ist, ist ein Koffer, ein paar Notizbücher seiner Mutter und die Erinnerungen an eine wohlbehütete und schöne Kindheit. Er lebt bei seinem schrecklichen Onkel, der ihm Tag für Tag zeigt wie nutz- und wertlos er ist.Sein ohnehin geringes Selbstwertgefühl schrumpft immer weiter.

Doch dann trifft er auf Adam. Adam, der nach dem Tod von Julians Eltern sein Pflegebruder war, der sich um ihn kümmerte. Ihre Wege hatten sich durch den Umzug zum Onkel getrennt und als sie jetzt wieder aufeinandertreffen, ist es Julian zunächst erst sehr unangenehm, denn er denkt, es sei seine Schuld gewesen, das sich Adam und seine Mutter nicht mehr bei ihm gemeldet haben.

Adam ist das krasse Gegenteil von Julian. Er ist locker, offen. Scheint bei seinen Freunden und auch bei den Lehrern beliebt. Adam geht auf die Menschen zu; so auch auch Julian. Die beiden nähern sich wieder an und Adam verbringt viel Zeit mit Julian, der nach und nach zum Teil von Adams Clique wird und sich dadurch immer weiter öffnet, der zuässt das man ihn wahrnimmt und der beginnt, das Leben wieder zu genießen.

Doch das Glück währt nur kurz, denn zuhause da lauert erdrückende Dunkelheit und ein grausames Monster. Julian kann sich niemandem anvertrauen, nicht einmal Adam. Doch der ist ein aufmerksamer Beobachter und merkt, das irgendetwas nicht stimmt...

Direkt auf den ersten Seiten entwickelt die Geschichte so einen derart krassen Sog, das man sich ihr nicht mehr entziehen kann und auch gar nicht will.
Robin Roe hat einen sehr ausdrucksstarken und bildhaften Schreibstil, sie verflicht sehr ernste, düstere Themen mit ganz viel Hoffnung, Glück und mit Freundschaft. Man wird in Licht und Schatten gehüllt, deren erbitterten Kampf man förmlich fühlen kann.

Ganz besonders gefallen hat mir auch die Charakterzeichnung. Hier hat sich die Autorin wirklich viel Mühe gegeben. Ich mochte besonders Adam sehr gerne. Er ist ein offener und hilfsbereiter, aber auch ziemlich aufmerksamer Mensch.

Außerdem gefällt mir gut, wie die Autorin sein ADHS einbringt. Er hat es zwar im Griff, fühlt sich gut, aber ich finde als Leser merkt man das er permanent hibbelig ist. Er kann einfach nicht stillsitzen und braucht immer Bewegung. Die Art wie Robin Roe das für den Leser hervorbringt, so das man es zwar deutlich spürt, es aber nicht im Vordergrund steht, finde ich großartig.

Bei Julian merkt man, wie er sich in Adams Gegenwart immer mehr entspannt und sich Sachen traut. Trotzdem wirkte er auf mich nie wie ein normaler 14-jähriger, sondern wie ein kleines Kind.

Es war wunderbar zu sehen, wie sich die Freundschaft zwischen den beiden Jungs entwickelt und wie sich Julian durch Adam und seine Clique immer weiter ins Positive verändert.

Das letzte Drittel des Buches war sehr schockierend und wahnsinnig beklemmend für mich und wird mich sicher auch noch eine ganze Weile beschäftigen.

Als Mutter bin ich bei solchen Wendungen ohnehin schon immer überempfindlich, aber die Situationen, die Julian hier erlebt und durchleiden muss, haben mein Mutterherz mehr als nur einmal gebrochen und das hatte auch immer wieder zur Folge, das ich beim Lesen mehrmals Weinen musste.

Ein kleiner Kritikpunkt, der allerdings meine Bewertung des Buches nicht schmälern wird, war eine Situation am Ende, die auf mich zu überzogen wirkte. Ich finde, man hätte das ein wenig realistischer lösen und abschließen können.

Fazit:

DER KOFFER von Robin Roe ist das wohl großartigste, emotionalste, bedrückendste, grausamste, perfekteste Debüt, das ich jemals gelesen habe ! Und das sind keine dahergesagten Phrasen, sondern es ist mein voller Ernst. Die Autorin hat hier eine Geschichte geschaffen, die mich nachhaltig noch lange beschäftigen und für immer einen Platz in meinem Leserherz haben wird.
Bitte bitte lest dieses Buch !

Anmerkung:
Die Geschichte ist zuweilen sehr hart und für mich kein Jugendbuch im klassischen Sinne. Ich würde eine Leseempfehlung erst ab 15 oder 16 aussprechen und sie nach oben hin definitiv offen lassen.

Veröffentlicht am 06.04.2017

Ein wunderbar feinhumoriges, intelligentes und spannendes Abenteuer, das man erleben muss !

Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans
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Sir Henry Montague, genannt Monty, ist das reinste Ärgernis für seinen ( furchtbaren ) Vater, denn obwohl sich der Spross für die Familiengeschäfte und Belange interessieren sollte, treibt er sich viel ...

Sir Henry Montague, genannt Monty, ist das reinste Ärgernis für seinen ( furchtbaren ) Vater, denn obwohl sich der Spross für die Familiengeschäfte und Belange interessieren sollte, treibt er sich viel lieber herum, schaut permanent zu tief ins Glas und fröhnt ganz ungeniert der Fleischeslust.
Als letzte Verwarnung und in der Hoffnung, das man den Spross vielleicht doch noch irgendwie erzieht, schickt man Monty, in Begleitung seines besten Freundes Percy und seiner Schwester Felicity, auf Cavaliersreise. Monty wäre aber nicht Monty, wenn er nicht, trotz eines Anstandswauwaus eine Party aus dieser langweilig angelegten Reise machen würde.
Schon in Paris schlittert er in Turbulenzen, die weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen....

Meinung:
Ich möchte nicht allzu sehr auf den Inhalt des Buches eingehen, da ich besonders in Bezug auf die Königskinder die Erfahrung gemacht habe, das man sie am besten selbst erlebt und genießt, ohne vorher allzu viel von der Geschichte zu wissen. Immer wieder erlebe ich an mir selbst, wie ich eines der Bücher im Regal ein wenig nach hinten schiebe, weil ich denke: "Ach, ich weiß nicht ob mich das so interessiert" und immer wieder werde ich dann überrascht, weil es mich wie im Fall von "Cavaliersreise" dann doch absolut und unausweichlich packt und nicht mehr loslassen will.

Mackenzi Lee schafft mit CAVALIERSREISE einen Roman, der ganz sicher nicht nur junge Leser begeistern und verzaubern wird.
Es ist eine feinhumorige, intelligente und vor allem spannende Abenteuerreise durchs wunderschöne Europa des 18. Jahrhunderts, in der Themen wie Homo-/Bi-Sexualität, die Frage nach Herkunft und Rang und ein heute nur schwer nachvollziehbares Frauenbild im Fokus stehen und dafür sorgen, das unsere herzallerliebst gezeichneten Protagonisten einer Menge Widerstände und Probleme trotzen müssen und sich auf dieser, stellenweise auch recht skurillen Reise, vor allem immer wieder selbst begegnen.

Monty, ach Monty. Er ist ein Protagonist, bei dem ich oft nicht wusste, ob ich ihn hassen oder lieben will. Er ist egoistisch, verhält sich gerade zu Beginn sehr rücksichtslos, er "säuft wie ein Loch", treibt sich in Spelunken herum und gerät durch seine tollpatschige Art immer wieder in ernste Schwierigkeiten.

Im Verlauf der Geschichte macht er eine wahnsinnig große Wandlung durch, die mich auf ganzer Linie begeistert und immer mehr für ihn eingenommen hat. Aber auch Percy hat sich ziemlich schnell einen Platz in meinem Herz sichern können und besonders Felicity hat mich total überrascht.

Was ich außerdem ganz großartig fand, war neben dem erfrischend altmodischen; irgendwie aber auch modernen und sehr bildhaften Schreibstil, die Vielfältigkeit der ernsten und auch heute wieder und immer noch brandaktuellen Themen die Mackenzi Lee in diese Geschichte einbringt und mit spannenden Abenteuern und auch ganz viel Romantik verbindet.

Ich kann, muss und will eine ganz klare Leseempfehlung aussprechen !
Ihr solltet CAVALIERSREISE wirklich unbedingt lesen.